Titel: Einige Notizen über Gartenbau.
Fundstelle: Band 36, Jahrgang 1830, Nr. XII., S. 69
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XII. Einige Notizen uͤber Gartenbau. Aus den Transactions of the London Horticultural Society, im Repertory of Patent-Inventions. Februar 1830. S. 116. Notizen uͤber Gartenbau. Methode, auf große Zweige alter Baͤume zu pfropfen. Hr. Malone, Gaͤrtner bei Esquire G. S. Foljambe, Osberton House, Nottinghamshire, theilte dem Secretaͤre der Horticultural Society eine Methode mit, deren er sich mir Vortheil bedient, um auf große Zweige alter Baͤume zu pfropfen. Er nennt diese Pfropfmethode den Taubenschweifschnitt, (dove-tail grafting) Das Reis wird so gewaͤhlt, daß zwei bis drei Knospen uͤber der Stelle bleiben, wo das Messer angesezt wird. Um dasselbe zum Pfropfen zuzurichten, wird an seinem Ende ein Streifen davon so abgeschnitten, daß er sich gegen den Grund schief abdacht, und so lang wird, als man ihn tief in den Stamm steken will. Zu jeder Seite des Schnittes, so weit sich derselbe ausdehnt, nimmt man etwas von der aͤußeren Rinde weg, so daß der untere Theil des zugeschnittenen Stuͤkes des Reises breiter wird, als der obere. Der Ast, auf welchen gepfropft werden soll, wird auf folgende Weise zugerichtet: man schneidet ihn zuvoͤrderst gerade und eben ab, und macht hierauf in die Rinde desselben zwei parallele Einschnitte, die beinahe so weit von einander abstehen, als das zubereitete Reis breit ist, und so lang sind, als der zugeschnittene Theil; bei Fuͤhrung des Messers sieht man vorzuͤglich darauf, dasselbe so schief zu halten, daß die untere Kante des Holzes breiter ist, als die aͤußere. Das Stuͤk Rinde zwischen den Einschnitten muß dann herausgenommen werden, indem man es am Grunde mittelst eines horizontalen Schnittes trennt. Das Reis wird sich dann in den taubenschweifartigen Einschnitt einschieben, und, wenn man den Schnitt schoͤn gefuͤhrt hat, nett und fest passen. Rings um den Ast muͤssen zwei oder drei Langenschnitte gefuͤhrt werden, damit sich die Stelle, in welche das Reis eingesezt wird, nicht oͤffnet, wenn die Rinde anfaͤngt zu troknen. Nun traͤgt man etwas von dem Pfropfthone sorgfaͤltig auf, und bindet ihn und alles mit einem Stuͤke Flanell oder Tuchende fest, dessen Enden mittelst kleiner Naͤgel befestigt werden koͤnnen. Das obere Ende des Astes wird dann mit Thon bedekt, den man, damit er gegen Naͤsse geschuͤzt wird, sich gegen die Pfropfstelle schoͤn abdachen laͤßt. Die Laͤnge des Theiles des Reises, der in den Ast eingesezt wird, sollte ungefaͤhr 1 1/4 Zoll betragen, und bei dem Zurichten dieses Theiles sollte man außen eine Knospe lassen: dadurch wird die Verbindung des Reises mit dem Aste beschleunigt und vollkommener gemacht. Wo man sehr große Aeste oder Baͤume zu pfropfen hat, sezt man drei oder vier Reiser in gleicher Entfernung rings um den Ast. Auf diese Weise wird der Saft gleichfoͤrmig an allen Seiten aufsteigen, und jeder Theil des Astes ist vor allem Verderben geschuͤzt.Die Vortheile dieses muͤhsamen Schrittes sind nicht recht einleuchtend.A. d. Ue. Behandlung der Pomeranzen- und Citronenbaͤume. Hr. Thom. Shea, Gaͤrtner bei Lord Burghersh zu Florenz, theilte folgende Bemerkung uͤber die Behandlung der Pomeranzen- und Citronenbaͤume in Toscana mit. Er sah, daß man im Winter diese Baͤume, Statt sie, wie in England, in Orangerien zu stellen, die etwas geheizt werden, wodurch dann der Wachsthum derselben auch im Winter unterhalten wird, bloß in frostfreie Behaͤlter stellt, an welchen man Thuͤren und Fenster nur dann schließt, wann es außen friert. Zu jeder anderen Zeit laͤßt man die aͤußere Luft frei auf sie wirken, und begießt sie nur ein oder zwei Mal in Einem Monate, und dieß nur