Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. CXIV., S. 476 |
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CXIV.
Miszellen.
Miszellen.
Verzeichniß der zu London im Jahre 1829
ertheilten Patente.
Dem George Straker, Schiffbauer zu
South Shields, in der Grafschaft Durham: auf eine
Verbesserung an Schiffsbratspillen. – Dd. 25. Juli 1829.
Dem Louis Quetin, Professor der
Mathematik zu London, auf ein neues und verbessertes
Fuhrwerk oder eine Vereinigung von Fuhrwerken, um Passagiere
so wie auch Geraͤthe und Guͤter fortzufahren;
es gruͤndet sich auf ein neues Princip, um das
Umwerfen zu verhuͤten und besizt noch andere
Vortheile, welche der Patenttraͤger fuͤr
allgemein nuͤzlich haͤlt. Dd. 25. Juli 1829. – Von
einem Fremden mitgetheilt.
Dem Francis Horatio Nelson Drake,
Esq. zu Colyton House, in der Grafschaft Devon: auf gewisse
Verbesserungen an Ziegeln zum Deken der Haͤuser und
anderer Gebaͤude. – Von einem Fremden
mitgetheilt. Dd. 25. Juli
1829.
Dem John Nicholls, Gentleman zu
Pershall, in der Grafschaft Stafford: auf gewisse
Verbesserungen an dem Hebel und in der Anwendung seiner
Kraft. Dd. 25. Juli 1829.
Dem Joshua Bates, Kaufmann in
Bishopsgate Street, in der City von London: auf eine
verbesserte Einrichtung der Dampfkessel oder Generatoren,
wobei der Kessel betraͤchtlich verkleinert und viel
weniger Brennmaterial verzehrt wird. – Von einem
Fremden mitgetheilt. Dd. 1.
August 1829.
Dem Joshua Bates, Kaufmann in
Bishopsgate Street Within, in der City von London: auf ein
neues Verfahren den Zuker zu bleichen. – Von einem
Fremden mitgetheilt. Dd. 1.
August 1829.
Dem John Hutchinson zu Liverpool,
in der Pfalzgrafschaft Lancaster: auf gewisse Verbesserungen
an den Maschinen zum Spinnen der Baumwolle und anderer
faserigen Substanzen. – Von einem Fremden
mitgetheilt. Dd. 30. Juli
1829.
Dem Nathaniel Jocelyn,
Kuͤnstler zu Newhaven, im Staate Connecticut in
Nordamerika, gegenwaͤrtig in der City von London
wohnend: auf gewisse Verbesserungen in der Verfertigung von
Drukformen fuͤr Banknoten, Wechsel u.s.w., wodurch
man ihre Verfaͤlschung und Veraͤnderung
verhuͤten oder entdeken kann. – Von einem
Fremden mitgetheilt. Dd. 3.
August 1829.
Dem Thomas Bailey, Rahmschmied zu
Leicester: auf gewisse Verbesserungen an den Maschinen zum
Verfertigen der Spizen. – Dd. 5. August 1829.
Dem Thomas Brown, Kutschenmacher
zu Birmingham, in der Grafschaft Warwick: auf eine
verbesserte Kutsche, die sich besonders zu Diligencen und
zum Transport von Waaren eignet. – Dd. 5. August 1829.
Dem William Shand, Esq. zu
Burn in Kincardinshire in Schottland: auf Verbesserungen in der
Destillation. Dd. 10. August
1829.
Dem John Mac Leod, Esq., zu
Westminster, Chirurg am Madras Establishment: auf
Verbesserungen in der Zubereitung oder Fabrikation gewisser
Substanzen, so daß man Barilla (Soda) gewinnt. Dd. 10. August 1829.
Dem James Rowland, zu Heneage
Street, Brook Lane, Spitalfields, in der Grafschaft
Middlesex, und Charles Mac Millan
ebendaselbst, Mechanikern und Muͤhlaͤrzten:
auf eine verbesserte Methode Landstraßen herzustellen. Dd. 11. August 1829.
Dem Thomas Hall Rolfe, Verfertiger
musikalischer Instrumente in Cheapside, in der City von
London: auf Verbesserungen an selbstspielenden Fortepianos.
Dd. 11. August 1829.
Dem Edward Wieks, in Kings Road,
Chelsea, in der Grafschaft Middlesex: auf seine verbesserte
Methode, heißes Wasser und andere Fluͤssigkeiten in
die Hoͤhe zu heben, herabzulassen und an entfernte
Orte hinzuleiten. Dd. 14. August
1829.
Dem Henry Cruger Price und Charles
Fox Price, Eisenkraͤmern
in der City von Bristol: auf eine Verbesserung an gewissen
schon bekannten Apparaten, um Hize durch Circulation von
Fluͤssigkeiten mitzutheilen. Dd. 20. Aug. 1829.
Dem John Musshet, Gentleman zu
York Square, Regent's Park, in der Pfarrei St. Pancras, in
der Grafschaft Middlesex: auf eine gewisse Arznei, welche
sein verstorbener Vater William Musshet, Doctor der Medizin
zu York, in seiner Praxis fuͤr vorzuͤglich
wirksam und besser fand als alle andere Mittel, bei
Magenkraͤmpfen, Lungenentzuͤndungen, heftigem
Husten, Nachwehen und Schmerzen in der Brust und den
Eingeweiden. Dd. 20. August
1829.
Dem John Jones,
Buͤrstenmacher zu Leeds, in der Grafschaft York: auf
gewisse Verbesserungen an den Maschinen zum Dressiren und
Vollenden der Wollentuͤcher. Dd. 21. August 1829.
Dem William Roger, Lieutenant auf
der koͤnigl. Marine, Norfolk Street, Strand, in der
Grafschaft Middlesex: auf gewisse Verbesserungen an Ankern.
Dd. 21. August 1829.
–
(Aus dem Repertory of
Patent-Inventions, September 1829, S.
573.)
Verzeichniß der erloschenen englischen
Patente.
Des Joseph Harvey, Drechslers zu
Long Lane, Bermondsey, Surrey: auf eine Maschine, um das
Leder besser zu streichen und zu vollenden. – Dd. 4. August 1815.
Des William Edridge, Gelbgießers
zu Rotherhith, Surrey: auf eine Maschine, Pumpe oder
Feuersprize. Dd. 4. August 1815.
(Beschrieben im Repertory Bd.
XXVIII. S. 263.)
Des John Street, Esq. zu Clifton,
Gloucestershire: auf gewisse fernere Verbesserungen an
Blasebaͤlgen. Dd. 11.
August 1815. (Beschrieben im Repertory Bd. XXVIII. S. 193.)
Des Richard Dixon, Koffermachers
zu High Holborn, Middlesex: auf eine verbesserte Einrichtung
von Koffern aller Art und auf die Anwendung von Substanzen,
welche bisher noch nicht zu ihrer Verfertigung gebraucht
wurden. – Dd. 11. August
1815.
Des John Edwards, Gentleman zu
Canterbury Buildings, Lambeth, Surrey: auf Mittel, um das
Lekwerden der Schiffe, Bothe und anderer Fahrzeuge zu
verhindern. – Dd. 15.
August 1815. (Beschrieben im Repertory Bd. XXIX. S. 75.)
Des Stephan Price, Mechanikers zu
Stroud, Gloucestershire: auf eine Maschine zum Scheren der
Wollentuͤcher und anderer, die eine solche Behandlung
erfordern. Dd. 21. August 1815.
(Beschrieben im Repertory Bd.
XXIX. S. 65.)
Des John Chesholms, zu Edinburgh:
auf eine Einrichtung der Register- und anderer Oefen.
Dd. 21. August 1815.
Des Thomas Field Savory, Chemikers
zu New Bond Street, Middlesex: auf ein Neutralsalz oder
Pulver, welches alle Eigenschaften des Seidlezer
(Seidschuͤzer?) Mineralwassers in Deutschland besizt
und welches er unter dem Namen „Seidlez Powder“
verkauft. – Dd. 23.
August 1815. (Beschrieben im Repertory Bd. XXIX. S. 14.)
Des William Bemman, Lohgerbers zu
Elderfields, Worcestershire: auf mannigfaltige
Verbesserungen an Pfluͤgen. – Dd. 23. August 1815.
Des James Carpenter,
Striegelmachers zu Wellenhall, Staffordshire: auf einen
verbesserten Striegel. – Dd. 23. August 1815. –
(Aus dem Repertory of
Patent-Inventions, Septbr. 1829, S.
572.)
Dr. Dinglers leztes Wort
uͤber Handelsfreiheit in seinem Journale an den Verf. der
Notiz „Ruͤge und Wunsch“ im Hesperus
N. 209.
Es heißt im Hesperus
N. 209. 1. Septbr. 1829. unter der
Aufschrift „Ruͤge und
Wunsch“
„unbeschadet der Vortrefflichkeit des Dingler'schen Journals im Ganzen ist uns doch
schon oͤfters in einzelnen Artikeln, die
wahrscheinlich nicht von Hrn. Dingler selbst herruͤhren, der anmaßende,
hoͤhnende, absprechende, grobe Ton aufgefallen, der
niemals bei wissenschaftlichen Discussionen Eingang finden
sollte; am meisten aber im neuesten Hefte des August N. 1. Da heißt S. 241. Say ein „elender
Schwaͤzer, der uͤberall so viele Anbeter
findet.“
Wenn es dem Hrn. N. (denn mit diesem Buchstaben unterzeichnet
sich der Verfasser unter oben angefuͤhrtem Aufsaze) mit
dem Worte „Vortrefflichkeit“ das er meinem
Journale „im Ganzen“ ertheilt, Ernst
waͤre; so wuͤrde er sich selbst dadurch ein
schlechteres Compliment gemacht haben, als er mir in seiner
Heuchelei zudachte; denn ich weiß nur zu wohl, wie weit mein
Journal von irgend einem Anspruch auf
„Vortrefflichkeit“ entfernt ist. Wenn
dieses Journal in dem Lande, in welchem es erscheint,
aͤhnliche Unterstuͤzung erhielte, wie
aͤhnliche Journale in Frankreich, England, Holland,
Preußen, Rußland, dann koͤnnte es sich seinem Ziele
naͤhern; so aber, wie es da steht, ist es nur eine
Unternehmung zum Vortheile anderer; es ist ein wahres Almosen,
das der edle Freiherr von Cotta zu
Cottendorf der arbeitenden Classe des deutschen Volkes spendet,
und bei dem Aufwande, den dieser Edle fuͤr diese
Zeitschrift aus seiner Casse thut, und ich mit meiner wenigen
Muße machen kann, ist Vortrefflichkeit der Nuͤzlichkeit
untergeordnet.
Was den „anmaßenden,
hoͤhnenden, absprechenden, groben
Ton“ betrifft, so erlaube ich mir keine Anmaßung, wenn ich darthue, wozu ich,
wie jeder andere, ein unantastbares Recht habe, naͤmlich
das Recht meine Meinung laut zu sagen in einem Staate wo
Preßfreiheit ist: man erlaubt sich nur dann eine Anmaßung, wenn
man etwas thut, wozu man kein Recht hat. Wenn man Wahrheit
fuͤr Hohn nimmt, so ist es
eben so wenig meine Schuld, als wenn man Ironie fuͤr
bares Lob haͤlt, und dieser lezteren haben alle
Schriftsteller sich bedient, wo sie dieselbe der Wahrheit
zutraͤglich fanden. Man spricht nicht ab und man ist
nicht grob, wenn man die Behauptung
eines Gegners ad absurdum reducirt.
Die groͤßten und feinsten Mathematiker haben ihre
Saͤze sehr oft nur dadurch erwiesen, daß sie die
Behauptung des Gegentheils auf das Absurde, das Ungereimte
zuruͤkfuͤhrten. Wenn ferner heute zu Tage die
Grobheit von den Philosophen vergoͤttert, und bis zur
„goͤttlichen
Grobheit“ erhoben wurde; so sehe ich
nicht ein, warum man das an dem einen tadelt, was man an dem
anderen vergoͤttert. Man ging der Industrie in Bayern grob zu Leibe, und wir sollen uns hoͤflich dafuͤr
bedanken? Et cantare pares et respondere
parati!
Die Artikel „die wahrscheinlich nicht von Hrn. Dingler
herruͤhren“ ruͤhren
urspruͤnglich von Dr. Dingler
her: das Wahrscheinliche ist nicht immer das Wahre, und
umgekehrt. Wenn auch nicht alle Artikel uͤber die Mittel
der Industrie aufzuhelfen aus meiner Feder sind, so entsprechen
sie doch ganz meiner Ansicht: mein Journal ist kein
Zeitungs-Blatt, das alle Farben spielen muß; es ist
ein Blatt von bestimmter Farbe, das das Gute will, und
Moralitaͤt durch Arbeitsamkeit und Fleiß, nicht durch
Faulheit und Troͤdel foͤrdern will.
Wenn ich fuͤr Einfuhr-Verbot solcher Waaren
spreche, die im Lande selbst ehren so gut erzeugt werden
koͤnnen, als man sie aus dem Auslande einfuͤhrt;
so schreibe ich keine wissenschaftliche Discussionen. Anerkannte
Wahrheiten, Axiome, sind keiner Discussion faͤhig, und
wer diese wissenschaftlich discutiren will, macht sich eben so
laͤcherlich, als alle jene Mathematiker in ihrer
Aster-Weisheit sich laͤcherlich machten, die
uͤber das 11te Axiom in Euklids 1. Buche bogenlange
Abhandlungen schrieben.
Daß Say ein elender Schwaͤzer,
„wir fuͤgen noch hinzu ein erbaͤrmlicher
Schwaͤzer“ ist, ist nicht bloß
unsere Ansicht; sie ist die Ansicht der erfahrensten
Geschaͤfts-Maͤnner Frankreichs, Englands,
Nordamerikas und Italiens. Ein Mann, dessen Name der
Unsterblichkeit mit festerem Tritte entgegen geht, als Hr. Say ihr entgegen huͤpfen
wollte, der vortreffliche Statistiker und Staats-Oekonom,
Melchiorre Gioja, hat in seinen Werken sowohl, als in den
Analysen, in welchen er Say's
Machwerk pruͤfte (Vergl. Biblioteca italiana), das Unstatthafte der
Grundsaͤze Say's erwiesen, und
noch uͤberdieß gezeigt, daß dasjenige, was in Say gut und brauchbar ist, schon
Jahrhunderte fruͤher von den Economisti d'Italia aufgestellt wurde, die Hr. Say entweder wirklich nicht kennt,
oder nicht zu kennen scheinen will.
„Man muß so blind seyn, wie die Herren Say, Huskisson, Boͤttcher,
Leuchs u.s.w. die Leute machen wollen.“
Auch diese Stelle ruͤgt man an meinem Journale. Und
spricht sie nicht die reine Wahrheit aus? Koͤnnen die
HHrn. Say, Huskisson u.s.w. glauben,
daß man mit offenen und sehenden Augen ihnen zugeben wird, daß
ein Sak, und sey er auch noch so voll, nicht endlich leer werden
muß, wenn man das Geld aus demselben fuͤr und wider
nichts hinauswirft? Man muß erst Jemanden vollkommen blind
machen, ehe er dieses glauben und sich dann mit dem bloßen
Klingen Hoͤren des Geldes begnuͤgen wird, indem er
nicht sieht, ob das Geld in den Sak hinein oder hinaus kommt:
genug er hoͤrt Geld im Ohre klingen.
„Man ist einfaͤltig genug, in Buͤchern,
wie in Parliaments-Reden den so sehr gesunkenen Absaz
des Weines in Frankreich dem Verbote oder der wenigstens
erschwerten Einfuhr des auslaͤndischen Eisens
zuzuschreiben.“
Auch dieser Saz wird bekrittelt, und waͤre vielleicht noch
mehr bekrittelt worden, wenn wir gesagt haͤtten:
„man ist weise genug
u.s.w.;“ denn dann wuͤrde man gesagt
haben, wir hoͤhnen, wenn wir diese Figur der Ironie
gebraucht haͤtten. Daß man in Parliaments-Reden
und in Buͤchern den Mangel an Absaz des
franzoͤsischen Weines der erschwerten Einfuhr des
auslaͤndischen Eisens in Frankreich zuschrieb, ist
Thatsache; diese wird Hr. N., so fein er ist, nicht
laͤugnen, sonst werden wir ihm die Stellen unter seine
Augen halten. Daß die Ursache des geringen Weinverbrauches in
Frankreich die seit Napoleons Sturz um das
Vierfache erhoͤhte Wein-Steuer ist, wird
er eben so wenig laͤugnen, weil ganz Frankreich gegen ihn
zeugen wuͤrde.
