Titel: Ueber die Fabrikation des Runkelrübenzukers von Hrn. Dubrunfaut.
Fundstelle: Band 33, Jahrgang 1829, Nr. LVI., S. 170
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LVI. Ueber die Fabrikation des Runkelruͤbenzukers von Hrn. Dubrunfaut. Aus dem Industriel. April 1829, S. 589 und Mai S. 637. Dubrunfaut, uͤber die Fabrikation des Runkelruͤbenzukers. Die Abhandlung, welche ich im J. 1827 im December-Hefte des Industriel bekannt machteMan vergl. pol. Journ. Bd. XXVIII. S. 302.A. d. Red., haͤtte zum Zwek, die Fortschritte auseinander zu sezen, welche die Fabrikation des inlaͤndischen Zukers seit der Bekanntmachung meiner im J. 1825 uͤber diesen Gegenstand angestellten technischen Arbeit, gemacht haͤtte. Seit dem Druk meiner lezten Abhandlung ist kaum ein Jahr verflossen und ich sehe mich jezt schon genoͤthigt, neuerdings eine solche abzufassen, um es unseren Lesern moͤglich zu machen, gleichen Schritt mit dem Gang dieser Industrie zu halten, welche taͤglich sich vervollkommnet und ihre Erfahrungen mit neuen Thatsachen bereichert. Das verflossene Jahr war in der That fuͤr diese neue Industrie außerordentlich wichtig, sowohl wegen der zahlreichen Versuche, welche darin angestellt wurden, als auch wegen der neuen Bereicherungen, die sie daraus zog, insbesondere aber wegen der groͤßeren Aufmerksamkeit, welche sie sowohl durch ihren Aufschwung als auch durch die Nachforschungen eines mit den Interessen der Industrie und des Handels beauftragten hohen Rathes, auf sich zog. Die von diesem hohen Rache gesammelten Nachrichten wurden in gedraͤngter Zusammenstellung in sehr vielen Tagesblattern bekannt gemacht, und da sie erwiesen, daß die Mitglieder der Commission sich von dem wirklichen Daseyn der Runkelruͤbenzuker-Industrie uͤberzeugt hatten, so uͤberzeugten sie davon auch sehr viele andere Personen, welche geneigt waren, in die in anderer Gestalt bekannt gemachten Nachrichten Mißtrauen zu sezen. Zu diesem gluͤklichen Einfluͤsse, welchen die Arbeit der Untersuchungs-Commission bereits auf die Runkelruͤbenzuker-Industrie geaͤußert hat, kommt nun noch jener nicht weniger fruchtbare, welchen die officielle Bekanntmachung ihrer Arbeit hervorbringen wird. Ich weiß in der That, daß der Minister des Handels, uͤberzeugt von den Vortheilen, welche die Runkelruͤbenzuker-Fabriken, als landwirthschaftliche Manufakturen betrachtet, darbieten, ihren Aufschwung und ihre Verbreitung mit aller Macht, welche ein loyaler Minister anwenden kann, beguͤnstigen will. Ich weiß, sage ich, daß der Minister von demjenigen Theil der von der Commission gelieferten Arbeit, welcher sich auf die Runkelruͤbenzuker-Fabrikation bezieht, eine große Menge Exemplare druken und uͤber ganz Franke reich verbreiten lassen will. Aus dieser Arbeit werden Thatsachen hervorgehen, deren Kenntniß fuͤr diese neue Industrie außerordentlich wichtig ist; in der That werden die Unternehmer daraus ersehen, daß die Regierung, in dem sie auf eine eben so freimuͤthige als kluge Weise das Princip des freien Handels annimmt, geneigt ist, den Zoll auf auslaͤndischen Zuker herabzusezen, aber daß diese langsame und allmaͤhliche Reduction, die Beduͤrfnisse der Zukerfabriken unserer Colonien so wie der inlaͤndischen gleichmaͤßig beruͤksichtigend, von der Art seyn wird, daß sie nur sehr geringen Einfluß auf den Curs der Urstoffe ausuͤben wird, dessen Wandelbarkeit sie im Gegentheil beseitigen muß, weil sie oft dem Producenten nicht weniger laͤstig als dem Kaͤufer ist. Sie werden daraus auch ersehen, daß die Runkelruͤbenzuker-Fabrikation ihrer Natur nach keine erkuͤnstelte Industrie ist, welche die Regierung zu erloͤschen suchen muß, sondern gerade im Gegentheil eine reelle Industrie, welche nur Zeit bedarf, um vorteilhaft gegen die Productionen der Indier ringen zu koͤnnen, und welche folglich verdient, von ihr ganz beherzigt zu werdenIch weiß, daß gewisse Fabrikanten, welche eben so unbillig, als mir ungeneigt sind, mich als den einzigen Veranlasser der gesezlichen Anordnungen, womit uns die Arbeit der Untersuchungs-Commission bedroht, darzustellen beliebten. Sie stellen die Reduction des auf den auslaͤndischen Zuker gelegten Zolles als den Ruin der Runkelruͤbenzuker-Industrie dar und geben meinen Schriften Schuld, dieselbe veranlaßt zu haben, in dem ich den Ertrag dieser Industrie in einem zu vortheilhaften Lichte dargestellt haͤtte; daher kommen die vielen Verlaͤumdungen, welche man uͤber mich in dem Publikum zu verbreiten suchte. Ich will, wenn man es so verlangt, diesen unbilligen Tadel annehmen und an Statt die von mir bekannt gemachten Aufsaͤze, welche zugleich mit dem Einfluß des Beispiels und den von einigen Fabrikanten gegebenen Rathschlaͤgen, die Errichtung des groͤßten Theiles unserer Fabriken veranlaßt haben, zu widerrufen, will ich sagen, daß, wenn ich uͤber den Runkelruͤbenzuker neuerdings meine Ansichten mittheilen muͤßte, ich gerade so handeln wuͤrde, wie bisher. Endlich bemerke ich noch, daß, wenn meine Berechnungen, nach welchen die Runkelruͤbenzuker-Fabrikanten in kuͤrzerer oder laͤngerer Zeit das Pfund Zuker zu 3 Sous liefern koͤnnen muͤssen, unrichtig sind, und diese Industrie nicht mit derjenigen der Indier concurriren kann, sie auch nichts taugt; die jezt in unserem Lande vorhandenen Fabriken muͤssen dann ihre Arbeiten einstellen, unser Akerbau muß auf die Wohlthaten der Zukererzeugung verzichten, und die Regierung ist dann dieser ganz fiskalisch gewordenen Industrie gar keinen Schuz schuldig. Sind hingegen meine Berechnungen, wie ich uͤberzeugt bin, richtig, so verdienen die inlaͤndischen Zukerfabriken alle Beguͤnstigung der Regierung so wie das Vertrauen des Publikums, und meine Arbeiten, welche diese unsere neue Industrie begruͤnden halfen, muͤssen mir vielmehr das Wohlwollen der Fabrikanten, deren Sache ich loyal vertheidigt habe, als die Abneigung, welche man ihnen gegen mich einzufloͤßen sucht, erwerben.Daß jezt Leute von entgegengesezten, Interesse meine Berechnungen und Schluͤsse sammeln und entstellen, daß man meine Hoffnungen fuͤr positive Annahmen ausgibt, wodurch ich Maßregeln habe hervorrufen wollen, welche der Entwikelung der Runkelruͤbenzuker-Fabrikation gefaͤhrlich sind, ist eine unbillige Handlung, welche zu verhindern nicht in meiner Macht stand und woruͤber mich die aufgeklaͤrte Untersuchungs-Commission gewiß rechtfertigen wird.Uebrigens geht aus den Bemerkungen, welche die HHrn. Blanquet und Crespel der Untersuchungs-Commission schriftlich uͤbergaben, hervor, daß ihr Runkelruͤbenzuker sie nicht viel hoher als auf 63 Cent. pr. Kilogr. zu stehen kommt, ein Preis, den ich in meinem Werke als erreichbar angab, wenn in einer Fabrik 2 Millionen Kilogr. (40 000 Ztr.) nach der bekannten Verfahrungsweise vollkommen ausgearbeitet werden. Wenn ich gefehlt habe, als ich schrieb, man koͤnne das Kilogr. Zuker fuͤr 63 Ct. erzeugen, so muß andererseits Hr. Crespel selbst meine Schuld theilen, weil aus einem Berichte uͤber seine Arbeiten (welcher nach seinen eigenen Angaben abgefaßt und in den Mémoires de la Société d'Arras abgedrukt wurde) hervorgeht, daß, wenn ein Gutsbesizer seine Fabrik auf seinen eigenen Guͤtern errichtet, und wie er, 5% Zuker gewinnt, ihm dieser nur auf 60 Cent. pr. Kilogr. zu stehen kaͤme. Nach einer anderen Berechnung, welche ich nach den Datis anstellte, die mir Hr. Crespel selbst uͤbergab, kommt der Zuker den Fabrikanten auf 62 Cent. zu stehen. Man sieht also, daß die Data, worauf meine Berechnungen gegruͤndet waren, mir großes Vertrauen einfloͤßen mußten, weil ihre Endresultate vollkommen mit denjenigen des Hrn. Crespel uͤbereinstimmten, welche in einem aͤhnlichen Falle ein so gerechtes Zutrauen eine floͤßen muͤssen.A. d. O.. Sie werden außerdem daraus ersehen, daß die Regierung den Zuker als eine ganz vorzuͤglich steuerbare Substanz betrachtet, und daß ihre endliche Absicht bei der Beguͤnstigung der Fabrikation des inlaͤndischen Zukers diese ist, ihm in Zukunft die Last aufzulegen, welche heute zu Tage auf dem auslaͤndischen Zuker haftet, und dem Staate einen betraͤchtlichen Theil seiner Einnahmen verschafft. Vergebens wuͤrden wir gegen diese Ankuͤndigung murren, welche ohne Zweifel mehr als einen Unternehmer erschreken und die Errichtung mehr als eines Etablissements laͤhmen wird. Dieser Gang der Regierung, welcher ganz mit dem Beduͤrfniß der Auflagen und der Redlichkeit, welche ihre Vertheilung leiten muß, harmonirt, wird in die Plane der Unternehmer mehr Bestaͤndigkeit und Gewaͤhr bringen. Leztere werden in der That in ihren technischen Combinationen zuruͤkhaltender werden und uͤber die Mittel der Ausfuͤhrung mehr nachdenken, sich daher weniger abenteuerlich in die neue Industrie hineinstuͤrzen. Sie werden dann wissen, welche Garantien jezt die Industrie, welcher sie sich hingeben wollen, beschuͤzen und welche Lasten sie in Zukunft druͤken muͤssen; sie werden also nicht, wenn der Zoll ein Mal festgestellt wird, von der Regierung fuͤr die politischen Garantien Rechenschaft verlangen koͤnnen, die unsere hundert Etablissements, welche unter der Aegide dieser Garantien gegruͤndet wurden, heute zu Tage geltend machen koͤnnten. Dieser Gang scheint mir von dem Augenblike an, wo man die Gesezmaͤßigkeit der Zoͤlle anerkennt (die ich aber nicht diskutiren will), dieser Gang, sage ich, scheint mir sehr weise und ganz mir unseren liberalen Institutionen zu harmoniren. Ueber die beiden Fabrikations-Systeme. Die waͤhrend eines Jahres gemachten Erfahrungen haben einige Aufklaͤrung uͤber den relativen Werth der beiden Fabrikations-Systeme gegeben, in welche sich die Industrie gegenwaͤrtig theilt, naͤmlich das Verfahren mit KrystallisationsgefaͤßenDiese Krystallisationsgefaͤße, cristallisoirs genannt, sind flache Gefaͤße von Blech.A. d. R. und das Verfahren mit Formen (die regelmaͤßige Krystallisation und die Koͤrnung des Zukers). Es entstanden Etablissements, welche nach dem einen und nach dem anderen Verfahren arbeiteten, auch solche, welche beide mit einander verbanden, aber man muß gestehen, daß im Allgemeinen das System der Formen in diesem Jahre mehr Proselyten machte, als in den vorhergehenden, es sey nun wegen der Einfuͤhrung der Dampfheiz-Apparate, oder weil dieses System von den neuen Fabrikanten im Ganzen besser aufgefaßt und besser geleitet wurde, oder wegen des Mißkredits, welchen einige Raffinirer auf den krystallisirten Zuker geworfen haben. Wegen dieser zwei verschiedenen Fabrikations-Methoden entstanden zwei entgegengesezte Parteien, welche einen wahren technischen Krieg mit einander fuͤhren; jede vertheidigt ihre Verfahrungsarten, sie als die besseren bezeichnend und jede verachtet die andere, oft mit Hintansezung aller Ruhe und Vernunft. Man ist erstaunt, den Parteigeist sich hier einer Discussion bemaͤchtigen zu sehen, wobei nur Thatsachen und Verstand Zutritt haben sollten. Abgesehen von dem schlechten Vertrauen, welches eine leidenschaftliche Polemik nothwendigerweise erregen muß, ist so viel gewiß 1) daß man nach beiden Methoden, sowohl durch regelmaͤßige als durch schnelle oder unregelmaͤßige Krystallisation unter den gegenwaͤrtigen Umstaͤnden vortheilhaft Zuker erzeugen kann; 2) daß das Verfahren mit Krystallisationsgefaͤßen, weil sein Gang mehr mechanisch ist, und weniger Praxis und Kenntnisse von Seiten des Arbeiters erfordert, im Allgemeinen besser gelang, als das Verkochen; 3) daß lezteres, obgleich weniger leicht ausfuͤhrbar, als die langsame Krystallisation, in Hinsicht auf die Einrichtung des Etablissements oͤkonomischer ist, Handarbeit und Brennmaterial erspart, die Capitalien schneller realisirt, und daß man durch dasselbe eben so viel Zuker aus der Wurzel erhalten kann, wenn sie gehoͤrig behandelt wird; 4) endlich, daß man durch das Laͤutern (defécation), welches man bei dem Verkochen anwenden muß, einen Zuker erhaͤlt, welcher mit demjenigen der Colonien identisch ist und bei dem Raffinirungsprozeß keine Modificationen erheischt, waͤhrend bei der Ausscheidung des Rohzukers durch langsame Krystallisation, unter die Krystalle unvollkommen gelaͤuterter Syrup kommen und folglich der Zuker mit Substanzen verunreinigt werden kann, welche bei dem Raffiniren Hindernisse in den Weg legen. Diese verschiedenen Behauptungen muß ich jezt auseinandersezen. Man mag den Zuker aus den Runkelruͤben durch Krystallisation oder durch Verkochen des Saftes darstellen, so sind die Krystalle des Rohzukers den durch Raffiniren desselben erhaltenen physisch und chemisch vollkommen gleich. Ihre geometrischen Formen sind ganz so, wie sie Hauy fand und vor Kurzem Hr. Gillot berichtigte. Ihre Grundform ist ein vierseitiges Prisma, dessen Basis ein Parallelogramm ist, wovon die kleine Seite sich zur großen = 7 : 10 verhaͤlt. Ich habe außerdem bemerkt, daß die regelmaͤßigen Krystalle des Kandis dieser Zukersorten, so wie diejenigen des Rohrzukers unter gewissen Umstaͤnden Modifikationen an den Kanten der ebenen spizen Winkel erhalten, sie sind aber gewoͤhnlich sehr unbetraͤchtlich. Sie haben außerdem eine Spaltungsflache senkrecht auf die Basis des Prisma. Wenn man mit dem Zuker aus den Krystallisationsgefaͤßen regelmaͤßige Krystalle von Kandis bereitet, so erhaͤlt man gewoͤhnlich diejenige Krystallisation, welche die Raffinirer hirsenfoͤrmige (cristaux gremillés) nennen. Es sind Gruppirungen, welche man auch mit Rohrzuker von schlechter Qualitaͤt, und sogar mit gutem, aber schlecht geklaͤrtem und schlecht eingekochtem, Zuker erhaͤlt. Wegen dieses Umstandes, welcher nichts gegen die Identitaͤt der Krystallformen der beiden Zukerarten beweist, hat sich Hr. Clémendot taͤuschen lassen, als er neuerdings behauptete, daß diese beiden Zukerarten in dieser Hinsicht verschieden sind. Der Zuker aus den Krystallisationsgefaͤßen, als Raffinirungsstoff betrachtet, ist in der That schlechter, als der Zuker aus den Formen, welcher dieselbe Farbe hat. Fuͤr's Erste kann jener Zuker nicht ohne Huͤlfe der Presse von der Melasse gereinigt werden und muß zu diesem Ende die Walzen passiren. Das Zerreiben, welchem er bei dieser Arbeit ausgesezt wird, veraͤndert einen Theil desselben. Es wird naͤmlich ein Theil des krystallisirbaren Zukers dadurch entmischt, und dieser kann beim Raffiniren nicht wieder zum Vorschein kommen und verhindert bei dieser Arbeit die gegenseitige Annaͤherung des unveraͤnderten Zukers. Dieß traͤgt dazu bei, daß diese Zukersorte beim Raffiniren weniger ausgibt. Diese Veraͤnderung gehoͤrt unter diejenigen, welche man in der Sprache der Raffinerie unter dem Namen Schmierigwerden (graissage) begreift. Außerdem ist die Farbe eines gewalzten Zukers nur das Resultat des Zerreibens und folglich erkuͤnstelt. Man weiß in der That, daß die weiße Farbe der Zukersorten nur von dem vertheilten Zustande der Krystalle abhaͤngt; aber dieser scheinbare Vorzug, welcher die Kaͤufer tauscht, tauscht keineswegs die Fabrikanten, welche den Zuker schmelzen: leztere haben in der That bemerkt, daß der krystallisirte Zuker in dem Kessel nie die Farbe gibt, welche er versprach, waͤhrend der Zuker aus den Formen, der sich gleich dem Rohrzuker in kleinen verworrenen Krystallen darstellt, welche unversehrt und durch die Mutterlauge, worin sie sich gebildet haben, befeuchtet sind, niemals den Raffinirer uͤber die wahre Farbe, welche er in dem Kessel annehmen wird, taͤuscht. Der Zuker aus den Formen ist also bei gleicher Farbe in dieser Hinsicht dem krystallisirten vorzuziehen. Noch ein anderer Umstand macht den lezteren Zuker ebenfalls zum Raffiniren viel weniger geeignet; naͤmlich seine sehr wandelbare Reinheit, welche eine Folge des mechanischen und constanten Ganges der Laͤuterung ist. In der That erfordern die Runkelruͤben, je nach ihrer Qualitaͤt und der Zeit ihrer Aufbewahrung, sehr verschiedene Quantitaͤten Laͤuterungsmittel (Schwefelsaͤure und Kalk), um bei dem Verkochen gleich gute Resultate zu geben; wenn diese Bedingnisse nicht erfuͤllt sind, geht das Verkochen schlecht vor sich und der Fabrikant bemerkt sogleich, daß er gefehlt hat und muß folglich seinen Fehler zu verbessern suchen. Ein schlecht verkochter Zuker legt aber bei dem Raffiniren aͤhnliche Hindernisse in den Weg. Uebrigens kann der Raffinirer diesen Zuker jederzeit leicht erkennen; sein Korn ist wenig voluminoͤs und knirscht nicht unter den Zahnen; er hat keinen Koͤrper, ist teigig, und die Krystalle sind nicht abgesondert; meistens kann man ihn auch durch den Geschmak und Geruch sehr leicht von dem Rohrzuker unterscheiden. Der krystallisirte Zuker kann im Gegentheil ohne Nachtheil fuͤr seine physischen Eigenschaften, unvollkommen gelaͤuterten Syrup enthalten, zum Beispiel sauren Syrup; im lezteren Falle geht sogar die Krystallisation oft besser vor sich, als bei einem neutralen Syrup; der Syrup hat dann einen guten Geschmak, behaͤlt diesen in der Waͤrmstube bei, und waͤhrend er durch Verkochen nur eine geringe Menge und noch dazu schlechten Zuker gegeben haͤtte, erhaͤlt man daraus durch Krystallisation eine große Menge und schoͤn aussehenden Zuker. Aus diesem Grunde muͤssen die Fabrikanten, welche krystallisirten Zuker bereiten, die sauren Syrupe vorziehen, und dieses ist auch meistentheils der Fall. Bei dem Raffiniren kommen dann die Fehler in der Laͤuterung wieder zum Vorschein; die unabgeschiedenen Materialien und oft auch die Ammoniaksalze, machen das Verkochen schwierig. Diese Wirkung zeigt sich nicht immer bei den ersten Arbeiten des Raffinirers, wohl aber bei dem zu Gute machen der Syrupe, und zwar um so fruͤher, je unreiner der Zuker ist. Sie ist besonders bei dem mechanischen Verfahren von Achard bemerkbar, welcher fuͤr alle gleiche Verhaͤltnisse von Kalk und Saͤure anzuwenden vorschlaͤgt. Auch ist sie bei dem Zuker, welcher nach dem Verfahren von Derosne bereitet wurde, naͤmlich durch Krystallisation und schwefelsaure Alaunerde, noch sehr merklich. Wenn naͤmlich dieser Zuker aus Wurzeln bereitet wurde, welche viel Ammoniaksalz enthielten, so gibt er durch den Kalk, Ammoniak, welches man durch den Geruch allein schon erkennen kann. Auch die unvollkommene Laͤuterung des nach dem lezteren Verfahren zubereiteten Saftes macht das Verkochen desselben unmoͤglich. Die Achard'sche