Titel: Ueber Gold- und Silber-Druck auf Stoffe. Schreiben des Hrn. Spoerlin aus Mühlhausen, gegenwärtig zu Wien, an die Société industrielle daselbst.
Fundstelle: Band 31, Jahrgang 1829, Nr. XII., S. 40
Download: XML
XII. Ueber Gold- und Silber-Druck auf Stoffe. Schreiben des Hrn. Spoerlin aus Muͤhlhausen, gegenwaͤrtig zu Wien, an die Société industrielle daselbst. Aus dem Bulletin de la Société industrielle N. 6. S. 1. Spoerlin, uͤber Gold- und Silber-Druck auf Stoffe. Waͤhrend meines kurzen Aufenthalts in diesem Sommer zu Muͤhlhausen beehrten mich mehrere meiner Freunde unter den Kattundrukern mit der Frage: wie man Gold und Silber auf Baumwollwaaren druken kann? Bei meiner Ankunft zu Wien erfuhr ich, daß ein anderer Fabrikant aus Muͤhlhausen sich hier um die Art und Weise erkundigte, wie vor Alters Zeiten der Augsburger Fabrikant, Schuͤle, Gold und Silber auf seine Waaren drukte, die damals so viel Beifall fanden. Es scheint demnach, daß diese uralte Mode wieder neu werden will, und um dieser alten Madam den langen langen Sprung aus dem 18ten Jahrhunderte in das neunzehnte nach meinen geringen Kraͤften abkuͤrzen zu helfen, habe ich die Ehre, der Gesellschaft die verschiedenen Verfahrungsweisen mitzutheilen, die mir in dieser Hinsicht bekannt geworden sind, und die ich zeither selbst anwendete, um die schoͤnen Wienerinnen mit Ballkleidern, und Stuͤhle und Sessel und Vorhaͤnge und Betten mit Gold- und Silberdruk auszustatten. Das Verfahren ist nothwendig nach Art der Stoffe und nach der Bestimmung derselben verschieden; da es sich aber hier nicht um eine vollstaͤndige Abhandlung uͤber Vergoldung gewebter Stoffe handelt, begnuͤge ich mich bloß mit einer kurzen Beschreibung der verschiedenen Methoden: jeder wird daraus diejenige waͤhlen, die ihm am meisten entspricht. Man liest in einigen alten Buͤchern, daß eine Puzhaͤndlerinn zu Paris vor der Revolution mit Gold verzierte seidene Struͤmpfe und Handschuhe verkaufte, auf welche das Gold in Aufloͤsung in Koͤnigswasser aufgetragen und dann der Einwirkung des Schwefelwasserstoffes ausgesezt, und so in metallischer Gestalt auf diesen Artikeln wieder hergestellt wurde. Ich fuͤhre diese alte Geschichte nur deßwegen an, um unsere heutigen Fabrikanten an dieselbe zu erinnern. Vielleicht gibt sie ihnen eine Idee zu einer neuen ErfindungDiese Puzhaͤndlerinn war eine geistreiche Englaͤnderinn, Frau Fulham, die bei Grafen Fourcroy Vorlesungen uͤber Chemie hoͤrte. Sie verdient nicht so veraͤchtlich behandelt zu werden, wie Hr. Spoͤrlin zu thun geneigt scheint. Sie hatte Geist genug einem bloßen theoretischen Versuche eine praktische Anwendung zu geben, die heute zu Tage, wo wir Keller voll Wasserstoffgas haben, vielleicht mehr Anwendung finden kann, als zu ihren Zeiten. Ihre Methode ist nicht in alten Buͤchern veraltet. Auch Hr. Stratingh empfiehlt sie in seinem Chemischen Handbuche fuͤr Probirer, Gold- und Silber-Arbeiter. A. d. Hdll. uͤbers. 8. Augsb. 1823. b. v. Jenisch, S. 209., wo noch andere Methoden des Golddrukes angedeutet sind.A. d. U.. Ich gehe zu meinem Verfahren uͤber, das weniger gelehrt ist. 1. Man richtet den Stoff mit Hausenblase oder mit Traganth zu, und drukt dann den Dessin mit fettem Grunde (mordant gras) auf demselben ab. Wenn dieser Grund, wie man sagt, goldrecht geworden ist, d.h., klebrig geworden ist, traͤgt man Goldblaͤttchen (geschlagenes Gold) auf denselben auf, druͤkt sie mit einem ledernen Polster an, und puzt hierauf den Stoff. Der fette Grund wird auf folgende Weise bereitet. Man nimmt ein Pfund dikes troknendes Oehl, sezt demselben vier Loth Bleiglaͤtte und Ein Loch zubereitetes essigsaures Blei zu, das man mit so wenig als moͤglich Terpenthingeist sehr fein abreibt. Das zubereitete essigsaure Blei verfertigt man sich auf folgende Weise. Man schmilzt dieses Salz in seinem Krystallisations-Wasser in einem eisernen Loͤffel, und laͤßt es bis