Titel: Anwendung von Metallgeweben mit Maschen: 1) zur Verfertigung von Augen- und Lampen-Schirmen und anderen kugelförmigen Formen oder Theilen solcher Formen; 2) zur Verfertigung neuer Stoffe zu Kistchen, Tapezereien, Hüten, Scheiden, Futteralen, Buchbinder-Arbeiten etc., worauf Hr. Allard zu Paris am 21. Dec. 1821 sich auf fünf Jahre ein Brevet d'Invention ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 31, Jahrgang 1829, Nr. LXXXXIV., S. 334
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LXXXXIV. Anwendung von Metallgeweben mit Maschen: 1) zur Verfertigung von Augen- und Lampen-Schirmen und anderen kugelfoͤrmigen Formen oder Theilen solcher Formen; 2) zur Verfertigung neuer Stoffe zu Kistchen, Tapezereien, Huͤten, Scheiden, Futteralen, Buchbinder-Arbeiten etc., worauf Hr. Allard zu Paris am 21. Dec. 1821 sich auf fuͤnf Jahre ein Brevet d'Invention ertheilen ließ. Aus der Description des Machines et Procédés spécifiés dans les Brevets d'Inventions etc. par Mr. Christian. T. XIV. p. 218.Die Société d'Encouragement hat in Ihrem lezten Bulletin, October 1828. S. 319. einen Theil dieses Brevet, das Verzinnen mitgetheilt; wir liefern es hier ganz, weil es eine Kunst wieder aus dem Grabe kann weken helfen, in welcher die Orientalen schon vor Jahrhunderten Meister waren, und in welcher auch die Deutschen sich noch vor zwei Jahrhunderten auszeichneten. Wir haben noch jezt Buͤcher, die vor zwei Jahrhunderten in Silber-Drath gebunden wurden. Und noch besser erhalten sind, als manches erst vor wenigen Jahren franzoͤsisch oder englisch gebundene Buch. Der beste Band fuͤr Buͤcher ist Metall; in Leder und gepapptes Papier kommen Wuͤrmer. Unsere Nachkommen werden ihre Roth mit unseren Buͤchern haben; zum Gluͤke ist an vielen nichts gelegen. Eine Menge unserer Haus-Geraͤthe und selbst unserer Kleidungs-Stuͤke wuͤrden aus Drath weit dauerhafter und weit eleganter, als aus anderen Stoffen verfertigt werden koͤnnen. Vergebens haben es unsere Drathzieher auf einen Grad von Vollkommenheit gebracht, der alle fruͤheren Arbeiten der Orientalen uͤbertrifft; vergebens ist die Kunst, Gold und Silber feiner als Papier zu streken, und Stahl so leicht, wie dieses durchzuschlagen, auf den hoͤchsten Grad von Vollkommenheit gebracht worden; wir bedienen uns noch immer lieber der Lumpen, statt Des Metalles, so wie wir Thoren genug sind, lieber Papier als Gold in der Tasche und in den Kisten zu haben. Hr. Allard hat uͤbrigens die alte edle Kunst des Metalldrath-Flechters so sehr verkleistert, daß wir seine Arbeit als ein wahres Pendant zu den papiernen Metalliques betrachten koͤnnen, an welchen unser Zeitalter dahin siecht. Moͤchte er die alten Metall-Arbeiten, so wie die Metalliques die Metalle wieder an die Tages-Ordnung bringen helfen, und etwas verstaͤndlicher schreiben.A. d. U.. Allard, Anwendung von Metallgeweben mit Maschen. Augenschirme aus durchscheinenden Drathgeweben. (Garde-vues, simule-glace). Man faͤngt damit an, das Gewebe gegen Oxydation zu schuͤzen, entweder dadurch, daß man es auf nassem Wege verzinnt (das Verfahren hierzu werden wir unten beschreiben), oder daß man den Metalldrath mit einer Farbe, mit einem Firnisse, oder mit irgend einem hierzu tauglichen Stoffe uͤberzieht. Hierauf erst benuͤzt man die Biegsamkeit des Gewebes und die Beweglichkeit seiner Maschen, und gibt ihm die Form, die man ihm ertheilen will. In dieser Absicht kruͤmmt man das Gewebe in seiner ganzen Oberflaͤche so, daß alle Faden desselben auf derselben kugelfoͤrmigen oder sphaͤroidalen Flaͤche zu liegen kommen. Man haͤlt die Faden in dieser Lage, indem man ihrer Elasticitaͤt, durch welche