Titel: Ueber die Fortschritte in der Buchdrukerkunst.
Fundstelle: Band 30, Jahrgang 1828, Nr. VIII., S. 21
Download: XML
VIII. Ueber die Fortschritte in der Buchdrukerkunst. Aus dem Register of Arts. S. 149 und 165. Mit Abbildungen auf Tab. I. Ueber die Fortschritte in der Buchdrukerkunst. Hr. Cowper, dem die Buchdrukerkunst selbst einige ihrer neuesten Verbesserungen zu danken hat, hat in dem Quarterly Journal of Science einen sehr lehrreichen Aufsaz uͤber die Fortschritte, welche diese Kunst in den neuesten Zeiten gethan hat, mitgetheilt. Das Register of Arts theilt denselben wieder mit, und verspricht in seinen folgenden Nummern die noͤthigen Ergaͤnzungen nachzutragen. (Sie folgen hier weiter unten.) Hr. Cowper sagt: „Es ist eine merkwuͤrdige Thatsache, daß von Erfindung der Buchdrukerei bis zum Jahre 1798, also in einer Periode von beinahe 350 Jahren, keine Verbesserungen in dieser wichtigen Kunst gemacht wurden. In Hrn. Dibdin's interessanter Nachricht uͤber Buchdrukerei (im Bibliographical Decameron) sieht man Abbildungen der aͤltesten Buchdrukerpressen, die unseren heutigen hoͤlzernen Pressen auf ein Haar aͤhnlich sind. Die unendlichen Vorzuͤge der Drukerpresse vor der Feder veranlaßten vielleicht jenen allgemeinen Glauben, daß es nichts Vollkommneres mehr geben kann, oder daß sie im Stande ist. Alles zu leisten, was man nur immer von ihr fordern mag.“ „Es ist indessen eine neue Aera in dieser Kunst aufgegangen: die Journale und Zeitungen fordern jezt von dem Druker mehr, als seine gewoͤhnliche Presse nicht mehr zu leisten vermag.“ „Die erste wichtige Verbesserung an der gewoͤhnlichen Drukerpresse ist eine Erfindung des sel. liebenswuͤrdigen Lords Stanhope. Seine Presse ist ganz aus Eisen. Die Tafel, auf welcher der Saz ruht, und die Platte, oder jene Flaͤche, welche den Abdruk macht, ist vollkommen horizontal. Seine Presse hat besseres Material, ist besser gearbeitet, und hat eine wunderschoͤne Hebelverbindung, um die Schraube in Bewegung zu sezen, und die Platte mit abnehmender Geschwindigkeit niedersteigen zu lassen, und folglich mit zunehmender Kraft, bis sie endlich den Saz erreicht, wo sie eine sehr große Kraft aͤußert. Man hat vielleicht 20 Vorrichtungen zu diesem Ende versucht; als Presse wurde jedoch Lord Stanhope's Presse noch nie uͤbertroffen; sie ist aber auch nur eine Presse, und hat in Hinsicht auf Schnelligkeit wenig vor der hoͤlzernen Presse voraus, in dem sie nur 250 Abdruͤke in Einer Stunde liefert.“ „Lord Stanhope war auch der gluͤkliche Wiedererweker des Stereotypengusses; er verfuhr auf folgende Weise. Rings um den Saz wird ein messingener Rahmen gelegt, und Gyps mit Wasser zur Rahmdike angeruͤhrt auf denselben gegossen. Der uͤberfluͤssige Gyps wird hierauf abgeschaben. Nachdem der Gyps gehoͤrig erhaͤrtet ist, wird er mittelst des messingenen Rahmens abgehoben, von welchem er leicht los geht. Er wird nun in einem Ofen gebaken, und wenn er vollkommen troken und noch ganz heiß ist, in eine eiserne Buͤchse oder in einen Gußtopf gethan, der gleichfalls im Ofen erhizt wurde. Mit diesem wird er jezt in einen großen, mit fluͤssiger Letternmasse gefuͤllten Topf gesenkt, und ungefaͤhr zehn Minuten lang unter der Oberflaͤche derselben gehalten, damit das Metall durch seine Schwere in alle, auch in die feinsten Theile der Lettern eintritt. Nachdem Alles erkaltet ist, wird der Model zerbrochen, weggewaschen, und die Platte wird auf dem Ruͤken in der Drehebank abgedreht.