Titel: Stevens's verbesserte Ruder für Dampf- und Canalbothe etc.
Fundstelle: Band 29, Jahrgang 1828, Nr. CXI., S. 406
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CXI. Stevens's verbesserte Ruder fuͤr Dampf- und Canalbothe etc. Aus dem Repert. of Patent-Invent. Aug. 1828. S. 72. (Auch im Lond. Journ. of Arts. Juli. S. 223, im Mechan. Magaz. 13. Jul. 1828. N. 258, und im Register of Arts. N. 38. S. 209, aber weniger vollstaͤndig.) Mit Abbildungen auf Tab. IX. Stevens's verbesserte Ruder fuͤr Dampf- und Canalbothe etc. Das Mechanics' Magazine und Register findet diese Patentruder des Hrn. Joh. Lee Stevens, zu Plymouth, ganz vortrefflich und ausgezeichnet, und selbst der beruͤhmte Capitaͤn Ross aͤußert sich in einem Schreiben vom 18. Jun. l. J., daß er „keinen Anstand nimmt nach genauer Untersuchung des Modelles dieser Ruder zu erklaͤren, daß dieselben bedeutende Vorzuͤge vor allen bisher eingefuͤhrten Rudern besizen; daß, da sie vollkommen mit gesunder Theorie uͤbereinstimmend gebaut sind, sie ohne Zweifel sich auch in der Praxis erprobt zeigen werden.“ „Diese Ruder sind mit einem Worte nach meiner Ansicht, sagt er, eine sinnreiche und schaͤzbare Erfindung, die nachdem man durch einige Versuche im Großen die gehoͤrigen Verhaͤltnisse gefunden haben wird, allgemein eingefuͤhrt, und dem Publicum und dem Erfinder gleich nuͤzlich werden muß.“ Fig. 11. zeigt diese Rudermaschine im Seitenaufrisse, wie sie sich in einem sogenannten Ruderkasten befindet und zum Vorwaͤrtstreiben eines Schiffes angewendet wird. B, ist eines der Lager des Mittelpunctes der Achse, A, des dreifachen Winkelhebels, C, C, C; dieses Lager wird von dem Seitengestelle des Ruderkastens getragen. D, D, ist einer der Laͤngenbalken, der die uͤbrigen Lager der Achse des dreifachen Hebels traͤgt. W, W, sind Querbalken, die die Enden der Balken, D, tragen. Die punctirte Linie deutet den Ruderkasten an. E, E, E, sind drei Abtheilungen von Rudern, wovon jede von einer Abtheilung des dreifachen Winkelhebels getrieben wird, waͤhrend die besondere fuͤr die Ruder nothwendige Bewegung denselben durch die Leitungsstangen, F, F, F ertheilt wird, und durch die Halbmesserstangen, G, G, welche leztere an einer Stange oder an einem Mittelpuncte, H, arbeiten. J, J, J, sind Arme zur Befestigung der Ruder, damit sie kraͤftig arbeiten koͤnnen. Man wird aus dieser Einrichtung entnehmen, daß eine Abtheilung von diesen Rudern immer im Wasser arbeitet, und daß zuweilen sogar zwei zugleich gegen dasselbe wirken. r, r, sind die Ruder, die auf die gewoͤhnliche Weise mittelst Haken und Niete an senkrechten Stangen, L, befestigt sind. Die oberen Enden der Stangen, L, sind in Stiefel eingefuͤgt, die auf die Stange, k, (Fig. 12.) aufgegossen sind: diese Stange heißt der Ruderwagen. Es ist also eine Vorkehrung oben an dem Ruderkasten noͤthig, um die Stangen, G, und, F, gelegentlich daruͤber hinaus aufsteigen zu lassen, wenn die Ruder im Gange sind. Die Theile, D, sind auch aus Gußeisen, und dieselben Buchstaben bezeichnen in beiden Figuren dieselben GegenstaͤndeIn der Originalzeichnung sind die Theile, welche aus Gußeisen sind, blau, die aus geschlagenem Eisen roth, die aus Messing gelb, und die aus Holz braun illuminirt, was im Kupferstiche wegbleiben mußte. A. d. O.. Q, R, ist die Wasserlinie. Die Art, wie die Theile