sie in ihren fruͤheren Zustand zuruͤkzukehren streben, einen bleibenden und gleichen Druk auf der ganzen Laͤnge ihrer Kruͤmmung an den Enden derselben entgegen stellt. Nachdem die verlangte Form erhalten wurde, dekt man den Gegenstand entweder mittelst eines Pinsels oder durch Eintauchung mit einer Schichte klebriger oder fetter, harziger oder gummiartiger, gallertartiger oder eiweißhaltiger oder schleimiger oder irgend einer anderen Masse von gehoͤriger Consistenz, so daß die Maschen davon gefuͤllt werden, und, nachdem die Masse troken geworden ist, auch davon gefuͤllt bleiben, und, in Verbindung mit derselben, eine vollkommen gleichfoͤrmige Oberflaͤche ohne alle Loͤcher und Trennung bilden. Diese Arbeit nennt man das Glasiren (glacer l'objet). Man gibt dem Kupferdrath-Geflechte die halbkugelige Form mittelst eines Models, der aus zwei Kapseln oder Klappen von Eisenblech besteht, die genau uͤber einander passen. Eine dieser Kapseln ist ganz, und hat die Form eines Augenschirmes; die andere, die innenwendig unter die vorige kommt, hat dieselbe Form, besteht aber aus zwei Stuͤken, d.h., der obere besteht aus einer halbkugelfoͤrmigen Kuppel, und der untere bildet in seinem ganzen Umfange einen Kreis oder eine Binde von ungefaͤhr zwei Zoll Hoͤhe, die man nach Belieben wegnehmen kann. Durch diese Kapseln oder Kappen laͤuft oben eine, beiden gemeinschaftlich dienende Schrauben-Spindel, wodurch beide einander naͤher gebracht werden koͤnnen, was mittelst eines auf dem Loche der inneren Kuppel aufgeschraubten Nietes geschieht. Zwischen diesen beiden Halbkugeln wird das Drathgewebe mittelst der Schraube gepreßt, worauf man denjenigen Theil, der aus dem Model hervorsteht, bis auf eine Linie von dem Rande des Models wegschneidet. Man befestigt einen Bogen aus verzinntem Messingdrathe am Rande des Streifens, der den unteren Theil der aus zwei Stuͤken bestehenden Kappe bildet, loͤthet denselben an der inneren Wand des Drathgewebes an, das man bei dem Abschneiden aus dem Model hervorstehen ließ; nimmt hierauf den beweglichen Streifen weg, oͤffnet die Schraube, hebt den Model heraus, und nimmt das Drathgeflecht weg, das mittelst des angeloͤtheten Kreises, der es festhaͤlt, die Form behaͤlt, die der Model demselben mittheilte. Man macht dann, mittelst eines Durchschlages, das Loch fuͤr das Glas, und befestigt einen kupfernen Ring mit Griffen daran. Dieses Gerippe wird, nachdem es auf nassem Wege verzinnt wurde, in eine Aufloͤsung von Hausenblase eingetaucht, dann mit fettem oder Copal-Firnisse uͤberzogen, und innenwendig mit gepuͤlvertem Blei-Weiß (Blanc de Clichy), das man auftraͤgt, waͤhrend der Firniß noch riecht, und erst drei Viertel seiner Trokenheit erhalten hat, weiß belegt. Nachdem der Schirm auf diese Weise vollendet wurde, kann man denselben noch dadurch verzieren und ihn selbst noch fester machen, daß man ihn an seiner Basis mit einem platten Kreise von einigen Linien Hoͤhe versieht, welcher entweder aus gefirnißtem Kupfer besteht, und außen an einigen Punkten angeloͤthet wird, oder bloß aus einer Verdoppelung (einem Umschlage) des Gewebes selbst. Dadurch wird er zugleich fester sizend. Verfahren beim Verzinnen auf nassem Wege, um Drathgewebe aus Kupfer- oder Messing-Drath weiß zu machen. Man richtet vorlaͤufig einen Ofen mit einem bequemen eisernen Gefaͤße vor, in welchem man 30 Pfund englisches gekoͤrntes Zinn (étain en grains) schmelzt, jedoch mit der Vorsicht, daß man dasselbe nicht zu sehr hizt, damit es nicht an seiner Oberflaͤche zu sehr gereizt wird. In einer Entfernung von zehn Fuß von dem Ofen bringt man eine kleine Wanne an, die wenigstens 18 Zoll hoch