Titel: | Beschreibung einer neuen Maschine, um Löcher in Eisen zu bohren. Von der Erfindung des Hrn. Pihet. |
Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. XXIII., S. 81 |
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XXIII.
Beschreibung einer neuen Maschine, um
Loͤcher in Eisen zu bohren. Von der Erfindung des Hrn. Pihet.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement. N. 285 S. 73.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Pihet's Beschreibung einer neuen Maschine, um Loͤcher in
Eisen zu bohren.
Gewoͤhnlich bedient man sich zum Einbohren der Loͤcher in Eisen eines
Windelbohrers, dessen Spize aus gut gehaͤrtetem Stahle ist, und der mit der
Hand gedreht wird. Dieses einfache Verfahren ist sehr langwellig und kostet viele
Spizen. Wenn man Staͤke aus hartem Gußeisen zu durchbohren hat, hilft man
sich mit der Drehebank aus, auf welcher die Spize horizontal sich mit einer
Geschwindigkeit dreht, die nach der Dike des Gußeisens berechnet ist, und schnell
und regelmaͤßig arbeitet. Die Drehebank wird von einer Dampfmaschine, oder
auf was immer fuͤr eine Weise, in Thaͤtigkeit gesezt, und ein Arbeiter
haͤlt, mittelst eines Hebels, die Bohrspize gegen das Stuͤk, welches
von den Baken eines Schraubstokes festgehalten wird. Eine solche Maschine hat Hr.
Pihet, vis-à-vis les abattoirs Popincourt, wo sie
taͤglich gebraucht wird.
Eine dritte Art, Loͤcher zu bohren, die noch schneller hergeht, als die
vorige, besteht in Anwendung eines Durchschlageisens, das man mit großer Gewalt auf
das durchzuschlagende Stuͤk Eisen wirken laͤßt, welches in dieser
Absicht auf eine Matrize gelegt wird. Dieses Durchschlageisen ist ein Theil einer
Maschine, die zugleich zum Blechschneiden verwendet wird, und die man heute zu Tage
in beinahe allen Schmieden Englands findet. Sie wurde von Hrn. Dufaud nach Frankreich gebracht, und im 19. Jahrgange des Bulletin (1820) S. 312 beschrieben. Diese große Maschine
hat ihr Flugrad, ihr Raͤderwerk, ihre Hebel, und kommt theuer, weßwegen man
sie in kleineren Werkstaͤtten nicht anwenden kann.
Die Regierung entschloß sich, die hoͤlzernen Bettstaͤtten der Soldaten
in den KasernenWeil sie seit dem Jahre 1814 vor Wanzen nicht mehr schlafen konnten. durch eiserne ersezen zu lassen, und beauftragte Hrn. Pihet mit Verfertigung derselben, unter der Bedingung, daß diese
Bettstaͤtten leicht und doch fest seyn sollten, um die Saͤle nicht zu
sehr zu druͤken; sie sollten ferner nicht hoͤher kommen, als die
hoͤlzernen.
Man mußte also auf Mittel denken, diese Bettstaͤtten schnell und wohlfeil zu
verfertigen: es gelang ihm, in dem er Werkzeuge sich ausdachte, mit welchen er die
große Menge von Loͤchern und Durchschnitten in den eisernen Schienen leicht
verfertigen konnte. Seine Maschine hierzu wird von der Hand getrieben, und hat weder
Flugrad noch Raͤderwerk.
Fig. 1 zeigt
diese. Maschine zur Verfertigung der Loͤcher von der Seite und in Ruhe.
Fig. 2 im
Aufrisse von vorne.
Fig. 3 im
Durchschnitte, nach der Mitte der Laͤnge und in Thaͤtigkeit.
Fig. 4.
Grundriß der Grundlage der Maschine.
Fig. 5.
Laufbuͤchse mit Einem Durchschlaͤger von vorne und von der Seite.
Fig. 6.
Bewegliche Durchschlaghalter.
Fig. 7. Zaum
der Laufbuͤchse.
Fig. 8.
Laufbuͤchse mit einem Leiter und mit zwei Durchschlaͤgen.
Fig. 9.
Dieselbe im Durchschnitte.
Fig. 10.
Beweglicher Durchschlaghaͤlter, an obiger Laufbuͤchse (Fig. 8.) angebracht.
Fig. 11.
Platte, die auf der Grundlage befestigt ist, und die Matrizen aufnimmt.
Fig. 12.
