Titel: Beschreibung einer Runkelrübenzukerfabrik, welche von Hrn. Mounier zu Douay errichtet wurde.
Fundstelle: Band 40, Jahrgang 1831, Nr. XXIX., S. 163
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XXIX. Beschreibung einer Runkelruͤbenzukerfabrik, welche von Hrn. Mounier zu Douay errichtet wurde. Aus Dubrunfaut's Agriculteur mannufacturier, Bd.i. S. 205. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Mounier, uͤber eine Runkelruͤbenzukerfabrik. Man hat im noͤrdlichen Frankreich nach dem Beispiele des Hrn. Oudard viele Runkelruͤbenzukerfabriken in kleinem Maßstabe errichtet. Diejenige, welche wir hier beschreiben, gehoͤrt in diese Classe. Indessen verdient ihre Einrichtung nicht in jeder Hinsicht zur Nachahmung empfohlen zu werden. So finden wir, daß die Anordnung der Reibe und der Pressen nicht sehr bequem ist; indessen mochte sie wegen der Anwendung von Schraubenpressen hier auf diese Art getroffen werden. Das Gebaͤude ist auch ein, wenig zu groß, was unnuͤze Kosten verursachte. Die Oefen zur Concentration sind alle nur mit einem einzigen Schornstein durch enge Kanaͤle verbunden. Die Puzstube ist darin 28 Meter lang und daher fuͤr den Bedarf der Fabrik zu groß. In der That waͤre eine um die Haͤlfte kleinere Waͤrmstube hinreichend gewesen, da man taͤglich nur 40 bis 50 Hectoliter Saft bearbeitet. Auf Tab. IV. ist Fig. 1. ein Grundriß und Fig. 2. ein Durchschnitt nach der Linie xy. Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde in beiden Figuren. A, zeigt den Goͤpel und die Fortpflanzung der Bewegung. B, die Reibe. C, 3 Pressen. D, Saftbehaͤlter. E, Laͤuterungskessel. F, Schaumfilter. G, Abdampfungskessel. H, Klaͤrungskessel. I, Kohlenfilter. K, Kessel zum Verkochen. L, Fuͤllstube und Kuͤhlkessel. M, Dampfkessel. N, Puzstube und Waͤrmstube. O, Comptoir. P, Schornstein. Die Runkelruͤben werden zum Theil in Magazinen, welche zur Fabrik gehoͤren, aufbewahrt. Sie werden durch Weiber an einem Orte in der Naͤhe der Reibe gereinigt; man bringt sie dann in die Werkstaͤtte auf den Tisch a. Zwei Kinder, welche an diesem stehen, werfen sie von da in den Trichter der Reibe. Das Fleisch faͤllt in einen unter der Reibe befindlichen Behaͤlter. Die Zugarme des Goͤpels sind zwischen den Wellbaum und die Strebepfeiler befestigt; an ihren Enden sind sie mit Rollen versehen, uͤber welche die Straͤnge gehen, so daß die diametral entgegengesezten Ortscheite, an welchen zwei Ochsen angespannt sind, an den Enden desselben Stranges befestigt sind. Man behauptet, daß durch diese Anordnung der Gang der Ochsen regelmaͤßiger wird. Die Fortpflanzung der Bewegung geschieht durch ein Stirnrad, ein Getriebe und eine Rolle uͤber die ein Laufband geht, welches auf die Rolle der Reibe wirkt. Das Gestell und der Cylinder der Reibe sind von Holz. Der Cylinder, auf welchem die gezaͤhnten Platten befestigt sind, hat ungefaͤhr 22 Zoll im Durchmesser und macht 500 bis 600 Umdrehungen in der Minute. Die geriebenen Runkelruͤben werden in einer Buͤtte mit zwei Handhaben zu den Pressen getragen, in Leinewandsaͤke gefuͤllt und diese auf das Gestelle der Presse gebracht. Man wendet in der Fabrik drei Schraubenpressen an, will aber noch zwei anschaffen, weil sie nicht ausreichen. Das Gestelle der Pressen ist nur wenig uͤber den Boden erhoͤht und mit einem duͤnnen Kupferblech uͤberzogen, welches in einen Schnabel gekruͤmmt, in den Kanal e muͤndet. Die Schrauben sind von Holz und haben beilaͤufig 5 Fuß kauf. Ihre Basis anstatt mit