Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 28, Jahrgang 1828, Nr. CXXVI., S. 480
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CXXVI. Miszellen. Miszellen. Verzeichniß der in London vom 3. bis 29. April 1828 ertheilten Patente. Dem Charles Harsleben, Esq. in New Ormond Street in der Grafschaft Middlesex: auf Verbesserungen an den bei der Schiffart gebraͤuchlichen Maschinen, besonders solchen, welche zum Forttreiben der Schiffe und anderer schwimmenden Koͤrper dienen; diese Verbesserungen sind auch noch zu anderen Zweken anwendbar. Dd. 3. April 1828. Der Lemuel Wellman Wright, Mechaniker in Weber Street, Lambeth, in der Grafschaft Surrey: auf eine Verbesserung oder Verbesserungen in dem Bau von Fuhrwerken und an der Maschinerie, welche man zum Forttreiben, Ziehen oder Bewegen der Fuhrwerke braucht. Dd. 15. April 1828. Dem John Gottlieb Ulrich, Chronometerverfertiger in Cornhill, in der City von London: auf Verbesserungen an Chronometern, Dd. 19. April 1828. Dem William Marshall, Scheerenfabrikant, in Fountain-Grove, in der Pfarrei Huddersfield, in der Grafschaft York: auf Verbesserungen an Tuchscheermaschinen. Dd. 26. April 1828. Dem Thomas Breidenbach, Kaufmann in Birmingham, in der Grafschaft Varwick: auf eine Maschine oder eine mit Huͤlfe einer Maschinerie verbesserte Verfahrungsweise, Roͤhren oder Staͤbe zu formen oder zu verfertigen, die auch zu anderen Zweken dient. Dd. 26. April 1828. Dem James Griffin, Sensenfabrikant in Withy Moor Works bei Dudley, in der Grafschaft Worcester: auf eine Verbesserung in der Fabrikation von Sensen, Sicheln und Gartenmessern. Dd. 26. April 1828. Dem John James Watt, Chirurg in Stracey Street, Stepney, in der Grafschaft Middlesex: auf die Anwendung eines gewissen chemischen Praͤparates, um thierische Gifte zu zerstoͤren und ihre nachtheiligen Wirkungen zu vernichten. Dd. 29. April 1828. Dem Charles Carpenter Bompas, Esq. in dem Inner Temple: auf Verbesserungen im Forttreiben von Dampfwagen, wandelnden Dampfmaschinen, Dampfbothen und anderen Fahrzeugen. Dd. 29. April 1828. (Aus dem Repository of Patent-Inventions. Juni 1828, S. 395.) Neu erfundene Metallabsonderungs- und Schlaͤmmmaschine. Als eine Erfindung, welche unbestreitbar sehr wichtige Resultate herbeifuͤhren kann, daher die Aufmerksamkeit der Regierungen und aller Privatbergbau-Gesellschaften insbesondere verdient, bezeichnen wir den oben benannten neuen Apparat, welcher die edeln Metalle, als Gold und Silber, ersteres sowohl vom Sande aus Fluͤssen, als aus gepochten Erdschollen, und lezteres sogar vom Schleif; ferner die edeln Steine, dann auch Kupfer, Blei, Zinn u.s.w. nicht allein auf eine aͤußerst oͤkonomische und prompte, sondern auch auf eine ungewoͤhnlich ergiebige Weise absondert, vorzuͤglich aber die Gold- und Silbergewinnung beabsichtigenden Arbeiten, in einem so hohen Grade erleichtert, daß man den Nuzen fuͤglich zehnmahl ergiebiger als denjenigen annehmen kann, den die alten und alle neueren Verfahrungsarten bis heutiges Tages abgeworfen haben, indem mittelst dieser Maschine durch zwei Menschen die Absonderung der Metalle, Halbmetalle und Mineralien aus einer großen Masse Sand oder Erde binnen einigen Minuten erreicht wird, und daher selbst auch der aͤrmste Goldsand oder Golderde u.s.w., deren Masse bisher nicht einmahl die Arbeitskosten hereinbrachte, einen großen Nuzen abwirft. – Da der Besizer dieser ErfindungHr. Adolph von Ossezky in Wien (durch seine patriotischen Bemuͤhungen bei der Zusammensezung der oͤsterreichischen National-Handelscompagnie ruͤhmlichst bekannt) hat mit seiner (seit kurzer Zeit noch wesentlich verbesserten) Metallabsonderungs- und Schlammmaschine in Gegenwart des Herausgebers dieses Journals, waͤhrend dessen juͤngster Anwesenheit in Wien und im Beiseyn mehrerer ausgezeichneter Personen und Sachkenner, Versuche anstellen lassen, deren Resultate obigen Bemerkungen vollkommen entsprachen. A. d. R. seit Kurzem Inhaber eines k. k. ausschließlichen Privilegiums, nach vielfaͤltiger Aufforderung, darauf eine Aktiengesellschaft errichten duͤrfte, so laͤßt sich erwarten, daß diese Aktien bei dem Gewinn, welchen eine solche reelle Unternehmung unter der Leitung sachkundiger und redlicher Maͤnner verspricht, sowohl im In- und Auslande sehr gesucht seyn werden. Um zu sehen, was solche Unternehmungen, im Großen ausgefuͤhrt, durch die Gewinnung der edeln Metalle oder mit anderen Worten des baaren Geldes zu Gunsten der Industrie und des Handels bewirken koͤnnen, wollen wir den Reichthum Verschiedener Laͤnder an Metallen, Erzen und Edelsteinen betrachten. Nennen wir vor allen die oͤsterreichische Monarchie! – Der Bergsegen, welcher Spanien in der alten Welt so beruͤhmt und maͤchtig gemacht hatte, ruht heut zu Tage uͤber Ungarn und Siebenbuͤrgen, welches die reichhaltigsten und ergiebigsten Silberbergwerke Europa's besizt; beinahe in allen Baͤchen und Fluͤssen Siebenbuͤrgens ist Waschgold. In beiden Laͤndern Blei, Kupfer, Zinn u.s.w., auch ein großer Reichthum an kostbaren Mineralien, als Diamanten und Amethisten, Granaten, Chalcedonen, Onyxen, Carneolen und Achaten, Jaspisen und Porphyren u.s.w. – Boͤhmen hat Gold, Silber, Blei, Zinn, Kupfer u.s.w.; von Edelsteinen: Saphire, Topase, Amethisten, Hyacinthen und sehr reine Granaten, dann andere schaͤzbare Mineralien, als: Jaspise, Achate, Chalcedone, Carncole. Die Bergwerke in Tyrol liefern Gold, Silber, Kupfer, Blei, auch findet man daselbst Edelsteine. Steiermark hat großen Reichthum an Bergwerken, die Silber, Kupfer, Blei u.s.w. enthalten. Auch in Maͤhren findet man Goldsteine und Silber, Blei und Edelsteine. Schlesien hat Goldsand, Kupfer, auch etwas Silber. – Deutschland ist uͤberhaupt nicht ohne ergiebige Silberbergwerke; Goldsand und Waschgold ist in einigen Fluͤssen dieses Landes, als dem Rhein (bei Germersheim und Setz wird Gold aus dem Sande desselben gewaschen), der Elbe, Mulde u.s.w. Rußlands reichhaltige Gold-, Silberund Kupferbergwerke sind allgemein bekannt. Schweden hat in Westmanland und Smoland sehr ergiebige Silber- und Goldbergwerke. In Norwegen, welches so reich an Metallen und Mineralien ist, waren im 16ten Jahrhundert verschiedene goldhaltige Bergwerke im Gange, die jezt nicht mehr bearbeitet werden. Spanien hat außer seinen reichen Erzen eine große Ausbeute an Edelsteinen, als Rubinen, Amethisten u.s.w. Portugal hat viel Silber: der Tajo fuͤhrt Gold mit sich. Frankreich hat viele Silbergruben. Italien hat in dem Thale Vallensasco, in Neapel und Sizilien einige Goldgruben. So erfreulich uͤbrigens die oben erwaͤhnten Proben ausfallen, so ist doch gewiß, daß sich nur dann ein bedeutender und allgemeiner Nuzen