Titel: Etwas über die Veredlung der Schafe in Frankreich; von Hrn. G. L. Ternaux, d. ält.
Fundstelle: Band 30, Jahrgang 1828, Nr. LVII., S. 205
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LVII. Etwas uͤber die Veredlung der Schafe in Frankreich; von Hrn. G. L. Ternaux, d. aͤlt. Aus dem Recueil industriel, N. 14. S. 128, N. 15. S. 297. N 16. S. 21. Ternaux, uͤber die Veredlung der Schafe in Frankreich. Unter allen Spinnmaterialien ist Wolle das aͤlteste und das allgemeinste. Baumwolle ist zwar heut zu Tage beinahe eben so wichtig; allein Wolle hat vor derselben sowohl als vor dem Flachs und der Seide den Vorzug, man mag die daraus verfertigten Zeuge in Hinsicht auf Qualitaͤt, Waͤrme, Dauer, oder in Hinsicht auf die Menge Arme betrachten, die sich mit derselben beschaͤftigen;Nach Dupin's Petit-Producteur verarbeitete Frankreich im J. 1812 nur 35 Millionen Kilogramm Wolle; gegenwaͤrtig verarbeitet es 42 Millionen, und noch 8 Millionen auslaͤndische. Im J. 1812 spann es nur 10,362,000 Kilogramm Baumwolle; gegenwaͤrtig spinnt es 28 Millionen. A. d. Ueb. sie bietet die groͤßte Mannigfaltigkeit von Stoffen zu Kleidern fuͤr beide Geschlechter fuͤr jede Jahreszeit dar, und wetteifert mit den uͤbrigen selbst in Anwendung auf Moͤbeln. Sie nimmt besser wie jedes andere Spinnmaterial die mannigfaltigsten Farben an, und behaͤlt sie laͤnger; sie ist nicht selten eben so schoͤn, wie die uͤbrigen Stoffe, aber stets bequemer und nuͤzlicher, nicht bloß in Bezug auf ihre Dauerhaftigkeit, sondern auch in Bezug auf Gesundheit; denn sie schuͤzt besser, als jedes andere Spinnmaterial gegen den Wechsel der Witterung und die Einfluͤsse der Jahreszeiten. Wollenstoffe werden daher von dem Bewohner des Suͤdens, wie von dem Einwohner des Nordens gesucht. Wenn sie zu Tuch verarbeitet wird, ist sie der beste Stoff zu Mannskleidern, und zu Zeugen verarbeitet, sie moͤgen glatt oder gekreuzt seyn, gibt sie leichte Stoffe zu Frauenzimmerkleidern, zu Maͤnteln, Roͤken, Schahls, sie liefert die sogenannten Merinos, und kluge Frauen kleiden sich in Wolle, weil sie laͤnger dauert. Wer immer den Werth der Gesundheit zu schaͤzen weiß, und allenfalls im Stande ist, eine etwas groͤßere Auslage zu machen, wird Wolle jedem anderen Stoffe vorziehen; und selbst der hoͤhere Preis der Wollentuͤcher und Zeuge faͤllt taͤglich mehr und mehr in dem Verhaͤltnisse, als Industrie und Akerbau steigen, der in dem Duͤnger, welchen er durch die Schafe erhaͤlt, wieder neuen Aufschwung gewinnt. Betrachtungen uͤber den großen und allgemeinen Nuzen dieses Gegenstandes veranlaßten mich, mit Umgehung alles Anspruches auf Autorschaft und einzig und allein dem Wunsche huldigend, zur Foͤrderung unseres Akerbaues und unserer Industrie etwas beitragen zu koͤnnen, einige Beobachtungen bekannt zu machen, welche vierzigjaͤhrige Erfahrung uͤber Wollenerzeugung und Wollenbearbeitung mich lehne. Der Aufsaz, den ich hier mittheile, darf nicht als eine vollendete Abhandlung uͤber Schafzucht und Wollenmanufactur betrachtet werden, obschon er ziemlich lang ist; denn er wuͤrde in dieser Hinficht unter beiden Beziehungen hoͤchst mangelhaft seyn. Wenn ich dem franzoͤsischen Landwirthe die Vortheile zeige, die er durch Verbesserung seiner Wolle erlangen kann, wenn ich ihm erklaͤre, wozu man dieselbe verwenden kann, wenn ich ihm die Klippen zeige, an welchen diejenigen scheiterten, die einen falschen Weg eingeschlagen haben, wenn ich anderen aͤhnliche Gefahren ersparen kann, wenn meine Beobachtungen andere veranlassen koͤnnen, die Vortheile eines schlecht verstandenen und verderblichen Schlendrians abzuschuͤtteln, wenn ich endlich so gluͤklich bin, ein Mittel zur Foͤrderung des Wohlstandes des Landmannes einzufuͤhren, dessen Vortheile sich in mehreren Departementen unseres schoͤnen Frankreichs (das aber noch immer mehr verschoͤnert werden kann) auf eine so deutliche und segensvolle Weise zeigten; dann bin ich hinlaͤnglich belohnt. Ich habe so eben gezeigt, daß Wolle ein Artikel ist, der immer gesucht wird. Die Landwirthe koͤnnen leicht begreifen, daß, abgesehen von den Vortheilen, welche ihnen die Schafzucht in Hinsicht auf Duͤnger und Fleisch gewaͤhrt, sie nicht den Muth verlieren duͤrfen, auch durch die Wolle hoͤheren Gewinn zu erlangen. Wenn einige schlechte Jahre sie um einen Theil jenes Ertrages bringen, welchen der hoͤhere Werth ihrer Wolle sie mit Recht erwarten ließ, so muͤssen sie ihre Aufmerksamkeit verdoppeln, um dafuͤr Entschaͤdigung zu erhalten Sie duͤrfen daher nicht vergessen, daß es hier auf zwei wesentliche Bedingungen ankommt: Gewicht und Qualitaͤt der Wolle; sie werden diese leztere Bedingung richtiger zu wuͤrdigen verstehen, wenn sie wissen, daß man die Wolle zu zwei ganz verschiedenen Zweken in den Wollenmanufacturen verwendet, die einander ganz und gar entgegengesezt sind, wie ich im VIII. Capitel zeigen werde. Ehe ich zu dem Einzelnen uͤbergehe, finde ich es noͤthig, einige allgemeine Bemerkungen uͤber die Schafzucht vorauszuschiken. Im Akerbaue, wie im Fabrikwesen, ist die erste unerlaͤßliche Bedingung, welcher man sich, man mag entweder den gewoͤhnlichen Gang gehen oder ein neues System ergreifen (wo sie noch dringender wird) mit der vollsten Hingebung unterziehen muß, diese Ausgaben und Einnahmen genau zu berechnen. Es waͤre uͤberfluͤssig, hier diesen Grundsaz, der so alt ist als die Civilisation selbst, wieder aufzustellen, wenn man nicht taͤglich so viele Maͤnner, und selbst diejenigen, die denselben am meisten im Munde fuͤhren und von seinem großen Nuzen sprechen, in der Anwendung denselben gaͤnzlich vernachlaͤssigen saͤhe. Mag nun die Schwierigkeit, die sich bei Feststellung einer genauen Basis der Rechnung zeigt, gegen welche die Schwierigkeit des Rechnens selbst nichts ist, mag Leichtsinn oder mag der Umstand, daß man sich so leicht hinreißen laͤßt, von seinen Ideen und zur Ausfuͤhrung schreitet, ohne das wahrscheinliche oder unsichere Resultat seiner Projecte und Neuerungen vorlaͤufig gepruͤft zu haben, die nur in dem Verhaͤltnisse einfach erschienen, als man in seine Ideen mehr verliebt ist, oder mag was immer Ursache seyn; ich fand mein ganzes Leben uͤber diese erste unerlaͤßliche Bedingung, von welcher Leben und Tod einer jeden Unternehmung abhaͤngt, so sehr vernachlaͤssigt und vergessen, daß ich glaube, daran erinnern zu muͤssen, wo ich von der Schafzucht spreche. Wie viele Landwirthe haben sich, vorzuͤglich in Frankreich, in dieser Hinsicht seit dreißig Jahren groͤblich getaͤuscht! Wie viele Auslagen haben sie nicht zur Veredlung ihrer Herden gemacht, ohne dadurch etwas gewonnen, ja selbst dadurch sogar nur verloren zu haben! Wie viele andere, die dieser Verlust erschrekte, haben, ohne den Ursachen desselben nachzuspuͤren, aus Furcht, aus Faulheit, aus Gefaͤlligkeit fuͤr den alten Schlendrian, aus Vorurtheil oder aas Eigensinn, alle Verbesserungen vernachlaͤssigt, und widersezen sich jezt sogar noch dem Versuche, die Raßen zu kreuzen, wodurch sie und der Akerbau und die Industrie zugleich gewaͤnnen. Die Veredlung der Schafraßen in Frankreich ist allerdings sehr sichtbar; sie ist aber noch viel zu gering in Vergleichung mit demjenigen, was sie seyn koͤnnte. Wie nothwendig. ist es also, auf die Ursachen aufmerksam zu machen, die diese Vervollkommnung hindern, und die Mittel zu zeigen, die sie befoͤrdern! Dieß will ich im folgenden Kapitel zu entwikeln versuchen. I. Kapitel.Bemerkungen uͤber die Wahl des Bodens, der zur Schafzucht geeignet ist. Wenn irgendwo Kenntniß des Bodens, den man zu einer gewissen Art von Ertrag bestimmt hat, eine der wichtigsten Bedingungen ist; wenn diese bei der Cultur jeder Art von Gewachsen, die man aus Samen zieht, oder dahin verpflanzt, vor