Man tadelt auch, daß wir sagten:
„Wenn wir dem Hollaͤnder „(Statt
seiner Colonial-Waaren fuͤr unser
Holz)“ unser Holz fuͤr seine
schoͤne Leinwand, sein gutes Tuch, sein feines Papier
u.s.w. geben; so sind wir Esel, die man pruͤgeln
soll, bis kein Haar mehr hinter den langen Ohren sizen
bleibt u.s.w.“
In diesem u.s.w. hat es Hrn. N. beliebt, den Grund zu versteken,
warum wir Esel sind, wenn wir dieses thun. Wir fuͤgten
naͤmlich diesen Grund bei:
„indem wir schoͤne Leinwand, gutes Tuch, feines
Papier u.s.w. eben so gut bei uns verfertigen
koͤnnen, als der Hollaͤnder (und sogar noch
leichter und besser, da Alles bei uns wohlfeiler ist), wenn
wir anders so fleißig und so geschikt seyn wollen, wie er,
und eben so gut wie er, d.h., nichts in das Land
einfuͤhren lassen, was im Lande erzeugt werden
kann.“
Und ist dieser Grund nicht an und fuͤr sich einleuchtend?
Ist es unmoͤglich in Bayern so schoͤne Leinwand,
so gutes Tuch, so feines Papier zu machen als in Holland? Sind
wir so ungeschikt in Bayern? Ist es aber moͤglich in
Bayern diese Producte zu erzeugen, so lange die Einfuhr
derselben gegen den jezigen Zoll erlaubt ist? Man frage hier
nicht die gelehrten Herren, die in wissenschaftlichen
Discussionen gewandt sind; man frage die Fabrikanten, und wenn
auch nur einer derselben die Frage bejaht und die
Moͤglichkeit der Loͤsung derselben durch gelungene
Ausfuhr im Großen beurkundet; so wollen wir nicht bloß als
obiger in Ruͤge stehender Esel, sondern als der
groͤßte Maulesel in der Christenheit da stehen.
„Aber abgesehen von dieser revoltirenden Sprache, die
nur so vom Egoismus und dem Duͤnkel der
groͤbsten Rechthaberei gefuͤhrt werden kann,
ist auch auffallend, daß von S. 241–245 mehrere
Artikel zu Gunsten des Prohibitiv-Systemes
zusammengestellt werden, das, wie man sieht, als das
ausgemacht Vortrefflichste hingestellt wird. Als einseitige
Ansicht, Meinung?, bescheiden und gruͤndlich
verfochten, wer moͤchte das wehren?“
„Revoltirende Sprache!“ Wenn wir Hrn. N.
mit Namen kennten, so wuͤrden wir ihn, in so fern er uns
des Verbrechens des Hochverrathes, „einer
revoltirenden“ d.h. auf Deutsch zum Aufruhre
reizenden Sprache beschuldigt, vielleicht vor seiner
Behoͤrde belangen, wenn wir nicht dadurch
getroͤstet waͤren, daß unser Journal in
Oesterreich, Preußen, Rußland, wo man revoltirende Journale mit Recht nicht uͤber die
Graͤnze laͤßt, erlaubt und beliebt waͤre.
Vor den Tribunalen solcher Staaten von dem Verdachte des
Aufruhres frei gesprochen, koͤnnen wir mit Recht auf die
Niedertraͤchtigkeit herabsehen, deren Hr. N. sich hier
gegen uns schuldig machte. Wir sezen mehr Exemplare in jenen
Staaten ab, in welchen das Prohibitiv-System
eingefuͤhrt ist, als in jenen, wo freie Einfuhr Statt
hat, zum deutlichen Beweise, daß in jenen Staaten mehr Industrie
Statt hat, als in diesen.
Was den „Egoismus“ betrifft, den uns Hr. N.
vorwirft, so bekennen wir offen, daß wir so viel von dieser
Erbsuͤnde der Menschheit an uns haben, als jeder Sohn
Adams; jedoch nicht gar so viel als Kain, der seinen Egoismus
nur in dem Tode seines Bruders befriedigen konnte. Auf
aͤhnliche Weise befriedigen die Philanthropen durch den
Todtschlag der Industrie in einzelnen kleinen Staaten ihren
Philanthropismus zu Gunsten desjenigen Staates, dem sie
angehoͤren. Dieß ist ein gefaͤhrlicher
Philanthropismus, ein verkehrter Patriotismus, der nur auf den
Untergang anderer Staaten berechnet ist. Wir wollen nur, daß
unser Vaterland nicht zu Grunde gehe; andere Laͤnder
moͤgen im Genusse der Fruͤchte ihres Fleißes neben
demselben sicher und ruhig bestehen.
Ist es „Duͤnkel der groͤbsten
Rechthaberei“ wenn man sagt, daß derjenige, der
eben so viel ausgibt, als er einnimmt, am Ende keinen Heller
uͤbrig hat, und daß derjenige, der mehr ausgibt, als er
einnimmt, am Ende vor Schulden zu Grunde geht? Ist dieß die
„groͤbste Rechthaberei?“ Oder
ist es die feinste Rechthaberei, diese die groͤbste zu
nennen?
Daß das Prohibitiv-System das „ausgemacht
Vortrefflichste“ ist, ist aus dem Lehrbuche aller
Voͤlker und aller Zeiten erwiesen; es ist nicht
„einseitige
Ansicht,“ sondern die Ansicht des Janus, der
ruͤkwaͤrts und vorwaͤrts sieht. Hr. N.
beliebe die Geschichte der Staaten von Venedig, Genua und Pisa
waͤhrend ihrer Bluͤthe, so wie die der alten deutschen
Hansee-Staͤdte zu lesen; die Geschichte Englands,
Frankreichs, Oesterreichs, Preußens, Rußlands und N. Amerikas;
und er wird finden, daß die Industrie in allen diesen Staaten sich erst von dem Augenblike an
zu heben anfing, wo diese Staaten das Prohibitiv-System
oder demselben gleich kommende Zollsaͤze
einfuͤhrten und kraͤftig handhabten. Alle
Zeitungen sind jezt voll der traurigsten Schilderungen des
Verfalles der englischen Industrie, seit Huskisson den groben Mißgriff beging, der Tausenden
bereits nichts weniger als das Leben und
Hundert-Tausenden ihren Wohlstand kostete. Daß Preußen
das Huskisson'sche System in einigen seiner Blaͤtter
loben laͤßt, ist der Weisheit der Regierung dieses
Landes, die, ohne alle Constitution, vaͤterlich
fuͤr das Wohl ihrer Unterthanen sorgt, werth und
wuͤrdig. Preußen fuͤhlt das hohe Beduͤrfniß
einer Marine fuͤr seine Zukunft. Huskiffon ist im durch
seine Fehler in Reform der alten Schiffer-Geseze Englands
in die Arme gelaufen. Waͤhrend die englische
Kauffahrdei-Schifffahrt dadurch so tief sank, hebt sich
die preußische mit Adlers-Flug. Das
Prohibitiv-System ist keine
„Meinung.“ England, Frankreich,
Holland, Oesterreich, Rußland, Preußen haben keine Provinz Meinungen, wie Sachsen, dessen
Schriftsteller aus dem natuͤrlichen Grunde fuͤr
freie Einfuhr seyn muͤssen, weil sie ohnedieß verhungern
wuͤrden.
„Indessen faͤhrt Hr. N. fort“ kann
Schreiber dieses den Wunsch nicht bergen, daß irgend ein
Sachkundiger die vorgebrachten Sophismen der Verfasser des Textes, so wie der Anmerkungen in jenen Artikeln
gruͤndlich widerlegen und zeigen moͤchte, daß
Handel ohne Freiheit kein oder ein schlechter Handel, mit freiem
Handel aber kein Prohibitiv-System vertraͤglich
sey, – daß bei freiem Handel sich Alles von selbst
ausgleiche und jede Industrie am besten befoͤrdert
werde.“
Ein solcher Sach- (oder vielleicht besser Sak-)
Kundiger wird sich in Sachsen fuͤr ein paar
Thaͤlerchen, in der Schweiz fuͤr ein paar
Louisdors, und anderswo selbst fuͤr eine
Privatdocentenstelle in irgend einem Fache der Kameralistik
leicht finden lassen. Die Staatswirthschaͤftler unserer
Zeit arbeiten (oder vielmehr laboriren) am freien Handel, wie
die Diplomaten am ewigen Frieden, die Frommen an Einer Heerde
und an Einem Schafstalle, die hohen Unsichtbaren an der
Universal-Monarchie, und die Adepten und Alchymisten am
Steine der Weisen. Ich gebe herzlich gern zu, daß dieß Alles gut
waͤre, wenn es waͤre; aber, Schade nur, daß es
sich hier um wenn und aber handelt; daß wir, in den freien
und freiesten Republiken so gut wie in China, in jedem Hafen und
an jedem zugaͤngigen Orte eine Graͤnz-Mauth
finden, wo die Zolltarife angenagelt sind. Wer diese verbannen
will, wird erst die Welt erobern muͤssen, und bis dieß
nicht geschehen ist, ist die Idee des freien Handels die
Quadratur des Kreises in der Mathematik.
Das schwerste Stuͤk Arbeit, das Hr. N. seinem
Soͤldlinge zugedacht hat bei seinem Wunsche,
duͤrfte wohl dieses seyn, zu beweisen, daß man ehe auf
Handel, als auf Industrie Ruͤksicht nehmen, d.h. ehe
erndten muͤsse als man gesaͤgt hat, und ehe
fliegen koͤnne als die Fluͤgel gewachsen sind. Da
dieß kein Gimpel kann, so werden es auch die abgerichteten
Papageie nicht koͤnnen, die von Handel ohne Producte in den Tag hinein
schwaͤzen. Oder ist auch diese nakte Wahrheit ein
Sophism?
Dr. J. G. Dingler.
Erhoͤhung der Einfuhrzoͤlle
in Nord-Amerika.
Waͤhrend man uns auf dem festen Lande weiß macht, daß die
Nord-Amerikaner so einfaͤltig geworden
waͤren, sich bis zu Huskisson's freier Einfuhr auslaͤndischer
Fabrikate uͤbertoͤlpeln zu lassen, sagt ein
Schreiben vom 19ten Junius in den Times,
Galignani. N. 4478: „vom 30sten Junius an
wird die Einfuhr auf alle Arten von Wollenfabrikaten auf 50
p. C., auf rohen Hanf vom 30sten Julius an auf 55 Dollars
die Tonne (20 Ztr.), vom 1sten Junius 1831 an auf 60 Dollars
erhoͤht. Wollensaͤke zum Paken der Baumwolle
zahlen 5/100 Dollar der Quadrat Yard (3 □ Fuß). Der
Einfuhrzoll auf rohen Flachs wird von Jahr zu Jahr um 5
Dollars erhoͤht, bis endlich die Tonne 60 Dollars
zahlt. Vom 30sten Junius an zahlt alle Seidenwaare, die
jenseits des Vorgebirges der guten Hoffnung herkommt, 5/100
Dollar mehr, als jezt. Ebensoviel der Indigo bis 1830, und
dann jaͤhrlich 1/10 mehr, bis 1/2 Dollar auf das
Pfund kommt.“ (Dieß ist ein Mauth-System,
durch welches Akerbau und Fabriken sich heben koͤnnen.
Amerika hat keine Repressalien zu fuͤrchten. Die
englischen Fabriken werden immer seine Baumwolle und sein Holz
brauchen.)
Aufbluͤhen der nordamerikanischen
Fabriken durch Einfuhr-Verbot englischer Waaren.
Die Kattun-Fabrik zu Hudson
liefert jezt monatlich 12,000 Stuͤke auf den Markt zu
New-York, und die schoͤne Welt des Suͤdens
der Vereinigten Staaten kleidet sich jezt in die Producte der
Industrie des Nordens. Indessen ist das Vorurtheil fuͤr
englische Waaren noch so groß und so tief eingewurzelt, daß
unsere Producte (wie dieß leider in Deutschland auch noch
geschehen muß) als englische Waaren ausgeboten werden
muͤssen, um schnellen Absaz zu erhalten, obschon sie
bereits besser sind, als die englischen. (New-York Morning Herald. Sun. Galignani.
4486.)
Bekleidung des Kieles der Schiffe.
Nachdem man sich in N. Amerika bald uͤberzeugte, daß die
Kupferbekleidung der Schiffe nach des sel. Davis Methode nicht geschuͤzt werden kann,
versuchte man andere Bekleidungs-Arten. Ein Hr. Chase bekleidet ein zum
Wallfischfange bestimmtes Schiff mit Leder; die Schalthiere
hatten auf der ersten Reise schon das Leder und auch das Holz
durchfressen. Man macht jezt den Versuch, die Kupferbekleidung
mit verschiedenen Oehlfarben zu uͤberziehen, und erwartet
die Resultate dieses Anstreichens des Kupfers. (Silliman
americ. Journ.
Januar. 1829. S. 365 und 360.)
Zu Grunde gegangene Schiffe der
Englaͤnder und der Amerikaner im Jahre 1828.
Die Amerikaner verloren im Jahr 1828, nach Lloyd's Listen, 923
Schiffe; England 951. Times, Galignani.
N. 4478. (Dieß gibt taͤglich 5 Schiffe. Der
Seemann sagt: „ertrunken ist nicht
gestorben.“ [To drown is
not to die.])
Bemerkungen uͤber das Bleiweiß in
chemischer und commercieller Hinsicht; von Hrn. Dubuc zu Rouen.
Am 16. des vergangenen Monates wurde ich zum Mitgliede der Jury
unseres Departements erwaͤhlt, welche die
Industrie-Producte, die sich zur oͤffentlichen
Ausstellung in Paris eignen duͤrften, auszuwaͤhlen
hat; bei dieser Gelegenheit zogen mehrere Brode zu Rouen
fabricirten Bleiweißes meine Aufmerksamkeit auf sich, welche
dieser Jury unter der Benennung kohlensaures Blei oder
hollaͤndisches Bleiweiß (Céruse façon d'Hollande)
uͤbergeben waren.
Holland scheint noch im ausschließlichen Besiz der Fabrikation
des sogenannten kaͤuflichen
Bleiweißes (Céruse
commerciale) zu seyn und hat es seit fast undenklichen
Zeiten allen Nationen geliefert. Dieses Land war unter
Napoleon's Regierung zehn bis zwoͤlf Jahre lang von den
Franzosen militaͤrisch besezt und man sollte glauben,
das; waͤhrend dieser Zeit unsere Kuͤnstler und
Gelehrten seine zahlreichen Fabriken besucht und das kohlensaure Blei, so wie es die
Hollaͤnder in den Handel bringen, bereiten gelernt
haͤtten. Dessenungeachtet ist die Fabrikation des
Bleiweißes, so wie es die Maler zum Abreiben mit Oehl brauchen,
in Holland leider! einheimisch
geblieben und von den seit zwanzig bis dreißig Jahren in
Frankreich errichteten Bleiweißfabriken liefert keine ein
Product, welches demjenigen, das man aus den Niederlanden und
bisweilen aus Venedig bezieht, und wovon eine ungeheure Menge in
Frankreich verbraucht wird, vollkommen aͤhnlich ist.
Das Bleiweiß ist ein rein chemisches Praͤparat; man muß es
also zerlegen und aͤchtes hollaͤndisches Bleiweiß,
wenn man einmal seine Bestandtheile kennt, bereiten
koͤnnen; dessenungeachtet liefern die Franzosen, welche,
wie man sagt, die groͤßten Chemiker Europas besizen, noch
kein Bleiweiß in den Handel, das demjenigen vollkommen gleich
ist, welches ihre Nachbarn fabriciren.
