Titel: Ueber die Fabrication der Töpfer-Fayence- und Steingutwaaren, welche Hr. de Saint-Amans der Société d'Encouragement mittheilte. Bericht des Hrn. Pouillet im Namen des Ausschusses der ökonomischen Künste.
Fundstelle: Band 29, Jahrgang 1828, Nr. CXXIX., S. 444
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CXXIX. Ueber die Fabrication der Toͤpfer-Fayence- und Steingutwaaren, welche Hr. de Saint-Amans der Société d'Encouragement mittheilte. Bericht des Hrn. Pouillet im Namen des Ausschusses der oͤkonomischen Kuͤnste. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement. N. 286. S. 128. (Im Auszuge.) De St. Amans, uͤber die Fabrication der Toͤpfer-Fayencewaaren. Hr. de St. Amans hat seit dem Jahre 1822 sich bemuͤht, die englische Toͤpferkunst in Frankreich einzufuͤhren, und auf dieselbe in diesem Jahre ein Brevet d'Importation genommen. Er hat die englischen Muͤhlen, Oefen und Muffeln uͤber den Canal gebracht; den sogenannten Druk unter der Deke oder unter der Glasur, oder den blauen Druk (I'impression sous couverte, blue printing); den Blasetopf (blow box, pot á engober); den sogenannten schwarzen Druk oder den Druk uͤber der Deke mittelst Gallerte (l'impression sur couverte, black printing); und endlich auch die Schlangenbuͤchse (serpenting box), mittelst welcher man auf die rohe Waare, ohne Glasur, Schlangenlinien in drei verschiedenen Farben zeichnen kann. Er hat ferner die Kobaltzubereitung verbessert; er hat eine Methode gezeigt, die Glasur unmittelbar auf den Druk zu bringen, ohne daß das Stuͤk in das Feuer gebracht werden darf. Die franzoͤsischen Fabrikanten, mit welchen er in Unterhandlungen eintrat, haben seinen Wuͤnschen nicht entsprochen, und der (als Mineralog ruͤhmlich bekannte) Director der k. Porcellanfabrik zu Sevres, Hr. Brongniart, hat ihm einen Ofen, eine kleine Werkstaͤtte und Moͤdel gegeben. In dieser Werkstaͤtte hat er die Stuͤke verfertigt, die er der Société zur Beurtheilung unterlegt. Der Ausschuß hat die voluminoͤsen Notizen des Hrn. de St. Amans uͤber die englischen Toͤpfereien in Staffordshire gepruͤft, und theilt hieraus, da es ihm unmoͤglich ist, dieselben so zu ordnen, wie er wuͤnscht. Folgendes uͤber die Bereitung des Teiges, uͤber das Brennen und Glasiren, und uͤber das Bedruken der Toͤpferwaaren mit. 1) Bereitung des Teiges. Bekanntlich besteht der Toͤpferthon in seinen Hauptbestandtheilen aus Kieselerde und aus Thonerde, welchen in geringen Verhaͤltnissen Kalk, Bittererde und Metalloxide zufaͤllig entweder bloß beigemengt, oder mit welchen leztere auch chemisch verbunden sind. Die verschiedenen Arten Toͤpferthones koͤnnen nun nicht bloß durch die vielen Koͤrper, welche sich zufaͤllig in denselben befinden, sondern auch noch durch die Verhaͤltnisse der Thonerde und Kieselerde gegen einander, und vielleicht auch noch durch den besonderen Aggregationszustand, in welchem diese Bestandtheile in denselben vorkommen, von einander verschieden seyn. Daher die ungeheuere Menge verschiedener Toͤpferwaaren in verschiedenen Laͤndern und selbst in einem und demselben Lande, und daher auch die Nothwendigkeit, verschiedene kuͤnstliche Mischungen zu machen, um zur Gleichfoͤrmigkeit der Waaren zu gelangen; denn