Titel: | A. Taydhill's Rettungs-Feuermast. |
Fundstelle: | Band 34, Jahrgang 1829, Nr. LXVI., S. 260 |
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LXVI.
A. Taydhill's
Rettungs-Feuermast.
Aus dem Mechanics' Magazine. N. 320. S.
71.
Mit Abbildung auf Tab.
V.
Taydhills Rettungs-Feuermast.
Hr. Taydhill zu Birmingham theilt a. a. O. folgenden
Apparat zur Rettung in Feuersgefahr mit. Er ist unter allen englischen Apparaten,
die wir bisher kennen gelernt haben, derjenige, der, so zu sagen, der humanste ist; der darauf berechnet ist: daß nicht jeder
Mensch ein Matrose ist, der auf Strikleitern so leicht und so sicher laͤuft,
wie eine Kaze auf dem Giebel eines Daches; daß ein Mensch, der sich in Gefahr
befindet zu verbrennen, nicht immer Gegenwart des Geistes genug besizt, um den ihm
zugereichten Apparat gehoͤrig an irgend einem festen und sicheren Orte seines
Zimmers oder am Fenster zu befestigen; daß Weiber und Kinder und kraͤnkliche
Leute, die so oft im Feuer verungluͤken, von den besten Vorrichtungen keinen
Gebrauch zu machen wissen und auch keinen Gebrauch machen koͤnnen, daß
endlich die Erscheinung eines beherzten und geschikten Mannes in dem Augenblike der
Gefahr in dem Zimmer, aus welchem gereuet werden soll, so zu sagen eine wesentliche
Bedingung zum Gelingen der Rettung ist. In allen diesen Hinsichten scheint uns der
gegenwaͤrtige Apparat vor vielen anderen englischen Apparaten den Vorzug und
selbst die Aufmerksamkeit der deutschen Polizei-Anstalten bei Feuersgefahr zu
verdienen, die in so vieler Hinsicht den englischen weit voraus sind.
Die Vorrichtung ist einfach, nicht theuer, leicht anwendbar, und koͤnnte
uͤberall bei den Feuer-Requisiten leicht aufbewahrt werden. Sie ist in
ein paar Minuten an der Wand des Hauses, das in Flammen steht, und aus dessen oberen
Stokwerken Menschen gerettet werden sollen, aufgerichtet, und in Einer Minute
laͤngstens, ist der Feuermann, der retten helfen soll, zu dem Fenster
hinaufgezogen, und kann
die, so oft besinnungslos im Zimmer hin- und herlaufenden,
Ungluͤklichen und vielleicht auch noch einen Theil ihrer Habe retten.
Hr. Taydhill meint, die Einwohner einer jeden Gasse
sollten sich einen solchen Feuer-Mast auf Subscription beilegen. Dieß ist
wohl in England noͤthig, wo die Polizei sich um das Leben der Einwohner einer
Stadt bei Feuers-Gefahr nicht im Mindesten kuͤmmert; wir Deutsche
sind, wenigstens in den meisten Staaten, wenn wir auch nicht den dritten Theil von
dem bezahlen duͤrfen, was der Englaͤnder fuͤr seine Freiheit
bezahlen muß, doch einer Subscription auf Rettungs-Anstalten in
Feuers-Gefahren uͤberhoben: unsere Polizei-Verwaltungen
bestreiten diese aus ihrem Saͤkel.
„A
Fig. 28.
ist ein Baum oder eine Stange von hinlaͤnglicher Hoͤhe, um
uͤber das obere Gesimse eines Fensters hinaufzureichen, ungefaͤhr
so stark, wie ein Seitenbaum einer Feuerleiter. Man kann ihn im Rothfalle auch
hohl machen, und aus drei Viertel Zoll diken Brettern zusammenschlagen, wodurch
er noch leichter, und folglich auch leichter zu handhaben wird: er braucht unten
nur vier Zoll im Gevierte und oben zwei Zoll im Gevierte zu halten. Mit einer
solchen Maschine auf den Schultern koͤnnen zwei Maͤnner laufen,
nicht bloß gehen, und sie ist doch stark genug, um einen schweren Mann aus dem
Dachfenster herabzulassen, denn die Last druͤke, wie man sogleich sehen
wird, oben auf die Spize der Stange senkrecht, und der Seitendruk auf dieselbe
ist nicht groͤßer als die Kraft, die man braucht das Blei an einer
Schrotwage aus der senkrechten Lage auf die Seite zu bringen. B ist ein Stuͤk Holz oder leichtes Eisen,
etwas gekruͤmmt und so oben an dem Baume befestigt, daß derselbe dadurch
an der Wand fest steht, und zugleich etwas von derselben ab steht. C ist eine Rolle von der groͤßeren Art,
6–7zoͤllig im Durchmesser, damit sie sich leicht und ohne große
Reibung drehen kann, mir Seitenwaͤnden, damit das Seil sicher in
derselben laufen kann, D ist der Schlitten, der aus
zwei starken Rahmen von Eichenholz ee, einer
oben und der andere unten, besteht. Die Seiten und der Boden fff sind aus starkem Zwillich, um Leichtigkeit
und Geschmeidigkeit mit Festigkeit zu verbinden. Die Rahmen sind mit zwei
Ringbaͤndern gg versehen, welche sich
auf dem Baume auf- und niederschieben. hhhh sind Seile an den vier Eken des oberen Rahmens, in welchen der
Schlitten haͤngt, und welche die Person ergreift, wenn sie aus dem
Fenster in den Schlitten steigt; diese Seile sind an dem obersten Ringbande
befestigt. Au den: obersten Ringbande ist das Seil I
befestigt, welches uͤber die Rolle laͤuft.“
Es bedarf keiner weiteren Erklaͤrung, wie der Feuer-Mann in diesem
Schlitten zum Fenster hinaufgezogen, und wie die Personen, welche gerettet werden sollen,
herabgelassen werden. Da jedoch die Strike, die Leinwand und die Stange brennbare
Koͤrper sind, die leicht Feuer fangen koͤnnen, wenn das Feuer bei den
unteren Fenstern herausschlaͤgt, so wuͤnschten wir Statt der Strike
Ketten, Statt der Leinwand Drathgewebe, und einen Ueberzug von duͤnnem
Eisenbleche uͤber die Stange.