“ „Diese Stereotypengießerei wurde im Großen getrieben. Hr. Clowes, Eigenthuͤmer einer der groͤßten und besten Drukereien zu London, hat in seinen Magazinen zwischen 700–800 Tonnen (14000–16000 Ztr.) Stereotypplatten, die verschiedenen Buchhaͤndlern angehoͤren, und deren Werth auf 200,000 Pf. St. (2,400,000 fl.) geschaͤzt wird.“ „Bei Gelegenheit der Stanhope'schen Presse will ich im Vorbeigehen auch einer kleinen Verbesserung erwaͤhnen, die ich im Notendruke machte, und worauf ich mir ein Patent geben ließ. Ich seze naͤmlich die Linien aus kleinen Kupferstreifen in kleine Holzbloͤke und verfertige die Noten gleichfalls aus Kupfer, das ich wieder in besondere Holzbloͤke einseze. Zwei Notenbloͤke und zwei Linienbloͤke kommen nun auf die Tafel der Stanhope'schen Presse, in welcher ich dem gewoͤhnlichen Dekel noch einen zweiten Dekel beifuͤgte, der sich in der Richtung seiner Flaͤche auf einem Stifte in dem gewoͤhnlichen Dekel dreht. Zwei Bogen Papier kommen unter zwei Nahmen, die mittelst eines Angelgewindes mit dem sich drehenden Dekel verbunden sind. Wenn nun gedrukt wird, so erhaͤlt man auf einem Blatte die Noten, auf dem anderen die Linien, und wenn nun der drehbare Rahmen gedreht wird, und die Bogen ihre Lage gewechselt haben, und wieder gedrukt wird, so sind beide Blaͤtter fertig. Auf diese Weise werden gegenwaͤrtig in Hrn. Clowes's Drukerei (da ich ihm mein Patentrecht uͤbertrug) Musikalien gedrukt. „Es war im J. 1790, daß Hr. Wilh. Nicholson sich ein Patent auf gewisse Verbesserungen in der Buchdrukerei geben ließ. Man erstaunt uͤber die umfassenden Ideen dieses Mannes, wenn man sein Patent liest. Ihm gebuͤhrt die erste Idee des Walzendrukes; daran kann Niemand zweifeln.“ „Er sagt in seiner Patenterklaͤrung (mit Umgehung der elenden juridischen Schnoͤrkeleien in der Patentsprache): ich gieße Lettern, wie andere; ich mache sie aber zugleich auch auf eine neue Art, in dem ich die Kegel immer duͤnner und duͤnner werden lasse, so daß diese Lettern (wie er irrig sagt) auf eine Cylinderflaͤche gesezt werden koͤnnen, was meine Erfindung ist.“ „Ich trage 2)“ sagt er, „die Schwaͤrze mittelst eines mit der Drukerschwaͤrze bestrichenen Cylinders auf die Lettern etc. dadurch auf, daß ich diese Walzen daruͤber hinlaufen lasse, oder auch die Lettern mit dem Cylinder in Beruͤhrung bringe. Die Schwaͤrze muß durchaus gleichfoͤrmig auf dem Schwaͤrzcylinder aufgetragen werden, und hierzu bediene ich mich zweier oder drei oder mehrerer anderer Cylinder, die ich Vertheilungswalzen nenne, und die der Lange nach gegen den Schwaͤrzcylinder angelegt sind, so daß sie von demselben getrieben werden. Wenn die Schwarze sehr duͤnn ist, so bediene ich mich einer stumpfen, vollkommen geraden Kante von Metall oder Holz, die an dem Schwaͤrzcylinder anstreift.“ „3) druke ich bloß mittelst eines Cylinders oder einer cylindrischen Oberflaͤche, d.h. ich lasse das Papier zwischen zwei Walzen durchlaufen, auf deren einer die Lettern gesezt sind, und einen Theil der Oberflaͤche derselben bilden, und wovon die andere mit Tuch uͤberzogen ist, und das Papier an die obere Walze andruͤkt, nachdem die Schwaͤrze auf diese aufgetragen wurde, oder ich lasse das auf einer mit Wolle gefuͤtterten Walze aufgezogene Papier uͤber den Letternsaz hinlaufen. Er beschrieb auch noch die Art, wie der Cylinder gehoben wird, damit er nicht von der Schwarze befielt wird.