Titel: Methode, Schmelztiegel zum Schmelzen des Eisens und des Stahles zu verfertigen. Von Hrn. C. S. Smith.
Fundstelle: Band 36, Jahrgang 1830, Nr. XXX., S. 147
Download: XML
XXX. Methode, Schmelztiegel zum Schmelzen des Eisens und des Stahles zu verfertigen. Von Hrn. C. S. Smith. Aus den Transactions of the Society of Arts. Im Repertory of Patent-Inventions. Maͤrz. S. 163. Smith, uͤber Schmelztiegel zum Schmelzen des Eisens etc. Fehler an einem Schmelztiegel sind ein großes Unheil, sowohl wegen des Verlustes an Zeit und Metall, der dadurch entsteht, als wegen der Unterbrechung in der Arbeit, die dadurch veranlaßt wird. Schmelztiegel aus verschiedenen Fabriken, und selbst aus einer und derselben Fabrik, sind in Hinsicht auf Dauerhaftigkeit gar sehr von einander verschieden; dieß ruͤhrt nicht sowohl von der Verschiedenheit des Materiales her, aus welchem sie verfertigt wurden,Diese Ansicht scheint uns nicht richtig. Es haͤngt gewiß mehr von der Art des Thones ab, als der Hr. Verfasser zu glauben scheint, und es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß er uns eine Analyse des Stourbridge-Thones geliefert haͤtte.A. d. Ue. als von der verschiedenen Geschiklichkeit und Aufmerksamkeit, mit welcher die Bestandtheile derselben gemengt werden, und von der verschiedenen Bearbeitung derselben. Wo immer auch nur ein Blaͤschen Luft in dem Thone nach der Bearbeitung desselben zuruͤkbleibt, wird gewoͤhnlich ein Loch in demselben so fein als eine Nadel, und das Metall bahnt sich, wenn es schmilzt, in Folge seines Drukes einen Weg nur zu oft durch dasselbe. Um die Toͤpfe des Hrn. Smith einer so strengen Probe, als moͤglich auszusezen, hielten wir einen derselben zwei Tage und Eine Nacht (die Nacht zwischen diesen beiden Tagen) ununterbrochen im Feuer. Er wurde waͤhrend dieser Zeit 23 Mal gefuͤllt, jedes Mal mit 70 Pfd. Gußeisen. Ein anderer Tiegel wurde drei Tage nach einander in Dienst gehalten und des Nachts uͤber eingeschuͤrt, damit er nicht auskuͤhltet er wurde waͤhrend dieser Zeit achtzehn Mal mit eben so viel Gußeisen, wie der vorige, gefuͤllt. Keiner von diesen beiden Tiegeln hat auch nur den mindesten Schaden genommen oder den kleinsten Sprung bekommen; beide wurden jedoch unbrauchbar, weil ihr Schnabel an der einen Seite abgenuͤzt ward, indem man nach jedem Schmelzen die an demselben haͤngenden Schlaken wegschlagen mußte, was ohne einige Beschaͤdigung an der Lippe unmoͤglich war. Die Toͤpfe des Hrn. Smith bestehen aus folgenden Bestandtheilen: Stourbridge-Thon, Kohks und Reißblei (Plumbago or blacklead). Der Stourbridge-Thon wird theils gemahlen, theils in Klumpen verkauft: der Preis ist bei beiden derselbe, und daher zieht man lezteren, als weniger verunreinigt, vor. Man siebt diesen Thon durch ein Sieb, dessen Loͤcher 1/4 Zoll weit sind, und sucht mit der Hand alle Steinchen und anderen Unreinigkeiten aus. Die Stuͤke, die nicht durch das Sieb durchfallen, werden in einen Moͤrser gethan, und mittelst eines Federstoͤßels so lang gestoßen, bis sie fein genug sind, um durch ein Sieb, dessen Maschen 1/8 Zoll weit sind, durchzulaufen. Dieser