Titel: Practisches Resultat von Versuchen über die Dichtheit, Gleichartigkeit, Elasticität, Schmiedbarkeit und Stärke des gewalzten und geschmiedeten Stabeisens, von Peter Lagerhielm, Mitglied der königl. Acad. d. Wissensch. und Assessor im Bergcollegium zu Stockholm.
Fundstelle: Band 30, Jahrgang 1828, Nr. XXXI., S. 97
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XXXI. Practisches Resultat von Versuchen uͤber die Dichtheit, Gleichartigkeit, Elasticitaͤt, Schmiedbarkeit und Staͤrke des gewalzten und geschmiedeten Stabeisens, von Peter Lagerhielm, Mitglied der koͤnigl. Acad. d. Wissensch. und Assessor im Bergcollegium zu Stockholm.Mit einigen Abkuͤrzungen aus S. 185–195 folgenden Werkes entnommen: Peter Lagerhielms Versuche zur Bestimmung der Dichtheit, Gleichartigkeit, Elasticitaͤt, Schmiedbarkeit, und Staͤrke des gewalzten und geschmiedeten Stabeisens, aus dem Schwedischen uͤbersezt von Dr. J. W. Pfaff, Hofrath und Professor in Erlangen. Mit 11 Kupfertafeln. Nuͤrnberg 1829 bei J. L. Schrag. (gr. 4. Pr. 4 Thlr.) Der hier gelieferte Aufsaz wird hinreichend seyn, um Physiker, Mechaniker und Huͤttenmaͤnner auf die schaͤzbare Arbeit des beruͤhmten Schweden aufmerksam zu machen, welche sie in ihrem ganzen Umfange studiren muͤssen; der Verleger der deutschen Uebersezung hat das classische Werk in Druk, Papier und Kupferstichen trefflich ausgestattet.A. Lagerhielm, Practisches Resultat von Versuchen uͤber die Dichtheit etc. Nachdem wir nun jede Pruͤfungsart fuͤr sich durchgegangen, welche zur Entscheidung des verschiedenen Einflusses des Schmiedens und Walzens auf die Spannkraft, Verschiebbarkeit und Cohaͤsion des Eisens angestellt worden sind, so ist es nun uͤbrig, mit einem gesammelten Blik die Wirkung dieser verschiedenen Strekungsarten im Ganzen zu uͤbersehen. Angekommen auf diesem Punct, in welchem alle Unternehmungen fuͤr die Anwendung des Eisens im Großen in ihren Richtungen zusammentreffen, wissen wir wohl, daß das Gewicht des Gegenstandes eine vollstaͤndigere Behandlung fordert, als in unserer Macht ist. Dieß Gefuͤhl verhindert uns gleichwohl nicht, ehrlich unsere Ansicht vorzulegen, um so mehr, als wir diese Arbeit in solcher Anordnung zu liefern gesucht haben, daß der Leser von unserem Urtheil unabhaͤngig bleiben kann. Wir nehmen nun die Frage wieder auf: Welche Eigenschaften werden dem Eisen beigebracht durch die Art, dasselbe in eine fuͤr den Handel taugliche Form zu streken, naͤmlich durch Schmieden oder Walzen; dieß war die Frage, welche uns zu dieser Arbeit Veranlassung gab. Dieselbe veranlaßte eine zweite: welches sind die hauptsaͤchlichsten Eigenschaften des Stangeneisens? Auf diese Frage haben wir geantwortet, durch die Eintheilung derselben in absolute und relative, wovon die ersteren die Dichtigkeit und Gleichheit in sich fassen, und die lezteren die zaͤhe und unzaͤhe Haͤrte, zaͤhe und unzaͤhe Weichheit und die Spannkraft.Svea IX. H. Nr. 1. S. 120. Zur Umgehung von Weitlaͤuftigkeit muͤssen wir uns auf diese Abhandlung berufen. In Beziehung auf den Ursprung dieser lezteren Eigenschaften, glaubten wir dieselbe aus dreien herleiten zu koͤnnen, naͤmlich der Spannkraft, der Verschiebbarkeit und der Cohaͤsion. Denn Zaͤhheit, sie mag nun hart oder weich seyn, beruht auf der Verschiebbarkeit, und unzaͤhe Haͤrte und unzaͤhe Weiche beruhen auf Cohaͤsion. Die Hauptfrage hat uns demnach zur Untersuchung des Einflusses der Bereitungsart auf die Dichtheit (Freiheit von Blaͤttern, Bruͤchen), Gleichheit, Spannkraft, Verschiebbarkeit und Cohaͤsion des Eisens gefuͤhrt. Die Resultate, welche wir in Hinsicht dieser Eigenschaften fanden, wollen wir nun zuruͤkrufen. 