Titel: Ueber den Anbau und die Verarbeitung des Leinens; von Hrn. André.
Fundstelle: Band 40, Jahrgang 1831, Nr. XXII., S. 102
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XXII. Ueber den Anbau und die Verarbeitung des Leinens; von Hrn. André. Aus Dubrunfaut's Agriculteur manufacturier. Novbr. 1830, S. 49. André, uͤber den Anbau und die Verarbeitung des Leins. Man muß sich wundern, daß in Frankreich der Anbau des Leins, dieser kostbaren Pflanze, welche der Landwirthschaft und dem Handel unermeßliche Vortheile darbietet, so vernachlaͤssigt und so wenig verbreitet ist; es ist sehr zu wuͤnschen, daß dieser wichtige Zweig unserer Landwirthschaft Fortschritte mache. Die Naturgeschichte des Leinens mitzutheilen, die Hindernisse zu bezeichnen, welche der Verbreitung seines Anbaues im Wege stehen, und die Mittel anzugeben, wodurch man sie beseitigen kann, ist der Zwek dieser Abhandlung. Ueber den Lein und seinen Anbau. Der Lein ist seit den aͤltesten Zeiten bekannt, und wird nicht nur wegen seines Faserstoffes, sondern auch wegen seines Oehlgehaltes und seiner medicinischen Eigenschaften benuzt. Man unterscheidet mehr als dreißig Arten von Lein, baut aber nur eine einzige davon an und wenn ich von Lein spreche, so verstehe ich immer diese darunter. Seine Wurzel ist schmal, mit wenigen Fasern versehen, sein Staͤngel cylindrisch, einfach, meistens hohl, schlank, glatt, zwei bis drei Fuß hoch, oben mit Aesten versehen. Diesen Staͤngel umgibt sine rauhe Rinde, welche aus einer großen Anzahl sehr duͤnner Faͤden besteht. Die Blaͤtter sind spizig, zwei oder drei Linien breit, ungefaͤhr zwei Zoll lang, weich, glatt und stehen abwechselnd ohne Ordnung auf dem Staͤngel. Die Blumen haben die Gestalt der Nelken, sind klein, blau und wenig dauerhaft; sie entstehen auf der Spize des Staͤngels auf duͤnnen und sehr langen Blumenstielen; jede besteht aus fuͤnf an ihrem Rande zugerundeten Blaͤttern und einem roͤhrenfoͤrmigen in fuͤnf Theile eingeschnittenen Kelche. Der Fruchtknoten, auf welchem fuͤnf duͤnne Griffel stehen, deren jeder sich in eine abgerundete Narbe endigt, wird eine Frucht von der Groͤße einer Kichererbse, die fast kreisfoͤrmig ist und sich in eine Spize endigt. Diese Frucht ist eine kugelfoͤrmige Kapsel, an ihrer Basis von dem Kelch umgeben und hat zehn Spelze, deren einspringende Raͤnder eben so viele Scheidewaͤnde bilden; jedes Fach enthaͤlt nur ein einziges braunes, eifoͤrmiges, zusammengedruͤktes, sehr glattes und schluͤpfriges Samenkorn. Der Samen besteht aus einem kleinen oͤhlgebenden Kern und einer sehr diken Rinde, welche eine große Menge Schleim enthaͤlt. Dieser Samen gibt durch Auspressen ein troknendes Oehl, welches sehr haͤufig in den Kuͤnsten und besonders in der Mahlerei angewandt wird. Man unterscheidet drei Sorten von dieser Pflanze: den hohen Lein (Grand lin ou lin froid), den niederen oder Buͤschellein (Lin chaud ou tétard) und den mittleren Lein (Lin moyen). Der hohe Lein wird am spaͤtesten reif und gibt am wenigsten Samen. Er treibt langsam: oft ist er sechs Wochen nach dem Saͤen noch nicht zwei Finger hoch; dann aber waͤchst er schneller; er hat wenig Aeste und verkuͤrzt sich fast gar nicht bei der Bearbeitung. Der niedere Lein treibt Anfangs sehr stark; er erhebt sich sehr uͤber die anderen; bald aber waͤchst er langsamer und bei der Ernte ist er bei weitem nicht so hoch wie die anderen. Er gibt am meisten Samen und hat daher eine Menge Kapseln. Diese Samenkapseln stehen auf starken Aesten, welche bei Bearbeitung des Leins sich abreißen und das Brechen des Flachses nach sich ziehen. Der an und fuͤr sich kurze Flachs verkuͤrzt sich dadurch noch mehr: seine Qualitaͤt ist uͤbrigens viel geringer als die der ersten Sorte. Der mittlere Lein vereinigt fast alle Vortheile der beiden vorhergehenden Sorten. Er treibt Anfangs nicht so stark wie der niedere Lein, fuͤhrt weniger Samen, wird aber hoͤher als jener. Dieser wird, wenigstens in Frankreich, am haͤufigsten angebaut.Wir unterscheiden in Deutschland von dem gewoͤhnlichen Lein (Linum usitatissimum) nur zwei Sorten, den hohen und niederen, aber keinen mittleren. Den niederen Lein, dessen reife Samenkapseln durch die bloße Sonnenhize mit einigem Geraͤusche von selbst aufspringen, nennen wir Klanglein oder Springflachs; den hohen Lein nennen wir Droschlein oder Schießlein; der Same des lezteren ist dunkler und faͤllt nicht von selbst aus, sondern muß von seinen Kapseln ausgedroschen werden, A. d. R. Will man hohen Lein haben, so muß man den Samen von der Insel Kasan kommen lassen. Dieser Samen heißt dann Rigaer Samen oder Faßsamen (Grain de Riga ou de tonneau); er ist nie rein, d.h. er gibt immer einige Staͤngel niederen Lein und da er viel mehr Samen liefert, so veraͤndert er im Verlauf einiger Jahre seine Natur fast ganz. Man nimmt daher alle vier oder fuͤnf Jahre anderen Samen. Der einheimische Samen ist von dem Rigaer nicht leicht zu unterscheiden. Man muß ihn entweder liegen lassen oder in ein Erdreich saͤen, welches von demjenigen, wo er gesammelt wurde, einige Meilen entfernt oder hinsichtlich seiner Natur davon verschieden ist. Man behauptet, daß diese Vorsichtsmaßregel nur die ersten vier oder fuͤnf Jahre nach seiner Einfuͤhrung getroffen werden muß; daß nach Verlauf dieser Zeit diese Versezung nicht mehr noͤthig ist, sondern der Same sodann in dasselbe Erdreich gesaͤet werden kann und darin Buͤschellein hervorbringen wird, vorausgesezt, daß er gut war. Ein guter Same muß schwer und schluͤpfrig seyn; man kann hierauf nicht zu sehr achten. Im Allgemeinen ist ein ebener, leichter und sandiger Boden fuͤr den Lein am geeignetsten, besonders wenn er ein wenig kuͤhl ist; in einem solchen baut man den Lein mit der groͤßten Wahrscheinlichkeit eines guten Erfolgs und erhaͤlt einen feinen Flachs. Ein Boden, welcher alle diese Bedingungen vereinigt und dessen Farbe schwarz ist, ist der guͤnstigste. Auf einem festen Boden, wo man des Erfolges bei weitem nicht so sicher ist, erhaͤlt man bisweilen eine scheinbar bessere Ernte; der Staͤngel des Leins, welchen er hervorbringt, ist lang und stark, gibt aber einen groben Flachs. Zuweilen trifft es sich freilich auch, daß man auf eitlem festen Boden einen schoͤnen feinen Flachs, auf einem leichten Boden hingegen einen groben Flachs erhaͤlt, und sogar daß ein Same von hohem Lein einen Buͤschelflachs gibt, dieß ist aber sehr selten. Im Dpt. de l'Aisne findet man in der Gegend von Chauny und Coucy das guͤnstigste Erdreich fuͤr den Anbau des Leins. Ich glaube sogar, daß man nicht leicht anderswo ein besseres wird finden koͤnnen, denn seit mehr als zwanzig Jahren (so lang wird dort diese Pflanze angebaut) hat man immer die moͤglichst schoͤnste Ernte erhalten, obgleich man den Samen alle drei Jahre wieder in den naͤmlichen Boden saͤet. Sehr selten mißraͤth eine Saat ganz, und mehrere Anbauer (Kultivateurs) haben sogar in dieser Hinsicht niemals Verlust gehabt. Indessen findet bei dem Boden dieser Landstriche eine große Verschiedenheit Statt; an manchen Stellen ist es eine schwere, schwarze und sandige Erde; weiter davon trifft man einen leichten Sand, dessen Farbe wechselt und dessen Fruchtbarkeit in sehr geringen Entfernungen merklich zu- oder abnimmt. Viele Stellen sind fuͤr die Getreidearten nicht geeignet; man baut darauf nur Lein und Hanf mit Erfolg. Ein Theil davon ist sogar erst urbar gemacht seitdem man sich mit dem Anbau des Leins beschaͤftigt: fruͤher haͤtte sein Anbau keinen Vortheil gebracht, und heute zu Tage gibt gerade dieser Theil den schoͤnsten und seidenartigsten Flachs. Dessen ungeachtet befolgt man uͤberall dieselbe Koppelwirthschaft; man wechselt naͤmlich drei Jahre lang mit Hanf, Lein und Getreide ab. Die Anbauer duͤngen fuͤr den Hanf, pfluͤgen die Erde nach der Ernte, lokern sie in den ersten Tagen des folgenden Fruͤhlings durch oͤfteres Egen und Ebnen (mit der Walze) auf, saͤen unmittelbar den Lein ohne neuen Duͤnger und benuͤzen sodann den Boden auf Getreide, welches nach dem Lein sehr gut gedeiht. Es ist zu bemerken, daß man bei diesen verschiedenen Landstrichen in geringer Tiefe auf eine undurchdringliche Erdschichte kommt, welche das Wasser in dem Boden zuruͤkhaͤlt, und ich vermuthe, daß gerade sie ihn dem Lein so guͤnstig macht, denn seine Wurzel muß immer in dem Boden die zu ihrer Vegetation noͤthige Feuchtigkeit finden. Man wird sich ohne Zweifel wundern, daß ein Boden, welcher bloß ein Mal vor dem Winter gepfluͤgt wird und welchen man unmittelbar vor dem Saͤen bloß eget und ebnet, eine gute Leinernte liefert. Ich haͤtte es niemals glauben koͤnnen, wenn ich es nicht aus Erfahrung wuͤßte; auch habe ich mit dem groͤßten Erstaunen eine herrliche Leinernte auf so angebauten Stellen gesehen und wieder die mittelmaͤßigste auf anderen Stellen von derselben Beschaffenheit, welche eben so geduͤngt waren, und die man genoͤthigt war im Fruͤhlinge zum zweiten Male zu pfluͤgen. Ich erklaͤre mir dieses folgendermaßen: Wenn man die Erde oͤffnet, so troknet die Luft, womit sie in Beruͤhrung kommt, aus, und der unter solchen Umstaͤnden ausgestreute Samen kann nicht keimen oder wenn er aufgeht, so wird er bald entkraͤftet, weil er in der Erde nicht mehr die zu seiner Ernaͤhrung erforderliche Feuchtigkeit findet. Man wird gewiß fragen, warum man in dem Dpt. du Nord und in Flandern noch bessere Resultate erhaͤlt, da man daselbst ein entgegengeseztes Verfahren befolgt: man lokert naͤmlich die Erde moͤglichst auf, durch Pfluͤgen, Egen und Ebnen, ehe man sie besaͤet. Dieß beruht aber ganz und gar auf der Verfahrungsweise der Anbauer; nach dem Saͤen begießt man naͤmlich die Erde, welche schon eine gute Zubereitung erhalten hat, mit Kuhharn und anderem sehr kraͤftigen fluͤssigen Duͤnger, wodurch der Boden, wenn er bei der fruͤheren Bearbeitung ausgetroknet wurde, die zur Keimung noͤthige Feuchtigkeit wieder erhaͤlt; man ertheilt ihm durch dieses Verfahren