von dieser Maschine erwarten laͤßt, wenn moͤglichst betraͤchtliche Kraͤfte aufgeboten und das so hoffnungsreiche Unternehmen im Großen betrieben wuͤrde! –Es ist zu wuͤnschen, daß Hr. von Ossezky, der Eigenthuͤmer der genannten Maschine, in seinem Unternehmen durch Abnahme vieler Aktien unterstuͤzt wird, und seine Uneigennuͤzigkeit laͤßt erwarten, daß er sowohl Regierungen als Privaten, welche sich an ihn wenden, sehr billige Bedingungen machen wird. – Bei dieser Gelegenheit glauben wir bemerken zu muͤssen, daß zu Folge einer Verordnung Sr. k. H. des Großherzogs von Coburg vom 14. Mai d. J. zwoͤlf Jahre lang, vom ersten Juni d. J. angefangen, jaͤhrlich 9000 Gulden zur Aufmunterung des Bergwerksbetriebes im Großherzogthum fuͤr Praͤmien verwandt werden sollen. (Journal de Francfort, 30. Mai 1828, N. 151.) A. d. R. Ueber S. Brown's Triebrad mittelst leeren Raumes, woruͤber wir im polyt. Journ. B. XV. S. 129 Nachricht gaben, kommt jezt auch im Repertory of Patent-Inventions, Mai, S. 306, eine Kritik vor, die die Ansicht des London Journal of Arts bestaͤtigt, daß diese Maschine durch die neueren Verbesserungen des Hrn. Brown nicht nur nichts gewonnen, sondern verloren hat. Ueber Church's Roͤhrengießerei haben wir B. 21. S. 195 Nachricht gegeben. Das Repert. of Patent-Invent. bringt dasselbe erst jezt, beruft sich aber auf die fruͤhere Kritik desselben im 1. Bande seiner gegenwaͤrtigen Series, S. 271. Windmuͤhle zum Pumpen auf Schiffen. Die Brig Hannah, Capt. Bartlett aus Plymouth, bekam in hoher See auf ihrer Ausfahrt ein Lek. 3000 Zuͤge an der Pumpe mußten in einer Stunde gethan werden, um das eindringende Wasser zu gewaltigen. Das Schiffsvoll war bereits erschoͤpft vom Pumpen, und das Schiff wuͤrde unvermeidlich untergesunken seyn, wenn nicht Capt. Bartlett die Idee gehabt haͤtte, eine Windmuͤhle an der Pumpe anzubringen; diese machte in einer Stunde 2461 Zuͤge, wenn der Wind stark blies, was hier der Fall war, denn es stuͤrmte beinahe 35 Tage lang. (Lond. Journ. of Arts. Mai 1828, S. 110.) Ueber das Ausweichen und Vorfahren der Wagen auf oͤffentlichen Eisenbahnen findet sich im Franklin-Journal: „Aus diesem in Gill's technolog. Journ. Mai. S. 304 ein sehr gut berechneter Aufsaz, in welchem die Nachtheile, die dadurch entstehen, daß man bei Eisenbahnen mit einem Geleise oͤfters ausweichen muß, zu einem Verluste von 1 Stunde 21 Minuten auf einer Fahrt von 12 Stunden bestimmt sind. Wenn man auf Eisenbahnen mit Doppelgeleise vorfahren will, so wird man auf einer Eisenbahn von 100 engl. Meilen 36 Mahl, in Einem Tage sich in diesem Falle befinden, und 36 Mahl des Tages um eine Achtel Meile zu kurz kommen. – Diese Berechnungen beruhen auf dem Grundsaze, auf welchem jede Eisenbahn beruht: daß naͤmlich taͤglich uͤber jede Eisenbahn 200 Tonnen erfahren werden muͤssen, (d.i. 4000 Zentner Waaren), wenn die Eisenbahn durch den von derselben zu nehmenden Zoll bestehen soll. – Man schlaͤgt also hier vor, die Plaͤze zum Ausweichen, und die Geschwindigkeit, mit welcher Lastwagen und Kutschen auf der Eisenbahn fahren muͤssen, so zu berechnen, das; die Wechsel- und Ausweichungs-Plaͤze genau an jenen Stellen sich finden, wo ausgewichen und vorgefahren werden muß, wenn die Kutschen und Wagen zur bestimmten Zeit abfuhren, und ihre Geschwindigkeit genau beobachteten. Hin so genau berechneter Plan ist in England und America ausfuͤhrbar, wo man im Leben nicht bloß mit Stunden, sondern mit Viertel-Stunden, geizt, und wo Alles den Werth der Zeit nach dem Grundsaze: Zeit gewonnen, Alles gewonnen, zu berechnen weiß. Patentregenschirme. Die Nr. 29. des Register of Arts and Journ. of Patent-Inventions und das Supplement zum 5. B. des Repertory of Patent-Inventions, S. 430 fuͤhren eine Erfindung eines englischen Meisters Staberl, Hrn. Joh. Gregor Hancock, zu Birmingham, an, fuͤr welche derselbe ein Patent nahm, und also 1500 fl. bezahlte, damit er allein das Recht hat, schlechte Regenschirme zu machen. Diese Erfindung besteht darin, daß Hr. Hancock, statt des Fischbeines oder der gespaltenen spanischen Roͤhrchen, Weidenruthen nimmt, durch deren Mitte er der Laͤnge nach elastische Metalldrahte durchzieht. Er lakirt sie dann außen wie Fischbein. – Die Elendigkeit dieser Patenterfindung ist zu einleuchtend, als daß wir ein Woͤrtchen hieruͤber zu verlieren brauchten: nur warnen wir das deutsche Publicum, wenn unsere Regenschirmfabrikanten uns mit solchem lakirten Fischbeine patentmaͤßig bedienen zu wollen geneigt seyn sollten, gegen solche gebrechliche Waare auf der Huth zu seyn. Ueber Samuel Pratt's Patent gegen Seekrankheit. Wir haben von diesem Patente zu seiner Zeit Anzeige gethan (polytechn. Journ. B. XXV. S. 233). Wir haben daselbst ein uns noch kraͤftiger zu wirken scheinendes Mittel vorgeschlagen, einen Haͤngeapparat nach Art desjenigen, in welchem der Compaß aufgehaͤngt ist. Es freut uns, daß das Repertory of Patent-Inventions in seinem lezten Hefte, dem Maihefte, S. 309, indem es an dem Erfolge des Patentmittels zweifelt, unseren empfohlenen Haͤngeapparat vorschlaͤgt, dessen Einrichtung ohnedieß jedem Seemanne von seinem Compasse aus bekannt ist. Patent-Panoramen-Malerei. Ein Hr. Prevost ließ sich zu Paris am 3. Junius 1816 ein Patent auf 10 Jahre fuͤr sein Verfahren bei Verfertigung von Panoramen ertheilen, welches in der Description des Brevets, B. 13. S. 5, und aus dieser in dem Repertory of Patent-Inventions mit einigen Anmerkungen der Redaction, Mai, S. 314 uͤbersezt ist. Es ist schwer zu sagen, was ungereimter ist, ein Patent auf so etwas zu nehmen oder zu geben. Mason's Verbesserung seiner Patentachsen und der Schmelztiegel. Wir haben Mason's Patentachsen nach Gill's techn. Repos. 