Allem die Aufmerksamkeit des Landwirthes in Anspruch nehmen muß; so gilt dieß nicht minder von der Schafzucht, in welcher man wissen muß, welche Art von Schafen fuͤr diesen oder jenen Boden taugt.Vergl. die Bemerkungen, die in der Sizung der Société d'Encouragement am 30. Maͤrz 1825 vorgetragen, und in N. 248 des Bulletin dieser Gesellschaft abgedrukt wurden. (Diese Note und die folgenden sind von Hrn. Ternaux. Sie erlaͤutern seine Ansichten uͤber Landwirthschaft und Manufactur, und lassen uns einige Vorschlaͤge erkennen, die er der Regierung unter dem Ministerium des Herzogs von Richelieu vorlegte. A. d. O.) Wir haben die schoͤnsten Herden dort zu Grunde gehen gesehen, wo andere trefflich gedeihen wuͤrden, und wir sehen dieß noch taͤglich. Mancher Landwirth koͤnnte seine Einnahme bedeutend vermehren, wenn er eine andere Raße halten wuͤrde, waͤhrend ein anderer, wenn er diesem Beispiele folgte, dieselbe bedeutend vermindern wuͤrde: in beiden Faͤllen liegt die Ursache darin, daß man den Boden nicht gehoͤrig oder gar nicht kannte. Dieser Unterschied zwischen Raßen und Raßen und Boden und Boden muß desto genauer bestimmt und gekannt seyn, als es in Frankreich auch nicht eine einzige Herde von der einheimischen Raße gibt, welche man nicht auf eine sehr vortheilhafte Weise durch Kreuzung entweder mit langwolligen oder mit feinwolligen Schafen veredeln koͤnnte: Alles haͤngt hier von einer solchen Auswahl ab, daß die Raße der Natur des Bodens und dem Futter, das derselbe erzeugt, angemessen ist, wie ich anderswo erwiesen habe.Als der Herzog v. Richelieu Praͤsident des Ministerrathes war, lud ich ihn ein in den Veterinaͤr- und Oekonomieschulen drei gehoͤrig unterrichtete Individuen auszuwaͤhlen, und jedes Jahr in einem oder in mehreren Departementen unter der Aufsicht eines erfahrenen Mannes, der Theorie mit Praxis verbindet, reisen zu lassen. Acht Monate im Jahre uͤber koͤnnten sie mit einander zu Fuß eine Gemeinde nach der anderen durchwandern, und hierbei mit den Katastrirten anfangen. Nachdem diese drei Individuen den Boden mit Aufmerksamkeit studirt haͤtten, koͤnnten sie in einem bei dem Maire niedergelegten Register ihre beifaͤlligen oder kritischen Bemerkungen uͤber die Art der Cultur, die jeder Paͤchter oder Eigenthuͤmer befolgt, niederschreiben, und ihren Rath beifuͤgen, wie jeder von seinem Grund und Boden entweder durch reichlicheren Duͤnger, durch Wechsel der Samen, durch Viehzucht mit Auswahl der Art des Viehes nach den Verhaͤltnissen der Lage und mit Angabe der Zahl der zu haltenden Stuͤke etc. hoͤheren Ertrag erlangen kann. Man wird allerdings nicht erwarten duͤrfen, daß jeder Landwirth den Rath dieser reisenden Akerbaucommission befolgt; waͤren aber in jeder Gemeinde nur zwei oder drei, die denselben befolgten, so waͤre der Staat schon dadurch fuͤr die geringen Auslagen entschaͤdigt, die eine solche Anstalt kostete, und in dem Maße, als die uͤbrigen Landwirthe saͤhen, daß ihre Nachbarn durch Befolgung des gegebenen Rathes sich besser stehen, wuͤrden sie dieselben nachahmen, zum Maire gehen und dort das Register einsehen, und auf diese Weise gleichfalls von demselben Vortheil ziehen.Man kann sich wohl denken, daß die Mitglieder dieser Commission ihren Rath in dieses Register mit desto mehr Ueberlegung, Umsicht und Klarheit niederschreiben wuͤrden, als ihre Ehre, ihr Ruf, ihre Zukunft zum Theile davon abhaͤngt. Es muͤßte jedem Landwirthe, der diese Rathschlaͤge befolgt hat, erlaubt seyn, seine mit seinem Namen unterzeichnete Erklaͤrung beizufuͤgen, ob er sich gut oder schlecht dabei befunden hat. Nach einigen Jahren koͤnnte dieselbe Commission, ganz oder in einzelnen Individuen, an diese Orte zuruͤkkehren, und daselbst das Lob oder den Tadel der Landwirthe empfangen, die ihre Nachschlage befolgten, so daß diese Ruͤkkehr Belohnung oder Strafe seyn wuͤrde. Wenn diese jungen Leute die Probe bestanden und einen verdienten Ruf erlangt haben, koͤnnte man sie zu Vorstaͤnden solcher Commissionen befoͤrdern.Man begreift, daß das Gelingen einer solchen Maßregel einzig und allein von der Auswahl solcher Leute abhaͤngt, die im Stande sind, dieselbe auszufuͤhren; wenn sie das sind, was sie seyn sollen, so ist das Gute, was sie erzeugen koͤnnen, uͤber alles Verhaͤltniß gegen die Kosten, welche sie verursachen koͤnnen. Man kann sich anfangs bloß auf eine Gemeinde beschraͤnken, und diesen Versuch erst dann vervielfaͤltigen, nachdem man die Vortheile desselben klar vor Augen liegen hat.Dem Herzoge gefiel diese Idee; er wuͤrde sie gewiß, so wie viele andere, die ich ihm mittheilte, ausgefuͤhrt haben, wenn nicht Politik und Tod ihn seinem Vaterlande entrissen haͤtten, dem er durch seine Redlichkeit und durch seine Sorgfalt fuͤr das allgemeine Beste theuer geworden ist. A. d. O. (Unsere Leser werden sich erinnern, daß wir, ohne von dieser Idee des Hrn. Ternaux etwas zu wissen, ambulirende Lehrer der Landwirthschaft und der wichtigeren Zweige der Gewerbskunde fuͤr das Land vorgeschlagen haben in den ersten Baͤnden des polyt. Journales. A. d. U.) Kein Guͤterbesizer und kein Paͤchter kann fuͤr sich oder fuͤr den Staat Gewinn erhalten, wenn er nicht eine der beiden großen Abtheilungen, in welche die Schafe zerfallen, veredelt, und nicht eine solche Auswahl trifft, daß beide Abtheilungen rein von einander geschieden sind. Er muß entweder Merinos zu bekommen suchen, die die feinste Wolle (sogenannte superfeine Wolle) zu Tuͤchern liefern, und die spanischer Abkunft sind, deren schoͤnste Musterraße Sachsen gegenwaͤrtig auf den hoͤchsten Grad von Vollkommenheit gebracht hat; oder er muß die starke langwollige Raße waͤhlen, aus deren Wolle man Wollenzeuge verfertigt, und die wahrscheinlich abyssinischen oder afrikanischen Ursprunges ist, und von welcher die vollendetste Musterraße sich gegenwaͤrtig in England befindet. Man weiß heute zu Tage, daß, um Merinos von der feinsten Wolle leicht und mit Vortheil zu ziehen, man dieselben auf trokenem, etwas mageren Boden ziehen muß, wo sich feine gewuͤrzhafte Kraͤuter auf kuͤnstlichen WiesenDie Gruͤnde, die am hoͤchsten liegen, am meisten abschuͤssig sind, am leichtesten und am trokensten sind, sind auch die besten fuͤr Schafweiden. Daubenton, Instruction pour les bergers. 5 Édit. p. 143.Man muß die Merinos auf keinem anderen Boden ziehen, als auf sehr gesundem; diejenigen Gruͤnde, welche Abhaͤnge bilden, sind immer die besten; das Futter ist auf denselben kurz, duͤnn, aber kraͤftig, und taugt fuͤr die Constitution des Schafes, die weich und schlaff ist. (Gilbert, instruction sur les moyens les plus propres à assurer la propagation des bêtes à laine de race d'Espagne p. 25.)Es ist nicht zu zweifeln, daß in bergigen Gegenden, und in den Ebenen auf trokenem, kreidigen, sandigen Boden die Schafzucht gelingen muß. Wo die Gruͤnde aus Thal und Huͤgel bestehen, sind sie noch besser, indem man nach Witterung und Jahreszeit die Schafe von einem Orte auf den anderen treiben kann. (Teissier instruction sur les bêtes à laine. p. 30)Leichter, steiniger, trokener, luftiger Boden, hohe Huͤgelruͤken, die gegen Morgen liegen, sind die Gruͤnde, auf welchen die Merinos am besten gedeihen, am wenigsten krank werden, und die feinste Wolle liefern. (Lullin, Observations sur les bêtes à laine. p. 9.) A. d. O. finden; daß man sie in der schlechten Jahreszeit und bei anhaltendem Regen im Stalle halten muß. Es ist sehr zu zweifeln, daß man die langwolligen Schafe auf dieselbe Weise halten kann, wie die Merinos, obschon Daubenton,Man vergleiche seine Instruction vom Jahre 1767. 