Titel: Ueber die Biene, ihre Wartung und ihre Producte.
Fundstelle: Band 34, Jahrgang 1829, Nr. XVI., S. 54
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XVI. Ueber die Biene, ihre Wartung und ihre Producte. Aus dem North American Review. October 1828, in Gill's technolog. and micr. Repos. Junius 1829, S. 345. (Im Auszuge.)Obschon Deutschland, und namentlich die Lausiz, die Wiege einer verstaͤndigen Bienenzucht ist, so ist es doch der Muͤhe werth, zu sehen, was die excentrischen Amerikaner, die die halbe Welt umkehren, fuͤr eine Wirthschaft mit den Bienen treiben. Es ist dort Manches anders, als bei uns; die Leute sind dort auf, waͤhrend wir schlafen. Es scheint, daß nicht immer etwas darum schlechter ist, weil es anders ist. Man muß Alles pruͤfen, und das Gute behalten.A. d. Ue. Ueber die Bienen und ihre Wartung. Der ungenannte Hr. Verfasser versichert, daß die Biene in Amerika (die Honigbiene, Apis mellifica L.) dieselbe ist, wie in Europa, und daß kein Unterschied in Hinsicht auf Groͤße und Farbe Statt hat, wie an der Honigbiene in Neu-Suͤdwales. Er macht die Bemerkung, daß die Biene unter allen Thieren, die der Mensch gezaͤhmt hat, das einzige Thier ist, das seine Unabhaͤngigkeit noch immer fort erhalten hat: sie lebt und baut im kuͤnstlichen Bienenstoke eben so, wie im hohlen Baume im Walde. Sie verschmaͤhen sogar oͤfters den Schuz, den eine Hoͤhlung im Baume ihnen gewaͤhrt, und bauen sich unter einem maͤchtigen Aste an, so wie man sie in der Naͤhe von Haͤusern den fuͤr sie hingestellten Bienenkorb verschmaͤhen, und sich unter dem Vorsprunge eines Daches oder in einem Schornsteine anbauen sah. Ihr Instinct geht nicht weiter, als ein festes Dach zu suchen, an welches sie ihre Zellen anbauen, und diese gegen die Sonne und gegen den Regen schuͤzen koͤnnen. Und auch dieser Instinct verlaͤßt sie oͤfters, da man Bienenstoͤke in Husaren-Muͤzen und alten Wachtroͤken fand, die man im Walde uͤber Baͤume hing, und daselbst vergaß. „Wenn dieser Instinct so absolut waͤre, wie einige glauben, so wuͤrden die Bienen, wenn sie schwaͤrmen, ohne Zweifel sich eine Wohnung waͤhlen, die derjenigen, welche sie verließen, so nahe kommt als moͤglich; dieß ist aber selten der Fall. Sie gehen ihrem Futter im Walde nach, das sie daselbst so reichlich finden, wie in Gaͤrten, und ihr schneller Blik fuͤhrt sie bald an eine Stelle, die zur Errichtung eines Stokes taugt. Sie scheinen nicht durch eine lange Gedankenreihe auf den Schluß zu kommen, daß ein hohler Baum ihnen als Wohnung dienen koͤnnte; sie finden ihn leer, sie fliegen taͤglich vorbei, und wenn bereits der ganze Schwarm an einem Aste haͤngt, kommen die fouragirenden Kundschafter, mit der Meldung, daß dort ein hohler Baum leer steht; es wird das Zeichen zum Aufbruche gegeben, die Kundschafter dienen nun als Fuͤhrer, und zeigen der Koͤniginn und dem ganzen Schwarme den Weg zum hohlen Baume.“ „Obschon die Bienen aber selten schwaͤrmen, ohne sich vorlaͤufig um eine Unterkunft fuͤr den neuen Schwarm umgesehen zu haben, nehmen sie doch auf der Stelle einen gelegeneren an, wenn sich ihnen ein solcher darbietet. Und darauf gruͤndet sich das Sammeln der Bienen in einen Stok von Seite der Menschen. – Wenn sie aber auch Jahre lang in einem besonderen Bienenstande gelebt haben, so hat ihr Instinct, ihr Verstand sich nicht veraͤndert. – Ich habe sieben Jahre lang einen kleinen Bienenstand unter meiner persoͤnlichen Aufsicht gehalten, und weiß alles, was aͤltere und neuere Theoretiker