Titel: | Ueber Oefen, die ihren eigenen Rauch verzehren. |
Fundstelle: | Band 32, Jahrgang 1829, Nr. XC., S. 404 |
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XC.
Ueber Oefen, die ihren eigenen Rauch
verzehren.
Aus dem Register of Arts. N. 63. S. 237. u. N. 64. S.
251. Fortsezung vom Polyt. Journal Bd.
XXXII. S. 179.
Mit Abbildungen auf Tab.
IX.
Ueber Oefen, die ihren eigenen Rauch verzehren.
Zunaͤchst auf die bisher angefuͤhrten Oefen, welche ihren eigenen Rauch
verzehren, kommt der Ofen des Hrn. W. Losh zu Newcastle
upon Tyne, worauf derselbe sich im April 1815 ein Patent ertheilen ließ, welches
also jezt bereits verfallen ist. Diese Oefen dienten gut, und verzehrten ihren Rauch
vollkommen.
Ihr Bau beruht darauf, daß der waͤhrend des Verbrennens entwikelte
Waͤrmestoff, frei von dem abkuͤhlenden Einfluͤsse irgend einer
kalten unzersezten Luft, schnell und gleichfoͤrmig unten an dem Boden des
Kessels angebracht wird.
Zu diesem Ende werden die Roststangen so nahe als moͤglich unter der Mitte des
Bodens des Kessels angebracht, und die Oeffnung oder die Oeffnungen, durch welche
die verduͤnnte Luft und der Rauch entweicht, sind uͤber der
Ofenthuͤre angebracht, durch welche das Brenn-Material in den Ofen
geschuͤrt wird, so daß die erhizte Luft und die Gasarten in Folge ihrer
Expansiv-Kraft und verminderten specifischen Schwere die kalte Luft der
Atmosphaͤre hindern unter den Boden des Kessels zu gelangen, und diese,
waͤhrend sie bei der Ofenthuͤre eintritt, wo eingeschuͤrt wird,
auf ihrem Durchzuge nach dem Schornsteine sich nicht eher mit den erhizten Gasarten
vermengen kann, bis diese nicht aufgehoͤrt haben auf jene Theile des Kessels
zu wirken, die allein der Wirkung derselben ausgesezt werden duͤrfen. Eine
Abtheilung aus Gußeisen-Platten, die von den Enden der Roststangen
zunaͤchst an der Thuͤre auslaͤuft, scheidet den Raum des Rostes
von der Aschengrube und dem Luftzuge, und hindert jede Luft an dem Eintritte in den
Raum des Rostes, die nicht durch das brennende Brenn-Material durchgezogen
ist.
Es ist offenbar, daß, wenn man kalte Luft freien Zutritt zu dem Boden des Kessels
haben laͤßt, ein groͤßeres Feuer, oder vermehrter Verbrauch von
Brenn-Material noͤthwendig wird, um eine gewisse verlangte Wirkung zu
erzeugen, und den Dampf z.B. an einer Dampf-Maschine immer in einer solchen
Ausdehnung zu erhalten, die zum Betriebe der Maschine nothwendig ist. In lezterem
Falle macht man nicht selten ein solches Feuer, daß die Kohlen verschluckt werden
und zuweilen selbst die Stangen des Rostes schmelzen; und wenn auch dieß nicht
geschieht, so werden die Stangen doch so heiß, daß die atmosphaͤrische Luft, wenn sie mit
denselben in Beruͤhrung kommt, die Oberflaͤchen derselben schnell
oxydirt, und in Schuppen verwandelt, und so die Stangen nach und nach vollkommen
verzehrt.
Diese Nachtheile fallen bei Hrn. Losh's Ofen
gaͤnzlich weg. Man kann uͤberdieß bei seiner Heizmethode den Boden des
Kessels besser stuͤzen, als nach der gewoͤhnlichen Weise, was bei
großen Kesseln sehr wichtig ist.
Nach seinem Plane steigt der Waͤrmestoff mit den erhizten Gasarten aus dem
brennenden Brenn-Materials in die Hoͤhe und verbreitet sich
strahlenfoͤrmig; er stoͤßt mit außerordentlicher Schnelligkeit und
Kraft gegen den Kessel, da ihm nichts im Wege steht und er seine Waͤrme
nirgend anders wohin abzugeben hat: man erspart also nothwendig an
Feuer-Material, und erhaͤlt leicht und schnell den zum Betriebe der
Maschine notwendigen Dampf.