1) Das Walzen gibt allezeit ein dichtes Eisen; das Schmieden gibt ein unsicheres, oft undichtes, bisweilen blaͤtteriges Eisen. 2) Das Walzen gibt ein bedeutend gleicheres Eisen als das Schmieden; jenes dreht nie Fasern, welches bisweilen beim Schmieden sich trifft, weßwegen ein auf der einen Seite hartes, auf der anderen weiches Eisen, durch Walzen bedeutend gleichgemacht und gestrekt wird, ohne Verruͤkung der Lage der Eisensorten, welches beim Schmieden unsicher ist. 3) Walzen und Schmieden geben dasselbe Maß fuͤr die Intensitaͤt der Spannkraft. Aber in Beziehung auf die Grenze der Spannkraft haben die Versuche den geschmiedeten ungegaͤrbten einen hoͤheren Grad zuschreiben wollen, als den gewalzten, ungegaͤrbten Stangen. Wahrscheinlich beruht dieß auf dem Kalthammern, und kann demnach leicht dem gewalzten mitgetheilt werden. Der Unterschied zwischen gewalztem und geschmiedetem scheint nicht bedeutend zu seyn. Bei gegaͤrbtem schwedischen Eisen ist in dieser Hinsicht kein Unterschied zwischen gewalztem und geschmiedetem Eisen, aber gegaͤrbtes Eisen hat eine viel hoͤhere Spannkraftsgrenze, als das ungegaͤrbte. 4) Das Walzen macht das Eisen bedeutend mehr verschiebbar als das Schmieden. 5) Die Cohaͤsion scheint auf's Genaueste unabhaͤngig von der Strekungsweise zu seyn, daher die absolute Staͤrke hauptsaͤchlich auf der Verschiebbarkeit beruht. Wenn man die Haͤlfte der ungegaͤrbten geschmiedeten Stangen, die in Blaͤtter zerrissen, ausnimmt, so zeigen die uͤbrigen eine groͤßere absolute Staͤrke, als die ungegaͤrbten, gewalzten: Dieß gilt jedoch nicht von den in London und Eskilstuna angestellten Versuchen; denn da fand sich das gewalzte Eisen als das staͤrkste, wie es auch der Fall war mit dem gegaͤrbten. Die Bestimmung der Eigenschaften des gewalzten und geschmiedeten Stangeneisens scheint uns denn die Antwort auf die Frage zu enthalten, uͤber den Vorzug des Walzens und Schmiedens bei und fuͤr die Bereitung des Stangen-, Zain- und Fabrikeisens. Denn zuerst und vor allem wird bei jeder Anwendung erfordert, daß das Metall dicht sey (frei von Blaͤttern, Bruͤchen), diese Bedingung ist in solchem Grade wesentlich, daß wir keine, Anwendung kennen, wobei das Eisen nicht dicht seyn muͤßte. Sodann wird zu mannigfaltigem Behuf, als zum Schrauben, Feilen, Bohren, Drechseln, Plattwalzen, Drahtziehen u.a. erfordert, daß das Metall gleich sey, und vor allem frei von stahlartigen Ungleichheiten, welche unglaublich der Geraͤtschaft und den Maschinen schaden, Verschwaͤchung mit sich fuͤhren, und alles Unheil uͤber Steifheit', Festheit u.a. zu einem betruͤglichen Narrenwerk machen. Was endlich die relativen Eigenschaften der Metalle, Spannkraft, Verschiebbarkeit und Cohaͤsion betrifft, so sind wir der Ansicht, daß man die Verschiebbarkeit als das Kennzeichen einer Eisenart ansehen kann, besonders wenn man sich erinnert, daß bei der Anwendung des Metalls