Ich ließ das zu Rouen fabricirte Bleiweiß, welches der Jury
uͤbergeben war, durch mehrere Maler mit dem
kaͤuflichen oder aus Holland bezogenen Bleiweiß
vergleichen, welche alle darin uͤbereinstimmten, daß es
zwar schoͤn und fein sey, sich auch mit dem Oehl leicht
bearbeiten lasse, aber nicht so lange damit ausdaure, wie das
aͤchte hollaͤndische Bleiweiß. Sie bemerkten noch,
daß das Bleiweiß von Rouen weniger dicht sey als das
hollaͤndische und schrieben die Ursache davon einem
geringeren Bleigehalte zu. Diese Erklaͤrung von
Kuͤnstlern, welche in der Anwendung des Bleiweißes
ergraut sind und mehr Erfahrung als wissenschaftliche Kenntnisse
besizen, verdient gewiß die Beherzigung der Bleiweißfabrikanten.
Man findet zwar in den Schriften der aͤlteren und neueren
Chemiker mehrere Verfahrungsarten zur Bereitung des Bleiweißes;
aber ungeachtet alles Verdienstes dieser Verfahrungsarten
liefert Frankreich noch kein Bleiweiß, welches eben so gut wie
das hollaͤndische und venetianische ist.
Das Bleiweiß von Rouen ist dem venetianischen sehr
aͤhnlich; es ist sehr weiß und
vielleicht zu weiß; es ist feinkoͤrnig und sehr
gleichartig, und man moͤchte es in chemischer Hinsicht
beinahe dem auslaͤndischen vorziehen, mit welchem es im
Handel doch nicht concurriren kann.
Ich frage daher, ob die Akademie nicht einen großen Preis auf die Vervollkommnung des
Bleiweißes ausschreiben sollte? Daß wir die
Zusammensezung des Bleiweißes kennenMan glaubte vor einigen Monaten noch, daß das Bleiweiß
neutrales kohlensaures Bleioxyd sey
und aus 1 M. G. Oxyd und 1 M. G. Kohlensaͤure,
also in 100 Theilen aus 83,5 Bleioxyd und 16,5
Kohlensaͤure bestehe; nun hat aber Hr. Prof. Pfaff in Kiel gezeigt, daß
das Bleiweiß ein basisches
kohlensaures Bleioxyd ist, welches 2 M. G.
Bleioxyd auf 1 M. G. Kohlensaͤure
enthaͤlt, also in 100 Theilen aus 91 Bleioxyd und
9 Kohlensaͤure zusammengesezt ist. (Schweiggers
Jahrbuch der Chemie und Physik Bd. XXIII. S. 119.)A. d. R., aͤndert an der Sache nichts; man hat den
Zinnober auch zerlegt und doch liefern ihn die
franzoͤsischen Fabriken nicht so schoͤn, wie man
ihn aus Holland und Deutschland bezieht; hier kann, wie bei dem
Bleiweiße, ein einziger Handgriff die
Ursache seyn, der in den auslaͤndischen Fabriken immer
vom Vater auf den Sohn uͤbergeht.
(Im Auszuge aus dem Bulletin des Scienc.
technol. Mai 1829, S. 28.)
Nachtrag zu Quesneville's Bereitungsart des Kobaltoxydes.
Hr. Quesneville bemerkt im Journal de Pharmacie, August 1829,
S. 411., daß ihn Hr. Robiquet darauf
aufmerksam gemacht habe, daß sein (in diesem Bande des pol. Journ. S. 128. beschriebenes)
Verfahren, Kobaltoxyd darzustellen, zum Probiren der Kobalterze
anwendbar sey, daß man aber dann das kleesaure Kobaltoxyd in
einem offenen Gefaͤße, und zwar in einem
Roͤstscherben calciniren muͤsse, weil man in einem
Tiegel ein Gemenge von Oxyd mit Metall erhielte, wodurch bei
Proben dieser Art große Irrthuͤmer veranlaßt werden
koͤnnen. In der Stelle: „Ich verduͤnne
die Aufloͤsung stark und faͤlle sie vorsichtig
so lange mit einfach-kohlensaurem Kali, bis ich
gewahr werde, daß auch das Kobalt sich abzuscheiden
ansaͤngt“ muß es heißen: bis auch das arseniksaure Kobalt sich abzuscheiden
anfaͤngt. Ein anderer Drukfehler wurde sogleich bei
unserer Uebersezung berichtigt.
Violette Tinte.
Seit einigen Jahren kommt in dem Handel eine Tinte unter dem
Namen violette Tinte von Rouen (Encre violette de Rouen) vor. Diese
Tinte bereitet man mit denselben Materialien wie die
gewoͤhnliche mit dem einzigen Unterschied, daß man viel
mehr Campeschenholz nimmt, und um so mehr je intensiver sie
ausfallen soll. (Bulletin des Sciences
technol. Juni 1829, S. 105.)
Grisenthwaite's Patent auf die
Bereitung von schwefelsaurer Bittererde (Bittersalz).
William Grisenthwaite, Esq. zu
Nottingham, ließ sich am 11. August 1828 ein Patent auf eine
neue Methode ertheilen, schwefelsaure Bittererde zu bereiten.
Das Repertory of
Patent-Inventions theilt im
September-Hefte 1829. S. 534. die Patenterklaͤrung
mit, welche in wenigen Zeilen besteht und woͤrtlich
folgendermaßen lautet:
„Ich vermische Bittererde, schwefelsauren Kalk
(fuͤr welchen ich auch Gips anwende) und
Kohlensaͤure mit einander: ich erhalte die Bittererde
aus dem Seewasser durch Faͤllen mit alkalischen oder
erdigen Substanzen oder aus Dolomit; die schwefelsaure
Bittererde bereite ich aus der (erwaͤhnten) Mischung
durch Aufloͤsen, Abdampfen und Krystallisiren, nach
dem gewoͤhnlichen Verfahren der Chemiker.“
Mit Recht bemerkt das Repertory, daß
man nach diesem Verfahren unmoͤglich schwefelsaure
Bittererde erhalten kann, indem der Gips durch Bittererde nicht
zersezt wird und daß man nicht einsieht, wozu die
Kohlensaͤure bei diesem Prozesse dienen soll; wenn der
Patenttraͤger eine Methode kennt, heißt es daselbst,
wodurch die gewoͤhnliche Ordnung der chemischen
Verwandtschaften mit Nuzen zu obigem Zweke umgekehrt werden
kann, so hat er daruͤber nicht das Geringste bemerkt, so
daß die Patentkosten fuͤr ihn unwiderbringlich verloren
sind.
Hrn. Brunel's
Kloben- oder Rollen-Manufaktur zu
Portsmouth.
Acht von einander verschiedene Maschinen, die nach einander auf
ein Stuͤk-Holz etc. wirken, verfertigen aus
demselben Kloben oder Rollen fuͤr die Schiffe von 100
verschiedenen Groͤßen. 30 Mann koͤnnen in Einer
Stunde 100 Stuͤke verfertigen. Hr. Mandsley errichtete diese Manufaktur i. J. 1804, und
seit 25 Jahren war keine Reparation nothwendig. Die Errichtung
kostete 46,000 Pfd. Sterling (552,000 fl.). Man ersparte aber
jaͤhrlich mittelst dieser Maschinen 20000 Pfd. Sterl.,
die Interessen des Capitales mit eingerechnet. (Observer. Galignani. N. 4479.)
Schnekenleim, zum Kitten des Glases,
Porzellans etc.
Das Journal des connaiss. usuelles N.
47. pag. 61. und der Bulletin des sciences technol. Juni.
S. 107. empfiehlt folgenden Leim zum Kitten des Glases,
Porzellans etc. „Die Gartenschneke hat an dem Ende
ihres Koͤrpers ein Blaͤschen, das mit einer
fettartigen und gallertartigen weißlichen Materie
gefuͤllt ist. Wenn man diese Masse herausnimmt und
zwischen zwei Koͤrper bringt, sie moͤgen auch
noch so hart seyn, und diese Koͤrper in allen ihren
Theilen genau in Beruͤhrung sezt, so leimt sie
dieselben so fest an einander, daß, wenn sie mit einem
Hammer in der Folge wieder zerschlagen werden, sie
haͤufig an einer andern Stelle brechen, als an
derjenigen, an welcher sie mit dieser Masse zusammengeleimt
wurden. Man hat einen in zwei Stuͤke gebrochenen
Feuerstein von der Groͤße einer Mannsfaust auf diese
Weise zusammengekittet, und mit aller Gewalt gegen einen
Pflasterstein geworfen. Der Stein sprang in viele
Stuͤke, hielt aber an den zusammengeleimten
Flaͤchen die ganze Gewalt des ihn zerschmetternden
Wurfes aus. Es versteht sich, daß man diesen Leim troken
werden lassen muß, ehe man ihn einer solchen Probe
ausseztEs gibt mehrere Thiere, welche eine bindende
Fluͤssigkeit aus ihrem Koͤrper
absezen, die selbst unter Wasser Steine an einander
auf eine wunderbare Weise festhaͤlt. Die
Raupen der bei uns in Wassergraͤben
haͤufigen Fruͤhlingsfliegen
verfertigen sich hohle Cylinder aus kleinen
Steinchen und Sandkoͤrnern, kleinen
Suͤßwasser-Conchylien, die sie, unter
Wasser, so fest zusammenzukitten wissen, daß man
Muͤhe hat, die Steinchen, die sich oft nur an
wenigen Punkten beruͤhren, von einander zu
trennen. Das Sonderbarste an dem Kitte, den diese
Thiere wahrscheinlich aus ihrem Koͤrper
absondern, ist dieß, daß er unter Wasser
erhaͤrtet. Es waͤre der Muͤhe
werth, daß ein geschikter Chemiker diese
Fluͤssigkeit genau untersuchte. Wenn man auch
nur ein Analogen dadurch faͤnde, so
wuͤrde der Wasserbau unendlich dabei
gewinnen.A. d. Ue..
Deutscher Moͤrtel. („German
Cement.“)
Wir liefern diese Notiz bloß um den deutschen Ehren-Namen zu retten.
Nach dem Repertory of
Patent-Inventions, August S. 479. ließ ein Matthaͤus Fullwood, jun.,
Gentleman zu Stratford, Esser, sich am 6. Mai 1828 ein Patent auf einen Moͤrtel
ertheilen (Cement, Mastic or
Composition), den er deutschen
Moͤrtel („German Cement“) nennt.
Dieses ganze Patent besteht, nach dem Repertory, in folgendem Recepte:
Nimm Painswik-Stein, Eine Tonne;
Painswik Lumpen-Stein (Painswick rag stone), eine halbe
Tonne;
Bisley-Stein, eine halbe Tonne;
Schwarzen Fels-Stein von Clifton bei
Bristol (Black Rock Stone), eine
Tonne:
brenne und mahle Alles auf dieselbe Weise,
wie zum roͤmischen Moͤrtel (Roman Cement). Nachdem es hierauf mit Wasser
gehoͤrig gemengt wurde, gibt es einen leichteren
Moͤrtel, als der roͤmische, und wird noch
leichter, ohne schlechter zu werben, wenn man es noch ein Mal
brennt.
Wir zweifeln sehr, sagt das Repertory, daß der Patent-Traͤger oder
irgend ein Mensch auf diese Weise etwas
anderes auf die Welt bringen wird, als gewoͤhnlichen
Moͤrtel; denn alle diese Steine sind Kalksteine.
Der „deutsche Moͤrtel“ wuͤrde
also ein schlechter Moͤrtel seyn; denn der
gewoͤhnliche Moͤrtel in England ist schlecht. Es
haͤtte eine Analyse dieser Kalksteine angegeben werden
sollen, um zu sehen, ob sie nicht hydraulischen Moͤrtel
geben koͤnnen.
Amerikanische Wezsteine.
Man hat neulich in North-Carolina einen reichen Anbruch
von Wezsteinen gefunden, die besser seyn sollen, als die
tuͤrkischen. Sie geben eine ungemein scharfe Schneide,
und ihr Korn ist zugleich fein und scharf. Sie werden besser,
wenn man sie in Oehl einweicht, und noch besser, wenn man sie in
Oehl kocht, wie es die Tuͤrken mit den ihrigen thun, wenn
sie zu weich sind. (Mech. Mag. N.
313. 8. August. S. 414.)
Polariskop.
Hrn. H. J. Brooke's Beschreibung des
von ihm erfundenen Polariskopes zur Beobachtung einiger der
interessantesten Phaͤnomene des polarisirten Lichtes
findet sich in einer Mittheilung von Prof. Webster in Silliman's
americ. Journ. Jan. 1829. S. 369.
beschrieben undabgebildet. Wir verweisen die Optiker, die es
noch nicht kennen sollten, auf diesen Aufsaz, damit sie bei
Verfertigung ihrer optischer. Instrumente dieselben eben so gut
benuͤzen moͤgen, wie die Amerikaner.
Ueber die an den zusammengesezten
Mikroskopen des optischen Institutes Utzschneider und Fraunhofer
in Muͤnchen angebrachten Verbesserungen.
Die bekannten in dem optischen Institute zu Muͤnchen
unmittelbar unter des sel. Fraunhofers Aufsicht verfertigten,
zusammengesezten Mikroskope leisten bei allem inneren Werthe
doch nicht ganz, was man dermalen von einem solchen Instrumente
fordert, und in Folge so mancher gluͤklichen
Verbesserungen des mikroskopischen Apparates, welche die neueste
Zeit herbeifuͤhrte, zu fordern berechtiget ist. Herr Merz, welcher jezt an des sel.
Fraunhofers Stelle das optische Institut leitet, war daher
darauf bedacht, den von diesem Institute ausgehenden
zusammengesezten Mikroskopen, welche immer ihren Vorzug vor den
einzelnen Linsen, aus welchen Stoffen sie auch moͤgen
bereitet seyn, behaupten werden, jene Vollkommenheiten zu geben,
deren sie ihrer lobenswuͤrdigen urspruͤnglichen
Anlage und inneren Gute nach faͤhig waren. Auf diese
Weise werden nun von besagtem Institute Instrumente verfertiget,
welche alles in sich vereinigen, was man nur immer in Betreff
der Vergroͤßerung, der Lichtstaͤrke, der
Praͤcision und der Bequemlichkeit beim Gebrauche
wuͤnschen kann.
Die vorzuͤglichsten Momente dieser Verbesserungen
sind:
1) Es ist den Mikroskopen ein staͤrker wirkendes
achromatisches Objectiv beigegeben, die fuͤnf jezt zu dem
Apparate gehoͤrenden Objective haben folgende
Brennweite:
Nro.
1. = 1'',78
–
2. = 1'',30
–
3. = 0'',95
–
4. = 0'',75
–
5. = 0'',49
woraus sich leicht der Gewinn fuͤr
die Vergroͤßerung durch dieses 5te achromatische Objectiv
ergibt. Die großen Fraunhoferschen Mikroskope haben zwar 6
Objective, die zwei ersten aber sind von noch groͤßerer
Brennweite als das Nro. 1. der hier
aufgefuͤhrten.
2) Die Fassung der Linsen ist so eingerichtet, daß man sie nach
Belieben an einander schrauben und ihrer 2 oder 3 oder 4
combinirt als Objectiv gebrauchen kann. Die großen Vortheile
dieser Combinationen fuͤr die Staͤrke der
Vergroͤßerung sowohl wie fuͤr die Deutlichkeit des
Bildes hat bereits Herr Professor von
Ettingshausen in der Wiener
Zeitschrift fuͤr Physik und Mathematik
hinlaͤnglich gezeigt. Wie viel man an
Vergroͤßerung gewinne, mag auch aus der Brennweite der
combinirten Objektive erkannt werden:
1
+
2 = 0'',75
2
+
3 = 0'',54
3
+
4 = 0'',41
4
+
5 = 0'',29
1
+
2
+
3 = 0'',41
2
+
3
+
4 = 0'',31
3
+
4
+
5 = 0'',22
1
+
2
+
3
+
4 = 0'',26
2
+
3
+
4
+
5 = 0'',19
1
+
2
+
3
+
4
+
5 = 0'',17
3) Der Tubus ist in zwei Theile getheilt; zwischen die beiden
Theile kann ein Reflexionsprisma eingesezt werden, so daß der
untere Theil des Tubus in senkrechter Richtung stehen bleibt,
der andere Theil des Tubus aber in horizontaler Richtung an den
Haͤlter des Prisma angeschraubt wird: auf diese Weise
erhaͤlt man alle jene Vortheile, welche Hr. Amici durch seine bekannte
Vorrichtung zu erlangen strebtePolytechn. Journal Bd.
