Titel: Sammlung verschiedener Bemerkungen des Hrn. D'Arcet zu seiner Abhandlung über Bereitung der Knochengallerte mittelst Dampfes.
Fundstelle: Band 35, Jahrgang 1830, Nr. XXXIX., S. 135
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XXXIX. Sammlung verschiedener Bemerkungen des Hrn. D'Arcet zu seiner Abhandlung uͤber Bereitung der Knochengallerte mittelst Dampfes.Hrn. D'Arcet's Bemerkungen, uͤber die Anwendung des Apparates, mit welchem man an der Charité zu Paris taͤglich tausend Portionen Knochengallerteaufloͤsung bereitet, nebst der dazu gehoͤrigen Abbildung theilen wir in dem folgenden Hefte dieses Journales mit. A. d. Red. Aus dem Recueil Industriel. N. 34. S. II. D'Arcet's Bemerkungen uͤber Knochengallerte. Der Apparat, den wir im Recueil N. 29. (Polyt. Journ. Bd. XXXIII. S. 222.) beschrieben haben, mußte an mehreren oͤffentlichen Anstalten errichtet werden, und gerieth so in die Haͤnde verschiedener Leute, die an diesen Anstalten angestellt sind. Es mußten daher nothwendig verschiedene Fragen uͤber dieß und jenes entstehen, und aus diesen Fragen Bemerkungen hervorgehen, die schnell abgefaßt und lithographirt vertheilt werden mußten. Diese Fragen machten es nothwendig, unseren Apparat neuerdings von allen Seiten zu betrachten, und in den verschiedenen Perioden seiner Arbeiten zu studiren; wir mußten alle Anwendungen, die von demselben gemacht werden konnten, neuerdings einer strengen Pruͤfung unterziehen. Hieraus erklaͤrt sich der geringe Zusammenhang unter diesen Bemerkungen von selbst. Wir hielten es indessen fuͤr zwekmaͤßiger, sie so zu belassen, wie die Umstaͤnde sie herbeifuͤhrten, in dem sie auf diese Weise auf der einen Seite das Siegel unserer Ueberzeugung an sich tragen, auf der anderen spaͤter zu einem vollstaͤndigen Werke uͤber diesen Gegenstand zusammengestellt werden koͤnnen. Einstweilen wollen wir noch die Erfahrung gewahren lassen. Sie hat bisher alle Fragen, die man uns stellte, hinlaͤnglich geloͤset, um uns die Ueberzeugung zu schenken, daß unser Apparat von allgemeinem Nuzen fuͤr alle Anstalten ist, wo viele Personen eine gemeinschaftliche Kuͤche haben. Ich reihte diese Bemerkungen hier nach jener Ordnung, in welcher sie erschienen sind. I. Bemerkung. Ueber Anwendung der Gallerte zur Gemuͤsesuppe. In dieser Bemerkung werden bloß die Vortheile gezeigt, welche durch Verbindung eines thierischen oder stikstoffhaltigen Stoffes mit den Gemuͤsesuppen entstehen, die unter dem Namen der Rumford'schen Suppen (Soupes économiques) bekannt sind. Man weiß, daß diese Suppen den Magen mehr beschweren, als den Menschen naͤhren, und daß sie dem Tagloͤhner nicht jene Kraft gewaͤhren, die er zu seinen Arbeiten braucht.Sehr wahr! A. d. Ue. Man erinnert sich, daß der beruͤhmte La Grange erwiesen hat, daß ein gesunder Mensch binnen 24 Stunden nicht bloß ungefaͤhr zwei Pfund fester Nahrungsmittel bedarf, sondern daß diese Nahrungsmittel wenigstens aus zwei Theilen thierischer Stoffe gegen sieben Theile Pflanzenstoffe enthalten muͤssen.Alle Verehrung fuͤr den unsterblichen La Grange; er behauptet hier