zur Trokenheit abdampfen, wo es dann noch ein Mal schmelzen wird, und hizt es so lang, bis es die Consistenz eines diken Syrups angenommen hat, wo man es erkalten laͤßt. 2. Man gibt dem Stoffe zwei oder drei Zurichtungen mit Hausenblase, so daß, wenn derselbe troken geworden ist, und man eine feuchte Hand auf denselben legt, diese darauf leicht kleben bleibt. Diesen Stoff haͤngt man dann auf einige Stunden an einen feuchten Ort, und rollt so viel von demselben ab, als man vergolden will. Das Gold wird in Blaͤttchen aufgelegt und mit einem trokenen Model aufgedruͤkt, auf welches man einen Hebel mit aller Staͤrke schlagen laͤßt. Model mit Metall besezt druken sich auf diese Weise sehr gut ab. Man reibt die gestochenen Model mit gepuͤlvertem venezianischen Talk, damit das Gold oder auch das Silber nicht an demselben anklebt. 3. Duͤnne Stoffe, wie Mußlin, mit Gold oder Silber zu druken. Man bedekt den Druktisch mit einer Reh- oder Kalbshaut, die man gehoͤrig anspannt, und mit Talg leicht uͤberstreicht. Man nimmt hierzu einen Wikel aus Leinwand, den man gleichfalls mit Talg uͤberstreicht, und womit man die Haut leicht reibt. Nun legt man die Metall-Blaͤttchen dicht an einander, und bedekt damit auf dieser Haut eine Stelle, die etwas groͤßer ist, als der Model, den man abdruken will. Man spannt jezt den Mußlin uͤber diese mit Metall belegte Stelle der Haut vollkommen gleich und eben aus, ohne die Blaͤttchen im Mindesten zu verruͤken und druͤkt mit dem Model auf die Ruͤkseite des Mußlines eine heiße Aufloͤsung von flandrischem Leime, in welchem man vier Loth Galban-Gummi auf das Pfund Leim aufgeloͤst hat. Man kann auch mit einer diken, gut gekochten Staͤrke (Ein Pfund Staͤrkmehl auf sechs Pfund Wasser) druken. 4. Auf sehr duͤnne Stoffe, wie Gase, Tuͤll etc. mit Gold und Silber zu druken. Man spannt diesen Stoff mit Nadeln auf eine gut gefirnißte und vollkommen glatte Wachsleinwand, drukt mit einer sehr starken Staͤrke, und laͤßt den Druk troken werden. Der erste Schlag leimt den Stoff schon so fest auf der Wachsleinwand auf, daß man noch fuͤnf und sechs Schlaͤge geben kann ohne besorgen zu duͤrfen, daß man fehl schlaͤgt. Man bereitet sich nun eine Leimfarbe (couleur à la colle): grau fuͤr Silber, indem man dem sogenannten Meudon-Weiß (Blanc de Meudon) etwas Berlinerblau zusezt, und gelb fuͤr Gold mit etwas gelbem Ocher. Man sezt dieser Farbe, die sehr stark geleimt (sortement collée) seyn muß, zwei Loth Zuker auf jedes Pfund Farbe zu, und traͤgt sie vier bis sechs Mal nach einander auf. Das erste Mal schlaͤgt man gehoͤrig stark; das zweite Mal drukt man nur leicht und die uͤbrigen Mahle traͤgt man den Model nur so auf, daß er die Farbe laͤßt. Auf diese Weise werden alle leeren Raͤume zwischen den Maschen ausgefuͤllt. Nachdem die aufgetragene Farbe etwas Festigkeit erhalten hat, traͤgt man die Metall-Blaͤttchen auf, und laͤßt den Stoff troknen, und nachdem Alles gehoͤrig troken geworden ist, puzt man ihn, und nimmt ihn von der Waschleinwand, von welcher er sehr leicht abgeht. Unter diesen vier Methoden gibt nur die erstere einen Golddruk, der sich waschen laͤßt. Allein, ungluͤklicher Weise gibt der fette Grund dem Stoffe einen aͤußerst widerlichen Geruch, der sich nur nach Jahren gaͤnzlich verliert, und es wird sehr schwer halten, das Oehl durch irgend ein in Terpenthin aufgeloͤstes Harz zu ersezen. Wenigstens hat mir bis jezt keine Bereitung dieser Art gelingen wollenAuch nicht die mit Kautschuk.A. d. U.. Das Verfahren, dessen Hr. Schuͤle zu Augsburg sich bediente, war ganz anders. So viel ich erfahren konnte, rieb er Gold- und Silber-Staub mit Traganth oder Staͤrkmehl ab, und drukte mit dieser Farbe, wie gewoͤhnlich. Den Glanz gab er dem Metalle mit dem Steine, mit welchem er die gedrukten Stoffe glaͤtteteDas Verfahren dessen sich der Hr. v. Schuͤle bediente, um Zize oder Perse mit Gold und Silber zu druken, ist in