XXXII. S. 256., und behaͤlt es dabei ganz in der
Willkuͤhr, das Mikroskop auch ohne Prisma zu gebrauchen,
wobei sich der Beobachter leicht von der Guͤte des
eingefuͤgten Prisma uͤberzeugen kann. Auch ist es
wohl von Nuzen, daß der Tubus durch den bleibenden vertikalen
Theil bedeutend an Laͤnge gewinnt, wenn das
Reflexionsprisma angewendet wird; so wie daß es dem Beobachter
anheim gestellt ist, nach Belieben mit einem kurzen Tubus,
welcher bei schwaͤcherer Vergroͤßerung den
Vortheil der Lichtstaͤrke fuͤr sich hat, oder mit
einem laͤngern, welcher staͤrkere
Vergroͤßerung verspricht, in welchem aber auch ein wenig
vom Lichte verloren geht, seine Beobachtungen anzustellen.
4) Der Objectentisch ist durch eine Mikrometerschraube auf's
feinste bewegbar, da bei sehr starken Vergroͤßerungen
durch die Bewegung des Tubus allein die erforderliche
Genauigkeit nicht zu erlangen ist.
5) Das auch in den Amicischen Mikroskopen zwischen dem
Beleuchtungsspiegel und dem Objekte angebrachte Diaphragma ist
nur mit einer Oeffnung versehen, kann aber leicht vom
Gegenstande ab und dem Spiegel zu gezogen, oder umgekehrt,
werden, wodurch alle, auch die feinsten Abaͤnderungen der
Beleuchtung moͤglich sind.
6) Die combinirten Objective vertragen eine große Verschiedenheit
von Okularen, und da die achromatischen Linsen des Utzschneider
und Fraunhoferschen Institutes sich durch ungemeine Klarheit
auszeichnen, so wird es moͤglich ein Okular anzuwenden,
wodurch man bei vollkommen genuͤgender
Lichtstaͤrke Vergroͤßerungen von 500 bis 1000 Mal
erhaͤlt. Mit dem Okular, welches als N. 2. den kleinern Fraunhoferschen
Mikroskopen beigegeben ist, erlangt man durch das aus der
Combination der achromatischen Linsen 3, 4, 5 entstandene Okular
eine Vergroͤßerung von 440 Mal. Eine Abbildung des
Instrumentes mit einigen erklaͤrenden Worten und der
Angabe der Vergroͤßerungen theilt das optische Institut
auf Verlangen mit.
Reklamation gegen Hrn. Glass's Vorrichtung
zum Kehren der Schornsteine.
Wir haben Hrn. Glass's Vorrichtung im
Polyt. Journ. B. XXIX. S. 420. gegeben.
Ein Aufsaz des Hrn. Dr. C. H. Wilkinson im London Journal of Arts, August S. 226, beweiset, daß
ein Hr. Fryer der erste Erfinder
dieser Vorrichtung war, und daß die Abaͤnderungen, welche
Hr. Glaß mit denselben getroffen hat,
eben keine Verbesserungen sind. Dieser Aufsaz des Hrn. Doktors,
welcher schon vor mehr als 10 Jahren seine Stimme im Hause der
Lords gegen die Schaͤndlichkeit erhob, mit welcher
England Menschenleben bei dem Kehren der Schornsteine theils
durch die Unverstaͤndigkeit der Baumeister, theils durch
den Eigennuz der Rauchfangkehrer-Meister geopfert wird,
verdient die Beachtung aller Menschenfreunde. Er ist indessen zu
sehr mit oͤrtlichen Beziehungen durchwebt, als daß er auf
dem festen Lande von allgemeinem Interesse seyn
koͤnnte.
Die Straße uͤber den
Mont-Cenis.
In einem aͤußerst lehrreichen Werke, das der k.
sardinischen Regierung viele Ehre bringt, in der „Raccolta delle provvisioni intorno le
acque, i ponti e le strade dall' anno 1817 all' anno
1827, precedute da alcune altre di antica data. 8.
Torino. 1828. p. Gius.
Favale. (2 vol. 1196 pag. Lire
12.)“ lesen wir folgende Bemerkung
uͤber die Fortschritte, „welche die Kultur
Europens durch erleichterte Verbindung des Suͤdens
mit dem Norden gethan hat.“ Noch im Jahr 1773
mußte ein Reisender, der aus Italien uͤber den
Mont-Cenis nach Deutschland oder nach Frankreich wollte,
wenn er auch gleich ein leichtes Biroccio als Reisewagen hatte,
und nur einen leichten Koffer, zwei Tage und zwei Naͤchte
damit hinbringen, um uͤber diesen Berg zu gelangen. Diese
zwei Tage und Naͤchte kosteten ihm in den
Einkehrhaͤusern und an Vorspann ungefaͤhr 140
Franken (24 Laubthaler), und hierbei war er, ungeachtet der
strengen Geseze, die die Regierung fuͤr diese Gegend
eigens erlassen mußte, um Raub und Mord abzuhalten, seines
Lebens und seiner Habe keinen Augenblik sicher. Jezt
faͤhrt der Reisende diese Streke, zu welcher er ehevor
mit Lebensgefahr 48 Stunden brauchte, in 7 Stunden; zahlt, Statt
140 Franken, 30 Franken, und hat dabei eine militaͤrisch geordnete
Begleitung von Wegmachern. – Das ganze Straßen-
und Bruͤkenbau-Personal im K. Sardinien hat eine
rein militaͤrische
Verfassung, und der Minister des Innern ist der Chef dieser
Militaͤr-Branche, und traͤgt ihre Uniform; der Straßenbau ist
dadurch, daß er ganz militairisch geleitet wird, in Sardinien
hoͤchst einfach, wohlfeil, sicher geworden, und alle die
elenden Federfuchsereien, unter welchen Straßen und Reisende in
Laͤndern unterliegen, wo der Straßenbau den Schreibern in Bureaux
uͤberlassen ist, sind nun daselbst beseitigt. Man ist in
Sardinien nichts weniger als napoleonisch; man hat sich aber
uͤberzeugt, daß der Mann, der die Straße uͤber den
Cenis in so wenigen Jahren bauen
konnte, nur dadurch mit diesem Riesenwerke so schnell und so
wohlfeil fertig werden konnte, daß er es militaͤrisch und nicht schreiberisch durchfuͤhrte. Man behielt daher
in dem stillen und frommen Sardinien bis auf den heutigen Tag
die alte gute Sitte des verhaßten Feindes. Virtus et in hoste laudanda.
Alten Gebaͤuden aus Stein ihre
urspruͤngliche leichte Farbe zu geben.
Hr. Chevalier fand, daß Statt des
gewoͤhnlichen Abkrazens alter Gebaͤude aus Stein
ein bloßes Abwaschen derselben mittelst einer Buͤrste,
die in eine schwache, sehr verduͤnnte
Hydrochlorsaͤure getaucht wird, hinreicht, und weit
wohlfeiler zu stehen kommt. Er rechnet 12 Unzen
Hydrochlorsaͤure auf Einen Eimer Wasser. Das schwarze
Mauerwerk wird Anfangs mit Wasser, dann mit dem
gesaͤuerten Wasser, und hierauf wieder mit Wasser
gewaschen. Journal de Pharmacie,
August. S. 432. (Die Salzsaͤure loͤst hier
offenbar den Kalk der flechtenartigen Vegetabilien auf, die sich
auf dem alten Mauerwerke ansezen.)
Vorurtheil gegen Steinkohlen in
Indien.
Ein Kapitain Green nahm im vorigen
Jahre 84 Chaldrons Steinkohlen nach Bombay mit. Er brachte sie
dieß Jahr wieder zuruͤk, ohne ein Stuͤk davon
abgesezt zu haben: die Hindus waren nicht zu uͤberreden,
sich derselben zu bedienen. Spectator.
Galignani. 4453. (Sonderbar, daß kein Englaͤnder
in Indien sie kaufte.)
Verderben des Brantweines in zinnernen
Gefaͤßen.
Man verfuͤhrt in Frankreich, um die hohen indirecten Steuern auf Brantwein direct zu betruͤgen, den
Brantwein als Pomeranzen-Bluͤthen-Wasser in
verzinnten Gefaͤßen. Hr. Cédié, Apotheker zu
Villeneuve-sur-Lot, hat gefunden, daß der Alkohol
selbst, in der Laͤnge der Zeit, stark geruͤttelt,
das Zinn angreift, und ein Deuteroacetat von Zinn bildet. Die
laͤngere Aufbewahrung des Brantweines in zinnernen oder
verzinnten Gefaͤßen ist also nicht rathsam. Nach Hrn. Cédié wird Orleans mit
Krapp verfaͤlscht. (Journ. de
Pharm. August. S. 419.)
Wasserdichte Kleider und Lebensretter in
Wasser-Gefahr, von Dr.
Comstock.
Dr. Comstock zu Hartford in N.
Amerika verfertigt auf die, auch in Europa (vorzuͤglich
in England) nun bekannte und gebraͤuchliche Weise
wasserdichte Kleider, indem er dieselben auf einer Seite mit
Kautschuk uͤberzieht. Vorzuͤglich
wohlthaͤtig wird diese Art von Schuz gegen Naͤsse
fuͤr Jaͤger, Fischer und Ingenieurs, die oft Tage
lang in Suͤmpfen herumsteigen muͤssen, und die, an
ihren Fuͤßen mit Struͤmpfen aus Leinwand
bekleidet, welche mit dieser Aufloͤsung an einer Seite
uͤberstrichen ist, nun Tage lang mit trokenem Fuße in
Suͤmpfen und Moraͤsten waten koͤnnen.
Soken, auf aͤhnliche Weise zubereitet, sind fuͤr
Leute, die an Gicht, Rheumatismen, Diarrhoën leiden, und
ohne Gefahr fuͤr ihre Gesundheit an ihren Fuͤßen
nicht naß werden duͤrfen, wenn sie bei nassem Wetter viel
herumgehen muͤssen, eine wahre Wohlthat, die bereits
viele gegen ihre fruͤheren
Krankheits-Anfaͤlle schuͤzte, und noch
mehrere schuͤzen wuͤrde, wenn man sie allgemeiner
anwenden wollte.
Dr. Comstock verfertigt auf eine
aͤhnliche Weise auch Lebensretter (life
preserver), indem er ein Stuͤk Leinwand mit
Kautschuk-Aufloͤsung uͤberzieht, und zu
einem luftdichten Sake zusammenleimt. Ein solcher Sak
traͤgt, wenn er aufgeblasen ist, 3 Ztr. ohne zu bersten
mit voller Sicherheit. Er ist einen Fuß breit, reicht um den
ganzen Leib, und wird unter den Armen um die Brust angelegt, und
vorne auf derselben festgeschnallt. Dieser Sak ist mit einem
Roͤhrchen zum Aufblasen versehen, welches mit einem Hahne
luftdicht geschlossen werden kann, nachdem der Sak aufgeblasen
ist, was binnen Einer Minute leicht geschehen ist. Man kann
diesen Sak uͤber dem Gilet unter dem Roke tragen, so daß
man ihn nicht wahrnimmt. Er haͤlt den staͤrksten
Mann bis an die Schultern im Wasser empor. Die Schiffer und
Reisenden in Amerika versehen sich jezt allgemein fuͤr
ihre Wasserfahrten mit einem solchen Sake oder Guͤrtel,
und es waͤre zu wuͤnschen, daß auch unsere Fischer
und Schiffer, von welchen die wenigsten schwimmen
koͤnnen, sich mit einer solchen Boje bei ihren Arbeiten
im und auf dem Wasser versehen. (Vergl. Sillim. amer. Journ. XIV. B. S. 190.)
Hrn. Gurney's
Dampfwagen zertruͤmmert.
Hr. Gurney fuhr auf der Straße von
Bath mit seinem Dampfwagen. Zu Melksham wurde er von einem durch
Miethkutschen-Besizer angestifteten und bezahlten
Volkshaufen angehalten, und sein Wagen ward beinahe
zertruͤmmert. Man sollte nicht glauben, daß es
moͤglich waͤre, daß das arme Volk nicht einsieht,
wie sein theueres Brot wohlfeiler werden muß wenn man weniger
Pferde braucht, fuͤr welche Hafer gebaut wird, und die
ihm auf diese Weise die Roken- und Weizen-Felder
wegnehmen. (Mech. Mag. N. 313. S.
413. 8. August.)
Ein Cabriolet von einem hoͤlzernen
Pferde gezogen.
Der Leeds Mercury erzaͤhlt,
„daß in einem neu erfundenen Cabriolet (Gig) ein hoͤlzernes Pferd
3 Passagiere eine englische Meile (1/4 deutsche) in 6
Minuten zieht. Die Fahrt wurde vorige Woche zu Keighley
angestellt. Der Erfinder dieses aͤußerst wunderbaren
Mechanismus ist Hr. Isaak Brown,
zu East Morton bei Bingley. Das hoͤlzerne Pferd wird,
wie ein lebendiges, mittelst eines einfachen Zaumes im Munde
geleitet. (Mechan. Mag. N. 313.
18. Aug. S. 414.)
Pferde-Luxus in England und Preise
beim lezten Junius-Rennen.
In der Gegend von Norfolk allein werden uͤber 600
Jagd- und Rennpferde gehalten. Ein solches Pferd kostet
im jaͤhrlichen Unterhalte 60 Pfd. (720 fl.); folglich
kommen obige 600 Pferde auf 36,000 Pfd. jaͤhrlich oder
152,600 fl. in dieser Gegend allein. Bury
Herald. Galignani. a. a. O. – Bei dem lezten
Rennen auf der Ascot-Heide waren die Preise der Renner:
Mameluck, 4000 Guineen (48,000
fl.); Colonel (der Renner des
Koͤnigs) ebensoviel; Memnon
3500 Guin.; Zinganee 3000 Guin.; Lamplighter 3000 Guin.; Lord Exeter's beide, 4000 Guin.; Souvenir und Bobadilla 4000 Guin. u.s.f.; so daß die 18 Renner, welche liefen, eine Summe
von 40,500 Guineen, oder 486,000 fl. geben. Der Zinganee, welcher den ersten Preis
gewann und allen uͤbrigen um eine ganze Laͤnge vor
war, wurde an Lord Chesterfield fuͤr 3000 Guineen (36,000
fl.) verkauft. Der Koͤnig war sehr erstaunt, daß sein Colonel nicht der Erste wurde. Der
Zinganee gilt jezt fuͤr
das beste Pferd in England. Er ist vier Jahre alt. Galignani. N. 4457.
Verbesserung des Post-Wesens in den
Vereinigten Staaten von N. Amerika.
Der General-Postmeister der Verein.
Staaten hat einen Bericht vorgelegt, in welchem die
Fortschritte des Post-Wesens vom J. 1792 bis zum J. 1828,
von 5 Jahren zu 5 Jahren, angegeben sind.