mit reinem oder filtrirtem Fluß-Wasser gefuͤllt seyn muß. Nachdem das Zinn geschmolzen ist, nimmt man mit einem eisernen Loͤffel ungefaͤhr zwei Drittel so viel, als der Loͤffel fassen kann, und entfernt sorgfaͤltig alles Oxyd, indem man mit dem Loͤffel leicht uͤber die Oberflaͤche des Zinnes hinfaͤhrt, ehe man das Zinn schoͤpft. Sobald man geschoͤpft hat, faͤhrt man mit gespanntem Arme mit dem Loͤffel uͤber die Wanne, haͤlt denselben in einer Hohe von vier Fuß uͤber der Oberflaͤche des Wassers, und gießt das Zinn in dasselbe, indem man die Hand sanft neigt, so daß das Zinn, waͤhrend es faͤllt, in seinem Falle den moͤglich feinsten Faden ununterbrochen bildet. So wie das Zinn auf das Wasser faͤllt, zerstreut es sich und sezt sich in Gestalt sehr duͤnner gewundener Baͤnder von schoͤnem Silber-Glanze zu Boden. Auf diese Weise erreicht man den Zwek, das Zinn so zuzubereiten, daß es eine hoͤchst reine Oberflaͤche, und zugleich auch die moͤglich groͤßte Oberflaͤche dem Aufloͤsungs-Mittel darbietet, dem es bald ausgesezt werden muß. Man wiederholt diese Arbeit so lang, bis alles in dem Kessel enthaltene Zinn verbraucht ist. Wenn das geschmolzene Zinn mit Wasser in Beruͤhrung kommt, so entsteht ein Aufwallen, Zischen und Knallen, das Unerfahrne erschreken koͤnnte; man wird sich aber bald uͤberzeugen, daß dieser ganze Laͤrm nichts zu bedeuten hat, wenn man nicht zu viel Zinn auf ein Mal in das Wasser schuͤttet. Salz-Bad. Filtrirtes Fluß-Wasser 400 Gewichts-Theile. Weinstein     5   –    – Bereitetes Zinn   30   –    – Man loͤst das Salz im Wasser in einem kupfernen, gut verzinntem Kessel auf, und hizt das Wasser bis auf 35° Réaumur. Bei dieser Temperatur bringt man das bereitete Zinn in gleichfoͤrmiger Schichte auf den Boden der Wanne, wozu man sich selbst eines Brettes bedienen kann, mittelst dessen man auf die Oberflaͤche niederdruͤkt, um alle Ungleichheiten zu beseitigen, und das man hierauf wegnimmt. Man erhoͤht hierauf die Temperatur bis auf ungefaͤhr 60°, und unterhaͤlt dieselbe eine halbe Stunde lang. Nach dieser Zeit werden die Drathgewebe auf das am Boden der Wanne befindliche Zinn gelegt. Man kann bis an 60 Blaͤtter derselben, jedes von einem □ Fuß, uͤber einander legen, oder eine Anzahl Blaͤtter, die uͤberhaupt eine Oberflaͤche von 60 □ Fuß gibt, wenn man mit einer Masse von 30 Pf. Zinn arbeitet. Man laͤßt alles zwei Stunden lang kochen, kehrt dann die auf einander gelegten Drathgeflechte um, so daß die untersten oben auf zu liegen kommen, wobei man jedoch die Temperatur bis auf 30° sinken laͤßt. Nun kocht man wieder zwei Stunden lang, und nachdem das Bad sich auf 30° abgekuͤhlt hat, zieht man die Drathgeflechte heraus, und laͤßt sie an der Luft troken werden. Dasselbe Bad reicht zu, um fuͤnf Mal so viel Drathgewebe, als oben angegeben wurde, weiß zu machen. Wenn sie aber schoͤn ausfallen sollen, so darf man nicht mehr, als die oben angegebene Menge, auf ein Mal in diesem Bade behandeln. Hierauf muß das Zinn neuerdings geschmolzen werdenDer Uebersezer findet in diesem Verfahren nichts anderes, als den gewoͤhnlichen Weißsud, den man zu Nuͤrnberg seit undenklichen Zeiten kennt.A. d. U.. Stoffe zu Kistchen etc. Man hat deren zwei verschiedene Arten; entweder Gewebe oder Geflechte, die ihrer Natur nach fest und steif genug sind, um fuͤr sich selbst zu halten, wie Drathgewebe oder Geflechte aus Rohr oder Halm (sparteries), die das Eintauchen in Farben oder das Bemahlen mit denselben gut vertragen, ohne daß man besorgen duͤrfte, daß sie sich dadurch wuͤrfen oder beim Troknen eingingen; oder sogenannte Tuͤlle, Gaze, die sehr biegsam und zu schwach sind, um sich