Titel: Patent-Nagelschmiedmaschine der Herren Ledsam und Jones zu Birmingham, nebst einem vorläufigen Berichte über die Nägelfabrikation überhaupt. Von dem Herausgeber des Register of Arts etc. N. 36. S. 177.
Fundstelle: Band 29, Jahrgang 1828, Nr. CXXIII., S. 428
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CXXIII. Patent-Nagelschmiedmaschine der Herren Ledsam und Jones zu Birmingham, nebst einem vorlaͤufigen Berichte uͤber die Naͤgelfabrikation uͤberhaupt. Von dem Herausgeber des Register of Arts etc. N. 36. S. 177. Mit Abbildungen auf Tab. IX. (Im Auszuge.) Ledsam's und Jones's Patent-Nagelschmiedmaschine. So veraͤchtlich unsere Schreiber von Nagelschmieden denken, so ist doch ihr Handwerk eines der groͤßten; denn in der Nachbarschaft von Birmingham allein sind mehr als 60,000, sage sechzig tausend Menschen, Maͤnner, Weiber und Kinder, mit Verfertigung von Naͤgeln beschaͤftigt. Man kann annehmen, daß von dem hierzu verwendeten Materiale, 94 pC. Eisen, 3 pC. Kupfer, 2 pC. Messing, und das letzte pC. Compositionen aller Art, selbst etwas Silber sind. Von den eisernen Nageln gibt es allein drei verschiedene Hauptarten, naͤmlich: Gehaͤmmerte Naͤgel aus geschlagenem Eisen. Sie sind mit wenigen Ausnahmen im Allgemeinen die besten. Man hat, in Bezug auf Form allein, 300 Sorten, und von jeder Sorte im Durchschnitte, ungefaͤhr zehn verschiedene Groͤßen: dieß gibt ungefaͤhr 3000 verschiedene Namen fuͤr Naͤgel alleinMan frage unsere gelehrten Philologen, man schlage ihre Woͤrterbuͤcher auf; sie wissen nichts davon. So sind die Woͤrterbuͤcher de l'Académie, dell'Accademia della Crusca, so ist Johnson's und Adelung's Woͤrterbuch; nur das Folianten-reiche Woͤrterbuch der Academia real en Madrid, das geschrieben ward, als die Spanier noch Saracenen-Geist hatten, und die Guitarra und das Schwert ihre unsterbliche Feder und den schweren Hammer mit gleicher Leichtigkeit und Kraft zu meistern wußten, macht eine ehrenvolle Ausnahme unter den Woͤrterbuͤchern aller Voͤlker; man findet in demselben Woͤrter, die Sachen und Ideen zugleich bezeichnen; waͤhrend die Philologen der uͤbrigen Voͤlker, die nur Wort- und keine Sachkenntnisse besaßen und besizen, nur auf Ideen Werth legen, die Sache selbst aber nicht nur uͤbersehen, sondern verachten und verschmaͤhen, die Sprache ihres Volkes um ihren Reichthum und den Erfindungsgeist und die Thaͤtigkeit desselben um seine schoͤnsten Lorbern bringen. Wenn, nicht bloß ein unsterblicher Dichter, sondern ein Laubfrosch am Parnaß, einen Laut vernehmen ließ; so werden halbe Spalten in einem Woͤrterbuchs damit voll gesudelt: wenn aber ein Mann eine Sache schafft, mit der man den Ocean durchschiffen, Voͤlker verderben und begluͤken kann; so findet das Wort, das diese Sache bezeichnet, auch nach Jahrhunderten noch keine Aufnahme in dem Woͤrterbuche eines Volkes, oder man praͤgt ihm hoͤchstens, wie inem Verbrecher TECHN.“ auf den Ruͤken. Das war und ist der Geist unserer Philologen, unter denen in neueren Zeiten vielleicht nur ein Graf Stratonico lebte, der eine ehrenvolle Ausnahme von diesem philologischen Treiben verdient. A. d. Ueb.. Geschnittene oder gepreßte eiserne Naͤgel, die aus Streifen auf der Walze gezogenen Eisenbleches unmittelbar durch Druk verfertigt werden. Einige wenige dieser Sorten von Naͤgeln sind besser als jene, die aus geschlagenem Eisen verfertigt werden, wenn sie parallel mit dem Kerne des Holzes eingeschlagen werden; sonst aber stehen sie meistens und