in der That die moͤglichst große Vegetationskraft. Alsdann saͤen sie auch dichter und erhalten so weniger dike Staͤngel und manchmal sogar so zarte, daß der Lein umfallen wuͤrde, wenn er nicht durch Staͤbe aufrecht erhalten wuͤrde; diese Stuͤzen lassen sie mit großem Aufwande herstellen. Aus diesem Grunde ist der Flachs feiner und folglich von besserer Qualitaͤt. Uebrigens haben sie fast keinen Vortheil uͤber die Anbauer der Landstriche, wovon ich so eben gesprochen habe; denn die groͤßere Menge und bessere Qualitaͤt ihres Productes wird fast ganz aufgewogen durch groͤßere Auslagen einerseits und durch einen weniger wahrscheinlichen Erfolg andererseits und da sie uͤberhaupt bei Anwendung von unendlich mehr Arbeit nur um etwas weniges mehr gewinnen, so befinden sie sich in keiner besseren Lage. Ohne Zweifel hat der gestaͤbelte (gestaͤngelte) Lein einen vier bis sechs Mal groͤßeren Werth als derjenige, welcher es nicht ist. Sicher kommt er auch nicht um so viel hoͤher zu stehen, als er besser be- zahlt wird, wenn man aber bedenkt, daß der gestaͤbelte Lein bei weitem haͤufiger sich umlegt als der andere und dieser Umstand ein großes Vorurtheil gegen ihn hervorbringt, daß er allein dem Verbrennen ausgesezt ist und andererseits nicht so oft in denselben Boden gesaͤet werden kann, wie der gewoͤhnliche Lein, so sieht man wohl ein, daß alle diese Umstaͤnde zusammengenommen, mit den groͤßeren Kosten die Sache ausgleichen. Localitaͤt, Umstaͤnde und Gewohnheiten haben auch einen großen Einfluß auf die Art des Leinanbaues und den Erfolg desselben. Mancher Boden wuͤrde fuͤr den Lein taugen, man baut aber keinen darauf an, weil die Orte wo er bearbeitet wird, davon zu weit entfernt sind. In anderen Gegenden ist der Boden dafuͤr bei weitem nicht so guͤnstig, und doch saͤet man ihn an, weil er im Lande verarbeitet wird. Die Beschaffenheit des Bodens erfordert, daß man im Fruͤhling pfluͤgt und ansaͤet ohne zu begießen. Wenn der Regen das Keimen erleichtert und beschleunigt, so geht der Lein mehr oder weniger gut auf, je nachdem das Wetter mehr oder weniger guͤnstig und auch je nachdem die Erde mehr oder weniger gut geduͤngt ist. Im entgegengesezten Falle erhaͤlt man gar keine Ernte, was nur zu oft der Fall ist, und den Leinanbauer entmuthigt. Im Dpt. du Nord suchen sich die Leinanbauer gegen solche nachtheilige Folgen dadurch zu sichern, daß sie fluͤssigen Duͤnger anwenden; da sie alsdann mehr Sorgfalt auf den Anbau verwenden, so erhalten sie natuͤrlich ein Product von besserer Qualitaͤt; sie saͤen naͤmlich viel dichter: deßwegen haben sie auch mehr Auslagen fuͤr das Saͤen, das Gaͤten u. s. w. und neue Unkosten fuͤr das Staͤbeln, welches unumgaͤnglich noͤthig wird. In Flandern zwang der niedrige Preis der Getreidearten die Akerleute ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Lein zu richten: sie sahen sehr wohl ein, was fuͤr große Vortheile sie aus dieser schaͤzbaren Pflanze ziehen konnten. Auch vernachlaͤssigen sie nichts, um auf eine reichliche Ernte von moͤglichst guter Qualitaͤt rechnen zu koͤnnen und da der Mensch durch Ausdauer jedes Ziel erreicht, so verfehlen sie auch ihren Zwek nicht. Daher hat der Anbau des Leinens in diesem Lande heute zu Tage einen so hohen Grad von Vollkommenheit erreicht, daß man ihn mit Recht als Muster aufstellen kann, und dieß ist auch die Ursache, warum ihm Frankreich fuͤr seinen Flachs und seine Leinwand einen so großen Tribut zahlt, wovon es sich mit der Zeit, wie man hoffen darf, befreien wird. An gewissen Stellen, endlich baut man nur gewoͤhnlichen Lein, weil man mit wenig Arbeit und Duͤnger eine schoͤne Ernte von solchem erhaͤlt und der gestaͤbelte Lein, welcher viel mehr Sorgfalt erheischt, keinen entsprechenden Gewinn abwirft; uͤberdieß wird im Verhaͤltniß zum gewoͤhnlichen Lein nur eine sehr geringe Menge gestaͤbelter Lein verbraucht. Ich sagte es wird sehr wenig gestaͤbelter Lein consumirt. In der That gibt die Faser, welche man von einigen Morgen gestaͤbelten Leins erhaͤlt, ein ungeheueres Product. Von dieser Faser kostete in fruͤheren Zeiten das Kilogramm uͤber 2000 Franken; sie diente zu den herrlichen Spizen von Alençon, deren Fabrikation durch Colbert von Venedig in Frankreich (zu Alençon und Argentan) eingefuͤhrt wurde, aber leider in Verfall gerathen ist; heute zu Tage verwendet man sie zu dem schoͤnsten und theuersten Batist, welcher so fein ist, daß man ihn mit Recht ein Lustgewebe nennen koͤnnte. Da ich bloß die Leinwandfabrikation im Auge habe, so werde ich mich weder mit dem gestaͤbelten noch mit dem Buͤschellein beschaͤftigen. Der hohe Lein, so wie man ihn am gewoͤhnlichsten anbaut, wird meinen Berechnungen zur Basis dienen. Ich seze voraus er sey in der Gegend von Coucy und Chauny durch die sogenannten Liniers locataires aus der Umgegend von Moy angesaͤet, welche ihre Ernte an die sogenannten Liniers exploitans ihres Bezirkes abgeben und bitte den Leser diese Bemerkung nicht aus den Augen zu verlieren; denn das Product, die Unkosten, Alles haͤngt von der Localitaͤt ab. Vor Allem muß ich sagen was man unter Linier locataire und Linier exploitant versteht. Aus Furcht die Ernte moͤchte ihnen mißrathen, saͤen viele Leinanbauer den Boden, welcher Lein tragen soll, nicht selbst an, sondern vermiethen ihn. Einerseits unterhandeln diejenigen, welche sich mit dem Flachsbrechen beschaͤftigen (und diese nenne ich Liniers exploitans), selten mit den Leinanbauern; da sie nur das Product einiger Morgen (arpens)Ein Arpent entspricht 51 Ares; die Are (neue franzoͤsische Quadratruthe) enthaͤlt 100 Quadratmeter.A. d. R. verwerthen und dieses oft die Anwendung des groͤßten Theiles ihres Vermoͤgens erfordert, so wuͤrde ihnen eine mißrathene Ernte zu großen Schaden verursachen, welcher ihnen um so empfindlicher waͤre, weil sie nicht mehr im Stande seyn wuͤrden sich ihren Bedarf waͤhrend des Jahres zu verschaffen; dieß haͤlt sie zuruͤk. Unter diesen Umstanden ist die Dazwischenkunft eines Speculanten nothig, welchen ich Linier locataire nenne. Ueber den Leinanbauer. Da ich bereits von der Art und Weise, wie der Lein angebaut wird, gesprochen habe, so brauche ich bloß noch anzugeben, wie viel dieEinnahmen und Unkosten betragen. Der Speculant zahlt dem Leinanbauer fuͤr den Morgen hundert und fuͤnfzig Franken.     150 Auslagen. Zins und Steuern 20 Arbeit, Egen und Walzen (Ebnen) 25 Duͤnger (2 Fuͤnftel einer dreijaͤhrigen Koppelwirthschaft, indem der Lein mehr davon aufnimmt als die anderen Pflanzen) 30 Hausunkosten des Leinanbauers 10 ––––– Summe 85 also 85 –––– Reiner Gewinn 65 Ueber den Speculant (Linier locataire). Die Liniers locataires sind fast alle wohlhabende Leute; da sie in der Gegend wo der Lein angebaut und bearbeitet wird, geboren und erzogen sind, so hat diese Pflanze ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen und sie machen sie zum Gegenstand einer Speculation, wozu sie die noͤthigen Kenntnisse besizen, und welche ehemals sehr eintraͤglich war. Sie bereisen die dem Anbau von Lein guͤnstigen Gegenden einige Monate vor der Zeit zum Saͤen; sie unterhandeln gewoͤhnlich um fuͤnf und zwanzig Morgen (mehr oder weniger je nach ihren Mitteln); diese sind oft mehr als funfzehn Meilen weit von ihrem Wohnorte entfernt; sie geben den Samen her, lassen das Saͤen und Gaͤten besorgen und verkaufen die Ernte, wenn sie zur Reife gelangt ist, an die Flachsbrecher. Beim Saͤen des Leins verfaͤhrt man wie bei den Getreidearten, es wird Ende Maͤrz oder in den ersten Tagen des Aprils vorgenommen. Auf einen Morgen nimmt man gewoͤhnlich 1 Hect. 25 Liter Samen. Von dem Samen von Riga kostet das Hectoliter 50 Fr.; der von demselben hervorgebrachte gilt nur 36 Fr. und so nimmt sein Werth immer ab, je laͤnger er bereits eingefuͤhrt ist; nach vier oder fuͤnf Jahren gilt er nur noch 15 Fr. Man kann annehmen, daß der Same welchen man saͤet, zwei Mal so viel werth ist als derjenige, welchen man erntet, weil man ihn von Zeit zu Zeit durch Rigaer Samen erneuern muß. Sobald der Same ausgebreitet ist, bedekt man ihn durch das Egen und befestigt sodann die Erde, indem man die Walze daruͤber hingleiten laͤßt. Man hat sich in den Vereinigten Staaten von Amerika und spaͤter auch in England uͤberzeugt, daß der Same viel besser aufgeht, wenn man ihn mit Kochsalz vermengt. Der Lein geht in zwoͤlf bis funfzehn Tagen auf; der aufgegangene Same muß einen sammetartigen Grasplaz von angenehmer zarter gruͤner Farbe darstellen. Wenn die Pflanze ungefaͤhr acht Centimeter (3 Zoll) hoch geworden ist, muß man sie gaͤten, damit die Schmarozerpflanzen nicht das Erdreich an sich reißen und die jungen Pflanzen erstiken, welche sehr zart sind und deren Gedeihen großen Theils von ihrer anfaͤnglichen Vegetation abhaͤngt. Um sie moͤglichst wenig zu beschaͤdigen, entbloͤßen sich die Gaͤterinnen die Fuͤße. Diese Arbeit ist mehr oder weniger kostspielig, je nachdem das Erdreich mehr oder weniger verunreinigt ist. Man schaͤzt ihre Kosten in gewoͤhnlichen Jahren auf 7 Franken fuͤr den Morgen und zehn Personen koͤnnen diese Arbeit in einem Tage fertigen: dieß betraͤgt 70 Centimes fuͤr jede.Man wendet nur Weiber und Kinder hiezu an. A. d. O. Eine große Hize erzeugt sehr kleine Fliegen oder Blattlaͤuse, welche den aufgehenden Lein verheeren; er ist davon oft ganz schwarz. Gegen dieses Ungeziefer kann dem Lein nur der Regen helfen. Um ihn dagegen zu verwahren, saͤet man manchmal Asche oder gepulverten Ruß darauf; sie haben aber wenig Wirkung; uͤbrigens wuͤrde man davon fuͤr eine große Flaͤche auch zu viel brauchen. Die Maulwurfsgrillen kehren den Keim des Leinens um und machen ihn unfruchtbar; man beseitigt sie und befestigt mit dem Fuße die gegaͤteten Stellen wieder. Der Hagel bildet an der Stelle wo er den Staͤngel trifft, eine Art Krebs, welcher den Flachs zerschneidet, so daß man selbst aus dem schoͤnsten Lein, wenn er angegriffen wurde, keinen Nuzen mehr ziehen kann. Wenn der