Titel: Ueber Beleuchtung.
Fundstelle: Band 32, Jahrgang 1829, Nr. LIII., S. 271
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LIII. Ueber Beleuchtung. Zweite Vorlesung des Hrn. Clément. Aus dem Recueil industriel. Febr. 1829. S. 121. Fortsezung der im polytechn. Journ. Bd. XXXII. S. 104. enthaltenen Abhandlung. Ueber Beleuchtung. Da die mechanischen Verfahrungsarten bei der Fabrikation der Talg- und Wachskerzen und die Construktion der Oehllampen nicht in das Gebiet der Chemie gehoͤren, so werden wir uns damit nicht beschaͤftigen; wir begnuͤgen uns, eine Tabelle uͤber die Menge des Brennmateriales zu geben, die bei den verschiedenen Beleuchtungsmethoden verzehrt wird, welche am meisten im Gebrauch sind. Verbrauch in einer Stunde. Reverberirlampe mit plattem Docht von 13 1/2 Millimeter1 Millimeter entspricht 4/10 Linien. A. d. O. Breite     8 GrammenDer Gramm wiegt ungefaͤhr 19 Gran. A. d. O.  Argand'sches Gehaͤuse von 15 Millimeter Durchmesser   20 Talglichter, wovon 12 auf das Kilogramm gehenEin Kilogramm ist 2 Pfund, 5 Unzen und 35 Gran. A. d. O.   12   50 Wachslichter, wovon 10 auf das Kilogramm gehen.     8   40 Kerzen aus Wallfischthran     8   40 Gram. Kerzen aus Margarinsaure   12   50 Steinkohlengas 150 bis 160 LiterEin Liter betraͤgt ungefaͤhr eine Pinte. A. d. O.. Die fetten Substanzen, welche man zum Beleuchten anwendet, verwandeln sich in dem Dochte in Kohlenwasserstoffgas, dessen Verbrennung die Flamme hervorbringt. Der Dockt kann daher als ein Apparat betrachtet werden, worin das Gas erzeugt wird, und aus chemischem Gesichtspunkte betrachtet, hat die Beleuchtung durch direkte Verbrennung der fetten Koͤrper mit der Gasbeleuchtung Aehnlichkeit; in praktischer Hinsicht unterscheidet sie sich aber von lezterer wesentlich dadurch, daß das Gas vorher in Apparaten hervorgebracht wird, welche oft weit von dem Orte entfernt sind, wo die Verbrennung Statt findet. Man hat angefangen zur Beleuchtung das Gas aus Steinkohlen zu bereiten; da aber die Apparate, worin es aus fetten Substanzen und hauptsaͤchlich aus Oehl bereitet wird, einfacher sind, so wollen wir sie zuerst beschreiben. Ueber das Oehlgas. Der Apparat zur Bereitung von Gas aus Oehl besteht aus einem sehr diken gußeisernen Cylinder von 20 bis 25 Centimeter innerem Durchmesser, welcher an seinen beiden Enden verschlossen ist. Er wird durch einen Heerd erhizt, der so weit unter ihm angebracht ist, daß die Flamme ihn nicht beschaͤdigen kann. Diese Entfernung des Heerdes verursacht in der Praxis keinen Nachtheil, weil eine zu hohe Temperatur der Gasbildung mehr nachtheilig als nuͤzlich ist. Es ist sogar zwekmaͤßig das Feuer so zu regieren, daß der Cylinder keine staͤrkere Hize erhaͤlt, als man gewoͤhnlich unter Kirschrothgluͤhhize versteht. Man fuͤllt ihn mit Kohks an und laͤßt das Oehl tropfenweise oder in einem duͤnnen Strahl hineinlaufen. Zu diesem Ende bringt man am oberen Theile der Retorte oder noch besser an einem ihrer Enden eine Tubulatur an. Das uͤber die Kohks und die Seltenwaͤnde der Retorte zerstreute Oehl kommt mit einer großen Anzahl erhizter Oberflaͤchen in Beruͤhrung und zersezt sich in Kohlensaͤure und Kohlenwasserstoff. Es entbindet sich außerdem ein wenig Luft und dampffoͤrmiges unzerseztes Oehl. Diese verschiedenen Substanzen treten durch eine zweite am anderen Ende der Retorte befindliche