Laͤuterung gibt deßwegen sehr wandelbare Resultate, weil der Runkelruͤbensaft sehr verschiedenartige Quantitaͤten Ammoniak enthaͤlt. Dieses Ammoniak wird bei dem Achard'schen Verfahren zum Theil mit Schwefelsaͤure gesaͤttigt und das gebildete schwefelsaure Salz waͤhrend der Concentration zersezt, wodurch Saͤuren frei werden, welche meistentheils nicht Schwefelsaͤure, sondern die Sauren aller in dem Saft aufgeloͤsten Salze sind, naͤmlich Salzsaͤure, Salpetersaͤure, Aepfelsaͤure, Gallertsaͤure u.s.w. Dadurch bildet sich in dem Saft eine fremde Substanz, welche man durch kein bekanntes Mittel vermeiden kann; denn wenn man die freien Saͤuren genau neutralisirt, so ist der so behandelte Syrup schwer zu verkochen und gibt in den Formen immer schlechte Resultate. Diese Substanz ist besonders beim Verkochen des Syrups nachtheilig, denn sie macht ihn steigend, klebrig und braun; man findet sie sodann auch auf den Krystallen des Zukers, welche sich so zusammenhangend macht, als wenn sie auf einander geleimt worden waͤren; sie ist derjenigen aͤhnlich, welche man bei der Behandlung des Zukers mit Salpetersaͤure, wenn man Aepfelfaͤure bereiten will, erhaͤlt, wobei sich außer der Aepfelsaͤure eine braune, in Wasser aufloͤsliche, in Alkohol unaufloͤsliche, dem Gummi aͤhnliche Substanz bildet. Diese Substanz ist es, welche den krystallisirten Zuker verunreinigt und beim Raffiniren die angegebenen Hindernisse in den Weg legt. Wir haben bemerkt, daß die Fabriken, welche nach der Krystallisationsmethode arbeiten, wegen des regelmaͤßigen und weniger schwierigen Ganges dabei, einen guͤnstigeren Erfolg hatten. Wenn man die Faͤhigkeiten der Personen kennt, welchen in den meisten Zukerfabriken die Arbeit anvertraut wird, so uͤberzeugt man sich sehr bald, daß jede Methode, welche in ihren Proceduren ein wenig verwikelt und zart ist, oft unuͤbersteigliche Hindernisse darbieten muß. In den neuen Fabriken wird gewoͤhnlich alles durch einen Director geleitet, der mehr oder weniger Neuling und mehr oder weniger aufgeklart ist; mit den Maschinen und den Agentien, welche er zu handhaben hat, wenig vertraut, muß er sich außerdem Arbeiter heranziehen, welche mit dieser Industrie noch ganz unbekannt sind: dieses Geschaͤft macht so viele Arbeit und ist so schwierig, daß es oft schlecht besorgt worden ist. Bei dem Verfahren durch Verkochen des Syrups besteht außerdem die Arbeit aus zehnerlei verschiedenen Operationen, wovon jede zu einem guͤnstigen Erfolg unumgaͤnglich noͤthig ist, und wenn eine einzige davon vernachlaͤssigt wird, so ist das Resultat schlecht. Diese Operationen werden nun gewoͤhnlich verschiedenen Arbeitern anvertraut, welche entweder unwissend oder nachlaͤssig handeln koͤnnen; man begreift also leicht, daß eine Arbeit, deren guͤnstiger Erfolg von dem Eifer so vieler Individuen und von der Erfuͤllung so vieler Bedingungen abhaͤngt, oft Resultate geben mußte, welche hoͤchst betruͤbend fuͤr den Fabrikanten waren; der selbst wieder oft weder thaͤtig noch aufgeklart genug war, um das Uebel zu heilen. Daher schreibt sich der gute Erfolg des Krystallisirens, welches leztere in der That keine schwierige Operation ist, die, wenn man ohne Vorurtheil sprechen will, manchen Fehler bemaͤntelt. Diese Betrachtungen erklaͤren es auch hinreichend, warum man durch Krystallisation im Allgemeinen mehr Zuker erhielt, als durch Verkochen; daraus kann man aber nicht schließen, daß man auch durch ein zwekmaͤßig geleitetes Verkochen weniger Zuker, als durch Krystallisiren erhaͤlt; die Erfahrung beweist im Gegentheil, daß man dadurch eben so viel erhaͤlt, und zwar mit geringerem Aufwand an Apparaten, Handarbeit und Brennmaterial, und noch dazu in bei weitem kuͤrzerer Zeit. Ich erhielt durch ein Verkochungs-Verfahren, welches in diesem Jahre zum ersten Male in meiner technischen Werkstaͤtte befolgt wurde, 5 Procent Zuker von dem Gewichte der zerriebenen Wurzeln, deken Saft 7 1/2° am AraͤometerIn der ganzen Abhandlung wird unter Araͤometer das Beaumé'sche verstanden.A. d. R. wog. Diese Wurzeln waren 4 Monate lang im Keller aufbewahrt worden und hatten durch die Reinigung 10% verloren. Vor der Reinigung gaben sie also 4 1/2%. Das zweite Product dieser Wurzeln, nach dem Volum des erhaltenen nochmals verkochten Syrups berechnet, betrug wenigstens 1/3 des ersten Productes. Dieser Versuch, so wie die Resultate, welche man in den Fabriken erhielt, wo der Verkochungsproceß gut geleitet wird, wie in denjenigen der Herren Oudard, Blanquet und Harpignies, Clémendot und Guilbert, Beaujeu, Jallu u.s.w. beweisen, daß man nach diesem Verfahren wenigstens 5% der gesammelten Wurzeln an Zuker erhaͤlt; wir wollen noch bemerken, daß dieß auch nach der Angabe des Herrn Crespel der hoͤchste Ertrag ist, dessen Fabrik ohne Widerspruch ein Muster des vollendetsten Krystallisations-Verfahrens darstellt. Die Einfachheit der Arbeit bei dem Krystallisations-Verfahren, wodurch ich selbst dessen guͤnstigen Erfolg erklaͤrt habe, ist auch von denjenigen, welche dieses Verfahren befolgen, in Anspruch genommen worden, um es den Technikern zu empfehlen, aber es bietet in der That nur scheinbare und augenblikliche Vortheile dar. Denn wenn man verlangt, daß die Runkelruͤbenzuker-Fabriken mit den Zukerfabriken Indiens sollen concurriren koͤnnen, so muß man ihnen die am wenigsten kostspieligen Apparate und Verfahrungsweisen empfehlen, man muß ihnen Methoden empfehlen, welche ihnen nicht nur eine augenblikliche, sondern eine moͤglichst gluͤkliche und dauerhafte Existenz sichern. Eine solche koͤnnen diese Fabriken meiner Meinung nach aber bloß durch das Arbeiten mit Formen erlangen. Bloß dadurch erhaͤlt man ein Product von guter Qualitaͤt, das zugleich in allen Beziehungen demjenigen gleich ist, womit es concurriren und welches es im Handel ersezen muß. Nach dem Krystallisations-Verfahren kann man bei dem gegenwaͤrtigen Curs des Zukers mit Gewinn fabriciren; wenn aber diejenigen, welche mit dem zu raffinirenden Zuker Handel treiben, uͤber die erkuͤnstelte Qualitaͤt und die unvermeidlichen Fehler des krystallisirten Zukers besser aufgeklaͤrt seyn werden, dann wild der Verkauf dieses Productes groͤßere Schwierigkeiten darbieten, man wird ihn, wie es schon jezt der Fall ist, schlechter bezahlen und der Handel, welcher jezt damit getrieben wird, kann eingehen und dadurch sogar die Existenz dieser Industrie in Gefahr gebracht werden. Alle diese Nachtheile koͤnnen, sage ich, durch Zufall auch den Zuker aus den Formen treffen, aber sie sind doch nicht durch die Fabrikationsart bedingt, sondern bei dieser ist gerade im Gegentheil alles so angeordnet, daß die gute Qualitaͤt der Producte mit der Existenz der Fabriken auf das Innigste verknuͤpft wird. In meiner im J. 1824 uͤber den Runkelruͤbenzuker bekannt gemachten Schrift war ich einer der ersten, welche auf die Nachtheile, die durch Versezung des Saftes und Syrups mit uͤberschuͤssiger Schwefelsaͤure entstehen, aufmerksam machten, und ich bin auch jezt noch uͤberzeugt, daß dieser Ueberschuß zwar bei beiden Fabrikations-Systemen nachtheilig ist, aber bei der Bearbeitung durch Verkochen ganz besonders. Meistens waltet in diesem Falle in der That nicht Schwefelsaͤure vor, denn diese kann in einer Fluͤssigkeit, welche vegetabilische oder mineralische oder andere Salze enthaͤlt, nicht ganz frei bleiben und ich bin uͤberzeugt, daß die nachtheiligen Wirkungen, die man der direkten Einwirkung der Schwefelsaͤure zuschrieb, von anderen durch sie frei gemachten Sauren herruͤhrenVersuche, welche ich naͤchstens bekannt mache, werden diese Behauptung beweisen.A. d. O.. Wegen der Nachtheile, welche durch Anwendung zu concentrirter und einer zu großen Menge Schwefelsaͤure bei der Runkelruͤbenzuker-Fabrikation entstehen, darf man also dieses Agens nicht uͤberhaupt verwerfen. Die Anwendung dieses oder eines entsprechenden Agens ist im Gegentheil in sehr vielen Faͤllen unvermeidlich und leistet unter vielen Umstaͤnden unschaͤzbare Dienste. So hat die Erfahrung hinreichend erwiesen, daß ein Zusaz von Schwefelsaͤure gute Dienste leistet, um den Saft in dem Reservoir gegen das Schleimigwerden zu verwahren, und der so aufbewahrte und mit Kalk gehoͤrig gelaͤuterte Saft ist zum Verkochen eben so gut geeignet, wie derjenige, womit andere Manipulationen vorgenommen worden sind. In anderen Faͤllen, wo ein stark alkalischer Saft mit Eiweiß nicht gehoͤrig geklaͤrt werden kann, erlangt er diese Eigenschaft durch Neutralisation mit Schwefelsaͤure. Wenn ein mit Blut geklaͤrter alkalischer Syrup nicht leicht bis zur Probe eingekocht werden kann, so hilft man diesem Umstande durch Zusaz von etwas Saͤure leicht ab. In allen Faͤllen, wo die Wurzeln eine große Menge vegetabilischer Salze enthalten, deren Basis Kali ist, muß man unumgaͤnglich Saͤure bis zur Neutralisation des Kalis zusezen. Diese Betrachtungen zeigen, daß man aus der Einwirkung der Schwefelsaͤure auf gewisse organische Substanzen und unter gewissen besonderen Umstaͤnden, nicht gegen ihre Nuͤzlichkeit unter anderen Umstaͤnden schließen darf, so wie es einige Personen in Bezug auf das mit Krystallisation verbundene Achard'sche Verfahren gethan haben. Die Saͤure spielt hierbei eine nuͤzliche Rolle, welche auch auf das Verfahren mit Formen, aber mit den Abaͤnderungen, welche das Verkochen erheischt, anwendbar ist. Wir gehen jezt alle Operationen bei der Zukerfabrikation, so wie wir es in unserer lezten Abhandlung gethan haben und so wie sie auf einander folgen, durch, und geben die Veraͤnderungen und Verbesserungen an, welche darin vorgenommen, so wie diejenigen, welche bei den erforderlichen Operationen eingefuͤhrt worden sind. Wahl der Localitaͤt fuͤr die Errichtung einer Runkelruͤbenzuker-Fabrik. Die hundert gegenwaͤrtig in Frankreich bestehenden Fabriken sind in dreiundzwanzig unserer Departements zerstreut; die meisten sind in den Departements Pas-de-Calais, Nord, Somme und Aisne. Weil diese Fabriken vorzuͤglich das noͤrdliche Clima lieben und in dem mittaͤgigen ganz und gar fehlen, und aus einigen anderen Gruͤnden stellte ich in meiner Schrift uͤber den Runkelruͤbenzuker den Saz auf, daß diese Fabrikation, so wie auch der Bau der Zukerwurzel dem mittaͤgigen Clima nicht zusagt. Die mir seit dieser Zeit zugekommenen Nachrichten uͤber die Qualitaͤt der Wurzel des Suͤdens und uͤber die Quantitaͤt des krystallisirbaren Zukers, welche man durch Versuche daraus abgeschieden hat, und eine aufmerksamere Untersuchung dieser Frage ließen mich meinen Irrthum erkennen. Ich bin in der That jezt ganz uͤberzeugt, daß die in dem mittaͤgigen Frankreich gebaute Runkelruͤbe, unter uͤbrigens ganz gleichen Umstaͤnden, mehr Zuker, und mehr krystallisirbaren Zuker als die Wurzeln des Nordens enthaͤlt, daß dieser Zuker eben so leicht aus der Wurzel abgeschieden werden kann, und daß, wenn im Suͤden keine Runkelruͤbenzuker-Fabriken sind, dieses nicht dem Clima, sondern anderen Ursachen zugeschrieben werden muß. Die groͤßere Verbreitung der Zukerfabriken in den noͤrdlichen Departements kann man folgendermaßen erklaͤren: Auf den Akerbau der Departements des noͤrdlichen Frankreichs mußte die benachbarte Niederlande Einfluß haben und er besaß den Vortheil eines durch gejaͤtete Pflanzen vervollkommneten Anbaues ohne Brachen. Diese Departements waren also seit langer Zeit in Besiz des Runkelruͤbenbaues, waͤhrend es in dem mittleren und suͤdlichen Frankreich viele Departements gibt, wo diese Wurzel als Kuͤchengewaͤchs beinahe unbekannt ist. Nachdem die Runkelruͤbenzuker-Fabrikation so weit begruͤndet war, daß sie eine nuzbare Industrie werden koͤnnte, mußte sie sich natuͤrlich vorzugsweise dorthin verpflanzen, wo sie ihren Urstoff in Ueberfluß vorfand. Andere rein oͤkonomische Vortheile haben den Fabriken dieser Art in den noͤrdlichen Departements ebenfalls eine große Ueberlegenheit gegeben; naͤmlich: 1) der niedrige Lohn der landwirthschaftlichen und technischen Handarbeit; 2) die Naͤhe der Steinekohlengruben und folglich die Wohlfeilheit des Brennmaterials; 3) die große Fruchtbarkeit des Bodens, welche die Runkelruͤben zu einem sehr niedrigen Preise sich zu verschaffen erlaubt. Wenn man bei der Frage also bloß das Clima und den Zukergehalt der Wurzel in Betrachtung ziehen will, so kann man annehmen, daß der Suͤden wenigstens eben so gut bedacht ist als der Norden. Ueber die Wahl der Localitaͤt fuͤr eine Zuker-Fabrik habe ich Folgendes zu bemerken. Wenn man sich dieser Industrie als Guͤterbesizer widmen und nur die großen Vortheile beruͤksichtigen will, welche sie dem Akerbau gewaͤhrt, durch den Anbau einer Pfahlwurzeln treibenden und gejaͤteten Pflanze, und durch die Consumtion an Ort und Stelle, die sie realisirt, so wird man zu ihrer Gruͤndung vorzugsweise ein solches Besizthum waͤhlen, dessen Felder einem dreijaͤhrigen Brachliegen unterworfen und, wenn auch nicht unfruchtbar, doch wenigstens aller Vortheile eines guten Anbau-Systems beraubt sind; man wird endlich solche Felder waͤhlen, welche schon zum Anbau von Getreidearten geeignet und bestimmt sind. Man braucht dann den Preis des Brennmateriales und der Handarbeit nicht zu beruͤksichtigen, weil man nicht die Absicht bar, sich die großen Vortheile, welche die Zuker-Fabrikation unter anderen Umstaͤnden gewaͤhren wuͤrde, zu Nuzen zu machen und diese Industrie nur als einen Nebenzweig der Landwirthschaft betrachtet, wodurch man reichliche Mastung erhaͤlt, die Brachen vermeidet und den Werth der Gruͤnde in kuͤrzerer oder laͤngerer Zeit wenigstens verdoppelt. Wenn man hingegen die Zukerbereitung als ein bloßes Fabrikgeschaͤft betrachten wollte, welches nach Verlauf des Jahres die Unkosten bezahlt und Gewinn abgeworfen haben muß, dann muͤßte man vorzugsweise eine Gegend waͤhlen, wo der Boden sehr fruchtbar oder der Runkelruͤbenbau seit langer Zeit nach einem großen Maßstabe eingefuͤhrt ist, wo die Handarbeit und das Brennmaterial sehr wohlfeil sind. Unter diesen Umstaͤnden wuͤrde die Fabrikation des Runkelruͤbenzukers zwar nicht den groͤßten, wohl aber in der kuͤrzesten Zeit Gewinn bringen, und nur in diesem Falle koͤnnte sie vortheilhaft von dem Akerbaue getrennt werden. Auch wird die Fabrikation des inlaͤndischen Zukers in den gut angebauten Departements, in welche sie verpflanzt worden ist, bis jezt bloß aus diesem Gesichtspunkte betrachtet und die Verbesserungen, welche der Akerbau durch sie erhalten kann, sind ohne Vergleich geringer, als sie bei wenig fruchtbaren und brachliegenden Laͤndereien seyn wuͤrden. Alle Auslagen bei dem Bau der Runkelruͤben bestehen in Handarbeit und Duͤnger. Sie belaufen sich fuͤr einen wenig fruchtbaren Boden eben so hoch als fuͤr einen fruchtbaren. Man sieht daher leicht ein, welche Vortheile in dieser Beziehung ein fruchtbarer Boden darbietet, in dem er mehr Ausbeute gibt und die Wurzel daher bei weitem wohlfeiler zu stehen kommt. Auch darf man sich nun nicht mehr wundern, wenn man in den noͤrdlichen Departements Landwirthe findet, welche 500 Kilogr. Runkelruͤben vortheilhaft fuͤr 8 Fr. produciren, waͤhrend in anderen Departements, wo der locale Werth der Grundstuͤke geringer ist, dasselbe Gewicht Wurzeln fuͤr nicht weniger als 12 Franken erzeugt werden kann. Man sieht also, daß der inlaͤndische Zuker aus zwei sehr verschiedenen Zweken fabricirt werden kann; einerseits aus einem landwirthschaftlichen, welcher der wichtigste und an großen Resultaten fruchtbarste ist, andererseits aus einem technischen, wobei man sich darauf beschraͤnkt, aus den zu dem billigsten Preise aufgekauften Wurzeln mit der moͤglichsten Ersparung den krystallisirbaren Zuker auszuziehen; ersterer Zwek ist fuͤr den Grundeigenthuͤmer, die Fruchtbarkeit des Landes und die Vervollkommnung des Akerbaues, von der hoͤchsten Wichtigkeit und verspricht dieser Fabrikation eine eben so lange als nuͤzliche Dauer; lezterer, welcher so zu sagen die Fabrikation von der Landwirthschaft isolirt, nimmt bei seinen Berechnungen auf den groͤßeren Werth, welchen der Boden durch den Runkelruͤbenbau erhielt, gar keine Ruͤksicht; er berechnet die Einnahme und Auslage und findet nur in einer guͤnstigen jaͤhrlichen Balance sein Heil. Indessen muß man doch zugeben, daß ein Techniker in demjenigen Falle die Zuker-Fabrikation unter den guͤnstigsten und nuͤzlichsten Verhaͤltnissen unternimmt, wenn er Grundeigentuͤmer ist oder wenigstens das Gut fuͤr lange Zeit gepachtet hat. Wenn der Boden wenig fruchtbar ist, werden zwar die ersten Jahre der Zukerfabrikation leinen großen Gewinn abwerfen, wenn aber ein sorgfaͤltiger Anbau und reichlicher Duͤnger den Boden verbessert, wenn die Arbeiter, an zwekmaͤßige Feldarbeiten gewoͤhnt, sie schnell und gut ausfuͤhren werden, wenn man sich endlich brauchbare Leute fuͤr die Landwirthschaft und die Fabrikation gebildet hat, dann wird der Eigenthuͤmer durch einen betraͤchtlich groͤßeren Ertrag seiner Felder und durch eine vielen Gewinn abwerfende Zuker-Fabrikation die Frucht seiner Arbeiten reichlich zu erndten anfangen. Diese Betrachtungen zusammengenommen, fuͤhren auf folgende Schluͤsse: 1) Alte zum Anbau von Getreide geeigneten Felder, ihre thon-, kalk- oder kieselartige Beschaffenheit mag seyn, welche sie wolle, eignen sich auch zum Runkelruͤbenbau. 2) Ein Techniker, welcher aus der Zuker-Fabrikation den groͤßten Vortheil ziehen will, muß sich vorzugsweise in einem Departement etabliren, wo man die Runkelruͤbe mit Oekonomie baut, was gewoͤhnlich in den fruchtbarsten Gegenden, wie in den noͤrdlichen Departements von Frankreich der Fall ist. 3) In den guͤnstigsten Umstaͤnden befindet sich diejenige Runkelruͤbenzuker-Fabrik, welche einem Grundeigenthuͤmer gehoͤrt, der die Fabrikation neben der Landwirthschaft treibt, um dadurch Mastung zu erhalten und seine Gruͤnde fruchtbarer zu machen. 