Matrize im Durchschnitte und im Grundrisse.
Fig. 13.
Durchschlag.
Dieselben Buchstaben bezeichnen in allen Figuren dieselben Gegenstaͤnde.
a, Gehaͤuse aus Gußeisen, das mit einer
Unterlage, b, Einen Koͤrper bildet, welche
Unterlage mittelst sechs Bolzen auf Zimmerwerk befestigt ist. c, Baken des Gehaͤuses, um den Stuͤzpunct, d, zu verstaͤrken. d,
Bolzen oder Stuͤzpunct des Hebels, e: f, Bolzen,
auf welchem sich der große Hebel, g, bewegt, der an
seinem Ende aͤußerst schwer ist, damit er mit desto groͤßerer Kraft
niederfaͤllt; h, Vorsprung des Gehaͤuses,
um die Halsbaͤnder aus Stuͤkgut aufzunehmen, i, die mittelst Bolzen, j, befestigt sind,
welche in das Gußeisen eingeschraubt und durch Niete festgehalten werden. k, Lauftbuͤchse, die mittelst des Zaumes, l, mit dem Hebel, c,
verbunden ist. m, Schienen an der Laufbuͤchse,
die in die Falze der Halsbaͤnder, i, passen, und
dazu dienen, dieses Stuͤk bestaͤndig in senkrechter Richtung zu
erhalten. n, Kopf der Laufbuͤchse, in welche das
Durchschlageisen, v, eingesezt wird, m', bewegliches Durchschlageisen, das mittelst zweier
Bolzen auf dem Kopfe, n, befestigt wird, o, eiserne Platte zur Aufnahme der Matrize, q.
p, Daͤumling des Hebels, g, durch
welchen der Hebel, e, herabgelassen und das
Durchschlageisen gehoben wird, r, Drukschraube, zur
Befestigung der Matrizen.
Die in Fig. 8
und 9.
dargestellte Laufbuͤchse unterscheidet sich in nichts von jener in Fig. 6 und 7, außer in dem
Kopfe, s, der zwei Leiter, t,
t, fuͤhrt, die zwei Durchschlageisen leiten, um auf ein Mahl zwei
Loͤcher durchzuschlagen. u, doppelter beweglicher
Durchschlaghalter, der mittelst zweier Bolzen auf dem Kopfe, b, befestigt wird, x, Schweif oder Ferse des
Hebels, g, zum Aufheben des Hebels, e. y, hervorspringender Theil an dem Hebel, g, auf welchen dieser sich stuͤzt, wann er
aufgehoben ist.
Spiel der Maschine. Um Loͤcher in kaltes Eisen zu
schlagen, legt man das Stuͤk, welches durchgeschlagen werden soll, auf die
Matrize, q, nachdem das Durchschlageisen gehoben wurde.
Hierauf schlaͤgt man mit Gewalt den großen Hebel, g, nieder, der, in dem er sich senkt, mittelst der Ferse, x, den Hebel, e, hebt.
Dieser Hebel, der senkrecht auf die Buͤchse, k,
druͤkt, druͤkt das Durchschlageisen, welches das Loch macht, in das
Eisen, welches durchloͤchert werden soll. Wenn hierauf der Hebel, g, gehoben wird, stuͤzt sich der
Daͤumling, p, auf den Hebel, e, und macht, daß er sich senkt. Auf diese Weise wird
die Laufbuͤchse, k, gehoben, und das
Durchschlageisen tritt aus dem Loche. Die Schnelligkeit, mit welcher diese Arbeit
geschieht, ist so groß, daß man jede Minute acht Loͤcher in vier Linien dikes
Eisen schlagen kann. Bei dieser Maschine braucht man drei Leute, zwei am Hebel und
einen, der das Eisen legt.
Diese Maschine wurde zur Verfertigung von 30,000 Bettstaͤtten gebraucht, die
dem Kriegsministerium zur Kasernirung der Truppen geliefert wurden. Sechs Maschinen
dieser Art, wovon jede ihre eigenen Loͤcher schlug, verfertigen leicht 100
Bettstaͤtten des Tages, ohne ununterbrochen zu arbeiten. Jede
Bettstaͤtte hat 148 Loͤcher und Ausschnitte.
Die Geniewerkstaͤtte zu Metz hat solche Maschinen angeschafft, um eiserne
Bettstaͤtten fuͤr das Militaͤr zu verfertigen. Das Arsenal zu
Toulon hat sie zu demselben Ende gleichfalls bestellt.