Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 40, Jahrgang 1831, Nr. LV., S. 312
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LV. Miszellen. Miszellen. Verzeichniß der vom 28. Maͤrz bis 14. April 1831 zu London ertheilten Patente. Dem Thomas Brunton, Esq. in Park Square, Regent's Park, in der Grafschaft Middlesex: auf eine Verbesserung an gewissen Apparaten, wodurch sie zur Destillation anwendbar werden. Ihm von einem Fremden mitgetheilt. – Dd. 28. Maͤrz 1831. Dem Thomas Coleman, von St. Alban's, in der Grafschaft Hertfordshire: auf einen verbesserten Sattelgurt. – Dd. 29. Maͤrz 1831. Dem John Wallace, Gelbgießer zu Leith: auf einen verbesserten Sicherheitsherd fuͤr Schiffe. – Dd. 31. Maͤrz 1831. Dem James Slater, Bleicher zu Salford, in der Grafschaft Lancaster: auf eine verbesserte Methode Dampf zu erzeugen, um ihn als Triebkraft und in den Fabriken zu benuzen, so wie auch an Fahrzeugen oder der hierzu noͤthigen Maschinerie. – Dd. 2. April 1831. Dem William Rutherford, Jun. Bankagent zu Jodburgh in Schottland: auf Verbesserungen an Sicherheitsschloͤssern. – Dd. 14. April 1831. Dem Samuel Morand, Kaufmann zu Manchester, in der Grafschaft Lancaster: auf eine verbesserte. Strekmaschine. – Dd. 14. April 1831. Dem Thomas Brunton, Esq. in Park Square, Regent's Park, in der Grafschaft Middlesex.: auf eine Verbesserung an gewissen Apparaten, wodurch sie zu Dampfmaschinen anwendbar werden. Von einem Fremden mitgetheilt. – Dd. 14. April 1831. Demselben auf eine Verbesserung an gewissen Apparaten, wodurch sie zum Raffiniren des Zukers anwendbar werden. Von einem Fremden mitgetheilt. – Dd. 14. April 1831. Dem Thomas Gaunt, Gentleman in Chapman Street, Islington, in der Grafschaft, Middlesex und George Frederick Eckstein, Ofenfabrikant in Holborn, in derselben Grafschaft: auf Verbesserungen an Roͤsten fuͤr Oefen. – Dd. 14. April 1831. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Mai 1831, S. 311. Verzeichniß der vom 19. bis 29. April 1817 zu London ertheilten und jezt verfallenen Patente. Des Edward Nicholas, Paͤchters zu Langattock Vibon Avell, Monmouthshire: auf einen verbesserten Pflug. – Dd. 19. April 1817. Des Antonio Joaquin Friere Marroce, Kaufmanns in Broad Street Buildings, London: auf ein Verfahren ein verbessertes Instrument zu verfertigen, womit man die Laͤnge zur See berechnen und ausmitteln kann; welches ihm von Luis Coctane Altina de Campos mitgetheilt wurde. – Dd. 29. April 1817. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai 1831, S. 310. Gurney's Dampfwagen. Das Mechan. Magaz. N. 402 gibt S. 123 einen Brief des Hrn. John Herapath Esq. an den Herausgeber der Times uͤber Hrn. Gurney's Dampfwagen, aus welchem wir Folgendes ausziehen. Diese Wagen laufen, wie unsere Leser wissen, seit zehn Wochen taͤglich zwischen Cheltenham und Gloucester hin und her; sie legen diesen Weg, 9 engl. Meilen (beilaͤufig 4 1/2 Poststunden), mit 10–12 Passagieren beladen, in 40 Minuten zuruͤk, was also im Durchschnitte 13 1/2 Meile (6 1/2 Stunden auf die Stunde) gibt; sie gewinnen daher, kaufmaͤnnisch gesprochen, 50 per Cent an Schnelligkeit gegen den Eilwagen von Cheltenham, welcher denselben Weg in Einer Stunde zuruͤklegt. Vor Kurzem soll man nun diesem Dampfwagen auch noch eine Landkutsche angehaͤngt haben, so daß die Passagiere nach Belieben unter dreierlei Arten zu fahren waͤhlen koͤnnen: sie koͤnnen naͤmlich innen in der Landkutsche, oder außen auf derselben, oder in dem