4) Die Runkelruͤbenzuker-Fabrikation ist dort dem Landwirthe nuͤzlicher, wo sie dem Fabrikanten weniger Gewinn bringt, und umgekehrt. An einem Orte, wo noch keine Zukerfabrik existirt, ist eine solche immer schwieriger zu errichten, weil man keine in dem Geschaͤft unterrichteten Arbeiter erhaͤlt; diese Schwierigkeiten sind noch viel groͤßer, wenn man sich in eine Gegend versezt, wo der Bau der gejaͤteten Pflanzen und wo folglich das Verfahren des Jaͤtens unbekannt ist. Hier muß in der That der Unternehmer die Arbeiter auf seine Kosten unterrichten, er muß besonders Haͤnde fuͤr erhoͤhten Sold herziehen; diese Haͤnde leisten im Anfange wenig Arbeit und sie kommt folglich sehr theuer zu stehen. Unter diesen Umstaͤnden richtet man die Sache am vortheilhaftesten so ein, daß man Anfangs nach dem Taglohn, und spaͤter, wenn die Arbeiter ihr Geschaͤft gut zu verrichten wissen, sie unter Aufsicht nach Klaftern arbeiten laͤßt; dadurch bringt man sie dahin, schneller zu arbeiten und lernt die Arbeit schaͤzen, welche sie waͤhrend eines Tages verrichten koͤnnen. Wenn sie einige Zeit lang auf diesem Fuße gearbeitet haben, und man annehmen kann, daß sie moͤglichst schnell arbeiten, so hat sich unterdessen ihr Lohn sehr vermehren muͤssen; dann kann man ihnen den Vorschlag machen, nach Klaftern fuͤr einen geringeren Lohn zu arbeiten, so daß derselbe beilaͤufig auf denjenigen reducirt wird, welchen sie im Anfange erhielten, als sie fuͤr Taglohn arbeiteten. Es ist fuͤr die Feldarbeiter oft besser, waͤhrend des ersten Probejahres die Bezahlung fuͤr die Klafter, so wie sie seit der Erlernung des Geschaͤftes nach der an einem Tage ausfuͤhrbaren Arbeit festgesezt wurde, beizubehalten und sie erst im zweiten Jahre herabzusezen, in dem man Aufmunterungs-Praͤmien fuͤr diejenigen einfuͤhrt, welche am besten und schnellsten arbeiten, Cultur der Runkelruͤben. Die mechanische Zubereitung des Bodens ist von der groͤßten Wichtigkeit; denn die Runkelruͤben, welche in einem sehr lokeren Erdreich gebaut werden, gedeihen besser, wurzeln tiefer und zeigen eben deßwegen weniger Gabeltheilungen; die Erde haͤngt ihnen beim Einsammeln weniger an und sie halten sich laͤnger. Der Hofmist und uͤberhaupt der Pflanzenduͤnger sagt den Runkelruͤben besser zu. Auch thut man besser sie nach einer gut geduͤngten Erndte anzubauen, als selbst zu duͤngen, denn man hat in der That beobachtet, daß die ohne Duͤnger erhaltenen Wurzeln sich besser conserviren und leichter zu bearbeiten sind. Der animalische Duͤnger scheint insbesondere einen nachtheiligen Einfluß auf die Wurzel zu haben, so daß sie schwieriger bearbeitet und aufbewahrt werden kann; man koͤnnte diese leztere Erscheinung durch die Gegenwart einer groͤßeren Menge animalisirter Substanzen erklaͤren und die andere eben dadurch und außerdem durch das Vorkommen einer groͤßeren Menge von Ammoniaksalzen, welche bei der Darstellung des Zukers eine wahre Klippe sind. Es scheint mir außerordentlich wahrscheinlich, daß bei der Waͤhrung der Wurzel, welche waͤhrend ihrer Aufbewahrung Statt findet, unter anderem das durch eine Saͤure uͤbersaͤttigte Ammoniak gebildet wird. Das Aussaͤen mit der Hand und dem Saͤetuch ist noch immer am gebraͤuchlichsten. Hr. Blanquet, dessen Verfahrungsweisen außerordentlich beachtenswerth sind, zieht es vor, mit dem Pflanzstok und mit der Hand zu saͤen. Die Saͤemaschine ist nur bei einem gut zubereiteten Boden wohl anwendbar, weil dieses Instrument in einem unebenen Boden besonders leicht in Unordnung geraͤth. Ich weiß nicht ob man schon das Aussaͤen ins Kreuz angewandt hat. Bei dieser Methode koͤnnte man die Pferdhaue gebrauchen, zum wenigsten bei dem vorlezten und lezten Jaͤten, und sie waͤre in dieser Beziehung außerordentlich beachtungswerth, besonders in den Gegenden, wo das Jaͤten nicht uͤblich und folglich sehr theuer ist. Die gesuchtesten Runkelruͤbenarten sind immer, die weiße aus Schlesien, die rosenrothe und die gelbe mit weißem Fleische. Man sucht so viel als moͤglich die Erndte bei einer recht troknen Witterung vorzunehmen. Wenn man Sonnenschein oder einen troknen Wind hat, und die Ruͤben einige Tage, bevor man sie in die Magazine bringt, auf dem Beschaͤlplaz liegen laͤßt, so erhalten sie sich besser. Die Runkelruͤbe, welche nicht ausgehoben worden und durch ihre Blaͤtter schwach geschuͤzt ist, kann einer Kaͤlte von 2° unter Null widerstehen. Indessen muß man sie vor dem Eintreten des Frostes einzusammeln und in die Magazine zu bringen suchen. Das Einsammeln geschieht immer mit dem Spaten (Schaufel), doch haben einige Fabrikanten noch immer die Absicht den Pflug zu versuchen. Die Krautkronen werden am wohlfeilsten mit dem Spaten weggeschafft; dieses Verfahren ist aber so unvollkommen und die Sache von so großer Wichtigkeit, daß man besser thut, sie sehr sorgfaͤltig mit dem Messer, und zwar bis zu den Blattstielen abzuschneiden. Es waͤre sogar, wie ich mich davon durch die Erfahrung uͤberzeugt habe, außerordentlich nuͤzlich, dabei zugleich die Wurzelleime und Wurzelfasern wegzuschneiden und die ihnen anhangende Erde wegzuschaffen. Diese vorlaͤufige Arbeit, welche langsam gehen und eben deßwegen schwierig seyn kann, waͤre eine wahrhafte Reinigung, welche diejenige, die dem Zerreiben vorhergehen muß, einfacher und schleuniger machen wuͤrde, und ohne Zweifel wuͤrden durch dieses Verfahren die Ruͤben viel haltbarer werden, weil dadurch die Ursachen der Keimung und Gaͤhrung entfernt wuͤrden. Aufbewahrung der Runkelruͤben. Große Massen Runkelruͤben werden am sichersten in kleinen, wenig tiefen und wenig breiten. Gruben aufbewahrt, die in einem festen Boden ausgegraben sind, welcher hoch liegt und eben deßwegen wenig feucht ist; wenn diese Loͤcher mit Ruͤben angefuͤllt sind, bedekt man sie mit einer Schichte Erde, um sie gegen den Frost zu schuͤzen. Wenn man aber recht luftige und trokne Magazine hat, so kann man die Ruͤben auch in diesen aufbewahren und sie halten sich darin sehr gut. Hr. Oudart, dessen Erfahrung von großem Gewicht ist, bewahrt seine Wurzeln nur in Magazinen auf und erhaͤlt sie vollkommen gesund. Hr. Bernard zu Sussy, welcher dieses Jahr seine Arbeit sehr fruͤhzeitig anfing, hat einen großen Theil seiner Erndte verarbeitet, ohne sie aufzubewahren. Dieser Umstand ist sehr guͤnstig, wenn man ihn ohne Nachtheil benuͤzen kann, denn in vielen Departements wuͤrde man die Erndte oft verderben, wenn man nach dem Beispiele, welches Hr. Bernard in diesem Jahre gab, Wurzeln bis im Monat December in der Erde lassen wollte. Die wichtigsten Bedingungen, welche man erfuͤllen muß, wenn man die Wurzeln vollkommen gut erhalten will, sind folgende: 1) Daß man die Krautkronen bis zu den Blattstielen wegschafft; 2) daß man die Wurzelkeime und Wurzelfasern wegschneidet; 3) daß man die den Wurzeln anhaͤngende Erde moͤglichst gut beseitigt; 4) daß man die durch das Messer gemachten Wunden vollkommen vernarben laͤßt, ehe man die Ruͤben in Gruben oder Magazine bringt; 5) daß man die Wurzeln in kleinen Massen zusammen aufbewahrt, die Gruben in einem troknen Boden ausgrabt und sie gegen den Frost schuͤzt; 6) daß man bei dem Einsammeln und Aufspeichern alle Quetschung vermeidet, wodurch eine Wunde entstehen koͤnnte, die eine Gaͤhrung veranlassen wuͤrde; 7) daß man alle Umstaͤnde beruͤksichtigt, wodurch eine Erndte von guter Qualitaͤt erzielt wird. Einige im Kleinen angestellte Versuche uͤber die Anwendbarkeit der schweflichen Saͤure, um die Runkelruͤben besser zu erhalten, und die nuͤzliche Rolle, welche dieses Agens bei der Aufbewahrung des Traubenmostes spielt, ließen mich hoffen, daß man aus diesem Verfahren große Vortheile ziehen koͤnnte; Versuche im Großen haben jedoch meine Vermuthung nicht bestaͤtigt und die schwefliche Saͤure, an Statt die Erhaltung der Wurzeln zu beguͤnstigen, macht sie im Gegentheil sehr schnell in Faͤulniß uͤbergehenEs scheint, daß sich der Verfasser, ehe er diese Abhandlung vollendete, mit diesem Gegenstande besonders beschaͤftigte, denn am Schluß derselben wird gerade das Gegentheil behauptet.A. d. R.. Nach dieser Thatsache moͤchte es scheinen, daß die Runkelruͤbe als zweijaͤhrige Pflanze sich nur durch die Lebenskraft erhaͤlt, welche sie im zweiten Jahre ihrer Vegetation befruchten muß, und daß sie, wenn man durch irgend ein Mittel dieses Leben der Pflanze vernichtet, dann die Veraͤnderungen erleidet, welche das lezte Stadium der Zersezung organischer Substanzen charakterisiren. Die Verstuͤmmelung der Wurzel durch Abschneiden ihrer Blattstiele und Fasern, die ihre Reproductions-Organe bilden, sind nicht auf gleiche Weise nachtheilig, und es scheint mir wohl erwiesen, daß diese Verstuͤmmelung die Wirkung der Lebenskraft laͤhmt, ohne die Pflanze zu toͤdten. So kann auch die Kraft, welche die Gaͤhrung durch Veraͤnderung des Zukers unterstuͤzt, bis zu einem gewissen Grade durch Verstuͤmmelung der Organe, welcher sie sich bedient, gelaͤhmt werden; aber man muß sich wohl huͤten, sie zu vernichten. Die Wurzeln erleiden bei der Aufbewahrung Veraͤnderungen, welche das specifische Gewicht ihres Saftes, oft nur um ein Geringes, oft aber auch betraͤchtlich vermindern. Durch das Austroknen der Wurzel waͤhrend ihrer Aufbewahrung wird die Verminderung der Dichtigkeit ihres Saftes bemaͤntelt und dieselbe scheinbar erhoͤht. Ich habe schon bemerkt, daß man nach Allem glauben muß, daß die Salze mit Ammoniakbasis sich in den Wurzeln waͤhrend ihrer Aufbewahrung bilden koͤnnen. Sie bilden sich in noch groͤßerer Menge in den geduͤngten Wurzeln und machen die Ausziehung des Zukers schwieriger. Einige haben bemerkt, daß sich der Salpeter ebenfalls unter denselben Umstaͤnden erst bilde; obgleich ich aber gern zugebe, daß viele Wurzeln Salpeter enthalten, so muß ich doch gestehen, daß ich keinen Grund einsehe, warum er sich waͤhrend ihrer Aufbewahrung bilden soll. Waͤhrend dieser Aufbewahrung erleiden die Wurzeln immer einen betraͤchtlichen Gewichtsverlust, besonders wenn man sie in luftige Magazine bringt. Dieser Verlust entsteht durch die Gaͤhrung und besonders durch die Verduͤnstung einer gewissen Menge Wassers; er kann auf 4 bis 5% steigen. Wenn man Wurzeln aufbewahrt, denen noch viele Erde anhaͤngt, so ist der Gewichtsverlust noch groͤßer, weil sich ein Theil der Erde waͤhrend ihres Transportes von der Grube zu der Reinigungswerkstaͤtte losreißt. Die HHrn. Blanquet und Harpignies schaͤzen den Verlust, welchen die Runkelruͤbe von ihrer Erndte bis zur Zerreibung erleidet, zu 17%. Dieser Verlust scheint mir uͤbertrieben, obgleich diese Fabrikanten ihn aus zwei Jahre lang fortgesezten Beobachtungen abgeleitet haben; uͤbrigens sieht man leicht ein, welche Ursachen Irrthuͤmer in dergleichen Beobachtungen bei einer Fabrikation im Großen bringen koͤnnen. Die Aufbewahrung der Ruͤben ist von allen Operationen die wichtigste und vielleicht diejenige, welcher allgemein die geringste Sorgfalt gewidmet wird. Von ihr haͤngt das Gelingen aller ferneren Operationen ab, und wenn man bedenkt, wie leicht man die gesunden Wurzeln bearbeitet, so sieht man wohl ein, daß der Fabrikant kein Opfer scheuen darf, um sie so zu erhalten. Fabrikation des Zukers. Reinigen oder Waschen der Ruͤben. Das Reinigen hat hauptsaͤchlich den Zwek, die anhaͤngende Erde und die faulen Theile wegzuschaffen. Wegen der lezteren ist es besonders unumgaͤnglich noͤthig, wenn die Ruͤben einige Zeit lang aufbewahrt worden sind. Dann kann vor dem Waschen, welches bei frischen und vollkommen gesunden Ruͤben ausreichen duͤrfte, die Reinigung mit dem Messer nicht unterlassen werden, weil man durch leztere allein die faulen Theile entfernen und versichert seyn kann, daß die in Arbeit genommene Ruͤbe in einem Zustande ist, worin sie gute Resultate gehen kann. Hr. Hallette hat nach den Angaben im Industriel eine Cylinder-Waschmaschine gebaut, welche viel leistet und ihren Zwek bei wenig Kraft und wenig Wasser vollkommen erfuͤllt. Diese Waschmaschine, welche in dem schoͤnen Etablissement zu Roclincourt bei Arras hergestellt ist, wird durch eine Dampfmaschine vermittelst eines Riemens in Bewegung gesezt. Hr. Champonnois, der Erfinder, empfahl zwei Abschnitte einer Schnekenlinie an den beiden Enden des Cylinders anzubringen, den einen, um die Ruͤben hineinzuschaffen, den anderen, um sie auf eine geneigte Ebene herauszuwerfen. Ich glaube, daß diese beiden Abschnitte unnuͤz waͤren, denn die Ruͤben, welche an einem Ende hineinkommen, suchen immer sich in horizontalen Lagen abzusezen, und dieses Bestreben bringt sie bei der Umdrehung der Trommel immer von einem Ende des Cylinders zum anderen. Denn man nun beide Enden mit vier Kreuzhoͤlzern sich enden laͤßt, und von den Ruͤben immer so viel zulaͤßt, daß sie mehr als die Haͤlfte des Hohlraums des Cylinders einnehmen, so wird es offenbar, daß, da die Achse des Cylinders auf den Raͤndern des Kastens ruht, die Wurzeln nothwendig an jenem Ende herauskommen muͤssen, das dem Ende gegenuͤber steht, an welchem sie eintraten. Durch diese Vorrichtung wuͤrde der Apparat weit einfacher werden, der an und fuͤr sich schon, so wie Hr. Hallette denselben vorrichtete, sehr einfach ist. Einige Fabrikanten haben das Waschen aufgegeben, in dem sie vorgeben, es bringe Wasser in die Wurzeln, was aber schwer zu beweisen seyn duͤrfte, denn alles Wasser, welches in das Fleisch kommt, reducirt sich auf die geringe Menge desselben, die nach dem Waschen noch die Oberflaͤche der Wurzeln befeuchtet. Zerreiben der Runkelruͤben. Das Zerreiben ist noch immer das einzige Mittel, welches man anwenden kann, um den Saft von den Runkelruͤben abzusondern. Offenbar leistet dieses rein mechanische Verfahren nicht so Vollkommenes, als eine chemische Einwirkung erzweken muͤßte, wodurch alle Zellen ohne Ausnahme angegriffen wuͤrden, und man kann daher bei dem jezigen noch unvollkommenen Zustande der Kunst den Saft und folglich den in den Wurzeln enthaltenen Zuker nur unvollstaͤndig ausziehen. In meiner lezten Abhandlung haͤtte ich bemerkt, daß Hr. Champonnois Versuche uͤber das Auskochen (Cuisson) anstellte, welche ein gutes Resultat gaben, wenn man die Vorsicht gebrauchte, die ausgekochten Wurzeln in ganzen Stuͤken in die Sake zu bringen. Ich habe in diesem Jahre den Versuch wiederholt und schlechte Resultate erhalten, denn ich fand, daß die Wurzeln in diesem Zustande nicht gepreßt werden koͤnnen, und der Saft auch nicht gut gelaͤutert werden kann. Die Zeitungen der Provinzen und von Paris haben angekuͤndigt, daß Hr. Martin, Zukerfabrikant bei St. Omer, eine neue Methode erfand, wodurch er 95% Saft aus den Runkelruͤben ausziehen koͤnnte. Wahrscheinlich haͤtte Hr. Martin bloß Versuche, und zwar fruchtlose Versuche angestellt, denn es war von seiner ferneren Bearbeitung dieses Gegenstandes nicht weiter die Rede. Doch darf man nicht glauben, daß diese Methode den Saft auszuziehen ganz und gar unmoͤglich ist, denn die Zellen werden dadurch wohl zertheilt, und es bleibt jezt nur noch ein Verfahren auszufinden uͤbrig, wodurch man den Saft leicht von dem Zellengewebe trennen und dann die Laͤuterung so anstellen kann, daß man gute Resultate erhaͤlt. Das Zerreiben ist also im gegenwaͤrtigen Augenblik noch die einzige anwendbare Methode. Die Reibeisen, deren man sich ausschließlich bedient, sind horizontale Walzen, die an ihrem aͤußeren Umfange mit Saͤgeblaͤttern versehen sind. Die Hobel, welche die Wurzeln gegen die Zaͤhne dieser Saͤgeblaͤtter treiben, sind so gestellt, daß die Achse der Wurzel, die sie treiben, sich dem Cylinder in der Richtung des verlaͤngerten Halbmessers darbietet. Diese Bedingung, unter welcher die Runkelruͤben-Wurzel sich dem Reibeisen darbieten muß, ist aus zwei Gruͤnden wichtig: 1)weil dann schneller und besser gerieben wird, als unter jeder anderen Richtung; 2) weil das Stuͤk, welches dann nach dem Zerreiben noch von der Wurzel uͤbrig bleibt, dadurch so klein wird, als nur immer moͤglich ist: denn es kann nichts anderes mehr uͤbrig bleiben, als eine Scheibe, die auf der Achse senkrecht steht. Man gibt der Walze gewoͤhnlich eine sehr große Geschwindigkeit. Geschwindigkeit ist hier wirklich eine der Hauptbedingungen, unter welchen allein die Arbeit gut und schnell von Statten gehen kann. Sechshundert Umdrehungen in Einer Minute scheinen indessen genug, selbst wenn das Reibeisen einen Fuß im Durchmesser hat. Das Modell des Hrn. Thierry, das man allgemein nachzuahmen und zu verbessern suchte, haͤtte einen Cylinder von Einem Fuß Breite und zwei Fuß im Durchmesser. Hr. Hallette hat den Durchmesser auf Einen Fuß herabgesezt, unter der Voraussezung, die Reibung des Werkzeuges dadurch zu vermindern. Ich habe hieruͤber keine Erfahrung, indessen wurde diese Verminderung des Durchmessers des Cylinders auf eine sehr verstaͤndige Weise vorgenommen, d.h. man ließ ihm dieselbe Anzahl von Saͤgeblaͤttern. Die reibende Oberflaͤche ward also dadurch nicht veraͤndert. Man gab bisher dem Reibeisen seine Bewegung mittelst einer Roßmuͤhle und eines doppelten Getriebes: erst in den neueren Zeiten hat man einen Laufriemen angewendet, und zwar mit Vortheil. Auf diese Weise werden die Reibeisen auf den Muͤhlen der HHrn. Wery und Peuviou zu Lille, des Hrn. Amoire zu Saultin, des Hrn. Ledru und Comp. zu Roye, des Hrn. Montauvill zu Domfront getrieben. Man verfertigt auch die Walzen und die Gestelle aus Gußeisen. Die Weise, wie die Saͤgeblaͤtter auf den Walzen angebracht werden, ist gleichfalls verschieden. Eine der einfachsten Methoden, die mir noch bekannt geworden ist, zeigt Fig. 17 und 18 auf Taf. 33Die Figuren fehlen in dem April- und Maiheft des Industriel und kommen nicht vor; wenn sie in einem spaͤteren Hefte noch erscheinen sollten, so werden wir sie nachtragen.A. d. Red.. Die Walze, die aus Gußeisen, und deren Umfang voll ist, hat zwei hervorragende Halsstuͤke aa, in welcher man auf der Drehebank zwei kreisfoͤrmige Furchen ausdreht. Die Walze fuͤhrt, stellenweise, korrespondirende Oeffnungen, wie ccc. In diese beiden Furchen bringt man die Saͤgeblaͤtter, und stellt sie darin mit ihren beiden Enden fest. Sie werden mittelst hoͤlzerner Lager von einander getrennt, die gleichfalls in obige Furchen eingreifen, und mittelst Keilen festgehalten, die durch die Loͤcher cc laufen, so daß man sie leicht herausnehmen kann, wenn sie einer Ausbesserung beduͤrfen. Das Einsezen und Herausnehmen dieser Saͤgeblaͤtter auf den Cylindern geschieht sehr leicht. Die HHrn. Molard d. jung, und Hr. Moulfarine haben diese Vorrichtung ausgefuͤhrt. Man kann auch Reibwalzen verfertigen, deren Cylinder und Gestell aus Holz ist. Die Saͤgeblaͤtter lassen sich auf den hoͤlzernen Cylinder