10. B. S. 243, 11. B. S. 193 im polytechn. Journ. B. XXIII. S. 215 bekannt gemacht. Hr. Gill erzaͤhlt in seinem neuesten Maihefte, daß Hr. Mason seine Patent-Gußeisenbuͤchsen innenwendig mit vier Langenfurchen zur Aufnahme der Schmiere auch an den gemeinen Achsen mit dem besten Erfolge angebracht hat, und daß wenn beide gehoͤrig gehaͤrtet sind, man mehrere hundert Meilen mir denselben ohne alles Schmieren fahren kann. Um die Raͤder bei schlechtem Wege weiter von einander laufen zu lassen, hat er ein senkrechtes laͤngliches Loch durch die schraubenfoͤrmigen Enden der Arme der Achse angebracht, die Schraubenniete 6- oder 8ekig gemacht, und in jeder Eke ein Loch angebracht, so daß der Lohnnagel durch die Achse und das Niet zugleich geht, also jede Umdrehung der Schraube in 6 oder 8 gleiche Theile getheilt wird, wodurch die Raͤder weiter von einander gestellt und genauer als gewoͤhnlich befestigt werden koͤnnen. Hr. Mason hat zugleich auch die Schmelztiegel verbessert, indem er bei seinen eisernen Buͤchsen, die er sich selbst gießt, in einem und demselben Tiegel waͤhrend 60 Stunden ununterbrochener Arbeit zwei und dreisig Mahl geschmolzen, und mehr als 1600 Pfund Eisen aus demselben Tiegel gegossen hat. Ueber Eisen- und Stahlerzeugung in Indien. Hr. Gill liefert uns im Aprilhefte seines technol. Repos. S. 221 einen Auszug aus der interessanten, bei uns in Deutschland zu wenig bekannten und beachteten Reisebeschreibung des Hrn. Franz Buchanan (a Journey from Franc. Buchanan, M. D. 1807), in welcher die Art beschrieben ist, wie man in Indien Eisen gewinnt, schmilzt und Stahl erzeugt. Unsere Eisenhuͤttenmaͤnner werden zwar aus den von Hrn. Dr. Buchanan gegebenen Notizen nicht lernen, wohlfeileres oder besseres Eisen zu erzeugen; sie werden aber die Stufe kennen lernen, auf welcher die Eisenhuͤttenkunde noch jezt in Indien steht, die sich von dem Zeitalter Tubalkains noch nicht sehr entfernt zu haben scheint. Abhuͤlfe gegen das Rauchen der Schornsteine. Herr Mordan hatte einen Heerd mit einem Schornsteine, der untern sehr weit war und gewaltig rauchte. Um dieser Ungelegenheit abzuhelfen, verengerte er den Schornstein unten so, daß er bloß uͤber dem Roste einen senkrechten Zug anbrachte, der einen Fuß weit und hoch war, und in den Schornstein fuͤhrte. Vorne an dem Zuge brachte er einen Rahmen aus geschlagenem Eisen mit salzen an, in welchem sich ein Schieber aus Eisenblech auf und nieder schieben laßt. Dieser Schieber ragt uͤber das Feuer oder uͤber den Rost ungefaͤhr einen Quadratfuß weit hervor, und ist nach oben schief abgedacht; er ist mit einem Griffe versehen, mittelst dessen er in die Hoͤhe gehoben und herabgelassen werden kann. Wenn dieser Schieber oder Hut in die Hoͤhe geschoben ist, leitet er den Rauch in den Zug und in den Schornstein, da er an den Seiten geschlossen ist, und das Feuer brennt wie gewoͤhnlich, jedoch so, daß der Heerd nicht raucht. Wenn aber das Feuer anbrennen oder staͤrker brennen soll, laͤßt man den Hut herab beinahe bis auf den Rost, wodurch dann ein starker Zug auf das Feuer erzeugt wird, und dieses augenbliklich rasch zu brennen anfaͤngt. Die Seiten um den Rost sind ebenfalls mit Eisenblech geschlossen, so daß die Luft nur von vorne auf den Rost kann, und ruͤkwaͤrts den Rauch in die Hoͤhe treibt. Gill's technolog. Repos. Mai 1828. S. 299. (Unsere Leser werden sich an eine aͤhnliche Vorrichtung in der Ankerschmiede zu Chelsea erinnern.) Das Maͤrz-Heft des Franklin-Journal enthaͤlt S. 208 eine aͤhnliche Vorrichtung an einem Kamine bloß aus einem Blatte Papier, das man bis auf eine gewisse Tiefe am Kamine herabsteigen laͤßt.) Rettungsmittel bei Feuersbrunst. Hr. Read ließ sich zu London in Gegenwart einer Menge von Zuschauern aus einem 60 Fuß hohen Fenster in Regent-street auf folgende Weise herab. Er nahm ein Seil, das ungefaͤhr 430 Fuß lang war, befestigte in seinem Zimmer uͤber dem Fenster, aus welchem er sich herabließ, einen starken eisernen Ring, der in der Mitte mit einem senkrechten starken Stifte versehen war. Um diesen Stift ließ er das Seil ein Mahl herumlaufen, befestigte an einem Ende desselben einen Buͤndel Kleider und Waͤsche, auf welchen er sich sezte, und warf das ganze uͤbrige Seil zum Fenster hinaus auf die Gasse. An dem von dem Ringe auf die Gasse hinabhangenden Seile hielt er sich nun mit beiden Haͤnden fest, waͤhrend er das andere Ende des Seiles zwischen seinen Schenkeln hielt, und ließ sich so, indem er das haͤngende Seil nach und nach durch seine Haͤnde laufen ließ, sicher und bequem hinab. Die Reibung des Seiles um den Stift in dem Ringe reichte hin, die beschleunigte Bewegung waͤhrend des Niederlassens so zu maͤßigen, das; die Kraft der Haͤnde zureichen konnte, um das Seil fest zu halten. (Galignani's Messeng. Mai.Wir wuͤrden dieses Experiment hoͤchstens einem kuͤhnen und geuͤbten Seemanne nachzumachen rathen. Indessen kann ein am Fenster befestigter Ring, durch welchen man ein Seil zieht, das mehr als doppelt solang ist, als die Hoͤhe des Fensters uͤber der Gasse, dazu dienen, um Kinder etc. mittelst der Leute auf der Gasse, die das Seil allmaͤhlich nachlassen, mit aller Sicherheit bei Feuersgefahr vom Fenster hinabzulassen, wo aber dann noch uͤberdieß eine Schnur an dem Korbe oder Sake, in welchem das Kind stekt, angebracht seyn muß, um dasselbe waͤhrend des Hinablassens gehoͤrig zu leiten, damit es nicht hin und her schwanken kann, und sich an der Mauer etc. zerschellt. A. d. U.) Staͤrke des Menschen. Man schaͤzt in der Library of useful Knowledge die Staͤrke Eines Menschen auf ein Sechstel der Staͤrke Eines Pferdes, wobei jedoch bemerkt wird, daß Ein Mensch leichter und schneller 4 Ztr. uͤber einen Berg schafft, als Ein Pferd 5 Ztr., was von dem Unterschiede im Baue des Koͤrpers herruͤhrt. Hr. Buchanan nahm zuerst auf die verschiedene Kraftaͤußerung bei verschiedener Stellung Ruͤksicht, und fand, daß die Kraft, die ein und derselbe Mensch bei dem Pumpen, bei dem Drehen einer Kurbel, bei dem Lauten einer Gloke und bei dem Rudern eines Bothes aͤußert, sich verhaͤlt, wie die Zahlen 100, 167, 227 und 248. Als Ruderer ist der Mensch demnach am staͤrksten. (Franklin Journ. Februar, S. 112.) Genaueste Vergleichung des englischen und franzoͤsischen Maßes und Gewichtes. Nach den HHrn. Matthieu, Legendre und Dulong verhaͤlt sich der neue Imperial English yard zu dem franzoͤsischen Metre wie folgt. Das Metre = 39,37079 englische Zoll, und Der englische Yard =   0,91438348 Meter. Die englische Unze (2 Loth) = 31,0913 Grammes. (Register of Arts. N. 32, S. 127.) Verzinnte Gewichte aus Gußeisen. Da Gewichte aus Messing theuer sind, Gewichte aus Gußeisen aber leicht rosten, kam Hr. Béyou auf die Idee, leztere zu verzinnen, wodurch sie nicht bloß gegen den Rost geschert werden, sondern auch ein sehr elegantes Ansehen erhalten. Er verfaͤhrt der Verfertigung derselben auf folgende Weise. Die zu verzinnenden Gewichte werden sehr rein gepuzt, was meinem 18 bis 20gradigen schwefelsauren Bade geschieht, worauf man sie in reines Wasser legt. Hierauf kommen sie in ein Wasser, in welchem 1/17 des Gewichtes des Wassers Salmiak aufgeloͤst wird. Waͤhrend dieser Arbeit schmelzt man hoͤchst feines und reines Sinn, dem man 6 Loth Kupfer auf den Ztr. zusezt. Nachdem diese Mischung gehoͤrig geschmolzen und noch sehr heiß ist (jedoch nicht so stark, daß sie sich an das Eisen hinge), werden die Gewichte in dasselbe getaucht. Gewichte, die polirt werden sollen, muͤssen, ehe sie noch in das schwefelsaure Bad kommen, auf die Drehebank gebracht werden, und, nachdem sie in das heiße Zinn getaucht wurden, muͤssen sie neuerdings auf der Drehebank