aber zu viel und vergaß der Millionen, die in Indien in Athleten-Staͤrke ohne alle animalische Kost leben. A. d. Ue. Ich koͤnnte noch eine Menge Betrachtungen hier beifuͤgen, welche meine Ansicht uͤber die Verbesserung obiger Suppe durch Knochengallerte bestaͤtigen; ich halte aber die Sache bereits fuͤr erwiesen, und ich will hier nur noch zeigen, daß diese Verbesserung ohne besondere Auslage geschehen kann, wenn man sich meines Apparates zum Ausziehen der Knochengallerte aus den Knochen der Mezgerei bedient. Ich will die Auslagen fuͤr einen Apparat zur Bereitung von 1000 Portionen Knochengallerteaufloͤsung waͤhrend 24 Stunden hoch anschlagen, zu 3000 Franken, und die Interessen dieses Capitales zu 20 p. C.; so wird das Interesse fuͤr 2000 Franken fuͤr Einen Tag   1 Frank. 65 Cent. 33 Kilogr. Knochen (100 Kilogr. zu Frank.)   4   –  –   – zwei Arbeiter, jedem 3 Franken   6   –  –   – Ein Hektoliter Steinkohlen fuͤr Einen Tag   4   –  –   – –––––––––––––– also taͤgliche Ausgabe fuͤr 1000 PortionenKnochengallerteaufloͤsung 15 Frank. 65 Cent. Wir wollen sechzehn Franken annehmen. Man wird also 1000 Portionen Knochengallerte fuͤr 16 Franken bekommen, und nur 1,6 Centim brauchen, um eine Portion Rumforder Suppe so nahrhaft zu machen, als wenn sie mit Fleischbruͤhe bereitet worden waͤre.Hieran zweifeln wir sehr, und werden und muͤssen so lang zweifeln, als uns nicht Hr. D'Arcet oder irgend ein anderer Chemiker erwiesen hat, daß Knochen Fleisch und Fleisch Knochen sind, und daß diese beiden, wie es uns scheint, sehr verschiedenen Gebilde eines und desselben Thieres dieselben Bestandtheile in demselben Verhaͤltnisse enthalten. Auf Stikstoff allein kommt es nicht an; man muͤßte sonst die Menschen mit Scheidewasser naͤhren koͤnnen, daß, bekanntlich, sehr stikstoffhaltig ist. A. d. Ue. Nun kann aber eine Portion Rumforder Suppe, die neun Centim kostet, wenn man sie gehoͤrig animalisirt, um ein Drittel verkleinert werden.Das ist, fuͤrwahr, doch gar zu hart! nicht einmal eine ganze Portion Rumforder Suppe soll der arme Franzose mehr bekommen, der immer von Restauration und von Restauration hoͤrt! A. d. Ue. Die Anwendung der Knochengallerte bei den Rumforder Suppen wird also, Statt etwas zu kosten, den Armen administrationen noch ein Mittel an die Hand geben, an jeder Portion solcher Suppe 1,4 Centim zu ersparen.Man wuͤrde 2. 7 Cent, an der Portion gewinnen oder ersparen, wenn die Portion solcher Suppe, wie im Jahre 1828, auf 13 Centim kommt. In diesem Falle duͤrfte man die Portion dieser Suppen nur um ein Achtel verkleinern, um ohne alle Kosten dieselbe animalisiren zu koͤnnen. Es wuͤrde sich noch mehr ersparen lassen, wenn man Steinkohle Statt Holzkohle nehmen wuͤrde, und wenn man die Bereitungskosten durch Centralisirung der Bereitung vermindern wollte. A. d. O. Man haͤtte hierbei noch folgende Vortheile: 1) Die Armen wuͤrden besser genaͤhrt, (und sollten daher um 1/3 weniger bekommen?! Grausam!) 2) Ihr Magen wuͤrde nicht mehr beschwert. 3) Sie waͤren nicht gezwungen anderswo Nahrungsmittel zu suchen, die reicher an thierischem Stoffe sind. 4) Die Suppe wuͤrde sich laͤnger aufbewahren lassen. 