im Allgemeinen nur diejenige Staͤrke in Berechnung kommt, wobei das Eisen belastet werden kann, ohne seine Gestalt zu verlieren. Wie wichtig es ist, mit Sicherheit diese Eigenschaft bestimmen zu koͤnnen, um darnach zu unterscheiden, zu welchem Behuf die eine oder die andere Eisenstange angewandt werden muß, uͤberlassen wir dem Unheil jedes Sachkundigen.Wir haben Polhem und Rinmann in dieser Sache reden lassen. (S. Svea IX. H. Nr. 1. S. 26 ff.), auch Nordewall hat uns in den Stand gesezt, dieses Gemaͤhlde bis auf die jezige Zeit fortzusezen. Wir theilen den geneigt uns mitgetheilten Aufsaz des lezteren hier mit.„Lange, und bei mannigfachen Gelegenheiten hat man kennen gelernt den Bedarf, und erfahren den Mangel an gutem und tauglichem Zaineisen, beides fuͤr Haushaltungen, Wirtschaften, als auch Handthierungen hier zu Lande; aber man hat fast eben so lange die Hoffnung aufgegeben, seine Wuͤnsche erfuͤllt zu sehen, bis man erst in den lezten Zeiten dahin gelangte, zu entdeken, was sich durch die Verbesserung der Arbeitsmethoden ausrichten ließe, und durch die Bemuͤhungen einiger eifrigen und verdienstvollen Mitbuͤrger, sich uͤber die Entdekungen anderer Nationen und ihre Aneignung auf unsere Eisenbereitung zu unterrichten, ist unsere Hoffnung kuͤrzlich wieder aufgelebt, daß mit vielleicht unvermuthetem Fortgang diese Aneignung sich bewerkstelligen ließe.Ewr. duͤrfte nicht ungeneigt folgenden Aufsaz, uͤber den Bedarf und die Angelegenheit eines guten und tauglichen Eisenzeugs bei nachfolgenden und andern Faͤllen entgegennehmen.Fuͤr Gewehrverarbeitung.1) Ist es von dem groͤßten Gewicht, zu Roͤhren, fuͤr Musketen und Pistolen als auch besonders fuͤr Stuzer, ein gleiches, dichtes und starkes Eisen zu haben, damit sie den strengen Probeschuß mit doppelter Ladung, dem sie gewoͤhnlich unterworfen werden, aushalten, und mit Sicherheit die noͤthige und in dem Reglement vorgeschriebene Form erhalten koͤnnen.a) Das Eisen muß gleich seyn, damit die Roͤhre beim Bohren oder Abdrehen eine vollkommen cylindrische Form, sowohl außer- als innerhalb annehme, auch beim Ziehen gleiche und reingestaltete Stiefeln und Hoͤhen annehme. Ist das Eisen nicht gleich, so werden die Stiefeln ungleich tief und die Hohen ungleich hoch, und das Rohr in Folge davon ungleich dik im Gehalt, und weniger zuverlaͤssig beim Schießen.b) Dicht, damit das Rohr beim Schmieden frei von Bruͤchen und Blaͤttern bleibt. Die Bruͤche weisen sich beim Probeschuß, auch oft beim Bohren, und die Blaͤtter kommen beim Stiefeln und Ziehen, wo nicht fruͤher, zum Vorschein. Bei den Stuzerroͤhren zeigen sich oft die Blaͤtter nicht eher als beim lezten Probeschuß, wo die Roͤhre meistentheils verloren ist, denn ein weiteres Glattbohren fuͤhrt die Abweichung des Kalibers von der gestatteten Weite mit sich. Es versteht sich, daß sowohl kalt- als rothbruͤchiges Eisen zu Roͤhren untauglich ist; jenes widersteht dem Probeschuß nicht, und dieß gibt Querbruͤche beim Schmieden.c) Das Eisen muß stark seyn, wenn es dem Probeschuß mit doppelter Ladung widerstehen soll, besonders ist diese Eigenschaft fuͤr die Stuzerroͤhren noͤthig, welche nach dem gegenwaͤrtigen Modell uͤbertrieben duͤnn sind, und welche durch das Stiefeln noch weiter geschwaͤcht werden.2) Außer dem Rohr