Dampfwagen selbst sizen. Auf diese Weise nun werden 22 Personen statt 12 von einer einzigen Maschine gefahren, wobei das angehaͤngte Gewicht von 26 Cent. die Schnelligkeit in den 9 Meilen bloß um 4 Minuten verminderte. Dieser erste Versuch nun gelang so wohl, daß die Unternehmer beschlossen, eine Fahrt zwischen Birmingham und Bristol und in anderen Theilen des Koͤnigreiches zu errichten. Ein sehr leichter und eleganter Wagen wurde nach Edinburgh geschikt, um zwischen dieser Stadt und Glasgow zu laufen. Mit diesem machten Hr. Gurney und Hr. Herapath vor Kurzem Versuche, um die Kraft eines neu erfundenen Aufhaltapparates und andere Verbesserungen an demselben zu erproben. Sie versuchten zuerst den Dampf abzusperren, und die Reibung allein wirken zu lassen; auf diese Weise hielt der Wagen beladen und mit einer Schnelligkeit von 11 engl. Meilen auf die Stunde gehend, die Albanystraße abwaͤrts in 5–6 Secunden, aufwaͤrts aber in 4 Secunden an. Hierauf machten sie mehrere Versuche mit dem Aufhaltapparate, aus welchen hervorgeht, daß der Wagen, mit demselben Gewicht beladen und mit derselben Schnelligkeit fahrend, in 2 Secunden still hielt, und in weiteren 2 Secunden wieder eben so schnell fuhr, woraus die große Nuͤzlichkeit dieser Erfindung zur Verhuͤtung von Ungluͤksfaͤllen und Gefahr am besten hervorgeht. Die Wirkung des Apparates soll wirklich so schoͤn und uͤberzeugend gewesen seyn, daß Hr Herapath wuͤnsche, daß alle wissenschaftlichen Zweifler an dem Gedeihen der Dampfwagen auf gewoͤhnlichen Wegen bei den Versuchen gegenwaͤrtig gewesen waͤren. Hatten dieselben, sagt Hr. Herapath, gesehen, wie die Maschine mitten in der groͤßten Eile, und ohne sichtbare Ursache und Anstrengung, ploͤzlich still stand, und dann eben so schnell nach Ruͤkwaͤrts lief; wie sie in einem Augenblike an einen anderen Wagen zu gerathen drohte, und im naͤchsten demselben auswich, indem sie ihren Lauf aͤnderte, still stand oder sich zuruͤkzog, und wie sie noch mehrere andere Bewegungen ausfuͤhrte, so wuͤrden sie in Versuchung gerathen seyn, darin ein Buͤndniß mit Belzebub zu sehen. Die Verbesserungen, welche diese Dampfwagen erleiden werden, wenn sie ein Mal 12 Monate gelaufen sind, werden noch mehr zur Verbreitung derselben beitragen. Schon jezt sind deren sehr wichtige daran vorgenommen worden. Statt daß der Dampfapparat noch eine bloße Zigmaschine fuͤr einen anderen Wagen ist, bildet er jezt auf denselben Raͤdern innen geschmakvollen Kasten zur Aufnahme von Reisenden, ohne daß jedoch der Grundsaz durch Zug zu wirken, aufgegeben waͤre. Die Hize des Dampfkessels wird, bis auf einen geringen Grad von Waͤrme, welcher im Winter die Wagen angenehm macht, ohne sie im Sommer laͤstig zu machen, durch eine sinnreiche Erfindung abgeleitet. Die Zangen und Schuhhaken, um den Wagen stehen zu machen, wurden durch den eben erwaͤhnten Aufhaltapparat ersezt. An dem Dampfkessel wurden Verbesserungen angebracht, sowohl um seine Kraft zu erhoͤhen, als im denselben mechanisch, und nicht bloß chemisch, reinigen zu koͤnnen. Der Wasserbehaͤlter war fruͤher einfach und vorn an dem Dampfkessel befindlich, jezt ist er in zwei bedeutend groͤßere Kessel getheilt, und unter den Sizen der Reisenden angebracht, wodurch die Kraft erhoͤht wird, indem ein groͤßeres Gewicht auf die interen Raͤder druͤkt, und wodurch der Wagen im Stande ist, laͤngere Zeit fortzulaufen, ohne frisches Wasser aufnehmen zu muͤssen. Die Maschinerie ist jezt auch viel zierlicher; namentlich