entweder mittelst ihrer Zuͤge einsezen, oder man kann auch diese Blaͤtter auf dem Umfange der Walze mittelst hoͤlzerner Lager vereinigen, die mit drei Schrauben auf dem Cylinder festgehalten werden. Solche Walzen sind aͤußerst wohlfeil und taugen sehr gut fuͤr aͤrmere Landwirthe, fuͤr bloße Bauern, bei welchen Einfachheit und Wohlfeilheit der Instrumente eine unerlaͤßliche Bedingung ist. Auspressen des Saftes. Um den Saft auszuziehen, fuͤllt man das zerriebene Fleisch in Saͤke, die man mit Weidenflechtwerk umgibt und unter die Presse bringt. Man bedient sich meistentheils der hydraulischen Presse, weil sie leicht zu handhaben ist, eine große Kraft ausuͤbt und dabei schnell in Gang gesezt werden kann. In den großen Etablissements verbindet man die Pumpen durch Kurbeln oder mit Laufbaͤndern versehene Flaschen mit dem Goͤpel und sezt so die Presse in Bewegung. Man liebt die doppelten Injectionspumpen mit abwechselnder Bewegung wegen ihres staͤtigen und regelmaͤßigen Widerstandes. Wenn man diese Pumpen durch Menschenkraft bewegen lassen will, ist ein Wagebalken, an dessen beide Enden man zwei Menschen hinstellt, unumgaͤnglich noͤthig. Im lezteren Falle ist eine einzige Pumpe vorzuziehen, weil sie weniger kostet. Eine einzige Injectionspumpe mit doppeltem Koͤrper reicht fuͤr zwei Pressen sehr wohl aus, weil bei der Fabrikation niemals beide Pressen zugleich gehen, sondern nur immer eine davon eine Ladung erhaͤlt. Man hat in der lezteren Zeit Runkelruͤben-Pressen von einer Kraft construirt, welche die erforderliche bei weitem uͤbersteigt; so spricht man von einem Druk von 5 bis 6000 Zentnern. Ich bin noch immer der Meinung, daß eine Presse, welche einen Druk von 2000 bis 2500 Zentnern ausuͤbt, und die durch einen Staͤmpel von 7 bis 8 Zoll recht gut in Gang gesezt werden kann, fuͤr die Saͤke von allgemein uͤblicher Groͤße hinreichend ist. Uebrigens ist es sehr schwierig, den Druk, welchen diese Maschine ausuͤbt, genau zu erfahren, und er wird bloß nach einer Methode berechnet, welche die Mechaniker leicht falsch anwenden koͤnnen und die sich immer weit von der Wirklichkeit entfernt, weil sie ein absolutes Gleichgewicht voraussezt. Man hat in der lezteren Zeit eine Schraubenpresse von der Erfindung des Hrn. Revillon empfohlenSie ist im polyt. Journ. Bd. XXVIII. S. 397 beschrieben. Man vergl. auch Bd. XXX. S. 407.A. d. Red.. Diese Presse unterscheidet sich von den gewoͤhnlichen Schraubenpressen bloß dadurch, daß dabei an Statt der Bewegung durch Druk, eine Reihe von Stoͤßen angewandt wird, deren Staͤrke in der That unbegraͤnzt ist (?). Man hat diesen Apparat uͤbermaͤßig geruͤhmt und ihm eine magische Kraft zugeschrieben. Wenn man aber sein Princip, seine Construction und seine Wirkung genau untersucht, so findet man, daß er mit der gewoͤhnlichen Schraubenpresse identisch ist, daß die Kraft, welche er ausuͤben kann, wie diejenige aller Pressen, durch den Widerstand der Materialien, woraus er besteht, begraͤnzt ist, und daß er sich bloß durch den Mechanismus unterscheidet, welcher mit einer schwachen Kraft eine große Wirkung, aber mit geringer Geschwindigkeit zu erhalten gestattet. Er arbeitet nicht schneller als die Hebelpressen, und wenn er eine groͤßere Kraft ausuͤben kann, so geschieht dieß auf Kosten der Geschwindigkeit. Diese Presse ist jedoch eben so einfach wie die gewoͤhnliche Schraubenpresse und verdient in dieser Beziehung die Aufmerksamkeit der Landwirthe. Ihr Mechanismus liegt vor Augen; sie braucht nicht so oft ausgebessert zu werden und kommt nicht so leicht in Unordnung wie die hydraulische Presse. Diese Presse duͤrfte daher in vielen Localitaͤten, welche von den mechanischen Werkstaͤtten weit entfernt sind, mit Vortheil angewandt werden koͤnnen. In unserer lezten Abhandlung erwaͤhnten wir einer Beobachtung, welche die HHrn. Cazalis und Cordier zu Saint-Quentin machten. Wenn man naͤmlich zwei hydraulische Pressen, wovon die eine das Maximum ihrer Wirkung erreicht hat, waͤhrend die andere ihre Ladung hat, mit einander in Wechselwirkung sezt, so macht die eine in diesem Falle die andere auf eine gewisse Hoͤhe steigen, welche gleich der Haͤlfte des Laufes des Staͤmpels ist. Wir suchten uns Anfangs diese Erscheinung durch die Elasticitaͤt und Zusammendruͤkbarkeit des Wassers zu erklaͤren, was aber ungenuͤgend ist. Seitdem erfuhren wir, daß die Hauptursache dieser Erscheinung die Elasticitaͤt der Weidenflechten ist, die, nachdem sie in einer der Pressen zusammengedruͤkt worden sind, Elasticitaͤt genug haben, um die beobachtete Wirkung hervorzubringen. Dieses Verfahren kann also sehr vortheilhaft seyn, weil dabei eine Kraft benuͤzt wird, welche bei den gewoͤhnlichen Anordnungen ganz verloren geht. Zur Verfertigung der Saͤke nimmt man am besten eine Leinewand, welche sehr rein und aus sehr festem Zwirn, oder besser noch aus sehr feinem Bindfaden verfertigt ist. In einigen Fabriken hat man die sogenannten Fuͤhrer (guides), welche zur Anordnung der Saͤke auf die Platte der Presse dienten, aufgegeben, weil man bemerkte, daß diese Fuͤhrer die Nachlaͤssigkeit der Arbeiter bei dem Auflegen der Saͤke beguͤnstigten, und daß folglich die seitwaͤrts gegen die Fuͤhrer umgeschlagenen Weidenflechten schnell zerstoͤrt wurden und ein unvollstaͤndig und ungleichfoͤrmig ausgepreßtes Fleisch gaben. Wenn keine Fuͤhrer mehr vorhanden sind, muͤssen die Arbeiter bei der Zurichtung der Saͤke sehr sorgfaͤltig und sehr aufmerksam seyn, weil sie ohnedieß das Fleisch nicht vollkommen auspressen koͤnnten, ohne es der Pressung zu wiederholten Malen zu unterziehen; dann wird aber der Director ihre Nachlaͤssigkeit oder Ungeschiklichkeit bald gewahr werden. In diesem Falle darf man nicht zu viele Saͤke und Flechten aus einander aufschichten und die Saͤke auch nicht zu sehr mit Mark anfuͤllen, denn lezteres wird immer so besser ausgepreßt, je weniger in die Saͤke davon gebracht worden ist. In vielen Fabriken begeht man den Fehler, zu schnell zu pressen; der Saft hat dann nicht Zeit genug zum Abtropfen und das Mark wird nicht vollkommen ausgepreßt. Zu einer zwekmaͤßigen Pressung muß man wenigstens 20 bis 25 Minuten verwenden. Man hat das flache Beken zum Auflegen der Saͤke vorteilhaft durch eine gußeiserne Platte ersezt, welche auf einer in ihrer Mitte befestigten Roͤhre beweglich ist. Diese ungefaͤhr 2 1/2 Fuß hoch erhoͤhte Platte hat einen erhabenen Rand und ihre Oberflaͤche neigt sich in allen Richtungen gegen die Mitte, wo sich eine Abflußroͤhre befindet, welche den sich abscheidenden Saft aufnimmt und in das Saftbeken faͤhrt. Diese Platte hat eine laͤngliche Form, so daß man zwei Schichten von Saͤken auflegen kann. Eine der beiden auszupressenden Schichten befindet sich immer an dem der Reibmaschine nahen Ende, und wenn sie ausgepreßt ist, kann man durch eine Drehung der Platte diese Schichte von den Pressen wegschieben und eine andere dafuͤr aufsezen. Eine solche Platte ist endlich auch viel bequemer als das flache fixe Beken und die auf Raͤdern beweglichen Beken, welche nach diesen in Gebrauch kamen. Bei der Ausuͤbung eines besonderen Fabrikations-Systems fand ich es vorteilhaft, das Mark in den Saͤken selbst auszuwaschen und ich erhielt dadurch noch 10 bis 12 Procent (auf den Gehalt des anfaͤnglichen reducirten) Saft. Ueber die Triebkraft fuͤr die Reibmaschine und die Pressen. Die beste und wohlfeilste Triebkraft fuͤr die Runkelruͤbenzuker-Fabriken ist ein Ochsen-Goͤpel, weil man bei der Fabrikation eine gesunde Nahrung fuͤr die Ochsen in reichlicher Menge erhaͤlt und die Unterhaltung und Ausbesserung einer solchen Triebkraft so einfach ist, daß sie von den Feldarbeitern sehr wohl besorgt werden kann. Von den Dampfmaschinen, welche man in die Zukerfabriken einzufuͤhren gesucht hat, kann man dieses nicht sagen. Die Unterbrechung der Arbeiten, die complicirte Einrichtung der Maschine, das groͤßere Kapital, welches ihre Anschaffung erheischt, die mehr Sorgfalt erfordernde und schwierigere Unterhaltung, schließen diese Triebkraft von den Zukerfabriken aus und machen sie nur in großen Etablissements, an Orten anwendbar, wo das Brennmaterial wohlfeil ist und wo man wegen der Naͤhe der mechanischen Werkstaͤtten sie schnell und leicht wieder ausbessern kann. Sonst ist uͤberall der Goͤpel die einzige annehmbare Triebkraft. Die Wasserfaͤlle, welche man sich an vielen Orten wohlfeil verschaffen kann, wurden ebenfalls empfohlen; wenn man davon Gebrauch machen will, muß man versichert seyn, daß man waͤhrend der ganzen Dauer der Arbeit keinen Wassermangel leidet, und auch das Gefrieren des Wassers nicht zu befuͤrchten ist. Da leztere Bedingung unmoͤglich ist, so muß man auf die hydraulischen Triebkraͤfte verzichten. Die Windmuͤhlen sind wegen ihrer Unbestaͤndigkeit in den Zuckerfabriken ebenfalls nicht anwendbar. Durch den Goͤpel sezt man die Reibmaschine, die hydraulischen Pressen und die Waschmaschine in Bewegung. In vielen landwirthschaftlichen Etablissements wird nur die Reibmaschine durch den Goͤpel bewegt. Sie erfordert 3 bis 4 Pferdekraͤfte, eine doppelte Pumpe aber nur Eine Pferdekraft. Man findet in einigen Zukerfabriken Goͤpel, welche durch acht Ochsen getrieben werden, die aber etwas unbequem sind, und es ist moͤglich, daß in diesem Falle eine Dampfmaschine passender waͤre. Laͤuterung des Saftes. Der Zwek der Laͤuterung ist, die Substanzen in dem Safte, welche dem Zuker fremdartig sind und seine Abscheidung erschweren, entweder abzusondern, oder mit Koͤrpern in Verbindung zu bringen, welche bestaͤndigere und den beabsichtigten Resultaten weniger nachtheilige Verbindungen bilden koͤnnen. Zu diesem Ende befolgt man heute zu Tage drei verschiedene Verfahrungsweisen, welche ich mit den Benennungen: Verfahren der Colonien, franzoͤsisches Verfahren und Archand'sches Verfahren bezeichnen will. Verfahren der Colonien. Dieses Verfahren beschraͤnkt sich auf die Anwendung des Kalks und schließt den Gebrauch der Schwefelsaͤure ganz aus. Es eignet sich fuͤr diejenigen Ruͤbensorten, welche nur eine geringe Menge Kalisalze enthalten. Ich glaube, daß dieß bei den in einem fruchtbaren Erdreiche angebauten und stark geduͤngten Wurzeln der Fall ist: diese enthalten auch gewoͤhnlich sehr viele Ammoniaksalze mit Pflanzensaͤuren. Wenn dieß wirklich sich so verhaͤlt, so muß man annehmen, daß der Duͤnger bei den Runkelruͤben die Ammoniak-Erzeugung beguͤnstigt und der Entwikelung von Kali sehr wenig guͤnstig ist. Der in den Saft gebrachte Kalk schlaͤgt organische Substanzen nieder und bildet außerdem mit mehreren Pflanzensaͤuren, welche in der Ruͤbe durch Kali und Ammoniak neutralisirt sind, unaufloͤsliche Salze. Diese beiden Alkalien muͤssen also in dem gelaͤuterten Saft frei werden. Das Kali kann nur durch die Unaufloͤslichkeit der gebildeten Kalksalze frei werden, die Salze des Ammoniaks werden hingegen alle ohne Ausnahme durch Kalk zersezt. Wenn also der Saft alkalisch wird, so ruͤhrt dieß von Kali oder von Ammoniak, oder von beiden zugleich her, denn von Kalkerde ist darin, wie ich mich durch directe Versuche uͤberzeugt habe, meistens fast gar nichts enthalten. Wenn das in dem Saft vorherrschende Alkali bloß Ammoniak ist und er nur sehr wenig Kali enthaͤlt, so kann man ihn nicht mit Saͤure versezen, denn sonst wuͤrde sich waͤhrend seiner Concentration ein saures schwefelsaures Ammoniak bilden und lezteres durch seinen Saͤureuͤberschuß aus den in dem Saft aufgeloͤsten Salzen mehrere Saͤuren in Freiheit sezen. Diese Saͤuren sind, wir wiederholen es, Aepfelsaͤure, Gallertsaͤure, Salzsaͤure und meistens auch Salpetersaͤure, die entweder von der Wurzel herruͤhrt oder durch die Schwefelsaͤure in den Saft gebracht wurdeEs scheint mir sehr wahrscheinlich, daß die kaͤufliche Schwefelsaͤure oft Salpetersaͤure enthaͤlt; ich habe daruͤber einige Versuche angestellt, da aber das dabei beobachtete Verfahren von der Art war, daß es mich haͤtte irre leiten koͤnnen, so kann ich es noch nicht positiv behaupten.A. d. O.. (Weiter oben S. 175. wurden die Nachtheile dieser Agentien angegeben.) Wenn der Saft so durch bloßen Kalk gelaͤutert worden ist, ist er immer stark alkalisch und man muß sich wohl huͤten, ihm die thierischen Kohlen von der Klaͤrung zuzusezen, was in einigen Fabriken geschieht. Dieses Verfahren ist bequem, um die Kohlen auszuwaschen, aber es gibt schlechte Resultate. Denn der Saft, welcher auf diese Art gelaͤutert worden ist, wuͤrde stark alkalisch werden und schwer zu concentriren seyn, weil die Alkalien die Eigenschaft haben, die Faͤrbestoffe aus der Kohle zu verdraͤngenMan weiß schon seit langer Zeit, daß die thierische Kohle dem Wasser den Kalk entzieht; ich habe durch diese Thatsache die Beobachtung erklaͤrt, daß zur Neutralisation des mit Kohle behandelten Saftes weniger Saͤure erforderlich ist, aber man wußte bisher nicht, daß die Kohle alle Alkalien nach Art der Saͤuren neutralisirt. Ich hatte dieses schon vor laͤngerer Zeit vermuthet, was eine Note in meinem Werke S. 258. beweist; seitdem habe ich mich davon durch directe Versuche uͤberzeugt; die erhaltenen Resultate lassen mich sogar glauben, daß die Kohle sich mit den Basen in bestimmten Verhaͤltnissen verbindet. Es wundert mich, daß Hr. Bussy, welcher in seiner vortrefflichen Abhandlung uͤber die thierischen Kohlen (polyt. Journ. Bd. IX. S. 206.) die Einwirkung der Alkalien auf die mit Faͤrbestoffen uͤberladene Kohle so gut beobachtete, es wundert mich, sage ich, daß Hr. Bussy nicht auf dasselbe Resultat geleitet wurde, welches ich jezt mittheile; denn er nimmt an, daß das Alkali der Kohle den Faͤrbestoff dadurch entzieht, daß es sich mit demselben verbindet, waͤhrend in der That das Alkali den Faͤrbestoff in der Kohle verdraͤngt.A. d. O. und außerdem das Kali die Eigenschaft hat, den Eiweißstoff aufzuloͤsen und damit eine klebrichte Verbindung zu bilden, welche das Abdampfen schaͤumend und das Verkochen sehr schwierig macht. Man hat bemerkt, daß man bei der Laͤuterung mit Kalk bald flokige, bald sehr zertheilte Niederschlaͤge erhaͤlt. Zu dieser Beschaffenheit des Niederschlages traͤgt nach meiner Erfahrung unter Anderem das Verhaͤltniß des in der angewandten Kalkmilch enthaltenen Wassers bei; denn wenn sie verduͤnnt ist, so faͤllt der Niederschlag fein, im Gegentheile kluͤmprig aus. Die Klumpen, welche durch den Kalk in dem Safte gebildet werden, huͤllen immer den Kalk ein, welcher nicht wirkt, so daß man sie mit den Klumpen vergleichen kann, welche das Eiweiß bei der Klaͤrung hervorbringt; sie huͤllen Alles ein und ziehen Alles mit sich, was der Saft in dem Augenblike, wo sie sich bilden, Unaufloͤsliches enthaͤlt. Durch diese Beschaffenheit der Klumpen werden uns andere Erscheinungen erklaͤrbar. Den Kalk sezt man allgemein dann zu, wenn die Temperatur der Fluͤssigkeit zwischen dem 70sten und 85sten Grad des hundertheiligen Thermometers (zwischen 60 und 68° Reaumuͤr) ist; doch bringt es keinen Nachtheil, wenn man ihn schon fruͤher und wie ich gefunden habe, sogar in der Kaͤlte zusezt; nur muß man dann von Zeit zu Zeit umruͤhren, damit der Niederschlag nicht auf den Boden faͤllt und sich an den Kessel anhaͤngt. Gewoͤhnlich erhizt man die Fluͤssigkeit bis zum Kochen; ich fand es aber nicht nachtheilig, wenn das Feuer schon fruͤher entfernt wird, sobald naͤmlich die Laͤuterung vollstaͤndig erfolgt ist, wovon man sich durch die allgemein uͤblichen Proben uͤberzeugt haben muß; so hoͤrte ich ohne Nachtheil auf, die Fluͤssigkeit zu erhizen, als sie bei einer Temperatur von 85° C. (68° R.) sich vollkommen gelaͤutert zeigte. Ich bemerkte sogar, daß ein auf diese Art gelaͤuterter Saft eben so klar und weniger stark gefaͤrbt ist, als gewoͤhnlicher. Bisweilen habe ich es auch vortheilhaft gefunden dem Safte 500 Grammen thierische Kohle auf das Hektoliter zuzusezen, um den Niederschlag dichter zu machen, damit er sich desto besser absezt; die Kohle muß aber dann unmittelbar nach dem Kalk zugesezt werden. Bei der Behandlung des Kalkes, welcher zur Laͤuterung dient, verfaͤhrt man in allen Fabriken auf eine sehr fehlerhafte Weise. Denn der Kalk, so wie er aus dem Ofen kommt, also in gebranntem Zustande, zieht die Feuchtigkeit sehr stark an sich und vermehrt daher unter den Umstaͤnden, wie man ihn gewoͤhnlich aufbewahrt, durch Anziehen von Feuchtigkeit aus der Luft, sein Gewicht von Tag zu Tag. Das Gewicht Kalk, welches man heute aus dem Magazine nimmt, ist daher morgen nicht mehr dasselbe, woher die vielen Abaͤnderungen in der Dosis und die wandelbaren Resultate kommen. Außerdem ist der Kalk auch oft wegen des ungleichfoͤrmigen Brennens von sehr verschiedenartiger Beschaffenheit, und es finden sich nicht selten mitten in einer kleinen Anzahl von Kalkstuͤken mehrere Stuͤke, welche sich entweder nicht loͤschen oder wenn sie sich loͤschen, unvollkommen zerfallen, wodurch ebenfalls wieder Anomalien verursacht werden. Um diesen Nachtheilen, welche man nicht vollstaͤndig beseitigen kann, moͤglichst zu begegnen, fand ich es zwekmaͤßig, allen meinen Kalk vor dem Gebrauch zu loͤschen. Zu diesem Ende bringt man ihn in einen Korb, welchen man wiederholt in Wasser taucht, bis die Stuͤke das Wasser nicht mehr einsaugen. Man legt sie dann auf einen geplatteten Boden oder in einen Kasten von Mauerwerk und bedekt sie einige Stunden, bis sie moͤglichst vollstaͤndig zerfallen sind. Ich siebe dann dieses Hydrat, welches vollkommen troken ist, durch ein Haarsieb und verschließe es in Tonnen, welche ich so gut als moͤglich gegen den Luftzutritt verwahre. Wenn der Kalk in diesem Zustande abgewogen wird, gibt er constantere Resultate, indessen fallen sie selten, auch bei diesem Verfahren, ganz gleich aus. Ich schreibe diese Anomalien der verschiedenartigen Zertheilung des Hydrates zu, welche noch betraͤchtlich genug ist, auch wenn es durch ein Seidensieb geschlagen wurde. Ich versuchte den Hydratgehalt des Kalkes durch ein alkalimetrisches Verfahren zu bestimmen, erhielt aber nur schwierig annaͤhernde Schaͤzungen. Man muß sich also damit begnuͤgen, auf die angegebene Weise bereitetes Kalkhydrat anzuwenden und es an einem trokenen Orte, gegen den Zutritt der Luft geschuͤzt, aufbewahren. Das Gewicht des geloͤschten Kalkes verhaͤlt sich zu dem des