spaͤrlich. Ende Aprils kommen sie aus ihren Behaͤltern, und werden in die freie Luft gebracht. Man zieht sie als Zwergbaͤume in großen irdenen Toͤpfen. Im Junius duͤngt man sie mit ein paar Handvoll im Ofen getrokneten Lupinen, welchen man doppelt so viel Ziegenduͤnger zusezt, und legt dann oben auf Stallduͤnger. Im Sommer werden die Baͤumchen stark begossen; ein starkes Baͤumchen erhaͤlt jeden zweiten Tag fuͤnf bis sechs Kuͤbel Wasser, und in heißem Wetter wird es taͤglich begossen. Jedes vierte oder fuͤnfte Jahr werden die Baͤumchen aus dem Topfe gehoben, der Ballen zugestuzt, und die aͤußeren Wurzeln weggenommen.Diese Behandlung taugt offenbar nur unter einem so milden Klima, wie jenes von Florenz. Indessen hat man schon im suͤdlichen Tyrol keine Orangerien fuͤr Pomeranzenbaͤume mehr noͤthig. Man laͤßt, z.B. um Botzen schon, den Pomeranzenbaum, Sommer und Winter an derselben Stelle im Gartengrunde, und umgibt ihn nur mit einigen Brettern, deren Fugen man gegen den Frost mit Maysstroh und Moos verstopft. Auf die Erde wird ringsumher Stroh und etwas Duͤnger um die Bretter gelegt.A. d. Ue. Wassertroͤge aus Schiefer fuͤr Wasserpflanzen in Orangerien. Hr. Joh. Walmsley, Schieferhaͤndlerin Belvedere Road, Waterloo-Bridge, zeigte einen Trog aus Schiefer, den Esquire Wilh. Atkinson verfertigte, und in verschiedenen Orangerien benuͤzte, und welcher, wasserdicht gemacht, besser zur Cultur der Wasserpflanzen dient, als Troͤge aus was immer fuͤr einem anderen Materiale. Man kann sie von jeder Laͤnge verfertigen, die nicht uͤber 5 Fuß betraͤgt. Die bequemste Groͤße dieser Troͤge fuͤr Pflanzen in einer Orangerie ist 3 Fuß lang, 12 bis 15 Zoll breit und eben so tief. Der Schiefer ist ungefaͤhr drei Achtel Zoll dik, und außen eben abgerieben. Der Boden ist fuͤr die Seiten und Enden gefalzt, und an den Eken mit Schrauben versehen, die an einem dreiekigen Stuͤke Schiefer innerhalb des Troges befestigt sind. Hr. Atkinson bedient sich dieser Schiefertroͤge, weil hoͤlzerne Troͤge zu bald wegfaulen, und die Wurzeln der Pflanzen, wenn man diese Troͤge erneuern muß, bei dem Herausnehmen derselben zu sehr leiden. Troͤge aus Schiefer sind sehr dauerhaft, und koͤnnen auch außen angestrichen und noͤthigen Falles verziert werden.Obschon allerdings Troͤge aus Schiefer besser sind, als aus Holz, so scheint es doch, daß Troͤge aus Stein, Sandstein oder Marmor, wenn gleich urspruͤnglich theurer, noch weit besser sind. Wo weder Stein noch Schiefer zu haben ist, koͤnnten auch solche Troͤge aus gebranntem Thone eben so dauerhaft als elegant verfertigt werden.A. d. Ue. Temporaͤres Glashaus zum Treiben der Baͤume. Esquire Gregor Gregory, zu Rempstone in Nottinghamshire, sandte ein Model zu einem einfachen und bequemen temporaͤren Glashause zum Treiben der Baͤume, die an der Wand gezogen werden. Man bringt zunaͤchst unter dem oberen Rande der Mauer ein Gesimse an, in welches man Fenster einhaͤngen kann, die auf einem kleinen niedrigen Maͤuerchen ruhen, das man, bloß fuͤr die Zeit des Treibens, vor dem Baume, der getrieben werden soll, aufrichtet. Diese Fenster koͤnnen schief oder senkrecht stehen. Auf drei Baͤume rechnet man 60 Fuß Hintere Mauer: das vordere Maͤuerchen bildet Bogen, damit die Wurzeln der Baͤume nicht leiden. Die Zuͤge laufen an der Mauer hin.Wir finden hierbei nicht viel Vortheil vor einem gewoͤhnlichen, gut gebauten Treibhause. Fruͤheres Reifen der Fruͤchte an Baͤumen, die an der Wand hingezogen sind, besseren Geschmak der Fruͤchte derselben in noͤrdlichen Gegenden Schuz gegen Fruͤhlingsfroͤste etc. durch Fenster, die man vor die Baͤume hinlehnt, zu erhalten, ist eine auch in Deutschland bekannte Methode, die jedoch immer etwas umstaͤndlich und kostbar ist.A. d. Ue.