Titel: Bemerkungen über das Bleichen. Von Junius Smith, zu Liverpool, in den Vereinigten Staaten.
Fundstelle: Band 33, Jahrgang 1829, Nr. CVIII., S. 458
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CVIII. Bemerkungen uͤber das Bleichen. Von Junius Smith, zu Liverpool, in den Vereinigten Staaten. Aus Silliman's Journal im Register of Arts. N. 71. 19. Juni. S. 356. (Im Auszuge.) Smith, Bemerkungen uͤber das Bleichen. Der Hr. Verfasser bemerkt, daß in der sowohl in Europa als in Nord-Amerika allgemein befolgten Bleich-Methode ein Hauptfehler liegt, naͤmlich der, daß man so oft und so schnell mit heißen und mit kalten Fluͤssigkeiten wechselt. Die Leinwand wird aus der Baͤuche heiß herausgenommen, und in kaltes Wasser geworfen, um in demselben gewaschen zu werden. Waͤhrend die heiße Aufloͤsung des Alkali die Fasern oͤffnet und ausdehnt, und dadurch dem Alkali Gelegenheit gibt, auf den Faͤrbestoff, der die Fasern faͤrbt, und der dadurch mehr aufloͤsbar gemacht wurde, kraͤftiger einzuwirken, muß das kalte Wasser nothwendig die Fasern wieder zusammenziehen, den Faͤrbestoff verdichten, und alles verderben, was fruͤher gut gemacht wurde. Wenn das Wasser, in welchem man die gebaͤuchte Leinwand auswaͤscht, von derselben Temperatur waͤre, wie die Baͤuche, so fielen diese Nachtheile weg. 2) Die Leinwand kommt ferner, nachdem sie mehrere Male gebaͤucht wurde, und einige Monate an der Luft lag, in großen Quantitaͤten in Faͤsser mit Chlor-Kalk, in welchen man sie ruhig liegen laͤßt. Die Bleichfluͤssigkeit kann, theils wegen der Ruhe, theils weil sie kalt angewendet wird, nur unvollkommen und nur ungleich auf die Leinwand wirken, welche gebleicht werden soll. Wenn man die Bleichfluͤssigkeit warm und in geschlossenen Raͤumen so anbraͤchte, daß das Gas nicht entweichen kann, und wenn die Leinwand zugleich in staͤter und regelmaͤßiger Bewegung waͤre, so wuͤrden alle diese Nachtheile beseitigt werden. Was hier uͤber Anwendung der Alkalien (Laugen) und des Chloruͤres bemerkt wurde, gilt auch von der Anwendung des saͤuerlichen Wassers in der dritten Bleichperiode. 3) Das Wichtigste beim Bleichen ist der gehoͤrige Grad von Hize, welchem die Leinwand ausgesezt werden muß. Man hat verschiedene Vorrichtungen versucht, um Dampf-Hize auf Leinwand einwirken zu lassen; ich wuͤßte aber nicht, daß irgend Jemand seine Bleichwaare der Einwirkung der Dampf-Hize unter Druk ausgesezt haͤtte, ehe ich meine Maschine hierzu verfertigte. Die franzoͤsischen Bleicher haben sich viele Muͤhe gegeben, die Lauge unter einer hoͤheren Temperatur, als die der Siedehize anzuwenden: ihre Bemuͤhungen waren vergebens. Sie scheinen genau zu wissen, welche Wirkung eine, uͤber jenen Grad hinauf vermehrte, Hize haben muß; allein ihre mechanischen Vorrichtungen waren zu unvollkommen, um diesen Zwek erreichen zu koͤnnen (siehe Berthollet's Faͤrbekunst). Ich finde aber auch keine Spur, daß sie je eine Idee von den Vortheilen hatten, die entstehen muͤssen, wenn Hize und Bewegung vereint angewendet werden. Wenn Dampf nicht unter Druk angewendet wird, so hat