Tubulatur aus, und gehen durch gehoͤrig angebrachte Roͤhren in ein oberhalb befindliches Gefaͤß, wo sie durch eine duͤnne Schichte Oehl streichen, die das unzersezt in Dampfgestalt entwichene Oehl zuruͤkhaͤlt. Nach dieser Reinigung wird das Gas durch andere Roͤhren in einen Apparat geleitet, welchen man uneigentlich Gasometer nennt, weil es darin bloß gesammelt und angehaͤuft wird. Er besteht aus einer Gloke, welche mit ihrem unteren Rande in eine mit Wasser gefuͤllte Kufe taucht und wird durch eine Kette oder ein Gegengewicht getragen. Die Roͤhre, welche das Gas in den Reinigungsapparat fuͤhrt, darf nur schwach in das Oehl tauchen und die Gloke des Gasometers muß vollkommen im Gleichgewicht gehalten werden, damit das Gas die Oehlschichte durchstreichen und den Gasometer heben kann, ohne einen Druk zu erleiden, denn es wuͤrde sonst auf die Seitenwaͤnde der Retorte wirken und sie bei der hohen Temperatur, welcher sie ausgesezt ist, schnell zerstoͤren. Das Gas wird neuerdings durch Roͤhren bis zu der Stelle geleitet, wo es verbrannt wird. Es ist eine wichtige Bemerkung, daß je kleiner die zum Brennen des Gases angewandten Gehaͤuse sind, desto mehr Licht im Verhaͤltniß zum verbrannten Gase hervorgebracht wird. In London hat man bei der Straßenbeleuchtung ein Gehaͤuse angewandt, welches aus einer am Ende einer Roͤhre befindlichen und mit drei Loͤchern durchbohrten Kugel besteht. Das Gas bildet beim Austreten aus derselben eine sehr lebhafte und glaͤnzende Flamme. Die Quantitaͤt des durch das Gas hervorgebrachten Lichtes haͤngt auch noch von der Quantitaͤt der kalten Luft ab, welche seine Verbrennung unterhaͤlt und die Flamme trifft. Hr. Clément hat uͤber diesen Gegenstand einen Versuch angefuͤhrt, den er mit Hrn. Taylor anstellte. Sie richteten ein Gasgehaͤuse so her, daß es ein sehr schoͤnes Licht gab, wenn es nicht mit seinem Kamine (Muff) bedekt war; es schien sogleich zu verloͤschen, wenn man diesen aufsezte und es blieb an jedem kleinen Loche, aus welchem anfangs ein langer Lichtstrahl austrat, nur noch ein kleines Kuͤgelchen von blauer Farbe; man konnte die Quantitaͤt des Lichtes beliebig vermehren oder vermindern, indem man den Kamin mehr oder weniger erhoͤhte. Die Quantitaͤt des verzehrten Gases blieb jedoch immer gleich; wenn aber die kalte Luft zu reichlich zustroͤmte, entzog sie den zur Erzeugung einer glaͤnzenden Flamme noͤthigen Waͤrmestoff, und obgleich das Gas in allen Faͤllen vollstaͤndig verbrannte, so wurde doch eine sehr veraͤnderliche Menge Licht hervorgebracht. Es ist sehr wichtig, daß die Apparate, in welchen Gas aus Oehl bereitet werden soll, so vorgerichtet werden, daß sie sehr regelmaͤßig gespeist werden; auch darf die Temperatur der Retorte nicht uͤber den erforderlichen Grad erhoͤht werden; denn bei einer zu großen Hize bildet sich viel Kohle, welche, abgesehen von dem dadurch entstehenden Verlust, den Apparat verstopft und bei der Operation Hindernisse in den Weg legt. Von der Wirkung einer erhoͤhten Temperatur auf das Gas kann man sich dadurch uͤberzeugen, daß man es durch eine weißgluͤhende eiserne Roͤhre streichen laͤßt. Das vollkommen gekohlstoffte Wasserstoffgas wird bei diesem Versuche Halbkohlenwasserstoffgas, indem es einen Theil seines Kohlenstoffs verliert. Bei der Gasbildung entbinden sich auch noch Oehl in Dampfgestalt, Essigaͤther, Kohle, ein