5. Ausg. S. 287.) A. d. O. dessen Ausspruͤche stets alle Achtung verdienen, dieser Meinung ist. Die langwolligen Schafe haben Luft und Freiheit noͤthig;Eben dieß brauchen auch die Merinos, die nur darum in Spanien noch besser sind, als in Sachsen, weil sie in Spanien Sommer und Winter und Tag und Nacht im Freien gehalten werden koͤnnen. Merinos in Spanien in Staͤllen gehalten, werden so schlecht; wie bei uns. A. d. Ueb. sie brauchen staͤrkeres Futter, reichlichere Nahrung, selbst wenn sie etwas waͤsserig ist, wie Runkelruͤben und Turneps.Alle Gegenden in Frankreich, die feuchte Weiden haben, wo das Futter im Ueberflusse hervorschießt, taugen fuͤr die englischen Schafe; diese werden auf denselben gedeihen, wenn man nur dafuͤr sorgt, daß sie nicht auf sumpfige Stellen, Moore (in Bayern Moͤser) gerathen. (Perrault de Jotémps, 3. Bulletin de la Société d'amélioration des laines. p. 24) A. d. O. Diese Raße gewoͤhnt sich selbst an niedrige Wiesen in der Nahe des Strandes am Meere, an Fluͤssen und Waͤldern, wo diese Weiden, ohne gerade sumpfig zu seyn, doch immer nothwendig etwas feucht sind.Die Nachbarschaft des Meeres und die großen Suͤmpfe gewaͤhren Vortheile, die man gegenwaͤrtig zu wenig benuͤzt.Wir empfehlen auch, als die beste Lage fuͤr diese Raße, Weiden in der Naͤhe großer Waͤlder.Wenn man in verschiedenen Richtungen Wege von 30 bis 40 Meter Breite in gerader Linie durch Waͤlder schlaͤgt, die in Ebenen liegen, und in sanftem Abhange in Bergwaͤldern, so werden die Forstbesizer zugleich schoͤneres Holz und gute Weideplaͤze erhalten, und es wird moͤglich seyn, die Woͤlfe auszurotten, die in waldigen Gegenden Hausen. (Cordier, Notice sur l'importation et l'éducation des moutons à longue laine. p. 47, 48) A. d. O. (Forstcultur erlaubt das Treiben der Herden in Waͤlder nimmermehr. A. d. Ueb.) In England, wo diese langwollige Raße nie in den Stall kommt, irrt sie frei auf den großen mit Heken durchschnittenen Weiden umher; frißt, wann und wie es ihr beliebt,Die Leute, die in England gewesen sind, und die Schriftsteller, die uͤber die Anzucht der langwolligen Schafe in England geschrieben haben, stimmen alle in ihren Aeußerungen dahin uͤberein, daß diese Thiere in England bestaͤndig der Witterung bloß gestellt sind, und in einer Art von Naturzustand leben. A. d. O. und da sie nie von Schaͤfern oder Hunden genekt wird, so leitet sie ihr Instinct ihre Nahrung dann zu sich zu nehmen, wann die Zeit guͤnstig und das Futter troken ist, waͤhrend die Merinos, die der Schaͤfer auf die Weide treibt, von welchem sie bald langer bald kuͤrzer auf derselben gelassen werden, in der Furcht bald wieder davon gejagt zu werden, anfangen zu fressen, auch wenn das Gras noch ganz vom Thaue naß ist. Wehe der Herde, die der Schaͤfer auf die Weide treibt, ehe der Thau vergangen ist, oder die er so lang auf derselben laͤßt, bis Abends wieder frischer Thau faͤllt.Man fuͤrchtet in England die Nachtheile des Thaues fuͤr die Herden nicht so, wie in Frankreich, obschon unsere ausgezeichnetsten Landwirthe alle darin uͤbereinstimmen, daß der Thau den Schafen schaͤdlich ist, und dieselben, kachektisch macht. Man muß zwischen Schafen unterscheiden, die in den Stall getrieben werden, und zwischen jenen, die Tag und Nacht uͤber im Freien bleiben, wo sie die ihnen nothwendige Nahrung finden, und jeden Augenblik fressen koͤnnen. Solche Schafe haben nie wahren Hunger, waͤhrend die anderen, die nach der verschiedenen Jahreszeit 12 bis 16 Stunden lang eingesperrt sind, sich mit Heißhunger auf das bethaute Kutter werfen, und dadurch unvermeidlich faul werden. Wenn man die englischen Schafe bei der Nacht pferchen oder in Stalle sperren wuͤrde, wuͤrden sie derselben Krankheit unterworfen seyn. Man muß also in gewissen Faͤllen die englische, und in anderen die franzoͤsische Methode befolgen. (Flandrin, observations sur les moutons de l'Angleterre, p. 33–34) A. d. O. Wenn ein Landwirth, ohne seine Lage und seine Weiden zu kennen und hinlaͤnglich zu studiren, statt der einheimischen Raste Merinos mit superfeiner Wolle nimmt, und seine Gruͤnde sind nur etwas feucht und seine Weiden fett, so wird auch seine Herde sehr bald fett, und von der Kachesie oder Faͤulung und von aͤhnlichen Krankheiten angegriffen werden; er wird sie verlieren, und mit ihr den ganzen Aufwand, den er auf dieselbe gemacht hat; waͤhrend er, wenn er, unter gleichen Verhaͤltnissen, die starke langwollige Raße gewaͤhlt hat, entweder die einheimische, oder noch besser die englische aus Leicester, Norfolk, Glocester oder Lincolnshire, diese Herde gedeihen, und ihm alle Vortheile gewaͤhren wird, die er sich von derselben versprach. Wenn er aber im eutgegengesezten Falle diese langwolligen Schafe auf trokene Gruͤnde stellte, wo das Futter spaͤrlich, das Gras duͤnn und fein ist, wird seine Herde sichtbar abmagern, und er wird sie nicht unterhalten koͤnnen. Statt daß er also bei seinem Wechsel gewonnen hat, wird er Schaden und Nachtheil gefunden haben. Wenn er Schafe von der feinen Raße waͤhlt, wird er dieselben, da sie bei ihm ihre gehoͤrige Nahrung finden, mit Vortheil aufziehen, und sowohl an der Schwere, als an der Qualitaͤt der Wolle, sehr bedeutenden Vortheil erhalten.Die Weiden haben auch sehr großen Einfluß auf die Wolle. Ein neues Beispiel gibt uns der beruͤhmte Thaer im Wollenvereine, Leipzig 1823, dessen Praͤsident er ist. Dieses Werk enthaͤlt die Beobachtungen der beruͤhmtesten Landwirthe und Fabrikanten Deutschlands uͤber die Merinos der sogenannten Electoralraße.„Es gibt in Sachsen zwei Guͤter, die demselben Eigenthuͤmer gehoͤren, und bloß durch Berg und Thal getrennt sind. Der Berg, sehr warmer Boden, ist fruchtbar und dem Kleebau (dem rothen Klee) guͤnstig. Wiesen und Weiden sind herrlich. Der Boden des anderen Gutes hingegen ist kalt, arm, thonig; Wiesen und Weiden tragen nur kurzes, mageres, hartes Futter; sie haben keinen Klee. Die Schaft befinden sich auf jedem Gute gleich gut; allein die Wolle hat auf den Individuen von gleicher Feinheit einen bedeutenden Unterschied erlitten. Auf dem ersteren Gute ist sie weit weicher und sanfter, auf dem anderen rauher und sproͤder. Man hat oͤfters die Schafe aus einem Gute in das andere getrieben, und die Wolle hat jedes Mahl gewechselt.“*)*) Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß man uns auch gesagt haͤtte, ob nach angestellten Proben der Grad der Feinheit und die Schwere des Fließes dieselbe geblieben ist; denn nach unserer Ansicht muͤßte die Wolle auf dem besseren Boden etwas reichlicher, aber weniger fein ausgefallen seyn. A. d. O. II. Kapitel. Ueber die Quantitaͤt und Qualitaͤt der Nahrung. Nachdem der Landwirth nach der Natur des Bodens, je nachdem dieser troken oder feucht, etwas mager oder fruchtbar ist, die Raße gewaͤhlt hat, die er mit dem hoͤchsten Vortheile unterhalten kann, muß er dafuͤr sorgen, die Raße, die er gewaͤhlt hat, mit den moͤglichst geringsten Kosten mit hinlaͤnglicher Nahrung zu versehen, nicht bloß dadurch, daß er seine Felder so eintheilt, daß er die Zeit der Weide verlaͤngern kann, ohne seinen uͤbrigen Ernten zu schaden, sondern auch dann noch die Nahrung oder das Futter vermehren kann, wann seine Felder, mit Schnee oder mit Ernten bedekt, seine Schafe nicht mehr auf denselben weiden lassenHerr Dailly, Besizer einer Herde von 5–600 Merinos, hat Herrn Ternaux eine Berechnung der Nahrung seiner Herde mitgetheilt, und denselben berechtigt, sie bekannt zu machen. Die Ordnung, die er auf seinem Pachtgute de Trappes einfuͤhrte, erlaubte ihm, sich uͤber den Bedarf eines ganzen Jahres in Gewißheit zu sezen. Nach sehr genauer Rechnung ergab sich die Auslage fuͤr die erste Herde, bestehend aus Mutterschafen, fuͤr jedes Schaf waͤhrend 24 Stunden zu 256/100 Centimen; mit Inbegriff der jungen Laͤmmer vom 5. November, der Wurfzeit, bis zum 20. April, wo die jungen Laͤmmer die zweite