es geschieht nicht selten, daß in demselben Thonlager die auf einander liegenden Erdschichten bedeutende Unterschiede in ihren Mischungen zeigen. Die Kunst, diese Mischungen gehoͤrig zu treffen, ist die Kunst des Toͤpfers, und es ist unmoͤglich, hieruͤber theoretische Regeln aufzustellen. Im Allgemeinen wird man immer finden, daß der Thon zu arm an Kieselerde ist, und daß man demselben beinahe immer Kieselerde in verschiedenen Verhaͤltnissen zusezen muß. Man nimmt hierzu Kieselgeschiebe oder Feuerstein, der sich in den oberflaͤchlichen Kreidenlagen haͤufig findet, und mahlt ihn auf eigenen Muͤhlen zu feinem Pulver. In Frankreich geschieht dieß zwischen Muͤhlsteinen troken; in England zerreibt und puͤlvert man die Feuersteine unter Wasser. Hr. de St. Amans hat. diese englischen Kieselmuͤhlen beschrieben (Bulletin de la Soc. d'Encourag. Octbr. 1827, S. 348. Polyt. Journ. Bd. XX VIII. S. 177). Die Abbildungen sind so deutlich, daß man eine solche Muͤhle nach denselben erbauen kann. Diese Muͤhlen werden in Frankreich dieselben Vortheile gewaͤhren, wie in England, und ein Hauptvortheil ist dieser, daß sie die Arbeiter gegen die unvermeidlichen Nachtheile schuͤzen, die durch den eingeathmeten verderblichen Kieselstaub in ihren Lungen entstehen muͤssen. 2) Ofen zum Brennen des Biscuits. Die englischen Oefen sind von den franzoͤsischen durchaus verschieden. Hr. de St. Amans hat einen englischen Ofen an der k. Fabrik zu Sevres erbaut, und der Ausschuß wird die Resultate desselben seiner Zeit bekannt machen. 3) Deke oder Glasur. Bekanntlich ist dieß die Klippe der Toͤpfer. Die Glasur muß hart genug seyn, um der Schneide des Messers und anderen mechanischen Einwirkungen widerstehen zu koͤnnen, und muß zugleich das Gefaͤß gegen alle Einwirkungen der Saͤuren und der Alkalien, denen es im Hausgebrauche ausgesezt seyn koͤnnte, schuͤzen. Diese Bedingungen sind schon au und fuͤr sich schwer zu erfuͤllen. Hierzu kommt noch, daß diese Glasur sich mit dem Biscuit auf das Innigste vereinigen muß; daß sie sich zugleich mit demselben ausdehnen und zusammenziehen muß; daß sie ihm in allen Bewegungen, die er durch den Wechsel der Temperatur erhaͤlt, folgen muß. Die Glasur muß daher, außer dem, daß sie an und fuͤr sich gut seyn muß, nach Art des Biscuits verschieden seyn. Einige franzoͤsische Fabriken, vorzuͤglich jene zu Sarguemines, scheinen vortreffliche Glasuren zu besizen; dieß ist aber bei vielen anderen franzoͤsischen Fabriken nicht der Fall. Die Waaren, welche Hr. de St. Amans aus verschiedenem Thone verfertigte, waren, nach dem Ausspruche der Jury, eben so gut glasirt, als die englischen; sie blieben unter der Einwirkung des schwefelwasserstoffsauren Ammoniums und anderer Probemittel, welchen man sie eine laͤngere Zeit uͤber unterzog, vollkommen unveraͤndert. Hr. de St. Amans hat, außer der Glasur auf feine Toͤpferwaaren, auch Steingutwaaren verfertigt, deren Oberflaͤche im Ofen einen Glanz erhielt, wodurch sie nicht nur weit schoͤner, sondern auch weit reinlicher bei dem mannigfaltigen Gebrauche wuͤrden, den man von denselben macht. Diese Glasur auf Steingut nennt man in England Smiring (Schmieren). Um der Waare dieselbe zu ertheilen, wirft man