“ Fig. 11. zeigt Nicholson's Methode bei Lettern, die auf den Cylinder gesezt sind, Fig. 12. bei dem gewoͤhnlichen Saze.“ „Wenn der sel. Nicholson auf irgend einen Theil seiner Erfindung dieselbe Aufmerksamkeit verwendet haͤtte, die er ohne Erfolg auf seine Idee, Lettern auf einen Cylinder zu sezen, verwendete, oder wenn er die Kunst verstanden haͤtte, Stereotypplatten zu biegen, so waͤre er der erste Erfinder einer Maschine zur Buchdrukerei geworden, waͤhrend er so nur die Grundsaͤze andeutete, nach welchen man eine solche verfertigen kann.“ „Die erste wirklich arbeitende Buchdrukmaschine hat ein Sachse erfunden: Hr. Koͤnig. Er theilte seine Idee Hrn. Bensley, dem beruͤhmten Buckdruker, und Hrn. R. Taylor, dem gelehrten Herausgeber des Philosophical Magazine mit. Diese beiden Herren unterstuͤzten ihn freundschaftlich bei seinen Bemuͤhungen, und er bezahlte im J. 1811 die engl. Regierung fuͤr ein Patent auf Verbesserungen an der Buchdrukerpresse, das indessen keine guͤnstigen Resultate gegeben hat. Er wendete spaͤter seine Aufmerksamkeit auf den Cylinderdruk, und errichtete zwei Drukmaschinen, mit welchen das Zeitungsblatt: the Times, am 28. November 1814 zum ersten Mahle mittelst der Dampfmaschine gedrukt wurde.“ „In diesen Maschinen lief der Letternsaz unter dem Cylinder hin, um welchen das Papier geschlagen und mittelst Baͤndern fest gehalten wurde. Die Schwaͤrze war in einer walzenfoͤrmigen Buͤchse, aus welcher dieselbe mittelst einer kraͤftigen Schraube herausgedruͤkt wurde, die einen genau passenden Staͤmpel niederdruͤkte, und dann zwischen zwei eiserne Walzen fiel. Unter diesen waren mehrere andere Walzen, von welchen zwei, außer ihrer umdrehenden Bewegung, auch noch eine Bewegung von einer Seite zur anderen, d.h. eine Laͤngenbewegung hatten. Dieses ganze Walzensystem endete sich in zwei Walzen, die die Schwarze auf die Lettern auftrugen.“ Fig. 13. zeigt Hrn. Koͤnig's Vorrichtung, um Eine Seite eines Blattes zu bedruken.“ „Um eine groͤßere Anzahl von Abdruͤcken von derselben Form zu erhalten, ist ein Papiercylinder, d.h. ein Cylinder, um welchen das Papier geschlagen ist, auf beiden Seiten des Schwarzapparates angebracht, so daß die Form unter beiden durchlaͤuft. Diese Maschine gab 1100 Abdruͤke in Einer Stunde, und spaͤter mit einigen Verbesserungen 1800. „Der naͤchste Schritt war die Erfindung einer Maschine, mittelst welcher das Papier auf beiden Seiten zugleich bedrukt werden konnte: gleichfalls eine Erfindung des Hrn. Koͤnig. Sie glich zwei einfachen Maschinen, die mit ihren Cylindern einander in einer Entfernung von zwei bis drei Fuß gegen uͤber gestellt waren. Baͤnder leiteten das Papier von einem Bogen auf den anderen. Der Zug, den das Papier nahm, glich einem horizontalen lateinischen S, also ∾, und dadurch ward das Papier umgekehrt, wie man in Fig. 14. sieht, wo Hrn. Koͤnig's Vorrichtung, ein Blatt auf beiden Seiten zu bedruken, dargestellt ist.“ „Auf der ersten Walze nahm das Papier den Druk von der ersten Form, auf der zweiten Walze von der zweiten Form auf. Die Maschine drukte 750 Bogen in Einer Stunde auf beiden Seiten. Die Maschine wurde fuͤr Hrn. T. Bensley errichtet, und war die einzige, die Hr. Koͤnig zum Ducken auf beiden Seiten verfertigt hat. Dieß war im J. 1815.