Waͤhrend
dieser Zeit (in 36
Jahren)
hat die Zahl der Postbuͤreaux
von
200 bis auf 8000,
die jaͤhrliche
Einnahme von
67,000
Dollars auf 1,500,000
Dollars,
die Zahl der
postmaͤßig fahrbaren
Meilen von
5,642 auf
114536
zugenommen. Waͤhrend dieser Zeit
hat die Bevoͤlkerung sich nur 3 Mal verdoppelt. Die Zunahme der Einnahme in den lezten 5
Jahren ist jezt allein so groß, als im J. 1812 die ganze Einnahme gewesen ist. Im lezten Jahre
haben die Ausgaben die Einnahme um 25,000 Dollars
uͤberstiegen, weil man viele neue Postwagen errichtete,
so daß jezt die Summe der von allen Postwagen und Schiffen
jaͤhrlich durchfahrenen Meilen beinahe 800,000
betraͤgt. Nie hat man in den Vereinigten Staaten, wenn
das Post-Departement mehr einnahm, als die Erhaltung
desselben kostete, auch nur einen Heller von diesem Ueberschusse
auf andere Zweige der Staats-Verwaltung verwendet,
sondern alle Ueberschuͤsse in der Einnahme zur
Verbesserung der Post-Anstalten benuͤzt. (Message of the President of the United
States. Dec. 1828. Silliman
amer. Journ. Januar. S. 374.)
Schulwesen im Staate
New-York.
Da der Schul-Unterricht in N. Amerika vorzuͤglich
auf Ausbildung der Jugend zu
Kuͤnsten und Gewerben berechnet ist, so wird es
erlaubt seyn, in unserer Zeitschrift desselben zu
erwaͤhnen. In dem kleinen Staate von New-York allein sind, außer 50
incorporirten sogenannten Akademien, noch zahlreiche
Privat-Lehr-Anstalten, und zwischen 8 und 9000
Districts-Schulen. Im J. 1828 erhielten 441,850 Kinder
regelmaͤßigen Unterricht. Außerdem befanden sich
9–10,000 Schuͤler in den Seminarien, und eine
verhaͤltnißmaͤßige Anzahl in den hoͤheren
Collegien, so daß die Summe der Lernenden in New-York
beinahe 1/2 Million betraͤgt. Diese halbe Million bildet
etwas weniger als den dritten Theil der gesammten
Bevoͤlkerung des Staates von New-York, und
faͤllt zwischen, das Drittel und Viertel derselben. (Public Repertory. December 1828. Silliman. Januar. S. 404.)
(Wie in diesen Schulen gelehrt wird, sehen wir aus einer kurzen,
daselbst S. 404. gegebenen, Notiz uͤber den sel. T. Dwight Eaton, Sohn des Prof. Eaton und Adjuncten an der
beruͤhmten Rensselaer Schule
zu Troy, der Ende vorigen Jahres in seinem 21. Jahre starb.
Dieser wakere junge Mann hatte schon als Knabe vor 9 Jahren
schoͤne mineralogische Kenntnisse, und Prof. Silliman erlaubte ihm, in diesem
Alter, seinen Vorlesungen uͤber Mineralogie beizuwohnen.
In einem Alter von 10 Jahren kannte er bereits 1000
Pflanzen-Arten. Wir wissen, daß auch Kinder von diesem
Alter in Europa eben so viel in diesen Faͤchern lernen
koͤnnen, wenn man ihnen den hierzu noͤthigen
Unterricht geben wollte, und, wo sie nicht
zu kuͤnftigen Gelehrten, sondern zu brauchbaren
Gewerbsmaͤnnern und Landwirthen bestimmt sind,
wuͤrde dieser Unterricht ihnen mehr nuͤzen, als
jener in Latein und Griechisch, mir welchem die ganze Zeit des
jugendlichen Alters, die Zeit zum Lernen, fuͤr ganze
Generationen eines Landes so muthwillig und einfaͤltig
verwuͤstet wird.)
Folgen der besseren medicinischen Polizei
in Hinsicht auf Verminderung der Sterblichkeit in
Staͤdten.
Der Observer (Galignani. N. 4478.) theilt, nach Dr. Besset Hawkins
Elements of medical Statistics,
folgende Bemerkungen uͤber die Verminderung der
Sterblichkeit in Staͤdten in Folge besserer medizinischer
Polizei mit. Zu London war, in der
Mitte des vorigen Jahrhunderts, die Sterblichkeit 1 aus 20;
gegenwaͤrtig ist sie 1 aus 40; die Sterblichkeit hat sich
demnach, waͤhrend 70 Jahren, um die Haͤlfte
vermindert. Zu Manchester, einer der ersten Fabrikstaͤdte
Englands, ist die Sterblichkeit nur 1 aus 74. In der Mitte des
vorigen Jahrhunderts war die Sterblichkeit zu Paris 1 aus 25,
und 1 aus 29 fuͤr ganz Frankreich; gegenwaͤrtig
ist sie fuͤr Paris 1 aus 32, und fuͤr ganz
Frankreich 1 aus 40. Zu Montpellier ist die Sterblichkeit
groͤßer als zu Paris und London, und eben so in dem wegen
seiner gesunden Lage nur zu beruͤhmten Nice, wo 1 von 31 stirbt.
„(Dieß mag aber daher kommen, daß so viele
unheilbare Kranke nach Montpellier und Nice reisen, und dort
sterben, statt gesund zu werden.)“ Zu Neapel ist
die Sterblichkeit 1 aus 28, zu Livorno 1 aus 35, zu Rom 1 aus
25, zu Wien 1 aus 22. In ganz England ist die Mortalitaͤt
1 aus 60, in Pays de Baud 1 aus 49; in Schweden und Holland 1
aus 48; in Frankreich 1 aus 40; in Preußen und im
Koͤnigreich Neapel 1 aus 34; in Wuͤrtemberg 1 aus
33. Sonderbar ist, daß zu Florenz die mittlere Lebensdauer eines
Menschen noch so ist, wie sie Ulpian
nach Mortalitaͤts-Listen von Servius Tullius bis
auf Justinian berechnet haben will: naͤmlich 30 Jahre; in
Paris ist sie 42; fuͤr England 50.
Bevoͤlkerung von Paris.
Nach der neuesten Volkszaͤhlung betraͤgt die
Bevoͤlkerung dieser Stadt, die gewoͤhnlich zu
800000 angegeben wird, nur 713765 Einwohner, wovon 346188
Maͤnner, 367796 Weiber in 224922 Familien. Die Zahl der
Geburten ist 25126, der Todesfaͤlle 22917, Ehen 6,465.
366000 leben von Privat-Einkommen; 348000 von
taͤglicher Arbeit, 77,192 von Almosen. 3987 liegen krank
im Spitale, 12,500 sind Findlinge. Die Garnison betraͤgt
16,000 Mann. Beamte sind 10450. Dienstboten 80,000. (Galignani 4483.)
Die Seidenweber zu London
baten den Herzog von Wellington, er
moͤchte sie, 4000 an der Zahl, allergnaͤdigst nach
New-South-Wales uͤberfahren lassen. Der
Herzog antwortete ihnen in einem hoͤflichen Schreiben,
welches im Globe und in Galignani 4480 abgedruckt ist:
„er habe kein Geld hierzu. Das Ungluͤk, das
die Weber traf, und das er so herzlich bedauert,
haͤngt von Ursachen ab, gegen welche die Regierung
nichts vermag.“
Notizen aus dem Leben des
beruͤhmten Chemikers, Drs.
Wollaston.
Der hochwuͤrdige Heinr. Sebbing
liefert in seiner „National
Portrait Gallery of illustrious and eminent Personages,
of the 19. Century“ eine kurze Biographie des
juͤngst verstorbenen beruͤhmten Chemikers Dr. Wollaston, des Entdekers des
Palladium und Iridium. Dr. Wollaston
war waͤhrend seiner Studien zu Cambridge der
ausgezeichneteste junge Mann, und ließ sich, nachdem er den
Doctors-Grad in der Medicin genommen hatte, zu Bury St.
Edmund nieder, wo es ihm so schlecht in seiner Praxis ging, daß
er den Ort verlassen mußte. Er ging nach London und bewarb sich
dort um eine leer gewordene Stelle am St.
George's Spital, die ihm nicht ertheilt wurde. Er gab
nun die Medicin mit dem Schwure auf, auch seinem Vater nicht
mehr ein Recept zu verschreiben, und verlegte sich mit solchem
Gluͤke auf Chemie, daß er durch seine fuͤr
Kuͤnste und Gewerbe so wichtig gewordenen Entdekungen
bald ein sehr ansehnliches Vermoͤgen sich erwarb. Er
arbeitete immer im Kleinen, und ließ auch seinen vertrautesten
Freund nicht in das Laboratorium. Sein großes Vermoͤgen
(er hinterließ, außer einem schoͤnen Gute in Sussex,
50000 Pfd. Sterl. (600,000 fl.) erwarb er sich
vorzuͤglich durch seine Entdekung, Platinna
haͤmmerbar zu machen, und zu dem feinsten Drathe zu
ziehen. Er verband Platinna mit Silber,
ließ daraus sehr seinen Drath ziehen, loͤste dann das
Silber auf, und erhielt so Drath von einer Feinheit, daß man
kaum mit freiem Auge denselben wahrnehmen konnte. Seine Arbeiten
mit Platinna fuͤhrten ihn auf die Entdekung der zwei
neuen Metalle, des Palladium und des Iridium. Er verbesserte Drs. Hook
Camera lucida, und verfertigte das
bekannte Reflexions-Goniometer. Von seinen
mikrochemischen Apparaten erwaͤhnen wir bloß des sog.
galvanischen Fingerhut-Apparates. Sein erhabener Geist
verließ ihn selbst im hohen Alter auf seinem langen
schmerzhaften Krankenlager nicht: als man glaubte, er
waͤre bereits verschieden, verlangte er noch Papier und
Bleistift, berechnete etwas, und rechnete richtig. Bald darauf
starb er wirklich am 22. Dec. 1828. Er verbat sich alles
Leichengepraͤnge.
Der hochwuͤrdige Hr. Sebbing
bedauert, daß Dr. Wollaston kein
Gefuͤhl fuͤr Religion hatte, und auf Geld sah.
Desto schoͤner war es von Wollaston, daß er einem Manne,
der sein Vorwort in Anspruch nahm, um einen Plaz im
Staatsdienste zu erhalten, die Antwort schrieb: „Ich
habe 60 Jahre lang gelebt, und nie einen Schreiber oder
einen Minister auch nur um einen Gefallen gebeten; nach so
vielen rein durchlebten Jahren kann ich mich nicht mehr dazu
verfuͤhren lassen, selbst nicht fuͤr meinen
Bruder. Wenn der Einschluß Ihnen in Ihrer
gegenwaͤrtigen Lage nuͤzen kann, so bitte ich
Sie ihn anzunehmen, denn er ist ganz zu Ihren
Diensten.“ Dieser Einschluß war ein Wechsel von
10000 Pfd. Sterl. (120000 fl.) Und diesen Mann nennt ein
hochwuͤrdiger Herr geizig! Dr.
Wollaston kaufte, kurze Zeit vor seinem Tode,
fuͤr 1000 Pfd. (12000 fl.) Staatspapiere, deren
Interessen dazu bestimmt seyn sollen, arme Physiker und
Chemiker, die kein Vermoͤgen haben, bei ihren Versuchen
zu unterstuͤzen, indem er sich noch gut erinnert, wie
schwer es ihm ergangen ist. Und einen solchen Mann nennt ein
hochwuͤrdiger Biograph geizig! Vermutlich, weil er keine
Leiche halten ließ, und Niemanden, als seine Blutsverwandten bei
derselben gegenwaͤrtig wissen wollte.
Die Kasimir-Schahl-Ziege in
England.
Wir haben von den verungluͤkten Versuchen der
Englaͤnder, die Kasimir-Schahl-Ziege auf
ihrer Insel zu naturalisiren, seiner Zeit Nachricht gegeben.
Nach den Transactions of the Society for
the Encouragement of Arts, 46. B. (Gill's
technol. and Micr. Repository,
August, S. 87.) gelang es jezt einem Englaͤnder,
C. T. Tower, Esq. zu Weald Hall,
Essex, diese Ziegen auf seinem Gute zu vermehren, nachdem die
nach Schottland verpflanzten Thiere dieser Race ohne
Nachkommenschaft ausgestorben sind. Hr. Tower befand sich zu Paris, als Hr. Terneaux im Jahr 1823 eben seine
Kasimir-Ziegen aus Persien erhielt, und kaufte vier
derselben, zwei Boͤke und zwei Ziegen.
Obschon es auf seinem Gute zu Weald Hall in Essex feucht und
etwas rauh ist, so gedeihen diese Thiere doch so gut, daß er
deren jezt, mit den bereits angekauften, an 27 besizt. Eine der
gekauften Ziegen war bereits alt, als sie gekauft wurde, brachte
aber doch jedes Jahr eine, und zwei Mal sogar Zwillinge. Eins
derselben bekam gekreuzte Hoͤrner, und diese werden in
Persien fuͤr die besten gehalten. Die Thiere vertragen
die Kaͤlte ziemlich gutDas ist sehr natuͤrlich; sie sind in ihrer Heimath
auf Alpen, nahe an der Schneegraͤnze.A. d. Ue. und sind sehr gesund: nur bei rauhem Wetter gehen sie
gelegentlich unter Dach. Im Fruͤhjahre, Sommer und
Herbst, grasen sie, wie die Schafe; im Winter werden sie mit Heu
und Abfaͤllen von Gartengewaͤchsen gefuttert. Ihr
Lieblingsfutter ist Ulex
europæus, den sie, ungeachtet seiner Stacheln,
mit Begierde fressen. Neue Anlagen in Parks beschaͤdigen
sie nicht mehr, als die gemeinen Ziegen. Sie springen schon sehr
fruͤhe: drei Ziegen warfen bei Hrn. Tower, ehe sie noch 12 Monate alt warenDieß sollte man nicht geschehen lassen. Die Thiere werden
dadurch schnell ausarten.A. d. Ue.. Einige bringen braune Wolle, die meisten aber weiße,
die mehr werth ist. Ihr Fließ ist ein Gemenge von langem groben
Haare und von sehr feiner Wolle. Leztere wird fruͤhe im
April los, und sie laͤßt sich leicht und schnell sammeln,
wenn man die Thiere zwei oder drei Mal kaͤmmt: man bedient sich hierzu eines Kammes, wie
jener, mit welchem man die Maͤhnen der Pferde
kaͤmmt. Es kommen dadurch zwar auch grobe Haare unter die
feine Wolle; die Fabrikanten haben aber keine Muͤhe beim
Sortiren. Ein Bok gibt ungefaͤhr 8 Loth, und eine Ziege
4: zwei Pfund solcher roher Wolle reichen zu einem Schahle von
54 Quadratzoll hin. Zehn Paare geben demnach einen ganzen
Schahl.
Hr. Tower bekam dieß Jahr drei
Schahls: einer derselben wurde der Society of Arts vorgelegt: man fand ihn besser, als
jene, die in Schottland aus Wolle der franzoͤsischen
Schahl-Ziegen verfertigt werden, und Hr. Tower erhielt dafuͤr die große
goldene Medaille. Das Garn wurde von den HHrn. Pease zu Darlington gesponnen, und
gewebt wurde der Schahl von den HHrn. Miller und Soͤhnen zu Paisley. Man fand diesen
Schahl selbst besser, als jene, die Hr. Terneaux fabrizirt.
Ueber die schaͤdlichen Wirkungen
der Ranunkel und Klatschrosen auf Wiesen,
als Viehfutter, und durch Verderbung der
Milch an Kuͤhen auf den Menschen, hat Hr. Dr. Whitlaw in seinem New Medical Discoveries einige
achtenswerthe Bemerkungen mitgetheilt, die sich in Gill's
technological and microscopic
Repository, Julius 1829. S. 56. wieder abgedrukt
befinden. Es ist auch in Deutschland bekannt, daß auf einer
guten Wiese nichts anderes als Gras, und keine andere Pflanze
geduldet werden darf, wenn die Hausthiere gesund bleiben
sollen.
Luxus mit gruͤnen Erbsen in
England.
Am 29. Mai wurden fuͤr 60 Quart gruͤne Erbsen 60
Guineen auf dem Gemuͤsemarkte (Covent-Garden) zu
London geboten (also 12 fl. fuͤr das Quart, d.h.
fuͤr den vierten Theil eines Gallon, oder 3 Seidl oder
Quart unseren Maaßes), ohne daß der Verkaͤufer sie
dafuͤr gegeben haͤtte. Am 2. Junius kaufte man das
Quart um 5 Shill. (3 fl.); jezt, in der Haͤlfte Junius,
um 36 bis 30 kr. (1 Shill. bis 10 Pence.) Herald. Galignani. a. a. O.