Herde bilden. Bei dieser zweiten Herde kommt jedes junge Schaf waͤhrend 24 Stunden auf 134/100 (Man vergleiche die Note am Ende dieses Aufsazes.)In dieser Rechnung sind die Auslagen fuͤr Gebaͤude und Huͤtung nicht mit begriffen.A. d. O., oder mit einem Worte, wann man genoͤthigt ist, die Schafe im Stalle oder unter Dach zu halten. Es scheint mir uͤberfluͤssig, die verschiedenen Futterkraͤuter fuͤr die Schafe hier aufzufuͤhren; die Paͤchter kennen sie hinlaͤnglich;Der Preis, den der Landwirth jaͤhrlich oder alle 6–7 Jahre, wann er seine Schafe verkauft, fuͤr seine Wolle erhaͤlt, mag wie immer stehen, so bleibt stets so viel gewiß, daß der Nuzen, den er von der Anzucht seiner Schafe erhaͤlt, mehr oder minder von der Leichtigkeit abhaͤngt, mit welcher er dieselben futtert, und von dem Wirtschaftssysteme, das er befolgt.Man kann nicht laͤugnen, daß die wohlfeilste Weise Schafe zu halten diese ist, daß man sie so lang als moͤglich auf der Weide haͤlt, und nur dann im Stalle fuͤttert, wenn man sie wegen Regens, Schnees, großer Kaͤlte, oder weil die Felder mit der Ernte bedekt sind, nicht austreiben kann. Ich weiß aus Erfahrung, wie gut es ist, seinen Feldbau so einzurichten, daß man zu jenen Zeiten im Jahre seinen Bedarf am Futter hat, wo die Schafe nicht im Freien gehalten werden koͤnnen, und vorzuͤglich im Anfange des Fruͤhlinges. Außer den kuͤnstlichen Wiesen und der Luzerne, die in jeder Jahreszeit die groͤßte Huͤlfe gewaͤhren, ist Roggen und Hafer, gruͤn gefuͤttert, das beste, was man bauen kann, und was ich allem Uebrigen vorziehe; man hat dann, wann die Vegetation in voller Thaͤtigkeit ist, an 15 Morgen (Arpens) genug, um eine Herde von 250 bis 300 Staͤken bis zur Hereinfuhr zu naͤhren. Ich lasse dann umbrechen, und baue Erdaͤpfel, Runkelruͤben oder Turneps, ein treffliches Winterfutter fuͤr alle Arten von Hausthieren.Man wird aus der Uebersicht des Futterverbrauches der Herden des Herrn Dailly, welches ich unten mittheile, ersehen, wie sehr man auf diese Weise die Futterkosten zu dieser Jahreszeit ersparen kann.Folgende Beobachtungen, von deutschen Landwirthen, koͤnnen auch von den unserigen mit Vortheil beruͤksichtigt werden.„Schafe, die mit Heu gefuͤttert werden, geben dem Auge nach weit mehr, als Schafe, die mit anderem Futter unterhalten wurden; die Wolle ist aber nicht so schwer.“„Bei gleichem Gewichte ist trokener Klee nicht so reich an Nahrungsstoff als Heu; man kann sich an dem Umfange der ersteren taͤuschen.“„Man ist von dem Irrthume zuruͤkgekommen, daß rohe Erdaͤpfel den Schafen schaͤdlich sind, mit Stroh und etwas Heu gemischt, sind sie ein gutes Winterfutter und schaden der Wolle durchaus nicht. Der Ruͤkstand von Erdaͤpfelbrantwein kann gleichfalls als Futter verwendet werden.“ Wollenverein 1823. A. d. O. ich lade sie aber ein, in dieser Hinsicht etwas mehr als sie gewoͤhnlich zu thun Pflegen, jene Schriften zu Rache zu ziehen, die diesen Gegenstande, wie man zu sagen pflegt, vom Grunde aus behandelnAls das beste Werk dieser Art koͤnnen wir den Landwirthen empfehlen, der Hortus gramineus woburnensis, or an account of the results of various Experiments on the produce and fattening properties of different grasses, and other plants, used as the food of the more valuable domestic Animals instituted by John Duke of Bedford. By G. Sinclair, F. L. S. and F. H. S. Gardener to the Duke of Bedford. 2. edition. London 1825. 2 Pf. 2 Sh. (Deutsch bei Cotta.) Da Gras immer das beste, gesuͤndeste und natuͤrlichste Futter fuͤr die Hausthiere ist, so wird das Studium der Naturgeschichte der Graͤser fuͤr den Landwirth unentbehrlich. Dieser Theil der Botanik ist aber gerade einer der schwierigsten in dieser sonst so angenehmen Wissenschaft. Nur wenige Landwirthe werden sich Schreber's und Hort's Graͤser, Palisot de Beauvois und Trinius Werke uͤber dieselben, und Ehrhart's und Weih's und Hoppe's Herbarien beilegen koͤnnen. Die vollstaͤndigste Aufzaͤhlung aller bisher bekannten Graͤser findet sich in Linnaei Systema Vegetabilium edit. Roͤmer et Schultes T. II. Mantiss. II., die wir den minder bemittelten Landwirthen nicht genug empfehlen koͤnnen.A. d. Ueb. und durch praktische Erfahrung jenes Futter kennen zu lernen, das verhaͤltnißmaͤßig zum Umfange des Bodens, und zur Menge und Art dieses oder jenes Duͤngers am meisten Vortheil gewaͤhrt. Waͤhrend Stroh, Heu, Grummet etc. waͤhrend des Winters fuͤr feinwollige Schafe hinlaͤngliche und gute Nahrung gibt, taugen fuͤr die langwolligen Schafe Turneps, Runkelruͤben, Erdaͤpfel und anderes starkes, fettes und etwas waͤsseriges Futter.Ruͤden oder Turneps mit etwas Heu bilden so zu sagen das einzige Winterfutter der englischen Herden. Man baut sie in England so haͤufig und in solchem Umfange, daß man deren mehr hat als man braucht, und den Ueberfluß zur Maͤstung verwenden kann.“ Flandrin a. a. O. S. 35. 36.A. d. O. Diejenigen Nahrungsmittel also, bei welchen die feinwolligen Schafe kachektisch oder faul wuͤrden, taugen sehr gut fuͤr die langwolligen, und das Futter der ersteren; waͤre fuͤr leztere zu mager. III. Kapitel. Ueber die verhaͤltnißmaͤßige Menge Schafe, die man halten kann. Ex nihilo nihil. Aus Nichts wird Nichts; ich will noch hinzusezen, daß aus der Betrachtung der Zersezung und Bildung der Koͤrper so viel hervorgeht, daß aus Etwas immer Etwas wird. Die Schafe liefern drei sehr verschiedene Producte: Duͤnger,Teissier unterstuͤzt in einer Note, in welcher er das Théatre d'Agriculture d'Olivier de Serres mit unseren gegenwaͤrtigen landwirthschaftlichen Kenntnissen vergleicht, die Meinung jenes großen Oekonomen uͤber den Duͤnger, indem er sagt:„Wenn man unsere Hausthiere nur in Bezug auf den Duͤnger betrachtet, den sie liefern, so werden sie von der hoͤchsten Wichtigkeit. Ohne Duͤnger kein Akerbau; dieß bleibt eine unbestreitbare Wahrheit;*) man mag was immer fuͤr ein System im Feldbaue befolgen, so kann man Vermehrung der Hausthiere bei demselben nicht genug empfehlen. Wenn man zu diesem unschaͤzbaren Vortheile noch den inneren Werth dieser Thiere und die uͤbrigen Producte rechnet, die sie liefern, so wird man die Nothwendigkeit fuͤhlen, daß der Landwirth sich vor Allem mit Aufsindung von Mitteln beschaͤftigen muß, diese Thiere zu naͤhren und zu unterhalten. Unter diesen Mitteln ist die natuͤrliche Pferche das gewoͤhnlichste.“Das Pferchen der Hausthiere, und vorzuͤglich der Schafe ist von hoher Wichtigkeit auf einem Landguts; man erspart nicht bloß das Fuhrlohn, sondern auch den Verlust des Duͤngers waͤhrend des Aufladens und Verfahrens desselben auf das Feld. Kluge Guͤterbesizer sorgen gewoͤhnlich auch dafuͤr, daß in ihren Vertraͤgen mit den Paͤchtern als ausdruͤkliche Bedingung die Forderung aufgestellt wird: daß der Paͤchter eine gewisse, dem Umfange der Felder angemessene Zahl von Schafen auf seinem Pachtgute halten muͤsse.Die Alten (d.i. die alten Heiden, nicht die alten Bonifacier des Mittelalters) waren so sehr von der Wichtigkeit des Duͤngers uͤberzeugt, daß sie eine Gottheit als Beschuͤzer des Duͤngers verehrten (Pitumnus, Sterquilinus, Stercutus), und man darf auch in unseren christlichen Zeiten nicht zweifeln, daß der bluͤhende Akerbau Englands und des alten Flanderns großen Theils der starken Viehzucht in diesen Laͤndern und dem Duͤnger aller Art zuzuschreiben ist, welchen die Paͤchter daselbst anwenden koͤnnen.A. d. O.