zusammengefuͤgt werden muͤssen, ist so klar in der Zeichnung dargestellt, und so allgemein bekannt, daß es keiner weiteren Erlaͤuterung hieruͤber bedarf. Die Zeichnung, Fig. 12., stellt meine Erfindung im Grundrisse dar. M, ist die Achse, die von der Dampfmaschine oder von der Triebkraft uͤberhaupt herlaͤuft, und den dreifachen Winkelhebel, oder wenn man will, die dreifache Kurbel in Bewegung sezt. Man sieht aus dieser Zeichnung, daß die Ruderwagen an jeder Abtheilung des dreifachen Winkelhebels mittelst zweier Lager, N, N, an der inneren, mittelst, O, O, an der mittleren, und, P, P, an der aͤußeren Abtheilung haͤngen. Man sieht, daß der dreifache Winkelhebel vier Lager als Stuͤzen hat, wovon das innere, S, an oder in der Seite des Schiffes befestigt ist, das aͤußere, B, aber in dem Gestelle des Ruderkastens liegt, und die beiden mittleren, T, und, V, auf Strebern oder Laͤngenbalken, D, angebracht sind, die vorne und ruͤkwaͤrts an den Querbalken, W, W, oder an dem Gestelle des Ruderkastens angebracht sind. Jeder Winkelhebel, oder jede Abtheilung des dreifachen Winkelhebels fuͤhrt ein Ruder oder eine Abtheilung von Rudern, welche mit ihrem Wagen innerhalb der Arme des besagten Winkelhebels oder der Abtheilung des dreifachen Winkelhebels spielt. Man ersieht aus dieser Zeichnung, daß der Balken, H, an einem Ende von der Seite des Schiffes auslauft, und an dem andern an oder in dem aͤußeren Gestelle des Ruderkastens befestigt ist. Der Kreis der Bewegung, welchen der dreifache Winkelhebel beschreibt, ist zwischen jeder Abtheilung desselben gleichfoͤrmig vertheilt, so daß sie auf ihrem wechselseitigen oder allgemeinen Mittelpunkte sich einander beinahe aufwiegen. Ich nehme die Anwendung von Rudern an einem dreifachen Winkelhebel mit Leitungs- und Halbmesserstangen, so wie sie hier beschrieben sind, sowohl zum Treiben der Schiffe mittelst Dampfes oder anderer Kraft, als zum Treiben eines unterschlaͤchtigen Wasserrades, als mein Patentrecht in Anspruch. Bemerkungen des Patenttraͤgers. Die Vorzuͤge meiner Vorrichtung vor den gewoͤhnlichen Ruderraͤdern bestehen vorzuͤglich in Folgendem: 1) Da die Ruder in senkrechter Richtung arbeiten (wobei dem Triebe des Schiffes hinlaͤnglich nachgegeben wird), so wird dadurch jene Kraft erspart, welche durch das Auf- und Niedersteigen der Ruder verbraucht wird, und eine groͤßere Kraft erzeugt, wie die unten folgende Vergleichung erweiset. 2) Wird die laͤstige Schwingung, und folglich auch die Abnuͤzung der Maschine und des Fahrzeuges vermieden; so wie auch das nachteilige Stroͤmen des Hinterwassers, das die Einfuͤhrung der Dampfbothe auf Canaͤlen bisher unmoͤglich machte, vermieden wird. 3) Die Moͤglichkeit, die Geschwindigkeit zu vermehren, im Verhaͤltnisse der angewendeten Kraft, ohne daß hier ein Maximum der Bewegung Statt hatte, das die Umdrehungen des gewoͤhnlichen Rades beschraͤnkt. Folgende Vergleichung zwischen der angewendeten Kraft eines gewoͤhnlichen Rades, dessen Ruder 7 1/2 Fuß lang, und 1 1/3 Fuß tief sind, und dieser verbesserten Ruder, die nicht mehr Raum an der Gelte des Schiffes einnehmen, mag zur Erlaͤuterung dienen. Das gewoͤhnliche Rad. Ein Ruder, 7 Fuß 6 Zoll lang, und 1 Fuß 6 Zoll tief, gibt eine Oberflaͤche von 11 Fuß 3 Zoll. Wenn deren stets zwei im Wasser sind   –   – 2   – –––––––––– 22   – 6   – Davon ein