wenig Wasser, und einige andere Substanzen, worunter ein wesentliches Oehl ist, wovon Hr. Mackintosh eine sehr nuͤzliche Anwendung machte, indem er damit Kautschuk (Gummi elasticum) aufloͤste. Er verfertigt mit dieser Aufloͤsung undurchdringliche Gewebe, die man zu Maͤnteln, undurchdringlichen Kleidungsstuͤken, mit Luft aufgeblasenen Kissen, Rettungsbojen u. f. w. benuzt hat. Wenn die Operation zur Verwandlung des Oehles in Gas vollkommen gut geleitet wird, und kein nachtheiliger Umstand sich einstellt, bringt jedes Kilogramm Oehl 800 Liter Gas hervor, und 1000 Liter Gas enthalten 125 Liter Kohlensaͤure und 775 Liter Kohlenwasserstoff; man erhaͤlt aber in der Praxis nicht leicht so genuͤgende Resultate. Wir haben nun bloß noch zu untersuchen, ob das Oehl, wenn es vorlaͤufig in Gas umgeaͤndert wird, eine Quantitaͤt Licht entwikelt, welche die durch direkte Verbrennung des Oehles in einer Lampe erhaltene um so viel uͤbertrifft, daß sich der Unterschied zwischen dem Preise des so eben beschriebenen sehr complicirten Apparates und dem der Lampen ausgleicht. Nehmen wir nun an, daß dieser Apparat mit aller moͤglichen Geschiklichkeit und Oekonomie hergestellt ist, so kommt er wenigstens auf 500 Franken fuͤr ein Gas-Gehaͤuse zu stehen, waͤhrend man sich eine gute Lampe mit doppeltem Luftzuge fuͤr 12 bis 15 Franken verschaffen kann. Andererseits belaufen sich die jaͤhrlichen Auslagen fuͤr die Speisung und Unterhaltung einer Lampe hoͤchstens auf 65 bis 80 Franken, je nach der Lokalitaͤt. Wenn also der Gebrauch des Gases vortheilhaft seyn soll, so darf das Interesse des zur Herstellung des Apparates erforderlichen Capitales nebst den Kosten, welche die Erzeugung eines in Intensitaͤt und Dauer demjenigen eines Lampengehaͤuses gleichen Lichtes erheischt, diese Summe nicht uͤberschreiten. Nun muß aber das Interesse des zur Herstellung eines aͤhnlichen Apparates erforderlichen Capitales wenigstens zu 10 Procent angenommen werden; man muß außerdem eine gewisse Summe fuͤr die Tilgung des Capitales bestimmen, welche nicht geringer als 8 bis 10 Procent seyn kann. Diese beiden Gegenstaͤnde nach diesem Anschlage, welcher gewiß nicht uͤbertrieben ist, berechnet, nehmen allein schon die ganze Summe, welche der Gebrauch einer Lampe kostet, in Anspruch und es bleibt nichts mehr uͤbrig, um den zur Gasproduction noͤthigen Urstoff und die Handarbeit bei der Fabrikation zu bezahlen. Es duͤrften also nicht leicht irgendwo die Umstaͤnde so guͤnstig seyn, daß die Fabrikation von Gas aus Oehl einigen Gewinn darbieten kann. Hr. Clément hatte diese Berechnung angestellt, ehe noch eine Fabrik dieser Art in Frankreich errichtet worden war, und das Resultat bekannt gemacht, aber sein Rath wurde nicht gehoͤrt. Er hatte sein Bedauern bezeugt, daß man ihn nicht befolgte, denn es ist immer aͤrgerlich, Capitalien auf Unternehmungen aus Mangel an Vorsicht verwenden zu sehen und man kann in dieser Hinsicht nicht streng genug seyn. Man muß bei einer jeden industriellen Unternehmung vor Allem eine Berechnung der Einnahme anstellen und bei dieser Berechnung besonders sein Augenmerk auf die Zeitumstaͤnde und die Localitaͤt, wo man sich befindet, richten. Bei der Frage, welche uns beschaͤftigt, mußte vor Allem bewiesen werden, daß das Oehl, wenn man es in einem besonderen Apparate zersezt, mehr Licht gibt, als wenn