Zerstoͤrung der beruͤhmten
Kuͤhloch-Hoͤhle in Franken.
Es scheint zu wenig, zumal in katholischen Laͤndern, wo
das Lesen der Bibel von der Kirche verboten ist, bekannt zu
seyn, daß Gott der Herr bei Erschaffung der Welt dem Menschen
dringend befahl, Naturgeschichte, und vor Allem Zoologie zu
studiren. „Denn als Gott der Herr gemacht hatte von
der Erde allerlei. Thiere auf dem Felde, und allerlei
Voͤgel unter dem Himmel; brachte er sie zu dem
Menschen, daß er saͤhe, wie er
sie nennete.“ 1. B. Mose. 2. Kap. 19.
Sehr richtig bemerkt Cuvier in seinen
Éloges historiques (t. III. pag. 450.): „Dieses Benennen der Thiere,
welches Gott dem Menschen befahl, ist nicht ein
zufaͤlliges Austheilen von Praͤdikaten
fuͤr einzelne Individuen. Wenn die Namen
zwekmaͤßig und bezeichnend seyn sollen,
muͤssen, wie es in der Bibel heißt, die Thiere zu dem
Menschen gebracht werden; d.h., er muß sie vergleichen, ihre
Aehnlichkeiten und Unterschiede bemerken, muß sie
klassifiziren koͤnnen, und dieß kann er nicht, ohne
sich mit denselben gehoͤrig vertraut gemacht zu
haben: mit einem Worte, was man gehoͤrig benennen
will, muß man vorerst gehoͤrig kennen.“
Diejenigen, welche, wie es in einigen Staaten jezt geschieht, das
Studium der Naturgeschichte nicht nur nicht foͤrdern und
unterstuͤzen, sondern dasselbe sogar absichtlich
unterdruͤken; die den Geist des Volkes nicht auch in
dieser Hinsicht nach dem Willen Gottes lenken,
versuͤndigen sich straͤflich nicht bloß gegen
Gott, sondern auch an der Menschheit. Sie bringen am Ende sogar,
wie es der gegenwaͤrtig Fall beweiset, die physische
Geschichte des Erdballes um ihre aͤltesten, um ihre
heiligsten Urkunden.
Die Kuͤhloch-Hoͤhle war eines jener
Adyta, in welchem die Natur ihre Urkunden seit Jahrtausenden
aufbewahrte. Aus allen Gegenden des Erdballes wallfahrteten
Naturforscher hin zu derselben, und kamen uͤber ferne
Meere. Dieses Heiligthum ist nun zerstoͤrt, wie folgender
Brief des Lord Cole und Phil. de Malpas Egerton, dd. 26. Jun. Schafhausen 1829, an
Prof. Will. Buckland zu Oxford
beurkundet, welcher im Philosophical
Magazine and Journal, August 1829. S. 92. abgedrukt zu
lesen ist.
„Mein lieber Freund.“
„Lord Cole und ich kommen
so eben von einem drei Wochen langen Besuche, welchen wir
bei den antediluvianischen Hoͤhlen in Franken
abstatteten, nach Schafhausen zuruͤk. Da wir den
Antheil kennen, welchen Sie an der Erhaltung dieser
Hoͤhlen nehmenDr. Buckland hat diese
Hoͤhlen im Philos.
Magaz. 42. B. S. 112, und auch, zugleich mit
Hrn. Chevreul's Analyse
der thierischen Erde, in den Annals of Philosophy N. 5. 9. B. S. 284.
beschrieben. Der Herausgeber
des
Phil. Mag., so schreibe ich Ihnen die traurige Nachricht, daß
alle Knochen in den Hoͤhlen von Kuͤhloch und
Rabenstein gaͤnzlich zerstoͤrt sind. Da S. M.
der Koͤnig von Bayern seine Absicht zu erkennen gab,
Rabenstein zu besuchen, fand es der Besizer dieses Schlosses
geeignet, diese Hoͤhlen zum Empfange Sr.
Majestaͤt herzurichten. Zu diesem Ende ließ er den
ganzen Boden derselben aufbrechen, die groͤßeren
Knochen und Steine zerstampfen, und feine Erde
daruͤber streuen, um den Boden zu ebnen. Denken Sie
Sich unseren Schreken, als wir zu Kuͤhloch ankamen,
und dreißig Menschen beschaͤftigt sahen, die
thierische Erde aus dieser Hoͤhle mit Karren
herauszufahren, um den Eingang in dieselbe zu ebenen, aus
dessen Lage Sie so meisterhaft das Phaͤnomen
erklaͤrten, warum keine Geroͤlle und kein
Diluvial-Lehm in dieser merkwuͤrdigen
Hoͤhle vorkommen konnte. Es war kein Knochen mehr in
derselben zu finden, als wir daselbst ankamen: indessen
erhielten wir mittelst einiger Kunstgriffe noch ein paar
schoͤne Bruchstuͤke eines Unterkiefers einer
Hyaͤne, nebst einigen guten Baͤrenknochen, und
einer Ulna, die noch waͤhrend des Lebens des Thieres
gebrochen worden seyn mußte: die scharfen Kanten des Bruches
waren durch die einsaugenden Gefaͤße in einen ebenen
Stumpf verwandelt. Wir verschafften uns auch noch von einem
Arbeiter Zaͤhne eines Fuchses, eines Tigers, und
einen Bakenzahn aus dem rechten Unterkiefer eines
Rhinoceros: alle diese Stuͤke wurden, wie man uns
sagte, im Kuͤhloch
gefunden.
In der Hoͤhle von Rabensten
fand man nur wenig Knochen, aber viele alte Muͤnzen
und eiserne Instrumente. Ich freue mich, Ihnen sagen zu
koͤnnen, daß wir im Zahnloch noch den großen Steinblok fanden, den sie
als zugeglaͤttet von den Tazen der antediluvianischen
Baͤren beschreiben; er war in der Seitenkammer, in
welcher er sich in der Naͤhe des Einganges befindet,
unter einem Erdhausen beinahe gaͤnzlich
verschuͤttet. Die Winkel und die Oberflaͤche
dieses Blokes wurden sicher fruͤher als sie ihren
gegenwaͤrtigen stalaktitischen Ueberzug erhielten,
von irgend einer Ursache zugerundet. Ich habe diesen
Ueberzug an mehreren Stellen weggebrochen, und fand den
Stein unter demselben eben so, wie an jenen Stellen, die
davon bedekt sind. Wir bringen Ihnen ein großes Stuͤk
davon mit, damit Sie Selbst urtheilen koͤnnen. Wir
haben in der Gailenreuther-Hoͤhle sechs Tage lang
gearbeitet, und hatten das Gluͤk einen ganzen
Unterkiefer der Felis spelaea zu
finden, ein vollkommenes Beken des Ursus spelaeus und eine recht gute Sammlung von
Hyaͤnen-, Wolfs- und
Fuchs-Zaͤhnen, nebst
Baͤren-Zaͤhnen und Knochen im
Ueberflusse. Wir fanden auch eine große Menge
Bruchstuͤke alter Begraͤbniß-Urnen, die
wir auch in der Zahnloch-
und Scharzfelder-Hoͤhle gefunden
haben.
Zu Bonn erhielten wir von Hrn. Prof. Goldfuß das Schienbein
eines Rehes aus der Sundwick-Hoͤhle, gebrochen
und mit den Spuren der Hyaͤnen-Zaͤhne
versehen, genau wie an Ihrem Schienbeine eines Ochsen von
Kirkdale. Wir bekamen auch einen angenagten
Rhinoceros-Knochen aus derselben Gegend.
Ihr etc.
Philipp de Malpas Egerton.“
Deutschland hat also wieder durch den Unverstand der Schreiber,
die auf den Universitaͤten nichts lernen, als Trinken,
Hauen und Rabulistik-Treiben, eines seiner
ausgezeichnetesten Denkmaͤler der Vorzeit fuͤr die
Ewigkeit verloren. Dem Besizer wird Niemand einen Vorwurf
hieruͤber machen; wir wissen, daß der katholische deutsche Adel von der
Wiege bis zum Grabe, von einer gewissen Kaste gegaͤngelt wird, und weder die Buͤcher Mose's
noch weniger irgend ein naturhistorisches Buch in seine
Haͤnde bekommt.
Litteratur.
a) Deutsche.
Rationelle oder theoretisch-praktische Darstellung
der gesammten mechanischen Baumwollenspinnerei fuͤr
Fabrikanten, Technologen, Mechaniker und alle Freunde der
Industrie, entworfen von Ch. Bernouilli, Professor, gr. 8. Mit einem Atlas,
enthaltend 14 Steindruktafeln in Querfol. Basel. 1829. bei
Schweighauser. VIII. und 291 Seit. 4 Rthlr.
Wir beeilen uns hier ein Werk anzuzeigen, welches einen der
wichtigsten Gegenstaͤnde der heutigen Industrie aller
Laͤnder umfaßt. Es ist dasselbe von desto
hoͤherem Belange, als dieser hochwichtige Gegenstand
bisher nur so zu sagen in einzelnen Bruchstuͤken
behandelt wurde, welche noch ungeheuere Luͤken
uͤbrig ließen. Die wenigsten Menschen haben einen
klaren und deutlichen Begriff von dem Mechanismus einer
Spinn-Muͤhle, und selbst diejenigen, die
Spinnmuͤhlen besizen, die an derselben arbeiten und
sie leiten, wissen oft nicht, was sie an derselben haben,
und koͤnnen daher auch die Verbesserungen weder
beurtheilen noch benuͤzen, welche in England und
Frankreich so zu sagen monatlich an diesen
Spinnmuͤhlen gemacht werden.
Martin's kleine Schrift
uͤber die Maschinenspinnerei uͤbersezt von Poppe verdient kaum einer
Erwaͤhnung, und außer dem Artikel in Rees's Cyclopædia ist in
England kein vollstaͤndiges Werk uͤber
Baumwollen-Spinnmuͤhlen erschienen. Das große
Werk, welches Dr. Birkbeck vor
einigen Jahren uͤber diesen Gegenstand
angekuͤndigt hat, scheint nicht zu Stande zu kommen.
In Deutschland ist, außer den „Betrachtungen uͤber den wunderbaren Aufschwung
der gesammten Baumwollen-Fabrikation, nebst
Beschreibung einiger der neuesten englischen Maschinen
von Ch. Bernouilli. Basel, 1825, bei
Neukirch,“ außer einigen kurzen Beschreibungen in den
Verhandlungen des preuß. Gewerbvereines und Uebersezungen
auslaͤndischer Aufsaͤze und Patente in unserm
polytechn. Journale und in andern technol. Zeitschriften,
nichts von Belang erschienen. Die l'art du filateur de coton, von einem ehemaligen
Spinner Vautier, Paris 1821; das
Manuel du filateur ou art de la
filature et du tissage de coton par Mr.
Noël, Paris 1825; die Histoire descriptive de la filature
et du tissage de coton par Maiseau avec Atlas,
Paris 1827, sind nichts weniger als
genuͤgend. Das zweite Werkchen, ist eine halbe
Pluͤnderung des ersten, und das lezte eine geistlose
Compilation. Andelle's großes
Werk, das 100 Franken kosten sollte, unterblieb, und wird
fuͤr immer unterbleiben. Das einzige brauchbare und
bisher beste Werk ist das Nouveau
système complet de filature de coton usité
en Angleterre et importé en France par la
Compagnie établie à Ourscamp près
Compiegne. Publié par Mr.
Le Blanc, précédé d'un
texte descriptif par
Molard
jeune. 4. Paris. 1828. mit einem Atlas von 30 herrlichen
Blaͤttern (50 Franken), welches der Hr. Verfasser
auch benuͤzte.
Es ist ein desto gluͤklicheres Ereigniß, daß Hr. Prof.
Bernouilli sich mit der
Behandlung dieses Gegenstandes befaßte, als er nicht nur
durch seine fruͤheren Werke seine genaue
Bekanntschaft mit diesem Gegenstande beurkundete, sondern
auch in einer Gegend wohnt, wo die Spinnmaschinen sich seit
Kurzem mehr als in irgend einer andern auf dem festen Lande
vermehrten, und als uͤberdieß der mathematische
Geist, der die fruͤheren Bernouilli unsterblich und zu wahren
Wohlthaͤtern der Menschheit gemacht hat, auf ihrer
Familie auch in ihren Nachkommen zu ruhen scheint.
Diese Schrift ist nicht bloß ein Lehrbuch fuͤr den
Fabrikanten, der in demselben den sichersten Leiter zum
Gelingen seiner Unternehmungen finden wird, sondern auch ein
lehrreiches Lesebuch fuͤr alle diejenigen, welche
sich von Amts wegen mit Leitung und Foͤrderung der
Industrie zu beschaͤftigen haben. Sie wird das
alberne Vorurtheil beseitigen helfen, daß Maschinen, welche
Menschenhaͤnde uͤberfluͤssig machen, ein Verderben fuͤr das Land sind: denn alle
Laͤnder werden verderben oder sind bereits verdorben,
in welchen der Mensch als bloße Maschine behandelt wird, und
man durch ihn dasjenige verrichten laͤßt, was eine
geistlose Maschine zehn Mal besser zu verfertigen vermag,
als er; in welchen man also den Menschen unter die
Wuͤrde einer Maschine herabwuͤrdigt. Abgesehen
davon, daß heute zu Tage die Industrie keines, Staates, der
ohne Maschinen arbeitet, mit der Industrie derjenigen
Staaten gleichen Schritt zu halten vermag, in welchen Alles,
was durch Maschinen gearbeitet werden kann, durch Maschinen
gearbeitet wird (so wie heute zu Tage auch kein Staat ohne
stehendes Heer gegen jene Staaten bestehen wuͤrde,
die solche Heere halten); so sind Maschinen
vorzuͤglich fuͤr jene Staaten unentbehrlich,
in welchen die Bevoͤlkerung zur Oberflaͤche
noch zu gering ist, wie z.B. in Bayern, wo jeder
Grundbesizer, und mit Recht und Fug, uͤber den hohen
Lohn klagt, den er seinen Dienstboten und Arbeitern geben
muß. Wenn Maschinen die Haͤnde, die in Fabriken mit
Fabrikarbeiten beschaͤftigt sind, welche durch
Maschinen weit besser gefertigt werden koͤnnten, und
bei welchen sie verkruͤppeln, dem gesunden
staͤrkenden Akerbaue wieder gegeben wuͤrden,
so wuͤrden nicht bloß die Producte desselben
vermehrt, sondern auch die Preise desselben so sehr
vermindert werden, daß sie ein alle Conkurrenz zu Boden
schlagender Artikel fuͤr die Ausfuhr wuͤrden.
England wird, wenn es durch seine Maschinen seine
Haͤnde dem Akerbaue zuruͤk gegeben und eine
bessere Regierung erhalten haben wird, wieder derjenige
akerbauende Staat werden, der es vor kaum hundert Jahren
noch gewesen ist, und wie damals, Getreide
ausfuͤhren, Statt es einzufuͤhren.
Hr. Prof. Bernouilli beginnt S. 4.
mit der Geschichte der Erfindung der Maschinenspinnerei,
faͤngt mit dem Spinnrade an, und geht die wichtigsten
Epochen derselben durch Hargraves,
Arkwright und Crompton
auf eine sehr lehrreiche Weise durch. S. 17. entwikelt er
die industriellen Wirkungen dieser
Erfindung, da die Baumwollenspinnerei nun
Fabrik-Gegenstand geworden ist, und mittelst der
Maschine Ein Arbeiter taͤglich 5 Pfd. Garn liefern
konnte, was ehevor drei Spinnerinnen erst in einem Monate zu
liefern vermochten, und nie so
gut liefern konnten. Die Maschine spinnt einen
Faden von 233,520 YardsEin Yard = 3 engl. Fuß.A. d. Ue. oder 132 engl. Meilen Laͤnge, der nur 1 Pfd.
schwer ist, und uͤberall geometrisch genau gleich dik
ist. Dadurch wurde das Product wohlfeiler, und der Lohn der
Arbeiter stieg. Baumwollengarn, das ehevor 3 1/3 fl. das
Pfd. in der Schweiz kostete, kommt jezt nur auf 1 fl.