abgedreht, und mit dem Polireisen polirt werden. Damit die 6 Loth Kupfer, die man dem Zinne zusezt, leichter schmelzen, muͤssen sie vorlaͤufig nur mit 6 Pf. Zinn gemengt, werden, und damit die Verbindung Zwischen den beiden Metallen inniger geschieht, empfiehlt Hr. Béyou einen Knollen Knoblauch an einem Eisendrahte in das geschmolzene Metall zu haͤngen. (!!) Die geschmolzene Mischung sezt man dann dem uͤbrigen geflossenen Zinne zu.Diese Gewichte, so schoͤn sie sind, haben jedoch den Nachtheil, daß die Verzinnung sich nach und nach abreibt, und das Gewicht so bald leichter wird. A. d. U. (Bulletin des Sciences technolog. April, S. 284, aus dem Industriel.) Großes achromatisches Fernrohr zu Paris. Hr. Lerebours verfertigte ein achromatisches Fernrohr fuͤr die Sternwarte zu Paris, dessen Objectivglas 24 Zoll im Durchmesser und eine Brennweite von 25 Fuß hat. Es kostete ungefaͤhr 1670 Pf. Sterl. ohne Gestell, welches auf ungefaͤhr 415 Pf. St. gekommen ist. (Lond. Journ. of Arts. Mai 1828, S. 111.) Typen fuͤr Blinde Obschon die Anstalten das Ungluͤk der Blinden zu erleichtern, sich taͤglich mehr vermehren, und es wirklich, da die groͤßten Geister der Menschheit, Homer, Ossian, Pfeffel, stokblind waren, beinahe eine Frage ist, ob Blindheit als Ungluͤk betrachtet werden kann, und ein Tauber ein weit elenderer Mensch ist, als ein Blinder (denn nie haben Taube Großes oder auch nur Mittelmaͤßiges geleistet), folglich Bildungsanstalten fuͤr Taube und Taubstumme weit dringender sind, als fuͤr Blinde, ertheilte die Society of arts doch Herrn Gibson, einem Blinden, die goldene Medaille fuͤr folgende von ihm erfundene Vorrichtung, Blinde schreiben und rechnen zu machen. Dieselbe besteht aus Wuͤrfeln, auf deren oberen Flaͤche die Lettern, Zahlen etc. hinlaͤnglich erhaben geschnizt sind, um durch das Gefuͤhl kenntlich zu werden. Auf der unteren Flaͤche sind Spizen so gestellt, daß, wenn der Wuͤrfel auf Papier, das auf einem harten Kissen ausgebreitet liegt, niedergedruͤkt wird, indem Papiere die Figur der Lettern oder Buchstaben durchgestochen wird, so daß der Blinde dieselbe an den durchgestochenen Lettern, Zahlen etc. leicht greifen kann. Der Blinde sucht sich nun die noͤthigen Wuͤrfel zu einem Worte, zu einer Zahl zusammen, druͤkt sie auf das Papier durch, und kann so schreiben und rechnen. Register of arts. S. 87. Ueber Springquellen. Man bohrt jezt in America, in England, in Frankreich uͤberall fleißig mit dem Erdbohrer und gelangt dadurch zu den sonderbarsten Resultaten. So bohrte Hr. Parrot, Marktscheider, im vorigen Jahre im Departement der Ardennen bei dem Dorfe Prix am rechten Ufer der Maas auf Steinkohlen. Nachdem er 145 1/2 Meter tief mit dem Erdbohrer gekommen war, stieß er auf ein 14 Decimeter maͤchtiges Thonlager, und nachdem dieses durchstochen war, fiel der Bohrer schnell in einer 16 Centimeter starken Schichte von feinem Schatter. Man bemerkte uͤbrigens keine Veraͤnderung in dem Stande des Wassers im Bohrloche. Als man aber am anderen Morgen das Loch auspuzte, sprang das Wasser aus dieser ungeheuren Tiefe 5 Decimeter hoch uͤber die obere Oeffnung des Bohrloches (4 Meter uͤber den mittleren Wasserstand der Maas) empor. Dieses Wasser war gesalzen, und hielt 2 1/4 p. C. Salz. In einer Stunde liefert die Quelle ungefaͤhr 3 Kubikmeter. Man bohrte noch zwei Meter tiefer in einer muschelhaltigen Mergelschichte. Es gibt also auch in anderen Erdlagern, als in der Kreide oder im Kreidenmergel, Springquellen, obschon man diese am haͤufigsten in solchen Lagern findet. Hr. Baillet fand eine solche Springquelle auch im rothen Sandsteine. (Bullet. de la Soc. d'Encourag. N. 284, S. 44. Neue Thermometer-Fassung. Ein Herr W. Mageough theilt in dem Philosoph. Magazine and Annals of Philosophy. Mai, S. 365 die Idee zu einer neuen Fassung eines Thermometers mit, wodurch dasselbe, insofern die Roͤhre auch aus Erde oder Metall seyn kann, zum Pyrometer werden, und Waͤrmegrade anzeigen kann, die man bisher mit keinem Thermometer zu bestimmen vermochte. Die Idee beruht darauf, das Thermometer in dem Mittelpuncte seiner Schwere horizontal so aufzuhaͤngen, daß es sich um seine Achse drehen kann, wo es dann auf dem Frierpuncte, mit einem Arme sinken, auf dem Siedpuncte mit dem entgegengesezten Arme steigen wird. Die Spize des Thermometers deutet, waͤhrend dieser Schwankungen auf einem graduirten Halbkreise die Grade der Temperatur an, und zeichnet sie auch selbst auf. Wir erwarten hieruͤber Versuche deutscher Physiker, die ihre Versuche mehr auf das Nuͤzliche wenden sollen. Unsere Thermometer sind in technischer Hinsicht noch nicht, was sie seyn sollten. Ueber Sammtmalerei findet sich ein sehr interessanter Aufsaz im 4. Stuͤke des Bulletin de la Société industrielle de Mulhausen, S. 202 von Hrn. Spoͤrlin aus Wien, der indessen mehr fuͤr den bildenden Kuͤnstler, als fuͤr den Fabrikanten Interesse hat. Sammtgemaͤhlde haben nur Werth als Meisterstuͤke der Kunst, und schoͤne Kuͤnste werden garstige Kuͤnste, sobald der Fabrikgeist sich ihrer bemaͤchtigt. Maler koͤnnen hier lernen, wie sie ihren Pinsel auf Sammt verewigen koͤnnen: allein unser Journal ist nicht ein Journal fuͤr Maler, sondern fuͤr Techniker. Salzkrystalle aufzubewahren. Krystalle von Salzen, die entweder leicht verwittern oder zerfließen, erhalten sich am besten, wenn man sie in eine Luft gibt, die mit Terpenthinoͤhl-Daͤmpfen geschwaͤngert ist. Hr. Deuchar theilte diese Wahrnehmung der Wernerian Society mit, und schlaͤgt daher vor, auf den Boden des Glases, in welchem man sie aufbewahrt, einige Tropfen Terpenthinoͤhl fallen zu lassen. (Lond. Journal of Arts. Mai, S. 119.) Ueber die Anthracite von Ufholz und Steinbach. Die vortreffliche Société industrielle de Mulhausen, die auf alles Nuͤzliche ihr Spaͤher- und Kennerauge wendet, schenkte auch den Anthraciten zu Ufholz und Steinbach ihre Aufmerksamkeit, und erstattet hieruͤber in der 4. Numer ihres trefflichen Bulletin S. 222 Bericht. Der Ausschuß bemerkt, daß diese Anthracite, weil sie schwer brennen und wenig Hize geben, nie bei Dampfmaschinen benuͤzt: werden koͤnnen. Wir geben dieß allerdings gern zu, erlauben uns aber die Bemerkung, daß man in N. America von den Lehighkohlen, die wahre Anthracite sind, bei ihrer ersten Entdekung ganz und gar dasselbe sagte; gegenwaͤrtig (d.h. seit man mit ihnen umgehen lernte) gelten sie aber fuͤr das beste Brennmaterial in N. America, nach welchem die Brauchbarkeit aller uͤbrigen Steinkohlen- und Holzarten berechnet werden. Die lezteren Jahrgaͤnge von Silliman's Journal und vom Franklin Journal sind, wie wir im polyt. Journ. oͤfters bemerkten, voll von Aufsaͤzen uͤber die Brauchbarkeit