Drittel fuͤr Reibung oder Verlust an Kraft durch das Auf- und Niedersteigen der Ruder abgezogen   7   – 6   – –––––––––– Bleibt 15   – 0   – Die neue Vorrichtung. Man seze das Ruder 2 Fuß breit und 2 1/2 Fuß tief, so gibt jedes eine Flaͤche von   5 Fuß Vier Ruder sind immer eingetaucht   4   – ––––– 20   – Und da jede der vier Ruderabtheilungen im Wasser ein Segment einer Ellipse, statt eines Kreises beschreibt, so nimmt man gewiß nicht zu viel an, wenn man 1/5 rechnet, also   4   – ––––– 24   – Woraus ein bedeutender Vortheil fuͤr leztere erhellt, auch außer der Moͤglichkeit einer vermehrten Geschwindigkeit. Sollte man die Anzahl der Ruder vermindern wollen, um die Vorrichtung leichter und wohlfeiler zu machen, so kann dieß leicht geschehen, ohne daß man an Kraft verliert; man darf nur die Ruder tiefer machen, und denselben einen groͤßeren Zug im Wasser geben, was durch Verkuͤrzung der Leitungsstangen, f, geschieht. Man darf annehmen, daß an manchen Dampfbothen die Geschwindigkeit derselben durch diese Vorrichtung um mehr als um ein Drittel vermehrt wird; bei neuen Dampfbothen werden Dampfmaschinen von der Staͤrke von 40 Pferden mit einer Kraft von 60 arbeiten, und dabei einen geringeren Wasserzug, mehr Schnelligkeit, schwerere Ladung und groͤßere Bequemlichkeit fuͤr die Reisenden gewaͤhren. Da aber schon eine geringe Zunahme an Schnelligkeit jaͤhrlich ungeheuer viel Brennmaterial erspart, so begnuͤgt man sich mit folgender Durchschnittsberechnung. Ein Dampfkessel von der Kraft von 100 Pferden braucht stuͤndlich ungefaͤhr 16 Bushel Steinkohlen; dieß gibt fuͤr 12 Stunden, das Bushel zu 1 Sh. 3 P. (54 kr.) gerechnet, 12 Pf. Sterl. Rechnet man die Geschwindigkeit eines mit einem solchen Kessel versehenen Dampfbothes „(das die Englaͤnderjezt geradezu Dampfer (steamer) nennen)“ im Durchschnitte zu 8 engl. (2 deutschen) Meilen, und sezt man, daß die Geschwindigkeit desselben durch diese neuen Ruder nur um 1/4 vermehrt wird, so wird das Both dieselbe Streke in 9 Stunden mit einem Kostenaufwande von   9 Pf. Sterl. ––––––––– zuruͤklegen; also ersparen   3    – Wenn man nun annimmt, daß das Both nur 48 Stunden in einer Woche arbeitet, so erspart diese Vorrichtung in Einer Woche 12 Pf., im Jahre 624 Pf. Sterl. an Brennmaterial allein. Im Vergleiche mit den bisherigen Ruderraͤdern haben die gegenwaͤrtigen Ruderraͤder nun, entweder einzeln oder uͤberhaupt den Vortheil, daß sie 1) die Reibung gewaltig vermindern, folglich groͤßere Dauerhaftigkeit und verhaͤltnißmaͤßig groͤßere Wohlfeilheit. 2) Einfachheit im Baue: Ausbesserung, Einziehung ist hier leicht, selbst auf der SeeWir gestehen, daß wir den Bau nicht einfacher, als den eines Ruderrades finden, und daß wir besorgen, daß das Salzwasser der See und der Schlamm oder Sand in Fluͤssen hier bald eine groͤßere Reibung erzeugt. A. d. U.. 3) daß mit diesen Ruͤdem vor- und ruͤkwaͤrts gerudert werden kann. 4) daß diese Vorrichtung leicht zerlegt werden kann, und zerlegt weit weniger Raum einnimmt, als ein Ruderrad; daß man also einen Vorrath davon fuͤr weite Seereisen mit sich fuͤhren kann. 5) daß endlich, wenn auch durch einen Zufall eine Abtheilung, oder selbst zwei oder drei Abtheilungen dieser Ruder in Unordnung gerathen, die uͤbrigen dadurch nicht im Mindesten leiden.

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