5) Man erhielte einen Nebengewinn von 2 Kilogramm (4 Pfd.) gutem Fette zum Kochen, also ungefaͤhr 2 Franken Werth. 6) Den Ruͤkstand der verbrauchten Knochen erhielte man so zu sagen um nichts. 7) Man koͤnnte des Apparates sich als Ofen zum Heizen einer Waͤrm- oder Trokenstube bedienen. Man kann also als erwiesen annehmen, daß die Anwendung der Knochengallerte bei der Rumforder Suppe nichts kostet, und daß die Administratoren dieser Anstalt, die der Menschheit bereits so viele Dienste leistete, davon Gebrauch machen werden. II. Bemerkung. Diaͤt in den Spitaͤlern. Hr. D'Arcet meint, daß man in jedem Spitale einen Apparat aufstellen muͤßte, um daselbst die Gallerte aus den Knochen auszuziehen, welche man aus dem in dem Spitale verbrauchten Fleische erhaͤlt. Man haͤtte dadurch thierischen Stoff, um zwei und ein halb Mal so viel Suppe aus demselben bereiten zu koͤnnen, als das Fleisch, nach der bisherigen Methode behandelt, nicht gewaͤhrt. Er schlaͤgt vor die Gallerteaufloͤsung auf folgende Weise im Spitale zu benuͤzen. Das fuͤr die Kranken bestimmte Fleisch wird zu schwacher Suppe (bouillon faible) verwendet, ganz wie es bisher geschah, so daß die Kranken ganz so wie bisher behandelt werden.D.h. also schlecht. Man sieht leider, daß Hr. D'Arcet nicht praktischer Arzt und zumal nicht Spitalarzt ist, und nicht weiß, daß man bei allen jenen Kranken, welche gestaͤrkt werden muͤssen, eine starke, und keine schwache Suppe braucht; eine Kraftsuppe. Wir verweisen auf unsere Anmerkung uͤber Spitalsuppen fuͤr Kranke im Polyt. Journ. Bd. XXXIII. S. 222. bei Gelegenheit von D'Arcet's Aufsaz. A. d. Ue. Wollte man diese Suppe staͤrker machen, so koͤnnte dieß leicht dadurch geschehen, daß man Statt des Wassers zur Bereitung derselben Knochengallerteauflosung nimmt. Die Kranken haͤtten dann eine starke Fleischbruͤhe,Knochenbruͤhe ist so wenig Fleischbruͤhe, als Knochen Fleisch sind. A. d. Ue. die so reich an thierischen Stoffen waͤre, als der Arzt es nur immer raͤthlich findet. Das Fleisch fuͤr die Reconvalescenten und fuͤr die Dienstleute„Reconvalescenten und Dienstleute!“ Ein trauriges Niveau, auf welches man zwei himmelweit verschiedene Wesen sezt. Ein Reconvalescent ist noch kein Gesunder. Er braucht bessere, auserlesenere, Speisen als der Gesunde, wann er schnell und vollkommen genesen soll. Reconvalescenten Rost-beef und Boeuf à la mode geben, wird und muß viele Recidive erzeugen. Es waͤre fuͤrwahr menschlicher und christlicher, die armen Kranken lieber gleich todt zu schlagen, als ihnen ihren Bedarf an Nahrung verkuͤrzen. A. d. Ue. wuͤrde in zwei Theile getheilt. Die eine Haͤlfte wird mit den Gemuͤsen gekocht und mit so viel Knochenleimauflosung, als noͤthig ist, um eine gute substantioͤse Suppe zu bekommen (un bon bouillon bien corsé.) Die zweite Haͤlfte des fuͤr die Reconvalescenten und Dienstleute bestimmten Fleisches kann zu Boeuf à la mode verwendet oder gebraten werden. Im ersten Falle kann man Knochengallerte zusezen, um eine hinlaͤngliche Menge