Titel: Neuer Abdampfungsapparat, von Hrn. Bern. Derosne, Apotheker.
Fundstelle: Band 38, Jahrgang 1830, Nr. CIX., S. 429
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CIX. Neuer Abdampfungsapparat, von Hrn. Bern. Derosne, Apotheker. Aus dem Journal de Pharmacie. September. 1830. S. 578. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Fig. 14, 15, 16 u. 17. Derosne, neuer Abdampfungsapparat. Man bediente sich des Wasserbades und der Ofenwaͤrme zum Abdampfen oder Abrauchen, seit man die verderblichen Folgen der unmittelbaren und lang anhaltenden Einwirkung des Waͤrmestoffes auf Pflanzensaͤfte kennen gelernt hat: allein, diese beiden Mittel sind langweilig, kostbar, und bei großen Mengen solcher Saͤfte gar nicht anwendbar, indem sie oft sauer werden; ehe sie auf diese Weise verdampfen konnten. Man hat, um diesem Nachtheile abzuhelfen, Dampf und verschiedene Apparate vorgeschlagen: einer von Hrn. Pelletier befindet sich auch im Journal de Pharmacie. Dieser Apparat, aus Kapseln mit doppeltem Boden bestehend, die in Dampf gehuͤllt sind, schien mir seinen Zwek (schnelle Verdampfung bei niedriger Temperatur) nicht zu erfuͤllen: die ausduͤnstende Oberflaͤche ist zu klein fuͤr schnelle Abdampfung, und die Temperatur durch den Dampfdruk zu hoch, um nicht nachtheilig auf den Saft zu wirken. Ich bediene mich folgenden Apparates mit freiem Dampfe zu verduͤnsten seit einigen Monaten zur Bereitung der Extracte in meinem Laboratorium, und habe denselben im vorigen Sommer mit dem besten Erfolge angewendet. Die Verdampfung geschieht sehr schnell, indem die Fluͤssigkeit immer in Bewegung ist, da sie uͤber die Abtheilungen der geneigten Buͤhnen hinablaͤuft, welche große Oberflaͤchen darbieten. Ich habe oͤfters gefunden, daß die Verdampfung 6 bis 7 Kilogramm in Einer Stunde betraͤgt. Die erste Idee dieses Apparates gehoͤrt meinem Schwiegervater, Hrn. Ch. Derosne, der sich desselben im Großen zur Abdampfung des Rohr- und Runkelruͤben-Zukersyrupes bedient, und sich ein Patent darauf geben ließ. Wenn ich ein Extract bereiten muß, so verfahre ich auf folgende Weise. Sobald der Saft ausgepreßt ist, seze ich ihn in das Wasserbad eines Helmes, und erwaͤrme ihn, um den Eiweißstoff und das Chlorophyll zum Gerinnen zu bringen. Hierauf filtrire ich ihn durch einen Wollenstoff, und bringe ihn in den Behaͤlter, G, des Apparates, um die Abdampfung auf den Buͤhnen zu beginnen, die so lang fortgesezt wird, bis die Fluͤssigkeit auf die Haͤlfte ihres Maßes abgedampft ist. In diesem Zustande lasse ich sie bis auf den naͤchsten Tag ruhen, filtrire sie neuerdings, und wiederhole die Abdampfung, bis sie endlich zu dik wird, um uͤber die Buͤhnen frei abfließen zu koͤnnen. Dann hebe ich den Dekel B am Kessel A ab, seze das Wasserbad R in denselben, und vollende in diesem die Abdampfung bis zur Extractdike. Ich habe auf diese Weise Aconit-, Belladonna-, Schierlings-, Bilsenkraut-, Giftsalat-, Stechapfel-, Lattich-Extract und Extract von Rhus radicans bereitet.Ein erfahrner alter Arzt erklaͤrte dem Uebersezer, daß er fuͤr Extracte, die auf diese Weise bereitet sind, keinen Schuß Pulver geben moͤchte, vorzuͤglich fuͤr solches Extractum Lastacae virosae, das die wenigsten Pharmakopoͤen gehoͤrig bereiten lehren, weil die wenigsten Pharmakopoͤe-Fabrikanten das Werk des Arztes gelesen zu haben scheinen, der es zuerst bereitete und anwendete, des sel. jovialen Henry Collin, des Vaters des Dichters Collin.A. d. Ue. Ich bediente mich desselben Verfahrens zum Abdampfen des Absudes der islaͤndischen Flechte, nachdem man derselben ihren Bitterstoff durch fortgeseztes Einweichen in kaltem Wasser entzogen hat, und ich erhielt 25 bis 30 p. C. trokenes, in heißem Wasser vollkommen aufloͤsbares Extract, das zu 2 Quentchen auf 8 Unzen eine gute Gallerte gibt, die zu allen Praͤparaten aus Lich. island. (wovon ich Muster beilege) taugte. Ich folgte hier uͤbrigens Hrn. Goldefy Daly, Apotheker zu Crepy, der einige Beobachtungen uͤber die Flechte herausgab; nur weiche ich von ihm im Abdampfen ab, und nehme kaltes Wasser, statt Wasser von 60°, welches er zur Beseitigung des Bitterstoffes empfahl. A Dampfkessel. B Dekel, der mittelst Zaͤngelchen darauf festgehalten wird. C Roͤhre am Dekel, die mit der ersten Buͤhne in Verbindung steht. D Oeffnung, um Wasser in den Kessel zu bringen. EE Buͤhnen mit doppeltem Boden, außen mit Holz bekleidet, damit sie besser die Hize behalten. FF Roͤhren zur Dampfleitung. C Behaͤlter unten mit einem Hahne. HH Roͤhren zum Ablassen verdampfter Fluͤssigkeiten, I Behaͤlter fuͤr das verdichtete Wasser. R Wasserbad mit flachem Rande zum Aufsezen auf den Kessel A. Der ganze Apparat ist von Kupfer und verzinnt.Dieß ist eine Art Dachgradirung, die bei abzudampfenden Salzaufloͤsungen vielleicht besser zu brauchen waͤre, als bei Extracten. Moͤchten unsere Salinen die einfache heiße Dachgradirung in Cascaden von 50 und mehr Klaftern anwenden!A. d. Ue.