Losh's Patent ist sehr lang, und enthaͤlt 18
Zeichnungen. Man findet die ganze Theorie des Heizens, die Geschichte desselben, die
Ansichten und Meinungen des Patent-Traͤgers in demselben
umstaͤndlich entwikelt: es ist eine Art Programm zu seinem Patente, das
gelesen zu werden verdient. Wir wollen nur Einiges aus demselben hier
mittheilen165) .
Hier die Anwendung dieser Oefen unter einem laͤnglichen
Dampfkessel.
Fig. 7 ist der
Grundriß oder horizontale Durchschnitt eines solchen Ofens zur Heizung eines
Dampfkessels, von der Hoͤhe des Rostes an genommen. Die Flaͤche
innerhalb der punktirten Linien aaaa zeigt jenen
Theil, uͤber welchem der Kessel ruht, wenn er eingesezt wird. A und B sind die respektiven
Roststangen der beiden Oefen; dd die
Floͤzplatten, welche die Luft hindern aus der Aschengrube in den Rostraum auf
eine andere Weise, als durch die Roststangen und durch das brennende Feuer zu
gelangen. Diese Platten werden von mehreren Stangen gestuͤzt, im Falle daß
sie Spruͤnge bekaͤmen. hh sind die
Ofen-Thuͤrchen und das Gestell, g ist die
Scheidewand, welche die beiden Oefen nennt und den Boden des Kessels schuͤzt.
f ist die Basis des Schornsteines.
Fig. 8 ist ein
senkrechter Laͤngendurchschnitt des Kessels und des Mauerwerkes und der
Oefen. Die Buchstaben sind dieselben, wie in dem Grundrisse, g ist die Scheidewand zwischen den beiden Oefen. AB, dd sind die
Floͤzplatten, unter welchen sich die Aschengruben befinden. Die Richtung der
Flammen des im Brande stehenden Feuer-Materiales auf dem Roste zeigt den Zug,
welchen sie nach den Zuͤgen ff nehmen.
Fig. 9 ist ein
senkrechter Querdurchschnitt des Kessels, Mauerwerkes etc. mit denselben Buchstaben,
wie in Fig. 7,
8.
Wo es sich vorzuͤglich um Ersparung des Brenn-Materiales handelt, wird
es gut seyn, Daͤmpfer auf den Aschengruben anzubringen, wodurch der Zutritt
der Luft so genau regulirt werden kann, daß nur die gehoͤrige Verbrennung des
Brenn-Materiales in den Oefen Statt hat.
Um den Rauch gehoͤrig zu verbrennen, wird er mit der atmosphaͤrischen
Luft durch das brennende Feuer geleitet, was mittelst der Daͤmpfer bei n und y geschieht (den
Oeffnungen der Oefen B und A
in die Zuͤge). Bei r und s sind Oeffnungen in den Floͤzplatten angebracht, mit
correspondirenden Registern auf den Aschengruben bei p
und q.
Man seze das Feuer brenne hell auf und der Ofen B fordere
frische Kohlen zum Nachschuͤren. Man schließt also den Daͤmpfer n, und oͤffnet den Daͤmpfer y; zieht den Dekel des Perforators bei r, und haͤlt s
geschlossen; schließt die Thuͤre des Aschenherdes oder das Register q, und oͤffnet p.
Dann muß der Rauch und Ruß, der aus dem Ofen B
aufsteigt, in die Aschengrube durch r, und mit der
atmosphaͤrischen Luft, die bei p eintritt, durch
die Oeffnung in der Mauer o nach dem Ofen A, wo er durch den Rost und das Feuer durchzieht, und in
Gase verwandelt wird. Wenn man die Operation mit den Daͤmpfern umkehrt,
werden auf aͤhnliche Weise die dichteren Produkte des Ofens A von dem Ofen B verzehrt.
Wenn der Rauch aufhoͤrt aufzusteigen, wird der Ofen auf oben beschriebene
Weise in wenigen Minuten in Thaͤtigkeit gesezt werden koͤnnen, wodurch
man viel Brenn-Material erspart.
166) Unter Zuker-Pfannen, Destillir-Blasen und anderen bloß zum
Abdampfen bestimmten Gefaͤßen bringt Hr. Losh
seinen rauchverzehrenden Ofen auf folgende Weise an.