uͤber die Sitten und Gebrauche dieser wundervollen Thiere geschrieben haben: sieben Jahre haben meinen Eifer nicht zu schwachen vermocht; meine Bewunderung dieser Thiere hat nicht ab-, sondern zugenommen; aber eine Theorie um die andere ist verschwunden. – Die Natur ist bei den Bienen weniger wandelbar, als in anderen Faͤllen; denn, obschon Klima und enge Wohnung sie kleiner macht, und Mangel an Futter die Zahl der Bienen in einem Stoke vermindert, so wird die Biene doch Honig sammeln, so lang es Blumen gibt, und Zellen bauen, so lang noch Waͤlder seyn werden. Die Biene bleibt dasselbe Thier in allen Laͤndern und zu allen Zeiten. Die Arbeits-Bienen haben den Instinct ihre eigens geformten Zellen zu bauen; Futter fuͤr die Larven und fuͤr sich selbst zu sammeln und zuzubereiten; fuͤr die junge Brut zu sorgen; schaͤdliche und fremde Stoffe aus ihrer Wohnung zu entfernen; sich gegen Feinde ihrer Art zu vertheidigen; die Drohnen, wenn sie nicht mehr laͤnger im Stoke taugen, auszutreiben. Sie wissen, aus Instinct, daß sie nicht, wie andere Insekten, fuͤr sich allein bestehen koͤnnen; sie bauen demnach ihre Zellen auf eine so wunderbare Weise, daß alles zur Sicherheit und Bequemlichkeit der Mutter ihrer Brut dient. Diese ist, nach ihrem Gefuͤhle, eben so gut ein Theil ihres Leibes, als ein Auge oder ein Glied ihres Koͤrpers. Ihre Sorgfalt fuͤr sie ist eine Alt von Selbsterhaltung, ein Gesez, das die Natur in jedes lebende Wesen legte.“ „Alle phantastischen und wunderbaren Spekulationen der Theoretiker bei Seite gelegt, bleiben noch mehrere wesentliche Punkte in der Naturgeschichte und Haushaltung der Biene zu bestimmen; uͤber drei derselben wollen wir hier einige Bemerkungen mittheilen.“ „1) Die neuesten und die verstaͤndigsten Theoretiker sind uͤber die Richtigkeit der Beobachtungen noch nicht einig, nach welchen man behauptet, daß die Koͤniginn den Stok auch zu einer anderen Zeit verlaßt, als wenn sie mit dem neuen Schwarme ausstiegt.“ „2) Sind sie uͤber die Moͤglichkeit, ob die Bienen, wenn die Umstaͤnde es erfordern, eine Koͤniginn aus einer geschlechtslosen Biene machen koͤnnen, noch nicht einig.“ „3) Wissen sie noch immer nicht, ob die Drohnen wirklich die Ammen oder Waͤrterinnen fuͤr die Larven sind, nachdem diese bereits in die verschiedenen Zellen abgesezt wurden.“ „Was den ersten Punkt betrifft, so wagen wir es ohne Anstand zu erklaͤren, daß die Koͤniginn ihren Stok nie verlaßt, außer wenn sie einen Schwaͤrm begleitet. Zehn volle Wochen haben wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf das Flugloch zweier Bienenstoͤke beschraͤnkt, die dicht neben einander auf einer Bank standen. Unsere Wache, die wir theils in Person hielten, theils einem Individuum anvertrauten, das sich fuͤr die Sache eben so sehr interessirte, wie wir selbst, und eben so aufmerksam war, begann mit dem Grauen des Morgens und dauerte bis nach Sonnen-Untergang, und nie haben wir waͤhrend dieser zehn Wochen wahrgenommen, daß die Koͤniginn aus dem einen oder aus dem anderen Stoke ausgeflogen ist, außer zur Zeit des Schwaͤrmens, welches waͤhrend unserer Wache an jedem Stoke ein Mal Statt hatte. Sechs Jahre nach einander hatte ich auf diesen einzelnen Umstand sorgfaͤltig Acht gegeben; es ist mir zur Gewohnheit geworden, auf jeden etwas besonderen Umstand am Flugloche zu achten und ihn zu entdeken; nie habe ich aber die Koͤniginn gesehen. Außerdem aber, daß man sich auf Beobachtungen dieser Art verlassen kann, kommen hier noch mehrere hohe Wahrscheinlichkeiten als Bestaͤtigung derselben zu betrachten.