Lein sich dem Ende seiner Vegetation naͤhert, verkauft ihn der Speculant an den Flachsbrecher, welchem er sechs Monate Zeit zur Bezahlung gibt. Lezterer bezahlt 250 Franken fuͤr den Morgen,Vor zehn Jahren hatte der Lein an Ort und Stelle fast den doppelten Werth. A. d. O. also      250 Unkosten Pacht  150 Same(1 1/4 Hectol.) und Saͤen    38 Ausbesserung der Werkzeuge 2,50 St. Saͤten      7 Gaͤnge und Trinkgelber, welche die Pachtung, das Saͤen, Gaͤten und der Verkauf erfordern      7 ––––––– Summe 204,50   204,50 Der Speculant gewinnt also an jedem Morgen     45,50. Diese mit 25, der Anzahl der benuzten Morgen multiplicirt, geben als Resultat 1137,50. Von dieser Summe muß man aber abziehen: Interesse des Vorschusses zu 5%, beilaͤufig   87,50 Kosten der Haushaltung      500. Verlust durch die Bankerotte der Flachsbrecher        50. ––––––– Summe 637,50 also   637,50. ––––––– Folglich betraͤgt der reine Gewinn nur   500. Man wird diesen Gewinn sehr gering finden, wenn man bedenkt, daß der Speculant um dazu zu gelangen, mehr als 5000 Franken wagt. Obgleich er aber bisweilen seinen Vorschuß nicht ganz wieder herausbringt oder ihn auch ganz verliert, so ist seine Lage doch von derjenigen des Flachsbrechers und des Leinanbauers sehr verschieden: die lezteren muͤssen, da sie nur einige Morgen ansaͤen, befuͤrchten, daß ihnen das Jahr nicht guͤnstig seyn moͤchte; die Speculanten hingegen lassen einen viel groͤßeren Raum, und zwar an mehreren Stellen anbauen; wenn sie daher auch auf einer Seite nicht reussiren, so haben sie oft anderwaͤrts eine schoͤne Ernte, die sie fuͤr alle ihre Verluste entschaͤdigt und ihnen außerdem einen Gewinn verschafft, den ich einer Assecuranzpraͤmie vergleiche, welche zur Haͤlfte von dem Anbauer und zur Haͤlfte von dem Flachsbrecher getragen wird. Ueber den Flachsbrecher. Der Flachsbrecher kauft den Lein dem Speculant an Ort und Stelle ab, laͤßt ihn herausreißen, zu sich fuͤhren, roͤsten und brechen, worauf er den erhaltenen Flachs verkauft. Wenn der Lein gelb wird, seine Kapseln sich oͤffnen und seine Blaͤtter anfangen abzufallen, was gewoͤhnlich gegen Ende des Junius geschieht, ist er offenbar zur Reife gelangt. Um ihn einzuernten, zieht man ihn aus dem Aker, immer eine Handvoll und legt diese wie das Getreide auf den Boden. Vier und zwanzig Stunden nachher nimmt man ihn weg, wenn man nicht aus Furcht es moͤchte Regenwetter eintreten, ihn fruͤher zu beseitigen sich beeilen muß. Man bringt ihn dann in kleine Buͤndelchen und legt sie am gewoͤhnlichsten auf dem Aker selbst aus, aber so, daß sie den Boden nicht beruͤhren, damit die Luft sie leicht durchdringt. Dadurch wird der Lein vollkommen reif. Diese Arbeit kostet 20 Franken fuͤr den Morgen. Wenn der Lein troken genug ist, vereinigt man die Buͤndel; der groͤßte Theil davon wird in geraden Linien, welche ungefaͤhr 18 Zoll dik sind und die man so lang machen kann als man will, aufrecht gestellt; mit dem Rest macht man eine Art Dach uͤber diese Linien, um sie gegen den Regen zu schuͤzen, worauf man das Ganze mit Baͤndern befestigt. Diese Arbeit und die Verfertigung der Buͤndel kommen fuͤr den Ertrag eines Morgen auf 5 Franken zu stehen. Von 20 Morgen, welche mit Lein besaͤet werden, mißrathen zwei ganz und gar; drei geben jedes 4,950 Kil. Lein in Staͤngeln, wobei das Gewicht der Samenkapseln und des Samens eingerechnet ist. Es gibt naͤmlich jeder 1,650 Kilog. (schlechte Ernte)132 Garben, jede zu 25 Pfund. A. d. O. also   4,950 10 davon geben 22,500 Kilog. naͤmlich   2,250 Kilog. jeder (mittelmaͤßige Ernte)180 Garben, desgl. A. d. O. also 22,500 Und 5 davon geben 14,050 Kilog. naͤmlich   2,810 Kilog. jeder (gute Ernte)225 Garben, desgl. A. d. O. also 14,050 –––––– Summe 41,500 Dividirt man diese Summe durch 20, und den Ertrag jedes Morgen im Durchschnitt zu erhalten, so ergibt er sich zu 2,075 Kilog.166 Garben, jede zu 25 Pfund. A. d. O. Die Qualitaͤt des Leins steht immer wieder mit der Quantitaͤt desselben in Verhaͤltniß; je mehr Lein man auf einem Morgen Landes erntet, um so groͤßeren Werth hat seine Faser. Es gibt erschoͤpfende Pflanzen, welche man nach einander in denselben Boden bauen kann, wie z.B. die Runkelruͤbe und den Hanf; anders aber verhaͤlt es sich mit dem Lein, dessen Anbau man laͤngere Zeit unterbrechen muß. Ich habe bemerkt, daß man ihn in der Gegend von Chauny alle drei Jahre ansaͤet; an manchen Orten wartet man fuͤnf oder sechs Jahre. Bei dem gestaͤbelten Lein muß man viel laͤnger aussezen. Einige Monate nach der Ernte wird der Lein in Garben gebunden; eine solche wiegt gewoͤhnlich 12 Kilog. und 500 Grammen oder 25 Pfund. Der Flachsbrecher laͤßt sie zu sich fuͤhren; ein Karren kann davon nur 200 fassen; der Fuhrmann muß oft uͤber 15 Meilen weit fahren und der Transport kommt fuͤr 2075 Kilog. (dem Ertrag eines Morgen Landes im Durchschnitt) gewoͤhnlich auf 25 Franken zu stehen. Man bewahrt den Lein entweder in einer Scheune oder auf einem Boden auf. Er wird von den Mausen angenagt; um ihn gegen ihre Verheerung zu schuͤzen, muß man ihn so bald als moͤglich klopfen (riffeln, von den Samenknoten befreien). Man klopft den Lein nicht mit dem Flegel; man hat ein Stuͤk Holz, welches zwei und einen halben bis drei Zoll dik, mehr lang als breit ist und in einen großen etwas gekruͤmmten Stok ausgeht. Man nennt dieses Instrument Klopfer (batte). Mit demselben quetscht man die Spize des Leins, indem man ihn unter dem Fuße haͤlt und mit der Hand schlaͤgt. Nach dieser Arbeit, wodurch der Lein ein Fuͤnftel von seinem Gewichte verliert, schwingt man ihn, um den Samen von den Kapseln abzuscheiden. 2,075 Kilog. Staͤngellein (so viel liefert im Durchschnitt ein Morgen) geben vier Hectoliter Samen. Die Abfaͤlle, welche man beim Klopfen erhaͤlt, sind eine vortreffliche Nahrung fuͤr die Wollenthiere und sogar fuͤr die Hornthiere; sie entschaͤdigen fuͤr die Kosten des Klopfens. Man muß sie nicht mit dem Abfall des Staͤngels verwechseln; lezteren nennt man gewoͤhnlich Schaͤben (Acheln). Wenn der Lein geklopft ist, muß man ihn roͤsten.Hr. Marcelin Bétillard sagt: das Roͤsten ist eine Operation, durch welche der gummig-harzige Bestandtheil, der den faserigen Theil mit dem holzigen vereinigt, in Gaͤhrung uͤbergeht, sich zersezt und den Faͤrbestoff des Leins mit sich reißt. Dieses Resultat wird man nie durch die Mechanik erzielen koͤnnen; es ist dieß eine rein chemische Operation, welche schwer zu vereinfachen und weniger ungesund zu machen ist. A. d. O. Man faͤngt damit an, eine Handvoll davon auf die andere zu legen, die Wurzeln an jedem Ende nach Außen und wenn man so einen Buͤndel von ungefaͤhr 4 Fuß Umfang gebildet hat, bindet man ihn an jedem Ende mit zwei guten Baͤndern zusammen. Diese Buͤndel legt man in der Roͤste gegen einander; sie werden alle Tage zu derselben Stunde umgekehrt bis man bemerkt, daß der Lein hinreichend geroͤstet ist. Die Hauptsache ist, daß man sie zur gehoͤrigen Zeit herausnimmt; man muß hiebei die Jahreszeit und die Umstaͤnde und sogar den Gebrauch, wozu der Lein bestimmt ist, beruͤksichtigen. Wenn das Wasser kalt ist, laͤßt man den Lein laͤngere Zeit darin; wenn es warm und die Witterung stuͤrmisch ist, geht das Roͤsten schneller. Hierauf muß man wohl achten. Man wartet gewoͤhnlich so lange bis die Faser sich leicht von einem Ende des Staͤngels bis zum anderen abloͤsen laͤßt. Alsdann muß man aber eilen den Lein herauszunehmen und zu doͤrren (troknen). Zu diesem Ende legt man ihn bei der Roͤste in kleinen Haufen aus, welche auf dieselbe Art angeordnet werden, wie diejenigen auf dem Felde nach der Ernte. Man kehrt diese kleinen Haufen oͤfters um und wenn der Lein recht troken ist, bringt man ihn in Buͤndel. Diese Arbeit, ist sehr umstaͤndlich und erfordert eine guͤnstige Witterung. Die Roͤste ist eine Art kleinen Teiches, von ungefaͤhr 100 Fuß Laͤnge auf 30 Breite, welcher oft durch einen Fluß gespeist wird. Man braucht zum Roͤsten ein Helles sich bestaͤndig erneuerndes Wasser, sonst wuͤrde der Lein verderben; indessen muß der Strom schwach seyn, denn waͤre er stark, so wuͤrde die Roͤstung nicht leicht von Statten gehen. Aus diesem Grunde verrichtet man das Roͤsten selten in Fluͤssen. Man bedient sich auch zum Roͤsten des Quellwassers; im Allgemeinen entfettet es den Lein mehr, der in Folge hievon weniger wiegt und etwas an Staͤrke verliert. Andererseits erhaͤlt er dadurch eine schoͤnere Farbe, das heißt er wird weißer. Nicht jedes Flußwasser leistet beim Roͤsten gleich gute Dienste. Man zieht das Wasser der Oise demjenigen der Somme hiezu weit vor, obgleich lezteres viel Heller ist. Das Roͤsten mit Quellwasser geschieht in den Monaten Maͤrz, April, Mai, September und October; es dauert ungefaͤhr zwanzig Tage. Die Roͤsten, welche durch Flußwasser gespeist werden, benuzt man nur im Mai, Juni, Juli und August; das Roͤsten geschieht darin in zehn Tagen. Sobald der Lein gedoͤrrt ist, breitet man ihn sehr duͤnn auf kurzem Grase aus; hier bleicht er; man kehrt ihn alle zwei oder drei Tage mit einer Stange um; nach Verlauf von funfzehn Tagen oder drei Wochen, wenn er troken und weiß ist, nimmt man ihn weg, bringt ihn in Buͤndel und traͤgt ihn auf den Boden oder in die Scheune. In diesem Zustande hat er noch ein Fuͤnftel von seinem Gewicht verloren, die Mause nagen ihn nicht mehr an und er verdirbt nicht mehr. Die Flachsbrecher zahlen fuͤr eine Wiese von 42 Aren und 91 Centi-Aren, die sie zum Bleichen des Ertrages von 4 Morgen brauchen, bis 150 Franken jaͤhrlich Zins und dann ist sie oft noch von ihrer Roͤste entfernt, was ihnen Transportkosten verursacht. Das Doͤrren (Troknen) und Bleichen des Leins ist sehr umstaͤndlich und schwierig; man hat es bisher nicht im Großen ausuͤben koͤnnen; und dieß ist die Ursache, warum der Leinanbau keine Fortschritte machte, was ich sogleich naͤher auseinandersezen werde. Diese Operationen erfordern eine guͤnstige Witterung; der Arbeiter macht sich