“ –––––––– In der vorstehenden Abtheilung dieses Aufsazes wurde in Hinsicht auf Erklaͤrung der Figuren, wie das Register of Arts jezt S. 165 bemerkt, vergessen anzugeben, daß die schwarz gehaltenen Theile den Schwarzapparat, die Diagonallinien die Papierwalzen, die senkrechten Linien die Letternformen, die Pfeile den Zug des Papieres bezeichnen. „Beilaͤufig um dieselbe Zeit haben die HHrn. Donkin und Bacon gleichfalls eine Drukmaschine versucht, und im J. 1813 ein Patent dafuͤr bezahlt. Die Formen stehen hier auf einem sich drehenden Prisma. Die Schwarze wird mittelst einer Walze aufgetragen, die mit den Unregelmaͤßigkeiten des Prismas steigt und faͤllt, und das Papier war um ein anderes Prisma geschlagen, das mit den Unregelmaͤßigkeiten des ersteren genau uͤbereinstimmte. Eine solche Maschine ward fuͤr die Universitaͤt von Cambridge vorgerichtet, und war ein Muster von sinnreicher Erfindung und trefflicher Ausfuͤhrung; sie war jedoch zu complicirt;Was gewoͤhnlich bei neuen Erfindungen der Fall ist.A. d. Ueb. der Schwaͤrzapparat war fehlerhaft, und sie wurde wieder aufgegeben. Indessen hat man auch durch diese Maschine einen großen Schritt vorwaͤrts gethan; denn die Schwarzwalzen waren hier zum ersten Mahle mit einer Composition aus Syrup und Leim uͤberzogen: an Koͤnig's Maschine waren sie mit Leder bedekt, und das wollte nie gut thun.“ Vergl. Fig. 15. „Im J. 1815 bezahlte ich ein Patent fuͤr gekruͤmmte Stereotypplatten, die ich auf einem Cylinder aufziehen ließ. Mehrere dieser Maschinen, die in Einer Stunde 1000 Bogen auf beiden Seiten bedrukten, sind noch jezt im Gange, und 12 Maschinen dieser Art wurden fuͤr die Bank von England gemacht, kurz vorher, ehe das Gold ausgegeben wurde.“ Fig. 16 und 17. zeigt die einfache und doppelte gekruͤmmte Stereotypmaschine. „Es ist sonderbar, daß dieselbe Idee die HHrn. Nicholson, Donkin und Bacon und mich beschaͤftigte: naͤmlich Umdrehung der Form. Nicholson versuchte dieß durch eine neue Form der Lettern, die er wie Steine in einem Gewoͤlbe zuspizte; Donkin und Bacon versuchten dieß durch ein sich drehendes Prisma; zulezt gelang es mir mittelst einer gekruͤmmten Stereotypenplatte.“ „In diesen Maschinen laufen zwei Papierwaren seitwaͤrts neben einander, und gegen jede derselben laͤuft ein Cylinder, welcher die Stereotypformen haͤlt. Jeder dieser vier Cylinder hat ungefaͤhr 2 Fuß im Durchmesser. Auf der Oberflaͤche der Formencylinder befinden sich vier bis fuͤnf Schwarzwalzen von ungefaͤhr 3 Zoll im. Durchmesser; sie werden durch ein Gestell an jedem Ende des Formencylinders in ihrer Lage erhalten; die Zapfen derselben laufen in Kerben dieses Gestelles und gewaͤhren auf diese Weise denselben freie Bewegung ohne alle besondere Stellung.“ „Das Gestell, welches die Schwaͤrzwalzen fuͤhrt (das wogende Gestell, waving frame genannt), ist durch Angeln mit dem Hauptgestelle verbunden, und die Kante des Formcylinders ist gezaͤhnelt, reibt sich gegen das wogende Gestell, und macht, daß lezteres sich hin und her schwingt, und da dieses die Schwarzwalzen mit sich fuͤhrt, bewegt es dieselben ihrer. Laͤnge nach, oder gibt ihnen die sogenannte Diese Walzen vertheilen die Schwaͤrze auf drei Vierteln der Oberflaͤche des Formencylinders, waͤhrend das vierte Viertel desselben von