*) Ueber die neulich ein großer Mann, der ein kleiner Oekonom ist, ein dikes Werk schrieb, das sehr mager ist.A. d. Ueb. Fleisch und Wolle. Ich spreche nicht von Haut und Knochen, indem der Ertrag derselben so unbedeutend ist, daß ich glaube, denselben fuͤglich uͤbergehen zu koͤnnen: wenn uͤbrigens das Fell der englischen Schafe mehr Werth hat, weil es großer ist, so gilt dieß, verhaͤltnißmaͤßig zur Nahrung, welche diese Schafe und die Merinos noͤthig haben, noch mehr von der groͤßeren Menge der Felle der lezteren; und in dieser Hinsicht kann man das Fell unter die Kategorie der beiden ersten Producte bringen. Ich betrachte auch die jungen Widder und Schafe nicht als Product; denn sie gehoͤren zu dem Thiere selbst, und sind in dieser Hinsicht wichtig genug, um den Gegenstand eines eigenen Kapitels zu bilden. Man kann nicht laͤugnen, daß ein englisches Schaf, oder ein Schaf von der großen Raße, mehr Duͤnger und Fleisch gibt, als ein saͤchsisches, oder ein Merinos von der kleineren; allein gibt jenes auch mehr oder nur eben so viel als dieses im Verhaͤltnisse zur Menge der Nahrung, die es braucht?Ein Schaf von mittlerer Groͤße wird ehe fett, als ein anderes, das sehr groß gewachsen ist. Je verkruͤppelter ein Schaf ist, desto weniger wird es auf was immer fuͤr einer Weide gedeihen. Diese Thatsache hat Bakewell zu Dishley, wo er mehrere Raßen zusammenstellte, um sich hiervon zu uͤberzeugen, erwiesen. (Arthur Young, Cultivateur anglais. T. XIV. p. 401. Alle Thiere, die kleine Knochen haben, werden ehe fett, als die Grobbeinigen. Ebendas. A. d. O. Dieß ist die wichtige Frage, die. man loͤsen muß, und die fuͤr viele practische und theoretische Landwirthe bereits geloͤste zu seyn scheint, indem sie alle darin uͤbereinkommen, daß die große Raße mehr Futter braucht,Dieß ist vollkommen richtig: man wuͤrde sich aber irren, wenn man glaubt, daß die englischen Schafe mehr Futter brauchen, als die Schafe in der Picardie und in Flandern, die auch zur großen Raße gehoͤren. Da sie besser gebaut sind, fressen sie weniger und gedeihen desto besser, zumahl, wenn man sie bei ihrer Gewohnheit, d.h. in einem eingeschlossenen Felde in Freiheit laͤßt, wo sie nach Belieben fressen und ruhen koͤnnen. Man hat den Versuch in der Fasanerie zu Moulineaux bei Versailles angestellt, einem kleinen Pachtgute, das jeder sich zum Muster nehmen mag, der langwollige Schafe ziehen will. Der Eigenthuͤmer, ein unterrichteter Mann und scharfsinniger Beobachter, stellte flandrische und picardsche Schafe bei sich ein, fuͤr den Fall, daß einige seiner englischen Mutterschafe zwei Laͤmmer wuͤrfen, und zu schwach waͤren, sie zu ernaͤhren. Diese Vorsicht wurde gerechtfertigt. Man fand es nothwendig, mehreren Muͤttern eines ihrer Laͤmmer zu nehmen, und dasselbe an einheimischen Schafen trinken zu lassen. Leztere wurden nach englischer Art behandelt, sie brachten den Winter auf Ruͤbenfeldern zu eher auf feuchten, aber nicht sumpfigen Wiesen, und litten durchaus nicht bei dieser Behandlung. Die ganze Herde hatte dasselbe Futter, und doch war der Unterschied im Gewichte an den einzelnen Stuͤken im Verlaufe von 6 Monaten um Ein Fuͤnftel und mehr an den englischen Schafen groͤßer. Man muß die Ursache hiervon einzig und allein der wirklich erstaunenswerthen Anlage an der Bakewell'schen Raße fett zu werden, den kleinen Knochen derselben, und wie ich glaube, auch der Ruhe zuschreiben, die die Schafe genießen, wenn man sie nach englischer Art haͤlt, einer Ruhe, die die Verdauung erleichtert, und bis Schafe nicht der Nothwendigkeit aussezt, durch anhaltendes Hin- und Hertreiben derselben in Schweiß und Ermuͤdung einen Theil des Nahrungsstoffes wieder zu verlieren, den sie zu sich genommen haben.Außer der Leichtigkeit, mit welcher die englische Raße aus Leicestershire fett wird, hat sie auch noch die Eigenschaft, sehr fruchtbar zu seyn. Auf demselben Pachtgute zu Moulineaux haben 16 englische Mutterschaft in diesem Jahre 28 Laͤmmer geworfen, wovon 26 am Leben blieben, und gegenwaͤrtig mit einem wunderschoͤnen Fließe bedekt sind, obschon die meisten von ihrer eigenen Mutter genaͤhrt wurden.A. d. O. und die meisten noch behaupten, daß dieses selbst in einem weit groͤßeren Verhaͤltnisse Statt hat; d.h., wenn man um zwei hundert Schafe von der groͤßeren Raße eine bestimmte Zeit uͤber zu naͤhren, 300 Ztr. Stroh oder Heu braucht, so wird man mit dieser Menge Futters waͤhrend derselben Zeit 3 bis 400 Merinos oder saͤchsische Schafe von der kleinen Raße fuͤttern koͤnnen, und diese 3 bis 400 Stuͤke werden eben so viel und noch mehr Fleisch dem Gewichte nach, eben so viel und noch mehr Duͤnger geben, als die 200 Stuͤke von der groͤßeren Raße. Man muß bei solchen Rechnungen von einer gemeinschaftlichen Basis ausgehen; denn es geht mit Schafen, wie mit Menschen; zuweilen essen kleine, immer magereEs gibt Thiere, sagt Bakewell, die immer mager bleiben, wenn man sich auch noch so sehr Muͤhe gibt, sie fett zu machen, und wieder andere, die fett werden, obschon man ihnen weniger zu fressen gibt, als den mageren. Arthur Young, Cultivat. angl. t. XIV. p. 4. Leute viel mehr als andere große und dike; es ist aber allgemeine Erfahrung, daß ein großes und starkes IndividuumHerr de Barbançois, dem Herrn de Trudaine im J. 1776 einen Theil jener Merinos gab, welche die ersten Merinos in Frankreich waren, die der Koͤnig von Spanien Ludwig dem XVI. aus Spanien nach Frankreich einzufuͤhren erlaubte, hat der Erste die Bemerkung gemacht, daß die Schwere des Fließes nicht immer mit der Schwere des Koͤrpers des Thieres im Verhaͤltnisse steht, und daß die Menge Nahrung, die jedes Thier braucht, bloß mit Ausnahme einiger individuellen Unterschiede mit der Schwere des Koͤrpers des Thieres genau im Verthaͤltnisse steht. Mathieu de Dombasle , 4e Bulletin de la Société d'amélioration des laines p. 12. mehr ißt, als ein anderes von derselben Art, das kleiner ist. Wenn wir indessen annehmen, daß das Fleisch, ohne Hinsicht auf die Anzahl der Individuen im Verhaͤltnisse zu der Menge des Futters steht, so haben vergleichende Berechnungen erwiesen, daß dasselbe 2 1/2 pC. betraͤgt; d.h., wenn das Thier 100 Pfund wiegt, wird es 2 1/2 Pfund Nahrung brauchen; wenn es 150 Pfund wiegt, wird es 3 3/4 Pf. brauchen, und wenn es nur 80 Pf. wiegt, wird es nur 2 Pf. beduͤrfen. Diese Rechnung, die jeder Paͤchter bestaͤtigen kann, ist bei der Wahl der Raße, die man ziehen will, aͤußerst wichtig, indem es erwiesen ist, daß das Fleisch weniger von der Menge der Nahrung, als von der Art des Thieres abhaͤngt, welches dasselbe erzeugt, und daß die Menge Talges, welche das Thier verwendet, um fette lange Wolle zu liefern, eben so groß ist, als wenn dasselbe kurze feine krause Wolle erzeugt. Hier ist nun der Ort zu untersuchen, ob es, wie einige Paͤchter behaupten, wahr ist, daß Merinos von der Raße mit superfeiner Wolle mehr Futter fordern, als inlaͤndische Schafe. Ich finde dieß nicht.Man kann uͤberhaupt uͤberall Merinos halten, wo man Schafe haͤlt; nur daß man in dem ersteren Falle eine Herde von hohem, in lezterem aber von sehr geringem Werthe besizt. Teissier Instructions sur les bêtes à laine. p. 30. Man wird uͤberall mit Vortheil Merinos halten, wo die Weiden keine Faͤulung erzeigen, und hinreichen, um ein Stuͤk derselben von gleicher Schwere mit dem gemeinen Schafe zu naͤhren. Gasparin Mém. sur l'éducation des Merinos, comparée à celle des autres races de bêtes à laine dans les diverses situations pastorales etc. agricoles. S. 99.A. d. O. Wenn einige behaupten, daß sie mehr brauchen, so versichern andere das Gegentheil, und unter den widersprechenden Behauptungen stimmen die meisten uͤberein, daß kein besonderer Ueberschuß nothwendig ist, und daß beide gleichviel brauchen. Um die Sache gehoͤrig zu beurtheilen, wollen wir sehen, woher dieses Vorurtheil entstand. Der außerordentlich hohe Preis der Merinos, vorzuͤglich bei den ersten Versuchen, die man damit anstellte, veranlaßte die Besizer derselben, diese Thiere reichlicher und besser zu fuͤttern, als die einheimischen Schafe. Die Menge