das Daͤmpfen keinen wesentlichen Vorzug vor dem Sieden; es bringt sogar oͤfters Schaden. Die Hize wird auf diese Weise nie 212° Fahrenh. uͤbersteigen, und auf diesen Grad, d.h. auf den Grad der Siedehize herabsinken, sobald der Dampf mit der freien Luft in Beruͤhrung kommt. Wenn aber der Dampf eingeschlossen ist, kann seine Hize leicht bis auf 230° erhoͤht werden, und dann zeigt sich der Vortheil der Anwendung einer hoͤheren Temperatur bei dem Bleichen. Diese Wirkung wird noch auffallender, und ganz ausgezeichnet schoͤn, wenn die Bleichwaare waͤhrend derselben in Bewegung gesezt wird, wo dann die Bleichung noch gleichfoͤrmiger ausfaͤllt. Es ist keine Gefahr dabei, wie einige glaubten, daß die Leinwand durch eine starke Dampf-Hize verdorben wird: die schaͤdliche oder sengende Dampf-Hize faͤngt erst bei 520° Fahrenheit, bei einem Druke von 50 Atmosphaͤren, von 735 Pfd. auf den □ Zoll an. Einen solchen Druk haͤlt kein gewoͤhnlicher Dampf-Apparat aus. Dampf-Hize von 350° Fahrenh. macht die Loͤthung so weich, daß sie dem Druke nachgibt, und die Dampfroͤhren bersten. Dieß sind Thatsachen, die ich als die Resultate meiner wiederholten Versuche kennen lernte, und bei welchen keine Taͤuschung Statt hat. Ich bin berechtigt zu versichern, daß man mit den gewoͤhnlichen Dampf-Apparaten den Dampf nie so hoch erhizen kann, daß die Waare, die der Einwirkung desselben ausgesezt wird, dadurch leiden koͤnnte. Wenn man die Leinwand unter Einwirkung der Dampf-Hize mit Druk, unter Einwirkung der Lauge in Bewegung erhaͤlt, so wirkt das Baͤuchen nicht bloß staͤrker, sondern auch gleichfoͤrmiger. Jeder Theil der Leinwand wird der Einwirkung der bleichenden Kraͤfte gleichfoͤrmig ausgesezt, der Faͤrbestoff wird von der Leinwand geloͤset und schwimmt in der Fluͤssigkeit unter derselben. Dadurch entscheidet sich die Frage, die einige aufgeworfen haben: ob der Faͤrbestoff wirklich von der Leinwand geloͤset wird, oder sich auf derselben bleicht, ohne los zu werden. Wenn wir sehen, daß gebleichte Waaren durch die verschiedenen Bleichmethoden zwischen 20 und 30 p. C. verlieren; wenn wir den Faͤrbestoff in der Fluͤssigkeit schwebend und durch Verdampfung in einen Schleim verwandelt sehen, so scheint es keinem Zweifel zu unterliegen, daß der Faͤrbestoff, wenigstens in einem sehr starken Verhaͤltnisse, durch das Bleichen geloͤset wird. Meine wiederholten Versuche im Großen lehrten mich die Vortheile kennen, die man erhaͤlt, wenn man Hize und Bewegung verbindet: die Wirkung geschieht unmittelbar und gleichfoͤrmig. Die starke Verwandtschaft, welche den Faͤrbestoff, die schleimigen und oͤhligen Stoffe mit den Fasern verbindet, wird geschwaͤcht, schnell aufgehoben, und jede Gelegenheit zur ferneren Verbindung wird beseitigt. Auf diese Weise habe ich Schott'schen Drill in zwoͤlf, Manchester Cotton shirtings in vier Stunden gebleicht. Baumwollen-Waaren brauchen eben nicht auf das Gras zu kommen; Leinwand wird aber schoͤner, wenn sie einige Tage auf dem Grase liegt. Man erspart bei dieser Methode gegen die gewoͤhnliche ungefaͤhr 25 p. C. Alkali.