zu jedem andern Zwecke den gehaͤmmerten Naͤgeln weit nach. Da ihre Verfertigung indessen weniger Muͤhe kostet, so sind sie wohlfeiler, und werden haͤufiger gebraucht. Es gibt mehrere große Fabriken solcher Naͤgel zu Birmingham, und zwei oder drei derselben sind auch zu London. Man hat sehr viele und verschiedene Sorten solcher Naͤgel, jedoch weniger als von den gehaͤmmerten. Gußeisennaͤgel, wo das Eisen geschmolzen, und in Model von der Form der Naͤgel gegossen wird. Da sie aͤußerst bruͤchig sind, so koͤnnen sie nur zu wenigen Zweken gebraucht werden, z.B. an Gartenwaͤnden, bei Stukatur, an groben Stiefeln und Schuhen, und selbst hierzu nur, weil sie aͤußerst wohlfeil sind. Diese drei Classen von Naͤgeln erlauben, in Hinsicht des Materiales, aus welchem sie verfertigt sind, noch mehrere Unterabtheilungen; so werden die gehaͤmmerten Naͤgel, nach ihren verschiedenen Zweken, aus drei verschiedenen Sorten von Eisen verfertigt, in welchen das Eisen selbst schon mehr oder minder rein und fein ist. So wird zu den Hufnaͤgeln und zu den Naͤgeln fuͤr Muͤller das feinste und beste Eisen genommen; Eisen von der zweiten Qualitaͤt kommt zu den kleinsten und feinsten Naͤgeln, und auch noch zu einigen von den groͤßeren Sorten, die sehr fest hallen sollen; zu den ordinaͤren Nageln wird das wohlfeilste und gemeinste Eisen genommen. Geschnittene oder gepreßte eiserne Naͤgel sind ebenso nach der verschiedenen Guͤte des Bleches, aus welchem sie verfertigt werden, verschieden, und auch nach der verschiedenen Guͤte der Maschine. Es ließe sich viel hieruͤber sagen, was jedoch der Raum hier nicht gestattet. Auch die Gußeisennaͤgel werden aus drei verschiedenen Sorten von Eisen gemacht, die durch die verschiedene Art, das Eisen nach dem Gusse anzulassen, entstehen. So wie sie aus dem Model kommen, sind sie meistens so bruͤchig wie Glas; durch das gewoͤhnliche Anlassen wird diese Bruͤchigkeit vermindert, und wenn man sie noch ein Mahl und eine laͤngere Zeit uͤber anlaͤßt, so werden die Gußeisennaͤgel so weich und so zaͤhe, wie Kupfer. Bei den verschiedenen Versuchen, die man anstellte, um Gußeisennaͤgel so fest und zugleich so wenig bruͤchig wie gehaͤmmerte Naͤgel zu machen, hat man immer gefunden, daß der gehoͤrige Grad von Festigkeit oder Steifheit nur in dem Zustande des Eisens zu erhalten ist, wo es nicht angelassen ist, und in welchem ein Schlag auf den Kopf des Nagels, der nur im Mindesten von der geraden Richtung abweicht, den Nagel sicher brechen wird. Wenn aber das Eisen hinlaͤnglich angelassen ist, um nicht zu brechen, sind diese Naͤgel so weich und nachgiebig, daß sie bei dem geringsten Hindernisse sich biegen. Diese Schwierigkeiten waren bisher unuͤbersteiglich, und das Resultat hiervon ist, daß Gußeisennaͤgel nur wenig gebraucht werden koͤnnen. Bei Verfertigung der geschnittenen oder gepreßten Naͤgel hatten die Fabrikanten mir aͤhnlichen Schwierigkeiten zu kaͤmpfen; da aber das Eisen im Eisenbleche sich dem Eisen im gehaͤmmerten Eisen mehr naͤhert, so fehlte es diesen Naͤgeln sowohl an Zaͤhigkeit, als an Festigkeit weit weniger als den Gußeisennaͤgeln; folglich werden sie auch weit haͤufiger gebraucht. Auf diese geschnittenen oder gepreßten Naͤgel ist nun die Maschine der Herren Ledsam und Jones anwendbar, und um zu zeigen, was durch diese Maschine gewonnen wird, wollen wir die gewoͤhnliche Verfertigungsweise derselben hier in Kuͤrze angeben. Streifen von Eisenblech, das zwischen Walzen gestrekt wurde, und dieselbe