gerade zu halten, und ohne Stuͤzen nicht glasirt werden koͤnnen. Zubereitung der Stoffe erster Art. Man richtet sich zuerst die Drathgewebe auf was immer fuͤr eine Weise zu, oder man nimmt sie, was noch einfacher ist, vom Weber bereits zugerichtet und gerade gestrekt, ehe sie aufgerollt werden. Man verzinnt sie auf nassem Wege, oder gibt ihnen einen ihrer Natur und ihrem Zweke angemessenen Firniß-Ueberzug. Wenn sie schillern sollen, so uͤberzieht man sie mit derjenigen Farbe, die sie, unter einem gewissen Winkel gehalten, zuruͤkwerfen sollen. Hierauf glasirt man sie auf die oben im Allgemeinen angegebene Weise. Nachdem der durchscheinende Ueberzug troken geworden ist, bemahlt man das Gewebe auf einer Seite mit der Farbe, die man dem Gegenstande geben will, und laͤßt es troken werden. Wenn man dasselbe noch fester machen will, uͤberstreicht man es auf beiden Seiten mit einer Lage fetten, durchscheinenden, weißen Firniß, und uͤberzieht die bemahlte Seite mit Musselin, den man in dem Augenblike auftraͤgt, wo der Firniß halb troken ist. Auf folgende Weise erhaͤlt man ein doppeltes Gewebe von ganz besonderem Aussehen. Wenn man zwei Blaͤtter verzinntes Kupfer-Drathgewebe auf einander legt, und gehoͤrig an einander befestigt, so daß sie sich an allen Punkten ihrer Oberflaͤchen wechselseitig beruͤhren, und man glasirt diese beiden Blaͤtter an ihrer Oberflaͤche, so bilden beide so zu sagen nur Ein Blatt, das eine glaͤnzende Oberflaͤche darbietet. Zubereitung der Stoffe der zweiten Art. Diese Stoffe fordern eine besondere Behandlung, die viele Sorgfalt fordert. Das Gewebe muß aufgerollt und mit seinen Raͤndern so in einem Rahmen ausgespannt werden, daß es, ohne stark gespannt zu seyn, eine vollkommen ebene Oberflaͤche darbietet, die, nach Austragung der Glasirung, noch etwas einzugehen vermag. Die Verarbeitung ist uͤbrigens, wie bei den vorigen. Dasselbe Verfahren kann bei allen Geweben mit Maschen aus thierischen und vegetabilischen Stoffen und aus Mineralien befolgt werden. Zusaz vom 4. Maͤrz 1824. Masken aus Metall-Gewebe. Man bedient sich zu diesen Masken derjenigen Drathgewebe, die am wenigsten Elasticitaͤt besizen, und gedraͤngt genug sind, um zu diesem Zweke zu dienen. Die Masken werden auf einem Model aus Metall verfertigt, in welchen man ein Gegenstuͤk aus einer Composition von Blei und Spießglanz-Koͤnig gegossen hat, oder aus irgend einer anderen hinlaͤnglich festen Masse. Das Gewebe wird zuerst in dem Model ausgebreitet, und, so viel moͤglich, mit den Fingern an den inneren Waͤnden desselben angedruͤkt. Hierauf legt man das Gegenstuͤk auf den Model, und gibt dieses sammt dem Model unter eine Presse, die man so lang wirken laͤßt, bis das Gewebe die Form des Models vollkommen angenommen hat. Dann nimmt man das Gewebe aus dem Model, und haͤlt die Faden der Maske dadurch in ihrer Lage, daß man an den aͤußeren Enden derselben einen Metallfaden anloͤthet oder auf irgend eine andere WeiseEs wird hier zu viel geloͤthet; jeder Zigeuner, jeder tuͤrkische Hafen- und Pfeifenkopfbinder weiß alle diese Kunststuͤke fester und eleganter und schneller als durch Lothen, durch bloßes Flechten auszufuͤhren.A. d. U.. Man bemahlt und verziert nun die Maske nach Belieben. Ehe man das Gewebe an den fuͤr den Mund und fuͤr die Augen bestimmten Stellen ausschneidet, muß man die Drathfaden an diesen Stellen zusammenloͤthenEs wird hier zu viel geloͤthet; jeder Zigeuner, jeder tuͤrkische Hafen- und Pfeifenkopfbinder weiß alle diese Kunststuͤke fester und eleganter und schneller als durch Lothen, durch bloßes Flechten auszufuͤhren.A. d. U., indem die Maske sonst sich zu sehr entstellen wuͤrde.