sind die garstigen Eisenstangen von der aͤußeren Seite der Hinteren Raͤder entfernt, und an die innere Seite versezt worden, wo sie sowohl zur Staͤrke als zur Schoͤnheit des Wagens beitragen. Auch der Rauchfang kann leicht eingeschlossen werden, so daß der Wagen bald eben so schoͤn, als kraftvoll und nuͤzlich seyn wird. – Hr. Herapath vergleicht Hrn. Gurney's Erfindung mit den Dampfwaͤgen auf den Eisenbahnen, welche 30–35 Meilen in einer Stunde zuruͤklegen, und bemerkt, daß, da die Reibung auf den Eisenbahnen nur 1/20 von jener auf den gewoͤhnlichen Straßen betraͤgt, Hrn. Gurney's Wagen, welche 13–14 Meilen in der Stunde auf unseren Straßen zuruͤklegen, auf den Eisenbahnen nicht 30–35, sondern 20 Mal 13–14 Meilen, d.i. 260–280 Meilen in Einer Stunde zuruͤklegen wuͤrden, vorausgesezt, daß die mechanischen Geseze auch hier befolgt werden, und daß die Materialien und der Widerstand der Luft dieß gestattet. – Am Schlusse seines Briefes bemerkt Hr. Herapath, daß die Directoren der Schlagbaͤume um London in ihre Acten eine Clausel einfuͤhrten, der zu Folge sie von jedem Wagen, der durch eine Maschine bewegt wird, einen Zoll von 1 Shill. (36 kr.) erheben, obschon erwiesen ist, daß ein solcher Wagen die Straße nur den siebenten Theil so viel abnuͤzt, als ein Wagen mit vier Pferden, welcher doch nur einen Zoll von 10 Den. (30 kr.) zahlt, waͤhrend er, dem Verhaͤltnisse des Schadens gemaͤß, nicht weniger als 7 Shill. (4 fl. 12 kr.) bezahlen sollte. Er fraͤgt, wie eine so unverhaͤltnißmaͤßige Taxe, welche mit der Gerechtigkeit, dem gesunden Verstande und den Versprechungen der Minister so sehr im Widerspruche steht, auf das Genie und den Erfindungsgeist, und mithin auch auf das Wohl der Menschheit gelegt werden koͤnne. Er findet den Grund nur darin, daß alle Administratoren, vom Minister herab bis zum untersten Schreiber, geneigt sind, auf das die meiste Taxe zu legen, wofuͤr sie selbst nicht leicht etwas zu zahlen haben werden, und sagt, daß die Zollbehoͤrden weit besser daran thaͤten, sich mit Verbesserungen der Wege zu beschaͤftigen, welche die Einfuͤhrung der Dampfwagen beguͤnstigen, als diese lezteren mit einer Auflage zu belegen, welche um 600 per Cent groͤßer ist, als sie dem Verhaͤltnisse und der Billigkeit nach seyn sollte. Achtraͤderiger Wagen. Am Ende des vorigen Jahrhundertes wurden einige Landkutschen mit acht Raͤdern erbaut, von welchen zwei einige Zeit hindurch zwischen Bath und Bristol fuhren. Sie waren so gebaut, daß jedes Rad seinen Theil an der Last trag und nicht mehr; und die Folge davon war, daß, wenn ein Rad uͤber einen Stein von 2 Zoll Hoͤhe ging, der mittlere Theil des Wagens bloß um 1/4 Zoll gehoben wurde, so daß diese Wagen vielleicht die bequemstem waren, worin je Reisende fuhren. Ein Mann zu Bristol, welcher laͤngere Zeit einen solchen Wagen lenkte, sagt, daß er, außer der Bagage, 14 Passagiere im Wagen und 16 außen auf demselben fuhr, und daß er die Streke zwischen den beiden genannten Staͤdten, welche 12 englische Meilen (beilaͤufig 6 Poststunden) betraͤgt, und auf welcher der Weg damals weit schlechter war, mit denselben vier Pferden in 2 Stunden zuruͤklegte. Der Grund, warum diese Wagen aufgegeben wurden, soll gewesen seyn, daß sie um einen zu niedrigen Preis fuhren, so daß sie oft mit einem Haufen gemeinen Volkes gefuͤllt waren, was die achtungswertheren Reisenden, auf welche die Eigenthuͤmer doch allein sicher zaͤhlen konnten, zuruͤkschrekte. Damit hat jedoch das