Titel: Ueber einige Verbesserungen, welche Hr. Samuel Downing bei Verfertigung der sogenannten Rechen-Maßstäbe (Sliding Rules) einführte.
Fundstelle: Band 32, Jahrgang 1829, Nr. XXXIII., S. 174
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XXXIII. Ueber einige Verbesserungen, welche Hr. Samuel Downing bei Verfertigung der sogenannten Rechen-Maßstaͤbe (Sliding Rules) einfuͤhrte. Aus Gill's technological Repository. Jaͤner 1829. S. 39. Downing's Verbesserungen der Rechen-Maßstaͤbe. Die Einfuͤhrung des neuen Imperial-Maßes und Gewichtes in England machte die alten Rechen-Maßstaͤbe und Eichmaße uͤberfluͤssig, und es mußten neue verfertigt werden. Dieß veranlaßte die denkenderen Instrumenten-Macher auf einfache Mittel zu sinnen, wodurch die logarithmischen und uͤbrigen Eintheilungen auf eine leichtere und bequemere Weise auf diese Maßstaͤbe uͤbertragen werden konnten, als nach der alten und langweiligen sogenannten Copier-Methode der Original-Maßstaͤbe mittelst des vierekigen Messers, und des Theilungs-Messers und der Punzen. Einer dieser Arbeiter zeigte mir, sagt Hr. Gill, neulich eine solche verbesserte Vorrichtung, mit welcher er viele Tausende solcher Maßstaͤbe mit der groͤßten Genauigkeit nach den Originalien verfertigte, die man ihm zu copiren gab. Obschon eine aͤhnliche Gelegenheit zur Umschaffung aller alten Maßstaͤbe nicht sobald wieder eintreten wird, so verdient doch die Methode, deren Hr. Downing sich bediente, aufbewahrt und bekannt gemacht zu werden: sie kann vielleicht in anderen Laͤndern noch benuͤzt werden. Hr. Downing bediente sich eines zusammengesezten Hobels, und staͤhlerner Typen. Ueber den zusammengesezten Hobel zum Zurichten der Kanten der Schieber der Maßstaͤbe. „Es ist aͤußerst nothwendig, daß die Schieber dieser Maßstaͤbe genau in die Furchen auf den Staͤben derselben passen. Man bewerkstelligte dieß bisher mittelst der Falz-Hobel (rebating planes) mit Einem Eisen. Hr. Downing verfertigte sich aber einen solchen Hobel mit nicht weniger als sechs und dreißig Eisen, die paarweise einander gegenuͤber stehen. Jedes dieser Eisen hatte seinen bestimmten Antheil an dieser Arbeit, und schnitt nach und nach einen bestimmten Theil von dem Schieber weg, so wie derselbe von dem Arbeiter durch den Hobel durchgetrieben wurde. Auf diese Weise wurde in Einem Augenblike und auf ein Mal der Schieber in seiner ganzen Breite vollkommen ausgeglichen. Hr. Downing ließ einen solchen Schieber aus Buchsbaum-Holz, der vorlaͤufig in gehoͤriger Breite und Dike zugehobelt war, in meiner Gegenwart durch diesen zusammengesezten Hobel laufen, und uͤberzeugte mich auf diese Weise vor meinen Augen von der Zwekmaͤßigkeit seiner Vorrichtung.“ „Ich fragte ihn, wie es moͤglich waͤre, die Eisen so zu stellen, daß jedes Paar hinlaͤnglich schneidet, und waͤhrend des Durchganges des Schiebers weder zu viel noch zu wenig von demselben wegnimmt? Er sagte mir, daß dieß sehr leicht moͤglich ist, und auf folgende Weise geschieht. Jedes Eisen ist mittelst einer Schraube an seiner Stelle festgehalten, und nicht, wie bei den gewoͤhnlichen Hobeln, mittelst eines Keiles. Wenn diese Schrauben nachgelassen werden, und der zubereitete Schieber zwischen das erste Eisenpaar kommt, so wird jedes Eisen bloß mit den Seiten des Schiebers in Beruͤhrung gebracht, und druͤkt sanft und gleichfoͤrmig auf seine beiden aͤußeren Ende, worauf dann die Schrauben angezogen und die Eisen festgestellt werden. Wenn nun der Schieber zwischen den Eisen zuruͤkgezogen und wieder etwas vorwaͤrts geschoben wird, so wird man finden, daß jedes Eisen seine Schuldigkeit gethan, und ein duͤnnes Spaͤnchen von den Kanten des Schiebers weggenommen hat. Der nun auf diese Weise zugerichtete Theil des Schiebers kommt jezt zwischen das zweite Eisenpaar, welches eben so, wie das erste gestellt wurde, und zwischen welchem der Schieber eben so bearbeitet wird, wenn man ihn durch dasselbe durchzieht, u.s.f. mit den uͤbrigen Eisenpaaren, bis endlich die Arbeit ihre Vollkommenheit erlangt hat.“ „Der Koͤrper dieses zusammengesezten Hobels war aus hartem spanischen Mahagony, und jedes Elsen hatte sein besonderes Auge fuͤr dasselbe. Wenn der Hobel horizontal hingelegt wurde, fielen die Spaͤne durch die Loͤcher zu jeder Seite desselben heraus, waͤhrend man den Schieber durch dieselben zog. Dieß geschah mittelst eines eigenen Instrumentes, das Griffe, wie ein gewoͤhnlicher schmaler Hobel fuͤhrte, und durch einen Spalt in der Mitte des zusammengesezten Hobels durchgezogen war, der bis zu dem darunter befindlichen Schieber aus Buchsbaum hinabreichte. Mittelst einer duͤnnen Hervorragung an der unteren Seite dieses Instrumentes wurde der Schieber gefaßt, und durch den Hobel durchgezogen. Es ist unmoͤglich dieses Instrument genau zu beschreiben, ohne daß man eine gute Zeichnung von demselben liefert.