der gekruͤmmten Stereotypplatte bedekt ist. Die Schwarze befindet sich in einem Troge, der parallel mit dem Formencylinder steht, und besteht aus einer metallnen Walze, die sich gegen die Kante einer eisernen Platte dreht, und waͤhrend ihrer Umdrehung mit einer sehr duͤnnen Schichte von Schwarze bedekt wird, die dann auf die Formenwalze mittelst einer zwischen beiden schwebenden Walze aufgetragen wird. Da die Formen unter den Schwaͤrzwalzen, durchlaufen, so werden sie mit Schwaͤrze belegt, und da der Cylinder fortfahrt sich zu drehen, kommen die Formen in Beruͤhrung mit einem Bogen Papier auf dem ersten Papiercylinder, von welchem dieser mittelst Baͤndern auf den zweiten Papiercylinder uͤbergetragen und dann auf der Ruͤkseite mit den Formen auf dem anderen Cylinder bedrukt und also vollendet wird.“ Unsere Leser werden bemerken, daß weder Beschreibung noch Figur ganz deutlich ist. A. d. Ueb. „Diese Maschine taugt bloß fuͤr Stereotypplatten; sie legte aber den Grund zu dem weiteren Gelingen, unserer heutigen Druckmaschinen, in dem sie die beste Methode zeigte, Schwarze aufzutragen und zu vertheilen.“ „Um diese Methode auf eine Drukmaschine zu uͤbertragen, die mir gewoͤhnlichen Lettern drukt, war es bloß noͤthig, auf einer geraden Flaͤche dasselbe zu thun, was oben auf einer gekruͤmmten Cylinderflaͤche geschehen ist. Ich verfertigte also eine Maschine, um einen Bogen auf beiden Seiten mit Lettern zu bedruken, und sicherte mir meinen Schwarzapparat mittelst eines Patentes, so wie die Art, den Bogen mittelst Trommeln und Baͤndern von einem Papiercylinder auf den anderen uͤberzutragen. Diese Maschine ist in Nicholson's Operative Mechanic und in dem Supplement to the Encyclopaedia britannica vollkommen beschrieben; in lezterer heißt sie, durch ein Versehen, Bensley's Machine Eine kuͤrzere Beschreibung, und auch ein Holzschnitt, der diese Maschine darstellt, findet sich in der London Literary Gazette.“ Wir haben eine Zeichnung hiervon, die wir bei der ersten Gelegenheit mittheilen werden.“ Mein Freund, Hr. A. Applegath, war Miteigenthuͤmer an diesen Patenten, Fig. 18 und 19., und er bezahlte noch Patente fuͤr verschiedene andere Verbesserungen. Ich habe den Vertheilungswalzen eine Endbewegung gegeben, in dem ich dieselben in dem Gestelle, in welchem sie sich befanden, hin und her laufen ließ. Hr. Applegath haͤtte die Idee, diese Walzen in einer diagonalen Richtung quer uͤber die Formen hinzustellen, und erzeugte dadurch die Endenbewegung auf eine einfachere Weise. Eine andere Vorrichtung des Hrn. Applegath bestand darin, daß er die Haͤlfte meines Schwarzapparates auf einer Seite des Drukcylinders anbrachte, und die andere Haͤlfte auf der anderen, damit die eine Haͤlfte der Form an einer, die andere Halste an der anderen Seite geschwaͤrzt wird, und folglich die Walze nicht so weit zu laufen hat.“ „Noch eine andere Vorrichtung des Hrn. Applegath war diese, daß er zwei Speiser an demselben Drukcylinder anbrachte; diese lezteren Verbesserungen taugen aber mehr fuͤr Zeitungsdruk, als fuͤr die eigentliche Buchdrukerei.“ „Wir haben mehr als 60 Maschinen nach unserer vereinigten Patentart verfertigt, und sie auf fuͤnf und zwanzig verschiedene Weisen abgeaͤndert, z.B. zu eigentlichem Buͤcherdruke, Banknotendruke, Zeitungsdruke etc. Sie haben Herrn Koͤnig's Maschine in Herrn Bensley's Drukerei (Hr. Bensley war der Haupteigenthuͤmer von Hrn. Koͤnig's Patente) verdraͤngt, so wie auch in der Drukerei der Times, wie diese Zeitung selbst vor einigen Tagen verkuͤndete.