Princip derselben nichts zu schaffen, im Gegentheile bestaͤtigt obiger Bericht die Theorie, welche ich aufstellte, daß ein Gewicht um so leichter gezogen werden kann, je groͤßer die Zahl der Raͤder, auf welche das Gewicht vertheilt ist. (Aus Joseph Storr's Fry Essayon Wheel Carriages im Mechan. Mag. N. 402. S. 126.) Ueber die Vortheile der Dampfbothe im Kriege befindet sich im Mechan. Magaz. N. 396. S. 20 ein interessanter, mit Mile unterreichneter, Aufsaz, welcher aus dem United Service Journal gezogen ist. Er wurde durch Hrn. Mauguin's Aeußerung, daß Frankreich durch Dampfbothe, Waffen und Soldaten nach Irland schaffen koͤnne, veranlaßt, und sucht zu beweisen, daß, England mit einem kraͤftigen Ministerium an der Spize, im Fall eines Krieges die Haͤfen Frankreichs mit bewaffneten Dampfbothen und andere Kriegsschiffen so hermetisch schließen kann, daß Frankreich nimmermehr im Stand ist auch nur eine irgend etwas bedeutende Anzahl von Dampfbothen auszuruͤsten indem es nur an wenigen Orten die Maschinerie zu verfertigen im Stande ist und nur in den noͤrdlichen Departements Kohlen besizt. Er beweist ferner, das die Dampfbothe besonders geeignet sind zur Aufrechthaltung einer strengen Blokade, und zum Angriffe der Kriegsschiffe bei Windstille, indem solche Angriffe selbst von den spanischen Ruderbothen im Jahre 1797 oder 1798 mit Vortheil gegen zwei englische Linienschiffe bei einer Windstille gemacht wurden, und daß sie nur in wenigen Faͤllen von Segelschiffen zu befuͤrchten haben: denn wenn der Wind lezteren sehr guͤnstig ist, so brauchen sie nur gerade gegen den Wind zu steuern, um ihnen zu entgehen. Es bleibt aber noch Vieles zu thun, um ein bewaffnetes Dampfboth auf einen gewissen Grad von Vollkommenheit zu bringen; die Ruder muͤssen geschuͤzt, und die Maschinerien vorzuͤglich gegen den Nachtheil verwahrt werden, welchen die, durch das Abfeuern der Kanonen hervorgebrachte, Erschuͤtterung an der Empfindlichkeit desselben hervorbringen kann. Es ist hierbei wohl vorauszusehen, daß die am Ende eines Krieges ausgeruͤsteten Dampfbothe wesentlich verschieden seyn werden von jenen, die am Anfange desselben gebraucht wurden, und groͤßere Vortheile darbieten werden; zur Bezwekung dieser Verbesserungen nun wuͤnscht unser Herr Miles gewisser Maßen einen Krieg. Lieut. Drummond's Beleuchtung der Leuchtthuͤrme. Hr. Lieutenant Drummond theilt der Royal Society seinen Vorschlag zu einer neuen Beleuchtungsart der Leuchtthuͤrme mit, welcher sich im Auszuge im Mechan. Magaz. N. 396. S. 25 befindet. Wir geben einen Auszug dieses Auszuges, mit Hinweglassung der Auffuͤhrung der bisher vorgeschlagenen und wirklich befolgten Methoden. Hr. Drummond nimmt zur Beleuchtung das Licht einer stark erhizten Kugel oder eines Cylinders von Kalk. Er benuͤzte dieses Licht bereits fruͤher in mehreren Faͤllen, wo er Aufsicht zu fuͤhren hatte, und brachte bei solchen Gelegenheiten die grobe Hize, welche noͤthig war, dadurch hervor, daß er Sauerstoffgas durch eine Weingeistflamme stroͤmen ließ. Da jedoch die Anwendung des Weingeistes in so großer Menge, als es zur Beleuchtung eines Leuchtthurmes nothwendig ist, zu kostspielig waͤre, so schlug Lieut. Drummond Wasserstoffgas statt desselben vor, und dieses entspricht auch allen Anforderungen vollkommen. Er erfand dazu einen Apparat, an welchem das Sauerstoff- und Wasserstoffgas in getrennten Roͤhren bis in die Nahe der Kalkkugel oder des Cylinders geleitet werden; an diesem Punkte vermischen sich die beiden Gase, und erzeugen einen Luftstrom, welcher die Kugel bestaͤndig in einem hohen Grade von Hize erhaͤlt. Hrn. Drummonds Methode wurde vor Kurzem in Trinity-house versucht, und gab erstaunliche Resultate: das Licht, welches eine Kalkkugel von 3/8 Zoll Durchmesser verbreitete, die durch zwei Stroͤme der Gasmischung erhizt wurde, kam jenem von 13 Argand'schen Lampen gleich, und dabei kostet die Unterhaltung desselben in einer Stunde bloß 2 Shill. 