gut aromatisirter Knochengallerte zum Boeuf à la mode sowohl, als zu dem schlechten Rindfleische, das nach der Suppenbereitung fuͤr die. Kranken uͤbrig bleibt, zu erhalten. Man koͤnnte sich uͤberdieß noch der Knochengallerteaufloͤsung Statt des Wassers zum Kochen der Gemuͤse fuͤr die Reconvalescenten und fuͤr die Dienstleute bedienen; man koͤnnte sie zur Bereitung verschiedener suͤßer Sulzen sowohl fuͤr Kranke als fuͤr Reconvalescenten verwenden. Wenn man obige Diaͤt annimmt, so haͤtten also die Kranken 1) eine schwache Suppe aus Fleisch allein, so wie man sie bisher machte. 2) eine staͤrkere und an Gallerte so reiche Suppe, als der Arzt sie nur immer wuͤnscht. 3) Fleischsulzen, Pomeranzen- und Citronensulzen etc. 4) gebratenes Fleisch, Boeuf à la mode, oder wenigstens ein schmakhafteres Rindfleisch, als man bisher in Spitaͤlern nicht hatte. Was die Reconvalescenten und Dienstleute betrifft, so erhalten diese 1) weit nahrhaftere, fette oder magere, Suppen, als sie gegenwaͤrtig bekommen. 2) Gebratenes Fleisch oder Boeuf à la mode oder Rindfleisch mit einer mit Fleisch aromatisirten Knochengallerte, Statt eines schmaklosen Rindfleisches. 3) Gemuͤse, die so reich an thierischem Stoffe sind, als ob sie mit gewoͤhnlicher Suppe gekocht worden waͤren. 4) Fleischsulz, Fleischsulz mit Rum, Pomeranzen, Citronen etc. Man muß noch bemerken, daß die Knochenleimaufloͤsung in der Spitaldiaͤt ein Mittel gibt, Fleisch zu sparen, und dafuͤr Fisch, Gefluͤgel, Obst und andere Nahrungsmittel zu kaufen, die sich bei den gegenwaͤrtigen Spitaleinrichtungen nicht anschaffen lassen. Die Einfuͤhrung dieser neuen Spitaldiaͤt, die die alte bessert „(?)“ und wohlfeiler macht, koͤnnte vielleicht es sogar moͤglich machen, den geheilten Kranken, nachdem sie das Spital verlassen haben, noch acht oder zehn Tage lang nahrhafte Suppen auszutheilen, wodurch sie mit Beihuͤlfe der schoͤnen Stiftung des achtbaren Hrn. de Montyon ihre Gesundheit vollkommen herstellen koͤnnten, und Ruͤkfaͤlle vermeiden wuͤrden, die so viele Kranke wieder in das Spital zuruͤkfuͤhren, wo, leider, die dadurch verursachten Auslagen oft nicht der kleinste Schaden sind. III. Bemerkung. Ueber die Verbesserung und Ersparung, welche die Einfuͤhrung der Knochengallerte aus den Knochen des aus der Fleischbank herbei geholten Fleisches in der Diaͤt der Spitaͤler, und uͤberhaupt in Anstalten wo viele Menschen bei einander sind, herbeifuͤhren kann. Ich will hier nach einem taͤglichen Fleischbedarfe von 500 Kilogramm (10 Ztr. ungefaͤhr) rechnen. 500 Kilogramm Fleisch aus der Fleischbank gibt wenigstens 50 Kilogramm Knochen, welche, in meinem Apparate behandelt, 1500 Portionen oder 750 Liter geben. Indem man diese Knochengallerte auszieht, koͤnnte man sich derselben zur Bereitung der Suppe auf folgende Weise bedienen. Man koͤnnte nehmen: 200 Kilogramm Fleisch aus der Fleischbank. 