“ „Die Zahl der Bienen in einem Stoke oder Schwaͤrme ist zwischen 15 und 20,000. 19,499 derselben sind geschlechtslos, oder Arbeitsbienen; 500 Drohnen; die einzige noch uͤbrige ist die Koͤniginn, die Mutter aller. Alles, was lebt, vom Menschen bis Zum hinfaͤlligen Insecte, macht Jagd auf die Biene, um des Honiges willen, den sie im Stoke sammelt, oder im Honigsake bei sich fuͤhrt. Ein Heer von Voͤgeln und Insecten lauert ihnen auf, waͤhrend sie ihren Honig sammeln, und eine unglaubliche Menge von Bienen faͤllt taͤglich als Opfer ihrer Feinde. Stuͤrme, ploͤzliche Regenguͤsse, heiße Sonnenstrahlen, und eine Menge Gefaͤhrlichkeiten am Wasser raffen sie dahin.“ „Wer wird nun, bei so vielen Gefahren fuͤr die Bienen, vermuthen wollen, daß ihr Instinct so erbaͤrmlich seyn sollte, einem so wichtigen Gliede ihrer Gemeinde, ihrer Allmutter, der einzigen in ihrer Art, zu erlauben, den Stok zu verlassen, und sich der ungeheueren Gefahr auszusezen, mit welcher ein Ausflug in's Freie verbunden ist? Es ist wohl erwiesene Thatsache, daß eine Koͤniginn allein alle die Eier im Stoke legt; daß ein Theil der taͤglichen Arbeit der Arbeits-Bienen in der Ernaͤhrung derjenigen Brut besteht, die sie nie ernaͤhren koͤnnten, wenn keine Koͤniginn da waͤre, welche die Eier legt. Wenn die Bienen im regelmaͤßigen Gange ihrer Geschaͤfte gestoͤrt werden, werden sie unruhig, und wissen nicht was sie thun sollen. Wenn sie, beladen mit der gewoͤhnlichen Menge Nektars, nach Hause kommen, eilen sie die Larven oder jungen Bienen mit dem ersten oder obersten Honige zu versehen, und nachdem sie diese einfache unverdaute Fluͤssigkeit abgesezt haben, vertheilen sie diejenige, welche in den Zellen einen gewissen chemischen Proceß erlitten hat.“ „Wenn sie daher, beim Eintritte in ihren Stok, keine Koͤniginn finden, laufen sie aͤngstlich und betroffen hin und her, lassen den Blumenstaub fallen, der sich an ihren Schenkeln anhaͤufte, schlagen mit ihren Fuͤhlhoͤrnern an einander, und sind den ganzen Tag uͤber in großer Unruhe. Zuweilen gehen ein paar Tage in diesem Zustande von Unruhe hin, ehe sie Anstalt treffen, ihren Verlust zu ersezen.“ „Wenn die Koͤniginn, wie Huber und andere behaupten, den Stok verließe, so wuͤrde sie große Gefahr laufen, nimmermehr zu demselben zuruͤkzukehren. Schon um den Bienenstand selbst, ehe sie noch die gewoͤhnlichen Schwingungen in der Luft gemacht hat, die alle Bienen machen, ehe sie den Stok verlassen, koͤnnte sie die Beute eines oder des anderen der vielen Vogel werden, die uͤber dem Bienenstoke auf die Bienen lauern. Diese Voͤgel schnappen die Bienen nach Duzenden beim Ausfluͤge weg. Die Koͤniginn waͤre nur um so mehr in Gefahr dieses Schiksal zu erleben, als sie groͤßer ist, und den Voͤgeln daher mehr auffallend seyn muß. Sie ist uͤberdieß noch schwerer und langsamer in allen ihren Bewegungen, da ihre Fluͤgel im Verhaͤltnisse zum Leibe kuͤrzer sind, als an der Arbeits-Biene.“ „Wir muͤssen demnach aus unseren eigenen Beobachtungen, so wie aus obigen Bemerkungen, auf den Schluß kommen, daß die Koͤniginn den Stok nie verlaßt, außer wo es sich um einen neuen Schwarm handelt.