6 Pence, d.i. 1 fl. 30 kr! Schachspiel mit lebenden Figuren. Im Mechan. Magaz. N. 396. 12. Mai 1831 S. 17 befindet sich ein Aufsaz eines Hrn. Henry D – in Liverpool, worin er vorschlaͤgt, in den großen Schachspiel-Clubs und zur Unterhaltung des Publikums, das Schachspiel mit lebendigen Figuren, und zwar mit zwekmaͤßig gekleideten oder maskirten Kindern oder Erwachsenen, zu fuͤhren. Er beschreibt nach einer kurzen Geschichte des Schachspieles, worin bemerkt wird, daß schon Johann von Oesterreich und ein Herzog von Weimar mit wirklichen Soldaten Schach spielten, die Vorrichtungen, welche er ausgedacht hat, um die Bewegungen der lebendigen Figuren zu leiten, ohne daß etwas Anderes, als das Wort Schach, ausgesprochen werden darf. Diese Vorrichtungen werden auch durch Abbildungen erlaͤutert, auf welche wir unsere schachlustigen Leser verweisen. Es scheint uns, daß diese lebendigen Schachfiguren dessen ungeachtet ein gehoͤriges Exercitium nothwendig haben, wenn ihre Manoͤuvres nicht mit allgemeiner Verwirrung endigen sollen. Wie man uͤbrigens ein Vergnuͤgen daran haben kann, 48 Menschen, welche durch ihre Haͤnde Nuzen schaffen koͤnnten, in 48 Figuren zu verwandeln, welche bloß zur Spielerei dienen, ist uns unbegreiflich. Bericht des Hrn. de Lambel uͤber die Schießgewehre des Hrn. Luzier, ehemaligen Gewehrfabrikanten zu St. Etienne, mit Einem Laufe und zwei Schuͤssen. Hr. Luzier legte dem Comité der mechanischen Kuͤnste einen Karabiner, Sattel- und Taschen-Pistolen vor, welche mit zwei Zuͤndpfannen versehen sind, aber in einem einzigen Laufe zwei auf einander befindliche Ladungen enthalten, welche nach Belieben, nach einander oder auf ein Mal abgeschossen werden koͤnnen. Bei dem ersten, auf der Schießstaͤtte des Hrn. Renette angestellten Versuche schoß man in meiner Gegenwart acht Mal uͤber den untersten Schuß aus einer Sattelpistole, ohne daß dieser los gegangen waͤre. Die Ladung betrug 8 Grane, und die Kugeln wogen 3 Quentchen 48 Gr. (metrisches Gewicht). Man schoß hierauf den ersten Schuß ab, und lud nun 10 Mal nach einander in die erste Ladung eine, nach einem Durchmesser durchbohrte, Kugel, und hierauf die zweite Ladung. Beide Schuͤsse gingen immer zugleich los, und ohne daß der Ruͤkstoß der Pistole merklich staͤrker und laͤstiger gewesen waͤre. Derselbe Versuch, mit dem Karabiner angestellt, gab gleiche Resultate; die Ladung betrug 20–30 Grane, die Kugeln wogen 5 Quentchen 43 Grane. Die Dike der Waͤnde der Laͤufe dieser Gewehre gewaͤhrt einen Widerstand, welcher die Kraft der beiden zugleich abgehenden Schuͤsse weit uͤbertrifft. Dieselben Versuche wurden auf der Schießstaͤtte des Hrn. Lepage in Gegenwart mehrerer Mitglieder des Comité mit gleichem Erfolge wiederholt; die Ladung des ersten Schusses konnte immer vollkommen von der Kammer gefaßt werden, welche zur Aufnahme derselben in der Schwanzschraube angebracht ist, und der zweite Schuß ging immer ab, ohne das Pulver des ersten zu entzuͤnden. Hr. Luzier brachte uͤberdieß zwei Zeugnisse