fordert auch das Schloß beides, ein gleiches und starkes Eisen, wenn es die Besichtigungsprobe und die Zumuthungen aushalten soll, die ihm in der Folge werden. Es begibt sich oft, daß das Schloß die Besichtigungsprobe aushaͤlt, und doch beim Gebrauch an gewissen Theilen entzwei geht, so auch, daß der Hahn und Feuerstahl an den Haͤlsen zerspringt, und die Stangen, Nuͤsse und Hahnschrauben verschleißen innerhalb kurzer Zeit, wenn das Eisen zu weich war in den lezteren, und zu hart im Hahn und Feuerstahl. Durch das Auflegen des Stahls mittelst Loͤthens und endliches Haͤrten des ganzen Stahles werden beide, Eisen und Stahl, sehr geschwaͤcht, weßwegen die Wirkung des Haͤrtens auf ungleiches Eisen oft große Ungelegenheit und Schaden dem Arbeiter verursacht, indem die Theile des Schlosses und besonders Feuerstahl sich aus ihrer Form schlagen und nicht mehr in das Blech passen, das bei der Besichtigung nun gebraucht wird.3) Das Absehen fordert weiches und zaͤhes Eisen, so wie die Pfanne, die Buͤgel- und Plattschrauben; aber die Schloß- und Kreuzschrauben fordern starkes und gleiches Eisen, wenn sie nicht vor der Zeit schlizen sollen.4) Zu Bajonetten wird starkes und zaͤhes Eisen in den Huͤlsen und Haͤlsen, damit die Huͤlse beim Bohren nicht bricht, und die Haͤlse beim Probiren nicht brechen, erfordert, aber die gegenwaͤrtige fehlerhafte Art, die Bajonette zu besichtigen und zu probiren, laͤßt gleichwohl oft zu, daß ein gutes Bajonet bricht, waͤhrend ein geringeres haͤlt.Fuͤr die Artillerie.Nicht bloß fuͤr Achsen und Beschlag bei den Lavetten, und fuͤr die Richtschrauben, sondern auch fuͤr den Anspann selbst ist es von dem hoͤchsten Gewicht, ein starkes und zaͤhes Eisen zu haben, wenn anders der Zwek dieser Waffen nicht verfehlt und das groͤßte Ungluͤk vermieden werden soll. Eine zerbrochene Lavette und ein entzweigegangener Anspann verursachen nicht allein Aufenthalt und Unordnung, sondern koͤnnen oft einen unvortheilhaften Ausgang einer sonst wohl angestellten militaͤrischen Bewegung verursachen, entweder beim Angriff oder Vertheidigung.Wenn auch der Bedarf von Eisen fuͤr die Seeartillerie nicht so groß ist, se ist es desto wesentlicher fuͤr das Attirail, den Zugang von starkem und zaͤhem Eisen zu haben, das den Zumuthungen eines heftigen Seegangs widersteht, damit beim Schießen nicht das Reculer zerstoͤrt wird u.a. Ein beim Schießen zersprungener Ringbolzen, oder Ring fuͤr die Lavettenseile, macht Unordnung und oft sehr großen Schaden.Fuͤr Schiffbau und Seewesen.Wenn es irgendwo von Wichtigkeit ist, mit starkem und zaͤhem Eisen versehen zu seyn, so ist dieß gewiß beim Schiffbau und dem Seewesen, wo, kurz zu sagen, jedes Stuͤk den heftigsten Angriffen ausgesezt ist, und gegen Zerstoͤrung kaͤmpfen muß. Jeder Schraub- und Hakenbolzen, ja hin und wieder jeder Nagel, muͤssen Staͤrke und Zaͤhheit genug haben, um nicht unter dem Brechen und Reißen, das bei einem heftigen Seegang in allen Theilen des Schiffs entsteht, zu bersten. Ein Jungferneisen, das bricht, droht ein Ungluͤk, und ein entzweigegangenes Steuerrudereisen fuͤhrt sehr oft einen unabwendbaren Untergang mit sich. Verbindet man hiemit die Nothwendigkeit eines zaͤhen und starken Eisens zum Anker und seinen Ringen, und endlich zu den Ankerketten (chain