gebrannten beilaͤufig = 4 : 3. Nur wenige Fabrikanten befolgen das Verfahren der Colonien ohne alle Abaͤnderungen. Hr. Oudart, einer unserer geschiktesten, wendet es mit guͤnstigem Erfolg an; es scheint aber, daß er doch bisweilen bei dem Verkochen, wenn dieses Schwierigkeiten darbietet, Saͤure zusezen muß. Die Krystalle des Zukers, welcher nach diesem Verfahren dargestellt wird (wenn es anders die Beschaffenheit der Wurzel zulaͤßt), haben eine Festigkeit, wie man sie nie in dem Maße bei dem nach anderen Methoden bereiteten Zuker findet; aber sie zeichnen sich durch einen eigenthuͤmlichen Geschmak aus; auch eignen sie sich sehr gut zum Raffiniren und werden dazu als eine der besten Sorten von Runkelruͤbenzuker gesucht. Die Melassen, welche man durch dieses Verfahren erhaͤlt, haben außerdem einen außerordentlich unangenehmen Geschmak. Wenn die nach dieser Methode bearbeiteten Wurzeln eine betraͤchtliche Menge Kali enthalten und wenn außerdem genug Kalk angewandt wurde, um dieses Kali in Freiheit zu sezenWenn der Runkelruͤbensaft Salze enthaͤlt, welche sowohl Kali als Ammoniak zur Basis haben, so muß der Kalk, welchen man zusezt, zuerst die Ammoniaksalze zersezen und das Kali wird erst zulezt frei gemacht.A. d. O., so kann es sich treffen, daß die Klaͤrung mit Eiweiß nicht gut erfolgt, indem das Eiweiß sich nicht kluͤmpert und das Filtriren unmoͤglich wird. Ich habe diese Thatsache schon in meinem Werke angefuͤhrt und die Mittel angegeben, wodurch man sich helfen kannDamals schrieb ich die Ursache davon irrigerweise dem Kalk zu; meine lezten Versuche beweisen, daß diese Erscheinung durch das Kali hervorgebracht wird.A. d. O., welche darin bestehen, entweder den Saft zu neutralisiren, oder die Anwendung des Eiweißes ganz zu unterlassen. Es ist das Kali, welches sich der Gerinnung des Eiweißes widersezt, indem es damit eine aufloͤsliche und klebrige Verbindung bildet; diese Erscheinung ist jedoch bei der Klaͤrung nur dann recht merkich, wann das Verhaͤltniß des freien Kalis etwas betraͤchtlich ist; wenn nur eine geringe Menge Kali vorherrscht, bildet sich die klebrige Verbindung zwar auch auf Kosten einer entsprechenden Menge Eiweißes, aber der Rest desselben gerinnt und bewirkt die Klaͤrung; in diesem Falle kann man zwar wohl filtriren, wollte man aber den geklaͤrten Saft, welcher die Verbindung des Kalis mit Eiweiß enthaͤlt, verkochen, so wuͤrde das Verkochen bis zu den lezten Graden wohl vor sich gehen, dann aber die Masse so schaͤumend werden, daß keine Verdunstung mehr Statt findet. Man kann sich alsdann durch Zusaz einer Saͤure helfen, worauf sich der eiweißhaltige Schaum an den ruhigen Stellen des Kessels ansammelt. Ich hatte schon in meinem Werke im J. 1825 diese Schwierigkeiten angegeben und um ihnen abzuhelfen, vorgeschlagen, mit Huͤlfe eines eigenthuͤmlichen, von mir beschriebenen Filters, den Gebrauch des Eiweißes zu unterlassen. Hr. Clémendot schreibt diese Schwierigkeit dem freien Kali des Saftes und dessen Verwandtschaft zum Wasser zu; diese Erklaͤrung ist aber ganz und gar unannehmbar. Sie wuͤrde außerdem auch nicht die Verbesserung des Nebels durch Weglassen des Eiweißes und eben so wenig die Bildung eines eiweißhaltigen Schaumes in dem von uns angegebenen Falle, erklaͤren; andererseits ist sie auch mit einer wohl bekannten Thatsache im Widerspruche: daß naͤmlich die Alkalien, wenn man sie allein anwendet, das Verkochen des Syrupes nicht verhindern, sondern es im Gegentheil beguͤnstigen und außerdem die Krystallisation fester machen. Wenigstens ist dieß bei dem Kalk und dem Kali der Fall. Diese Wirkung des Kalis ist den Colonien wohl bekannt und man hat dort oft Holzasche, zugleich mit Kalk, zugesezt, um die Arbeit zu erleichtern. Man begreift uͤbrigens, daß bei dem Laͤuterungs-Verfahren der Colonien alles durch den Kalk in Freiheit gesezte Ammoniak waͤhrend des Abdampfens und des Verkochens verjagt wird. Ein Verfahren, wobei der Syrup von dem Anfange der Laͤuterung bis zum Verkochen immer alkalisch ist, gibt aber den gefaͤrbtesten Syrup. Dessen ungeachtet ist der daraus erhaltene Zuker, wenn bei dem Verkochen, Erkaͤlten und der Anwendung der Formen gehoͤrig verfahren wurde, sehr fest, laͤßt sich leicht reinigen und ist weniger gefaͤrbt, als man es nach seiner Mutterlauge haͤtte erwarten sollen. Auch ist der Zuker dann sehr troken, in großen Koͤrnern, und kracht unter den Zaͤhnen. Franzoͤsisches Verfahren. Dieses Verfahren besteht darin, Schwefelsaͤure unmittelbar nach dem Kalk in den Laͤuterungskessel zu bringen; allein es ist so, wie ich es in meinem Werke beschrieben habe, ganz fehlerhaft. Ich empfahl bei diesem Verfahren die Laͤuterung mit Kalk gerade so vorzunehmen, als wenn man nur diesen anwenden wollte; dieser Gang ist immer gut und muß befolgt werden, allein die Saͤure darf man, wenn zwekmaͤßig verfahren werden soll, nicht in dem Laͤuterungskessel zusezen. Da der mit Kalk gelaͤuterte Saft entweder gar keinen oder doch nur sehr wenig Kalk aufgeloͤst enthaͤlt, so duͤrfte man deßwegen kein Bedenken tragen dem klar abgezogenen Saft Schwefelsaͤure (z.B. bei dem Abdampfen) zuzusezen; allein wenn dieser Zusaz gute Resultate geben soll, so darf nur so viel Saͤure angewandt werden, als noͤthig ist, um die außer dem Ammoniak vorhandenen Alkalien zu neutralisiren; indem jenes vollstaͤndig durch die Abdampfung verjagt werden muß. Um diese Quantitaͤt auszumitteln, habe ich folgendes Verfahren mit gutem Erfolg angewandt: Ich mache eine Laͤuterung mit Kalk allein, decantire dann die Fluͤssigkeit, um sie zu concentriren, und dampfe meinen ersten Kessel ohne Saͤure zuzusezen, bis zur Klaͤrungsdichtigkeit (wo der heiße Saft ungefaͤhr 28° am Araͤometer zeigt) ab, wo sodann das Ammoniak fast gaͤnzlich verjagt ist und die alkalischen Eigenschaften des Saftes beinahe nur von Kali herruͤhren; ich seze dann so lange verduͤnnte Saͤure zu, bis das Alkali nur mehr schwach vorherrscht und bemerke mir zugleich die Quantitaͤt der angewandten Saͤure. Sobald das Verhaͤltniß der Saͤure ausgemittelt ist, kann man sie ohne Nachtheil dem gelaͤuterten Safte in dem Augenblike zusezen, wo man ihn in den Abdampfungskessel gießt. Dadurch ist man sicher, daß nicht die geringste Menge Ammoniak gesaͤttigt wird und daher der Saft weder bei dem Abdampfen, noch bei dem Verkochen sauer wird. Wenn man die Arbeit lange fortsezt, so ist es gut, von Zeit zu Zeit versuchsweise eine Abdampfung ohne Saͤure vorzunehmen und vor der Klaͤrung zu neutralisiren, um zu erfahren, ob das Saͤureverhaͤltniß noch immer zwekmaͤßig ist. Dieser Versuch ist besonders noͤthig, wenn man die Ruͤben wechselt. Die braune Farbe des Syrups ist bei den Versuchen mit gefaͤrbten Reagentien Behufs der Neutralisation sehr hinderlich, und man kann sich in diesem Falle dadurch helfen, daß man den Syrup mit ein wenig Wasser verduͤnnt. Bei einiger Uebung kann man uͤbrigens die Neutralisation nach dem bloßen Geschmak des Syrups annaͤherungsweise bewerkstelligen, ein Mittel, zu dem ich oͤfters mit gutem Erfolg meine Zuflucht nahm, weil mir die gefaͤrbten Reagentien, wenn ich den Versuch nicht beim Tageslichte anstellte, von keinem Nuzen seyn konnten. Die zur Neutralisation des Kalis erforderliche Saͤuremenge, nach der angegebenen Methode bestimmt, faͤllt bei verschiedenen Syrupen sehr verschieden aus. Es verdient bemerkt zu werden, daß gegen das Ende der Arbeit, wo eine groͤßere Menge Kalk angewandt werden muß, weniger Saͤure noͤthig ist, eine Erscheinung, welche man bloß durch die Annahme erklaͤren kann, daß sich in dem Saft Ammoniak bildet. In vielen Fabriken, wo man das Verhaͤltniß der Saͤure nach einer Methode ausmittelte, welche keiner solchen Genauigkeit, wie die von mir angegebene faͤhig ist, hat man ebenfalls bemerkt, daß gegen das Ende der Arbeit mehr Kalk und weniger Saͤure erforderlich ist, um gute Resultate zu erzielen. Wenn man die Absicht hat, den Saft zu verkochen, so kann man, wie ich bereits bemerkt habe, das Ammoniak deßwegen nicht neutralisiren, weil sich das neutrale schwefelsaure Ammoniak in ein saures Salz umaͤndert. In gewissen Faͤllen erfolgt die Saͤuerung des schwefelsauren Ammoniaks erst waͤhrend des Verkochens und oft sogar erst gegen das Ende desselben; der Syrup verkocht alsdann leicht, nimmt eine braune Farbe und den Geschmak des geschmolzenen Zukers an und krystallisirt schnell; der daraus erhaltene Zuker hat endlich alle Fehler eines durch Verkochen von saurem Syrup erhaltenen Zukers. Ich habe mit hinreichendem Erfolge an Statt der Schwefelsaͤure zur Neutralisation des Kalis unreine kaͤufliche Salzsaͤure angewandtDie von mir gebrauchte enthielt eine große Menge schwefliche Saͤure und ich habe sie vorzugsweise wegen dieser Verunreinigung genommen.A. d. O.. Ich erhielt dadurch einen viel weniger gefaͤrbten Syrup und Zuker; lezterer hatte einen schwach salzigen Geschmak, aber er war fest und von guter Qualitaͤt, indessen habe ich bemerkt, daß die von diesem Zuker erhaltenen Melassen sich weniger leicht als andere wieder verkochen lassen und selbst nach laͤngerer Zeit weniger Krystalle geben, und in der That konnte ich durch Verkochen der Melassen nicht Zuker genug in den Zukerformen erhalten, aber der Zuker, welchen ich erhielt, war sehr fest und von sehr guter Qualitaͤt. Daß der nach diesem Verfahren bereitete Zuker so schwer krystallisirt, muß dem entstandenen Chlorkalium (salzsauren Kali) zugeschrieben werden, welches die Feuchtigkeit sehr stark anzieht. Die Gruͤnde, weßwegen ich die unreine Salzsaͤure anzuwenden versuchte, waren folgende: erstens wußte ich, daß die darin enthaltene schwefliche Saͤure die Farbe des Syrups und Zukers bleicht, und dann hoffte ich, daß ich bei der Neutralisation des Ammoniaks mit Salzsaͤure, in Betreff der Zersezung dieses Salzes und besonders der Saͤuerung des Syrups, nichts mehr zu fuͤrchten haben wuͤrde. Ich habe auch versucht die Anwendung von Mineralsaͤuren ganz zu umgehen, indem ich bei dem Abdampfen bloß einen fetten Koͤrper (z.B. Schmalz) zusezte, welcher solche Saͤuren hervorzubringen faͤhig war, die das Kali neutralisieren und sodann den Kalk aus den Kalksalzen faͤllten, welche leztere in den Syrupen bis zum Verkochen desselben aufgeloͤst bleiben, und es oft unmoͤglich machen, dieses uͤber freiem Feuer vorzunehmen. Es fand bei dem Abdampfen kein Aufschaͤumen Statt. Der Saft erhielt sich gut alkalisch, nahm eine roͤthliche Farbe an, konnte leicht geklaͤrt und verkocht werden, und der Zuker war eben so fest wie der nach dem Colonialverfahren dargestellte. Indessen habe ich spaͤter diese Methode wieder aufgegeben, weil ich in der Farbe des Zukers nichts gewann und das Verkochen des Syrups mir nicht verbessert schien. Um einen sauren Syrup zu verbessern, es mochte nun bei dem Abdampfen, oder bei dem Klaͤren, oder bei dem Verkochen seyn, leistete mir krystallisirtes kohlensaures Natron immer gute Dienste; es ist immer dem Kalk vorzuziehen, wenn man Behufs des Verkochens einen neutralen oder auch einen saͤuerlich gewordenen Syrup alkalisch machen muß. Auch muß man sich wohl huͤten, bei dieser Methode alle thierische Kohlen anzuwenden. Daß ich die Schwefelsaͤure bei dem Abdampfen, an Statt bei der Laͤuterung anwandte, geschah aus folgenden Gruͤnden: 1) Wenn man die Schwefelsaͤure in den Laͤuterungskessel selbst gießt, so findet man, daß bei gleichen Quantitaͤten Kalk verschiedene Quantitaͤten Schwefelsaͤure noͤthig sind, um den Saͤttigungspunkt zu erreichen. Ich kann mir diese Anomalie nur dadurch erklaͤren, daß der angewandte Kalk sehr ungleich vertheilt ist und der Niederschlag, indem er sich ebenfalls in einem mehr oder weniger verteilten Zustande befindet, Kalk in festem Zustande mit sich reißt und so der Einwirkung der Schwefelsaͤure eine desto geringere Menge davon uͤbrig laͤßt, je weniger vertheilt er ist; 2) gießt man Schwefelsaͤure bis zur Neutralitaͤt in einen mit Kalk gelaͤuterten und schlecht decantirten Runkelruͤbensaft, der also noch einen Theil des Niederschlages suspendirt enthaͤlt, so verschwindet der Niederschlag, selbst in der Kaͤlte, vollstaͤndig. Die Saͤure kann also einen Theil des durch den Kalk hervorgebrachten Niederschlages wieder aufloͤsen und diese Reaction kann auch, nur in geringerem Maße, vor der vollstaͤndigen Saͤttigung Statt finden; 3) wenn man die Saͤure in den Laͤuterungskessel selbst gießt, so braucht man davon zwei Mal so viel, als noͤthig ist, um das Kali in dem gelaͤuterten Saft zu neutralisiren, und folglich ist bei dem Abdampfen davon nur eben so viel oder selbst noch weniger noͤthig. Dieser Unterschied erklaͤrt sich durch die Wirkung der Saͤure auf den Niederschlag und durch die in den beiden vorhergehenden Nummern enthaltenen Bemerkungen; 4) der mit Kalk gelaͤuterte Saft gibt mit Schwefelsaͤure keinen Niederschlag, was doch wohl geschehen muͤßte, wenn er Kalk enthielte. In dieser Beziehung hat man also keinen Nachtheil. Nachdem ich gefunden hatte, daß die Kohle die alkalischen Basen neutralisirt, glaubte ich diese Eigenschaft benuzen zu koͤnnen, um die Saͤuren bei der Bearbeitung des Runkelruͤbensaftes vollstaͤndig zu beseitigen; allein die Saͤttigungscapacitaͤt der Kohlen ist so gering, daß man davon eine große Menge anwenden muͤßte, weßwegen sich von ihnen kein Vortheil versprechen laͤßt. Laͤuterung nach dem Achard'schen Verfahren. Das Verfahren, welches ich das Achard'sche genannt habe, besteht bekanntlich darin, die Schwefelsaͤure in der Kaͤlte anzuwenden und sodann den Kalk ebenfalls in der Kaͤlte zuzusezen. Achard hatte außer diesen Substanzen auch noch kohlensauren Kalk gebraucht, welchen man seitdem mit Recht aufgegeben hat. Diese Methode hat unter anderen den großen Vortheil, daß die Schwefelsaͤure, in der Kaͤlte angewandt, den Saft gegen Veraͤnderungen schuͤzt. In der That nimmt der auf diese Art behandelte Saft eine roͤthliche Farbe an Statt der schwarzen an, die immer eine Veraͤnderung desselben anzeigt und kann sich auch in diesem Zustande 24 Stunden lang und selbst noch laͤnger, ohne schleimig zu werden, erhalten, wenn die Temperatur, welcher er ausgesezt wird, 15 bis 18° C. nicht uͤbersteigt. Die Saͤure schlaͤgt alsdann eine organische Substanz in Floken nieder und wirkt auch auf alle Salze der Runkelruͤbe, die sie zersezen kann, und sezt ihre Saͤuren in Freiheit; diese Erscheinungen gehen in der Kaͤlte vor und die nachtheiligen Resultate, welche die Saͤuren hervorbringen koͤnnten, finden alsdann nicht Statt, wovon jedoch die Einwirkung der Salpetersaͤure ausgenommen ist, in dem Falle, wo die Wurzel salpetersaure Salze enthaͤlt. Durch den Kalk, welcher ebenfalls in der Kaͤlte zugesezt wird, werden die Saͤuren neutralisirt und man erhizt erst nach diesem Zusaze. Bei den von Achard vorgeschriebenen Verhaͤltnissen muß der Saft, so wie bei den von Hrn. Crespel angegebenen, bei der Laͤuterung alkalisch seyn, wenn man reine Materialien angewandt und gut manipulirt hat. Durch dieses Verfahren wird der Saft gewoͤhnlich sehr leicht gelaͤutert; der Niederschlag sezt sich gut ab und der Saft ist sehr klar und wenig gefaͤrbt; bisweilen nimmt er jedoch in Beruͤhrung mit der Luft eine schwaͤrzliche Farbe an, was man durch einen groͤßeren Ueberschuß von Alkali oder durch uͤberschuͤssige Saͤure verhindern koͤnnte. Dieser Saft wird bei dem Abdampfen sauer und kann nicht ohne Nachtheil verkocht werden, es sey denn, daß man ihn aus sehr wenig ammoniakalischen Wurzeln erhaͤlt, was jedoch nur im Anfang der Arbeit der Fall seyn kann. Dadurch erklaͤrt sich der Umstand, daß Hr. Crespel und seine Nachahmer, welche immer Saͤure und Kalk in beinahe gleicher Menge anwenden, nur im Anfang ihrer Arbeiten verkochen koͤnnen. Das Achard'sche Verfahren wird jedoch mit gutem Erfolg auch von einigen Fabrikanten befolgt, welche verkochen, z.B. von den Herren Dronsart und Feneulle zu Bouchain; in diesem Falle muß man aber mehr Kalk als Saͤure und beide entweder in demselben Verhaͤltnisse wie bei dem franzoͤsischen Verfahren, oder doch in einem wenig davon abweichenden, anwenden. Endlich duͤrfen bei diesem Verfahren auch keine Ammoniaksalze in dem Saft bleiben, sondern das Ammoniak muß durch Abdampfen entfernt werden und der Syrup darf, ehe er auf den Punkt gebracht ist, wo er verkocht werden kann, nicht sauer werden. Hiernach kann man beurtheilen, wie schwierig es bei dieser Methode ist, genau die Verhaͤltnisse der Laͤuterungsmittel zu bestimmen. Auch trifft es sich oft, daß der verkochte Zuker von schlechter Qualitaͤt ist; dessen ungeachtet muß man gestehen, daß man nach diesem Verfahren, wenn es gut gehandhabt wird, einen Zuker erhaͤlt, welcher eben so schoͤn und eben so fest wie der durch Kalk allein bereitete ist. Die Fabrikanten, welche das von Hrn. Crespel abgeaͤnderte Achard'sche Verfahren benuzen, wenden bei dem Abdampfen thierische Kohle an, deren gute Resultate man leicht erklaͤren kann. Der so bereitete Syrup wird naͤmlich bei dem Abdampfen sehr haͤufig sauer; die Kohle kann also durch den in ihr enthaltenen kohlensauren und basisch phosphorsauren Kalk diesen Fehler zum Theil verbessern. Auch muß man gestehen, daß die nach dem Achard'schen Verfahren bereiteten Syrupe in Hinsicht des Geschmaks unter die angenehmsten gehoͤren. Sie sind sehr fluͤssig; sie erhalten sich in der Waͤrmstube gut; ihr Geschmak aͤndert sich durch den Einfluß der Waͤrme nicht und die Mutterlaugen koͤnnen, wenn die Wurzeln gut sind, so zu sagen bis zur Trokniß krystallisiren. Hiezu sind aber Krystallisirgefaͤße, Zeit, Brennmaterial und Handarbeit erforderlich. Ich habe Zuker gesehen, welcher aus saurem Syrup in den Krystallisationsgefaͤßen angeschossen war, und einen uͤbeln Geruch hatte; ich wußte schon seit langer Zeit, daß dieser Geruch sich zeigt, wenn man sauren Syrup mit verdorbenem Blut klaͤrt. Es ist zu bemerken, daß der mit gleichen Quantitaͤten Kalk und Saͤure zubereitete Syrup, wenn er in saurem Zustande in die Krystallisationsgefaͤße gebracht wird, am leichtesten krystallisirt und einen Zuker von dem besten Geschmak gibt. Ein vollstaͤndiger gelaͤuterter Syrup, z.B. ein solber, der zum Verkochen zubereitet wurde, zeigt sich in den Krystallisationsgefaͤßen weniger fluͤssig; er ist mehr oder weniger