Loͤchern zur Befestigung des Hebels versehen zu seyn, hat eine Buͤchse mit Triebstoͤken die sehr stark und so weit von einander entfernt sind, daß man einen Hebel von 3 Zoll Durchmesser einfuͤhren kann. Nachdem drei Maͤnner auf den Hebel ihre ganze Kraft ausgeuͤbt haben, befestigt man ein Seil an seinem Ende und fuͤhrt es uͤber den Haspel h, durch welchen man die Pressung vollendet. Man behauptet, daß man auf diese Art 66 Procent Saft aus den geriebenen Runkelruͤben erhaͤlt. Der Saftbehaͤlter faßt 1000 bis 1200 Liter und besteht aus Kupfer. Vermittelst der Pumpe i, welche in diesen Behaͤlter taucht, kann man den Saft an den Ort treiben, wo er gelaͤutert wird. Die Laͤuterung geschieht bloß mit Kalk nach dem Verfahren der Colonien.Dieses Verfahren ist im polyt. Journal Bd. XXXIII. S. 192. beschrieben. A. d. R. Die Laͤuterungskessel sind von Kupfer und haben eine cylindrische Gestalt. Ihre Capacitaͤt ist von der Art, daß man darin 8 Hectoliter Saft laͤutern kann; sie sind mit zwei starken eisernen Ringen versehen. Der obere Rand des Kessels ist uͤber den oberen Ring umgebogen und der Ring in der Mitte ist an den Kessel fest angenagelt. Diese Ringe dienen um die Zuͤge zu befestigen, an welchen der Kessel aufgehaͤngt ist; die Zuͤge vereinigen sich an den Enden einer Art von Wagebalken, so daß jeder Kessel sich um sich selbst drehen kann. Der Balken ist in der Mitte verdoppelt und jeder Theil desselben mit einem Loch zur Aufnahme einer Schraube versehen; man sieht leicht ein wie die Kessel mit dieser Schraube, welche in eine Mutter eingreift, in die Hoͤhe gezogen werden koͤnnen. Das Stuͤk Holz p nimmt die Schraube auf und befestigt sie unwandelbar. Man kann sich leicht eine Vorstellung von dem Spiel dieses Apparates machen: man beschikt einen der Kessel, macht Feuer darunter an, laͤutert und sobald das Kochen befuͤrchten laͤßt, die Fluͤssigkeit moͤchte uͤber den Kessel hinaus laufen, zieht man das ganze System vermittelst der Schraube in die Hoͤhe und dreht die Balken so, daß der Kessel, welcher den gelaͤuterten Saft enthaͤlt, durch den anderen ersezt wird, in welchen man Saft geschuͤttet hat, um das Gleichgewicht herzustellen und seinen Boden gegen das Feuer zu schuͤzen, welches ihn rothgluͤhend machen koͤnnte, ehe noch die Pumpe ihm Fluͤssigkeit zufuͤhren wuͤrde. Diese Methode durch Aufziehen oder Verwechslung der Kessel zu laͤutern, wird in mehreren Fabriken befolgt; sie wurde von Hrn. Oudard angenommen, welcher auch damit zufrieden zu seyn scheint, weil er sie in mehreren Fabriken im noͤrdlichen Frankreich eingefuͤhrt hat. Freilich ist man bei dieser Anordnung sicher, daß die Fluͤssigkeit nicht uͤberkocht, weil man jeden Augenblik das Kochen stillen kann, indem man den Kessel von dem Feuer wegzieht. In dieser Hinsicht Verdient dieser Mechanismus einige Aufmerksamkeit; es fragt sich aber, ob bei ihm nicht noch nachtheiligere Vorfaͤlle Statt finden koͤnnen, als bei den feststehenden Kesseln. Dafuͤr scheinen wenigstens Thatsachen zu sprechen. Wir wollen nicht auf die Frage hinsichtlich der Ersparung an Brennmaterial eingehen, welche bloß durch vergleichende Versuche entschieden werden kann, sondern bloß folgender Thatsache erwaͤhnen, woraus man ersehen kann, wie weit die mit der Behandlung dieses Apparates beauftragten Arbeiter sicher gestellt sind. Im vergangenen Winter brach eines der Eisenstuͤke, welche den Kessel festhielten waͤhrend der Apparat im Gang war, die Fluͤssigkeit lief aus und beschaͤdigte einen