cables), welche man in England bereits sich erdreistet hat statt der Ankertaue einzufuͤhren, so zeigt sich in noch hellerem Licht der Bedarf und die Nothwendigkeit, auf alle erdenkliche Weise, auch nur wegen des Seewesens, ein fuͤr jeden besonderen Zweig desselben taugliches und zuverlaͤssiges Eisen zu erhalten zu suchen.Es mag im Vorbeigehen angefuͤhrt werden, wie angelegentlich es sich die Englaͤnder seyn lassen, mit was immer fuͤr Kosten, sich ein zuverlaͤssiges Eisen zu den Schiffsankern zu verschaffen, und mit welchem Vertrauen sie vormals hiezu das schwedische Eisen benuͤzten. Vor ungefaͤhr 50 Jahren, als ich bei der Arbeit des Trollhaͤttacanals besseres Eisen zu den Steinschlegeln bedurfte, als aus dem Werk Kalleroͤ in Bohuslaͤn erhalten werden konnte, kaufte ich in Goͤthaborg einen abgegangenen englischen Schiffsanker, welcher sich, zu meiner Verwunderung, aus 2 Zoll breiten Eisenstangen zusammengeschweißt ergab; aber er war nicht besser gearbeitet, als so, daß in einer der Schweißungen sich deutlich der schwedische Eisenstaͤmpel zeigte.Aber nicht allein fuͤr groͤßere Schiffe und Fahrzeuge, sondern auch fuͤr die Scheerenwachen und kleinere Fahrzeuge, von Kanonenbooten und Jollen an bis zu den kleineren Lotsen- und Fischerbarken, beruht oft Menschenleben und Eigenthum auf einem guten und sichern Eisen, sowohl in der Verzimmerung, als auch in dem Attirail.Fuͤr Grubenbau und Bergwerksbetrieb.Man braucht eben nicht sehr hierin bewandert zu seyn, um eingesehen und erfahren zu haben, welch ausgedehnten Bedarf diese Handthierungen in jedem besonderen Theil an gutem und tauglichem Eisen haben. Man kann nicht in eine Grube an der Leiter hinuntersteigen, ohne sich zwischen Furcht und Hoffnung schwebend zu fuͤhlen, wenn man die Zusammensezung betrachtet, an welcher das eigene Leben und Anderer Wohlfahrt haͤngt, und bei jedem Tritte uͤberzeugt man sich von der Wichtigkeit, mit weichem und zaͤhem, steifem und starkem, oder steifem und hartem Eisen versehen zu seyn, je nach den ungleichen Angriffen, Abnuzung, Biegung und Reibung, welchen jeder besondere Theil aushalten und widerstehen muß. Mit jedem Tag wird man mehr davon uͤberzeugt, seitdem man aus Erfahrung die Moͤglichkeit eingesehen hat, auch zu Grubenseilen Eisenketten, anstatt der Hanf- oder Ledertaue zu benuzen; man sieht aber auch zugleich die Nothwendigkeit ein, so starkes und zaͤhes Zaineisen bereiten zu muͤssen, daß man auf solch einer Kette Menschenleben und Eigenthum wagen kann. Neulich hat man auch Feldgestaͤnge von Eisen, anstatt der Holzstangen versucht, und man begreift leicht, daß die Grenze fuͤr mannigfach mehrere dergleichen Versuche, sich in eben demselben Verhaͤltniß entfernt, wie die Hoffnung auf ein, zu allem diesem verschiedenen Bedarf, taugliches und sicheres Eisen zunimmt. Aber nicht allein der Grubenbau, sondern alle uͤbrigen Bergwesensbauten von Hammer- und Manufacturwerken, Walzen- und Schmiedewerken u.a.; uͤberdieß alle andere Gebaͤude fuͤr Haushaltung, Manufactur und Handwerk, sammt allen Sorten Geraͤtschaften, Werkzeug u.a. lassen uns taͤglich die Nothwendigkeit erfahren, und veranlassen uns hoͤchlich zu dem Wunsch, nicht bloß bessern, sondern in manchen Faͤllen gaͤnzlich vermißten Zufluß von tauglichem Eisenzeug zu