von Sachverstaͤndigen bei, welche dieselben Eigenschaften, und die Abwesenheit aller Gefahr bei diesen Schießgewehren bezeugen. Hr. Lepage, ein bekannter Gewehrfabrikant, verband sich auch mit Hrn. Luzier, um Gewehre nach dem Systeme desselben zu verfertigen.; Die Naͤhe der beiden Druͤker an einander ließ befuͤrchten, daß man dieselben verwechseln koͤnnte. Hr. Lepage verfertigte daher, im Einverstaͤndnisse mit Hrn. Luzier, Taschenpistolen mit einem einzigen Druͤker. Man kann denselben nach dem Abgange des zweiten Schusses druken, wie man will, und der erste wird nicht losgehen; uͤberlaͤßt man aber denselben sich selbst, so spannt er sich fuͤr sich, um auch den ersten Schuß abzuschießen. Die Vortheile solcher Stuzen, auf die Jagd angewendet, sind, daß man zwei Kugeln aus Einem Laufe schießen kann, wodurch die Richtigkeit des Schusses gewinnt. Man kann auch den ersten Schuß mit einer Kugel und den zweiten mit Blei schießen; zwei Schuͤsse mit Blei sind aber nicht thunlich, indem es die Genauigkeit des Calibers der ersten Kugel im Vergleiche mit ihrer Kammer ist, welche die Flamme des zweiten Schusses hindert zu dem Pulver des zweiten zu gelangen. Die Bleikugeln werden durch den bloßen Stoß mit dem Kloͤppel, der zum Laden dient, etwas im Durchmesser vergroͤßert, so daß sie genau die fuͤr sie bestimmte Kammer ausfuͤllen, und daher die Explosionen verhindern. Das System des Hrn. Luzier scheint daher dem Comité der mechanischen Kuͤnste mehrere Vortheile darzubieten, welche Frankreichs Handel mit Schießgewehren beguͤnstigen koͤnnen, und die Aufmunterung des Erfinders durch die Gesellschaft verdienen. (Aus dem Bulletin d. l. Société d'encouragement. Janvier 1831. S. 63.) Hrn. Meunier's Methode den Stahl weich zu machen. Hr. Gaultier de Claubry erstattete der Société d'encouragement etc. im Namen des Comité der chemischen Kuͤnste Bericht uͤber das Verfahren des Hrn. Meunier, um Stahl zu erweichen. Da Hr. Meunier seine Methode noch geheim gehalten haben will, so ergibt sich aus dem Berichte bloß, daß dieselbe ihrem Zweke gut entspricht und noch große Vortheile gewaͤhren koͤnne. Hr. Tiolier fand, daß die, von Hrn. Meunier behandelten Muͤnzstaͤmpel vollkommen erweicht waren, jedoch schien ihm seine eigene Methode dieselben Resultate zu liefern. Hrn. Galle hingegen bezeugte, daß ihm Hrn. Meunier's Methode alle uͤbrigen bisher bekannten zu uͤbertreffen scheine. Eines der Mitglieder des Comité untersuchte den Stahl des Hrn. Meunier und uͤberzeugte sich von der großen Weichheit desselben. Stahlknoͤpfe aus seinem preparirten Stahle lassen sich leicht zwischen den Fingern biegen; zwei Platten desselben gegen einander geschlagen platten sich an den Beruͤhrungspunkten ab; mit einer kleinen Sage lassen sich leicht Stangen von 10–12 Linien im Gevierte durchschneiden, wobei man findet, daß das Korn in allen Theilen gleich ist, mit einem gewoͤhnlichen Messer lassen sich leicht Spaͤne von diesen Stangen wegnehmen. Endlich erhaͤlt der erweichte Stahl durch die Haͤrtung mittelst Eintauchen in kaltes Wasser alle seine Eigenschaften wieder. Das Verfahren des Hrn. Meunier scheint sogar zu denselben Resultaten zu fuͤhren, welche Hr. Perkins (Polyt. Journal Bd. XXII. S. 300.) erreichte, indem er den Stahl so sehr erweichte, daß er selbst mit Kupfer gestochen werden konnte. (Bulletin de la Société d'encouragement. Javier 1831. S. 64.) Ueber das Faͤrben der Huͤte. Hr. Merimée stellte im Bulletin de la Société d'encouragement