Titel: Ueber Reinigung des Lein- und Reps-Oehles. Von Hrn. Th. Coyan.
Fundstelle: Band 34, Jahrgang 1829, Nr. XII., S. 41
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XII. Ueber Reinigung des Lein- und Reps-Oehles. Von Hrn. Th. Coyan. Aus den Transactions of the Society for the Encouragement of Arts etc. XLVI. Bd. In Gill's technological and microscop. Repository. Junius 1829. S. 378. Coyan, uͤber Reinigung des Lein- und Reps-Oehles. Unter den Oehlen, die aus Saamen gepreßt werden, sind Lein-Oehl und Reps-Oehl die gesuchtesten. Lezteres wird in Frankreich und in den meisten Laͤndern des Festlandes vorzuͤglich zum Brennen gebraucht, gibt aber kein Helles Licht, bis es nicht von dem Schleime und von anderen Stoffen gereinigt wurde, welche, wenn sie erhizt werden, sich verkohlen, den Docht belegen und dadurch die Anziehungskraft der Capillar-Roͤhrchen und den freien Zufluß des Oehles hindern. Saͤuren, gehoͤrig angewendet, schlagen den Schleim nieder; es ist aber hier eine lange Ruhe oder eilt langweiliges Filtriren nothwendig, und am Ende behaͤlt das Oehl noch immer etwas Saͤure, oder es hat Veraͤnderungen erlitten, wodurch seine Brennbarkeit leidet. Leinoͤhl braucht man nicht zu Lampen, wohl aber in ungeheuerer Menge zu Oehl-Farben sowohl fuͤr Anstreicher, als fuͤr Buchdruker etc. Der Leinsaame enthaͤlt so viel Oehl, daß man ihn rosten muß, wenn die Presse es aus demselben auspressen soll, und durch dieses Roͤsten wird das Oehl, welches, natuͤrlich, nur eine blaßgelbe Farbe hat, gewoͤhnlich rothbraun, und enthaͤlt dessen ungeachtet noch eine Menge Schleimes. Wenn man dasselbe von diesem angebrannten Schleime reinigt, wird es zur weißen und zur jeden blassen Farbe brauchbar, und widersteht auch der Einwirkung der Luft und der Witterung desto sicherer. Hr. Thénard war, wie es scheint, der Erste, der ein Verfahren angab, Oehle, die aus Saamen gepreßt sind, mittelst der Schwefelsaͤure von ihrem Schleime zu reinigen; allein die spaͤtere Abscheidung des verkohlten Stoffes durch langes Stehen und langsames Filtriren war immer ein Fehler bei dieser Methode, und die Befreiung des Oehles von der Saͤure mittelst Waschens mit warmem oder kaltem Wasser durch mechanisches Umruͤhren blieb weit hinter dem erwarteten Erfolge. Hrn. Coyan's Verfahren, obschon es in seinem ersten Theile Aehnlichkeit mit jenem Thénard's hat, wird durch eine sinnreiche Anwendung des Dampfes vollendet. Dadurch wird das Oehl beinahe gaͤnzlich von aller Saͤure befreit und der schwarze verkohlte Stoff sezt sich binnen 12 Stunden zu Boden, so daß das daruͤber schwimmende Oehl beinahe ganz klar ist, und eine viel lichtere Farbe erhaͤlt, wie sie der Maler und Anstreicher braucht. Die Menge Oehles, die Hr. Coyan auf Einmal in die Arbeit nimmt, ist ungefaͤhr 100 Gallons1 Gallon = 10 und destillirten Wassers.A. d. Ue.. Hierzu braucht er drei Quarts, d. i., ungefaͤhr 10 Pfd. Schwefelsaͤure. Die Saͤure wird mit gleichem Umfange Wassers verduͤnnt. Das Oehl kommt in eine kupferne Pfanne von der Form eines Kessels, und zwei Quart verduͤnnte Saͤure werden derselben zugesezt. Die ganze Masse wird dann sorgfaͤltigst eine Stunde lang, oder noch laͤnger, mit einer hoͤlzernen Schaufel umgeruͤhrt, bis die Saͤure sich mit dem Oehle vollkommen verkoͤrpert hat, und die Farbe desselben viel dunkler geworden ist, als sie ehevor war. Hierauf wird eben so viel Saͤure wieder zugesezt, und mit dem Oehle auf dieselbe Weise gemengt, worauf endlich der dritte Theil der Saͤure nachgegossen wird. Das Umruͤhren muß, ohne Unterbrechung, im Ganzen sechs Stunden lang fortgesezt werden, wo dann am Ende das Oehl aussehen wird wie Theer. Hierauf laͤßt man es eine Nacht uͤber stehen, und bringt es am Morgen in den Kessel. Dieser Kessel ist aus Kupfer, und hat eine Dampfrohre, die an dem Boden desselben eintritt, und sich daselbst in drei oder vier Arme theilt, deren jeder an seinem Ende mit einer durchbohrten Platte versehen ist. Auf diese Weise kommt der Dampf in einem sehr zertheilten Zustande in das Oehl, durchdringt jeden Theil desselben, und hizt es, bis zur Temperatur des siedenden Wassers. Dieser Durchdampfungs-Proceß wird ungefaͤhr 6 oder 7 Stunden lang durchgefuͤhrt, worauf das Oehl etc. in den Kuͤhler gebracht wird, der die Form eines umgekehrten Kegels hat, welcher sich in eine kurze Roͤhre endet, die mit einem Hahne versehen ist, welcher einige Zolle von dem Boden eingefuͤgt ist. Wenn das Oehl eine Nacht uͤber im Kuͤhler gestanden ist, kann es abgezogen werden, und in dieser Absicht wird der Hahn am Boden geoͤffnet, und die schwarze saͤure waͤsserige Fluͤssigkeit fließt aus. Sobald Oehl nachzufließen anfaͤngt, schließt man den Hahn. Hierauf wird der Hahn, der hoͤher an der Seite des Kuͤhlers steht, geoͤffnet, und das Oehl fließt klar und hell aus: das truͤbe Oehl bleibt unter diesem Hahne, und wird spaͤter in einen Behaͤlter gelassen, wo es seine Unreinigkeiten absezt, oder mit dem in der Folge wieder zu reinigenden Oehle gemengt werden kannHr. Coyan erhielt fuͤr diese Mittheilung die silberne Isis-Medaille und 10 Guineen.A. d. O..