jeglichem besonderen Bedarf zu erhalten. Von welch großem Gewicht ist es nicht fuͤr Dampfmaschinen, fuͤr Pumpen- und Manufacturwerke, wie fuͤr Dampffahrzeuge u.a., von der Festigkeit und Staͤrke des Eisens, das in so manchen Theilen derselben erforderlich ist, uͤberzeugt zu seyn, wenn anders der groͤßte Schaden und Ungluͤk vermieden werden sollen. Von den vier Dampfmaschinen, welche bei dem Grundbau der Schleuse im Canalbau zu Soͤder Telje angeschafft werden mußten, waren drei schwedische und eine englische. Die englische hielt das Pumpen zwei ganze Sommer hindurch, ohne einiger Reparation zu beduͤrfen, aus, wogegen die schwedischen, um es kurz zu sagen, jede Woche mehr oder weniger Ausbesserung unterworfen werden mußten, und mit all diesem war doch die Grundlegung aus troknem Boden unmoͤglich, sondern mußte zulezt auf einem wasserdichten Fahrzeug oder Prahm geschehen, von solcher Groͤße, daß er die ganze Schleuse in sich faßte. Die Kosten und der Zeitverlust, welche dieß verursachte, lassen sich leicht genug einsehen.Es ist unmoͤglich, mit einiger Kenntniß und Erfahrung den Bedarf eines besseren Eisenzeugs fuͤr unsere Gewerbe und Handthierungen, so wie die wohlgegruͤndete Hoffnung, die man fuͤr die Moͤglichkeit derselben nunmehr hat, einzusehen, ohne zugleich mit einem fuͤr deren Emporkommen warmen Herzen zu wuͤnschen, daß das in Wirklichkeit eintrete, was leider bis jezt nur als Moͤglichkeit da ist. Nydy, den 4. Mai 1827.Er. Nerdewall. Hier muͤssen wir gleichwohl bemerken, daß, wenn Walzen ein bedeutend verschiebbareres Eisen geben kann, als das Schmieden, diese Strekungsart tauglicher als das Schmieden. Zu all dem Behuf, wo Verschiebbarkeit (welche man sammt der Cohaͤsion zaͤhe Weichheit nennen koͤnnte) die wesentliche Eigenschaft ausmacht. Dieser Bedarf tritt ein, wo die Leichtigkeit der Arbeit, oder des Werkzeuges, oder der Maschinenbestand von hoͤherem Werth ist, als ein hoͤherer Grad von Spannkraft, wie beim Feilen, Winden, Nieten, Nagelspindelschmieden, Platt- und Bandeisenwalzen u.a. Die Bemerkung, die wir machten, daß der Waͤrmegrad, wobei das Eisen gestrekt wird, seine Verschiebbarkeit bestimme, legt noch ein groͤßeres Gewicht auf die Anwendung des Walzens; denn zum Auswalzen des Eisens kann man im Allgemeinen die gehoͤrige Hize waͤhlen, aber beim Schmieden des Eisens hat dieß nur fuͤr gewisse Arbeiten und innerhalb viel weniger verschiedener Grenzen statt. Weil nun dieß der Grund ist, daß die hoͤhere Federung, welche gewisse Arbeiten erfordern, im hinreichenden Grad durch Schmieden nicht gewonnen werden kann, sondern diese Eigenschaft erst nachher durch Hammern in einem tauglichen Waͤrmegrad besonders im Eisen erregt werden muß, auch ein solches Hammern deutlich sich eben so gut bei gewalztem als geschmiedetem Eisen bewerkstelligen laͤßt; so scheint die bis jezt bestehende Weise, durch Schmieden das Eisen zu verarbeiten, fruͤher oder spaͤter mit dem Walzen vertauscht zu werden, fuͤr allen den Bedarf, wo die Form des Products nicht so ist, daß die Bearbeitung durch Walzen unmoͤglich oder theuer wird. So spricht die von uns gewonnene Erfahrung, wenn die Frage nur ungegaͤrbtes Eisen angeht. Der hoͤhere Grad von Gleichheit, den das Walzen vor dem Schmieden gibt, ist gleichwohl fuͤr seinen