Futters, die man ihnen mehr gegeben hat, hing auf der einen Seite von dem hoͤheren Werthe ab, den man auf dieselben legte, und von dem Bestreben sie desto sicherer gesund zu erhalten; auf der anderen Seite aber von dem Wunsche mehr Wolle zu erlangen, ohne daß man sich uͤbrigens durch Erfahrung uͤberzeugt haͤtte, ob dieses Mittel auch wirklich nothwendig, nuͤzlich und vortheilhaft ist. Erst nach einer langen Reihe von Beobachtungen und Versuchen gelangte man zu der Ueberzeugung, daß in jenen Jahren, wo die Herden sich nur schlecht naͤhren konnten, die Wolle feiner und leichter zu spinnen war, als in denjenigen, wo ein milder Winter und fettere Weiden denselben reichlichere Nahrung gaben. Man weiß ferner, daß ein krankes Schaf eine weit schlechtere Wolle liefert;Die Wolle der Merinos verfeinert sich in dem Maße, als sie den Anfaͤllen der Krankheit oder des Alters unterliegen. Perrault de Jotemps, le Bulletin d. l. Société d'Amélioration des laines. p. 6.A. d. O. daß aber diese Wolle feiner und leichter zu verarbeiten ist, als die Wolle von demselben Thiere, so lang es gesund war: als Fabrikant hatte ich Gelegenheit, mich von der Wahrheit dieser Thatsache zu uͤberzeugen, und sie zu bestaͤtigen. Eine zweite Ursache, aus welcher man ohne allen Grund glauben konnte, daß die Merinos eine reichlichere Nahrung als die einheimischen Schafe fordern, war diese, daß viele, ja beinahe alle Schafwirthe die Kreuzungen ihrer Merinos so anlegten, daß sie Thiere von dem staͤrksten und groͤßten Schlage dadurch erhielten, ohne zu bedenken oder auch nur zu ahnen, daß die Feinheit der Wolle bis auf einen gewissen Grad mit der Staͤrke des Wuchses des Thieres unvereinbar ist.Diese so lang von unseren Landwirthen aufgeworfene Frage scheint endlich geloͤst. Man glaubt gewoͤhnlich, daß feine Wolle sich nicht mit hohem Wuchse vertraͤgt, mit den Formen und mit dem Gewichte des Fließes der Merinos, und fuͤhrt als Beispiel und zum Beweise fuͤr diese Meinung die veredelten Herden in Sachsen und zu Naz an. Wenn man indessen, wie Herr de Mortemart-Boisse rieth, durch Auswahl von Stoͤren von kleinem Wuchse und superfeiner Wolle zum Sprunge von Mutterschafen von groͤßerem Wuchse, die mit der moͤglich feinsten Wolle Formen vereinigen, die Staͤrke und lange Lebensdauer verkuͤnden, eine mittlere Raße von bedeutender Feinheit ertheilte, die die Fabrikanten befriedigen koͤnnte, so haͤtte die Verbesserung einen großen Schritt gethan. Die Herren de Jessaint, de Chateauvieux, J. J. Bernard, Salmon etc. hatten denselben Gedanken, wie Herr de Mortemart-Boisse, und besizen gegenwaͤrtig herrliche Herden, deren Wolle selbst. bei dem Falle des Preises derselben, noch immer hoch steht.A. d. O. Ich koͤnnte zwanzig Herden in den Departements der Oise und der Seine und Marne anfuͤhren, deren Wolle bei mir als Wolle erster Classe galt, die 2 Franken das Pfund im Fette bezahlt wurde, und die nach einigen Jahren in die dritte Classe kam, und nur mehr 1 Franken 50 Cent, oder 25 pC. weniger gegolten hat. Das Fleisch war in der That reichlicher, wog aber nur 25 pC. mehr. Hieraus folgt, daß die Schafwirthe besser gethan haͤtten, wenn sie, statt auf hoͤhere Thiere zu sehen, gesucht haͤtten zu bestimmen, wie viel sie Schafe moͤglicher Weise halten koͤnnen. Sie haͤtten dieselbe Menge Duͤngers und Fleisches fuͤr dieselbe aͤquivalente Menge Futters erzielt, und dabei viel feinere Wolle von einem weit hoͤheren Preise erhalten. Man muß auch dafuͤr sorgen, daß die Schafe nur eine solche Nahrung erhalten, die ihren Dauungskraͤften angemessen ist, und dieses leztere mehr als die Menge derselben beruͤcksichtigen: das Thier ist kein Vielfraß wie der Mensch, und frißt nur so viel, als es noͤthig hat; wenn ihm eine Art von Nahrung fehlt, ist es gezwungen, eine andere zu suchen, von der es weniger Vortheil zieht, und die ihm schaͤdlich seyn kann. IV. Kapitel. Ueber die Bildung und Eigenschaft der Wolle. Man weiß aus der Theorie, daß, um Knochen zu bilden, den dichtesten und festesten Theil des thierischen Koͤrpers, mehr Zeit und mehr Masse von Nahrungsstoff nothwendig ist, als um Fleisch und Fett zu erzeugen. Man hat hier ein Verhaͤltniß von 1 zu 100 aufgestellt: ich uͤberlasse es aber der Physiologie und der Osteologie, dieses Verhaͤltniß weiter zu commentiren. Es genuͤgt auf eine Thatsache aufmerksam zu machen, die unwandelbar zu seyn scheint, und diese ist, daß Hornbildung ein Anfang und Verknoͤcherung ist. Hieraus folgt, daß mehr Talg noͤthig ist, um eine Faser grober Wolle zu bilden, an welcher die Hornmasse oder Roͤhre diker ist, als um zwei oder vielleicht drei solche duͤnnere und feinere Roͤhren zu bilden. Wenn man eine Wollenfaser mit dem Mikroskope untersucht,Herr Perrault de Jotemps hat in seinem trefflichen Werke sur la laine et les moutons S. 2 und 4 diesen Gegenstand mit vielem Scharfsinne behandelt. Seine Ansicht uͤber die Wollenfaser und die Natur derselben hat viele Aehnlichkeit mit jener des Herrn Ternaux. Wir wollen sie hier anfuͤhren.„Die Wollenfaser“ sagt er, „ist ein Faden aus einer festen Substanz, eine Art erhaͤrteten thierischen Schleimes, mit welcher sich eine oͤhlige oder seifenartige Substanz verbindet. Sie entsteht in dem Zellgewebe unter der Haut aus einer bald runden, bald eifoͤrmigen Zwiebel, welche der Kreislauf mit einer klebrigen Feuchtigkeit fuͤllt, die ihr als Nahrung dient. Diese Zwiebel besteht aus zwei Haͤuten, einer aͤußeren und einer inneren, welche die Wurzel der Faser unmittelbar umhuͤllen. Diese Wurzel tritt gegen die Oeffnung der Haut vor, die der Faser zum Durchgange dient, und trennt sich dann von der aͤußeren Haut der Zwiebel. So wie die Faser an die Oberhaut gekommen ist, hebt sie dieselbe, ohne sie zu durchbohren, und bildet sich daraus eine Scheide, die sich eng an die Huͤlle anschließt, die sie von der inneren Haut erhielt.“ Diese sinnreiche Erklaͤrung der Wollenfaser stoͤßt die Bemerkungen des Herrn Ternaux nicht um; sie bestaͤtigt dieselben vielmehr und macht auf dieselben aufmerksam.A. d. O. so sieht man sehr bald, daß sie eine Roͤhre bildet, in welche die Ausduͤnstung oder der Talg des Thieres einsikert;Die Beobachtungen, die ich mit dem Sonnen-Mikroskope anstellte, lassen mich annehmen, daß der Talg innerlich durch die Bartfaͤserchen erzeugt wird, die man an der inneren Roͤhre der Wollenfaser haͤngen sieht, und zwar so, wie das Mark in den Knochen; daß endlich diese Masse, wenn sie an das Ende der Faser gekommen ist, sich erhaͤrtet. Doch dieß gehoͤrt in die Naturgeschichte und in die Physiologie. Man kann Gelehrten nicht genug empfehlen, hieruͤber Unternehmungen anzustellen, indem dieser Gegenstand fuͤr die Schafzucht so aͤußerst wichtig ist.A. d. O. daß dieser Talg durch die Waͤrme an das Ende der Roͤhre getrieben wird, und daß er aus dem fluͤssigen Zustande in einen festen oder beinartigen uͤbergeht, wann er mit der Luft in Beruͤhrung kommt. Hieraus laͤßt sich schließen, daß die Wolle desto mehr Staͤrke, Elasticitaͤt und Festigkeit bekommt, je mehr das Thier der freien Luft ausgesezt ist, wie bei den englischen Raßen, so wie sie im Gegentheile weicher, feiner und markiger wird, wenn man das Thier wie die saͤchsischen Merinos im Stalle fuͤttert. Außer dem Unterschiede, der sich in dieser Hinsicht zwischen den langwolligen englischen Raßen und den feinwolligen Merinos zeigt, hat bei lezteren noch ein anderer sehr deutlicher Unterschied Statt. Obschon von gleicher Abkunft, hat die spanische Wolle eben so viel Staͤrke und Elasticitaͤt als die saͤchsische Zartheit und Weichheit, was wahrscheinlich davon herkommt, daß, abgesehen, daß die spanischen Merinos in freier Luft gezogen werden, die Hize des Tages unter dem brennenden spanischen Himmel mit