der Lehighanthracite und uͤber die Art, dieselben gehoͤrig zu benuͤzen. Wir erlauben uns, die verehrliche Société de Mulhausen hierauf aufmerksam zu machen. Steinoͤhl zur Leuchtgasbereitung. Ein Hr. Mucius Scaͤvola schlaͤgt im Franklin Journal. Januar 1828, S. 36 vor, Steinoͤhl, das in den Salzwerken um Pittsburgh so haͤufig vorkommt, daß das Gallon (10 Pf.) nur 1/4 Dollar kostet, zur Leuchtgasbereitung zu benuͤzen. Man wird in Europa schwerlich irgendwo das Steinoͤhl zu einem so niedrigen Preise finden. Sollte dasselbe jedoch irgendwo in Menge vorkommen, und nicht besser benuͤzt werden koͤnnen, so waͤre dieß eine neue Art, dasselbe zu benuͤzen. Cigarren-Parfuͤm. Der Sekretaͤr der Société de Médecine, Sect. de Pharmacie, las in der Sizung vom 26. Jan. l. J. eine Notiz uͤber eine wohlriechende Pflanze aus der Insel Cuba vor, die man Trebel heißt, und die zur Parfuͤmirung der ausgesuchtesten und feinsten Havanna-Cigarren dient. „Es ist doch eine wahre Schande fuͤr unser Zeitalter, daß ein Sekretaͤr einer medicinisch-pharmaceutischen Gesellschaft: eine solche Notiz uͤber eine Pflanze mittheilen kann, die Millionen verkehrt. Zu Zeiten Piso's und Marcgraf's haͤtte man eine solche Notiz achten koͤnnen; heute zu Tage zeigt sie aber bloß, wie selten das gruͤndliche Studium der Naturgeschichte, selbst bei jenen Gesellschaften, die lediglich von denselben leben, geworden ist. Was wissen wir jezt, wenn wir wissen, daß diese Pflanze bei den Singebornen Trebel heißt? Hundert und oft mehr als hundert verschiedene Pflanzen haben bei Halbwilden einen und denselben Namen, wie bei uͤbercultivirten Voͤlkern eine und dieselbe Pflanze oft 50 verschiedene Namen hat. (Journal de Pharmacie, Maͤrz. S. 147.) Wegzoͤlle in England. Auf der Straße zwischen London und Bath zahlt jede Kutsche beinahe fuͤr jede englische Meile (1/4 deutsche) Einen Shilling (36 kr.) Zoll. (Galignan Mess. a. a. O.) Folgen der Seidenwaaren-Einfuhr in England. Die Seidenwaaren-Fabrikanten in England ruͤsten sich zu einer neuen kraͤftigen Deputation an das Parliament, die Einfuhr der franzoͤsischen Seidenwaaren wieder, wie ehemals zu verbieten, indem sie und ihre Tausende von Arbeitern nach dem neuen philanthropisch-kosmopolitischen Handelsfreiheitssysteme rein verhungern muͤssen. (Galignan. Messeng. 10. Mai.) Ausfuhr und Einfuhr in England. Nach einer dem Parliament vorgelegten Berechnung betrug die Ausfuhr im Jahre 1826 an Werth 50,399,556 Pf. Sterl., wovon fuͤr 40,332,854 Pf. Sterl. englische Producte und Manufacturen; im Jahre 1827 61,082,695 Pf. Sterl., wovon fuͤr 51,276,448 Pf. Sterl. engl. Prod. und Man. Globe. Wohlfeilheit in Bengalen. Der jaͤhrliche Unterhalt einer Familie (von Mann, Weib und 2 Kindern) in Dinagepore, einer Provinz von Bengalen, betraͤgt, nach der Statistik dieser Provinz, nur 3 Pf. Sterl. (36 fl.) oder 15 Shill. fuͤr den Kopf. Die Kleidung fuͤr ein Individuum kommt nur auf 1 Shill. (Lond. Chronicle.) Wie weit die moͤgliche Bevoͤlkerung hinter der wirklichen steht! Pater Peters, ein Jesuit, berechnete, das; vier Menschen, wenn alles gut geht, in 260 Jahren nicht weniger als 268,719 Millionen Nachkommen haben koͤnnen. Wie weit steht die wirkliche Bevoͤlkerung der Erde seit 6000 Jahren hinter dieser moͤglichen? Sir W. Blackstone erwies, daß in zwanzig Generationen jeder Mensch wirklich 1,048,576 Voreltern hatte. (London Weekly Review.) Stuart's Anekdoten uͤber Dampfmaschinen. Unter dem Titel: Anecdoten of Steam Engines, by Rob. Stuart, Engineer erscheint jezt zu London eine Zeitschrift in 16°, die im Repertory of Patent-Inventions, Mai, S. 322, als sehr lehrreich und unterhaltend geschildert wird, und nach dem daselbst gegebenen Auszuge es auch wirklich zu seyn scheint, wenn gleich der Herr Verfasser sich zuweilen zu weit verliert, indem er Spuren von Dampfmaschinen an der Memnon'saͤule, bei Hero Alexandrinus, Gerbert, Cardan, Mathesius, Besson, Ramelli, Porta, De Caus, Branca, Drebbel, Kircher, Wilkin's und in Dr. Plot's History of Staffordshire findet. Die eigentliche Geschichte der Dampfmaschine faͤngt erst im 2. Kapitel mit dem beruͤhmten Marquis of Worcester an, wo, wie das Repertory of Patent Inventions a. a. O, S. 322 bemerkt: „ein merkwuͤrdiger Bericht uͤber die geistvollen Anstrengungen der Marquisinn von Worcester gegeben wird, durch welche sie nach dem Tode des Marquis noch bemuͤht war, den Gebrauch dieser „uͤber die Fluten gebietenden Maschine“ zu verbreiten. Nun kommen noch die Nachrichten uͤber Dampfbenuͤzung durch Hauteville, und uͤber die Maschinen des Sir Samuel Morland, der im J. 1682 ein Buch schrieb, welches das erste ist, worin man eine gedrukte Nachricht von einer Dampfmaschine, als einer wirklich arbeitenden Maschine findet. Es ist bloße Vermuthung, daß eine im J. 1651 an einen gewissen Hartlil gerichtete Broschuͤre von einer Dampfmaschine handelt. Die folgenden Kapitel enthalten Notizen uͤber die Maschine Savery's, der hier von dem Verdachte frei gesprochen wird, als habe er Worcester's Maschine copiert; uͤber Papin's Erfindungen und Versuche; uͤber Luipold's Ideen; uͤber die Wiederaufstellung von Newcomen's und Cawley's Maschine und uͤber Brighton's Verbesserungen an dieser lezteren. Nebenher werden auch andere Maschinen aufgefuͤhrt; wie Amonton's Feuerrad, Desaguliers Verbesserung an Savary's Maschine; der Apparat des Landgrafen von Hessen; Prinz Rupert's Raͤder-Both; die Dampfbothe von Allen, Gensane, und Huͤll, und die Plaͤne, welche Daniel Bernoulli und Gautier aus Nancy der Academie des Sciences zu Paris uͤberreichten, um Bothe zu treiben. Fizgerald's Methode, aus einer Wechselbewegung eine anhaltende umdrehende zu machen, wird hier gleichfalls abgefuͤhrt, so wie Brindley's Plan zu einem steinernen Kessel, Cugnot's Dampfwagen, Blakey's Abaͤnderung an Savary's Maschine, und Smeaton's Verbesserung an jener von Newcomen. Papin's edles Betragen gegen seinen Rivalen Savary wird hier billig gelobt, und seiner Erfindung der Sicherheitsklappe das verdiente Lob gezollt. Der zugleich wegen seines Scharfsinnes und seiner Faulheit, beruͤhmte Junge, Humphry Potter, ist hier nicht vergessen, indem er der Erste war, der die Maschine ihre Klappen und Haͤhne selbst treiben ließ. Es scheint aber irrig hier angegeben, daß Papin der Erste war, der Flamme und Rauch durch Zuͤge niedersteigen machte, da nach Boerhave (Elementa Chymiae), Delesme der Erste gewesen ist, der im J. 1686 die hierzu noͤthige Vorrichtung angegeben hat, waͤhrend Papin erst im J. 1695 daruͤber schrieb. Vom 8. bis 18. Capitel kommen bloß Anekdoten aus der Jugend des selig. Watt vor, nebst einigen Notizen uͤber Smeaton, Brindley, Dr. Roebuck, Genevois, Wilkinson (der die Bohrmaschine verbesserte), Wasbrough und Pickaro, Bettancourt und Prony. „So sehr auch „sagt das Repertory unsere Englaͤnder sich in affectirter Schmeichelei fuͤr den Schatten des Unsterblichen erschoͤpften, um sich jezt mit dem Glanze des Mannes zu schmuͤken, dem sie fruͤher nicht einmahl ein Stuͤkchen Grundes fuͤr eine Huͤtte schenkten, in welcher er sein wuͤrdevolles Leben haͤtte hinbringen koͤnnen, so weiß Herr Stuart doch noch immer uns etwas Neues uͤber diesen großen Mann zu erzaͤhlen, und wir wissen jezt, wie viel Herr Bolton den Talenten Watt's zu danken hat, der zu Glasgow unter den heißhungerigen und intoleranten Decanen haͤtte in Dunkelheit sterben und verderben koͤnnen, wenn er nicht von Bolton mit einer Liberalitaͤt aufgenommen und unterstuͤzt worden waͤre, die dem Herzen des Lezteren eben so hohe Ehre bringt, als seinem Geiste. Aber auch diese Aufnahme wuͤrde England noch nicht in den Stand gesezt haben, in so kurzer Zeit die nicht zu berechnenden Vortheile der Dampfmaschine zu genießen, wenn Herr Bolton nicht im Stande gewesen waͤre, 50,000 Pfund Sterling (600,000 fl. rheinl.) auszulegen, ohne einen Kreuzer dafuͤr ehe zu erhalten, als sein wohlberechnender Speculationsgeist, der den Werth dieser Erfindung durchblikte, und wohl einsah, daß hier ein solcher Aufwand unerlaͤßlich ist, wenn sie gelingen soll, es voraus berechnet hatte.“ Das Repertory bemerkt, daß Herr Stuart sich irrte, wenn er S. 273 sagte: Bolton habe sich verbuͤrgt, mittelst seiner Maschine 30 Millionen Pfund mit 84 Pfund Steinkohlen Einen Fuß hoch zu heben; er verbuͤrgte sich nur fuͤr 23 Millionen und 0,44. Eben so ist es unrichtig, daß, wie es S. 321 heißt, kein Unterschied zwischen dem beladenen Flugrade (das Pickard zuerst gebrauchte) und jenem Wasbrough's ist. Pickard hat der Erste oͤffentlich die Wechselbewegung in eine umdrehende verwandelt; Watt that dasselbe zwar fruͤher, aber nur privatim. Watt's Denkmahl. Das Denkmahl, welches man dem Andenken Watt's in Schottlands Hauptstadt errichtet, wird nicht in einer Statue, sondern in Errichtung einer Schule fuͤr Handwerker, unter dem Namen Watt's Institut, bestehen, damit die Handwerker nie vergessen, daß Watt, der durch die Dampfmaschine der Menschheit so viel nuͤzte, ein Handwerker war. (Mech. Mag. N. 241. S. 160.) Preisaufgabe der Academie royal. de Rouen. Ein einfaches, wenig kostbares und an allen Oefen und Heerden leicht anwendbares Mittel, den Steinkohlenrauch zu verbrennen oder zu zerstoͤren. Preis: eine Medaille von 300 Franken. Die Abhandlung muß vor dem 1. Julius 1828 an Hrn. Cazalis, Sekretaͤr der Akademie eingesendet werden. (Bulletin 6. scienc. techn. April, S. 308.) Litteratur. Deutsche. Die Erwaͤrmung der Menschenwohnungen durch Oefen. Fuͤr Bauende, und fuͤr Haus- und Wohnungs-Besizer u.s.w. herausgegeben von C. W. Wimmer. Muͤnchen 1828 bei Friedrich Michaelis. Mit einer Kupfertafel. (Preis 30 kr.) – Eine sehr empfehlenswerte kleine Schrift. Der Verfasser theilt einen sehr ausfuͤhrlich beschriebenen Plan mit, wie eine Luftheizung ohne aͤußere Vorkehrungen bewerkstelligt werden kann, wozu er Manteloͤfen vorschlaͤgt. Handbuch der populaͤren Mechanik. Nach Robert Brunton's Compendium of Mechanics, bearbeitet von Ignaz Edlen von Mitis, Ausschußrathe des niederoͤsterreichischen Ritterstandes. Mit 3 Kupfertafeln. Wien 1828 bei Sollinger. Herr von Mitis hat durch diese sehr zwekmaͤßige Bearbeitung des Brunton'schen Handbuchs (welches bereits die zweite Auflage erlebte) in der That einem dringenden Beduͤrfniß abgeholfen, und sich kein geringes Verdienst um dasjenige deutsche Publikum erworben, welches im Fache der Gewerbsmechanik ohne wissenschaftliche Vorbereitung und Theorie, bloß practisch arbeitet und durch seine Verhaͤltnisse abgehalten worden ist, einem Zeit und Geld fordernden Unterrichte beizuwohnen.Das zu Glasgow von Robert Brunton erschienene Werk, nach dessen Plane, Eintheilung und Gegenstaͤnde jenes genau bearbeitet ist, fuͤhrt den Titel: A compendium of Mechanics or Text Book for Engineers, Millwrights, Machine makers etc. Containing practical Rules and tables connected with the Steam engine, Water wheel, Force pump et Mechanics in general. Der Gebrauch der fuͤr die verschiedenartigsten, in der practischen Mechanik vorkommenden Aufgaben gegebenen Regeln, ist jedesmahl durch ein Beispiel erlaͤutert. Untersuchungen uͤber die angeblichen Nachtheile des zunehmenden Fabrik- und Maschinenwesens, nebst Betrachtungen uͤber die Zerruͤttung der oberrheinischen Industrie, Anfangs 1828. Von Prof. C. Bernoulli. Aus dem zweiten Baͤndchen seines schweizerischen Archiv's fuͤr Statistik und Nationaloͤkonomie, besonders abgedrukt. Basel, bei J. G. Neukirch. 1828. Der Verfasser handelt zuerst von dem Einfluß des uͤberhandnehmenden Fabrik- und Maschinenwesens auf den materiellen Wohlstand oder die wirtschaftlichen Verhaͤltnisse der Voͤlker. Er zeigt den Zusammenhang des Fabrik- und Maschinenwesens, und kommt sodann auf die Widerspruͤche, welche bei der gewoͤhnlichen Beurtheilung desselben begangen werden. „So sehr man insgemein geneigt ist, sagt er hier sehr wahr, von aller Theorie und allem Raisonnement an die Erfahrung zu appelliren, so scheint man in dieser Angelegenheit gerade umgekehrt lezterer wenig zu trauen, und seine Ansicht lediglich auf Vernunftgruͤnde stuͤzen zu wollen. Fuͤr diejenigen, welche anerkennen, daß nur summarische Ergebnisse in solchen Untersuchungen entscheiden koͤnnen, gilt es gewiß fuͤr eine uͤber allen Zweifel erhobene Thatsache: daß alle civilisirten Nationen troz der unzaͤhligen arbeitsparenden Erfindungen, die sie eingefuͤhrt, ungleich mehr und anhaltender beschaͤftigt sind, als uncivilisirte; daß die Zahl der Arbeiter gerade in den Industriezweigen, in welchen die auffallendsten Vervollkommnungen des Verfahrens Statt gefunden, am meisten zugenommen hat; daß dasselbe eben so deutlich im Gebiete der Schifffahrt und des Handels wahrgenommen wird; daß industrioͤse Voͤlker sich nicht nur uͤberhaupt sehr vermehren, sondern daß bei ihnen zusehends das Verhaͤltniß der industriellen Klassen zu den akerbauenden gestiegen ist, wiewohl eben fuͤr jene die bei weiten wirksamsten Foͤrderungsmittel der Arbeit Statt gefunden haben; daß troz der zunehmenden Fabrikindustrie und der groͤßern Gewerbsfreiheit der Handelsstand sich nicht vermindert hat; daß der Taglohn nicht nur in industrioͤsen Gegenden groͤßer als in anderen, sondern auch bei den industriellen Klassen groͤßer als bei den akerbauenden ist, wenn gleich in jenen die Arbeiter weit haͤufiger durch Maschinen verdraͤngt und unentbehrlich zu werden scheinen; daß der Taglohn, so gering man ihn auch finden mag, immerhin nach Einfuͤhrung der Maschinen eher erhoͤht als vermindert wurde, so daß z.B. der kaͤrgliche Verdienst der Maschinenspinner immer noch hoͤher ist, als der vormahlige der Handspinner; daß die Fortschritte des Fabrikwesens keineswegs jenen des Landbaues geschadet, sondern dieselben uͤberall vielmehr angeregt und befoͤrdert haben; daß endlich die Masse des Volkes, wenn sie auch eine groͤßere Menge Unterstuͤzungen begehrt und erhaͤlt, unlaͤugbar besser lebt als ehedem, oder mittelst ihres Einkommens leichter ihre vormahligen Beduͤrfnisse bestreiten koͤnne.