“ „Der zweite wesentliche Streitpunkt ist der: ob es in der Macht einer Arbeits-Biene liegt, aus der Larve einer Arbeits-Biene eine Koͤniginn zu machen, im Falle der Stok durch einen Zufall um dieselbe gekommen waͤre. Nach den genannten Beobachtungen der Naturforscher ist die Mutterbiene oder die Koͤniginn ganz anders gebaut, als die Arbeits-Biene oder die Drohne: die Organisation ist verschieden. Es scheint uns daher eben so richtig und der Natur gemaͤß, zu vermuthen, daß eine Koͤniginn in eine geschlechtslose Biene verwandelt werden kann, daß alle Bienen urspruͤnglich die Form und den organischen Bau der Koͤniginn hatten, als zu vermuthen, daß eine geschlechtslose oder Arbeits-Biene neue Organe, neue Instincte, anders geformte Schenkel erhalten koͤnne.“ „Wenn wir, so oft es uns beliebt, in das Innere eines Bienenstokes bliken koͤnnten, wuͤrden wir uns nicht so sehr in Muthmaßungen verlieren; die Reizbarkeit dieser kleinen Thiere hindert uns aber an einer staͤten und genauen Beobachtung ihrer innersten Haushaltung. Es ist ein Theil ihres Instinctes, durch den sie wissen, daß Licht, Hize, Kaͤlte und Feuchtigkeit, in irgend einem hoͤheren und ungewohnten Grade der Bildung des Wachses, der Consistenz des Honiges und der Gesundheit der Brut schaͤdlich sind. Sie wenden daher alle kleinen Kuͤnste und Vortheile, die sie besizen, an, um jeden zu hindern, daß er sie den schaͤdlichen Einfluͤssen dieser nachtheilig auf sie einwirkenden Umstaͤnde ausseze.“ „Wenn keine Koͤniginn mehr den Stok belebt, so fuͤhlen sie sehr bald ihren Verlust. Sie durchsuchen den Stok einen Tag oder ein paar Tage lang; sie untersuchen die koͤniglichen Zellen, die einen besonderen Bau und eine umgekehrte Lage haben, senkrecht hangen mit ihrer Oeffnung nach unten; und wenn sie keine Eier oder Larven in diesen Zellen finden, so erweitern sie mehrere derjenigen Zellen, die fuͤr Eier kuͤnftiger geschlechtsloser Bienen bestimmt sind, und in welche Eier Kuͤnftiger Koͤniginnen (Weisel-Eier, queen's eggs) gelegt wurden. An die vergroͤßerte Oberflaͤche befestigen sie sodann alsogleich eine koͤnigliche Zelle, und die Larve der kuͤnftigen Koͤniginn, die nun wachsen kann, schiebt sich nach und nach in die koͤnigliche Zelle, und tritt endlich, zu großer Freude der Bienen, als vollkommen ausgebildete Koͤniginn hervor.“ „Dieß ist nun allerdings an und fuͤr sich eine sonderbare und wunderbare Erscheinung. Es ist aber nicht noͤthig, einem Insecte uͤbermenschliche Kraͤfte zuzuschreiben, wenn einfache Thatsachen das Daseyn einer so ausgezeichneten Klugheit beurkunden. Die Sache ist diese. Die Koͤniginn oder die Mutterbiene legt die Eier der geschlechtslosen oder der Arbeits-Bienen in gewisse Zellen von besonderem Baue, und diese Eier, oder wenigstens viele derselben, werden gelegt, sobald die Grundlage der Zelle fertig ist und ehe die Zellen noch ausgebaut sind. Die Bienen wissen, nach der besonderen Form des Eies, der Zelle die gehoͤrige Weite zu geben. Nachdem die Eier der Arbeits-Bienen und der Drohnen gelegt wurden, werden die koͤniglichen Zellen gefuͤllt: es ist durch zahlreiche Erfahrungen erwiesen, daß die Eier, aus welchen Koͤniginnen werden sollen, zulezt gelegt werden. Wenn nun die koͤniglichen Zellen nicht zureichen, alle jene Eier aufzunehmen, aus welchen Koͤniginnen werden, so werden sie in die gemeinen Zellen gelegt, und im Verlaufe der gewoͤhnlichen Arbeiten im Stoke werden diese Zellen so, wie die uͤbrigen, besorgt. Nachdem die Larve so groß geworden ist, daß sie die Zelle vollkommen ausfuͤllt, wird ein Dekel von Wachs auf dieselbe gelegt, und das Leben des Embryo einer kuͤnftigen Koͤniginn hat nun sein Ende erreicht; denn die Larve muß sterben, indem sie sich nicht weiter mehr auszudehnen vermag. Sobald die Bienen bemerken, daß sie vollkommen todt ist, schleppen sie sie in Puppenform auf dem Stoke. Wenn aber waͤhrend der Entwikelung des Eies aus dem Zustande der Larve in jenen der Puppe die Koͤniginn Mutter stirbt, und keine Eier in den koͤniglichen Zellen sich finden, dann nehmen die Bienen ihre Zuflucht zu jenen koͤniglichen Eiern, die sich in den gemeinen Zellen befinden. Sie erweitern den Eingang, befestigen eine Zelle daran, die senkrecht haͤngt, und unterhalten dadurch das Leben der Larve, aus welcher eine Koͤniginn wird.