daran sobald schoͤnes Wetter eintritt und muß die Arbeit fahren lassen sobald Regen faͤllt: oft ist er kaum an der Stelle angelangt, wo die Arbeit verrichtet werden soll, so muß er schon wieder nach Hause zuruͤkkehren; er verliert so zum Nachthell des Flachsbrechers unnuͤzerweise seine Zeit; jener muß daher Leute zu seiner Disposition haben, welche er je nach dem Wechsel der Witterung rufen und zuruͤkschiken kann. Wenn sie guͤnstig ist, so muß er ohne Verzug die Haͤnde suchen deren er bedarf. Auf diese Art kann er wohl vier oder fuͤnf Arbeiter zusammenbringen, welche sich aber seinen Befehlen nicht fuͤgen wuͤrden, wenn er sie nicht gewoͤhnlich beschaͤftigte; er kann sich aber nicht 20, viel weniger 100 verschaffen. Oft muß er zu 12 gehen um 4 zu erhalten und bisweilen erleidet er sogar einen betraͤchtlichen Verlust, weil er die noͤthigen Haͤnde nicht finden kann; sein Lein wird nicht schnell genug weggenommen, der Regen welcher ihn uͤberfaͤllt, haͤlt ihn viel laͤnger auf der Wiese zuruͤk als es seyn sollte, er wird dadurch geschwaͤcht und wenn er zu lange darauf bleibt, sogar verdorben. Aus diesem Grunde ist er genoͤthigt die Quantitaͤt, welche er davon in Arbeit nimmt, zu beschraͤnken. Die Kosten fuͤr das Roͤsten, Doͤrren und Bleichen muͤssen vielleicht fuͤr 1660 Kilog. geklopften Staͤngellein (so viel gibt im Durchschnitt ein Morgen Landes) folgendermaßen angesezt werden: Pacht der Wiese, wobei der Werth des Heues abgezogen ist 20 Fr. Handarbeit 15  – ––––– Summe 35  – Die Flachsbrecher verwerthen eine Ernte von fuͤnf bis zwoͤlf Morgen je nach ihren Mitteln, meistens von acht Morgen. Der geroͤstete Lein muß nun gebrochen und geschwungen werden. Man schlaͤgt ihn mit einem Blauel, einem mit einem Griffe versehenen Klopfholze (welches demjenigen womit man den Leinsamen klopft, aͤhnlich, aber mit Einschnitten versehen ist um die Operation zu erleichtern) auf einem flachen Brete oder Kloze muͤrbe. Sodann reinigt man den Flachs noch mehr durch die Schwinge womit man die uͤber einen Blok gelegten Staͤngel bearbeitet oder schwingt. Dadurch faͤllt die Rinde zerbroͤkelt auf den Boden. Nach dieser Operation, welche fuͤr das Kilog. Flachs auf 24 Cent. zu stehen kommt, vereinigt man den Flachs in Buͤndel von 1 Kilog. 375 Grammen (2 3/4 Pfund). Von 1,000 Kilog. geroͤstetem Lein bleiben, nachdem er durch das Brechen und Schwingen gereinigt ist, nur noch 250 Kilog. oder der vierte Theil zuruͤk. 2,075 Kilog. Lein (welches im Durchschnitt die Ernte eines Morgen ist) wurden also seit dem Klopfen (Riffeln) nach und nach auf 1,660 Kilog., sodann durch das Roͤsten auf 1,328 Kilog. reducirt und geben nur 332 Kilog. Flachs. Ein Theil des Flachses reißt heim Brechen und faͤllt mit dem Bast ab: diese beiden mit einander vermengten Substanzen werden durch Arbeiter getrennt, welche mit den Abfaͤllen des Flachses, die ihnen die Leinenweber uͤberlassen, einen groben Faden zur Verfertigung von Paktuch machen. Diese Arbeit wirft so wenig Gewinn ab, daß man im groͤßten Elend seyn muß, wenn man sich mit ihr abgibt. Bisweilen verwendet man die Schaͤben zur Papierfabrikation, haͤufiger aber werden sie als Brennmaterial benuzt, in welcher Hinsicht sie den Beduͤrfnissen der Flachsbrecher genuͤgen. Nachdem man sie angezuͤndet hat, muß man sie bestaͤndig mit einem Schuͤrhaken umruͤhren, weit sie sonst keine Flamme geben und erstiken wuͤrden; das Feuer derselben ist eben so duͤster als schwer zu unterhalten. Viele Leute verwenden sie daher bloß deßwegen, weil sie sie im Hause haben und wuͤrden sie nicht anwenden, wenn sie sie auch noch so billig kaufen muͤßten. In Folge von Verspaͤtungen, welche das Einbringen des Leinens bei dem Flachsbrecher erleidet, wird er oft erst ein Jahr nach dem Ernten geroͤstet, er wird dann erst im zweiten Jahre gebrochen und es vergeht fast immer das dritte, ehe er als Flachs in den Handel gebracht wird, weil der Flachsbrecher selten Gelegenheit hat, ihn sogleich nach dem Faconniren zu verkaufen. Der (gebrochene und geschwungene) Flachs kostet im Durchschnitt 1 Fr. 25 Cent. per Kilogramm.Vor zehn Jahren hatte er fast den doppelten Werth. A. d. O. Die 332 Kil., welche der Flachsbrecher aus der Ernte eines Morgen Landes erhaͤlt, geben also 415 Fr. Same, 4 Hectoliter á 15 Fr.   60  – –––––– Summe 475 Fr. Unkosten. Einkauf bei dem Speculant 250 Fr. Ausreißen des Leins und zugehoͤrige Arbeiten   20  – Um ihn in Buͤndel zu bringen und auf oben angegebene Weise aufzuthuͤrmen     5  – Fuͤr die Gange, welche wegen des Einkaufs, des Ausreißens und des Fuhrwerks gemacht werden muͤssen   10  – Fuhrlohn   25  – Roͤsten und zugehoͤrige Arbeiten   35  – Brechen und Schwingen   80  – ––––– 425  – also 425 Fr. –––––– Gewinn   50  – Multiplicirt man diese 50 Fr. mit 8, der Anzahl der Morgen, welche der Flachsbrecher verwerthet, so erhaͤlt man als Resultat 400 Fr. Hievon muß man abziehen. Interesse der Auslagen (2000 Fr.) 100 Fr. Kosten der Haushaltung 300  – ––––– Summe 400  – also 400 Fr. ––––– Gewinn 000  – Offenbar kann daher der Flachsbrecher bei 300 Franken Haushaltungskosten nicht bestehen; da aber die Leitung und Aufsicht seiner Arbeiten seine Zeit nur zum Theil in Anspruch nehmen, so benuzt er die ihm uͤbrig bleibende als Arbeiter und der Gehalt, welchen er als solcher einnimmt, dekt das Fehlende. Ehemals verschaffte ihm die Verarbeitung von acht Morgen nach Abzug der Kosten seiner Haushaltung einen Gewinn von beilaͤufig 1000 Franken. Heute zu Tage aber hat er Muͤhe sich durch sein Geschaͤft seinen Lebensunterhalt zu verschaffen; er muß selbst einen Theil seines Leins brechen, was eine der muͤhseligsten Arbeiten ist, und ist daher in keiner gluͤklichen Lage. Ueber den Commissionaͤr. Ehe der Lein zum Verspinnen kommt, geht er durch die Haͤnde eines Commissionaͤrs, welchem er, wohl verstanden, einen Gewinn laͤßt. Der Commissionaͤr dient als Mittelsperson zwischen dem Flachsbrecher und dem Fabrikanten, welcher ihn mit Maschinen verspinnt oder anderen Personen, welche fern von den Gegenden wo Lein gebaut wird, auf den Detailverkauf an die Spinnerinnen speculiren. Er kauft ihn dem Flachsbrecher ab, besorgt das Verpaken und die Expedition; man gibt ihm mehr oder weniger Procente vom Werthe der Waare, je nachdem er die Zeit der Bezahlung festsezt. Erfolgt sie sogleich, so uͤberlaͤßt man ihm in Allem nur 3%. Wenn er jaͤhrlich 15,000 Kilogrammen kein zu dem angegebenen Preise von 1 Fr. 25 Cent. kauft, so gewinnt er 562 Fr. 50 Cent.     562 Fr. 50 C. Hievon muß man abziehen. Emballirungskosten, Gaͤnge und Trinkgelder 162 Fr. 50 C. Kosten der Haushaltung 200  –   –   – ––––––––––– Summe 362 – 50 – 362 Fr. 50 C. ––––––––––– Reiner Gewinn 200  –   –   – Wenige Personen beschaͤftigen sich ausschließlich mit dem Ankauf von Lein. Fast alle Commissionaͤre sind zugleich was wir mit Speculant und Flachsbrecher bezeichneten: aus diesem Grunde habe ich zu den Kosten der Haushaltung nur einen Theil der Summe gerechnet, welchen sie zur Bestreitung ihrer Beduͤrfnisse brauchen. Ueber das Spinnen. Ehe wir von dem Spinnen mit der Hand reden, muͤssen wir die Vortheile und Nachtheile der Spinnmaschinen auseinandersezen. Die Spinnerinn hechelt den Lein vor dem Verspinnen; sie zieht ihn naͤmlich zuerst durch groͤbere, etwas weiter von einander entfernte, und dann durch feinere eiserne Hechelzahne. Durch diese Operation verliert der Lein sein Gummi; die Faͤden, welche es zusammenklebte, theilen sich. Dabei bleibt ein Theil des Flachses in den Zaͤhnen der Hechel zuruͤk, welchen man Werg oder Hede nennt. Das Werg betraͤgt nur neun Zehntel vom Abfalle des Hechelns, so daß ein Zehntel fuͤr Dunst und Staub bleibt. Eine gute Spinnerinn braucht fuͤnf Tage um ein Kilogramm Faden zu machen, welcher 24,000 Meter lang ist; sie nimmt dazu 1143 Grammen Flachs. Der Faden traͤgt ihr ein 3 65 Außerdem erhaͤlt sie Werg (129 Grammen), wovon sie das Kilogr. zu 40 Cent, verkauft 0 05 ––– ––– Summe 3 70 Der Flachs kostet sie 1 Frank. 35 Cent. per Kilogr.Der Flachsbrecher verkauft den Flachs125Commission, Transport und Gewinnbeim Detailverkauf 10–––––Gleiche Summe135 1 65 ––– ––– Sie gewinnt folglich in 5 TagenWenn also der Faden mit der Hand gesponnen wird, so kommt das Kilogramm N. 24,000 Meter, auf 2 Fr. 15 Ct. zu stehen. 2 15 Und taͤglich 0 43 Die Spinnmaschinen sind nach verschiedenen Systemen gebaut und geben verschiedenartige Resultate. Bei einigen hat man wenig Abgang; aber sie liefern einen Faden, welcher nicht gleich ist und nicht vortheilhaft zur Leinwandfabrikation verwandt werden kann, weil er schwer zu weben ist und uͤberdieß die groben Stellen, welche das Gewebe erhaͤlt, demselben sehr viel an seinem Werth benehmen. Mit diesen Maschinen kann man keine große Feinheit erreichen; man bekommt hoͤchstens einen Faden, wovon das Kilogramm 30,000 Meter lang ist und selbst dann muß man noch den feinsten Urstoff anwenden. Wenn man mit den anderen bei gleicher Feinheit etwas mehr Flachs verliert, so erhaͤlt man wenigstens einen gleichfoͤrmigeren Faden. Der Weber zieht ihn dem mit der Hand gesponnenen vor, weil er weniger rauh und gewundener ist und er ihn zur Bearbeitung nicht zu schlichten braucht; er erhaͤlt damit eine sehr schoͤne Leinewand. Mit diesen Maschinen kann man einen so feinen Faden erzielen, daß das Kilogramm davon 60,000 Meter lang ist; sie erfordern meistens mehr Handarbeit und da man mit ihnen einerseits mehr Unkosten und andererseits mehr Abfall hat, so kommt der Faden theurer zu stehen. Indessen befindet man sich mit ihnen doch besser als mit jenen, weil es besser ist eine Waare zu besizen welche mehr kostet und leichter zu verkaufen ist als eine die weniger kostet, aber deren man sich nur mit Muͤhe entledigen kann. Vor Allem muß man den Flachs hecheln.Was das Hecheln mit Maschinen betrifft, so glaube ich, daß es sich nie mit Vortheil wird ausfuͤhren lassen, weil man durch den groͤßeren Abfall, welcher eine nothwendige Folge davon waͤre, auch im guͤnstigsten Falle weit mehr verlieren muͤßte, als man durch Ersparung an Handarbeit gewinnt; ich theile in dieser Hinsicht ganz die Meinung des Hrn. Marcellin Vétillard, welcher sagt: „Das Hecheln hat bei dem (gebrochenen) Flachs und Hanf noch einen anderen Zwek als das Krempeln bei der Baumwolle; es soll sie in feine und zarte Theile zertheilen und so jene Fasern erzeugen, welche in der Baumwolle ganz gebildet sind. Diese Operation erfordert viel Geschiklichkeit; die Bewegungen der Hand und des Flachses auf der Hechel muͤssen durch Einsicht und diese selbst wieder durch das Gefuͤhl des Arbeiters geleitet werden; bisweilen bringt er ihn von der Hechel hinweg, oͤffnet und zertheilt ihn, manchmal hingegen zieht er ihn rasch oͤfters hinter einander hindurch. Eine Maschine, deren Bewegung fuͤr eine große Anzahl von Buͤndeln gleichfoͤrmig waͤre, wuͤrde die einen zu schnell und die anderen zu langsam fuͤhren; man wurde dadurch ohne Zweifel einen sehr schoͤnen Flachs erhalten, aber ohne Vergleich weniger als durch das Hecheln mit der Hand.