dunkelgelb an Statt hellbraun gefaͤrbt und gibt einen Zuker, welcher zwar von besserer Qualitaͤt ist, aber bei gleicher Reinigung eine nicht so schoͤne Farbe zeigt. Aus diesen Gruͤnden haben einige Fabrikanten geglaubt, daß der fuͤr die Krystallisationsgefaͤße bereitete Syrup sich nicht zum Verkochen eignet, und umgekehrt. Die Wahrheit ist, daß ein zum Verkochen geeigneter Syrup auch fuͤr die Krystallisationsgefaͤße taugt, aber darin nicht so schoͤne und nicht so große Krystalle gibt, als wenn er mit weniger Ueberschuß von Alkali behandelt worden waͤre. Andererseits ist es auch wahr, daß ein Syrup, welcher so bereitet ist, daß er in den Krystallisationsgefaͤßen die schoͤnsten und groͤßten Krystalle geben muß, sich nicht zum Verkochen eignet. Ich bemerke jedoch ausdruͤklich, daß ich hiebei keine Ruͤksicht auf diejenigen Eigenschaften des Zukers nehme, welche dem Raffinirer erwuͤnscht sind und welche meiner Meinung nach nur bei dem durch Verkochen erhaltenen Zuker angetroffen werden koͤnnen, und die der Zuker aus den Krystallisationsgefaͤßen nur dann erhalten koͤnnte, wenn man ein Mittel auffinden wuͤrde, solche Zukerarten, die man aus Syrup erhaͤlt, welcher wie zum Verkochen gelaͤutert wurde, ohne Huͤlfe der Walzen zu reinigen. Es gibt einige Fabrikanten, welche das Verfuͤhren des Verkochens mit dem Krystallisationsverfahren vereinigen. Sie verkochen naͤmlich den neuen Syrup und bringen die Melassen in die Krystallisationsgefaͤße. Dieses Verfahren, wobei in die Krystallisationsgefaͤße ein Syrup kommt, welcher bereits verkocht worden ist, bietet hinsichtlich der Qualitaͤt des Zukers groͤßere Sicherheit dar; ich kann ihm jedoch meinen Beifall nicht schenken, weil ich es wenig rationell und nicht wohl mit den Principien einer guten Fabrikation uͤbereinstimmend finde. Ich bin in der That uͤberzeugt, daß wenn ein Saft gehoͤrig Behufs des Verkochens behandelt, und diese Operation damit vorgenommen wurde, die Melasse, welche man damit erhaͤlt, einige Veraͤnderungen erlitten hat, die ihn nicht mehr geeignet machen, in den Krystallisationsgefaͤßen bessere Resultate zu geben. Er ist in der That alsdann zu klebrig, und solche Krystalle, welche sich beim Wiederverkochen einander wohl naͤhern wuͤrden, scheiden sich bei der langsamen Verdunstung und der niedrigen Temperatur der Waͤrmestube schwierig ab. Andererseits kann sich die Unvollkommenheit der Behufs des Verkochens gemachten Laͤuterung bisweilen erst beim Wiederverkochen zeigen, welches dann sehr schwierig wird; da diese Schwierigkeiten bei den Krystallisationsgefaͤßen verschwinden, so koͤnnen diese auch hierin die Fabrikation schlechter Producte beguͤnstigen. Man muß daher meiner Meinung nach die eine oder die andere Methode annehmen, um die Laͤuterung darnach einzurichten. Laͤuterung mit saurer schwefelsaurer Alaunerde. Hr. Derosne hat dieses Salz vorgeschlagen, um dadurch unter Mitwirkung des Kalks den Runkelruͤbensaft zu laͤutern, und um zugleich die thierische Kohle entbehrlich zu machen. Es ist klar, daß die schwefelsaure Alaunerde nur durch ihre Saͤure als Laͤuterungsmittel wirken kann; durch den Zusaz von Kalk wird das Verfahren des Hrn. Derosne den gewoͤhnlichen aͤhnlich und die Laͤuterung wird bei dem gehoͤrigen Verhaͤltnisse dieser beiden Substanzen, bei dieser Methode wie durch Saͤure und Kalk erfolgen. Wozu nuͤzt also die Alaunerde? offenbar dient sie bloß als Entfaͤrbungsmittel. Man kann auch wirklich durch dieses Verfahren einen wohlentfaͤrbten Saft erhalten, vorausgesezt, daß man eine wesentliche Bedingung, die Alkalitaͤt des Saftes, aufopfert. Der Saft ist alsdann sauer oder wird es bei dem Abdampfen und zeigt alle Nachtheile der sauren Syrupe und außerdem diejenigen, welche durch die Unreinheit der schwefelsauren Alaunerde veranlaßt werden. Wenn im Gegentheil der uͤberschuͤssig zugesezte Kalk fuͤr eine zum Verkochen geeignete Laͤuterung ausreichend ist, d.h., wenn er alles Ammoniak in Freiheit gesezt hat, dann traͤgt die Alaunerde nichts zur Laͤuterung bei; der Syrup faͤrbt sich bei dem Abdampfen wie bei den gewoͤhnlichen Verfahrungsarten und die Alaunerde, welche einen Niederschlag verursacht, hat nur Kosten und Abfaͤlle veranlaßt, ohne irgend ein nuͤzliches Resultat erzielt zu haben. Welche Methode man auch anwenden mag, um die schwefelsaure Alaunerde im Großen zu bereiten, so wird man sie nie ohne große Kosten von dem schwefelsauren Eisen reinigen koͤnnen; lezteres verunreinigt daher die mit schwefelsaurer Alaunerde behandelten Syrupe, und ist auch die Ursache des unangenehmen und metallischen Geschmakes der von Hrn. Derosne im Großen nach dieser Methode bereiteten Syrupe. Man kann in der That mit diesen Syrupen Tinte und Berlinerblau darstellen, gerade so wie mit einer Aufloͤsung von schwefelsaurem Eisen. Ich glaube daher, daß sich ganz und gar kein Grund angeben laͤßt, weßwegen man schwefelsaure Alaunerde zur Laͤuterung anwenden sollte, indem sie nur wie die Schwefelsaͤure allein wirken und ihre Alaunerde in dem Zeitpunkt der Arbeit, wo der Saft durchaus alkalisch seyn muß, keinen Nuzen gewahren kann. Howard, welcher zuerst den Gebrauch der Alaunerde bei der Bearbeitung des Zukers empfahl, wandte sie auf eine zwekmaͤßigere Art an; er bereitete sie aus Alaun, wodurch er sie, ich will nicht sagen wohlfeil, aber doch hinreichend rein erhielt, und gebrauchte sie bei der Raffinirung, wo der Syrup ohne Schwierigkeit durch sie entfaͤrbt werden kann. Aus der zur Laͤuterung angewandten schwefelsauren Alaunerde scheidet sich die Alaunerde in einem gallertartigen, und folglich in einem sehr verteilten Zustande ab, welcher die fuͤr diese Operation gebraͤuchliche Klarungsweise wenig beguͤnstigt; auch mußte Hr. Derosne die Klaͤrung durch Absezen aufgeben und zu dem Filtriren seine Zuflucht nehmen. Daß man aus schwefelsaurer Alaunerde seinen Zwek nicht erreicht (was ich mehreren Personen, die mich uͤber diesen Gegenstand zu Rathe zogen, vorhergesagt hatte), ist jezt durch die Erfahrung erwiesen und der Erfinder scheint sie selbst, wenigstens zur Laͤuterung des Runkelruͤbensaftes, aufgegeben zu haben. Indessen hofft er, wie man noch sagt, durch sie die thierische Kohle ersezen zu koͤnnen; dazu muͤßte man sie aber in reinem Zustande anwenden koͤnnen; auch scheint es uns noch nicht erwiesen, daß sie eben so viel leistet, wie die thierische Kohle. Bearbeitung des Schaumes. Um aus dem Schaum und Absaz der Laͤuterungskessel die Fluͤssigkeit, welche sie enthalten, auszuziehen, pflegte man sie noch vor kurzer Zeit auf ein Filter zu bringen. Dieses Verfahren war langsam und immer sehr unvollstaͤndig, so daß dadurch wohl 5% des Saftes verloren gehen konnten: heute zu Tage bedient man sich hiezu der Pressen. Zu diesem Ende fuͤllt man Saͤke aus starker und enggewobener Leinewand mit dem Safte an, verschließt sie, indem man einen festen Knoten daran macht und bringt sie, durch Flechten von einander getrennt, unter die Presse, die man allmaͤhlich wirken laͤßt; der Saft geht klar und schnell durch die Saͤke, worin nur ein trokner und wenig voluminoͤser Ruͤkstand bleibt. Bei diesem Verfahren erhaͤlt man dem Volum nach ziemlich eben so viel gelaͤuterten Saft, als man Saft zur Laͤuterung anwandte, da der Verlust durch das mit dem Kalk und der Schwefelsaͤure zugesezte Wasser wieder ausgeglichen wird. Ich habe es zwekmaͤßig befunden, die mit Schaum gefuͤllten Saͤke vorher in ein enges, mit Weidengittern versehenes Filter zu bringen, wodurch sie mehr als die Haͤlfte ihres Saftes in wenigen Stunden ausgeben; bringt man sie sodann unter die Presse, so nehmen sie weniger Raum ein, koͤnnen besser hergerichtet werden und laufen schnell ab, indem die Fluͤssigkeit noch sehr heiß ist. Bei dieser Arbeit ist es zwekmaͤßig, den Schaum heiß anzuwenden, weil er sich dann schneller filtrirt und der Ruͤkstand trokner ist. Abdampfung (Concentration). Das Abdampfen nimmt man in beweglichen oder feststehenden Kesseln uͤber freiem Feuer vor; der Erfolg ist desto besser, je schneller es geschieht; aus diesem Grunde empfahl ich eine stufenfoͤrmige Abdampfungs-Batterie. Das Princip, auf welches diese Batterie gegruͤndet war, entging mehreren unserer aufgeklaͤrtesten Fabrikanten, wie den HHrn. Guilbert und Clémendot, Blanquet und Harpignies u.s.w. keinesweges; sie nahmen zwar die Einrichtung meiner Batterie nicht an, befolgen aber in der That ihr Princip; nachdem sie naͤmlich den Saft in mehreren Kesseln als eine duͤnne Schichte verbreitet haben, vereinigen sie ihn zu einer einzigen, sobald die Schichte sich so verringert hat, daß man befuͤrchten muß, sie moͤchte anbrennen. Diese Bedingung war bei meiner Batterie wohl erfuͤllt, und ich weiß nicht, weßwegen man sie nicht annehmen wollte. Freilich waren bei dem Plane in meinem Werke zu viele Kessel; aber bei den Einrichtungen, die ich unlaͤngst angenommen habe, und welche in diesem Jahre in mehreren Fabriken ausgefuͤhrt werden, betraͤgt die Anzahl der stufenfoͤrmig erhoͤhten Kessel nicht mehr als fuͤnf oder sechs und man kann darin in 12 Stunden 60 Hektoliter Saft abdampfen. Man wird darin 500 Liter in einer halben Stunde concentriren koͤnnen, und dieser Vortheil ist unschaͤzbar. Eine aͤhnliche Vorrichtung hatte Hr. Guillory zu Angeis angenommen, welcher in diesem Jahre hauptsaͤchlich zu seiner eigenen Belehrung arbeitete und seine Zukerfabrik bloß mit Huͤlfe meines Werkes einrichtete und leitete; seine Producte sind so schoͤn und gut, daß er sich vornahm, eine Fabrik nach einem großen Maßstabe aufzubauen. Die HHrn. Blanquet und Harpignies haben flache, lange, in der Mauer befestigte und mit Haͤhnen versehene Abdampfungskessel. Dieser Apparat leistet gute Dienste und ich glaube, daß solche Kessel, stufenfoͤrmig erhoͤht und mit gut eingerichteten Oefen versehen, zum Abdampfen am geeignetsten waͤren. In vielen Fabriken hat man die Abdampfungskessel mit Dampf erhizt; es scheint aber nicht, daß man Brennmaterial erspart und einen besseren Syrup erhalten hat. Bei meinen Versuchen zeigte sich kein Unterschied in der Farbe des Syrups, er mochte uͤber freiem Feuer oder mit Dampf concentrirt worden seyn. Nach den verlaͤßlichsten Nachrichten, welche ich mir verschaffen konnte, werden durch die Verbrennung eines Kilogramms Kohle bei der Dampfheizung nur 2 bis 3 Kilogr. Wasser verdunstet, waͤhrend man uͤber freiem Feuer deren 5 und noch mehr verdampfen kann. Die Fehler, welche alle unsere Dampf-Apparate bei ihrer gegenwaͤrtigen Einrichtung haben, werden nie vollkommen beseitigt werden koͤnnen. Die Gefahr einer Explosion, die complicirte Einrichtung des Apparates und die schwierige Ausbesserung, dieses sind Nachtheile, welche dem Systeme angehoͤren und die man nur mehr oder weniger verringern kann; ich ziehe daher fuͤr jezt noch in den meisten Faͤllen das Abdampfen uͤber freiem Feuer vor, hauptsaͤchlich wenn die Zukerfabrikation wegen landwirthschaftlicher Zweke und nach einem kleinen Maßstabe betrieben wird, auch weit von mechanischen Werkstaͤtten entlegen ist. Hr. Derosne bemuͤht sich seit vielen Jahren eine Einrichtung herzustellen, wobei das Abdampfen staͤtig vorgenommen und daher in derselben Zeit zwei Mal so viel geleistet wird. Dieses Princip, gegen welches sich aus der Theorie, wenn man bloß auf die Ersparung an Brennmaterial sieht, keine Einwendungen machen lassen, bietet in der Praxis unuͤbersteigliche Hindernisse dar. Hr. Derosne hat seinen Apparat jezt moͤglichst vereinfacht, und doch sind die Resultate unvollstaͤndig; sie sind es bei aller Ersparung an Brennmaterial meiner Meinung nach deßwegen, weil nicht alle Bedingungen, welche das Abdampfen des Saftes erheischt, dabei erfuͤllt sind. Bei diesem Apparate wird naͤmlich der Saft zuerst in Kesseln, welche uͤber freiem Feuer erhizt werden, gekocht und dann durch ein bloßes Verdunsten vollends concentrirt, indem er auf Metallplatten circulirt, die mit Dampf erhizt werden. Es ist hiebei unumgaͤnglich noͤthig, daß der Saft in einer duͤnnen Schichte circulirt, weil man ihn unmoͤglich zum Sieden bringen kann. Diese Circulation ist nach meinen Beobachtungen und meiner Erfahrung ein Umstand, welcher die Annahme des Apparates des Hrn. Derosne fuͤr die zum Verkochen bestimmten Runkelruͤbensyrupe immer verhindern wird. Die Circulation auf heißen Platten bringt in dem Syrup diejenige Veraͤnderung hervor, welche die Raffinirer das Schmierigwerden nennen. Da dieser Apparat sehr complicirt ist, so wird seine Anwendung immer mit Schwierigkeiten verbunden seyn. Ehe man damit Versuche zu Paris anstellte, hatte man ihn in den Colonien angewandt, aber keine guten Producte erhalten; uͤbrigens war er etwas von demjenigen verschieden, welcher zu Chaillot bei dem Erfinder verfertigt wurde. Man hat ihn auch ohne Erfolg in der Fabrik der HHrn. Blanquet und Harpignies versucht. Vor Kurzem erfand Hr. Hallette einen neuen Abdampfungs-Apparat. Derselbe besteht aus einem beweglichen Doppel-Cylinder. Seine Achse ist schwach geneigt. Der Dampf tritt zwischen die beiden Huͤlsen und der Saft circulirt auf der inneren Peripherie des umhuͤllten Cylinders. Bei der drehenden Bewegung circulirt der durch das hoͤchste Ende zugelassene Syrup und beschreibt eine Art Schnekenlinie auf der durch Dampf von drei Atmosphaͤren erhizten Oberflaͤche; der Dampf tritt durch eine Oeffnung aus, die in der Naͤhe desjenigen Endes angebracht ist, an welchem der Saft zugelassen wird, waͤhrend dieser Saft am entgegengesezten Ende austritt. Der Erfinder dieses Apparates schrieb mir am 5. Febr. l. J. uͤber denselben Folgendes: „Ein einziger Apparat, der im Ganzen 16 Fuß lang ist, und in der Breite, nebst dem noͤthigen Raume fuͤr die Arbeiter, nur 3 bis 3 1/2 Fuß einnimmt, kann, wenn er einmal gehoͤrig aufgestellt ist, ohne irgend eine Sorgfalt zu erheischen, eine ganze Woche lang arbeiten, ohne daß man noͤthig haͤtte, ihn zu reinigen. Er kann sich nicht beschmuzen, so viele Unreinigkeiten in dem Safte auch seyn moͤgen; er ist in seinen Wirkungen constant, wenn die Temperatur des Dampfes in den Generatoren constant ist.“ „Mit diesem Apparate allein kann man einen Syrup von 4–5 Graden (am Araͤometer), er mag nach was immer fuͤr einer Methode gelaͤutert seyn, nach Belieben auf 26, 27, 28, 30 und sogar 32 Grade bringen; als ich einen Saft auf mehr als 50 Grade concentrirte, betrug die Abweichung nie uͤber 1/2 Grad.“ „Ich nahm einen Saft, welcher frisch 4 1/2 Grad zeigte, aber nachdem er 5 Tage gestanden und ganz freiwillig gegohren war, 5 1/2 Grade erlangt hatte. Von diesem Saft wurden stuͤndlich 4 Hektoliter in den Apparat gebracht und er trat mit 24 3/4 und 25 Graden aus, wenn die Temperatur des Concentrators 24 Grade oder 2,4 Atmosphaͤren an Hrn. Collardeaus Thermomanometer betrugDasselbe ist im polytechn. Journal Bd. XXV. S. 355. beschrieben.A. d. R.. Wenn die Tension des Dampfes groͤßer ist, z.B. 30 bis 35 Grade, (welche Temperatur man bei den gewoͤhnlichen Concentrations-Apparaten so wie bei dem Verkochungs-Apparate des Hrn. Taylor anwendet,) so concentrire ich 5 Hektoliter stuͤndlich eben so stark; vorlaͤufig garantire ich aber als Maximum 4 Hektoliter. Ich bemerke Ihnen im Vorbeigehen noch, daß mein Saft so stark entwaͤssert war, daß man ihn in keinem offenen Apparate weiter haͤtte einengen koͤnnen, weil er darin ganz als Schaum emporgestiegen waͤre.“ „So lange der Saft in dem Apparat verweilt (und jedes Kilogramm, wenn ich dieses Gewicht zur Einheit nehme, bleibt darin hoͤchstens 5 Minuten) ist er außer aller Beruͤhrung mit der Luft.“ „Der Dampf des Syrups entweicht aus meinem Concentrator mit staͤtiger Wirkung und unbeschraͤnkter Oberflaͤche durch eine kupferne Roͤhre von 10 Zoll Durchmesser, und mit einer Geschwindigkeit, die fast so groß ist, als diejenige, womit er aus dem Ventil einer Dampfmaschine mit niedrigem Druk austritt. Ich kann ihn in Roͤhren leiten, welche auf 7 oder 8 Zoll reducirt sind und die man sodann in allen Raͤumen der Fabrik, welche erwaͤrmt werden muͤssen, circuliren lassen kann, z.B. in den Bleichstuben u.s.w.Man vergl. weiter unten das Capitel: Bleichen des Zukers.A. d. R.. Es ist hinreichend, wenn die obere Oeffnung dieser Waͤrmungsroͤhre zuoberst auf dem Gebaͤude ganz offen ist, so daß sie dem Dampf einen freien Austritt gestattet. Diese Ersparniß, welche man nicht mit derjenigen verwechseln darf, die man bei einer aͤhnlichen Heizmethode zu finden glaubt, wenn man wie zu Roye und in einigen Fabriken zu Paris, Maschinen mit hohem Druk ohne Verdichter anwendet, welche zwei Mal so viel Kohle wie die meinigen erfordern, macht diesen Apparat in Verbindung mit seinen uͤbrigen Vortheilen, sehr schaͤzbar.“ Nach dieser Mittheilung machte ich Hrn. Hallette einige Bemerkungen uͤber das Princip seines Apparates, worauf er die Guͤte hatte, mir neue Nachrichten daruͤber zu ertheilen, die ich hier woͤrtlich bekannt mache, um keine Verantwortlichkeit auf mich zu laden. „Die hier folgenden Resultate erhielt ich nicht etwa mit einigen Litern Saft, sondern mit Massen von 15, 20 und 30 Hektolitern, die ich auch zu meinen fruͤheren Versuchen anwandte.“ „Als die Tension des Dampfes in dem Kessel 3 Atmosphaͤren betrug, machte mein Concentrator 7 Umdrehungen in der Minute.“ „Als ich von einem gelaͤuterten Runkelruͤbensaft, welcher 5 1/2 Grade am Araͤometer zeigte, in jeder Minute 12 Liter zuließ, erhielt ich in derselben Zeit Syrup von 25 bis 26 Araͤometer-Graden, dessen Temperatur nur 57 bis 58° R. betrug; das Verdichtungswasser des angewandten Dampfes verhaͤlt sich zur Masse des verdunsteten Saftes ungefaͤhr wie 1 zu 1,60.“ „Da regelmaͤßig in jeder Minute zwei Liter Syrup aus dem Apparate treten, so bleibt offenbar jedes Liter Syrup nur dreißig Sekunden darin. Da er mit so niedriger Temperatur austritt und so sehr an Brennmaterial erspart wird, so ist kein Zweifel, daß der Raum, worin der Saft siedet, ein verduͤnnter ist.