Dec. 1830, S. 465 Bericht uͤber einige Abhandlungen ab, welche diese Gesellschaft in Folge des von ihr ausgeschriebenen Preises auf Verbesserung des Faͤrbens der Huͤte erhielt. Der Verfasser von einer derselben, welchem das Programm zu spaͤt bekannt wurde, hatte nicht die Absicht als Concurrent aufzutreten und theilte bloß einige Versuche mit, welche die Theorie der Filzfaͤrberei aufklaͤren koͤnnen Diese Versuche gaben in der That sehr interessante Resultate: sie bewiesen zum Beispiel, daß zum Faͤrben der Wolle das schwefelsaure Eisen dem essigsauren vorzuziehen ist, daß die Schwefelsaͤure, wenn man sie mit ihrem achtfachen Gewicht Wasser verduͤnnt, den Filz im Sieden angreift, daß sie aber keine merkliche Wirkung auf denselben aͤußert, wenn man sie mit etwas Gummi versezt. Die Gesellschaft verspricht diese Abhandlung bekannt zu machen, sobald die Versuche wiederholt worden sind. Hr. Sauveroche, ein Faͤrber zu Perigueux schikte ein Verfahren ein, welches sehr scharfsinnig und ganz neu ist. Es besteht darin, daß man zuerst die zur Hutfabrikation angewandte Substanz faͤrbt: so faͤngt er damit an, die Biber-, Hasen-, Kaninchen-, Rattenhaͤute etc. zu faͤrben; er beizt alsdann diejenigen von den Haaren, welche sich ohnedieß nicht filzen koͤnnen. Seine Farbe ist so solid, daß sie durch salpetersaures Queksilber nicht angegriffen wird und selbst durch Walken nur wenig verliert, es bleibt also in dem Filz ein sehr satter, schwarzer Grund, welcher durch ein schwaches Nachfaͤrben ganz dunkel wird. Beim ersten Faͤrben verbindet er das falbe Pigment des Krapps mit dem blauen des Indigo; beim zweiten wendet er Eisen- und Kupfervitriol mit Kampeschenholz und Krapp an. Hr. Sauveroche trat uͤbrigens (weil er sein Verfahren noch nicht zur Vollkommenheit gebracht zu haben glaubt) nicht als Concurrent auf und legte seiner Abhandlung bloß kleine Stuͤke von Hauten, Tuch und Wolle bei; welche er zuerst mit dem falben Pigment des Krapps gefaͤrbt und sodann durch Indigo in Blau uͤbergefuͤhrt hatte. Das Verfahren des Hrn. Sauveroche ist also demjenigen aͤhnlich, welches man beim Schwarzfaͤrben der Tuͤcher befolgt, denen man zuerst einen blauen Grund gibt. Alle Faͤrber wissen, daß man Schwarz erhaͤlt, wenn man die drei Farben, Gelb, Roth und Blau vereinigt, Niemand aber hat unseres Wissens vor Hrn. Sauveroche Schwarz gefaͤrbt, indem er bloß das falbe Pigment des Krapps mit dem blauen des Indigo verband. Ein anderer Faͤrber, Hr. Huault, schikte drei wasserdichte Huͤte ein, die nach einem Verfahren von seiner Erfindung gefaͤrbt worden waren, naͤmlich vermittelst eines kupfernen Drehrades, welches durch ein Uhrwerk in Bewegung gesezt wurde. Seine Huͤte sind glaͤnzend schwarz und widerstehen der entfaͤrbenden Einwirkung der Sonne; der innere Ueberzug, welcher sie wasserdicht macht, ist ganz unversehrt und sie lassen uͤberhaupt nichts zu wuͤnschen uͤbrig. Hr. Huault theilte von seinem Verfahren keine Beschreibung mit, wiederholte es aber in Gesellschaft einiger Mitglieder der Société d'encouragement, indem er erklaͤrte, daß er es noch einige Jahre geheim zu halten wuͤnsche; unter diesen Umstaͤnden konnte ihm der Preis von drei tausend Franken nicht zuerkannt werden; indessen kam man mit ihm dahin uͤberein, daß er die Beschreibung des Verfahrens deponirt, und daß es die Gesellschaft im Jahre 1836 bekannt machen darf; er erhielt nun die goldene Medaille erster Classe. Neu erfundene Methode schwarz zu faͤrben. Die HH. Watson