“ „Hier ist also keine Umwandlung, keine Metamorphose noͤthig. Das Insect ist bereits gebildet, und es bleibt nichts anderes mehr zu thun uͤbrig, als die bloße mechanische Arbeit des Erbauens einer Wohnung, die den Beduͤrfnissen entspricht. Vielleicht fordert die eigene Organisation der Koͤniginn auch ein besonderes Futter, so wie wir sehen, daß sie eine besondere Wohnung fordert. So viel ist gewiß, daß sie reichlicher und mit mehr Sorgfalt gefuͤttert werden muß.“ „Schon die Lage, die sie nehmen muß, beweist, daß sie eine andere Nahrung braucht, als die gemeine Biene oder die Drohne. Es ist wunderbar, daß der Instinct hinreicht, diese Veraͤnderung in der Lage zu veranlassen; es wuͤrde aber mehr als ein Wunder seyn, wenn die Biene, neben noch die Kraft besaͤße, auf eben dieselbe Weise neue Organe zu bauen, wie sie neue Zellen baut, und sich auf diese Weise eine ganz andere Natur zu verschaffen.“ „Der dritte noch unbekannte Punkt, der wahrscheinlich fuͤr immer ein Geheimniß bleiben wird, ist der, ob die Eier der Koͤniginn bloß wie der Rogen der Fische ausgebruͤtet werden; ob sie bloß durch Bebruͤtung, oder durch die Sorgfalt und Nahrung, die man auf sie verwendet, belebt werden.“ „Versuche haben in dieser Hinsicht nichts gelehrt, und es herrscht hieruͤber die groͤßre Verschiedenheit der Meinungen. Wir haben mehr als tausend Werke uͤber die Geschichte und die Haushaltung der Bienen, und nicht zwei Verfasser sind in ihren Beobachtungen und Erfahrungen auf dasselbe Resultat gekommen. Selbst die zwei ausgezeichnetesten Naturforscher, die den groͤßten Theil ihres Lebens mit dem Studium der Bienen hinbrachten, die gleichen Eifer bewiesen und gleiche Gelegenheit hatten denselben zu befriedigen, sind auf ganz verschiedene Resultate gekommen. Huber ist bei weitem der umstaͤndlichste Experimentator, der jemals seine Aufmerksamkeit auf die Bienen gerichtet hat. Sein wahrhaft philosophischer Geist ist aber verhaͤltnißmaͤßig ganz unnuͤz, und schlechter als unnuͤz geworden, indem sein Gehuͤlfe, Franz Burnens, entweder ganz unwissend ist, oder das, was er sieht, absichtlich entstellt. Huber konnte nicht anders, als uͤber Thatsachen so urtheilen, wie sie ihm taͤglich vorgelegt wurden. Seine Erklaͤrungen von Erscheinungen, die in der Natur weder vorkommen noch gegruͤndet sind, sind aͤußerst sinnreich und richtig geschlossen. Wenn sein Augenlicht so hell waͤre, wie das Licht seines Geistes, so wuͤrde sein Werk ohne Zweifel das Hoͤchste seyn, was menschlicher Fleiß und Verstand zu leisten vermochte.“ „Die Naturforscher Europens, verfuͤhrt durch Huber's außerordentliches Talent, nahmen das, was dieser Mann uͤber Bienen sagte, als Wahrheit an, und seine Meinungen galten fuͤr entscheidend. Das Publikum wurde allgemein mit dem Geiste seiner Lehre angestekt; wir sehen, daß die geistreichsten und scharfsinnigsten Maͤnner in der groͤßten Ruhe und Sicherheit die Natur eines Insectes eroͤrtern, welches in einem Augenblike sich ein anderes Leben zu verschaffen, andere Instincte in sich zu weken vermag, und in der Folge Bollwerke und andere Vertheidigungs-Mittel gegen einen Feind aufstellt, der es nie, außer seit dem Ende des lezten Jahrhundertes, belaͤstigt hat.