750 Liter Knochenleimaufloͤsung. 260 bis 270 Liter Wasser. Man sezt so viel Salz, Gewuͤrz, Gemuͤse bei, als nothwendig ist, und verfaͤhrt damit auf die gewoͤhnliche Weise, das Feuer genau regulirend. Man wuͤrde also auf diese Weise 2000 Portionen gute Suppe„Die Suppe nach Hrn. D'Arcet's Methode ist wenigstens eben so schmakhaft, als die gewoͤhnliche Spitalsuppe,“ sagten die HHrn. Le Roux, Dubois, Pelletan, Dumeril, und Vauquelin in ihrem Berichte an die Faculté de Médecine. A. d. O. erhalten, und 104 Kilogramm gesottenes Rindfleisch. Ueberdieß waͤren noch 300 Kilogramm Fleisch zum Braten oder Einmachen uͤbrig. Wenn man diese 300 Kilogramm auch noch zur Suppe verwendet haͤtte, so haͤtte man nur 156 Kilogramm gesottenes Rindfleisch erhalten, waͤhrend, wenn man es bratet, man 192 Kilogramm Braten erhaͤlt. Man hat also, bei einem solchen Verfahren, wie man sieht, eben so viel gute Suppe, wie gewoͤhnlich, und 192 Kilogramm Braten, Statt 156 Pfd. ausgesottenes Rindfleisch. Die Nahrung wird also nicht bloß verbessert, sondern selbst vermehrt. Die Verbesserung ist offenbar: was die Vermehrung betrifft, so berechnet sich dieselbe im Gelde auf folgende Weise. 25 Kilogramm Fleisch geben in den Spitaͤlern 16 Kilogramm Braten. Die 36 Kilogramm Braten, welche man demnach mehr erhaͤlt, muͤssen aus 56 Kilogrammen Fleisch kommen, welches 56 Franken, und mit den Kochkosten, 58 Franken kosten. Zieht man nun von dieser Summe die 21 Franken ab, welche man aufwenden muͤßte, um die Gallerte aus 50 Kilogramm Knochen auszuziehen, so erhaͤlt man taͤglich eine Ersparung von 37 Franken zur freien Disposition, die man zuruͤklegen kann, wenn man will. 37 Franken sind demnach alle Tage bei dieser Verfahrungsweise rein erspart, und man hat noch den Vortheil, den Leuten im Spitale viel gebratenes Fleisch, Statt wenigerem ausgesottenen schlechten Fleische geben zu koͤnnen. Ich haͤtte die Ersparung noch hoͤher berechnen koͤnnen, wenn ich nur 20 p. C. Knochen in dem Fleische angenommen haͤtte; ich wollte aber lieber unter unguͤnstigen Annahmen rechnen, um die Resultate desto sicherer uͤber allen Zweifel zu erheben.Wir haben gegen diese Rechnung und gegen dieses Verfahren nichts einzuwenden, und wuͤrden es allerdings in allen Versorgungs- und Waisen-Haͤusern, Kasernen, Straf- und Arbeits-Haͤusern, Communitaͤten empfehlen; nie aber in Spitaͤlern, d.h. in Krankenhaͤusern, wo man gute Suppe braucht. A. d. Ue. IV. Bemerkung. Ueber den Verkauf der Knochen des Fleisches aus der Fleischbank, welches in den Spitaͤlern der Stadt Paris verkauft wird. Die Administration der Spitaͤler wird im Verlaufe des Jahres 1830 nicht weniger als 85,200 Kilogramm Knochen verkaufen. Diese 85,200 Kilogramm Knochen koͤnnten, wenn sie in meinem Apparate behandelt wuͤrden, 25,560 Kilogramm trokene Gallerte geben, oder 2,556,000 Portionen Gallertaufloͤsung, die so reich an thierischem Stoffe ist, als die beste aus Fleisch bereitete Suppe. Man wuͤrde 639,000 Kilogramm Fleisch aus der Fleischbank brauchen, um so viel thierischen Stoff aufgeloͤst zu erhalten, als sich in obigen 3,556,000 Portionen Gallertaufloͤsung aufgeloͤst befindet. Wenn die Administration der Spitaͤler diese Knochen nicht verkaufen, und in den Spitaͤlern den Knochenleim aus denselben ausziehen ließe, so haͤtte