Dinglers neuem Journal fuͤr die Indiennen- oder Baumwollendrukerei und Faͤrberei Augsburg bei Jenisch 1813. Bd. 1. S. 74 beschrieben. Es heißt daselbst: „Dieser Artikel erschien in den 70er Jahren, und erhielt sich, als etwas sehr besonders neues, lange beruͤhmt. Viele Verkaͤufer bedeuteten sogar ihre Abnehmer, daß das Gold und Silber eingeschmolzen waͤre, was eine ziemlich klare Ansicht der damaligen Begriffe von dieser Industrie gibt. Die Umrisse der Blumenblaͤtter und Stiele waren sehr fein mit Gold und Silber eingefaßt und schattiret, was sich in farbigen Boͤden vorzuͤglich auszeichnete und sehr praͤchtig brillirte. Die Einfassungen und Schattirungen wurden aus freier Hand mit dem Pinsel eingemalt; in verschiedenen Bandmustern wurden damals blos gerade Streifen von Gold und Silber mit Modeln (Drukformen) eingedrukt. Das dazu anzuwendende sogenannte Gold ist eigentlich fein abgeriebenes Metall, das Silber aber, fein aͤchtes gemahlenes Silber, das Bindungsmittel Gummiwasser. Die Zize oder Callico's werden vor dem Auftragen der Metalle etwas leicht geglaͤttet, und wenn die mit Gummiwasser aufgetragenen Metalle getroknet sind, werden die Zize oder Callico's nochmals und vollkommen ausgeglaͤttet, wodurch der Gold- und Silberglanz vollkommen zum Vorschein kommt. Dieses Fabrikat war damals in Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien aͤußerst beliebt, und auf der von Schuͤleschen Fabrik wurde anfaͤnglich ein solches Stuͤk von beilaͤufig 10 Stab Laͤnge um 16 bis 20 Dukaten verkauft, und im Handel durch die dritte und vierte Hand um den hohen Preis von 50 Dukaten hingegeben. Die Maler hatten anfaͤnglich fuͤr das Stuͤk 18 Fl. Malerlohn, als aber der Artikel das Schiksal anderer Fabrikate theilte, und in unberufene Haͤnde uͤberging, so ging der Malerlohn bis auf 5 Fl. – nach und nach herab. So wie hier das Gold und Silber, eben so kann man auch metallisches Kupfer und alle andere Metalle, welche sich metallisch sehr fein zertheilen lassen, auf dieselbe Art auftragen, und es ließen sich dadurch vortreffliche Mosaik-Arbeiten zu Meubles und solchen Artikeln, die dem Waschen nicht unterliegen, darstellen.“ In der hiesigen Schoͤppler- und Hartmann'schen Cottondrukfabrike werden fortwaͤhrend solche Fabrikate verfertigt. Auffallend ist es uns, daß keiner der in Frage stehenden Hrn. Fabrikanten in Muͤhlhausen noch der Herr Verf. des obigen Aufsazes im Besize dieses fuͤr sie zunaͤchst bestimmten Journales seyn sollten. A. d. R.. Ich will hier noch ein Verfahren angeben, mittelst dessen meine Landsleute ihren Zwek vielleicht am besten erreichen koͤnnen. Man loͤst Ein Pfund flandrischen Leim in acht Pfunden Wasser auf und reibt mit diesem Leime Silber- oder Metall-Staub zur Farbe ab. (Feiner Silber-Staub gilt zu Paris das Loth 10 bis 11 Franken; gelber Metall-Staub, der zu Fuͤrth bei Nuͤrnberg fabricirt wird, gilt von erster Qualitaͤt, als, F, F, Citron, das Pfund 10 Laubthaler). Dieser Farbe sezt man ungefaͤhr ein Sechstel Wachsseife Aufloͤsung zu, (diese Seife besteht aus Einem Pfund Jungfern-Wachs, acht Loth Pottasche (Sal tartari) und fuͤnf Pfund Wasser), drukt dann mit dieser Mischung, und laͤßt Alles troken werden. Man bereitet sich hierauf ein Alaun-Wasser (aus 4 Loth Alaun in 5 Pfund Wasser) und zieht den Stoff fuͤnf bis sechs Minuten lang durch dasselbe, waͤscht ihn hierauf im Flusse aus und laͤßt ihn troknen, wobei man Acht gibt, daß man denselben, so lang er noch naß ist, nicht zu rauh behandelt. Nach dem Troknen glaͤttet man ihn mit dem Steine. Einige Muster, die ich nach dieser Methode verfertigte, sind mir vollkommen gelungen. Der Druk ist hinlaͤnglich haltbar und das Alaunwasser macht den Leim im Wasser beinahe unaufloͤsbar. Der Alaun zersezt die Seife und laͤßt das Wachs in Verbindung mit dem Leime: das Wachs macht nicht bloß den Leim unaufloͤsbar, sondern erhoͤht auch den Glanz des Metalles ungemein.