„Daraus erhellt,“ sagt der Hr. Verfasser,
„wie abgeschmakt die Meinung ist, ohne die Maschinen wuͤrden
die Arbeiter einen bessern Lohn finden; die Abschaffung der
Maschinen wuͤrde offenbar nur zur Folge haben, daß
wir das Garn aus Indien bezoͤgen, und daß beinahe nur
diejenigen Arbeit erhielten, die sich mit dem indischen
Lohne begnuͤgten, bei welchem man in unserm Klima
verhungern muß.“ Waͤhrend der Verbrauch des
Baumwollengarnes sich in einem fast wunderbaren Grade
vermehrte, beschaͤftigt die mechanische Spinnerei
jezt weit mehr Haͤnde, als ehevor die Handspinnerei.
Im Jahr 1705 ward, nach den Zollregistern, in England
1,200,000 Pfd. Baumwolle verarbeitet. Im Jahr 1785 aber
schon 18,400,000 und im Jahr 1811 91,576,000; im Jahr 1825
165 Millionen Pfd.; im Jahr 1828 217,360,000 Pfd. Die Zahl
der in England vor Einfuhr der Spinnmaschinen mit dem
Spinnen beschaͤftigten Individuen betrug, hoch
gerechnet, 50,000. Gegenwaͤrtig arbeiten an den
Maschinen wenigstens 180,000. Preston, ein
Fabrikstaͤdtchen, hatte im Jahr 1780 nur 6000
Einwohner; im Jahr 1825 hatte es deren 30,000; Manchester
hatte im Jahr 1770 nur 41,000 Einwohner; im Jahr 1821
zaͤhlte es bereits 133,800.
Vor 60 Jahren hat Frankreich nur 1,200,000 Pfd. levantische
und orientalische Baumwolle verbraucht; im Jahr 1825 kamen
zu Havre allein 120,381 Ballen Baumwolle an, und der
gegenwaͤrtige Verbrauch betraͤgt „durch den kuͤnstlichen Sporn
der Prohibitiv-Geseze angetrieben,“
wohl auf 60 Millionen Pfd. Das einzige protestantische Oberrhein-Departement, das
industrioͤseste in ganz Frankreich, welches noch im
Jahr 1813 kaum 60,000 Spindeln auf seinen
Spinnmuͤhlen besaß, zaͤhlt jezt, wo jede
Spindel das Doppelte producirt, deren bereits 360,000.
In der oͤstlichen Schweiz wurden die ersten
Spinnmuͤhlen vor ungefaͤhr 25 Jahren
errichtet, und es erhalten sich dort noch jezt solche
Anstalten, die bloß von der Hand getrieben werden. Hr. Prof.
Bernouilli schaͤzt die
in der Schweiz jaͤhrlich verarbeitete Baumwolle auf
120–130,000 Ztnr. Ein maͤnnlicher Arbeiter
gewinnt bei diesen Spinnmaschinen woͤchentlich 4 fl.
15, ein Weib 2 fl. 20, ein Kind 1 fl. 20 kr. So viel
haͤtte keiner dieser Arbeiter am Spinnrade oder an
der Spindel verdienen koͤnnen.
Nord-Amerika hatte im Jahr 1805 erst vier Spinnereien;
gegenwaͤrtig verarbeitet es halb so viel als ganz
Frankreich; nahe an 30 Millionen Pfund.
In Oesterreich hat Hr. Leitenberger die ersten Mulejennies zu
Warnstaͤdtel in Boͤhmen im Jahr 1796
errichtet. Im Jahr 1801 entstand die große Spinnerei zu
Pottendorf (6 Stunden von Wien) mit 48,000 Spindeln, eine
der groͤßten auf dem festen Lande in Europa. In
Oesterreich unter der Ens zaͤhlt man
gegenwaͤrtig an 224,000 Feinspindeln, die
jaͤhrlich 5 Millionen Pfd. Garn liefern. Die
Spinnmuͤhlen in Boͤhmen arbeiten nur im
Kleinen; nur ein Paar haben 10,000 Spindeln. Maͤhren,
Ober-Oesterreich und Vorarlberg haben kaum die
Haͤlfte so viel Spindeln, als Boͤhmen; die Escher'sche Spinnmuͤhle zu
Feldkirch zaͤhlt an 20,000 Spindeln: Hr. Escher aus Zuͤrich
errichtete sie in Oesterreich, weil die Einfuhr des
Baumwollengarnes daselbst so erschwert war, daß er allein
schon den ersparten Zoll als Netto-Gewinn betrachten
konnte. Das lombardisch-venezianische
Koͤnigreich hat erst seit wenigen Jahren
Baumwollen-Spinnmuͤhlen, und besaß im Jahr
1828 erst 27,160 Spindeln. Die feineren Garne uͤber
Nr. 30 sind in Oesterreich gegen 30 fl. vom Ztr.
Einfuhr-Zoll einzufuͤhren erlaubt, und im Jahr
1826 wurde in Oesterreich fuͤr 4 Millionen Gulden
feines Baumwollengarn eingefuͤhrt, wodurch die
oͤsterreichischen Spinnmuͤhlen sehr leiden, da
sie kaum einen Schuz von 15 p. C., und bei hoͤheren
Nummern noch weniger genießen.
Sehr richtig ist, was der Hr. Verfasser mit
Bernouillisch-mathematischer Genauigkeit beweiset,
und was so wenige Staatswirthschafter auch nur ahnen, daß,
mit dem Fallen des Preises der Waare, die Nachfrage nach
derselben und der Verbrauch steigt, und folglich desto mehr
Waare erzeugt werden muß, je wohlfeiler sie wird.
Welchen Einfluß die erhoͤhte
Baumwollen-Manufaktur auf den Akerbau, auf Kultur des
Bodens in Amerika und in Aegypten hat, erhellt aus der
Bemerkung, daß Neu-Orleans, welches im Jahr 1818 nur
80,409 Ballen Baumwolle nach Europa sandte, im Jahr 1826
deren 95,000 bloß nach Liverpool, und 58,000 Ballen nach
Havre schiffte. Louisiana erzeugte im Jahr 1802 kaum 2
Millionen Pfd. Baumwolle; im Jahr 1820 aber uͤber 40
Millionen. Carolina, das vor 30 Jahren kaum 100,000 Pfd.
Baumwolle erzeugte, erzeugt jezt jaͤhrlich 25
Millionen. Aegypten hatte vor 10 Jahren noch kaum einige
Ballen zur Ausfuhr; vor einigen Jahren schon fuͤhrte
es uͤber 150,000 Saͤke aus.
Man verachte nun die Baumwollen-Manufakturen, die
„Brilliant-Fabriken, die
Parforce-Fabriken,“ wie ein elender
Schwaͤzer sie in einer
Staͤnde-Versammlung nannte; man
unterdruͤke sie, und man wird sehen, was aus den
Laͤndern wird, wo dieß geschieht.
Sonderbar, und nur durch die Fortschritte in der Kunst
erklaͤrbar, ist es, daß durch diese Fluth von
Baumwollenwaaren weder die Tuch- noch die
Seidenzeug-Fabrikation gelitten hat, wie die
Ausfuhrlisten aller Fabrikstaaten erweisen.
Daß Hr. Prof. Bernouilli, als
Schweizer, gegen Einfuhr-Verbote, also als Cicero pro domu sua, spricht, ist
begreiflich. Er wird indessen nach jener Formel, nach
welcher einer seiner unsterblichen Ahnherren die
gaͤnzliche Erschoͤpfung eines organischen
Koͤrpers berechnete, nach dem
Exhaustions-Calcul, leicht finden, daß ein Staat, der
nichts anderes erzeugt, als seinen Bedarf an Speise und
Trank, der keine Producte auszufuͤhren hat, oder
dessen ganze Ausfuhr kaum den zehnten Theil der Einfuhr
betraͤgt, bald zu Grunde gehen muß, wenn er das, was
er einfuͤhrt, und was zu 9/10 aus Dingen besteht, die
er selbst erzeugen koͤnnte, nicht selbst erzeugt. Ein
solcher Staat wird aber nie und nimmer im Stande seyn, diese
9/10 der Einfuhr selbst zu erzeugen, wenn er diese Einfuhr
fortbestehen laͤßt. Diese Einfuhr ist eigentlich eine
Ausfuhr seines Geldes; sie ist eine Verblutung seiner
Finanzen, und eine Verblutung wird, wenn man sie
nicht stillt, nie aufhoͤren, bis nicht der lezte
Tropfen und mit diesem das Leben dahin ist.
Sehr lehrreich ist der dritte Abschnitt uͤber die
fernere Ausdehnung und Vermehrung der Baumwollenspinnerei
und einige von neuen Unternehmern
besonders zu beachtende Umstaͤnde S. 43.
Allein auch hier hat Hrn. Prof. Bernouilli, wie es uns scheint, die hoͤchst
achtungswuͤrdige Tugend, Liebe des lieben
Vaterlandes, etwas von der geometrischen Geradheit
abgelenkt. Er empfiehlt den Regierungen S. 48 „allmaͤhliche
Einfuͤhrung der Spinnmuͤhlen.“ Dieß ist
nun gerade so viel, als ob man sagte, „gib dem
Hungrigen allmaͤhlich zu essen.“ „Bis dat, qui cito dat,
nil
dat, qui munera tardat.“
Es ist doch aller Welt einleuchtend, daß, wenn man weben
will, man ein Garn dazu haben muß. Wenn man nun das Garn,
welches man zum Weben braucht, einem andern abkaufen muß,
der aus demselben Garne denselben Stoff webt, den derjenige
daraus verfertigt, welcher das Garn kauft (alle großen
Spinnmuͤhlen haben entweder selbst Webereien, oder
sind mit solchen in Compagnie); und wenn derjenige, von
welchem man das Garn gekauft hat, vor die Hausthuͤre
desjenigen kommen darf, der ihm das Garn abgekauft hat, und
daselbst die Zeuge frei verkaufen darf, die er, der Spinner
des Garnes, daraus verfertigte; so ist offenbar, daß
derjenige, der ihm das Garn abgekauft, und so gut, wie er,
Gewebe daraus verfertigt hat, im Preise dieser Gewebe mit
ihm, mit dem Spinner, nicht Conkurrenz halten kann. Denn
1stens mußte er ihm seinen Gewinn bezahlen, den er am
Spinnen dieses Garnes gemacht hat. 2tens hat der
Garnspinner, wohl wissend, daß aus seinem Garne keine
Bratwuͤrste, sondern Zeuge gemacht werden, die mit
den Zeugen, die auch er verfertigt, Conkurrenz halten
sollen, auf den Preis des Garnes bereits, alle Procente
geschlagen, die er an den Zeugen gewonnen haben
wuͤrde, wenn er sein Garn, in Zeuge umgewandelt,
haͤtte absezen koͤnnen. 3tens hat er die
bedeutende Fracht zu bezahlen, und diese Fracht auch
fuͤr die Abfaͤlle zu bezahlen, die
waͤhrend der Verarbeitung des Garnes sich ergeben;
ein großer und bedeutender Abfall, der bei seinem Rivalen,
dem Spinner, nicht Statt hat. Der Baumwollenspinner, der
selbst auch Zeuge webt aus seinem Garne, von welchem er nur
so viel verkauft, als er nicht selbst zu verarbeiten vermag,
ist demnach dem Fabrikanten, der nicht selbst spinnt, um
wenigstens 30 p. C. voraus, und ein Schuz von 30 p. C.
Einfuhrzoll fuͤr Baumwollengarn-Fabrikanten
ist so gut wie keiner. Der Fabrikant im Westen von Europa
hat uͤberdieß noch den ungeheueren Gewinn voraus, daß
er, den Stapelplaͤzen der amerikanischen Baumwolle
naͤher liegend, weniger Fracht zu bezahlen hat, als
der Fabrikant, der mehr gegen Osten liegt, und der, außer
der in dem Maaße hoͤheren Fracht, als er weiter gegen
Osten liegt in der Mitte des festen Landes, auch noch
groͤßeren Verlust an den Abfaͤllen bei der
Fabrikation erleidet, fuͤr die er dieselbe Fracht
bezahlen muß, als ob es reine Baumwolle gewesen
waͤre. Der Spinner selbst also im Osten des mittleren
Festlandes von Europa verliert schon, nach Art der Wolle,
10–20 p. C. und mehr an Fracht gegen seinen Rivalen
im Westen, und verdient daher desto mehr Beachtung von
seiner Regierung. Es ist allerdings wahr, daß die Industrie
eines Landes, die sich bloß auf das Verweben gesponnener
Baumwolle beschraͤnkt, sehr leiden wird, wenn man
ploͤzlich die Einfuhr gesponnener Baumwolle
verbietet. Es ist aber eben so wahr, als es wahr ist, daß
man zum Weben Garn braucht, daß man in einem Lande, in
welchem man Baumwollen-Manufakturen errichten, oder
die bestehenden bluͤhend machen will, vor Allem auf Spinnmuͤhlen
Bedacht nehmen, und diese nach allen nur moͤglichen
Kraͤften foͤrdern muͤsse.
So wie man ehe Maulbeerbaͤume haben muß, ehe man
Seidenraupen ziehen will; ehe ein Pferd haben muß, ehe man
reiten kann; so muß man ehe Garn haben, ehe man weben will.
Es gibt aber so viele gelehrte Herren, die ehe erndten
wollen, als sie saͤen, und das Resultat dieser Maxime
ist, daß die Erndte mißraͤth. Wir sahen, daß
Oesterreich durch die Ausnahme von seinen weisen
Prohibitiv-Maaßregeln an der Einfuhr des feinen
Baumwollengarnes allein vier Millionen jaͤhrlich rein
verliert. Diese vier Millionen theilen sich vielleicht nicht
in 40 Haͤnde, nicht in 40 große
Spinnmuͤhlen-Besizer. Wuͤrde es
erklaͤren, daß es in 5 Jahren a dato jeden Faden gesponnener Baumwolle, der
uͤber die Graͤnze kommt verbrennt, so
wuͤrden indessen die
Baumwollenzeug-Manufakturen Zeit gewinnen, sich mit ihrem Bedarfe an Garn so lang zu versehen, bis
von jenen 40 Baumwollenspinnern, deren jeder nun 100,000 fl.
jaͤhrlich verliert, sich gewiß 10 nach Oesterreich
uͤbergesiedelt haͤtten, und gewiß 20
Gesellschaften sich im Lande gefunden haͤtten, die
ihr Kapital auf Spinnmuͤhlen angelegt haben
wuͤrden. Wuͤrde Hr. Escher nicht fortgefahren haben in seiner
Vaterstadt, Zuͤrich, zu fabriziren, wenn nicht der
oͤsterreichische, Einfuhrzoll ihn gezwungen
haͤtte, einen Theil seiner Fabrik nach Oesterreich zu
verlegen? Und wuͤrden nicht die Spinnmaschinen in
Oesterreich rascher sich emporgeschwungen haben, wenn man
hier gleiche Consequenz, wie bei den uͤbrigen
Fabriken beobachtet haͤtte? Es war ein
toͤdtlicher, wenigstens tief verwundender Streich,
den hier einige goldene englische
Boxer-Faͤuste, die in die Tasche eines
Referenten fielen, der oͤsterreichischen Industrie
geschlagen haben. Wir wiederholen es, Spinnmuͤhlen
muͤssen ehe vorhanden seyn, ehe man
Weberstuͤhle mit wahrem Gewinne aufschlagen kann. Von
dieser Nothwendigkeit scheint kein Staat in Deutschland
klarer uͤberzeugt zu seyn, als der preußische, der,
wenn er so fortfaͤhrt, und so gluͤklich wie
bisher, alle andern deutschen Staaten ohne Schwertstreich in
seine Zollgraͤnze bringt, bald die Industrie aller
andern deutschen Staaten uͤberfluͤgelt haben
wird. Einen schoͤnen Beweis hieruͤber
gewaͤhrt die dritte Lieferung der Verhandlungen des Vereins zur
Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen,
wo unter Nr. 2. S. 167. eine „Beschreibung zweier
Baumwollen-Streich-Maschinen, von
Hrn. Dir. Beuth, mit VI Tafeln
vorkommt. Schade, daß Hr. Prof. Bernouilli die herrlichen hier gegebenen
Zeichnungen, nach welchen ein Maschinist arbeiten kann,
nicht benuͤzen konnte. Fuͤr die Winke, die Hr. Prof.