“ Hr. Gill haͤtte seinen Lesern dieselbe nicht vorenthalten, und lieber seine Platte damit, als mit Vergroͤßerungen einzelner Theile von Insekten fuͤllen sollen, die gar nicht in eine technologische Zeitschrift gehoͤren: um so weniger, als jezt in England eine eigene Zeitschrift fuͤr Mikroskope erscheint. A. d. U Ueber die Stahltypen, mittelst welcher die Eintheilungen und Figuren auf die Maßstaͤbe gedrukt werden. „Um die Gefahr zu vermeiden, welche durch das gewoͤhnliche Haͤtten und Anlassen des Stahles, wenn das Instrument fertig ist, entsteht, und wodurch die Genauigkeit der staͤhlernen Typen bedeutend leiden wuͤrde, hat Hr. Downing leztere sehr weislich aus Gußstahl-Stangen verfertigt, die in gehoͤriger Laͤnge, Dike und Breite zugeschmiedet, und dann bis zur Federhaͤrte vorlaͤufig gehaͤrtet und angelassen wurden, so daß man sie gerade noch mit den haͤrtesten Lancaster-Feilen feilen konnte. Auf diese Weise und mit Aufopferung einiger Feilen und einer großen Menge von Geduld und Geschiklichkeit gelang es ihm endlich, die Original-Logarithmen und anderen Abtheilungen der ihm als Muster gegebenen Maßstaͤbe auf scharf hervorstehende Grahte uͤberzutragen, die er durch Wegfeilen quer uͤber die Kanten dieser Stangen zu beiden Seiten dieser Grahte hervorbrachte: die Buchstaben und Zahlen wurden gleichfalls wie gewoͤhnlich, erhaben auf den Kanten anderer Stahl-Stangen ausgeschnitten. Diese Stangen wurden dann in gehoͤriger Ordnung in starken metallenen Rahmen mit einander verbunden, die durch einen noch staͤrkeren Rahmen einer eisernen Presse mit einer Schraube im Mittelpunkte und einem Hebel an derselben fest zusammengehalten wurden. Die Schraube trieb eine starke, an ihrer inneren Kante flache, Stange hervor, welche von den Seiten des Rahmens der Presse geleitet wurde. Nachdem diese ganze Vorrichtung auf eine flache Unterlage gehoͤrig gelegt wurde, brachte man den Maßstab oder den Schieber, wie es eben noͤthig war, in Beruͤhrung mit den Flaͤchen der staͤhlernen Stangen, oder den erhaben in Stahl geschnittenen Typen, und legte eine Leiste von hartem Holze unter den Ruͤken desselben und zwischen ihm und die bewegliche Stange der Presse: wenn nun ein gehoͤriger Druk gegeben wurde, so bissen die staͤhlernen Typen in die Oberflaͤche des Buchsbaumholzes der Maßstaͤbe und der Schieber ein, und drukten darin die Eintheilungen, Buchstaben und Zahlen ab. Wenn einige derselben zu stark eingedrukt wurden, nahm Hr. Downing die Unterlage von hartem Holze unter denselben in der Presse weg, und krazte sie etwas ab, so daß sie am Ende vollkommen gleichfoͤrmig wurden.“ Der Uebersezer hat vor einigen Monaten, als er an die Redaction des Polytechn. Journales einen Artikel uͤber Theilungs-Scheiben einsendete, in einer Anmerkung die Frage geaͤußert: ob es nicht moͤglich waͤre, mittelst staͤhlerner Typen die Eintheilungen auf Gradbogen, Maßstaͤben etc. einzudruken? Er hat vor einigen Wochen, einen deutschen Instrumenten-Macher uͤber diese Idee gesprochen, der sie ihm mit Hohnlaͤcheln, als eine Chimaͤre, wegbließ. Hr. Downing hat indessen, wie wir jezt sehen, im Großen bewiesen, daß diese Idee keine Chimaͤre, sondern ausfuͤhrbar und nuͤzlich ist, daß aber zur Ausfuͤhrung derselben guter Stahl, Lancaster-Feilen und viel Geduld gehoͤrt. A. d. U. „Die Laͤngenlinien laͤngs der eingetheilten Oberflaͤche dieser Maßstaͤbe wurden auf die gewoͤhnliche Weise mittelst gezaͤhnter Eichmaße, die man darauf hin und her zog, verfertigt. Das Schwaͤrzen der Eintheilungen etc. geschah gleichfalls auf die gewoͤhnliche Weise, indem man naͤmlich mit feinem Holzkohlen-Staube, den man auf einem Steine mit Leinoͤhl abrieb, daruͤber hin und her fuhr, und lezteren in die Eintheilungen und eingedrukten Stellen auf diese Weise einrieb, waͤhrend die flache glatte Oberflaͤche ganz rein davon blieb.“ „Wir muͤssen bedauern, daß Herr Downing fuͤr die große Muͤhe, die er sich gab, solche Maßstaͤbe mit der hoͤchsten Genauigkeit und Schnelligkeit zu fertigen, und fuͤr die vielen Taufende von Maßstaͤben die er lieferte, wenig Lohn erhielt. Das Handlungs-Haus, fuͤr welches er arbeitete, machte Bankerott.“ „Die Furchen oder Falze in den Staͤben dieser Maßstaͤbe wurden auf die gewoͤhnliche Weise durch Hobeln und Einschneiden mit den dazu gebraͤuchlichen Werkzeugen verfertigt, wozu uͤbrigens nicht so viel Geschiklichkeit gehoͤrt, als zur Zurichtung des Schiebers.“