sie, fuͤr hoͤchstens 25,560 Franken, obige 2,556,000 Portionen Knochensuppe, wovon die Portion nicht auf Ein volles Centim kommen wuͤrde. Wenn die Administration aber die Knochen nach dem Preise rechnet, wie sie dieselben verkauft, das 100 Kilogramm zu 12 Franken, so wuͤrde die Auslage fuͤr obige 2,556,000 Suppen 37,784 Franken betragen, und in diesem Falle kaͤme die Portion Knochenleimsuppe hoͤchstens auf 1,4 Centim. Es waͤre nicht leicht moͤglich, mit einem geringeren Aufwande mehr Gutes zu wirken, und wir wollen hoffen, daß dieses Verfahren, das eine so große Verbesserung gewahrt, einst allgemein in Spitaͤlern und fuͤr die aͤrmere Classe benuͤzt werden wird. V. Bemerkung. Ueber die Verbesserung und Ersparung, welche die Anwendung der Knochengallerte in der Kuͤche der Versorgungsanstalten hervorbringen kann. 100 Kilogramm Knochen, in meinem Apparate behandelt, geben eine Gallertaufloͤsung, welche eben so viel thierischen Stoff enthaͤlt, als man in einer aus 750 Kilogramm Rindfleisch bereiteten Knochensuppe findet. Man weiß, daß in Versorgungshaͤusern die Nahrung zu arm an thierischen oder stikstoffhaltigen Stoffen ist; man weiß, daß man in denselben, wie in den Spitaͤlern, aus Mangel an Fleisch nur schwache Suppen bereitet; daß man oft gar keine Fleischbruͤhe in denselben, hat, und aus Mangel an dieser, Gemuͤse mit Wasser kochen muß. „(Wassersuppe! wie sie Napoleon, der Unsterbliche, am Tage vor der Schlacht zu Abensberg bei seinem koͤniglichen Freunde zu Nymphenburg zum Fruͤhstuͤke verlangte: Eine abgeschmalzene Zwiebelsuppe.)“ Man weiß, daß der Mensch, wenn er sich wohl befinden soll, 2 Theile thierischen Stoff auf 7 Theile Pflanzenstoffe zu seiner Nahrung braucht. Die Soldatenkost beweist dieß. In Frankreich ißt, wie Lagrange bemerkte, ein Mensch im Durchschnitte nur 2 Theile thierischen Stoff gegen 15 bis 16 Pflanzenstoff; also um die Haͤlfte weniger Fleisch, als man dem Soldaten zugesteht, und was der Mensch haben muß, wenn er stark seyn soll.Auf den Landmann in Bayern wird man in vielen Gegenden nicht ein Mal so viel rechnen koͤnnen, als Lagrange fuͤr den Franzosen rechnet, den der Englaͤnder einen Frog-Eater (Frosch-Esser) nennt. Der englische Soldat bekommt beinahe 8 Mal so viel Fleisch, als der franzoͤsische) daher sagen auch die Englaͤnder: die franzoͤsische Trommel trommle nur immer: Garlicks and Shaots, Shalots (Zwiebel und Knoblauch! Knoblauch!) waͤhrend die englische Rost-beaf and plumpudding, plumpudding lautet. Das war indessen nur in Altengland so; in dem heutigen hat kaum der Officier mehr diese Kost. A. d. Ue. Man weiß, daß die Reconvalescenten in den Spitaͤlern nicht nahrhafte Kost genug bekommen, und daß sie aus den Spitaͤlern entlassen werden, ohne Kraft genug wieder erlangt zu haben, ihren Arbeiten ohne Gefahr fuͤr ihre Gesundheit vorstehen zu koͤnnen. Man weiß, daß die Krankenwaͤrter nicht so stark sind, wie die Tagloͤhner; man ist einverstanden, daß es gut waͤre, wenn man allem diesem Unheile durch reichlichere Fleischkost abhelfen koͤnnte; allein, man kann nicht, weil eine Besserung