“ A. d. O. Zum Spinnen mit Maschinen verfeinert man ihn viel mehr als zum Spinnen mit der Hand, daher man auch mehr Abgang hat. Von einem Kilogramm bleiben gewoͤhnlich, wenn man daraus Faden von N. 24,000 machen will, nur 700 Grammen; die 270 Grammen Werg sind dann aber auch viel schoͤner, viel gesuchter und folglich auch mehr werth; man bezahlt gewoͤhnlich 60 C. fuͤr das Kilogr. Wenn der Flachs gehechelt ist, macht man daraus kleine Buͤndel und dreht sie, damit sie beim Aufeinanderlegen sich nicht verwirren; man pakt sie dann in Kisten von weißem Holze, welche außen mit grobem grauem Papier verklebt werden. Zum Spinnen nimmt man den Flachs aus den Kisten, legt ein Buͤndelchen in einen engen sehr langen Trog und druͤkt auf das eine Ende, zieht ihn mit der Hand am anderen Ende auf die doppelte Laͤnge aus, legt dann auf dieses leztere Ende das Ende eines zweiten Buͤndelchens und so fort und bildet auf diese Art eine Straͤhne. Diese Operation nennt man Streken (tendage). Die Geschiklichkeit des Arbeiters besteht dabei darin, die Straͤhne moͤglichst gleichfoͤrmig zu machen. Hierauf bringt man den Flachs auf die sogenannte erste Zubereitungsmaschine (métier de premiére préparation), welche daraus große Baͤnder macht. Er wird befeuchter oder auch nicht, je nach dem System der Mechaniker: gewoͤhnlich geben die Zubereitungen in der Kuͤhle ein schoͤneres Product; so geschehen sie nach dem System des Hrn. Lasgorseix, auf welches sich meine Bemerkungen beziehen. Hierauf kommt der Flachs auf die zweite Zubereitungsmaschine (métier de seconds préparation), welche daraus viel kleinere Baͤnder macht; von da kommt er auf die Spinnmaschinen (métiers fileurs). Nach dem Spinnen nimmt man zwei Mal nach einander ein Abhaspeln vor; die Arbeiterinnen reißen dabei den Faden an den Stellen, wo er zu dik ist ab und verbinden ihn wieder. Da dieser Faden stark befeuchtet worden ist, so ist er sehr starr; um ihn weich zu machen, spuͤlt man ihn in lauwarmem Wasser aus, welches ein wenig gruͤne Seife enthaͤlt. Ein vollstaͤndiges Assortiment besteht aus zwei Maschinen zur ersten und zwei zur zweiten Zubereitung, zehn Spinnmaschinen und vier Apparaten zum Abhaspeln. Es kostet 22,000 Fr. Die Spinnmaschinen fuͤhren acht und vierzig Spindeln. Gut geleitet geben sie in zwoͤlf Stunden 3 1/2 Kilogr. Faden, wovon das Kilogr. 24,000 Meter mißt und mit 3 Fr. 50 Ct. bezahlt wird. Bei der Arbeit erhaͤlt man 12 Procent Abfall. (Hr. Lasgorseix garantirt gewoͤhnlich daß der Abfall nicht uͤber 10 Procent betraͤgt.) Die taͤglichen Auslagen und die Herstellung einer Manufactur mit zwei Assortimens in einem Dorfe wo die Handarbeit wohlfeil ist, und die durch Wasser getrieben wird, lassen sich folgendermaßen festsezen: Taͤgliche Ausgaben. §. 1. Urstoff. Zwanzig Spinnmaschinen wuͤrden jeden Tag 70 Kilogr. Faden von 24,000 Meter, naͤmlich jede 3 1/2 Kilogr. geben. Man wuͤrde alsdann 79 Kilogr. 500 Grammen gehechelten Flachs anwenden, welche selbst 113 Kilogr. 580 Cr. (gebrochenen und geschwungenen) Flachs erfordern wuͤrden. Der Ankauf dieses Flachses kaͤme, das Kilogr. zu 1 Fr. 25 Cent., auf 142 Fr.  –   C. Commission und Transportkosten     7  – 10  – ––––––––––– Summe 149  – 10  – Da man aber fuͤr Werg erhielte   18  – 36  – ––––––––––– So rechne ich bloß 130  – 74  – §. 2. Handarbeit. Hecheln   8 Erste Zubereitung: acht Arbeiterinnen, wovon jede 70 Ct., und vier Kinder, wovon jedes 50 Ct. erhaͤlt.   7 60 Zweite Zubereitung: vier Arbeiterinnen und vier Kinder   4 80 Spinnmaschinen: zwanzig Arbeiterinnen 14  – Erstes Abhaspeln: sechs Arbeiterinnen   4 20 Zweites Abhaspeln: zwei Arbeiterinnen   1 40 Waͤgen, Zuschneiden, Ausspuͤlen, Troknen und Verpaken: sechs Arbeiterinnen   4 20 ––– ––– SummeDiese 44 Fr. 20 Cent. auf die 70 Kilogr. Garn vertheilt, geben fuͤr jedes Kilogr. 63 Cent. Wir haben gesehen, daß bei dem Spinnen mit der Hand, die Handarbeit auf 2 Fr. 15 Cent. fuͤr das Kilogr. zu stehen kommt. A. d. O. 44 20 44   20 §. 3. Allgemeine Kosten. Ein Mechaniker zur Direction der Maschinen 10  – Ein Hausmeister   1 65 Ein Ausgaͤnger   1 45 Beleuchtung: sie dauert nur einen Theil des Jahres   6  – Heizung: deßgleichen   6  – Unterhaltung und Abnuzung der Maschinen und des Zugehoͤrs 12  – ––– ––– –––––– Summe 37 10   37 10 –––––– Gesammtbetrag 212 04 Capital zur Errichtung und zum Betrieb der Manufactur. Ankauf der Maschinen   44,000 Ein Gebaͤude von zwei Stokwerken, 80 Fuß lang und 30 breit   24,000 Hydraulische Triebkraft von der Kraft von fuͤnf PferdenDie Kraft von vier Pferden wuͤrde hinreichen. A. d. O.   20,000 Triebraͤder und Zugehoͤr     6,000 Fabrikationscapital   56,000 ––––––– Summe 150,000 Das Resultat welches der Flachsspinner erhaͤlt, kann alsdann folgendermaßen festgesezt werden: Er macht jeden Tag 70 Kil. Garn von 24,000 Meter, welche ihm das Kilogr. zu 3 Fr. 65 C. gerechnet, abwerfen 255 50 Er gibt aber nur aus 212 04 –––––– Es bleibt ihm folglich ein Gewinn von   43 46 Dieser Gewinn mit den 300 Tagen, welche er im Jahre arbeiten lassen kann, multiplicirt, geben ein Resultat von 13,038 Hievon muß man abziehen. Interesse des zur Errichtung der Manufactur angewandten Capitales   7,500 Kosten der Haushaltung   3,000 Commissions-Auslagen fuͤr den Verkauf des Garns   2,538 –––––– Summe 13,038 13,038 –––––– Gewinn 00,000 Der durch Maschinen gesponnene Faden ist dichter als der mit der Hand gesponnene, das heißt er enthaͤlt mehr Substanz: bei gleicher Feinheit und gleichem Gewicht gibt er weniger Leinewand; bei gleicher Laͤnge gibt er eine schoͤnere Leinewand. Der groͤßere Abfall an Urstoff wird also durch die bessere Qualitaͤt des Productes ausgeglichen. Wenn ein Capitalist nur die Kosten der Handarbeit bei beiden Methoden den Flachs zu spinnen, mit einander vergleichen wuͤrde, so muͤßte er glauben, daß das Spinnen mit Maschinen betraͤchtliche Vortheile darbietet. Es findet naͤmlich in dieser Hinsicht ein sehr großer Unterschied Statt; einerseits kommt ein Faden von 24,000 Meter auf 2 Fr. 15 Cent. und andererseits nur auf 63 Cent zu stehen. Wollte er aber durch diese Idee verfuͤhrt, ein Etablissement errichten, so muͤßte er bald seinen Irrthum einsehen: die Erfahrung wuͤrde ihn lehren, daß der groͤßere Abfall an Urstoff beim Hecheln, der Abfall beim Spinnen und das Interesse des zur Errichtung und zum Betrieb des Etablissements aufgewandten Capitales zusammengenommen, die Differenz bei der Handarbeit fast ganz ausgleichen; soll er seine Manufactur in Gang erhalten koͤnnen, so muß er den Flachs sehr gut kennen, damit er nicht durch die Treulosigkeit der Commissionaͤre betrogen wird, sein Etablissement muß die oben angegebenen Bedingungen vereinigen, er muß es zwekmaͤßig leiten und so aufmerksam seyn, daß ihm unmoͤglich Flachs oder Garn entwendet werden koͤnnen: ohne dieses wuͤrde er unfehlbar in sehr kurzer Zeit den groͤßten Theil seines Capitales verlieren. Da ein Etablissement dieser Art auf dem Lande und durch Wasserkraft betrieben, wie wir oben gesehen haben, keinen Gewinn abwirft, so wird man gewiß Verlust haben muͤssen, wenn man es in einer Stadt, wo die Handarbeit 50% mehr kostet, errichten, durch Dampf bewegen und durch eine Person dirigiren lassen wollte, welche sich beim Ankauf des Flachses auf die Commissionaͤre verlassen muͤßte. Dieser Verlust kann fuͤr jeden Tag, wo gearbeitet wird, folgendermaßen festgesezt werden: Fuͤr Handarbeit muß man mehr bezahlen 22 Fr. Deßgleichen fuͤr allgemeine Kosten 10  – Deßgleichen fuͤr den Urstoff 14  – Kohle 12  – ––––– Summe 58  – Der Verlust des Spinners waͤre noch bei weitem betraͤchtlicher, wenn er sein Geschaͤft nicht gehoͤrig leiten wuͤrde und nicht aufmerksam genug waͤre, um jede Entwendung von Garn und Flachs zu verhuͤten. Ueber das Weben. Der Weber spult das Garn und schießt es ein, er zettelt es, bereitet die Kette zu, besteigt den Webstuhl und arbeitet mit dem Schiffchen. Je feiner das Garn ist, desto mehr Faͤden kommen in die Breite der Leinewand. Ihre Anzahl theilt man in Gaͤnge (comptes); jeder Gang (compte) besteht aus 50 Faͤden. Der Leinenweber rechnet in dieser Hinsicht weder wie der Linonweber, noch wie der Baumwollenweber. Wenn man von Gaͤngen (comptes) spricht, so sezt man immer voraus, daß die Leinewand eine Elle breit ist. Wenn sie schmaler ist, enthaͤlt sie nicht die Anzahl von Faͤden, welche die Ziffer der Gaͤnge ausdruͤkt, aus welchen man sie bestehend angibt, sondern nur eine mit ihrer Breite im Verhaͤltniß stehende Anzahl von Faͤden, so daß die Kette einer Leinewand von zwoͤlf Gaͤngen zu 2/3 Breite, anstatt aus 600 Faͤden zu bestehen, davon in der That nur 2/3, naͤmlich 400, enthaͤlt. Ein auf der Maschine gesponnener Faden, wovon das Kilogr. 