Bernouilli hier den
Unternehmern gegeben hat, wird jeder ihm herzlich Dank
wissen.
Die Naturgeschichte der Baumwollenpflanze ist etwas mager;
die Waaren-Kenntniß aber mit der dem Hrn. Verf.
eigenen Sachkenntniß behandelt.
In der zweiten Abtheilung, S. 81, geht der Hr. Verf. nach
einer allgemeinen Darstellung der
Maschinen-Baumwollenspinnerei S. 91. zur Vorbereitung
der Baumwolle, oder zum Auflokern, Reinigen, Flaken und
Aufrollen derselben und den dazu dienlichen Maschinen
uͤber. S. 112. spricht er vom Kardiren
(Kardaͤtschen und Streichen) und den zu dieser
Operation gehoͤrigen Maschinen S. 151. vom Laminiren
oder von der Bearbeitung der Baumwolle auf den Strekwerken.
S. 166. beginnt eine Einleitung zu den folgenden
Abschnitten, naͤmlich: S. 180. uͤber die
Laternenstuͤhle und einige zu demselben Zweke
bestimmten Maschinen; S. 190. uͤber die Mulejennies
oder Mulespinnstuͤhle; S. 233. von den
Drosselmaschinen und ihrer Anwendung sowohl zum Spinnen als
zum Zwirnen; S. 245. von den Flyrovings oder
Spindelbaͤnken; S. 277. vom Sortiren, Abhaspeln und
Verpaken des Garnes.
Alle diese Maschinen mit ihren Theilen und ihren Operationen
sind mit einer musterhaften Genauigkeit beschrieben und
wundernett auf den 14 Tafeln von Hrn. Gustav Bernouilli und A. Merian gezeichnet. Das einzige,
was wir an den lezteren bei ihrer hohen Schoͤnheit
bedauern, ist, daß sie nicht alle nach Einem Maaßstabe sind:
ein Desideratum, das uͤbrigens, so hohes
Beduͤrfniß es fuͤr das Auge, man
koͤnnte sagen fuͤr das Herz des
Kuͤnstlers ist, das nach einer Zeichnung denkt und
arbeitet, leider bei den meisten technischen Zeichnungen und
Atlassen unerfuͤllt geblieben ist. Hier ist, nach
einem alten englischen Spruͤchworte: spare paper, waste time.
Der Hr. Verfasser hat mehrere Theile und Arbeiten seiner
Maschinen nach der Fabriksprache seines Vaterlandes benannt.
So wohlthaͤtig dieß fuͤr die Arbeiter seiner
Gegend seyn mag, so sehr erschwert dieß den Gebrauch des
Werkes in andern Laͤndern, wo eine andere
Fabriksprache gaͤng und gaͤbe ist. Es
waͤre daher sehr zu wuͤnschen, daß der
hochverdiente Hr. Verfasser bei einer zweiten Auflage Adelung neben Jacobson's technol.
Woͤrterbuche (vielleicht ist bis dahin auch
Prechtl erschienen) zum
Grunde legen, und die Schweizer Ausdruͤke den
deutschen in ( ) beifuͤgen moͤchte.
b) Englische.
A treatise on printing and dyeing
silk-shawls, garments, Bandanas etc. in
permanent and fancy colours. By H. M' Kernan. 8.
London. 1829. by Fisher and Comp. N. 38. and
Galignani at Paris.
Tables in illustration of the
theory of definite proportionals; shewing the prime equivalent numbers
of the elementary substances and the volume and
weights in which they combine. For chemical Students
and Manufactures. By W. Th. Brande. London.
1828.
An Essay on the art of boring the
earth for the obtainment of a spontaneous flow of
water. 8. New-Brunswick. 1828.
Transactions of the botanical and
horticultural Society of the Counties of Durham,
Northumberland and Newcastle upon Tyne. 4. London.
1828. Vol. I.
E.
Emmous
Manual of Mineralogy and Geology.
12. Albany. 1826.
c) Niederlaͤndische.
Handleiding tot de werkdadige
Meetkunst, bevattende de onderscheidene wijzen van
het opmeten van landen, het vervaardigen van
topographische Kaarten etc. door F. P.Gisius Nanning. 8. Delft. 1828. b. de Groot.
Beginselen der Meetkunst. Door
J.de Gelder. 3e Druk. 8. s' Gravenhage. 1828.
b. van Cleef.
Verhandeling over het waterpassen
en het gebruik van den Barometer tot het meten van
hoogten. Door G. A.van Kerkwyk. 8. s' Gravenhage. 1828. van
Cleef.
Proeve van eene Handleiding tot
de Kennis der Zeeartillerie. Door J. C.Pilaar. 8. Delft. 1828. b. Bruins.
Recherches sur la sommation de
quelques series trigonométriques; par R.Lobatto. 8. Delft. 1828. b. de Groot.
Natuurkundige Verhandelingen van
de Hollandsche Maatschappy der Wetenschappen te
Haarlem. XVI. Deel. 1. St. Haarlem. 1828.
(Enthaͤlt eine wichtige, Abhandlung uͤber
Schleußenbau.)
Instructions populaires sur le
calcul des probabilités. Par A.
Quetel
et. Bruxell. 1828.
Vrymoedige gedachten op het
rapport aan Z. M. d. Koning, uitgebragt door de
Kommissie tot onderzoek der beste
Rivier-afleidin gen; door C.de Beer. 1828. Dordrecht.
Algebra of stelkunst, doorvan Ochten. Utrecht. 1828.
Aanmerkingen of het ontwerp van
Afleiding van den Rijn, langs den Yssel en door de
Provincie Overyssel. Deventer. 1828.
De Meetkunst op de Kunsten en
ambachten toegepast, door J. F.Lemaire. 1828. Gent.
Zee Almanak over 1829. 1828. s'
Hage. Lands-Drukkery.
Groenden der toegepaste
Werktuigkunst etc. door G. J.Verdam. 8. Groningen. 1828. van
Boekeren.
Quelques particularités
concernant les brouillards de différente
nature. Par J. B.van Mons. Bruxell. 1827. 39.
(Vorzuͤglich uͤber den sogenannten
Heerrauch.)
d) Franzoͤsische.
Description d'un nouveau
système d'ares pour de grandes charpentes,
exécuté sur un bâtiment de 20
mètres de largeur, á Marac,
près de Bayonne. Par A. R.Emy. Fol. Paris. 1828. chez Carillan
Goeury, 18 p. et 7 pl. 14 Francs.
Mines de Houille et Chemin de Fer
d'Épinac aboutissant au canal de Bourgogne.
8. Paris. 1829. chez David. 29 p.
Géometrie descriptive,
avec des Applications à la recherche des
ombres. Par G. H.Dufour. 8. Geneve. 1827. 84 S.
Guide manuel de
l'épicier-droguiste; parYsabeau. 12. Paris. 1827.
Traité de
l'éclairage, par M. E.Péclet. 8. Paris. 1827.
Garde feu et chenets soufflans;
mémoire dans lequel se trouvent les principes
généraux qui doivent servir à
disposer nos foyers domestiques; par deLatour. Paris. 1827.
Manuel du fabricant et de
l'épurateur d'huiles; suivi d'un
aperçu sur l'éclairage par le gaz.
ParJulia Fontenelle. 18. Paris. 1827.
Traité de physique
appliquée aux arts et métiers, par J.
J.Gouilloud, avec 160 fig.
Recherches sur l'emploi du
chlorure de chaux et du chlorure de Soude. Par I.
G.Robin. 4. Paris. 1827.
Précis de
Minéralogie moderne etc., par OdolantDesnot. 8. Paris. 1827.
Voyage métallurgique en
Angleterre, parDufrénoyet Éliede Beaumont. Paris. 1827.
Classification et
caractères mineralogiques des roches
homogènes et
hétérogènes; par Al.Brongniart. Paris. 1827.
De la théorie actuelle de
la science agricole etc., par E.Klynton. 8. Gand. 1828. chez Mestre.
Application de
l'arithmétique au commerce et à la
banque d'après les principes de Bezout, par
J. B.Juvigny. 3 edit. 8. Paris. 1827. 420
Seit.
Notice sur la dilatation de la
pierre; par Mr.Destigny. 8. Rouen. 1828. chez Baudry.
Mémoire sur l'emploi des
produits volcaniques dans les arts; par Mr.Roger. 8. Clermont-Ferrand. 1828.
Thibaud Landriot.
Histoire de la Navigation
intérieure de la France, avec une exposition
des canaux à entreprendre etc. par J.Dutens. 2 vol. 4. Paris. 1829. chez
Sautelet. 40 Francs.
De l'état des routes en
Franee, et de la possibilité de le rendre
florissant au moyen de faibles dépenses. Par
Hippol.Hageau, anc. élév. de
l'École polytechnique. 8. Paris. 1829. chez
Carillan-Goeury. 1 Fr. 25 Cent.
Discours prononcé à
Bordeaux dans la Séance publique du Cours de
Géometrie et de Mécanique
appliquée aux arts, le 15 Octobre 1828 et
à Castres, pour l'ouverture de ce même
Cours, le 29medu même mois. Par le Baron
Ch.Dupin. Castres. 1829. chez Vidal.
L'art du souffleur à la
lampe, ou Moyen facile de faire
soi-même et à peu de frais tous
les instrumens de physique er de chimie qui sont du
ressort de cet art. Par T. P.Danger. 12. Paris. 1829. chez
Bachelier.
Leçons de Chimie
appliquée à la teinture; par Mr.Chevreul. 8. Paris. 1829. chez Pichon et
Divier. 2 vol. 18 Francs.
L'art de préparer les
chlorures d'oxides, suivi de détails sur les
moyens d'apprécier la nature de cos produits,
leurs applications aux arts, à la
hygiène publique etc. par M. A.Chevallier. 8. Paris. 1829. chez Bechet.
(Strating's Werk, welches
Hr. Prof. Kaiser aus dem
Hollaͤnd. uͤbersezte, ist weit
vollstaͤndiger.)
Traité complet des
propriétès, de la préparation
et de l'emploi des matières tinctoriales et
des couleurs; par J. Ch.Leuchs; revu par M. E.Péclet. 2 partie. Fabrication des
couleurs. 8. Paris. 1829. chez Malher. 9
Francs.
Traité des moyens de
reconnaître la falsification des drogues
simples et composées, et d'en constater le
degré de pureté. Par MM. A.Bussyet A. F.Boutron. Charlard. 8. Paris. 1829. ch. Thomas.
Amélioration à
introduire dans la fabrication du sucre de
betteraves; par M.Nosarzewski. 8. Paris. 1829. ch. Me. Huzard.
48 p. 1 1/2 Frank. (Eine Traͤumerei; die
Wurzeln troknen und dann den Zuker mit Wasser und
Weingeist ausziehen.)
Sur la conservation des os et
l'emploi de la gélatine. Par M. J.Bornard. (Bibliot. univ. Juill.
1828.)
Sur les progrés des
connaissances de Géométrie et de
Mécanique dans la classe industrieuse. Par le
Baron Charl.Dupin. 12. Paris. 1829. Bachelier.
Théorie lithographique, ou
manière facile d'apprender à imprimer
soi même. Par M. L.Houbloup, impr. lithogr. 2 édit. 8.
Paris. 1828. 96 S. à l'imprim.
lithographique, rue Dauphine. N. 26.
Traité des prairies
naturelles et artificielles. Par M.Boitard. 8. Paris. 1827. (Theuer und
nicht so vollstaͤndig, wie der Hortus Woeburnensis.)
La cuisinière de la
campagne et de la ville, ou la nouvelle cuisine
économique la par M. L. E. A. 8 édit.
12. Paris. 1829. avec 9 planch. ch. Audot.
Art de préparer la chaux
et le plâtre, et de fabriquer les briques et
carreaux. 12. Paris. 1829. 1 Franc. ibid.
Art du maçon, par
EmileMartin. 12. Paris. 1829. 1 Fr. ibid.
Le Jardinier de fenêtres,
des appartemens et des petits jardins. 2. edit. 12.
Paris. 1829. 2. pl. 2. Fr. ibid.
Essai sur la résistance
des bois de construction avec un appendice sur la
resistance du fer et d'autres matériaux.
Résumé de l'ouvrage anglais de P.Barlow, avec des notes par A.Fourier, anc. élève de
l'école polytechnique. 8. Paris. 1829. chez
Arth. Bertrand.
Dissertation
générale sur le commerce, son
état actuel en France, et sa
législation, servant d'introduction au
Traité complet du droit commercial en
souscription. Par M. P. N.Berryer, père, avocat. 8. Paris.
1829. chez Mongie et Rusand.
Projet d'extinction de la
mendicité et du vagabondage en France;
précédé de
l'inégalité des fortunes et de la
mendicité parmi les hommes. ParPerigot. 8. Paris. 1829. chez
Chaumerot.
Manuel d'applications
mathématiques usuelles et amusantes, parRichard. 18. Paris. 1828. 332 S.
Cours d'Arithmétique
à l'usage des aspirans à
l'école politechnique. 8. Paris. 1827.
Traité de la chaleur et de
ses applications aux arts et manufactures. Par
Peclet. 8. Paris. 1828. 2 vol. (400 u. 532 Seit)
Traité du Calorique.
Traduit de l'Anglais et revu parDesmarest. 18. Paris. 1828.
Nouvelle Méthode naturelle
chimique. Par Ch.Panguy. Paris. 1828.
Chimie Minéralogie, ou
méthodes concises et faciles pour
déterminer immédiatement la nature et
la valeur des différentes mines
métalliques. Par F.Joyce. Traduit de l'Anglais parCoulier. 12. Paris. 1827.
e) Italiaͤnische.
Corso pratico de navigazione, de
Farumite. 8. Venezia. 1828. Alvisopoli. 1 Liv.
Memoria sulla dispensa delle
acque, e diverse altre operette del caval.
Vinc.Brunacci, Prof. d. Mat. nell' Univ. di
Pavia; colla Biografia del medesimo seritta dall'
ingegnere Gio. Aless. Majocchi. 16. Milano. 1827. p.
Silvestre. pagg. LVI. e 296.
Idraulica fisica e sperimentale
del Conte F.
Mengotti
etc. Opera coronata dall' d. R.
Accademia della Crusca, con nuove illustrazioni et
aggiunte. V. ediz. 16. Milano. 1828. p. Giovani
Silvestri. XII. e 2632 pagg.
Nota intorno al movimento delle
acque a due coordinate di MaurizioBrighenti. Pesaro. 1828. par Annes.
Nobili.
Raccolta delle provisioni intorno
le acque, i ponti e le strade dall' anno 1817 all'
anno 1827 precedute da alcune altre di antica data.
8. Torino. 1828. par Favale. 2 vol. 1196 pag.
Dell' uso il piu proficuo pei
sudditi di S. M. (Sarda) degli alberi
torti, difformi e di grandioso diametro. Memoria
letta dal Marchese
Lasearis
etc. 4. Torino. 1828. e 19
Tavole, par Chirio e Mina.
Schiarimenti alla Mecanica etc.
de G.Venturoli; ed. d. G.Oddi. 8. Roma. 1826. 27.
Essais sur la construction des
routes et canaux et la législation des
travaux publics, par M. J.Cordier, insp. divis. des ponts et
Chaussées. 8. Paris. 1828. chez Carilian
Goeury. Tome II. 274 und 368 Seiten mit
Kupfern.