man es in einer Lampe anwendet. Nach den Versuchen, welche Hr. Clément in dem Etablissement des Hrn. Taylor bei London, anstellte, wo ein sehr schoͤner Apparat vorhanden war, geben hundert Theile Oehl, direkt verbrannt, weniger Licht, als hundert Theile desselben Oehles, vorlaͤufig in Gas verwandelt. Die beiden Quantitaͤten stehen in dem Verhaͤltniß von 100 zu 133; wenn man aber dieses Resultat erhalten will, muß man die Operation sehr sorgfaͤltig leiten, damit sich waͤhrend derselben keine andere Substanz als Gas bildet; die Temperatur darf ferner den erforderlichen Grad nicht uͤberschreiten, und weder Kohle noch Essigsaͤure frei werden; dieses Resultat ist in der Praxis sehr schwer zu erhalten. Auf den ersten Blik moͤchte es schwer zu erklaͤren scheinen, warum man durch eine vorlaͤufige Operation aus dem Oehl mehr Gas erhaͤlt, als sich in einem Dochte, wo die Verbrennung vollstaͤndig ist, entwikelt; denn im ersten Falle hat man durch Entweichung von Gas und die in den Leitungsroͤhren abgesezte Kohle unvermeidlichen Verlust. Diese Anomalie verschwindet aber, wenn man den Waͤrmestoff beruͤksichtigt, welcher in den Lampen durch die Zersezung des Oehles absorbirt wird, waͤhrend diese Operation bei der Gasbeleuchtung schon geschehen ist. Die Kosten der zur Bereitung von Gas aus Oehl erforderlichen Apparate sind also ein Hinderniß fuͤr die vortheilhafte Anwendung dieser Beleuchtungsart, ausgenommen an den Orten, wo man sich fette Substanzen, die zum Brennen in Lampen nicht geeignet sind, zu niedrigem Preise verschaffen kann; aber auch dieser Umstand kann nicht leicht die Kosten der Roͤhren ersezen, welche erforderlich sind, um das Gas von der Fabrik, wo man es bereitet, weit weg zu leiten; wenn es sich hingegen darum handelt, einen Ort von geringer Ausdehnung zu beleuchten, uͤber welchen man eine große Menge Licht verbreiten muß, kann diese Methode wirklich vortheilhaft seyn. Dieses ist z.B. in den Webereien bei Manchester der Fall, welche gewoͤhnlich sieben Stokwerke von vierhundert Fuß Laͤnge und sechzig Fuß Breite haben und stark beleuchtet werden muͤssen. Hier sind kleine, wenig kostspielige Leitungsroͤhren hinreichend, um das Gas in vielen, auf einen kleinen Raum zusammengedraͤngten Gehaͤusen zu sammeln. Die Beleuchtung mit Oehlgas kann also je nach der Lokalitaͤt und dem damit zu erreichenden Zweke mit Vortheil oder Schaden verbunden seyn und man muß alle diese Umstaͤnde kennen, ehe man uͤber die Zwekmaͤßigkeit ihrer Anwendung sich erklaͤren kann. Man hat die durch die Anlegung großer Leitungsroͤhren entstehenden Kosten dadurch zu vermeiden gesucht, daß man das Gas in kleine tragbare Gasometer comprimirte. Man transportirte so dreißig Cubikfuß Gas in einem Gefaͤße, welches nur einen Cubikfuß einnahm; durch diese Compression litt das Gas nicht im Geringsten und die zum Comprimiren desselben in den Fabriken angewandten Apparate waren sehr gut ausgedacht und vortrefflich ausgefuͤhrt, indessen gelangen die Versuche, welche man im Großen hieruͤber zu London, Paris, Bordeaux, Lille und Rouen anstellte, ganz und gar nicht. Um die Kraft zu ersparen, welche erforderlich ist, um das Gas auf dreißig Atmosphaͤren zu comprimiren und zugleich auch die Kosten der hierzu erforderlichen Apparate, kam man auf den Gedanken, die aus der chemischen Verwandtschaft hervorgehende Kraft zu