in der Kost der Spitaͤler eine ungeheuere Auslage machen wuͤrde. Mittelst der Knochengallerte laͤßt sich aber dieser wohlthaͤtige Zwek erreichen. Man hat zwei und ein halbes Mal so viel Suppe, als man ohne sie nicht hat; man kann den Kranken also mehr Suppe, und eine an thierischen Stoffen reichere Suppe den Reconvalescenten und den Dienstleuten austheilen; man kann die Gemuͤse animalisiren; man hat außer der besseren Suppe Braten, Boeuf à la mode, Eingemachtes, Fisch etc. Statt des schlechten ausgesottenen Rindfleisches; man gelangt also mittelst der Knochengallerte zu einer der groͤßten Verbesserungen in der Spitalkost, zu welcher man durch andere Mittel wahrscheinlich nie gelangen wird.Es sind allerdings andere, und weit zwekmaͤßigere, weit wohlthaͤtigere Mittel moͤglich; Weglassung des nicht nur uͤberfluͤssigen, sondern sogar uͤberfluͤssigen alten Plunders und Krames kostbarer Arzneimittel, den die Charlataneria-erudita der Aerzte und der blinde Koͤhlerglaube, den sie im Publicum zu verbreiten wußte, in die Medicin eingepfropft hat. Man vergleiche den Stand der Arzneimittellehre, wie er noch vor 100 Jahren war, mit dem heutigen; man vergleiche die alte Pharmacopoea augustana, norimbergensis, wirtembergensis, vindobonensis mit der heutigen Wiener und Berliner Pharmacopoea jene waren Folianten, mit welchen man leicht einen Ochsen todt schlagen koͤnnte, wenn man ihm dieselben unsanft an den Kopf warf, und diese haben bequem in der Tasche des Arztes Plaz. So weit ist es in den lezten 100 Jahren gekommen, und es wird, es muß noch weiter kommen. Die nakte Wahrheit wird uͤber den faltenreichen gelehrten Betrug siegen. Natura paucis contenta. Ein weiser Arzt wird an den unnuͤzen, verderblichen Ausgaben fuͤr alberne und schaͤdliche Arzeneien leicht so viel ersparen koͤnne, daß er seine Kranken gut naͤhren kann, wo eine humane Spitaladministration ihm zu Huͤlfe kommt. Wir wiederholen, was wir im Polytechn. Journal Bd. XXXIII. S. 234. zu sagen uns erlaubten:„in der Spitalpraxis ist ein Arzt, der mehr als Einen Kreuzer des Tages im Durchschnitte fuͤr jeden seiner Kranken an Arzenei braucht, wo das Spital seine eigene Apotheke besizt, oder mehr als vier Kreuzer, wenn er die Arzeneien aus den gegenwaͤrtig uͤber alle Maße theuren Apotheken nehmen muß, ohne daß dadurch unter den Kranken in seinem Spitale eine groͤßere Sterblichkeit herrschen darf, als unter den Gesunden in der Stadt, entweder ein – sehr großer – Gelehrter, oder ein Charlatan (auf Deutsch, ein Quaksalber, ein Betruͤger). Von chirurgischen Faͤllen ist hier nicht die Rede.“ A. d. Ue. Die Oekonomie entstuͤnde auch von dem Gebrauche der Knochengallerte, wenn man die Kost nicht so sehr verbesserte, als es moͤglich waͤre. Wenn man taͤglich etwas weniger Fleisch nimmt, so gewinnt man an dieser Ersparung leicht so viel, als die Kosten des Ausziehens der Gallerte aus den Knochen betragen koͤnnen. Man ersparte, ohne die Kost an und fuͤr sich selbst schlechter zu machen. Indessen hieße dieß die Sache von der schlechtesten Seite ergreifen. Man kann billiger Weise