Dike hat, die der Nagel erhalten soll, werden so breit zugeschnitten, als der Nagel lang werden soll. Man legt sie dann horizontal, mit einer flachen Seite aufwaͤrts, und schiebt sie in einem Schieber gegen einen gehoͤrig gestellten Aufhaͤlter unter ein Messer, das an einem maͤchtigen Hebel, oder (wie es meistens der Fall ist) an dem unteren Ende einer Schwungpresse befestigt ist, und welches sodann einen Stift oder Nagel (a brad) davon abschneidet. Wenn man solche Stifte (brads or springs), die keine Koͤpfe haben, und bloß keilfoͤrmige Stuͤke sind, verfertigt; so wird der Blechstreifen nach jedem Schnitte umgekehrt, wodurch die Neigung des Winkels des Schnittes nach der ganzen Laͤnge des Streifens immer gleichfoͤrmig bleibt, und nichts von demselben verloren geht. Wenn man aber Stifte mit halben Koͤpfen (bills) verfertigt, so ist das Messer so eingerichtet, daß es eine halbe Drehung vorwaͤrts und ruͤkwaͤrts machen kann, und der Streifen bleibt immer auf derselben Seite liegen. Auf diese Weise erhaͤlt man aus einem Parallelogramme zwei mit halben Koͤpfen versehene Stifte. Um dieß deutlicher zu machen, fuͤgen wir hier eine Figur bei. (Fig. 17.) a, stellt den Blechstreifen dar, der zwischen zwei Leitern, b, b, gegen einen Aufhaͤlter, c, hinlaͤuft. d, ist die Schneide des Messers, welches man hier als herabgestiegen betrachten kann, so daß das Stuͤk, e, ausgeschnitten ist, und einen Stift bildet. Wenn nun der Streifen, a, umgekehrt wird, so daß seine obere Flaͤche die untere wird, und gegen den Aufhaͤlter hingeschoben wird, so kommt das Stuͤk, f, dort zu liegen, wo ehevor, e, gelegen ist, und wird folglich, wenn das Messer, d, d, wieder niedersteigt, abgeschnitten; und so wird durch das Umkehren und Vorschieben des Streifens mit einer, und durch das Drehen der Schwungpresse mit der anderen Hand schnell eine große Menge von Stiften geschnitten. Wenn man ferner die Linien, g, in dieser Figur betrachtet, so wird man sehen, daß sie Stifte mit halben Koͤpfen darstellen, die, da sie so gestellt sind, daß Kopf gegen Spitze zu liegen kommt, durch abwechselnde halbe Drehung des Messers leicht ausgeschnitten werden koͤnnen. Zur Verfertigung der Naͤgel dieser Art von gewoͤhnlicher Groͤße reicht die Kraft von Jungen und Maͤdchen und Weibern hin, die daher auch in Fabriken gewoͤhnlich hierzu verwendet werden, und wovon jedes an einer eigenen Presse arbeitet. Ein Arbeiter arbeitet hier so schnell, als man kaum zaͤhlen kann. Indessen hat man durch eine sinnreiche Vorrichtung diese Schnelligkeit noch zu vermehren gewußt, wie die Maschine der Herren Ledsam und Jones beweiset. Diese Herren haben zwei Figuren in ihrer Erklaͤrung gegeben; wir glauben aber die Sache durch Eine Figur deutlich machen zu koͤnnen. a, a, Fig. 16. zeigt zwei der vier Stuͤzen des Gestelles, wovon zwei hinter den zwei hier angezeigten verborgen, und mittelst horizontaler Balken eben so verbunden sind, wie bei, b. Dieses Gestell ist befestigt, und dient dem Schwunggestelle, c, c, zur Stuͤze, so wie der horizontalen Achse, d, d, die sich in den Lagern bei e, e, dreht, f, ist eine excentrische Scheibe an der Achse, d, die sich durch eine Schraube stellen laͤßt, und auf einen Rahmen, g , wirkt, der an dem Schwunggestelle, c, angebracht ist, welches sich auf Armen oder Zapfen, h, h, schwingt; i, ist eine Verbindungsstange, die an der Kurbel auf der Achse, d, und an der Achse eines starken Blaͤtterpaares, k, k, angebracht ist. Diese Achse bewegt