benuͤzen. Hr. Clément hatte vorgeschlagen bei der Fabrikation der Mineralwasser die Kraft zu benuͤzen, womit sich die Kohlensaͤure entwikelt, weil sich diese Saͤure auch unter einem Druk von hundert und zwanzig Atmosphaͤren noch entbindet: Hr. Rillieux machte von diesem Fingerzeige eine scharfsinnige Anwendung in einem aͤhnlichen Falle; er kam naͤmlich auf den Gedanken, das Gas erst dann aus der Retorte entweichen zu lassen, wenn seine fortwaͤhrende Erzeugung einen hinreichen Druk hervorgebracht hat. Zu diesem Ende gebrauchte er einen Cylinder aus geschmiedetem Eisen, aus welchem er das Gas erst dann austreten ließ, als der an dem Apparate angebrachte ManometerDieses Instrument ist eine Art Barometer, dessen offener Theil mit dem Gefaͤße, worin der Druk ausgeuͤbt wird, in Verbindung steht; die Hoͤhe des Queksilbers in der Roͤhre zeigt die Tension der comprimirten Fluͤssigkeit an. A. d. O. einen Druk von dreißig Atmosphaͤren anzeigte. Der nachtheiligen Wirkung, welche der Druk des Gases auf die inneren Waͤnde dieser Retorte ausuͤbte, kam er dadurch zuvor, daß er sie durch eine mit Blei ausgefuͤllte Huͤlse gegen das Feuer schuͤzte, so daß sie in ein Bad von geschmolzenem Blei eingetaucht war. Der obere Theil des Gefaͤßes, welches das zur Speisung der Retorte bestimmte Oehl enthielt, stand mit lezterer in Verbindung, damit die Speisung auch ungeachtet des Drukes Statt fand. Indessen ist die Fabrikation von Gas nach diesem Verfahren, wobei es durch seinen eigenen Druk comprimirt wird, nicht besser gelungen. Wahrscheinlich ist die Unregelmaͤßigkeit, womit das Gas aus den Gehaͤusen, worin es eingeschlossen ist, entweicht, die Ursache des Nichtgelingens; denn in dem Maße als es verzehrt wird, vermindert sich der Druk, welchen es auf sich selbst ausuͤbt, und die Schnelligkeit, mit welcher es austritt, nimmt verhaͤltnißmaͤßig ab. Man hat sehr verschiedene Mittel ausgedacht, um die Entweichung des Gases zu reguliren, aber keines hat seinen Zwek vollstaͤndig erreicht, und es ist wahrscheinlich, daß man wegen der Schwierigkeiten, welche die Aufloͤsung dieses Problemes darbietet, den Gebrauch des comprimirten Gases wird aufgeben muͤssen. Ueber das Steinkohlengas. Es gibt eine große Menge verschiedener Steinkohlenarten, welche nicht alle in gleichem Grade zur Gasbereitung geeignet sind. Die einen entbinden auch bei sehr starkem Erhizen kein Gas, waͤhrend andere, wenn man sie in eine Retorte bringt, ganz fluͤssig werden, und eine große Menge Gas, Theer und Oehl geben, und nur sehr wenig Ruͤkstand lassen. Den sehr großen Abstand zwischen diesen beiden Varietaͤten fuͤllt eine unendliche Menge von Steinkohlenarten aus, die unter einander nur unmerklich differiren. Die Steinkohle aus der Umgegend von Fresnes, welche unter dem Namen magere Steinkohle (houille maigre) bekannt ist, gibt weder Flamme noch Rauch, und ist zur Gasbereitung nicht geeignet. Sie ist hingegen sehr gut zum haͤuslichen Gebrauch und zum Malzdarren; auch wendet man sie vortheilhaft zum Kalkbrennen nach dem in den Niederlanden uͤblichen Verfahren an, weil dabei das Brennmaterial mit dem zu erhizenden Koͤrper in Beruͤhrung ist; sie koͤnnte hingegen zum Gipsbrennen nicht dienen, wenn man dabei das allgemein gebraͤuchliche fehlerhafte Verfahren anwenden wuͤrde, welches darin besteht, die Flamme eines abgesonderten Heerdes uͤber die in