Titel: | Ueber eine bei dem Corps des Mines in St. Petersburg gemachte Erfindung, das Platin schmiedbar zu machen, von Hrn. J. Eichfeld. |
Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. CXXIV., S. 477 |
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CXXIV.
Ueber eine bei dem Corps
des Mines in St. Petersburg gemachte Erfindung, das Platin schmiedbar zu
machen, von Hrn. J.
Eichfeld.
Aus dem Bulletin des scienc. technol. April 1828, S.
280.
[Eichfeld's, uͤber eine bei dem Corps
des Mines in St. Petersburg gemachte Erfindung].
Bis zum Jahre 1810 pflegte man das Platin, um es schmiedbar
und zusammenhaͤngend zu machen, mit weißem Arsenik (arsenichter
Saͤure) zusammenzuschmelzen und die dadurch erhaltenen Stangen in heftigem
Feuer zu calciniren, um den Arsenik zu verfluͤchtigen; sie wurden sodann,
waͤhrend sie noch ganz heiß waren, mit Oehl getraͤnkt und nochmals
erhizt, um den noch zuruͤkgebliebenen Arsenik auszutreiben. Hierauf reinigte
man das Platin mit Salpetersaͤure, behandelte es sodann in der Waͤrme
mit destillirtem Wasser, worauf man es unter den Hammer brachte; man hat jedoch
dieses Verfahren aufgegeben, weil das wiederholte Calciniren viele Zeit in Anspruch
nimmt. Seit 1825 bearbeitet Hr. Bréant
Hr. Bréant in
Paris liefert auf Verlangen auch chemische Geraͤtschaften aus Platin,
welches weder Iridium, noch Palladium, Rhodium oder Osmium enthaͤlt,
und daher vielen Agentien laͤnger und kraͤftiger widersteht.
A. d. R. das Platin auf eine unbekannte Weise. Man gewinnt jezt eine
betraͤchtliche Quantitaͤt von diesem Metalle aus dem Uralgebirg in
Sibirien, und das Corps des mines in St. Petersburg
erhielt den Auftrag, verschiedene Versuche anzustellen, um es haͤmmerbar zu
machen, so daß man daraus Vortheil ziehen koͤnnte. Man erreichte diesen Zwek
auf folgende Weise. Aus dem in Koͤrnern vorkommenden Metall zieht man das
Eisen mittelst des Magnets aus; der Ruͤkstand wird mit Koͤnigswasser
behandelt; die Aufloͤsung wird von dem Saze abgegossen und zur Trokniß
verraucht, wobei salzsaures Platin im Ruͤkstande bleibt; lezteren
loͤst man in warmem Wasser auf und filtrirt die Fluͤßigkeit nach dem
Erkalten, worauf man sie mit einer Aufloͤsung von salzsaurem Ammoniak
niederschlaͤgt, wodurch man salzsaures Ammoniakplatin erhaͤlt. Dieses
Pulver wird oͤfters ausgelaugt, und nach dem Troknen, in einem
thoͤnernen Gefaͤße calcinirt. Man erhaͤlt dadurch Platin im
Zustande einer schwammigen Masse; diese wird mit ein wenig Salzsaͤure
gekocht, mit heißem Wasser ausgelaugt und getroknet. Die so zubereitete Masse wird
kalt in eine eiserne Form (moule) von
zwekmaͤßiger Große gebracht, die rund ist oder von beliebiger Gestalt seyn
kann. Eine runde Form kann jedoch besser gehandhabt werden. Darin comprimirt man nun
das Platin mittelst einer Schraubenpresse, wodurch man eine compacte,
metallischglaͤnzende Platte erhaͤlt.
Diese Platte ist noch nicht schmiedbar; um ihr diese Eigenschaft zu ertheilen, erhizt
man sie bis zum Weißgluͤhen, und bringt sie in diesem Zustande noch einmahl
in die Presse; dadurch wird die ganze Masse zusammenhaͤngend und vollkommen
dehnbar.
In Folge dieser Erfindung ließ die Direction des mines
das Platin zum Verkauf ausbieten; wer solches zu kaufen wuͤnscht, muß sich an
das Corps des mines oder die Muͤnze in St.
Petersburg wenden; die Preise sind folgendermassen festgesezt:
Metall in rohem Zustande, der Solotnik96 Solotnik geben ein russisches Pfund. 400 russ. Pfunde geben 73,028 Pfund
Wiener Gewicht. A. d. R. zu 3 Rubel; in Stangen, Barren und Draht u.s.w. zu 5 Rubel. Die Stangen und
Barren werden auf Verlangen von beliebiger Groͤße geliefert: das Platin dient
zur Verfertigung von chemischen Gefaͤßen, verschiedenen Instrumenten,
Tafelgeschirren, Messern, Loͤffeln, Uhrenketten u.s.w.Man sollte sich wohl huͤten, das Platin zu Bijouteriearbeiten,
Messern, Loͤffeln u. dgl. zu umarbeiten, sondern dieses kostbare und
seltene Metall ganz fuͤr chemische Geraͤtschaften reserviren,
wozu es vorzuͤglich wegen seiner Unschmelzbarkeit durch kein anderes
ersezt werden kann. – Der Bulletin
bemerkt in einer Note, daß das angegebene Verfahren in Frankreich bekannt
sey und daselbst angewandt werde. In England hat man jedoch schon
fruͤher als in Frankreich das schwammige Platin bloß durch Schweißen
zu Blech zu verarbeiten angefangen, und die Behandlung desselben mit Arsenik
aufgegeben, weil von diesem die lezten Spuren nicht mehr ganz ausgetrieben
werden koͤnnen, weßwegen solches Platinblech bei laͤngerem
Gebrauche leicht Risse bekommt. A. d. R. (Journal d'Odessa, Aug. 1827, N. 63.)