5,000 Meter mißt, wird in zwoͤlf Gaͤnge gebracht, und man fuͤgt fuͤr jede Zunahme um 834 Meter an Laͤnge, einen Gang zu. Je feiner der Faden ist, desto mehr Leinewand gibt er und desto mehr Werth hat auch das Gewebe; das Product nimmt mit jedem Gange um eine Neuntels-Elle und sein Werth um ein Dreißigstel zu. Folgende Tabelle zeigt nach den so eben angegebenen Verhaͤltnissen, in welche Anzahl von Gaͤngen man den auf der Maschine gesponnenen Faden von N. 5,000 bis N. 30,000 Meter im Kilogr., bringen muß; ferner die Menge von Leinewand, welche man daraus erhalten muß, und den Werth derselben in den Haͤnden des Webers, alles in der Voraussezung berechnet, daß die Arbeit auf die zwekmaͤßigste Weise ausgefuͤhrt worden ist. Textabbildung Bd. 40, S. 122 Feinheit des Fadens; Anzahl der Meter im Kilogr.; Anzahl der Gaͤnge; Sie nimmt um eine Zahl zu, wenn die Laͤnge des Fadens um 834 Meter zugenommen hat; Menge der Leinewand von 2/3 Breite; Sie nimmt mit jeder Zahl um eine Neuntels-Elle zu; Preis der Elle; Er nimmt um ein Dreißigstel mit jedem Gange zu; Fr. Textabbildung Bd. 40, S. 123 Feinheit des Fadens; Anzahl der Meter im Kilogr.; Anzahl der Gaͤnge; Sie nimmt um eine Zahl zu, wenn die Laͤnge des Fadens um 834 Meter zugenommen hat; Menge der Leinewand von 2/3 Breite; Sie nimmt mit jeder Zahl um eine Neuntels-Elle zu; Preis der Elle; Er nimmt um ein Dreißigstel mit jedem Gange zu; Fr. Textabbildung Bd. 40, S. 124 Feinheit des Fadens; Anzahl der Meter im Kilogr.; Anzahl der Gaͤnge; Sie nimmt um eine Zahl zu, wenn die Laͤnge des Fadens um 834 Meter zugenommen hat; Menge der Leinewand von 2/3 Breite; Sie nimmt mit jeder Zahl um eine Neuntels-Elle zu; Preis der Elle; Er nimmt um ein Dreißigstel mit jedem Gange zu; Fr. Jedes Stuͤk Leinewand enthaͤlt 40 bis 50 Ellen. Der Webermeister zahlt gewoͤhnlich seine Arbeiter nach der Elle. Er gibt ihnen 55 Ct. fuͤr eine Leinewand von 35 Gaͤngen zu 2/3 Breite; jeder macht taͤglich 2 1/4 Ellen und erhaͤlt daher 1 Fr. 25 Ct. Lohn. Wer zehn Arbeiter beschaͤftigt, fabricirt daher taͤglich 22 1/2 Ellen von obiger Anzahl der Gaͤnge und Breite. Seine Einnahme und Auslage stellen sich dann folgendermaßen: Einnahme. Er verkauft seine Leinewand zu 1 Fr. 70 Ct. die Elle und erhaͤlt daher fuͤr die 22 1/2 Ellen 38   25 Auslage. Zu den 22 1/2 Ellen Leinewand braucht er 4 Kil. 940 Grammen Garn, welches ihn 18 Fr. kostet, naͤmlich das Kil. 3 Fr. 65 Ct. 18 Lohn fuͤr den Arbeiter 12 38 Spulen, Zetteln und Eintragen   4 50 Unterhaltung der Webstuͤhle u. Geraͤthschaften: Miethe fuͤr den Plaz   1 10 Unkosten beim Ankauf des Garns und Verkauf der Leinewand  – 37 –––––––––– Summe 36 35   36 35 –––––––––– Taͤglicher Gewinn 190  – Multiplicirt man diesen Gewinn mit 300, der Anzahl Tage, welche man im Jahre kann arbeiten lassen, so findet man ein Resultat von 570 Hievon muß man abziehen. Interesse des Capitales, welches sich wenigstens auf 1500 Fr. belaufen muß   75 Kosten der Haushaltung 495 –––– Summe 570 570 –––– Reiner Gewinn 000 Ueber den Commissionaͤr. Der Commissionaͤr geht zu den Webern und besucht die Maͤrkte; er kauft die Leinewand ein und verkauft sie an die Großhaͤndler. Man zahlt ihm 3 Procent uͤber seinen Ankauf, wenn man ihm denselben unmittelbar verguͤtet. Wenn er fuͤr 100,000 Fr. jaͤhrlich Geschaͤfte macht, so erhaͤlt er also 3,000 Fr. Reisekosten und vergebliche Ausgaben belaufen sich aber auf    600 Emballirungskosten 1,000 ––––– Zusammen 1,600 1,600 Es bleibt ihm daher noch ein Gewinn von 1,400 Hievon muß man abziehen. Interesse des Capitales    400 Kosten der Haushaltung 1,400 ––––– 1,400 1,400 ––––– Reiner Gewinn 0,000 Bei Angabe des Preises der Leinewand habe ich auch sogleich den Nachlaß beruͤksichtigt, welchen die Weber dem Commissionaͤr auf das Ellenmaß zu machen pflegen. Ueber den Großhaͤndler. Der Großhaͤndler kauft die Leinewand von den Commissionaͤren auf. Er laͤßt sie bleichen und verkauft sie dann an die Kleinhaͤndler, mit welchen er bisweilen direct, meistens aber durch reisende Commis seine Geschaͤfte macht. Da das Bleichen viel Zeit erfordert und im Winter nicht vorgenommen werden kann, so kann man annehmen, daß sie dieselben im Durchschnitt erst sechs Monate nach dem Empfang in den Handel bringen. Sie verkaufen auf drei Monat Zeit und werden nach Ablauf derselben oft noch in Wechseln bezahlt, welche erst in 90 Tagen und noch spaͤter faͤllig sind, so daß sie oft erst nach Verlauf eines Jahres zu ihren Vorschuͤssen kommen wuͤrden, wenn sie die Wechsel, welche sie empfangen, nicht in Umlauf brachten. Ich will nun angeben, wie hoch sie eine Elle Leinewand zu stehen kommt und wie viel sie dafuͤr erhalten; ich lege dabei eine Leinewand von 30 Gaͤngen zu 2/3 Breite zu Grunde. Sie verkaufen diese Leinewand fuͤr 2    05 Auslagen.   1) Ankauf 1450   2) Commission 1044   3) Transport von der Wohnung des Commissionaͤrs in das Magazin: gewoͤhnlich 1010   4) Auspaken 1005   5) Kosten fuͤr Buchhaltung etc. beim Ankauf 1011   6) Bleichen: fuͤr die Zweke der Haushaltungen 1200   7) Reisekosten 1050   8) Kosten fuͤr Buchhaltung etc. beim Verkauf 1020   9) Einpaken 1010 10) Verlust durch Bankerotte 1050 ––––– Summe 1850 1    85 ––––– Differenz  –   20 Diese Differenz, welche nahe 10 Procent des Werthes der Leinewand so wie sie die Großhaͤndler verkaufen, entspricht, ergibt fuͤr einen solchen, wenn er fuͤr 400,000 Fr. jaͤhrlich Geschaͤfte macht, als Resultat      40,000 Hievon muß man abziehen. Interesse des Capitales und Disconto 20,000 Kosten der Haushaltung 10,000 –––––– Summe 30,000 30,000 –––––– Reiner Gewinn 10,000 Ueber den Bleicher. Der Bleicher holt die Leinewand theils bei den Großhaͤndlern, theils bei Privatpersonen ab und bringt sie ihnen dann wieder zuruͤk. Die erste Operation beim Bleichen besteht darin, daß man die Leinewand nach ihrer Feinheit und der Nuͤance ihrer Farbe sortirt. Hierauf weicht man sie mit Rokenmehl oder Rokenkleie in lauwarmes Flußwasser ein, waͤscht sie dann in fließendem Wasser aus und walkt sie. In manchen Etablissemens wird das Auswaschen mit Waschraͤdern verrichtet. Nach dem Einweichen und Auswaschen legt man sie auf den Bleichplan aus und begießt sie haͤufig; man nimmt sie dann vom Bleichplan, um sie zu laugen. Nach 15 oder 16stuͤndigem Laugen bringt man sie wieder auf den Bleichplan und wiederholt diese Operationen so lange, bis die Leinewand die gewuͤnschte Weiße erhalten hat. Dieß dauert 15 Tage bis 3 Wochen. Wenn die Leinewand hinreichend gelaugt ist, seift man sie und blaͤut sodann. Endlich wird sie getroknet und damit sind die Arbeiten des Bleichens fuͤr die Zweke der Haushaltungen beendigt. Man zahlt hiefuͤr dem Bleicher 200 An Orten wo die Handarbeit wohlfeil ist kommt das Bleichen einer Elle Leinewand den Bleicher mit Inbegriff des Transportes um sie abholen und wieder zuruͤkbringen zu lassen, der Kosten der Buchhaltung, dem Interesse des Capitales und der Kosten seiner Haushaltung zu stehen auf 125 –––– Reiner Gewinn an der Elle 075 Ich halte es fuͤr unnuͤz noch von dem Kleinhaͤndler zu sprechen. Ueber die Schwierigkeiten, welche der Anbau des Leinens im Großen darbietet und Vorschlaͤge um sie zu beseitigen. Der Anbau des Leins auf einem Boden, welcher fuͤr ihn geeignet ist, wirft ohne Widerspruch mehr Gewinn ab als derjenige der meisten anderen Pflanzen; und die Akerleute wuͤrden sich daher auch gewiß mehr damit abgeben, wenn sie nicht Gefahr liefen durch Trokniß die Ernte ganz oder zum Theil zu verlieren, was sie entmuthigt. Gewiß ist aber, daß einigen wenig daran liegt eine groͤßere Ausbeute zu erhalten, wenn sie deßwegen mehr Muͤhe anwenden muͤssen und besonders viel groͤßere Kosten nicht scheuen duͤrfen. Wenn man im Norden nichts vernachlaͤssigt, um eine schoͤne Leinernte zu erhalten, so ruͤhrt dieß zum Theil daher, daß der Lew dort der Hauptgegenstand des Akerbaues ist. Bei uns ist er aber nur Nebensache und uͤberdieß gestattet uns die Leinsorte, welche wir anbauen, nicht, dieselben Opfer zu machen wie unsere Nachbarn fuͤr ihren gestaͤbelten Lein. Da das Gedeihen des Leins oft von einem einzigen Regen abhaͤngt, so glaube ich, man koͤnnte sich dadurch helfen, daß man das Feld ein Mal und wenn es noͤthig seyn sollte, zwei Mal begießt. In manchen Gegenden von Frankreich waͤre das Begießen nicht sehr kostspielig und einige Personen haben bereits mit Vortheil zu dieser Maßregel ihre Zuflucht genommen. Indessen darf man sich nicht verhehlen, daß es fast allen Gewinn wegnimmt: denn wenn man bisweilen dadurch Verlust vermeidet, so kann es sich auch manchmal treffen, daß auf das Begießen Regenwetter eintritt, so daß dieser unnuͤzerweise gemacht wurde. Wenn man das Brechen des Flachses mit dem Anbau verbinden koͤnnte, so wuͤrde man eine schoͤne und große Spekulation zu machen im Stande seyn. Man wuͤrde den Lein im Großen anbauen und alles anwenden, um eine reichliche Ernte zu erhalten; weder guter Anbau, noch Duͤnger, noch Begießen, nichts duͤrfte vernachlaͤssigt werden; und in Jahren wo der Anbau selbst nur wenig Gewinn braͤchte, wuͤrde man durch die Verarbeitung des Leins reichlich dafuͤr entschaͤdigt. Die Schwierigkeiten, womit das Roͤsten im Großen verbunden ist, stehen jedoch dieser Vereinigung im Wege. Ich habe sie in dem Paragraph, wo ich vom Flachsbrecher sprach, angegeben und es bleibt mir daher nur noch zu untersuchen uͤbrig, ob man sie nicht beseitigen koͤnnte. Es scheint mir, daß das Weben hiezu ein Mittel an die Hand gibt; die Arbeiterinnen, welche man zum Spulen und Einschießen verwendet, koͤnnten zugleich mit den Operationen des Roͤstens beauftragt werden; denn wenn auch das Roͤsten nur zu gewissen Zeiten ausgefuͤhrt werden kann, so kann man doch jeden Augenblik spulen und einschießen, und es ist ganz gleichguͤltig, ob dieses einige Tage fruͤher oder spaͤter geschieht. Wenn man jene Vortheile genießen wollte, so waͤre es unumgaͤnglich noͤthig den Faden auf Maschinen zu spinnen. Der Anbau des Leins, welcher so wie gegenwaͤrtig die Sachen stehen, nicht im Großen ausfuͤhrbar ist, wuͤrde es, wenn man damit das