“ „Die Liebe zum Studium der Biene, die Huber durch sein interessantes Werk zu erweken wußte, veranlaßte viele Individuen sich mit demselben zu beschaͤftigen, und gerade die Irrthuͤmer, in welche Huber gefallen ist, leiteten etwas naͤher zur Wahrheit. Die Verbesserung, welche die Erziehung uͤberall erhalten hat, hat den Hang zum Wunderbaren schnell verschwinden gemacht, und es gibt jezt viele, deren Verstand, wenn sie sich zur Untersuchung eines Gegenstandes niedersezen, frei von aller Phantasterei geblieben ist, deren Vernunft also nur nach dem Ausspruche von Thatsachen urtheilt.“ Huish hat, in den neuesten Zeiten, die vorzuͤglichsten Irrthuͤmer in Huber's Theorie am gluͤklichsten widerlegt; allein, obschon er einen Grund gelegt hat, auf welchen man eine verstaͤndige Theorie bauen koͤnnte, so war es ihm doch weniger um Auffinden der Wahrheit, als um Darstellung der Irrthuͤmer Huber's zu thun. Lezteres that er in dem unfreundlichsten und bittersten Tone, wodurch der Genuß gestoͤrt wird, den sein Werk einem wohlmeinenden Leser gewahren wuͤrde. Ueberdieß hat er sich des Plagiates oder gelehrten Diebstahles schuldig gemacht. Er mußte nothwendig den Gegenstand so studirt haben, daß er die verschiedenen Formen der Bienenstoͤke von dem fruͤhesten Alterthume bis auf seine Zeit kannte; die sonderbare Form des griechischen Bienenstokes konnte seiner Aufmerksamkeit nicht entgangen seyn, denn jeder Student kennt Abbildungen und Beschreibungen desselben, und doch behauptet er mit einer Art von Kuͤhnheit, ein Blumentopf habe ihm die erste Idee zu dem Plane gegeben, nach welchem er seinen Bienenstok baute.“ Der Verfasser macht nun seine Landsleute auf die Nothwendigkeit der Vermehrung der Bienen in Amerika aufmerksam, und bemerkt, daß ehevor die Bienenzucht in N. Amerika, das dazu so sehr geeignet ist, eifriger betrieben wurde. „In New-Jersey, wo fruͤher Millionen Bienen gezogen wurden, sieht man jezt in vielen Gegenden kaum ein Bienchen mehr. Einzelne Landwirthe haben ehevor 15–20 Faͤsser durchgeseihten Honig zu Markte gebracht. Man hat ehevor aus dem Wasser, in welchem die Waben ausgewaschen wurden, eine eigene Art Weines bereitet, den man Metheglin nannte. Dieser Artikel ist beinahe gaͤnzlich aus dem Handel verschwunden.“ Er findet die Ursache dieses Verfalles der Bienenzucht vorzuͤglich in den Verheerungen eines Nacht-Schmetterlinges, den er den Muͤller nennt, und welcher sich in den lezteren Jahren in den Bienenstoͤken sehr vermehrteEs ist sehr zu bedauern, daß der Hr. Verfasser nicht den entomologischen Namen dieses Nacht-Schmetterlinges angibt. In Europa haben wir zwei Nacht-Schmetterlinge oder Nachtfalter, die den Bienenstoͤken hoͤchst verderblich sind: die Tinea Mellonella und Cirella. Ist der amerikanische Nachtfalter einer von diesen beiden, und welcher? Ist er eine eigene Art? Wenn er eine europaͤische Art ist, so ist er wahrscheinlich aus Europa durch angestekte Koͤrbe nach Amerika gekommen.A. d. Ue.. Man hat viele Versuche angestellt, diese Nacht-Schmetterlinge an dem Absezen ihrer Eier zu hindern; allein sie mißlangen, weil es an einer Vorrichtung fehlte, die Stoͤke unter Aufsicht zu halten. Der Hr. Verfasser wird am Ende dieses Aufsazes eine solche Vorrichtung angeben. (Die Fortsezung folgt.)