Bedarf nicht hinreichend; dann ist des Eisens Gaͤrbung nothwendig. Um Weitlaͤufigkeit zu vermeiden, muͤssen wir uns in dieser Hinsicht auf die schon angefuͤhrte Abhandlung in der Zeitschrift Svea uͤber die schwedische und englische Eisenbereitung, berufen. Versuche haben nun die von uns dort aus physischen Gruͤnden gehegte Vermuthung bestaͤtigt, naͤmlich daß das Walzen das Eisen sicherer schweißt als das. Schmieden. Daß auch das Gaͤrben unter den Walzen minder kostbar ausfaͤllt als unter dem Hammer, scheint so wahrscheinlich zu seyn, daß hierin bei uns kein Zweifel eintritt. Wird diese lezte Vermuthung gleichfalls bewahrheitet, so tritt auch aus dem Gaͤrben des Eisens ein neuer Grund fuͤr den Vorzug, welchen die Versuche mit ungegaͤrbtem Eisen bereits dieser Strekungsweise vor dem Schmieden ertheilt haben, ein. Um zu untersuchen, ob das Walzen die Tauglichkeit des Eisens zu Stahl befoͤrdert oder hindert, wurden zwei Dimensionen von dem in London gewalzten Eisen aus Bofors, naͤmlich 2 Zoll, 1 Zoll platt und 1 Zoll Quadrat, nach dem Werke Nuͤquarn, Herrn Winckler und Ulmgren gehoͤrig, gesendet, welcher geneigt diese Eisenstuͤke zu Stahl brennen ließ. Die Stahlstangen hatten ein gleiches Aussehen, nicht mehr Blasen als gewoͤhnlich, und keine großen. Zwei unbedeutende Langenbruͤche fanden sich in einer Stange; der Bruch war gleichkoͤrnig, wie guten Stahls, und schien haͤrtere Brennung beim quadratischen zu zeigen, obgleich die Oberflaͤche so glatt war, daß man den aus feinen Buchstaben zusammengesezten Staͤmpel von Bofors sehr gut und lesbar erhalten hatte. Bei der zu Eskilstuna vorgenommenen Probeschmiedung fand sich der Stahl von bestimmter guter Schmiedbarkeit, oder wie man sagt, beim Streken saͤttlich, selbst wenn es gewaltsam geschah. Ganz fehlerfreie Spindeln von 1/4 Zoll, von quadratischen und platten, von gleichem Eisen erhielt man. Der Kern oder die sogenannte Rose zeigte sich im Bruch dieses feinen Stahls. Keine Faserigkeit merkte man, eben so wenig Ungleichheit im Bruch, noch weniger Undichtheit. Bei der Verarbeitung zur Staͤhlung der Aexte, Feilen, Federmesserblaͤttern, Federn, fand er sich ganz gut und wie die besseren Stahlarten; doch wurde bemerkt, daß die Haͤrte, die wohl gut, nicht vorzuͤglich war. Politur nahm er in vollem Grade an, und das meistens mit ganz dichter Oberflaͤche. Man fand, daß der Stahl leicht und gut, sowohl beim Streken als im uͤbrigen, verarbeitet werden konnte. Er zeigte sich in diesen, von mehreren Arbeitern und zum Theil auch bei Herrn Heljestrand angestellten Proben, besserem schwedischen Stahl gleich. Stahleisen kann demnach gewalzt werden. Da man aus Erfahrung weiß, daß das zu Bofors aus dem Roheisen von den Erzen zu Darkarlsberg bearbeitete Eisen beim gewoͤhnlichen Brennen einen mittelmaͤßigen Stahl gibt, so folgt hieraus, daß das Walzen keineswegs der Stahlart, die moͤglicher Weise den Erzen zugehoͤrt, schadet, sondern im Gegentheil die Schmiedbarkeit, Gleichheit und Dichte des werdenden Stahls befoͤrdert. Daß im uͤbrigen die Stahlart des Eisens, auf den Erzen beruht, und daß ein bestimmtes Urtheil uͤber den Einfluß des Walzens auf die Dienlichkeit des Stahleisens zu gewissen Arten von Stahl, noch mehr Versuche auf diesem Weg vorausseze, trifft sich von selbst.