Brechen, Verspinnen und Weben vereinigte. Einige werden sagen, daß diese Vereinigung unmoͤglich ist, und daß man nicht zugleich Oekonom und Spinner seyn kann. Dieser Einwurf ist aber meiner Meinung nach von keinem Gewicht. Sind nicht viele unserer Oekonomen jezt schon auch Zukerfabrikanten, Raffinirer, Brantweinbrenner, Staͤrkmehlfabrikanten etc. und wenn eine Person die verschiedenen Arbeiten, welche der Anbau der Runkelruͤben, die Fabrikation und Raffinirung des Zukers erfordern, gehoͤrig leitet, warum sollte nicht eine andere Person mit demselben Erfolg den Anbau, das Roͤsten und Verspinnen des Flachses besorgen koͤnnen? Uebrigens muß das Verspinnen durchaus mit dem Anbau des Leins verbunden werden; fuͤr sich allein betrieben, wird es niemals vortheilhaft seyn. Denn waͤre dieß wirklich der Fall, so wuͤrden wir bald mehr Etablissemens zur Verarbeitung des Leins entstehen sehen; in Folge der hierdurch entstehenden groͤßeren Nachfrage nach Urstoff wuͤrde der Preis desselben bald in die Hoͤhe gehen und der Gewinn, welchen das Verspinnen abwirft, wuͤrde nach und nach abnehmen. Alle mehr oder weniger wichtige Verbesserungen wuͤrden so zum Vortheil des Anbauers und Flachsbrechers seyn. Selbst wenn man den Lein im Großen anbauen koͤnnte, ohne sich mit der Spinnerei zu befassen, so haͤtte der Anbauer doch immer ein großes Interesse spinnen und weben zu lassen; er wuͤrde seine Leinewand viel leichter als den Flachs verkaufen und als Spinner haͤtte er weder ein Capital fuͤr den Ankauf des Urstoffes, noch Commissions- und Transportkosten zu bezahlen; er waͤre außerdem gegen die Treulosigkeit der Commissionaͤre gesichert. Wir haben in Frankreich ebene fuͤr den Anbau des Leins geeignete Landstriche: dahin gehoͤren die sandigen Wiesen des Laonnais. In diese Classe gehoͤren vielleicht noch sehr viele andere; so hatten wir Haiden im Departement de l'Aisne, deren Urbarmachung große Kosten verursachten, die vielleicht weder durch Anbau von Futterpflanzen noch von Getreidearten haͤtten gedekt werden koͤnnen; man benuzte sie zu Lein und brachte nicht nur die Kosten dabei heraus, sondern hatte noch einen bedeutenden Gewinn und was noch eine besondere Beruͤksichtigung verdient, eben diese Ebenen, welche vor zwanzig Jahren nur mit Brombeerstauden und Genisten bedekt waren machen heute zu Tage den Ruhm und den Reichthum des Landes aus. Wir wollen nun annehmen, man waͤhle einen der guͤnstigsten Landstriche in jener Gegend aus, baue daselbst 400 Morgen Landes an, pachte eine Wiese von 1290 Aren und einen Wasserfall und errichte die noͤthigen Gebaͤude, um nicht nur Lein anbauen, sondern auch roͤsten, brechen, spinnen und weben zu koͤnnen und dann sehen, wie man dabei zu verfahren hat, wie hoch die Gebaͤude, die Maschinen, das Akergeraͤthe, die Handarbeit etc. zu stehen kommen, und welches Resultat man erhaͤlt. Ueber die Art wie man die Arbeit ausfuͤhren lassen sollte. Ich sagte oben, daß man an mehreren Orten seit ungefaͤhr zwanzig Jahren eine dreijaͤhrige Koppelwirthschaft von Hanf, Lein und Getreide eingefuͤhrt hat. Diese Koppelwirthschaft waͤre gewiß eine der ergiebigsten; sie ist aber nur in so fern anwendbar, als man daraus Mastung erzielen kann. Man kann sie alsdann nicht als Basis annehmen. Man muͤßte eine vierjaͤhrige von Lein, Getreide, Klee und duͤnnem Korn (Gerste, Hafer etc.) befolgen. Derjenige Theil der Felder, welcher mit Lein zu besaͤen ist, muͤßte sogleich nach der Beseitigung des duͤnnen Korns mit dem Spaten oder einem verbesserten Pflug gestuͤrzt (tief umgegraben), unmittelbar geduͤngt und im November und den ersten Tagen des Decembers begossen werden. Das Saͤen wuͤrde im Anfang des Fruͤhlings nach zweimaligem Egen und dem gehoͤrigen Gaͤten und Ebnen (Walzen) Statt finden. Um einen schoͤneren Flachs zu erhalten, wuͤrde man auf den Morgen 1 3/4 Hectoliter Same anstatt 5/4 Hectoliter nehmen. Wenn troknes Wetter eintraͤte, muͤßte man begießen: hydraulische Maschinen, durch Kanaͤle gespeist, sollten das Wasser uͤber die Erde schleudern, so daß es zertheilt wie Regen darauf fiele. Diese Operation, welche bei einem Anbau im Kleinen nicht praktisch ist, waͤre im Großen leicht auszufuͤhren und wenn man dabei zwekmaͤßig verfaͤhrt, nicht kostspielig; sie wuͤrde dort, wo man eine mittelmaͤßige Ernte und selbst da, wo man gar keine erhaͤlt, eine gute sichern. Man kann ohne Uebertreibung annehmen, daß im Durchschnitt die Ausbeute um ein Viertel mehr betragen wuͤrde. Auf der anderen Seite erhielte man in Folge der Schoͤnheit des Staͤngels und weil mehr Same beim Saͤen angewandt wurde, einen Flachs von vorzuͤglicherer Qualitaͤt, welcher einen feineren Faden gaͤbe, wovon im Durchschnitt wenigstens 30,000 Meter anstatt 24,000 auf das Kilog. kommen koͤnnten, so daß er also um 1/4 feiner waͤre. Um das Begießen zu erleichtern, wuͤrde man um die Felder Graͤben ziehen und das Wasser aus diesen schoͤpfen; diese wuͤrden entweder durch den Strom, welcher als Triebkraft dient oder noͤthigenfalls durch gebohrte Brunnen gespeist. An manchen Orten koͤnnte man statt des Begießens sehr leicht eine Bewaͤsserung vornehmen, welche fast nichts kosten wuͤrde. Das Getreide und duͤnne Korn wuͤrde man auf gewoͤhnliche Art anbauen. Das Stuͤrzen, welches nur fuͤr den Lein Statt faͤnde, wuͤrde die Erde, welche solchen getragen haͤtte, vergraben. Es wuͤrde alsdann von der zweiten Ernte angefangen bestaͤndig eine Erde herfuͤhren, welche seit acht Jahren keinen solchen hervorgebracht haͤtte. Dieses Verfahren muͤßte einen sehr guten Erfolg haben und fuͤr das Getreide und duͤnne Korn eben so vortheilhaft seyn wie fuͤr den Lein. Der mit Klee angebaute Theil muͤßte sogleich nach gaͤnzlicher Beseitigung desselben gepfercht werden, so daß die alle vier Jahre erneuerte Erde in jedem dieser Zeitraͤume ein Mal stark geduͤngt und ein Mal gepfercht wuͤrde. Man muͤßte die Anordnung so treffen, daß man den Staͤngellein sehr leicht von dem Etablissement zu den Roͤsten fuͤhren koͤnnte, und die Roͤsten selbst so anlegen, daß das Doͤrren und Bleichen des Leins moͤglichst wenig Handarbeit erforderten; durch große Ersparniß an Handarbeit wuͤrde man dann einen bedeutenden Vortheil uͤber die Flachsbrecher gewinnen. Außerdem muͤßte man noch aus einem viel wichtigeren Umstand Nuzen ziehen: wenn naͤmlich in Folge der Ausbreitung des Leins auf den Wiesen, um ihn zu bleichen, die Heuernte auch schlecht ausfiele, so wuͤrde sie doch wenigstens fuͤr den Pacht entschaͤdigen, welcher die Flachsbrecher fuͤr jede 43 Aren auf 80 Franken zu stehen kommt. Im Sommer wuͤrden die fuͤr das Spulen und Einschießen bestimmten Arbeiterinnen das Roͤsten besorgen muͤssen; man haͤtte alsdann eine um so groͤßere Anzahl von diesen noͤthig, je mehr Zeit dem Doͤrren und Bleichen gewidmet werden muͤßte. Wuͤrde man einige uͤber die gerade erforderliche Anzahl in seine Dienste nehmen, so waͤre dieß nicht nur kein Schaden, sondern nur eine Vorsichtsmaßregel, weil dann das Spulen um so schneller muͤßte besorgt werden koͤnnen. Da das Spinnen ohne Unterbrechung fortgesezt werden muß, so wuͤrden die damit beauftragten Arbeiterinnen ihm ihre ganze Zeit widmen. Im Rothfalle haͤtte man sie jedoch zu seiner Disposition und koͤnnte sie mit denjenigen, welche das Spulen und Einschießen besorgen, benuzen, um den (zu doͤrrenden) Flachs von eintretendem Regenwetter vom Felde nehmen zu lassen; dadurch wuͤrde man den Verlust vermeiden, welchen die Flachsbrecher unter diesen Umstaͤnden so haͤufig erleiden, was ein bedeutender Vortheil waͤre. Wir haben oben festgesezt, daß ein Morgen Landes in gewoͤhnlichen Jahren im Durchschnitt 332 Kilog. (gebrochenen und geschwungenen) Flachs gibt     332 Kilog. in Folge des Begießens erhielte man aber 1/4 mehr       83 – –––––––––– Jeder mit Lein angesaͤete Morgen wuͤrde also geben     415 Kilog. Hundert Morgen wuͤrden zusammen geben 41500. – Außer dem Flachs wuͤrde man 400 Hectoliter Samen erhalten. Durch Hecheln wuͤrden die 41,500 Kilog. Flachs auf 29,050 Kilog. reducirt, also 11,205 Kilog. Werg bleiben und 1,245 als Staub und Dunst verstiegen. Wegen der Feinheit des Flachses wuͤrde man fuͤr das Kilog. Werg 70 Ct. anstatt 60 erhalten. Mit 29,050 Kilog. gehecheltem Flachs wuͤrde man 25,564 Kilog. Garn von N. 30., das heißt einen im Kilog. 30,000 Meter langen Faden machen. Der Abfall beim Spinnen wuͤrde 3,486 Kilog. oder 12 Procent betragen. Wenn ich oben bei einem Garn von N. 24. den Abfall ebenfalls zu 12 Procent annahm, so geschah es weil das Kilog. Flachs nur 1 Fr. 25 Ct. werth war; hier aber waͤre er von besserer Qualitaͤt und wenn man ihn zu Garn von N. 24. benuzte, so erhielte man hoͤchstens 8 bis 10 Procent Abfall. Dividirt man die 25,564 Kilog. Garn, welche man jaͤhrlich erhaͤlt, mit 300, so kommen auf jeden Tag, wo gearbeitet wird, 85 Kilog. 219 Grammen. Da eine Spinnmaschine taͤglich nur 2 1/2 Kilog. Garn von N. 30. liefert, so muͤßte man, um taͤglich 85 Kilog. zu fabriciren, immer wenigstens 34 Spinnmaschinen in Gang haben. 