“Von den vielen Widerspruͤchen, in welche man sich bei der gewoͤhnlichen Beurtheilung des fraglichen Gegenstandes verwikelt, wollen wir hier beispielsweise nur einen anfuͤhren. Man erklaͤrt die Ersparung von Arbeitern fuͤr schaͤdlich; dann sollte man aber auch das Umgekehrte fuͤr nuͤzlich erklaͤren, fuͤr nuͤzlich jede Anordnung, wodurch, um gleiches zu erhalten, mehr Menschenkraͤfte erfordert wuͤrden; bringt die Einfuͤhrung neuer Erleichterungsmittel Nachtheil, so sollte die Abschaffung bestehender Vortheil bringen. „Man sollte demnach, sagt Bernoulli, wenn man auch manche Maschinen als Privateigentum nicht angreifen moͤchte, es rathsam finden, Bruͤken abzutragen, damit jeder, der einen Fluß passiren will, einen Schiffer brauche; die Landstraßen zerstoͤren, damit alle Waaren durch Menschen getragen werden muͤssen, oder alle Brunnleitungen, damit eine Menge Leute durch Wassertragen Verdienst erhielten; denn je unentbehrlicher eben diese Beduͤrfnisse scheinen, desto gewisser wuͤrden dann viele Menschen zu ihrer Befriedigung angewendet werden.“ Der Verfasser handelt sonach von dem Einfluß der Fortschritte des Maschinen- und Fabrikwesens, sowohl auf die Consumenten, als auch auf die Produzenten oder die arbeitenden Klassen. Seine sehr gruͤndliche Untersuchung entscheidet diese Frage zu Gunsten beider. Fuͤr die lezteren, die Produzenten, geht als endliches Resultat bloß derjenige nachtheilige Umstand hervor, daß eine mechanische Erfindung, und zumahl eine ploͤzliche, allerdings eine andere Bertheilung des Lohns zur Folge haben, und manche Arbeiter zu einer Veraͤnderung ihrer bisherigen Beschaͤftigung noͤthigen koͤnnte. Der Verfasser stellt nun aber noch in einem besonderen Kapitel eine reifliche Betrachtung an, ob in der That die Fortschritte der Industrie so große individuelle Beeintraͤchtigungen des fruͤhern Erwerbs herbeifuͤhren, als ihnen gewoͤhnlich zugeschrieben werden, und fuͤhrt manche Umstaͤnde an, die die Nachtheile, welche die Einfuͤhrung von Maschinen fuͤr die Arbeiter haben kann, sehr vermindern. „Von den allermeisten dieser Erfindungen, sagt er, macht man sich nicht nur die uͤbertriebensten Vorstellungen, sondern man denkt sich ihre Verbreitung ungleich rascher, als sie wirklich statt findet und statt finden kann. Wie staͤnde es nicht um die Menschheit, wenn die Erwartungen, die man von den neuern Heil- und Lehrmethoden hegt, nur zur Haͤlfte in Erfuͤllung gegangen waͤren? Und dasselbe gilt von den technischen, ja von den gelungensten Erfindungen. Vor mehr als 120 Jahren wurde die Dampfmaschine erfunden, seit 50 Jahren verbreitete sie sich erst in den Fabriken, seit 20 erst auf dem Continent! Vor 80 Jahren wurden die Scheermaschinen erfunden, und wieviele Tuͤcher werden noch von der Hand geschoren! wie langsam verbreitet sich die Gasbeleuchtungskunst, der Stereotypendruk, der Kattunwalzendruk? Welche Wunder versprach man sich nicht bei Erfindung der Geschwindgerberei, der Congrevischen Raketen, der Flachsbrechmaschine, des Rebenringlers? Und wie viel Laͤrm oft um Nichts. Man lese die Geschichte der Patente!“ Der Verfasser zeigt nun, wie diesen langsamen, wenn auch allmaͤhlig großen Einfluß der Erfindungen nicht nur die Erfahrung lehrt, sondern wie derselbe auch aus der Natur der Sache selbst hervorgeht. Die meisten gelungensten Erfindungen haben unstreitig dem Erfinder viele Unkosten und Bemuͤhungen veranlaͤßt; er kann feine Belohnung nur bei einer mehr oder weniger langen ausschließlichen Benuzung seiner Erfindung erlangen, sey es, daß er sie geheim haͤlt, oder daß das Gesez ihm ausschließlichen Gebrauch zusichert (diese Zusicherung wird in England bekanntlich auf 14 Jahre ertheilt.) „Man findet also, daß im Durchschnitt beinahe ein halbes Menschenalter erfordert werde, damit der Erfinder seine angemessene Verguͤtung finden koͤnne. In beiden Faͤllen wird der Erfinder, so lage er im Alleinbesiz ist, wenig Ursache haben den Preis feiner Erzeugnisse zu aͤndern. Die Erfindung wird daher ihm nuͤzen, ohne andere Fabrikanten an der Concurrenz zu hindern. Die Erfindung wird nur allmaͤhlich vorbereitet und angebahnt werden.“ Allein auch, wenn eine neue Erfindung bekannt wird, und die Benuzung jedem frei steht, stellen sich der schnellen Verbreitung oder Anwendung eine Menge Hindernisse entgegen. Dann sind unzaͤhlige Erfindungen nur unter gewissen Umstaͤnden von bedeutendem Nuzen. Manche (wie die Walzendrukmaschine, die Maschine fuͤr endloses Papier u.s.w.) eignen sich nur fuͤr sehr große Fabrikanstalten, und sind an sich sehr kostbar. Endlich betreffen die Erfindungen in derselben Zeit nicht nur bloß einzelne Gewerbe, sondern gewoͤhnlich nur einzelne Operationen, und dadurch werden die gefuͤrchteten Wirkungen nicht wenig verringert.Wer denkt hier nicht an eine der interessantesten neuesten Erfindungen, die Drukerpressen. Der Verfasser zeigt durch mehrere interessante Beispiele, welchen großen Irrthum man in der gewoͤhnlichen Berechnung der Arbeitsersparniß durch Maschinen, begeht, wenn man, was durchaus falsch ist, glaubt, daß der Preis einer Waare in demselben Verhaͤltnisse wohlfeiler werde, als er durch weniger Arbeit hervorgebracht wird. Er fuͤhrt eine Menge der gegruͤndetsten Bemerkungen gegen die Behauptung an: mit den Fortschritten des Maschinenwesens vermindere sich der Arbeitslohn. Die nun folgenden Abschnitte betreffen folgende Gegenstaͤnde: 1) den Einfluß der industriellen Fortschritte auf die der Population. 2) Manche Uebel werden mit Unrecht dem industriellen Erweiterungsprincip zugeschrieben. 