an die inneren Waͤnde des Ofens eine Composition, die sehr leicht in Fluß geraͤth, und stellt in dem Mittelpuncte desselben 5 bis 6 kleine Stuͤke auf, die man Reflectors nennt, und die gleichfalls mit derselben Composition uͤberzogen sind. Durch die starke Hize wird diese Mischung zersezt und in Dampfgestalt verwandelt. Ein Theil des Dampfes verdichtet sich, sezt sich auf der Oberflaͤche der benachbarten Stuͤke ab, und gibt ihnen jenen Glanz, den wir an den von Hrn. de St. Amans verfertigten Waaren bewunderten. 4) Faͤrbung und Druk. Man bemahlt oder faͤrbt in England mittelst zweier Maschinen, auf welche Hr. de St. Amans ein Brevet d'Importation nahm: die eine ist der Blasetopf, die andere die Schlangenbuͤchse. Der Blasetopf ist eine Art Theekanne, in welche man die hinlaͤnglich verduͤnnte Farbe schuͤttet. Statt des Dekels bringt man einen Stoͤpsel aus weichem Thon auf derselben an, in welchen man einen Federkiel stekt, der in die Farbe taucht. Wenn man sich dieses Topfes bedienen will, blaͤst der Arbeiter durch die Seitenoͤffnung in den Topf, wodurch die Farbe aus dem Kiele in einem Bogen herausspringt. Dieser Farbenstrahl wird auf die Waare geleitet, waͤhrend sie auf der Drehescheibe schnell umher laͤuft, wodurch ein regelmaͤßiger Kreis von Blau, Braun, Gelb etc. entsteht. Zuweilen wendet man auch auf dieselbe Weise die Farbe bei regelmaͤßigen Abdruͤken an. Erhabene Verzierungen werden mit einer Art hohl gravirten Raͤdchens gearbeitet, und dann mit dem Blasetopfe und noch einem besonderen Werkzeuge gefaͤrbt. Man nimmt etwas von der Masse weg, so daß die Farbe nur im Grunde der Abdruke erscheint. Zuweilen nimmt man auch stellenweise, waͤhrend das Stuͤk auf der Scheibe ist, etwas von dem gefaͤrbten Kreise weg. Der Schlangentopf ist platt und dreiekig, und hat gewoͤhnlich drei Abtheilungen, in deren jeder eine andere Farbe ist. Diese drei Faͤcher offnen sich oben am Scheitel des Dreiekes in einen gemeinschaftlichen Ausfuͤhrungsgang. Wenn man dieses Gefaͤß neigt; so treten die drei Farben zugleich in demselben Verhaͤltnisse durch dieselbe Oeffnung aus, und fallen auf das Stuͤk, waͤhrend dasselbe sich langsam auf der Drehescheibe dreht. Der Druk unter der Glasur (unter der Deke) wird gewoͤhnlich auf der feinsten Fayencewaare angebracht. Hr. de St. Amans hat dem Ausschusse seine Oehle, seine Farben und den dazu gehoͤrigen Fluß mitgetheilt. Nachdem das Biscuit bedrukt wurde, bringt man dasselbe gewoͤhnlich in's Feuer, um alle fluͤchtigen Theile in der Composition desselben zu verstuͤchtigen. Hr. de St. Amans hat zwei Verfahrungsweisen ausgedacht, um sich das Feuer zu ersparen; die eine derselben besteht in einer Seifenbildung aus dem zur Farbe verwendeten Oehle; die andere ist noch einfacher. Hr. de St. Amans hat sie einem englischen Toͤpfer mitgetheilt, der sie im Großen mit vielem Vortheile anwendet. Der Druk auf der Glasur mittelst Gallerte geschieht nach einer Weise, die nicht sehr von derjenigen abweicht, welche im Bulletin Maͤrz 1806 beschrieben wurde. Der Ausschuß erwartet, daß die Toͤpferwaaren des Hrn. de St. Amans bald im Großen verfertigt, und Frankreich von dem laͤstigen Tribute an das Ausland in dieser Hinsicht befreien werden.