Titel: | Ueber die Verbesserungen, welche man neuerlich bei Fabrication des Runkelrüben-Zukers eingeführt hat. Von Hrn. Dubrunfaut. |
Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. LXXXVII., S. 303 |
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LXXXVII.
Ueber die Verbesserungen, welche man neuerlich
bei Fabrication des Runkelruͤben-Zukers eingefuͤhrt hat. Von Hrn.
Dubrunfaut.
Im Auszuge aus dem Industriel. Dec. 1827. S. 65.
im Bulletin des Sciences
technol. N. 2. S. 126.
Dubrunfaut, uͤber Verbesserungen bei der Fabrication des
Runkelruͤben-Zukers.
Der Hr. Verfasser bestreitet im Eingange die Ansicht
derjenigen, die die Runkelruͤben-Fabrication in Europa, und namentlich
in Frankreich, nur als einen durch den Unsinn der Mauthsysteme erkuͤnstelten
Industriezweig betrachten; er stellt Thatsachen auf, die zur Erwartung berechtigen,
daß der Runkelruͤbenzuker in Frankreich bald zu demselben Gestehungspreise
gelangen kann, auf welchem er in den Kolonien steht, naͤmlich zu 2 bis 3 Sous
das Pfund.
Zum Beweise, daß der Bau der Runkelruͤben noch vieler Verbesserungen
faͤhig ist, fuͤhrt er die Abhandlung des Hrn. de Beaujeu auf, der versichert, 500 Kilogramm
(10 Zentner) Runkelruͤben-Wurzeln fuͤr 4 Franken (1 fl. 46 kr.)
liefern zu koͤnnen.
Die Aufbewahrung der Wurzeln scheint dem Verfasser die erste Klippe, an welcher die
Kunst scheitern koͤnnte, und auf welche Fabrikanten und Gelehrte ihr
Augenmerk vor Allem zu richten haben. Er erwaͤhnt eines Versuches des Hrn. Champannois, nach welchem man die
Runkelruͤben, um sie besser aufzubewahren, etwas troknen koͤnnte; dann
kann man sie aber nicht mehr reiben, sondern man muß sie in Dampf kochen, und in
Saͤken auspressen. Auf diese Weise erhaͤlt man 88 bis 90 p. E. Saft,
waͤhrend man aus den frischen zerriebenen Ruͤben nur 70 p. C. Saft
erhaͤlt. Dieser Versuch verdiente wiederholt zu werden; er waͤre, wenn
er sich bestaͤtigte, eine wichtige Verbesserung. Hr. Dubrunfaut empfiehlt auch Versuche mit
Schwefelsaͤure zur Aufbewahrung der Runkelruͤben, die wahrscheinlich
gelingen werden, weil es sich hier um Vorbeugung der Gaͤhrung handelt.
Viele Fabrikanten umgehen das Waschen der Runkelruͤben: man wuͤnscht
fernere Beobachtungen hieruͤber.
Das Zerreiben geschieht jezt beinahe uͤberall mit Reibmaschinen nach dem
Systeme von Thierry, wo die Wurzel so gegen das Reibzeug getrieben wird, daß die
Achse derselben in die Richtung des Halbmessers faͤllt: diese Bedingung
scheint nothwendig zu einer guten Reibung zu gehoͤren.
Das Pressen geschieht jezt allgemein mittelst hydraulischer Pressen, die durch einen
Pferdegoͤpel in Gang gebracht werden, und einen Druk von 2000 Kilogramm (40
Ztr.) auf das □ Decimeter geben. Dieser Druk reicht zu, um das Maximum von
Saft und nuͤzlicher Wirkung zu erhalten.
Das Abschaͤumen blieb bisher ohne Verbesserung: man bedient sich immer noch
des Kalkes allein, oder in Verbindung mit Schwefelsaͤure. Nach dem neuen
Dampfheizungs-Systeme vollendet man diese Arbeit auch mittelst des Dampfes in
zwei Kesseln, die aus zwei kugelfoͤrmigen Kappen bestehen, welche an ihren
Raͤndern vereinigt sind, und in der Mitte einen leeren Zwischenraum
lassen.
Die Verdikung oder Concentrirung geschieht in neuen Dampf-Apparaten, wodurch
viel Brennmaterial erspart wird.
Das Klaͤren und Filtriren blieb bisher beim Alten: es geschieht noch immer
mittelst Kohle, Ochsenblutes, und durch das Filtrum. Hr. Dubrunfaut macht uͤber Taylor's Filter dieselben
Bemerkungen, die er im Bulletin T. VIII. S. 152
vorgebracht hat. Das Kochen mittelst des Dampfes, welches die HHrn. Blanquet und Harpignies eingefuͤhrt haben, hat wunderbare Resultate
hervorgebracht, die jedoch noch immer die beste Aufbewahrung und vollkommenes
Abschaͤumen nothwendig machen. Hr. Dubrunfaut erwartet, daß die Anwendung des Dampfes zum Kochen noch
die Krystallisir-Gefaͤße uͤberfluͤßig machen wird.
Die Fabrikanten sind noch immer in ihren Ansichten uͤber die beiden
Krystallisations-Systeme, naͤmlich uͤber die langsame
Krystallisation des Hrn. Achard und die koͤrnige der Zuker-Raffineurs (crystallisation confuse des Raffineurs) getheilt. Hr.
Dubrunfaut nimmt leztere,
die bei der Dampfkochung immer moͤglich ist, sehr eifrig in Schuz; verwirft
aber die erstere nicht gaͤnzlich, und glaubt, daß man noch zusehen
muͤsse, ehe man hier mit Bestimmtheit entscheidet.
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Um zu sehen, ob Salpeter (salpetersaures Kali) im Safte der Runkelruͤben
vorhanden ist, empfiehlt Hr. Payen (ebendas. S. 128.) denselben bis zur Trokenheit abzurauchen,
und ein Gramm davon mit eben so viel Schwefelsaͤure zu behandeln, wo dann
salpetriges Gas sich entwikeln wird, wenn salpetersaures Kali darin enthalten war.
Man kann auch ein Pfund trokenen Syrup einaͤschern, und sehen, ob der
Ruͤkstand eine bedeutende Menge kohlensaures Kali enthaͤlt.
Um den Salpeter zu entfernen, darf man nur den Syrup krystallisiren, und mit der
gewoͤhnlichen Erde und Melasse, die allen Salpeter aufloͤst,
behandeln.