feine Thon wird in ein Faß geschuͤttet, und bei Seite gestellt.Dieß ist, leider, die gewoͤhnliche, der Gesundheit der Toͤpfer wie der Guͤte der Waare gleich nachtheilige, Methode. Wenn der Thon geschlaͤmmt, Statt gesiebt, gemahlen Statt gestoßen wuͤrde, so wuͤrde die Masse weit feiner und gleichfoͤrmiger ausfallen.A. d. Ue. Die Kohks werden auf folgende Weise zubereitet. Man schlaͤgt von den Massen, so wie sie aus dem Kohksofen kommen (denn die Gaskohks sind von schlechterer Qualitaͤt), die obersten und untersten Theile weg, und bewahrt bloß den mittleren Theil, der von gleichfoͤrmig festem Gefuͤge ist, zum Gebrauche auf. Die Kohks werden nun gestoßen, wobei man Sorge traͤgt, die Stoͤße des Stoͤßels so zu fuͤhren, daß so wenig Staub als moͤglich gemacht wird. Nachdem sie gehoͤrig gestoßen wurden, werden sie auf ein feines Sieb geworfen: was durchfaͤllt, wird weggeworfen. Den Ruͤkstand laͤßt man durch ein groͤberes Sieb laufen, und was jezt durchfaͤllt, hat die gehoͤrige Groͤße. Das Reißblei ist mexicanisches,Reißblei aus Mexico! Warum holen die Englaͤnder es nicht lieber aus Bayern, aus Engelhardszell unter Passau an der Donau? Auffallend, und ein trauriger Beweis, wie tief Spanien unter seinen Moͤnchen in Unwissenheit gesunken ist, ist der Umstand, daß ehevor aus Engelhardszell auf der Donau in's schwarze Meer, und aus diesem nach Spanien fuͤr Mexico und Peru, ungeheuere Mengen sogenannter Ypsertiegel ausgefuͤhrt wurden, waͤhrend doch Mexico, wie wir hier sehen, so viel Graphit hat, daß dieser sogar nach England, das selbst Graphitgruben besizt, ausgefuͤhrt werden kann.A. d. Ue. und wird zu einem sehr feinen Pulver gemacht. Das Tretbrett (die Tenne, walking-board), auf welchem das Mischen und Zurichten des Thones geschieht, hat sechs Quadratfuß im Gevierte, und ist unten mit Querleisten versehen, durch welche es ungefaͤhr Einen Zoll hoch uͤber der Erde erhalten wird. Die Arbeit wird damit angefangen, daß man auf dem groben Siebe acht Quart Thon und fuͤnf Quart Kohks mengt, und diese auf das Tretbrett durchsiebt. Auf lezterem werden diese Kohks mit dem Thone noch inniger mit der Hand gemengt, bis die ganze Masse vollkommen gleichfoͤrmig erscheint, wo sie dann auf einen Haufen zusammengeschlagen wird. Man sezt hierauf dieser Mischung reines Wasser zu, und ruͤhrt sie mit demselben zur Consistenz eines Moͤrtels an. Ein Treter oder zwei steigen dann auf die Tenne, und treten die Masse mit nakten Fuͤßen, vorzuͤglich mit der Ferse, genau durch. Nachdem die Masse durchgetreten wurde, wird sie mit einer Schaufel umgekehrt und neuerdings getreten, und so wird ungefaͤhr 20 Minuten lang mit dieser Arbeit fortgefahren und abgewechselt.Daß durch dieses Treten die Arbeit nur auf eine sehr unvollkommene Weise geschehen kann; daß sie weit besser und wohlfeiler und schneller durch Schlag- oder Stockwerke geschehen koͤnnte, ist offenbar. Wenn wir auch nicht glauben, daß man die Fingerspizen eines Baͤkers so leicht durch eine Knetemaschine ersezen kann, so scheint es uns doch, daß man die schwielige Ferse des Toͤpfers durch die Kraft einer Maschine, vielleicht