sich senkrecht in einer Furche, wie die punctirten Linien in den Centralbaken des Schwunggestelles zeigen. Die Blaͤtter, k, k, sind mittelst Angeln mit den Buͤchsen, l, l, verbunden, welche von den sich schwingenden Stuͤzen, m, m, getragen werden. Diese Buͤchsen enthalten die beweglichen Messer, n, n, welche durch die Schrauben, o, o, und, p, p, an ihrem Plaze befestigt sind, und unten noch durch andere, die hier nicht dargestellt sind, g, g, ist ein Maß, welches an der unteren Seile der Buͤchsen, l, l, befestigt ist, und durch Schrauben gestellt wird, die hier nicht angezeigt sind. Auf der geneigten Seite von, q, q, liegen nun die Staͤbe oder Streifen, aus welchen die Naͤgel oder Stifte verfertigt werden, r, r, sind feststehende Messer an den Endbaken des Schwunggestelles, die durch die Schrauben, s, s, in ihrer Stelle festgehalten werden, t, ist ein Rahmen, der an dem feststehenden Rahmen befestigt ist, und die Querstange, v, fuͤhrt, welche in Fig. 18: in einem groͤßeren Maßstabe dargestellt ist. w, ist eine der Leitungsstangen, die in die Querstange, v, eingehaͤkelt, und oben an einem Balken eingeschraubt ist. x, ist ein durchbohrtes Gewicht, das sich auf, w, schiebt, und dessen unteres Ende zur Aufnahme der Leiste oder des Streifens, y, aus welchem die Stifte verfertigt werden, ausgehoͤhlt ist. Diese Leiste oder dieser Streifen schiebt sich nach jedem Schnitte gegen die Kante des feststehenden Messers, r, herab, und ruht auf der Oberflaͤche des Maßes, g, welches die Breite des Nagels bestimmt. Das Blatt, k, treibt die Buͤchse, I, vorwaͤrts, die das Messer, n, enthaͤlt, welches das Eisen in gerader Linie mit der Flaͤche der unteren Oberflaͤche des gegenuͤberstehenden Messers, r, abschneidet. z, in Fig. 16. ist ein Bandrad zur Mittheilung der Bewegung von der Triebkraft her, mit einer lokeren Rolle an der Seite, um die Maschine außer Gang zu bringen. Die Maschine arbeitet auf folgende Weise. Durch die Umdrehung der Achse, d, schiebt die excentrische Scheibe auf derselben den Schwungrahmen, c, in eine geneigte Lage. Die Kurbel auf der Achse wirkt zugleich auf die Stange, i, zieht die Blaͤtter, k, k, in eine horizontale Lage, und treibt dadurch die beweglichen Messer, n, n, vorwaͤrts gegen die feststehenden Messer, r, r, wodurch die Eisenstreifen zwischen denselben waͤhrend ihres Fortstuͤckens so abgeschnitten werden, als wenn sie von einer Scheere geschnitten wuͤrden. Die auf diese Weise geschnittenen Stifte fallen uͤber die schiefe Flaͤche des Maßes hinab, und werden in einer darunter befindlichen Buͤchse aufgenommen. Die entgegengesezte Schwingung des Schwunggestelles erzeugt einen zweiten Schnitt, und so wird auf beiden Seiten der Maschine, wovon hier nur eine dargestellt ist, eine Reihe von Staͤben oder Streifen in eine Linie gebracht, welche alle waͤhrend einer Umdrehung zwei Mahl abgeschnitten werden. Nimmt man also, nach dem Verfahren der Patenttraͤger, 8 Staͤbe oder Streifen fuͤr jedes Messerpaar, so erhaͤlt man bei jeder Umdrehung der Achse 32 Stifte. Da hierzu Kraft noͤthig ist, so wird eine Dampfmaschine oder ein Wasserrad angewendet. Man sieht in der Figur nur die Enden der Messer; diese koͤnnen aber auch groͤßer seyn, und eine beliebige Anzahl Stifte auf ein Mahl schneiden, so viel naͤmlich die Kraft der Dampfmaschine erlaubt. Der Unterschied in der Arbeit dieser Maschine und der bisher gewoͤhnlichen ergibt sich hieraus von selbst.

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