“ „Es ist vielleicht nicht uͤberfluͤssig zu bemerken, daß nicht weniger als 40 Raͤder von Hrn. Koͤnig's Maschine beseitigt wurden, als Hr. Bensley uns um unsere Verbesserungen anging.“ „Da wir bei dem ersten Versuche unserer Maschinen die Entdekung machten, daß die Schwaͤrzwalze und Schwarztafel ohne Vergleich besser arbeiten, als die bisherigen Ballen; so wendeten wir jene alsogleich auf die gemeine Drukerpresse an, und zwar mit dem besten Erfolge. Fig. 20. Diese Erfindung wurde jedoch sogleich in unserem Koͤnigreiche selbst gestohlen (infringed) und in Frankreich, Deutschland und America nachgeahmt. Es waͤre hier eben so vergebens gewesen gegen die Patentverlezung (infringement of the patent) kaͤmpfen zu wollen, als es bei dem Kaleidoskop der Fall war.“ Daß es bei dem Kaleidoskope ein Crimen laesae humanitatis war (wie Kaiser Joseph die Patente nannte), ein Patent darauf in England zu ertheilen, da das Kaleidoskop eine deutsche Erfindung ist, ist offenbar. A. d. Ueb. „Durch diese Verbesserung wurde die Kunst der Drukerei uͤberhaupt gehoben. Wir finden in den meisten fruͤheren Buͤchern bald blasse bald uͤberladene Stellen, oder wie wir Englaͤnder sie nennen, „Moͤnche und Bruͤder“ (monks and friars); wir haben diese Moͤnche und Bruͤder jezt reformirt, alle wie sie waren.“ „Die Hauptsache bei einer Zeitungsmaschine ist, eine große Anzahl von Abdruͤken von derselben Form zu erhalten, oder Eine Seite des Bogens; nicht zwei Seiten, wie bei dem gewoͤhnlichen Buͤcherdruke.“ „Bei der Maschine, die die Times drukt, die von Herrn Applegath nach unseren vereinten Verbesserungen eingerichtet wurde, laͤuft die Form unter vier Drukcylindern hin, die von vier Jungen mit den Bogen versehen werden, und nachdem diese Bogen gedrukt wurden, kommen sie vier anderen Jungen in die Haͤnde. Auf diese Weise koͤnnen 4000 Bogen in Einer Stunde auf Einer Seite gedrukt werden.“ „Mit Maschinen nach unseren vereinten Patenten werden gedrukt: the Morning Chronicle, Bell's Messenger, St. James's Chronicle, John Bull, Morning Herald, Standard, Whitehall Evening Post, Atlas, Examiner, Sphynx etc.“ Sunday Times, „Vergleicht man die Erzeugung obiger Maschinen, so gibt Stanhope's Presse   250 Abdruͤke in Einer Stunde. Koͤnig's Maschine 1800     – d.h.   900 auf beiden Seiten. Cowper's Stereotypen 2400     – d.h. 1200 auf beiden Seiten. Applegath und Cowper (Buchdruk) 2000     – d.h. 1000 auf beiden Seiten. Applegath und Cowper (Zeitungsdruk) 2000     – Chronicle. 2400     – Herald. 4000     – Times = 66 in der Minute.“ „Eine Menge Maschinen wurde von anderen erfunden; sie moͤgen vielleicht keinen Erfolg gehabt haben, weil ich sie nicht kenne; Hm. Napier's Maschinen zum Zeitungsdruke kenne ich aber.“ „Ich habe, glaube ich, deutlich genug gesagt, daß Hrn. Koͤnig bis Ehre gebuͤhrt, die erste gelungene Maschine verfertigt zu haben; Hrn. W. Nicholson die Ehre, die ersten Ideen hierzu entwikelt zu haben; und daß ich auf diese Weise den Ursprung, die Fortschritte und den Erfolg der neueren Verbesserungen in der Drukerkunst der Wahrheit gemaͤß angegeben habe. (Die Fortsezung folgt.)

Tafeln

Tafel Tab.
                                    I
Tab. I