bloß durch eine schwere eiserne Walze mit unebener Flaͤche und ungleicher Fuͤhrung, ersezen kann.A. d. Ue. Dann mischt man auf dem feinen Siebe vier Quart fein gestoßenen Thon und 2 Pfund gestoßenes Reißblei, und siebt etwas von diesem Gemenge uͤber die getretene Mischung auf der Tenne; man tritt sie hierauf neuerdings, schlaͤgt sie um, und siebt wieder etwas Thon und Graphit auf die Mischung, bis Alles gehoͤrig unter einander eingekoͤrpert und alle Luft vollkommen ausgetreten ist. Die Mischung bleibt dann eine Nacht uͤber in Ruhe in einem Klumpen liegen, und am naͤchsten Morgen kann die Verfertigung der Toͤpfe aus derselben beginnen.Es scheint uns, daß es besser waͤre, geschlaͤmmten Graphit und Thon mit Wasser angeruͤhrt obiger Mischung zuzusezen, als ihn bloß darauf zu sieben.A. d. Ue. Der Apparat hierzu besteht aus einem Brette mit vier Fuͤßen, das sogenannte Roß (horse), worauf der Arbeiter sizt. An dem vorderen Ende desselben sind zwei senkrechte Hoͤlzer mit einem Querholze angebracht, durch welches ein rundes Loch zur Aufnahme der Achse oder des Stieles des Kernes (plug or core) laͤuft. Senkrecht auf diesem Loche steht ein Stiefel zur Aufnahme eines Stiftes am Ende des Stieles des Kernes, wodurch lezterer senkrecht gehalten und das Wanken desselben verhindert wird. Der Kern ist an dem oberen Ende des Stieles befestigt, und steht folglich Ein oder zwei Zoll von dem Querstuͤke ab: er bildet einen Kegel, der so groß ist, als die Hoͤhlung des Tiegels werden soll, und unten ein Saum hat, durch welchen die Dike der Wand des Tiegels bestimmt wird. Die bequemste Form und Groͤße fuͤr das Roß ist eine Laͤnge von vierthalb Fuß; die Breite ist 9 Zoll, die Dike 3 1/2 Zoll. Es steht so hoch vom Boden ab, daß der Arbeiter seine Fuͤße bequem auf lezteren stellen kann, und derjenige Theil desselben, wo die Schenkel anliegen, muß abgerundet und ein wenig einwaͤrts gekruͤmmt seyn. Das Querstuͤk zur Aufnahme der Achse oder des Stieles des Kernes muß einen halben Fuß uͤber dem Rosse stehen, und auf diesem steht der Maßstab von 18 Zoll Hohe und 10 Zoll in der Klinge. Die Kappe des Kernes muß von duͤnnem Schaffelle (basil) seyn. Wenn nun Alles fertig ist, wird der Kern zuvoͤrderst gut mit Graphit uͤberrieben, damit die Kappe nicht daran kleben bleibt. Die Kappe wird dann uͤber den Kern gezogen, und ein Stuͤk der Mischung, oder ein Gang (walk), wie man es technisch „(in England)“ nennt, (in Deutschland heißt man es Boden), wird nach der Groͤße des daraus zu verfertigenden Tiegels von der Masse auf der Tenne abgeschnitten. Zu einem Tiegel, der 70 Pfd. Gußeisen halten soll, braucht man ein Stuͤk von 16 1/2 Pfd., und zu einem Tiegel fuͤr 35 Pfd. Messing 10 Pfd. Dieses Stuͤk wird auf der Tenne gut durchgearbeitet (zugerichtet) und geklopft, und sorgfaͤltig zu einem Klumpen geformt, welcher, nachdem man ein Loch in denselben gemacht hat, auf dem oberen Ende des Kernes aufgesezt wird. Der Arbeiter nimmt dann ein flaches Brett von 4 Zoll im Gevierte mit einem Griffe (dieses Brett heißt der Flaͤcher, flatter) und schlaͤgt mit demselben: er faͤngt oben an