nicht mehr verlangen, als daß die Verbesserung der Kost keine neuen Auslagen verursacht, und dieß ist, nach dem, was bereits gesagt wurde, moͤglich. VI. Bemerkung. Ueber die Ersparung, welche die Einfuͤhrung der Knochengallerte in der Spitalkost gewaͤhren kann. Man hat gesagt, daß das von mir vorgeschlagene Verfahren zur Bereitung der Knochengallerte keine Ersparung fuͤr das Spital erzeugt; man hat bloß zugestanden, daß, bei gleichen Kosten, die Kost besser wird. Ich will hier die Ersparung erweisen. Ich nehme an, der Apparat koste (was viel zu hoch gerechnet ist) 3000 Franken. Das taͤgliche Interesse dieser Summe zu 20 p. C. betraͤgt   1 Frank. 65 Cent. Man kann mit diesem Apparate 34 Kilogramm Knochenaussieden, welche das Spital hoͤchstens verkaufen kann zu   4   –  –   – Arbeitslohn fuͤr zwei Arbeiter zu 3 Franken fuͤr jeden   6   –  –   – Brennmaterial, ein Hektoliter Steinkohlen   4   –  –   – –––––––––––––– Gesammtauslage waͤhrend 24 Stunden 15 Frank. 65 Cent. Wir wollen 16 Franken annehmen. Man erhaͤlt dafuͤr taͤglich 100 Portionen Knochengallerteaufloͤsung, welche eben so viel thierischen Stoff enthaͤlt, als man aus einer mit 250 Kilogramm Fleisch bereiteten Suppe erhalten wuͤrde. Ueberdieß bekommt man noch 2 Kilogramm Fett, das 2 Franken werth ist. Den Werth des Fettes abgezogen, kommt die Auslage auf 14 Franken. Sezt man nun den Werth eines Kilogramms Fleisch zu 1 Franken, so duͤrfte man, wenn das Ausziehen der Knochengallerte gar nichts kosten sollte, nur um 14 Kilogramm Fleisch weniger aus der Fleischbank nehmen. Diese 14 Kilogramm Fleisch wuͤrden nur 56 Portionen Suppe gegeben haben und zwischen 7 und 8 Kilogramm ausgesottenes Rindfleisch. Dafuͤr gibt aber mein Apparat 1000 Portionen Knochengallerteaufloͤsung, die so reich an thierischem Stoffe ist, als die beste Suppe. Nun sind aber diese 1000 Portionen Suppe gewiß mehr werth, als 56 Portionen Fleischbruͤhe und 8 Kilogramm ausgesottenes Rindfleisch. Es ist also offenbar, daß man mittelst meines Apparates die Spitaͤler verbessern kann, ohne irgend eine neue Ausgabe zu veranlassen. Wenn man wirkliche Ersparung haben wollte, so duͤrfte man nur um 14 Kilogramm weniger Fleisch nehmen, und die Ersparung wuͤrde noch groͤßer seyn, wenn man die Kost nicht wirklich verbessern wollte. Nun laͤßt sich aber die Sache leicht so einrichten, daß Ersparung und Verbesserung zugleich Statt haben kann, wenn man nicht die eine oder die andere allein in einem hoͤheren Grade erhalten wollte. Ich habe hier nicht von dem Werthe der Knochen gesprochen, den man aus dem Ruͤkstande derselben erhaͤlt, nachdem die Gallerte aus den Knochen ausgezogen wurde, und welcher Ruͤkstand noch 8 bis 10 Hundertel Fett mit Kalk verbunden gibt; nicht von der Hize, die der Apparat waͤhrend der Arbeit gewaͤhrt, und durch welche an den vier Franken, die ich in Ausgabe gesezt habe, noch viel erspart werden koͤnnte.Wir muͤssen unsere Leser wiederholt ersuchen, die Anmerkungen zu vergleichen, welche wir Hrn. D'Arcet's Abhandlung im Polytechn. Journ. Bd. XXXIII. S. 222. beigeschrieben haben. A. d. Ue.