der Kuͤhle der Nacht sehr stark und schnell wechselt; folglich die Verknoͤcherung, oder wenn man so sagen darf, die Verhornung sich schneller durch den raschen Uebergang von der Kaͤlte zur Waͤrme ausbildet, die Kettenglieder, aus welchen die Wollenfaser besteht, gedraͤngter und mehr elastisch werden, als bei der Electoralraße, die in ihrem Stalle immer dieselbe Temperatur genießt. Ich muß noch bemerken, daß die Wollenfaser an der weichen Wolle der noͤrdlichen Merinos sich immer in eine feinere Spize endet, als an der elastischen Wolle der Merinos des Suͤdens. V. Kapitel. Von der Wohnung der Schafe. Wenn der Schafstall in unserem Klima bei rauhen Wintern nuͤzlich und nothwendig ist, sowohl wegen der Sicherheit, als wegen der Erhaltung der zarteren Schafe mit feiner Wolle; so taugt er fuͤr die langwolligen Schafe von der englischen Raße durchaus nicht, die bestaͤndig in freier Luft gehalten, dadurch nur desto starker und kraͤftiger werden, und desto bessere Kammwolle geben. Es ist eine bleibende Thatsache, daß der Schafstall der Guͤte der langen Wolle schadet, nicht bloß dadurch, daß er ihr Weiße und Glanz benimmt, sondern auch dadurch, daß er sie weich und muͤrbe macht, und ihr einen Theil ihres Glanzes benimmt. Um der langen Wolle diese Eigenschaften zu erhalten, muß man die Schafe, die sie tragen, entweder bloß unter Schuppen halten, oder wie man es in England thut,In England, wo das Schaf auf Weiden gehalten wird, die mir Heken umgeben sind, sieht man dasselbe nie in Herden vereint; es lebt und weidet und ruht, wie und wo es will. Es bleibt das ganzeganza Jahr uͤber im Regen, Schnee und im Frost*) im Freien; es fuͤrchtet weder den Thau noch den Nebel. Dieser freien und unabhaͤngigen Lebensweise, der Einwirkung der Luft, der es immerdar ausgesezt ist, der staͤten Feuchtigkeit des Bodens und der Wiesen, auf welchen es sein Leben hinbringt, schreibt man den Reichthum seines Fleißes, den Glanz, die Weiße und die Elasticitaͤt der Wolle zu, die sie so sehr von aller Wolle derjenigen Schaft auszeichnet, die mehr gedraͤngt an einander leben, und den Einfluͤssen des Stalles ausgesezt sind. D'Autremont, 1r Bulletin de la Société d'Amélioration des Laines. p. 44.A. d. O.*) Der aber in England nie so stark ist, wie bei uns, wo das Schaf zu sehr von der Kaͤlte leiden wuͤrde.A. d. Ueb. Tag und Nacht das ganze Jahr uͤber unter freiem Himmel lassen, wodurch man nicht bloß die Schafstalle erspart, sondern auch den Hirten, der gewoͤhnlich 3 Franken fuͤr das Stuͤk kostet, und eine der staͤrksten Ausgaben ist, die man bei der Schafzucht hat. Ein anderer Vortheil, der dadurch entsteht, daß man diese Thiere auf Weiden, die mit Heken eingeschlossen sind,Dieses Pferchsystem, oder diese mit Heken umgebenen Weiden wurden lange Zeit uͤber von angesehenen Landwirthen angefochten; es hat endlich in England in jenen Gegenden, wo der Akerbau bluͤht, den Sieg davon getragen. Gegenwaͤrtig sind alle Felder in Leicestershire etc. mit lebendigen Zaͤunen eingeschlossen, die eine unendliche Menge geschlossener Raͤume von 3 bis 8 Tagwerken bilden, in welchen die Schafe Tag und Nacht uͤber weiden. Die Paͤchter gewinnen dabei den doppelten Vortheil, die Baukosten des Stalles, den Schaͤfer, die Kosten der Ausfuhr des Duͤngers auf die Felder und den Verlust desselben zu ersparen, und schuͤzen ihre Schafe vor anstekenden Krankheiten.Man kann den Landwirthen in Frankreich, die langwollige Schafe ziehen, nicht genug empfehlen, das Beispiel der englischen Schafwirthe nachzuahmen.A. d. O. haͤlt, besteht darin, daß man nichts von ihrem kostbaren Duͤnger verliert. Man darf nicht vergessen, daß das Schaf seinen Mist gewoͤhnlich beim Austreiben aus dem Stalle und beim Eintreiben also auf dem Wege fallen laͤßt, wo er gaͤnzlich verloren ist. Man kann ferner nie genug empfehlen, den Schafstallen eben in der Hoͤhe so viel Luft, als moͤglich zu geben. Eine Oeffnung von 6 Zoll Breite im ganzen Umfange des Stalles scheint mir die beste Vorrichtung in dieser Absicht zu seyn; man erspart dadurch die Fenster, die Fensterlaͤden, und ich befinde mich in meinen Stallen, die ich vor 9 Jahren zu St. Oven auf diese Weise bauen ließ, sehr gut.Bei Erbauung neuer Staͤlle ließ ich in meinem Parke junge Baͤume von 7–8 Zoll im Durchmesser faͤllen, und erhielt dadurch Saͤulen von 9 Fuß Hoͤhe. Diese Saͤulen ruhen auf Wuͤrfeln oder kleineren steinernen Unterlagen von einem Fuße im Gevierte, die 4 Zoll tief eingegraben sind. Sie sind so, wie die Querbalken, die sie verbinden, mit ihrer Binde bekleidet, die sich sehr gut erhaͤlt, und alles Anstreichen erspart, wenn man die Baͤume im November und December gefaͤllt hat. Die Dachsparren, gleichfalls aus unbehauenem runden Holze, werden von den Saͤulen getragen, und stuͤzen den Giebel, der mit Stroh, Schilf oder Binsen bedekt ist. Dieser Giebel bildet in einer Art von Karnieß einen Vorsprung von 15 bis 18 Zoll, der als Luftzug dient, und den Stall ohne viel Muͤhe und Kosten schließen laͤßt. Dieser Schluß besteht aus Schiffholz, und steht 1 Fuß 6 Zoll unter dem oberen Querbalken; er schließt zwar nicht hermetisch, dient aber eben dadurch zur Erneuerung der Luft. Die Raufe ist unten geschlossen, damit das Thier nicht sein Fließ verunreinigt, und gegen den Wind geschuͤzt wird.A. d. O.Fremde und Landwirthe, die diese Staͤlle sahen, waren erstaunt, die Schafe in denselben nicht mehr eingesperrt zu sehen. Man darf ferner nicht vergessen, daß ein solcher Stall, dessen Bau sehr wohlfeil ist, bei sehr strengen Wintern noch immer erlaubt, diese Oeffnung mit grober Leinwand oder mit Matten, oder selbst mit Strohbuͤndeln, die man in der Folge in die Raufe hinabwerfen kann, zu verschließen. Allein, wenn der Stall auch noch so gut ist, so wird es immer besser seyn, so bald und so lang es nur immer die Witterung erlaubt, die Schafe im Freien zu halten, zu pferchen. Ich bin uͤberzeugt, daß die Englaͤnder dadurch den groͤßten Vortheil erhalten, daß sie ihre Schafe auf einer geschlossenen Weide sich selbst uͤberlassen. In Sachsen, wo die feine Wolle sehr gesucht ist, sorgt man im Gegentheile eben so sehr dafuͤr, die Schafe so lang als moͤglich im Stalle zu halten, wie man in England dafuͤr sorgt, sie das ganze Jahr uͤber im Freien zu haben. Man befolgt in Frankreich ein Mittelsystem, das seine Vortheile und seine Nachtheile hat; die Folgen hiervon muͤssen nach den Verhaͤltnissen des Ortes, den man bewohnt, und nach der Art der Schafe, die man zieht, abgewogen werden. Ich muß indessen hier bemerken, daß anstekende Krankheiten unter den Schafen im Freien weit weniger Verheerungen anrichten als im Stalle, vorzuͤglich die Raude.Ich heile die Raude nach der Methode des Doctors Galés mittelst Schwefelraͤucherungen.Ich bediene mich hierzu eines Apparates, der nicht 50 Franken kostet. Er besteht aus einem hoͤlzernen Kasten, der in der Mitte in zwei Theile getheilt ist, wovon der eine den anderen dekt: inwendig ist er mit Papier ausgefuͤttert, er hat eine Oeffnung, durch welche das Thier den Kopf herausstrekt. An dieser Oeffnung. ist ein Leder angebracht, das mittelst eines Falzes schließt; durch dieses Leder kann der Hals des Thieres nach Belieben fest gehalten werden, der Schwefeldampf wird von der Nase des Thieres abgehalten, und das Thier muß ruhig bleiben. Der Kasten steht auf zwei Fuͤßen, die 2 Fuß 6 Zoll hoch sind, und laͤßt unten Raum fuͤr eine kleine Pfanne, in welcher der Schwefel brennt. Ein umgestuͤrzter Trichter nimmt den Schwefeldampf auf, und leitet ihn durch seine Roͤhre in den Kasten, wo dieser Dampf zuerst unter dem Bauche des Thieres hinzieht. Damit er dasselbe nicht brennt, ist 3 Zoll uͤber der Oeffnung der Roͤhre des Trichters ein kleines Brettchen angebracht. Der