3) Einfluß der fabrikfoͤrmigen Industrie auf die Vertheilung des Reichthums. Der Verfasser wirft sodann 4) die Frage auf, ob die Fabrikherrn zu fortwaͤhrendem Unterhalt ihrer Arbeiter verbindlich gemacht werden sollen, und 5) ob durch gesezliche Arbeitsloͤhne die Lage der Fabrikarbeiter verbessert werde? Beide Fragen werden nach reiflicher Pruͤfung verneinend beantwortet. Er handelt 6) von den Nachtheilen, welche das Maschinenwesen von moralischer Seite haben soll. Die Vorwuͤrfe, welche man so oft hoͤrt, das Manufactursystem mache die arbeitenden Klassen abhaͤngiger und unfreier, das Maschinenwesen mache die Arbeiter selbst zu Maschinen, das gedraͤngte Zusammenarbeiten und die Vereinigung der Fabrikarbeiter in großen Werkstaͤtten vermehre die Unsittlichkeit, die Jugend werde durch das Fabrikwesen verwahrlost, das Fabrikwesen habe einen schaͤdlichen Einfluß auf den Gesundheitszustand der Arbeiter und es entnerve ganze Nationen, sind gewiß noch nie so umsichtig gepruͤft und so gruͤndlich widerlegt worden, als von dem Verfasser. Den Schluß der Schrift machen Betrachtungen uͤber die Zerruͤttung der oberrheinischen Industrie, Anfangs 1828. „Zu den Ursachen, die seit Jahren schon dieser Industrie empfindlich geschadet haben, sagt der Verfasser, zaͤhlt man im Elsaß selbst vornaͤmlich das anhaltende Sinken der Preise und den gegen alle Erwartung vernichteten Verkehr mit Spanien.“ Er ist auch nicht geneigt, diesen Umstaͤnden allen nachtheiligen Einfluß abzusprechen, sucht aber die Hauptursache der bekannten Katastrophe der Fabrikanten Muͤlhausens in andern Umstaͤnden, und zwar, wie es uns scheint, mit vollem Rechte. Wir wollen die darauf bezuͤgliche Stelle hier mittheilen, da sie fuͤr viele unserer Leser sehr interessant seyn duͤrfte. „Der Schweizer, sagt der Verfasser (von den Zoll- und Prohibitiv-Maßregeln seiner Nachbarn gedraͤngt) hat allerdings beinahe fortwaͤhrend mit vielen Schwierigkeiten zu kaͤmpfen gehabt; daraus ergab sich aber ein strenges System der Vorsicht und Behutsamkeit. Die Industrie entwikelte sich langsam, aber sicher; denn jeder berechnete sorgfaͤltig, ob er wirklich im Stande sey, seine Waare unter dem Verkaufpreise zu produciren. Man beobachtete in allen Theilen die strengste Oekonomie, und fuͤhrte nur mit großer Behutsamkeit kostspielige Erfindungen und Verbesserungen ein, so aufmerksam man auch darauf war. Die herbe Nothwendigkeit, auf freiem Markte stets die allerniedrigsten Preise, die geboten waren, zu halten, hielt die Industrie in Schranken. – Einen anderen Gang nahm die Industrie in unserer Nachbarschaft. Betrachten wir, unter welchen Umstaͤnden und durch welche Mittel ihr wunderbarer Aufschwung in jenem Lande Statt fand, so werden wir allerdings einen nur zu grellen Unterschied gewahr. Wir sehen naͤmlich lauter Elemente einer ungleich kostspieligeren Fabrikation. Der Arbeitslohn ist stets und um vieles hoͤher, als in der Schweiz, ohne daß, wie in England, der Arbeiter weit mehr leistet. Kuͤnstler vollends erhielten fuͤr uns unbegreifliche Besoldungen. Das Zustroͤmen der Arbeiter von allen Seiten war diesem hohen Lohne vornaͤmlich zuzuschreiben, und eine Folge davon – Ausschweifungen aller Art. Eben so auffallend ist der Unterschied des Zinsfußes. Die Fabrikanten arbeiteten groͤßtentheils mit fremden Kapitalien, und verzinsten diese nicht zu 4 %, sondern zu 6 % und hoͤher. – Wie die Wohnungen, so kommen dieselben auch alle Fabrikgebaͤude ungleich theurer, die meisten, sind neu und viele mit unnoͤthigem Aufwand erbaut. Dasselbe gilt endlich von den uͤbrigen Huͤlfsmitteln. Die Preise der vorhandenen Wasserfaͤlle stiegen zulezt zu uͤbermaͤßiger Hoͤhe; die Dampfmaschinen, ohne Vergleich theurer als in England, wurden mit ungleich theuern Steinkohlen gefeuert; alle Maschinen kamen, schon des theuren Eisens wegen, bei schlechterer Construction schon in der Regel weit hoͤher als in England. Es ist also auf keine Weise denkbar, daß das Fabrikat um dieselben Preise, wie dort, oder in der Schweiz gestellt werden, und mit lezterer concurriren kann; und wenn im eigenen Lande, auch bei der strengsten Sperre, der Konsum nur in Folge der Preiserniedrigung steigen kann, wenn auch, da die Concurrenz zulezt alle Vortheile der Beguͤnstigung zernichten wird, so muß allerdings jede, auf eine zu kostspielige Basis, gegruͤndete Fabrikation fruͤher oder spaͤter mit dem Untergaͤnge bedroht werden.“ Der Verfasser ist, wie man schon aus dem so eben Angefuͤhrten ersehen haben wird, kein Freund der Zoll- und Prohibitivmaßregeln zur Foͤrderung der Industrie. Indessen hat er diesen Gegenstand nur nebenbei beruͤhrt. In diesem Journale ist die aus der reiflichsten Ueberlegung hervorgegangene Ueberzeugung des Herausgebers, daß ohne Prohibitivmaßregeln unter den gegenwaͤrtigen Verhaͤltnissen keine Industrie in einem Staate, der ihrer entbehrt, geschaffen werden kann, schon bei mehreren Gelegenheiten geaͤußert worden. Troz alles desjenigen, was man a priori gegen eine solche Ansicht gesagt hat, sind doch bis jezt noch in keinen derjenigen Staaten, worin Prohibitivmaßregeln schon lange bestehen, dieselben aufgehoben worden, wozu doch bei ihrer Kostspieligkeit gute Gruͤnde vorhanden gewesen seyn muͤssen. In der That haben auch die Nachbarn solcher Staaten, die eines aͤhnlichen Schuzes ihrer Industrie entbehren, jederzeit das Nachtheilige dieser Prohibitivmaßregeln fuͤr sie lebhaft gefuͤhlt. Handelsfreiheit ist nur dann als vorteilhaft denkbar, wenn sie wirklich allgemein ist, d.h., wenn alle Staaten ohne Unterschied ihre Granzen oͤffnen. Diejenigen Fabrikanten aber, welche in uͤbertriebenem Vertrauen auf die Prohibitivmaßregeln ihrer Regierung, sich in eine zu kostspielige Fabrikationsweise einlassen, sind an ihrem Verderben selbst Schuld, da ihre Regierung fuͤr sie ihr Moͤglichstes gethan hat. Zum Schluß empfehlen wir allen Fabrikanten noch zweierlei Ursachen zur Beherzigung, welchen Hr. Bernoulli vorzuͤglich den Verfall vieler Fabriken herbeigefuͤhrt haben, deren nachtheiligen Einfluß dieser Gelehrte auch eben so trefflich als umfassend auseinanderagesezt hat, sie sind: 1) die immer allgemeiner sich verbreitende Meinung, das neuere Manufaktursystem mache eine stete Ausdehnung, Vergroͤßerung der Fabrikanstalten durchaus nothwendig, nur gigantische Unternehmungen werden je mehr und mehr bestehen koͤnnen, und mit der Ausdehnung nehme die Groͤße und die Sicherheit des Gewinns fast unfehlbar zu; 2) das noch schaͤdlichere und gefaͤhrlichere Princip, das seit mehreren Jahren besonders in der Elsaͤsser Industrie angenommen wurde, immer mehrere Fabrikzweige zugleich zu umfassen. Nicht genug, sagt Bernoulli, daß z.B. der Kattundruker, alle Arten des Kattundruks betrieb, errichtete er zugleich Spinnereien, Webereien, u.s.w. Es liegt am Tage, daß dieses System nicht wenig zu einer uͤbermaͤßigen Ausdehnung der Geschaͤfte beitragen mußte, und dadurch schon verderblich wurde. Ueberdieß steht es aber mit den ersten Grundsaͤzen, nach denen die Industrie sich ausbilden und entwikeln soll, im Widerspruch. Diese fordern naͤmlich eine fortschreitende immer groͤßere Theilung der Arbeiten, und Trennung der Gewerbe, damit jedes desto vollkommener betrieben werden kann.“