6 Maschinen fuͤr die erste und 6 fuͤr die zweite Zubereitung wuͤrden fuͤr 34 Spinnmaschinen, welche Garn von N. 30. liefern, fast eben so leicht ausreichen, als fuͤr 30 Maschinen, worauf man bloß Garn von N. 24. spinnt. Dessen ungeachtet will ich bei unten folgender Berechnung die Kosten von 3 1/2 vollstaͤndigen Assortimens von Spinnmaschinen auffuͤhren, weil es zwekmaͤßig ist, daß man die einer Ausbesserung beduͤrfenden Maschinen durch andere ersezen kann. Oben sahen wir, daß die Handarbeit beim Spinnen fuͤr Garn von N. 24. auf 63 Cent, zu stehen kommt; ich will sie fuͤr N. 30. auf 80 Ct. stellen. Die 25,564 Kilog. Garn von N. 301 wuͤrden in 42 Gaͤnge gebracht (man vergl, den Paragraph: uͤber den Weber) und das Kilog. zu 5 3/9 Ellen angenommen, 136,341 Ellen Leinwand geben: Das Spulen, Zetteln, Einschießen, die Verfertigung, alles was in der Werkstaͤtte ausgefuͤhrt wird, mit der Unterhaltung der Maschinen und Geraͤthschaften, kaͤmen auf 1 Fr. fuͤr die Elle zu stehen. Ueber die Kosten, welche die Errichtung und das Capital, welches der Betrieb des Etablissemens erfordern wuͤrden. Neue Gebaͤude Oekonomie-GebaͤudeSpinnerei und Weberei   15,000  35,000 Akergeraͤthe, Pferde, Vieh, Herde etc.   30,000 Roͤsten, Graͤben um die Felder, artesische Brunnen,Maschinen zum Begießen und Canaͤle   15,000 3 1/2 Assortimens von Spinnmaschinen mit Zugehoͤr 100,000 Webstuͤhle und Zugehoͤr   15,000 Capital fuͤr den Anbau und die Fabrikation   90,000 ––––––– Summe 300,000. Ueber das Resultat, welches man erhalten wuͤrde. Einnahme. Die 136,341 Ellen Leinewand, welche man jaͤhrlich fabriciren wuͤrde, haͤtten einen Werth von 286,316 10 Commissionsgebuͤhren, welche man sich besonders zu Nuzen machen muͤßte     8,589 48 Same     6,000 00 Werg     7,843 50 ––––––––––– Summe 308,749 08 Auslagen. Pacht und Steuern. Von den hundert Morgen, die mit Lein angebaut werdenVon den 1290 Aren WiesenVon dem Wasserfall     2,500       900       600 000000 Duͤnger: die 3/8 des Duͤngers, welche alle 4 Jahre erneuert werden     5,000 00 Stuͤrzen, Duͤngen, Egen und Ebnen     4,000 00 Same und Saͤen     5,300 00 Aufstellen des Leins in Buͤndeln        250 00 Gaͤten       700 00 Begießen in gewoͤhnlichen Jahren     2,000 00 Assecuranz gegen Hagel und Feuersbruͤnste     1,000 00 Ausreißen und zugehoͤrige Arbeiten     2,000 00 Um den Lein in Gebinde zu bringen        500 00 Roͤsten, Doͤrren etc.     1,900 00 Brechen     2,740 00 Hecheln   10,000 00 Handarbeit fuͤr das Spinnen   20,451 00 Weben 136,341 00 Verpaken     3,096 00 Beleuchtung und Heizung der Werkstaͤtten     8,000 00 Unterhaltung der Gebaͤude, Maschinen und des Zugehoͤrs     7,000 00 Ein Aufseher fuͤr den Anbau, das Roͤsten und Brechen des Leins     1,200 00 Ein anderer fuͤr die Spinnerei     1,500 00 Ein Mechaniker     1,800 00 Ein Aufseher fuͤr die Weberei     1,500 00 Ein Chef fuͤr die Buchhaltung (er waͤre freilich nicht durchaus noͤthig)     2,000 00 Ein Hausmeister        600 00 Ein Ausgaͤnger        500 00 Unvorhergesehene Ausgaben     3,371 08 –––––––––– Summe 226,749 08 –––––––––– Gewinn   82,000 00 Hievon muß man abziehen: Interesse des CapitalesZuschuß zu den Kosten der HaushaltungDie mit Getreide etc. angebauten 300 Morgen Feld muͤßten zu diesen Kosten fuͤr 3000 Franken beitragen; sie wuͤrden daher in Allem 10,000 Franken ausmachen. A. d. O. 15,000  7,000 0000 22,000 00 –––––––––– Reiner Gewinn, 20 Procent des Capitales betragend 60,000 00 Ein solches Etablissement waͤre gegen die unguͤnstigen Wechselfaͤlle gesichert, welche rein technische oder commercielle Unternehmungen nur zu oft erdruͤken: man wuͤrde sich mit dem Anbau des Leins beschaͤftigen und die Ernten so bearbeiten, daß man den groͤßeren Theil des Gewinnes, welcher sich daraus ziehen laͤßt, fuͤr sich behielte, eine solche Unternehmung hat nichts gewagtes und muß nochwendiger Weise mit einem guͤnstigen Erfolg gekroͤnt werden. Dieser waͤre um so sicherer, da er groͤßten Theils auf Ersparungen an Haushaltungskosten, Commissions-, Transportkosten und dergleichen beruht und um so dauerhafter, da die Concurrenz Unternehmungen dieser Art nicht lange schaden koͤnnte. Der Gewinn bei einem solchen Unternehmen wuͤrde sich aber wenigstens verdoppeln, wenn man die Leinewand auch selbst bleichen wuͤrde, denn man koͤnnte alsdann geradezu mit den Kleinhaͤndlern Geschaͤfte machen und wuͤrde sich so natuͤrlich auch noch den Gewinn des Bleichers und des Großhaͤndlers zueignen, uͤber welche beide man außerdem viele Vortheile haͤtte: man wuͤrde naͤmlich den Transport der Leinewand von der Wohnung des Commissionaͤrs in das Magazin des Großhaͤndlers, von lezterem auf die Bleiche und von dieser wieder in jenes ersparen, ferner das Auspaken ersparen; die Buchhaltung wuͤrde sehr vereinfacht und was der Bleicher und Großhaͤndler auf ihre Haushaltung verwenden, wuͤrde man fast als reinen Gewinn betrachten koͤnnen. Da aber die Leinewand nicht in dem Maße als sie fabricirt wird, auch abgesezt werden koͤnnte und man sie auf Termin anstatt per comptant verkaufen muͤßte; da man ferner neue Gebaͤude und neue Maschinen noͤthig haͤtte, so wuͤrde das Capital von 300,000 Franken nicht mehr ausreichen und man muͤßte wenigstens 500,000 Franken haben, also 200,000 Franken mehr. Man duͤrfte wegen dieses neuen Zuschusses nicht unschluͤssig seyn, indem ein reiner Gewinn von mehr als 25 Procent damit verbunden waͤre. Wir wollen noch bemerken, daß der reine Gewinn, welchen man von jedem Morgen Landes erhielte, beilaͤufig 600 Franken betragen wuͤrde wenn man sich darauf beschraͤnkte, den Lein anzubauen, zu spinnen und zu weben, daß er sich aber auf 1,400 Franken erhoͤhen wuͤrde wenn man seine Leinewand zugleich bleicht. In diesem lezteren Falle waͤre der Gewinn oft groͤßer als der Werth des Bodens, welcher den Lein hervorbrachte. Kann in Frankreich eine andere Pflanze ein gleiches Resultat geben? Wir wollen nun noch ein Mal einen Blik auf unser Etablissement werfen. Es waͤre nothwendiger Weise die Quelle aller Vervollkommnungen; denn der Zwek unserer Bemuͤhungen waͤre immer in Werkstaͤtten zu roͤsten, einen feineren Faden ohne groͤßeren Abfall und mit verhaͤltnißmaͤßig weniger Unkosten zu erhalten und alle Schwierigkeiten, welche bis jezt noch bei Anwendungen von Brechmaschinen und mechanischen Webstuͤhlen die Ersparungen an Handarbeit aufwogen, zu beseitigen. Nehmen wir nun an, daß die Kosten fuͤr das Roͤsten um die Haͤlfte und fuͤr das Brechen um 2/3 vermindert wuͤrden, daß wir ohne groͤßeren Abfall, Garn von N. 40. spinnen wuͤrden; daß uns das Kilogramm von diesem Garn an Handarbeit und allgemeinen Kosten nicht hoͤher als auf 1 Fr. 50 Ct. zu stehen kaͤme, daß das mechanische Weben uns in Allem nur 75 Ct. fuͤr die Elle kosten wuͤrde, daß wir unsere Leinewand selbst bleichen und sie im Großen verkaufen, so werden wir unter diesen Umstaͤnden und bei den gegenwaͤrtigen Preisen wenigstens einnehmen 650,000 00 waͤhrend unsere Auslagen hoͤchstens betragen wuͤrden 250,000 00 –––––––––– Wir wuͤrden folglich gewinnen 400,000 00 Und da man nur ungefaͤhr 500,000 Franken Capital noͤthig haͤtte, so wuͤrde man dasselbe auf 80 Procent bringen. Indessen waͤre es offenbar unklug, auf diese Perspective hin zu rechnen; die angegebenen Verbesserungen waͤren nicht alle das Werk eines Tages; in dem Maße als sie gemacht wuͤrden, wuͤrden sie auch bekannt: die Concurrenz, welche bestaͤndig auf der Lauer ist, wuͤrde sich derselben eilig bemaͤchtigen; sie wuͤrde ihren gewohnten Gang gehen und unaufhoͤrlich eine Verminderung herbeifuͤhren, welche sich den Gewinn, den die Verbesserungen verschaffen, mehr oder weniger naͤhern oder mit ihm sogar in Verhaͤltniß stehen wuͤrden. Wenn man daher aus dem Anbau des Leins, verbunden mit Spinnerei und Weberei, auch gewiß groͤßeren Gewinn ziehen koͤnnte als bei dem gegenwaͤrtigen Stand der Sache, so wuͤrde er sich doch nie auf 80 Procent belaufen. Diese Verbesserungen wuͤrden daher hauptsaͤchlich dem Consumenten zu Nuzen kommen, welchem wir am Preise der Leinewand sehr viel nachlassen koͤnnten, denn wenn er auch auf die Haͤlfte herabgesezt wuͤrde, so haͤtten wir noch 20 Procent. Indessen muͤßten im guͤnstigsten Falle immer einige Jahre verstreichen, ehe man das obige Ziel erreichen koͤnnte. Nachdem ich nun so weit es meine schwachen Kraͤfte erlaubten, die Vortheile auseinandergesezt habe, welche der Lein Privatpersonen gewaͤhren kann, will ich in Kuͤrze auch noch diejenigen angeben, welche der Anbau des Leins, wenn er sich mehr ausbreiten wuͤrde, dem Publicum verschaffen muͤßte. Vortheile fuͤr den Staat. Der Wohlstand eines Staates haͤngt nothwendiger Weise von der Ausfuhr und Einfuhr ab; derjenige welcher mehr ausfuͤhrt als er einfuͤhrt, bereichert sich; Verarmung und fruͤher oder spaͤter gaͤnzlicher Ruin sind die unvermeidlichen Folgen des umgekehrten Falles. Es ist fuͤr uns Franzosen daher von Wichtigkeit, uns von dem Tribut zu befreien, welchen wir dem Auslande fuͤr Leinengarn und Leinewand zahlen; es waͤre zu diesem Ende hinreichend, jaͤhrlich 10,000 Morgen Landes mehr mit Lein anzubauen. Wir duͤrften unsere Anstrengungen aber nicht darauf beschraͤnken, bloß unsere Consumtion zu deken, sondern wir koͤnnten auch fuͤr das Ausland arbeiten, wohlfeilere Preise machen und fuͤr eine betraͤchtliche Summe Leinwand ausfuͤhren, da keine Waare leichter anbringen zubringen ist, als die Leinewand und keine Pflanze so viel Nuzen abwirft als der Lein. Vortheile fuͤr die arbeitende Classe. Da die Behandlung des Leins bloß fuͤr Handarbeit auf jeden Morgen auf 2000 Fr. zu stehen kommt, wie viele Haͤnde wuͤrden nicht beschaͤftigt, wenn sich sein Anbau mehr verbreitete? Vortheile fuͤr die Oekonomen und Gutsbesizer. Sie wuͤrden einen betraͤchtlich groͤßeren Ertrag von ihrem Boden bekommen und derselbe daher einen hoͤheren Werth erhalten.Aus der Abhandlung des Hrn. André ersehen wir also, daß man in Frankreich in der Leinwandfabrikation hauptsaͤchlich deßwegen vor anderen Laͤndern zuruͤkgeblieben ist, weil der Flachs daselbst durch so viele Haͤnde geht, ehe er dem Consumenten als Leinewand uͤberliefert wird, so daß diejenigen, welche ihn roͤsten, brechen, schwingen, spinnen, weben und bleichen, bei ihrem Geschaͤfte so zu sagen nichts mehr verdienen und sich kaum den nothduͤrftigsten Unterhalt verschaffen koͤnnen. Ob der Vorschlag des Hrn. André, wodurch er der Leinwandfabrikation in seinem Vaterlande aufhelfen will, naͤmlich den Anbau des Leins mit seiner Verarbeitung zu verbinden, Eingang finden und ausgefuͤhrt werden wird, muß die Zukunft lehren. Da seine Angaben, wie Hr. Dubrunfaut bemerkt, das Resultat vieljaͤhriger Erfahrung sind, so glauben wir durch Mittheilung derselben nicht nur unseren Leinwandfabrikanten, sondern auch besonders den Kaufleuten, welche den Leinwandhandel mit Frankreich betreiben, einen Dienst zu erweisen. A. d. R.