Fig. 10 ist
ein Grundriß oder horizontaler Durchschnitt der Pfanne und des Mauerwerkes in
gleicher Hoͤhe mit dem Boden der Zuͤge, ab zeigt die Oeffnungen aus dem Rostraume in die Zuͤge iiii, welche die heiße Luft, den Rauch etc. an das
untere Ende des Schornsteines jj auf jeder Seite
der Scheidemauer n fuͤhren, wodurch zugleich die
beiden Oefen abgetheilt werden, und die in der Richtung des Durchmessers von der
Aschengrube quer unter der Pfanne hinlaͤuft: der Boden der Pfanne ruht in der
Breite von 4 1/2 Zoll auf dieser Scheidemauer. Diese Mauer reicht 3 Fuß hoch in den
Schornstein hinauf, und haͤlt den Rauch beider Oefen von einander getrennt,
bis jeder seine senkrechte Richtung angenommen hat, und einer den anderen nicht mehr
hindern kann, oo ist eine kreisfoͤrmige
Mauer, die den Zug umgibt.
Fig. 11 zeigt
einen senkrechten Durchschnitt der Pfanne und der Oefen. aaa ist die Pfanne; c
sind die Roststangen; ii die Seitenzuͤge;
ll ist der Rostraum (eigentlich der Herd); o die zweite kreisfoͤrmige Mauer; nn die Scheidemauer, wie sie sich bis
ruͤkwaͤrts hinter die Pfanne und oben in den Schornstein hinauf
erstrekt.
Fig. 12 ist
ein senkrechter Durchschnitt der Pfanne und eines der beiden Oefen unter derselben;
b sind die Roststangen; dd die Floͤzplatten; ii der
Eingang in die Seitenzuͤge; j das Ende des
Seitenzuges in den Schornstein; m ein Daͤmpfer,
der sich schieben laͤßt, um den Zutritt der Luft in die Aschengrube zu
reguliren, und nur so viel von derselben einzulassen, als zur gehoͤrigen
Unterhaltung des Feuers, d.h., zur gehoͤrigen Verbrennung des
Brenn-Materiales nothwendig ist. o die Mauer des
Zuges; p ein Daͤmpfer im Schornsteine. Die Pfeile
zeigen die Richtung, welche die heiße Luft in den Daͤmpfern nimmt.
Wenn hier der Rauch verbrannt werden soll, bringt man Daͤmpfer bei x und y in Fig. 10 an, und eine
Oeffnung in der Wand bei z (Fig. 11 und 12); wenn nun
beide Feuer bei a und b in
Fig. 10
hell brennen, und bei b frische Kohlen
nachgeschuͤrt werden sollen, schließt man den Daͤmpfer x, und oͤffnet y, wo
dann der Rauch, der aus b aufsteigt, uͤber a getrieben und auf seinem Durchzuge verbrannt wird.
Wenn man den Daͤmpfer umgekehrt spielen laͤßt, wird der Rauch von a durch den Ofen b
verzehrt.
Wenn man frische Kohlen nachschuͤrt, so ist es sehr gut, nur kleine
Quantitaͤten davon auf Einmal nachzulegen, die Stangen gut damit zu bedeken,
jedoch nur in einer duͤnnen Lage, und das Feuer in dem Ofen, den man zulezt
besorgte, hell aufbrennen zu lassen, ehe man frisches Brenn-Material in dem
anderen Ofen nachschuͤrt, so daß immer, wenn ein Feuer am staͤrksten
brennt, das andere am schwaͤchsten ist: auf diese Weise wird der Kessel
bestaͤndig in einer beinahe gleichfoͤrmigen Temperatur erhalten.
Dieses Patent enthaͤlt auch die Beschreibung eines Ofens zu einem Dampfwagen,
in welchem die erhizten Gasarten allein, ohne Beimischung irgend einer kalten
atmosphaͤrischen Luft, auf den Kessel wirken; ferner, Anwendung eines solchen
Ofens auf die Pfannen der Alaunsieder, auf die Kessel der Bleicher und Druker, auf Bakoͤfen etc.; die
von dem Patent-Traͤger hieruͤber gegebenen Winke verdienen von
den Gewerbsleuten beachtet zu werden.