Haufen aufgestellten Steine zu leiten. Die unter dem Namen halbharte (demi-dure) bekannte Steinkohle, eignet sich besser zur Gasbereitung; hingegen kann man sie mit dem groͤßten Vortheil anwenden, wenn die Waͤrme eines Feuerherdes durch eine Flamme, welche den zu erhizenden Gegenstand umgibt, auf eine gewisse Entfernung gebracht werden muß, z.B. zum Erhizen der Dampfkessel. Die fette Steinkohle (houille grasse) gibt die groͤßte Menge Gas; in England kommt davon eine unter dem Namen Canel-Kohle bekannte Varietaͤt vor, wovon ein Kilogramm 340 bis 350 Liter Gas gibt, waͤhrend die in Frankreich angewandte Steinkohle davon nur die Haͤlfte liefert. Wegen dieses Umstandes muß man nicht nur die doppelte Quantitaͤt Material anwenden, sondern auch die Apparate zur Gasfabrikation zwei Mal so groß machen. Ein Kilogramm Steinkohle gibt gewoͤhnlich: zu Paris 160 bis 180 Liter zu London 185 zu Manchester 166 zu Liverpool 238 zu Glasgow 309. Das Verfahren zur Gasbereitung aus Steinkohlen ist demjenigen aͤhnlich, welches man bei der Bereitung von Gas aus Oehl befolgt; nur werden die Retorten auf Einmal mit der zu zersezenden Substanz beschikt und nach beendigter Operation wird auch der aus Kohks bestehende Ruͤkstand auf Einmal herausgenommen. Die Retorten sind von sehr verschiedener Groͤße; in England wendet man solche an, die achtzig oder sogar hundert Kilogrammen fassen. Ihre Erneuerung verursacht betraͤchtliche Kosten, denn oft sind sie nach fuͤnfzehn Tagen schon unbrauchbar geworden; manchmal halten sie auch drei Monate lang aus. Wenn das Gas aus der Retorte tritt, ist es sehr heiß; bei dieser hohen Temperatur zieht es Theer in Dampfgestalt, eine fluͤssige dem Theer aͤhnliche Substanz, kohlensaures Ammoniak, Wasser und Kohle mit sich; man laͤßt es durch lange Roͤhren gehen, wo es die erste Reinigung erhaͤlt, indem es sich abkuͤhlt und die eben aufgezaͤhlten Substanzen absezt. Nachdem es so das erste Mal durch Erkaͤlten gereinigt wurde, enthaͤlt es noch den Schwefelwasserstoff, welcher durch die Zersezung der mit den Steinkohlen gemengten Schwefelkiese entstand und der bei der Beleuchtung wegen seines uͤbeln Geruches und seiner Wirkung auf die Metalle sehr nachtheilig ist. Das sicherste Mittel, das Gas davon zu befreien, besteht darin, es durch Kalkmilch streichen zu lassen, welche sich des Schwefelwasserstoffs bemaͤchtigt und nur das zur Beleuchtung dienliche Gas, mit einer geringen Menge Kohlensaͤure vermischt, entweichen laͤßt. Diese Verfahrungsweise ist aber mit großen Unannehmlichkeiten verbunden, weil man erstlich den aufgeweichten Kalk bestaͤndig umruͤhren muß, damit er suspendirt bleibt und dann, weil das Gas eine Fluͤssigkeitssaͤule verdraͤngen muß, deren Druk schnell die Retorten beschaͤdigt. Man hat diesen Druk dadurch zu vermeiden gesucht, daß man im oberen Theil des Reinigungsgefaͤßes die Luft auspumpte, entweder vermittelst Luftpumpen oder vermittelst einer Art Archimedischer Schneke, welche Hr. Cagnard erfand und die man Cagnardelle genannt hat. Durch diese Verfahrungsweise wurde zwar wohl der Druk aufgehoben, sie kam aber nicht stark in Gebrauch und ist nun ganz aufgegeben worden. Hr. Clément gab eine Methode an, wodurch nicht nur dieser Druk beseitigt, sondern auch die zum bestaͤndigen Umruͤhren der Kalkmilch erforderliche mechanische Kraft, welche gewoͤhnlich eine