und bringt so den Thon nach und nach herab, bis dieser unten den Rand am Boden des Kernes beruͤhrt. Waͤhrend dieß geschieht, wird der Stiel oder die Achse des Kernes mit der einen Hand ergriffen und langsam umgedreht. Der Kern kommt dadurch, mit dem auf ihm befindlichen Thone, nach und nach unter die Wirkung des Flaͤchers. Man muß alle Sorge dafuͤr tragen, daß waͤhrend dieser Arbeit keine Luft in den Thon kommt, und, wenn irgend ein Blaͤschen in demselben sichtbar ist, muß es mit dem Messer ausgeschnitten werden. Der Boden des Tiegels wird nun ganz flach geklopftDer Vortheil bei dieser Methode und bei diesem Apparate (der uͤbrigens nicht ganz deutlich beschrieben ist) scheint uns darin zu liegen, daß der Thon hier auf dem Kerne geschlagen, also weit dichter und fester werden kann, als wenn man ihn, wie gewoͤhnlich, auf der Scheibe bloß aus der Hand formt. Noch fester wuͤrde er aber vielleicht werden, und noch gleichfoͤrmiger, wenn man ihn unter einer Drukwalze hinlaufen ließ, nachdem er auf dem Kerne aufgeschlagen wurde.A. d. Ue. und nach dem Maßstaͤbe in gehoͤriger Dike verfertigt, wobei man wohl Acht gibt, daß der Kern nicht wegen irgend eines Thones, der unter den Boden desselben geraͤth, aus seinem Stiefel aufsteigt; die Folge hiervon wuͤrde seyn, daß der Boden des Tiegels, wenn er auch noch so genau am Maßstabe bemessen wird, um eben so viel zu duͤnn wuͤrde, als das Aufsteigen des Kernes betrug. Der Arbeiter taucht nun seine Hand in Wasser, druͤkt den Tiegel und reibt ihn von oben nach abwaͤrts, waͤhrend er mit der anderen Hand den Kern dreht. Hierdurch erhaͤlt der Tiegel gleiche Dike, so daß diese nirgendwo auch nur um 1/16 Zoll abweichen kann. Endlich wird der Tiegel ringsumher, an den Seiten sowohl, als am Boden eben gestrichen (gepuzt), und die Arbeit ist vollendet. Der erste Topf eines jeden Tagwerkes muß mit einem Messer aufgeschnitten werden, damit man sich uͤberzeugen kann, daß keine Luftloͤcher in demselben vorhanden sind, und daß der Thon gehoͤrig zugerichtet wurde (tempering). Ein weicher, frisch verfertigter Tiegel kann leicht seine Form verlieren. Man nimmt demnach den Kern sammt dem Tiegel auf demselben von dem Rosse ab, und bringt ihn an einen ruhigen bedekten Ort, stellt ihn auf seinen Boden, und hebt den Kern heraus: die Kappe laͤßt man in dem Tiegel, die, bei einiger Geschiklichkeit, leicht aus demselben gezogen werden kann. Der Schnabel oder die Lippe (lip) wird dann dadurch gebildet, daß man den Griff der Kelle von innen nach außen gegen den Rand des Tiegels druͤkt, und waͤhrend des Drukes, um die Wirkung desselben zu beschraͤnken, mit dem Zeigefinger und dem Daumen zu jeder Seite der Kante entgegendruͤkt. Es ist durchaus keine uͤberfluͤssige Vorsicht, die neu verfertigten Tiegel an einen ruhigen Ort zu bringen; denn wenn ein Tiegel, ehe er troken und hart wird, irgend einen bedeutenden Stoß erleidet, so wird er einsinken, und ist dann nicht im Stande, die fuͤr ihn berechnete Menge Metalles aufzunehmen. Zwanzig bis sechs und dreißig Schmelztiegel der besten Art koͤnnen auf diese Weise in Einem Tage verfertigt werden.