Dampf verbreitet sich hierauf in dem ganzen Kasten. Oben an dem Kasten ist ein kleines Loch angebracht, welches man mittelst eines Korkstoͤpsels oͤffnen und schließen kann, wodurch das Einziehen des Dampfes in den Kasten erleichtert wird, so daß der Dampf durch laͤngeres oder kuͤrzeres Verweilen in dem Kasten so dicht werden kann, als man es noͤthig findet.Die erste Raͤucherung reicht hin, um das Thier so herzustellen, daß es andere nicht mehr mit der Raude ansteken kann. Nach der dritten oder vierten Raͤucherung ist das Thier geheilt. Dieses Verfahren ist weit weniger kostbar, als die bisher angewendeten Heilmethoden, die zugleich der Schoͤnheit der Wolle und der Gesundheit des Thieres mehr oder weniger schaden.A. d. O.Dieser Kasten, an welchem nichts anders noͤthig ist, als daß das Thier Raum darin findet, und der Rauch am Boden einziehen kann, daß das Thier seinen Kopf bei einer Oeffnung oben im Dekel, der sich einschieben laͤßt, heraussteken kann, wo man dann den Hals mit einem feuchten Lappen umlegt, damit kein Dampf austreten kann; kann weit einfacher seyn, und bei uns kaum 3 fl. kosten.A. d. Ueb. VI. Kapitel. Ueber den Ertrag der Schafe in Hinsicht auf ihren Nachwuchs. Man mag das Fließ eines Schafes mit feiner saͤchsischer Wolle oder eines Schafes mit langer englischer Wolle als Haupt- oder Nebenertrag neben jenem des Fleisches und Duͤngers betrachten, so bleibt immer so viel gewiß, daß der Ertrag, den man durch die Vermehrung der Schafe, durch den Nachwuchs erhaͤlt, welchen man in einem Lande verkaufen kann, wo noch alles zu veredeln ist, hoͤchst bedeutend seyn muß, unbedeutend aber, wenn man ihn in einem Lande verkaufen muß, wo die meisten Herden schon einen solchen Grad von Vollkommenheit erreicht haben, daß wenig Hoffnung uͤbrig bleibt, auserlesene Stuͤke an Mann bringen zu koͤnnen; diese muͤssen also gemastet und den Weg alles Fleisches zu dem Mezger nehmen. Hieraus folgt, daß jene Landwirthe, die die ersten in Veredlung ihrer HerdenDie Auswahl der Stoͤre oder Widder zum Sprunge verdient alle Aufmerksamkeit der Schafwirthe, die ihre Herden verbessern wollen. Man ist in allen Laͤndern, in welchen Wirthschaft getrieben wird, vorzuͤglich in England, so sehr von dieser Wahrheit uͤberzeugt, daß langwollige Widder fuͤr einen Sommer mit 200 bis 300 Louisd'ors gepachtet wurden. In Sachsen, wo die Merinos einen hohen Grad von Vollkommenheit erreichten, steht der Preis der Widder sehr hoch. Die Eigenthuͤmer der Herde zu Naz verkaufen ihre Widder noch um 1000–12000) Franken, und vor wenigen Jahren hat man bei dem Verkaufe der Widder zu Ramaoullet in der Hize der Versteigerung einige Widder mit 3000 und einigen hundert Franken bezahlt. Diese Beispiele beweisen, daß man es sich nicht genug kann angelegen seyn lassen, schoͤne Thiere zu erzeugen? wer immer sich Widder von der ersten Classe unter den Merinos, wie unter der englischen Rasse ausliefet, wird allezeit reichliche Entschaͤdigung fuͤr seine Auslagen, sowohl durch den vortheilhaften Verkauf des Nachwuchses, als der Wolle finden.Man muß aber auch, ehe man einen sehr theuren Widder kauft, wohlberechnen, ob die Verbesserung, welche die Herde dadurch erhaͤlt, fuͤr die ausgelegten Kosten entschaͤdigt. Wer einen Widder von Naz oder der Electoralraße zu einheimischen Schafen oder zu Blendlingen von der ersten Kreuzung stellen wuͤrde, wuͤrde sehr uͤbel dabei fahren, er wuͤrde sich aber um so viel besser dabei stehen, wenn seine Heede bereits einen hohen Grad von Vollkommenheit erhalten hat. Fuͤr den ersten Fall reichen schoͤne Merinoswidder hin; im zweiten Falle muß man superfeine Wolle zu erhalten suchen.in Laͤndern oder Gegenden sind, wo noch keine Verbesserung an den Herden Statt hatte, einen weit groͤßeren Vortheil von ihren Schafen ziehen, indem sie ihren Nachwuchs besser verkaufen koͤnnen. Eigennuz siegt mit Huͤlfe der Zeit uͤber alle Vorurtheile. Der Bauer, uͤber welchen die trefflichsten Schriften, die schoͤnsten Worte nichts vermoͤgen, faͤngt am Ende doch an, die Augen aufzuthun, wenn er sieht, daß sein Nachbar, der sich in gleicher Lage mit ihm befindet, mehr Ertrag von seiner Wirthschaft hat, als er, und daß er diesen Ertrag sich auch verschaffen koͤnnte.Man muß es jedoch nicht so machen, wie ein gewisser großer Schafwirth, der mir eines Tages mit einer Art von mysterioͤser Miene sagte, daß er durch den Verkauf der Wolle seiner Herden, deren Raße er seit laͤngerer Zeit verbesserte, seine Einnahme von 20,000 Frank. auf 25,000 Frank. vermehrte, und daß dieselbe noch mehr zunehmen wuͤrde, wenn er den Nachwuchs dieser Herden vortheilhafter an seine Nachbarn absezen koͤnnte, die eigensinnig genug sind, ihre schlechten Raßen zu behalten. Hat sie denn, fragte ich, das Beispiel des Gewinnes, den Sie bei ihren Kreuzungen machten, nicht verfuͤhren koͤnnen, dasselbe nachzuahmen? O, ich habe mich wohl gehuͤtet, sprach er, ihnen zu sagen, wie viel ich gewann. – Und warum? – Ich haͤtte dadurch nur Concurrenz erzeugt, und so meine Wolle in der Folge weniger gut angebracht; man haͤtte mich hoͤher besteuert; man muß sich immer huͤten, Neid und Schelsucht zu erregen; je mehr de Leute sehen, daß man reich wird, desto mehr wollen sie, daß man ihnen gibt und daß man Aufwand macht. – Alles dieß ist, war meine Antwort, unter gewissen Umstaͤnden sehr wahr, aber nicht in dem gegenwaͤrtigen Falle, wo die Nachtheile der Oeffentlichkeit vor der Gewißheit, sein eigenes Gluͤk durch die Oeffentlichkeit zu foͤrdern, verschwinden. Wenn Sie die Vortheile, die Sie dadurch, daß Sie eine bessere Rasse sich beilegten, oͤffentlich bekannt gemacht und erwiesen haͤtten, und wenn Sie es jezt noch selbst thaͤten, so wuͤrden vielleicht ihre Nachbarn, die sich weigern, ihre Herden zu veredeln, weil sie besorgen dabei mehr Schaden als Vortheil zu haben, nachdem sie sich von dem Gewinne, den Sie dabei machten, uͤberzeugten, sich entschließen ihr Beispiel nachzuahmen; sie wuͤrden Ihnen den Nachwuchs abkaufen, den Sie jezt nicht an Mann bringen koͤnnen, und Ihre Einkuͤnfte wuͤrden sich dadurch in dem Maße vermehren, als Sie den Wohlstand des Landes foͤrdern wuͤrden.A. d. O.Das Beispiel wirkt unter solchen Umstaͤnden auf eine hoͤchst entscheidende Weise; es ist so zu sagen das Einzige, das etwas zu wirken vermag. Der Bauer wird endlich einsehen, daß er fuͤr feine Wolle mehr erhaͤlt, als fuͤr grobe, wie wir im folgenden Kapitel zeigen werden. VII. Kapitel. Ueber den Ertrag des Fließes oder der Wolle der Schafe. Mit Ausnahme des Fließes der englischen Schafe, die eine eigene Kategorie bilden, ist so viel gewiß, daß ein Fließ von einer reinen Raße immer mehr gilt als ein Fließ von einer gewoͤhnlichen, schon wegen der Schwere allein, die immer groͤßer seyn wird. Um sich hiervon zu uͤberzeugen, darf man nur bedenken, daß ein Fließ von der gemeinen franzoͤsischen Raße nie mehr als 5 Pf. oder 2 1/2 Kilogramm wiegt, daß viele nur 3 Pf., ja selbst nur 1 Kilogramm und noch weniger wiegen, waͤhrend im Gegentheile es keinen Blendling gibt, der nicht schon nach der ersten Kreuzung 6 Pf. oder 3 Kilogramme lieferte, und daß weit haͤufiger noch das Fließ 8 Pf. oder 4 Kilogramm wiegt. Diese Beobachtung habe ich waͤhrend mehrerer Jahre an mehr als 30 oder 40,000 Fließen jeder Raße gemacht, die bei mir zu St. Oven gewaschen wurden. Aus dieser Thatsache erhellt demnach, daß wenn der Preiß der feinen Wolle nicht schon an und fuͤr sich hoͤher waͤre, als jener der gemeinen, man schon in Hinsicht auf das Gewicht allein einen bedeutenden Vortheil bei Veredlung der Raße haben wuͤrde. Nun ist es aber gewiß, daß feine Wolle immer theurer verkauft wird, als die gemeine grobe, und zwar im Verhaͤltnisse ihrer Feinheit. (Die Fortsezung folgt.)