“ „Ich wollte in diesem Jahre die Vortheile, welche mein System darbietet, wenn es auf einen Verkochungs-Apparat angewandt wird, noch nicht bekannt machen; aber ich konnte Hrn. de Beaujeu, welchem ich eine betraͤchtliche Menge Arbeit zu liefern habe, den Beweis der Thatsachen, welche ich ihm in dieser Beziehung mittheilte, nicht verweigern. Waͤhrend seines Aufenthaltes dahier habe ich einen vorlaͤufig auf 25 Grade concentrirten Syrup verkocht, ohne ihn filtrirt oder geklaͤrt zu haben; die Operation geschah mit einer außerordentlichen Schnelligkeit, der Syrup war so fluͤssig, daß man nicht haͤtte vermuthen sollen, daß er die Probe ablegen koͤnnte, und seine Temperatur betrug nur ungefaͤhr 68° R. Man kann sich keine Vorstellung von der Leichtigkeit machen, womit alle diese Operationen ausgefuͤhrt werden, und von den unermeßlichen Vortheilen jeder Art, welche die Zukerfabrikanten, die Raffinirer und viele andere Manufakturisten aus diesem neuen Princip ziehen muͤssen.“ „Ich glaube nicht zu viel zu behaupten, wenn ich sage, daß eine Fabrik, wenn sie zwekmaͤßig geleitet wird, mit zwei Laͤuterungs-Apparaten, einem Verkochungs-Apparat nach meinem System, und einem staͤtig wirksamen mechanischen Filter, so wie ich jezt ein solches herzustellen beabsichtige, vollkommen ausreichen koͤnnte.“ Um das Ansezen eines Niederschlages in diesem Apparate zu verhindern, scheint er mit einer beweglichen Rachel versehen zu seyn. Bei genauer Pruͤfung desselben finde ich die Bedingung einer moͤglichst schnellen Abdampfung wohl erfuͤllt, aber um welchen Preis? auf Kosten einer wesentlichen Eigenschaft des Syrups. Ich glaube mit Gewißheit vorhersagen zu koͤnnen, daß der in diesem Apparate concentrirte Syrup keinen so guten Zuker gibt, wie derjenige, welchen man durch das gewoͤhnliche Einkochen erhaͤlt. Daß der Syrup darin circulirt, ist fuͤr die Concentration sehr schaͤdlich und daß er darin durch die Rachel gerieben wird, noch viel mehr. So wird also eine sehr sinnreiche und merkwuͤrdige Anwendung des Cylinders in Folge der Eigenschaften des Productes, welches man waͤhrend der Arbeit ohne Nachtheil weder circuliren lassen noch umruͤhren noch reiben kann, ganz unnuͤz. Die Erfahrungen, welche diese Behauptungen rechtfertigen, sind mir eigenthuͤmlich und noch unbekannt; sie stimmen uͤbrigens mit den Beobachtungen vieler Raffinirer, besonders derjenigen, welche sich mit der Kandis-Fabrikation beschaͤftigen, uͤbereinDiese Fabrikation, mit welcher ich mich beschaͤftigt habe, ist außerordentlich schwierig und man lernt dabei sehr viele Einfluͤsse wuͤrdigen und entdekt eine Menge von Thatsachen, die bei der Raffinirung des Hutzukers unbemerkt bleiben.A. d. O.. Diese Bewegung ist den Apparaten der HHrn. Derosne und Hallette gemeinschaftlich, und die Einwendungen, welche ich lezterem muͤndlich gemacht habe, als sein Apparat noch nicht ausgefuͤhrt worden war, gruͤndeten sich, wie ich glaube, auf dieselben Principien. Apparat zum Abdampfen im luftleeren Raume. – Hr. Roth, ein sehr ausgezeichneter Mechaniker, hat einen Apparat zum Abdampfen im leeren Raume erfunden, welcher zu Péronne bei Hrn. Leclerq in Wirksamkeit ist; die Einfachheit desselben ist in Bezug auf seine Resultate merkwuͤrdig. Wir halten das Abdampfen und Verkochen des Zukers im leeren Raume nicht fuͤr vortheilhaft, empfehlen daher auch keineswegs den Apparat des Hrn. Roth fuͤr den Runkelruͤbenzuker, theilen aber davon in diesem Journale eine Zeichnung und Beschreibung mit, weil wir ihn fuͤr eine sehr sinnreiche und neue Anwendung des Dampfes haltenEr folgt in einem der naͤchsten Hefte des polyt. Journ.A. d. R.. Klaͤrung. Nach dem Abdampfen enthaͤlt der Saft immer eine sehr betraͤchtliche Menge suspendirter Substanzen, welche bisweilen noch durch thierische Kohle, die man waͤhrend des Abdampfens zusezt, vermehrt werden. Man scheidet sie durch die Klaͤrung ab, welche immer mit thierischer Kohle oder Ochsenblut oder Milch vorgenommen wird. Wenn man auf Krystallisation arbeitet, so dampft man den Syrup so weit ab, daß er heiß 32° zeigt, klaͤrt ihn, und laͤßt ihn mehrere Tage lang durch Ruhe absezen; er erkaͤltet dann und es scheidet sich aus ihm ein Saz ab, welcher sich in den Krystallisationsgefaͤßen gebildet haben wuͤrde, wenn man ihn sogleich in diese gebracht haͤtte. Die Kohlen, welche man bei diesem Verfahren abscheidet, werden gewoͤhnlich wieder zur Laͤuterung gebracht, wo sie in den Schaum gehen. Wenn man den Syrup zum Verkochen bestimmt, so klaͤrt man ihn, sobald er heiß 26 oder 27° zeigt und filtrirt ihn, oder laͤßt ihn absezen. In allen Faͤllen und besonders wenn man uͤber freiem Feuer verkochen will, ist es aber wichtig, den Syrup erst dann zu klaͤren, wenn er moͤglichst dicht ist, das heißt wenigstens 29 bis 30° noch heiß am Araͤometer zeigt. Es bildet sich dann beim Verkochen weniger Saz und der Syrup haͤngt sich nicht so an den Boden des Kessels an. An Statt den Niederschlag durch Ruhe sich sezen zu lassen, finde ich es besser zu filtriren, die Kohlen, welche in dem Filter bleiben, mit etwas Wasser in Saͤke zu bringen und sie nach und nach gerade so wie den Schaum auszupressen, wodurch sie allen Zuker in ziemlich starker Aufloͤsung abgeben; diese Aufloͤsungen kann man sodann bei einer neuen Klaͤrung an Statt des Wassers mit dem Blute zusezen. Auch kann man sie noch heiß uͤber neue Kohlen in die Filter selbst gießen und so ihren Zukergehalt vermehren. Man kann sie auch abdampfen, um sie sodann mit Kohlen zu klaͤren und zu verkochen. Hr. Blanquet bearbeitet die Fluͤssigkeit, welche er durch das Auswaschen der Kohlen erhaͤlt, besonders; er findet dieses Verfahren vorteilhaft und wir empfehlen es besonders den großen Fabriken. Derselbe laͤßt auch den abgedampften Saft sich absezen, ehe er ihn klaͤrt, wobei ich keinen anderen Vortheil sehe, als daß das Filtriren erleichtert wird und daher auch weniger Blut oder Milch angewandt zu werden braucht;, denn bei meinen Versuchen erhielt ich keinen Syrup von besserer Qualitaͤt. Ich finde es fuͤr nuͤzlich und vortheilhaft, Filter anzuwenden, die so eingerichtet sind, daß der Syrup die Schichte thierischer Kohle, welche sich auf dem Boden des Apparates absezt, durchstreichen kann. Diese Einrichtung, welche mir zu einer moͤglichst guten Benuzung der thierischen Kohle unvermeidlich scheint, ist dem Princip der Taylor'schen Filter, bei welchen die Schnelligkeit der einzige Vortheil ist, gerade entgegengesezt. Ich halte diese Art von Filtern nur dann fuͤr nuͤzlich, wenn der guͤnstige Erfolg der Arbeit hauptsaͤchlich durch die Geschwindigkeit des Filtrirens bedingt wird, was bei der Fabrikation des Runkelruͤbenzukers nicht der Fall ist. Der zum Verkochen vorbereitete, das heißt schwach alkalische Runkelruͤbensyrup wird durch die thierische Kohle nur schwach oder gar nicht entfaͤrbt. Dieses konnten alle Fabrikanten bemerken, welche nach dieser Methode arbeiten. Anders verhaͤlt sich ein neutraler oder saurer Saft. Bei dem Verfahren des Verkochens kann man sich also nicht alle Eigenschaften der thierischen Kohle zu Nuzen machen. Dennoch glaube ich nicht, daß man sie ohne Nachtheil weglassen koͤnnteDie Eigenschaft der Kohle, sich mit den Salzbasen wie eine Saͤure zu verbinden, macht es wahrscheinlich, daß bei ihrer Vereinigung mit den Faͤrbestoffen leztere die Rolle der Basis spielen. Dieses scheint wenigstens durch die schwache Wirkung der Kohle auf die Farben der alkalischen Fluͤssigkeiten und durch die Eigenschaft der alkalischen Aufloͤsungen, ihr die Faͤrbestoffe, deren sie sich bemaͤchtigt hat, wieder zu entziehen, bewiesen zu werden. Diese Erscheinung wuͤrde also unter diejenigen gehoͤren, wo eine Basis durch eine andere staͤrkere Basis aus ihrer Verbindung ausgetrieben wird.A. d. O.. Das Eiweiß und die Milch wirken bei der Klaͤrung nur mechanisch. Sie bilden Klumpen, welche in ihr schwammiges Gewebe alle unaufloͤslichen Substanzen einhuͤllen, und so das Filtriren erleichtern. Da die Seife die Eigenschaft hat, in dem Ruͤbensaft reichlich Klumpen zu bilden, indem sie sich mit den Kalksalzen durch doppelte Wahlverwandtschaft zersezt, so konnte ich sie ohne Nachtheil zu dieser Operation anwenden. Ein Pfund gewoͤhnliche Sodaseife reicht zur Klaͤrung von 100 Liter Syrup und mehr hin. Hr. Dumont hat ein Filter erfunden, wobei er thierische Kohle anwendet, welche auf eine besondere Art vorbereitet ist. Die Kohle, welche so angewandt wird und wovon 50 Kilogr. 12 Fr. kosten, entfaͤrbt nach seiner Versicherung viel staͤrker als nach den gewoͤhnlichen Methoden. Er nimmt von dieser Kohle bis 25% vom Gewichte des Zukers, an Statt 10%. Ich habe unvollstaͤndige Versuche uͤber diesen Gegenstand angestellt, und ich gestehe, daß ich nicht wohl einsehe, warum diese Kohle viel staͤrker entfaͤrben soll als die gewoͤhnliche Kohle in dem Zustande, worin man sie gewoͤhnlich mit Filtern, die nur unten ablaufen, anwendet. Ich behalte mir vor, meine Versuche sobald als moͤglich wieder aufzunehmen, um uͤber diesen Gegenstand in's Reine zu kommen, und ich werde sodann die Resultate bekannt machen. Was mir eine gute Meinung von diesem Verfahren einfloͤßen koͤnnte, ist dieses, daß die HHrn. Blanquet und Harpignies, welche es gepruͤft haben, gute Resultate damit erhalten zu haben versichern; andererseits wollen aber jene Fabrikanten diese Filter (ich sehe nicht ein weßwegen) bloß zu derjenigen Klaͤrung empfehlen, welche Behufs der Krystallisation angestellt wird, und nicht fuͤr denjenigen Syrup, welcher verkocht wird; man sagt, daß man im lezteren Falle bei einer Arbeit im Großen mit Schwierigkeiten zu kaͤmpfen habe. Hr. Bernard zu Sussy versuchte das Filter des Hrn. Dumont ohne Erfolg; hingegen soll es Hr. Bucquet zu Roissy anwenden, um sehr schoͤne Producte durch Verkochen zu fabriciren. A priori kann ich nicht wohl alle Vortheile, welche das Filter des Hrn. Dumont gewaͤhren soll, deduciren, wenn aber die Erfahrung, wie es allen Anschein hat, dafuͤr spricht, so muß irgend eine Erscheinung dabei Statt finden, welche die Theorie nicht voraussieht und die einer Untersuchung bedarf. Die gewoͤhnliche Klaͤrung durch Filtriren oder Absezen wird bei diesem Filter nicht erspart und es scheint im Gegentheil dringend noͤthig, daß man den Syrup wohl von allen unaufloͤslichen Substanzen befreit, in dasselbe bringt. Wenn ich manchmal bei der Klaͤrung den Syrup saͤuerte und zu viel Saͤure zusezte, so verbesserte ich stets diesen Fehler ohne Nachtheil durch krystallisirtes kohlensaures Natron; man kann sich in einem solchen Falle auch sehr gut der Kalkmilch bedienen. Wenn man kalten Syrup oder solchen, dessen Temperatur unter 75° C. (60° R.) ist, zur Klaͤrung nimmt, so kann man alsogleich das Ochsenblut zusezen, welches bei dieser Temperatur nicht gerinnt, und hierauf die thierische Kohle bei 90 oder 95° C. (72 oder 76° R.) Es ist unumgaͤnglich noͤthig, daß man sich uͤberzeugt, ob der geklaͤrte Syrup viele Klumpen enthaͤlt; sollte dieses nicht der Fall seyn, so wird das Filtriren schlecht vor sich gehen und unvollstaͤndig seyn. Wenn der Syrup nicht kluͤmprig genug ist, so hat man entweder zu wenig Eiweiß zugesezt, oder derselbe enthaͤlt freies Kali, welches sich mit dem Eiweiß verbunden hat. Im ersten Fall ergibt sich von selbst die Art, wie man abhelfen kann, im zweiten erscheinen die Klumpen sogleich auf Zusaz von Saͤure, wodurch das Eiweiß in Freiheit gesezt wird. Behufs der langsamen Krystallisation kann man mit Vortheil die Klaͤrung vornehmen, wenn der Syrup heiß 22° am Araͤometer zeigt, sodann filtriren und ihn so weit abdampfen bis er heiß 32° zeigt. Waͤhrend des Abdampfens bildet sich noch ein geringer Niederschlag; um diesen abzuscheiden, bringt man den Syrup in Reservoirs, und es ist gut diese in die Warmstuben zu stellen, worin sich die Krystallisationsgefaͤße befinden, weil eine gelinde Waͤrme die Faͤllung beguͤnstigt. In den neu errichteten Fabriken hat man besondere Kessel fuͤr die Klaͤrung eingefuͤhrt, an Statt sich der Abdampfungskessel zu bedienen, was besonders in dem Falle sehr bequem ist, wenn man die Kessel mit Dampf heizt. Verkochen. Die Operation des Verkochens erheischt durchaus die Anwendung des Dampfes; man kann allerdings in sehr vielen Faͤllen uͤber freiem Feuer verkochen und dadurch vollkommen eben so gute Resultate erhalten, wie durch den Dampf; die Arbeit nimmt dann aber immer viel mehr Zeit in Anspruch und ist meistens viel schwieriger. In der That erheischt das Verkochen uͤber freiem Feuer fast immer eine große Aufmerksamkeit in der Leitung des Feuers, indem die Hize auf 106 bis 107° C. (85 bis 86° R.) erhalten werden muß und nur mit groͤßter Vorsicht hoͤher gesteigert werden kann, weil sonst der Syrup unvermeidlich anbrennen wuͤrde, wo sodann einer der geringsten Nachtheile noch dieser waͤre, daß man die Arbeit unterbrechen muͤßte, um den Kessel reinigen zu koͤnnen. Nachlaͤssige Fabrikanten finden es zwar bequemer in diesem Falle ohne vorhergegangene Reinigung des Kessels zu verkochen; dadurch leidet aber das Product sehr. Ich habe vergleichende Versuche uͤber das Verkochen mit Dampf und das Verkochen uͤber freiem Feuer mit Syrup, der gehoͤrig zum Verkochen vorbereitet war, angestellt, aber keinen Unterschied in der Farbe des Syrups und in der Farbe und Qualitaͤt des Zukers, den ich erhielt, bemerken koͤnnen. Wenn man daher die Frage nur unter diesem Gesichtspunkte betrachtet, so koͤnnte man schließen, daß das Verkochen mit Dampf unnuͤz ist; dann wuͤrde man sich aber taͤuschen, denn dieses Verfahren ist nicht nur bei gewissen Syrupen, z.B. den bereits einmal verkochten unvermeidlich, sondern beschleunigt und erleichtert auch in allen Faͤllen die Arbeit. Ein saurer Syrup verkocht sich fast immer leicht. Ein alkalischer mit Eiweiß geklaͤrter Syrup hingegen wird gegen das Ende klebrig; er gibt einen diken Schaum, welchen die Dampfblasen schwer durchdringen. In diesem Falle hilft man sich dadurch, daß man so lange verduͤnnte Schwefelsaͤure zusezt, bis das Aufwallen wieder seinen gewoͤhnlichen Gang nimmt. Das Eiweiß gerinnt dann und sammelt sich wieder auf den ruhigen Stellen des Kessels. Man kann ohne Nachtheil Butter oder Schmalz anwenden, um das zu starke Aufwallen zu maͤßigen, und es ist weit besser einen solchen Koͤrper zu gebrauchen, als dem Syrup durch den Schaumloͤffel eine Bewegung zu ertheilen, was einige Fabrikanten zu thun pflegen, welche ich weiß nicht weßwegen, die Anwendbarkeit der fetten Koͤrper bezweifeln. Es ist fuͤr das Gelingen dieser Arbeit wichtig, den Punkt des vollendeten Einkochens ausmitteln zu koͤnnen; dieß kann nur in den wenigsten Faͤllen durch das AnblasenDie Probe des Anblasens wird folgendermaßen verrichtet: man taucht den Schaumloͤffel in den kochenden Syrup, zieht ihn wieder heraus, schwingt ihn etwas ab und blaͤst dann auf einer Seite daruͤber hin; wenn sich sodann auf der anderen Seite keine Blaͤschen zeigen, so ist dieß ein Beweis, daß das Einkochen vollendet ist; je nachdem diese Blaͤschen schneller oder langsamer verschwinden, war der Syrup staͤrker oder schwaͤcher eingekocht.A. d. R. geschehen; leichter und sicherer ist die FadenprobeDie Fadenprobe besteht darin, daß man einen Tropfen des kochenden Syrups auf den Daumen bringt, sodann mit dem Zeigefinger schwach darauf druͤkt, ihn jedoch sogleich wieder in einer schiefen Richtung entfernt, wenn sich dabei ein Faden bildet, welcher am Daumen abreist und sich gegen den Zeigefinger hin zusammenzieht, so schließt man, daß der Syrup hinreichend eingekocht ist.A. d. R.. Ich ziehe jedoch beiden die Probe mit dem Thermometer vor. Das Gefaͤß desselben muß aber immer und ganz in den Syrup tauchen, denn sonst waͤren seine Anzeigen veraͤnderlich und unrichtig; ein gutes Celsius'sches Thermometer muß beilaͤufig 111° 1/2 in einem Syrup zeigen, welcher zum ersten Male gut eingekocht wurde; wenn der Syrup wieder eingekocht wird, so kann man bis auf 112° 1/2 oder 113° steigen, und wenn man ihn zum dritten Male einkocht, muß man die Probe noch weiter steigern, z.B. auf 114° bis 115°. Der erste Apparat, welcher zum Verkochen des Runkelruͤbensaftes mit Dampf angewandt wurde, ist der Schlangenroͤhren-Apparat von Taylor und Martineau; er wurde von Hrn. Joest, einem unserer geschiktesten Raffinirer, nach Frankreich gebracht und von den HHrn. Blanquet und Harpignies trefflich benuzt. Ich glaube daß einzig und allein durch eine Schlangenroͤhre der Dampf in einem Verkochungskessel und in jedem Dampfkessel uͤberhaupt zwekmaͤßig vertheilt werden kann, indem dadurch sowohl der Dampf als das Verdichtungswasser einen regelmaͤßigen Gang erhaͤlt und daher jede Roͤhre den Dienst leisten kann, welchen man von ihr erwartet. Die Gitter sind sehr schlechte Apparate, worin der Dampf sich ungleichfoͤrmig vertheilt, und ich halte den Apparat der HHrn. Drouault, welchen wir in unserem lezten Hefte mitgetheilt habenEr erschien in diesem Bande S. 99. des polyt. Journals.A. d. R., und fuͤr welchen Hr. Pecqueur die Prioritaͤt der Erfindung in Anspruch nimmt, fuͤr nicht viel vorzuͤglicher. Ich bestreite ihm diese Prioritaͤt eben so wenig als die Erfindung des Namens Compensations-Gitter, welche taͤuschen kann, aber im Grund nichts bezeichnet, weil bei dem Gitter des Hrn. Pecqueur eben so wenig als bei den gewoͤhnlichen Gittern eine Compensation Statt findet. Es wird hier also bloß der Name eines sehr sinnreichen Apparates der Uhrmacher mißbraucht, ohne daß man auch nur eine Spur seines Princips und seiner Eigenschaften wieder auffinden koͤnnte. Ich will hier die Bemerkung, welche ich bei Mittheilung des Apparates der HHrn. Drouault machte, wiederholen, daß ich ihn naͤmlich bloß wegen des Verfahrens den Dampf zuzulassen und wegen Verringerung der Anzahl der Loͤthungen auffuͤhrte, ohne ihn jedoch den Maschinisten und Fabrikanten zu empfehlen. Hinsichtlich des Verkochens im leeren Raume brauche ich bloß auf dasjenige zu verweisen, was ich uͤber das Abdampfen im leeren Raume gesagt habe. Ich glaube daß diese complicirten Apparate ganz unnuͤz sind, weil man mit ihnen kein Atom krystallisirten Zuker mehr erhaͤlt, als nach den guten gewoͤhnlichen Verfahrungsweisen. Ich werde eine besondere Arbeit uͤber die Dampfapparate und ihre beste Einrichtung in Bezug auf Ersparniß an Brennmaterial, so wie an Kosten bei ihrer Anschaffung und Unterhaltung unverzuͤglich bekannt machen. Man wird daraus ersehen, daß keiner der gewoͤhnlichen Dampfapparate in dieser Hinsicht Genuͤge leistet und daß die meisten Mechaniker sie nur complicirter machen, an Statt sie zu