Arbeiter und den Director der Fabrik sehr stark. Auf die Nachricht von diesem Vorfalle gaben mehrere Fabrikdirectoren jene Einrichtung auf. Zum Pressen der mit dem Schaum gefuͤllten Filter hat man kleine Schraubenpressen. Man hat fuͤnf Abdampfungskessel; sie sind rechtwinklich und haben folgende Dimensionen: Laͤnge, 5 Fuß; Breite, 3 Fuß; Tiefe, 13 Zoll. Sie stehen alle in einer Reihe und der Saft laͤuft aus den Laͤuterungskesseln in sie. Jeder Kessel steht auf einem besonderen Ofen und ist an seinem vorderen Theile mit einem großen Hahne zum Ausleeren versehen. Die Oefen muͤnden in den Hauptkanal q, welcher mit dem Schornstein in Verbindung ist. Der gelaͤuterte Saft wird auf 15 Araͤometergrade abgedampft, sodann auf die Filter gebracht, welche am vorhergehenden Tage zum Filtriren von Syrup von 28° (am Araͤometer) gebraucht wurden, hierauf auf 28° concentrirt und endlich zum zweiten Mal durch neues Beinschwarz filtrirt, welches man des anderen Tages zum Filtriren des Saftes von 15° verwendet. Der filtrirte Syrup von 28° wird sodann verkocht. Man wendet gewoͤhnlich drei Kessel an, um den gelaͤuterten Saft auf 15° zu bringen und zwei um ihn nach dem Filtriren von 15° auf 28° zu concentriren; so gut man aber auch das Feuer unterhalten mag, so ist man mit der Concentration immer zuruͤk, so daß man noch einen sechsten Kessel zur Concentration beifuͤgen muß. Seitdem man die Kohle in Koͤrnern anwendet, hat man den Gebrauch der Saͤure aufgegeben und die Klaͤrung mit Eiweiß war daher wegen der alkalischen Eigenschaften des Saftes nicht mehr so leicht ausfuͤhrbar, aber bei der geringen Menge des Niederschlages auch nicht mehr so noͤthig. Der Klaͤrungskessel, dessen Anordnung man in dem Grundriß sieht, wurde daher, wenn nicht unnuͤz, doch weniger noͤthig. Man kann ihn anwenden um den Syrup, wenn er schwierig filtrirt, wieder zu erhizen. Die Filter sind denjenigen des Hrn. Dumont aͤhnlich; sie fassen ungefaͤhr 200 Liter. Die kleine Roͤhre, welche der Luft Zutritt verschafft, ist außerhalb des Filters und auf dem Hahn angebracht. Zu der gewoͤhnlichen Arbeit in der Fabrik haͤlt man sieben Filter bereit. Die Kohle wendet man in Koͤrnern an und nimmt 115 Pfd. davon auf 30 Hectoliter gelaͤuterten Saft. Der Verkochungskessel wird durch Dampf von 2 1/2 bis 3 Atmosphaͤren Druk erhizt. Dieser Dampf schlaͤngelt sich in einem aus 14 Roͤhren von ungefaͤhr 1 Zoll Durchmesser bestehenden Apparate; dieser Rost bleibt an dem Arm r aufgehaͤngt, wenn man die verkochte Fluͤssigkeit ausleert. Die Fuͤllstube ist neben der Werkstaͤtte. Das Kuͤhlgefaͤß ist auf einem Gestelle mittelst zweier Drehzapfen befestigt, so daß es sehr leicht entleert werden kann. Es faßt 700 bis 800 Liter. Man haͤlt noch einen zweiten Kessel zum Verkochen der Melasse bereit. Der Dampfkessel hat die Kraft von 7 bis 8 Pferden, aber man versichert, daß er bei der Kraft von 6 Pferden seinen Zwek eben so gut erfuͤllen wuͤrde. Die Puzstube und die Waͤrmstube sind in demselben Lokale; jene liegt dem Raume wo verkocht wird, zunaͤchst. Man braucht zu den Arbeiten nur ungefaͤhr die Haͤlfte dieses Lokales und die Waͤrmstube ist daher zu geraͤumig. Indessen erfordert das wiederholte Bleichen (clairçage, vergl. polyt. Journ. Bd. XXXIII. S. 216.), welches man fast mit allen Producten in dieser Fabrik vornimmt, einen großen Raum. Das Comptoir ist ziemlich in der Mitte der Fabrik, was die Aufsicht uͤber die Arbeiten erleichtert.

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