Dampfmaschine ist, erspart wurde. Es ist der sinnreiche Apparat, welchen er chemischen Wasserfall (Cascade chimique) genannt hat und der aus einem großen aus Mauersteinen erbauten Cylinder besteht, welcher mit zugerundeten Kieselsteinen, Kugeln aus Eisen oder gebrannter Erde, oder Eisenblech-Spaͤnen angefuͤllt wird; ein Behaͤlter mit Kalkmilch, welcher am oberen Theile des Cylinders angebracht ist, laͤßt immer eine geringe Menge Fluͤssigkeit auslaufen; das Gas dringt durch eine am unteren Theile angebrachte Seitenoͤffnung hinein und entweicht durch eine andere Oeffnung am oberen Theile. Bei diesem Durchzuge vertheilt es sich, indem es durch die Zwischenraͤume geht, welche die Kugeln unter einander lassen, und trifft hier immer Kalkmilch an, womit es noch nicht in Beruͤhrung war und mit welcher es durch eine große Anzahl von Oberflaͤchen in Beruͤhrung kommt. Zu Stokholm und zu Glasgow wendet man eine aͤhnliche Methode an, welche darin besteht, das Gas durch einen Cylinder streichen zu lassen, der ungebrannten Kalk in Stuͤken enthaͤlt. Das Gas circulirt in den Zwischenraͤumen, welche durch die Unregelmaͤßigkeit der Kalkstuͤke entstehen, die sich des Schwefelwasserstoffs bemaͤchtigen, indem sich ein Subsulphuretum des Kalks bildet. Nachdem das Gas auf solche Art gereinigt worden ist, wird es in Gasometern gesammelt, aus welchen es durch Roͤhren bis zu den Gehaͤusen geleitet wird, in denen es brennt. Man verdankt Davy die wichtige Entdekung, daß die Verbrennung des Wasserstoffgases desto mehr Licht gibt, je mehr Kohlenstoff es enthaͤlt, und dadurch wurde es erklaͤrbar, daß das aus verschiedenen Substanzen bereitete Gas beim Verbrennen nicht immer dieselbe Menge Licht hervorbringt. Nun bleibt uns noch zu untersuchen uͤbrig, ob diese Gasfabrikation, welche in wissenschaftlicher Hinsicht auf einen so hohen Grad von Vollkommenheit gelangt ist, in oͤkonomischer Beziehung Vortheile darbietet; ungluͤklicher Weise ist diese Frage durch die Erfahrung geloͤst worden; und es ist nun erwiesen, daß dieser Industriezweig sich in Frankreich nicht halten kann, wenn man den Verkaufspreis des Lichtes nicht erhoͤht; ohne diese Preiserhoͤhung wird sogar die Hauptstadt bald dieser nuͤzlichen und brillanten Beleuchtungsart, welche so bedeutend zu ihrer Verschoͤnerung beitraͤgt, beraubt seyn; folgende Berechnung, welche Hr. Clément seinen Zuhoͤrern vorlegte, laͤßt wenigstens dieses beweinenswerthe (déplorable) Resultat erwarten. Berechnung des Ertrages der Gasbeleuchtung. Textabbildung Bd. 32, S. 279 Auslage; zu Glasgow; zu Paris; Kosten des Etablissements; Steinkohlen; Mechaniker u.s.w.; Handarbeit; Ausgenuͤzte Retorten; Kleine Ausgaben; Auslage; Einnahme; Verkauftes Licht; Kohks; Alte Retorten; Theer; Einnahme; Bilanz Diese Unternehmung hat nicht uͤberall in England gleich guͤnstigem Erfolg; der Ertrag naͤhert sich im Allgemeinen 5 Procent. Zu Glasgow aber, welches eine guͤnstige Lage hat, ist der Ertrag auf 10% gestiegen, zu Edinburg betrug er 7, zu Bath aber nur 4%. Abgesehen von allen oͤkonomischen Ruͤksichten, bietet die Gasbeleuchtung dem Fabrikanten, welcher sie in seinen Werkstaͤtten anwenden will, Vortheile dar, welche man nicht verkennen darf, denn bei dem Gebrauch der Lampen werden seine Waaren oft durch Oehl beschmuzt und die umstaͤndliche Unterhaltung der Lampen verursacht großen Zeitverlust.