vereinfachen. Kuͤhlpfanne. Wenn der Syrup in einem schlechten Zustande ist, oder wenn man ihn aus sehr verdorbenen Wurzeln darstellte, so hat er eine Neigung beim Verkochen zu schaͤumen, die er in der Kuͤhlpfanne beibehaͤlt. Um das Aufschaͤumen zu beseitigen, ist es dann dringend noͤthig, die Temperatur des Syrups so schnell als moͤglich auf 85 oder 90° C. (68 oder 72° R.) zu erniedrigen, indem man die Kuͤhlpfanne der Kaͤlte aussezt, oder sie in kaltes Wasser taucht, oder den Syrup in mehreren metallenen Gefaͤßen vertheilt. Wenn hingegen der Syrup gut ist, so ist es zwekmaͤßig, seine Temperatur so langsam als moͤglich auf 80 oder 85° C. (64 oder 68° R.) herabkommen zu lassen, indem man entweder die verkochten Syrupe in derselben Kuͤhlpfanne vereinigt, oder das Erkalten so leitet, daß es 12 bis 15 Stunden anhalten kann; das langsame Erkalten beguͤnstigt das Krystallisiren und ist besonders bei weniger zukerreichen Syrupen, z.B. bei den zum zweiten Male verkochten nuͤzlich. Wenn man den verkochten Syrup nicht warm zu erhalten sucht, so kann man ihn ohne alle Sorgfalt in die Kuͤhlpfanne schuͤtten; im entgegengesezten Falle ist es gut die Vorsicht zu gebrauchen, daß man ihn unter die Kruste oder das Haͤutchen gießt, welches sich uͤber dem Syrup bildet. Die Temperatur von 80 bis 85° C. ist sehr passend; denn wenn der Syrup gut verkocht wurde, so krystallisirt der Zuker bei dieser Waͤrme regelmaͤßig und man findet unter einer schwachen krystallinischen Kruste eine Masse Zuker, deren Oberflaͤche walzenfoͤrmig ist. Wenn der Anschießkessel kalt oder der Syrup stark verkocht war, so zeigt die Oberflaͤche der Form keine Vertiefung oder die Vertiefung findet nur auf der Mitte und in sehr engen Glaͤnzen Statt. Im ersten Falle kann man den Zuker sehr leicht und vollstaͤndig in hoͤchstens 8 oder 15 Tagen reinigen, im zweiten nur schlecht und unvollstaͤndig selbst in einem Monate. Die Masse krystallisirten Zukers kann sich nur bis zu einem von der Spize mehr oder weniger entfernten Punkte langsam reinigen. Wenn der Zuker gehoͤrig bearbeitet, verkocht, abgekuͤhlt und angeschossen ist, so muß der Hut ganz aus der Form genommen werden koͤnnen und seine Spize nur einige Zolle mit Melasse beladen seyn. Bleichen des Zukers (Clairçage). Ich habe mich mit Vortheil zum Bleichen des Zukers in den Formen der sogenannten Clairçage bedient. Howard war einer der ersten, welche dieses Verfahren bei der Zukerraffinerie anwandten; es besteht bekanntlich darin, daß man auf die Thondeke des Hutes einen mit krystallisirbarer Zuker-Masse gesaͤttigten Syrup gießt. Dieser Syrup kann noch Melasse oder unkrystallisirbaren Zuker aufloͤsen und mit ihm zugleich den Faͤrbestoff entziehen. Es waͤre offenbar unklug, wenn man bei der Bearbeitung des Runkelruͤbenzukers den Rohzuker mit einem Syrup von reinem Zuker reinigen wollte; es kann aber vorteilhaft seyn, dieses Verfahren mit einigen Abaͤnderungen anzunehmen. Ich habe es folgendermaßen ausgeuͤbt: Ich bereitete mit dem Saft von Wurzeln, welche (nach dem weiter unten besprochenen Verfahren) geschwefelt worden waren, einen geklaͤrten Syrup (wie zur regelmaͤßigen Krystallisation), welcher ohne Anwendung von thierischer Kohle eine schwache Amberfarbe hat und dampfte ihn so weit ab, bis er heiß 32° am Araͤometer zeigte. Diesen geklaͤrten Syrup goß ich im Verhaͤltniß von 4 bis 5 Liter fuͤr eine Form von 30 Liter auf den Thonbrei des Hutes. Er muß kalt aufgegossen werden (welches jedoch in zwei verschiedenen Zeitpunkten geschehen kann) und in einem Zimmer, dessen Temperatur 15° C. (12° R.) nicht uͤbersteigen darf. Man kann ihn entweder aufgießen, nachdem die Melasse von dem Hute abgeflossen ist, oder noch besser in dem Augenblike, wo man den Stoͤpsel der Form oͤffnet. Im lezteren Falle wirkt er kraͤftiger, indem dann die Melasse, welche die Krystalle verunreinigt, keine Zeit gehabt hat, einzutroknen und dem Aufloͤsungsvermoͤgen des geklaͤrten Syrups besser nachgibt, der sich dann gleichfoͤrmiger uͤber die ganze Masse des Hutes verbreitet, in welche er durch die abfließende Melasse hineingezogen wird. Bei der lezteren Verfahrungsweise muß man einige Vorsicht anwenden; nachdem man naͤmlich auf den Zuker eine Schichte geklaͤrten Syrups von ungefaͤhr einem Zoll aufgegossen hat, muß man fuͤr den Zusaz der zweiten Schichte den Augenblik abwarten, wo der Zuker abgedekt wird und so fort, wenn man noch mehr zusezen wollte. Wenn man einen zu schwachen geklaͤrten Syrup anwenden wuͤrde, so wuͤrde er den Zuker in der Form niederdruͤken, indem er ihn schmilzt oder an einigen Stellen mehr oder weniger tiefe Loͤcher machen und sich so einen Weg bahnen. Wenn der Zuker nicht warzenfoͤrmig ist und man den geklaͤrten Syrup nicht in dem Augenblike aufgießt, wo man den Stoͤpsel herauszieht, so ist es gut die Thondeke abzuebnen, nachdem man den Zuker bis zur Spize der Form wohl mit dem Messer umgeruͤhrt hat. Wenn die Operation des Bleichens (Reinigens) gut geleitet wird, so darf das Gewicht des Zukers dadurch nicht vermindert werden; je nachdem sie mehr oder weniger lange fortgesezt wird, kann die Farbe desselben dadurch von Braun in Weiß uͤbergefuͤhrt werden. Der Zuker erhaͤlt dadurch mehr Koͤrper und einen viel groͤßeren Werth fuͤr den Raffinirer. Durch diese Behandlung verschwinden sogar alle Eigenschaften des gekoͤrnten Zukers, wodurch er dem krystallisirten scheinbar nachsteht. Die HHrn. Blanquet und Harpignies, welche den Zuker ebenfalls bleichen, bereiten hiezu den geklaͤrten Syrup mit dem Filter des Hrn. Dumont und mit den Abfallen ihrer Formen, welche sie schmelzen und klaͤren. Wie man aber auch immer den geklaͤrten Syrup bereiten mag, so muß er 36° am Araͤometer zeigen und wenig gefaͤrbt seyn. Ich habe auch Zuker von sehr schoͤner Sorte gesehen, welchen Hr. Bucquet gebleicht hatte. Man kann dieses Verfahren den Fabrikanten als sehr vorteilhaft empfehlen. In einigen Fabriken, wo man das Bleichen ohne die erforderlichen Kenntnisse versuchte, erhielt man schlechte Resultate. Reinigung des Zukers in den Formen durch Abtropfen. Wann der Zuker in den Formen von guter Qualitaͤt ist, kann man den Stoͤpsel der Form ohne alle Vorsicht oͤffnen und es ist sogar unnuͤz, die Spizen mit einer Ahle zu durchbohren: der Syrup laͤuft leicht ab, ohne Zuker mit sich zu reißen. Wenn der Zuker wenig Festigkeit oder wenn man bei der Arbeit irgend einen Fehler begangen hat, so kann das Korn sehr fein, teigig und von geringer Consistenz seyn, was besonders bei dem wiederverkochten Zuker eintrifft; man muß alsdann den Stoͤpsel mit Vorsicht oͤffnen, und wenn man bemerkt, daß der Syrup Zuker mit sich reißt, so muß man die Spize des Kegels mit einer Perruque, oder mit einer Kehle, oder, was noch einfacher ist, mit einem ausgekehlten Stoͤpsel versehenEine Perruque ist ein Stuͤk reinen Zeuges, welches man auf die Oeffnung des Unterseztopfes legt, ehe man die Form darauf bringt. Dieser Zeug haͤlt den Zuker zuruͤk und laͤßt nur die Melasse durchgehen. – Eine Kehle (cannelle) ist ein hohler, mit Loͤchern versehener metallener Kegel, welchen man in die Spize der Form stekt. – Ein ausgekehlter Stoͤpsel (bouchon cannelé) ist ein gewoͤhnlicher Stoͤpsel, auf dessen Umfang man fuͤnf oder sechs tiefe Einschnitte gemacht hat.A. d. O.. Die Stube, worin sich die Formen befinden, darf nicht zu heiß seyn, wenn man die Stoͤpsel oͤffnet; 15 bis 18° C. (12 bis 14° R.) eignen sich zu dieser Operation gut. Ein Zuker, dessen erste Reinigung in einer stark geheizten Waͤrmstube Statt findet, worin sich die Luft leicht erneuert, ist staͤrker gefaͤrbt, als wenn die Reinigung bei einer niedrigeren Temperatur und an einem feuchten Orte erfolgt. Ich habe sogar oͤfters bemerkt, daß Zuker an seiner Oberflaͤche durch den Dampf der feuchten Stuben, worin er sich befand, gewissermaßen thonartig wurde. Man koͤnnte sich ohne Zweifel diese Eigenschaft zu Nuzen machen und die Reinigungsstuben mit Luft heizen, die mit Dampf uͤbersaͤttigt ist. Reinigung des Zukers durch die Walzen und die Presse. Der Zuker aus den Krystallisationsgefaͤßen erscheint in Gestalt krystallinischer oder concreter, mehr oder weniger harter Massen, aus welchen die Mutterlauge durch bloßes Abtropfen nicht ganz abgeschieden werden kann; man muß daher zum Pressen seine Zuflucht nehmen. Wenn man aber den Zuker bloß in Saͤken abwechselnd mit Weidenflechten auf die Platte einer starken Presse bringen wuͤrde, so wuͤrde die Melasse wegen des Widerstandes, den die Krystalle entgegensezen, welche unter sich um so groͤßere Zwischenraͤume lassen je voluminoͤser sie sind, nur unvollkommen ausgetrieben werden. Es bleibt daher nichts uͤbrig, als den Zuker durch zwei Walzen laufen zu lassen, die ihn in eine teigartige halbfluͤssige Masse verwandeln, welche aus mehr oder weniger feinen Koͤrnern besteht, die in der Melasse schwimmen. Wenn diese Masse sodann in einen Sak gebracht und ausgepreßt wird, so gibt sie unter der allmaͤhlichen und kraͤftigen Einwirkung einer Presse ihre Melasse sehr leicht ab, waͤhrend der Zuker in dem Sak zuruͤkbleibt. Diese Operation dauert 24 bis 48 Stunden. Man wendet hiezu dieselben Saͤke und Flechten an, die man gewoͤhnlich zum Auspressen des Markes gebraucht. Die Saͤke darf man nicht uͤbermaͤßig anfuͤllen, weil sie sonst reißen koͤnnten und die Reinigung schwieriger waͤre. Diese Reinigung erfolgt um so vollstaͤndiger und leichter und der Zuker wird um so weißer, je oͤfter man die Masse durch die Walzen gehen laͤßt, was in einigen Fabriken 20 bis 25 Mal vorgenommen wird. Die Zukerkoͤrner sind alsdann sehr pulverig und wenn man sie aus den Saͤken nimmt, haben sie ein thonartiges Aussehen. Es ist kein Zweifel, daß ein solcher Zuker beim Raffiniren sehr ergiebig ist. Den fehlerhaften Formenzuker oder die Spizen der Huͤte, welche nicht ablaufen konnten, kann man hinreichend dadurch reinigen, daß man sie in Saͤke fuͤllt und unter die Presse bringt, ohne sie vorher zu walzen, wo man sodann durch Schmelzen schoͤnen Zuker daraus erhaͤlt; wenn man aber diese Arbeit vermeiden wollte, so muͤßte man sie durch die Cylinder gehen lassen, ehe man sie in die Saͤke fuͤllt. In einigen Fabriken laͤßt man den Syrup in den Krystallisationsgefaͤßen fast ganz eintroknen, so daß ihr krystallisirter Zuker bloß ein eingetrokneter Ruͤbensaft ist; dieser muß mit Zuker aus anderen Krystallisationsgefaͤßen, welcher mit Melasse beladen ist, oder mit Wasser versezt werden, wenn man ihn durch die Walzen gehen laͤßt. Ein solcher Zuker kann natuͤrlich weiß und dabei doch fuͤr die Raffinerien eine sehr schlechte Sorte seyn, weil er viele fremdartige Bestandtheile enthaͤlt. Schwefelungs-Verfahren. Nach diesem Verfahren, welches ich zuerst mit Vortheil ausgeuͤbt habe, kann man die Wurzeln mit groͤßerer Sicherheit bearbeiten; es erheischt keine so große Reinlichkeit und erlaubt das Mark und den Saft viele Tage lang aufzubewahren, ohne daß sie dadurch eine merkliche Veraͤnderung erleiden; es macht die Laͤuterung regelmaͤßiger und der gelaͤuterte Saft erhaͤlt immer eine schoͤne Farbe; der so behandelte Saft behaͤlt bei der Laͤuterung und bei dem Verkochen eine schoͤnere Farbe. Dieses Verfahren besteht darin, daß man die Wurzeln, ehe man sie zerreibt, einige Zeit lang einer Atmosphaͤre von schweflicher Saͤure aussezt. Das Fleisch bleibt dann eine unbestimmte Zeit lang weiß und gesund. Die Saͤke und Flechten, welche man bei der Bearbeitung gebraucht, erleiden auch in ihrer Farbe keine Veraͤnderung und koͤnnen mehrere Tage, ohne daß man sie reinigt, angewandt werden; eben so alle anderen Geraͤthe, die mit Saft getraͤnkt werden koͤnnen. Wenn man bedenkt, wie wichtig die Reinlichkeit bei der Fabrikation des Runkelruͤbenzukers ist, und welche großen Nachtheile durch ihre so leichte und so haͤufige Vernachlaͤssigung von Seite der Arbeiter entstehen koͤnnen, so wird man wohl die Vortheile zu schaͤzen wissen, welche bei der Fabrikation im Großen ein Verfahren gewaͤhren muß, das in dieser Hinsicht eine vollkommene Sicherheit darbietet. Ich habe seit langer Zeit bemerkt, daß die Arbeit, welche in einer Zukerfabrik am ersten Tage gemacht wird, viel bessere Producte liefert, man mag den Zuker regelmaͤßig krystallisiren lassen oder koͤrnen, und ich hatte mit Unrecht diesen Unterschied einer Veraͤnderung der Wurzeln zugeschrieben, welche doch gewiß nicht die Ursache davon seyn kann, weil die Erscheinung allgemein ist und sich jedes Jahr mehr oder weniger auffallend in den Fabriken zeigt. Ich zweifle nun nicht mehr, daß die Ursache einzig und allein in der Unreinheit der Geraͤthe liegt, welche am zweiten Tage der Fabrikation beginnt und die sich nur dadurch vermeiden ließe, daß man die Geraͤthe taͤglich so sorgfaͤltig reinigen und troknen wuͤrde, wie man es am Schluß der Arbeit zu thun pflegt. Nach diesen Betrachtungen, worin aufgeklaͤrte Fabrikanten gewiß mit mir uͤbereinstimmen, ist die Reinlichkeit einer Fabrik ebenfalls eine unerlaͤßliche Bedingung des guten Erfolgs; diese wird nun aber durch das Schwefeln der Ruͤben so vollkommen erfuͤllt, als es auf keine andere Art moͤglich ist. Das Schwefeln, welches man den Fabrikanten als eine schwierige Operation vorstellte, ist eine außerordentlich einfache Arbeit. Der Apparat, welchen ich dazu erfunden habe, wird in diesem Jahre in mehreren Fabriken angewandt werden, deren Directoren bei mir in diesem Verfahren unterrichtet wurden. Die Kosten des Apparates und des Stoffes zur Erzeugung der schweflichen Saͤure sind im Verhaͤltniß zu den uͤbrigen Fabrikationskosten so gering, daß sie gar nicht in Betracht kommen. Die schwefliche Saͤure spielt bei dieser Anwendung dieselbe Rolle wie bei der Aufbewahrung des Ruͤbenmostes; sie verhindert die Faͤrbung und die schleimige Gaͤhrung, indem sie den Saft gegen die Einwirkung des Sauerstoffs schuͤzt, wie groß auch immer die Oberflaͤche der mit der Luft in Beruͤhrung kommenden Substanz seyn mag. Ein Theil der schweflichen Saͤure verwandelt sich alsdann in Schwefelsaͤure, die als Erhaltungs- und Laͤuterungsmittel wirkt. Der Kalk, welchen man in der Kaͤlte Behufs der Laͤuterung zusezt, entzieht die ruͤckstaͤndige schwefliche Saͤure, womit er ein sehr dichtes unaufloͤsliches schweflichsaures Salz bildet, welches die Abscheidung der Floken beguͤnstigt. Es ist mir bei diesem Verfahren nie eine Laͤuterung mißlungen, selbst wenn ich außerordentlich verdorbene Ruͤben anwandte. Der nach diesem Verfahren gelaͤuterte und Behufs des Abdampfens neutralisirte Saft gibt einen wenig gefaͤrbten Syrup, welcher in den Krystallisationsgefaͤßen staͤrker anschießt, als der Archand'sche Syrup und der mit einigen Vorsichtsmaßregeln zum Bleichen des Zukers gebraucht werden kann. Ich habe noch die gegruͤndete Hoffnung, nach diesem Verfahren einen fast farblosen Syrup zum Verkochen bereiten zu koͤnnen. Ich ließ mir auf dieses Verfahren ein Brevet d'Invention ertheilen und trete mein Recht an alle meine Schuͤler ab, von denen es Einige auch in diesem Jahre anwenden wollen. Ueber die Zunahme der Runkelruͤbenzuker-Fabrikation in Frankreich. Ich habe hinsichtlich der Zunahme der Fabrikation des inlaͤndischen Zukers die Hypothese als wahrscheinlich aufgestellt, daß durch eine Fabrik eine andere entstehen kann und berechnet, daß Frankreich in fuͤnf Jahren seinen gegenwaͤrtigen Zukerbedarf durch inlaͤndische Fabriken erzeugen wird. In der That zaͤhlte man im verflossenen Jahre 1828/29 hundert Fabriken, welche zusammen beilaͤufig fuͤnf Millionen Kilogrammen (100,000 Ztr.) Zuker erzeugten, daher auf die Fabrik 50,000 Kilogr. kommen. Diese Fabriken sind in 23 Departements zerstreut. Wir theilen am Ende dieser Abhandlung das Verzeichniß derselben mitDieses Verzeichniß ist in unserem Journale, als von bloß lokalem Interesse, weggelassen worden und eben so das darauffolgende von fuͤnfzig Fabriken, welche im Jahre 1829/30 zu arbeiten anfangen.A. d. R.. In diesem Jahre muß man hundert neue Fabriken zaͤhlen, wenn unsere Hypothese sich bewaͤhrt. Wir theilen hernach auch das Verzeichniß der neuen Fabriken mit, so weit wir es zusammen bringen konnten; obgleich es ziemlich zahlreich ist, so darf man doch annehmen, daß es bei weitem nicht vollstaͤndig ist; wenn unter diesen Fabriken mehrere von geringer Wichtigkeit sind, so muß man bedenken, daß das erste Jahr gewoͤhnlich nur ein Probejahr ist, in welchem eine groͤßere Grundlage vorbereitet wird. Man muß bei der Verbreitung der Runkelruͤbenzuker-Fabrikation dieselbe hauptsaͤchlich an die Landwirtschaft zu ketten und eben deßwegen die Geraͤthe und Verfahrungsweisen moͤglichst zu vereinfachen suchen. Die meisten Unternehmer fuͤhlen die Notwendigkeit nicht, diese Fabrikation mit der Oekonomie zu verbinden und treiben sie ungluͤklicherweise bloß als technisches Unternehmen. Dieser Umstand, welcher jener Industrie eine falsche Richtung gibt, ist jedoch den Fortschritten der Fabrikationskunst foͤrderlich, weil er sie in die Haͤnde von Kapitalisten bringt, welche im Stande sind kostspielige Versuche uͤber Maschinen, Apparate und Proceduren anzustellen; die Oekonomen muͤssen dann bei den einfachsten und wohlfeilsten Verfahrungsweisen stehen bleiben, welche offenbar aus den Versuchen, die man gegenwaͤrtig uͤber die Fabrikation des Zukers anstellt, hervorgehen werden. Ich hoffe auch, daß der Dampf, welcher heute zu Tage zum Verkochen erfordert wird, einst in den Fabriken der Oekonomen wird beseitigt werden koͤnnen, oder daß man wenigstens die Dampfapparate noch so verbessern wird, daß ihre großen Kosten und haͤufigen Ausbesserungen wegfallenOben S. 206. hat der Verfasser das Gegentheil gesagt.A. d. R.. Der Apparat fuͤr die Zukerfabrikation darf den Oekonomen nur ein kleines Kapital kosten, weil derselbe nur 4 bis 5 Monate des Jahres nuzbar ist; uͤbrigens haͤngt die Guͤte und Menge des Zukers, den man darstellen kann, nicht so sehr von der Vollkommenheit des Apparates ab, als man wohl glauben moͤchte; mancher Oekonom, dessen Apparat keine 20,000 Fr. gekostet hat, macht mehr und besseren Zuker als mancher Fabrikant, dessen Einrichtung 80,000 Fr. verschlungen hat. Dagegen haͤngt der guͤnstige Erfolg groͤßten Theils von der Wahl des Directors ab, wobei man oft mit so geringer Sorgfalt zu Werke geht.