und Sohn zu Leeds sollen eine neue Methode gefunden haben, nach welcher sie verschiedene Zeuge schwarz zu faͤrben im Stande sind, so daß die Farbe den staͤrksten Reagentien widersteht, ohne eine Veraͤnderung zu erleiden. (Observer. Galign. Messenger. N. 5019) Geheimniß der chinesischen Faͤrber. Die Chinesen faͤrben nie feine Seide mit reichen Farben fruͤher, als bis der Nordost-Passatwind eingetreten, welchen sie Pak Fung nennen, und der gewoͤhnlich zu Anfang Septembers erscheint. Die Luft wird dann so troken, daß hoͤlzerne Boͤden, welche nicht gehoͤrig ausgetroknet waren, Spruͤnge von wenigstens 1 Zoll Weite bekommen. Diese Beruͤksichtigung des Zustandes der Luft begruͤndet das ganze Geheimniß des großen Glanzes und der Dauerhaftigkeit der chinesischen Farben. (Mech. Mag. N. 402. S. 127.) Geschwindigkeit eines Fußgaͤngers. Capt. Nesbitt ging 19 italiaͤnische Meilen in 5 Stunden. (Dubl. Journ. Galign. N. 4947.) Wettlauf eines Pferdes in England. Hr. Hartley zu Manchester besizt eine alte kastanienbraune Stute, 14 Faͤuste 1 Zoll hoch, welche dem Aussehen nach kaum im Stande zu seyn scheint, schneller als im Passe zu gehen. Er wettete mit derselben innerhalb 12 Stunden 100 englische Meilen (beilaͤufig 50 Poststunden) zuruͤkzulegen, und gewann seine Wette, welche 100 Souverainsd'or galt. Die Stute zog ein Waͤgelchen, welches an 3 Ctn., und den Eigenthuͤmer, der 195 Pfd. wog; sie kam 24 Minuten vor dem Ablaufe der bestimmten Zeit am Ziele an, und war nicht im geringsten erschoͤpft, sondern in einem Zustande, als koͤnnte sie denselben Weg gleich wieder zuruͤklegen. (Manchester Guardian. Galign. Messeng. N. 5019) Englische Rechtspflege. Die Excise Office in London macht bekannt, daß im vergangenen Jahre vor dem Board of Excise und dessen Beamten im Ganzen 194,612 Eide geschworen wurden!!! – (Globe Galignani. 4994.) Literatur. Franzoͤsische.Léçons de Chimie appliquée à la teinture par M. E.Chevreul. 2. Vol. 8. avec planches. Chez Pichon et Didier à Paris. Da von diesem Werke des Hrn. Chevreul vielleicht eine Uebersezung erscheinen wird und viele unserer Leser sich nach dem Titel desselben eine unrichtige Vorstellung uͤber seinen Inhalt machen koͤnnten, so theilen wir hier den Bericht des Hrn. Gaultier de Claubry uͤber dasselbe aus dem Bulletin de la Société d'encouragement, Jan. 1831, S. 94 mit. Was in den bis jezt erschienenen Vorlesungen des Hrn. Chevreul mitgetheilt wurde, findet man fast in allen neueren Lehrbuͤchern der reinen Chemie. Wir sind sehr begierig, was uns ein so ausgezeichneter Chemiker wie Hr. Chevreul in der Folge uͤber die Faͤrbekunst mittheilen wird, und werden nicht ermangeln auf die Forsezung seines Werkes zuruͤkzukommen. Hr. Gaultier de Claubry sagt: Das Studium der Chemie ist noch immer nicht in alle Werkstaͤtten, in welchen es erfordert wuͤrde, gedrungen. Eine der Kuͤnste, zu deren Vervollkommnung diese Wissenschaft am unentbehrlichsten ist, ist unstreitig die Faͤrbekunst. Die in derselben angewendeten verschiedenen Verfahrungsarten sind fast lediglich auf rein chemische Operationen gegruͤndet, und man kann wohl sagen, daß ein Faͤrber, der seine Kunst mit Vortheil ausuͤben und auch nur einige Verbesserungen in derselben anbringen will, der Kenntnisse in der Chemie nimmermehr entbehren kann. Der chemische Lehrcurs, welcher in der Gobelinsfabrik gehalten wird, ist vorzuͤglich darauf berechnet, denjenigen, welche sich mit der Farbekunst beschaͤftigen, die dazu noͤthigen chemischen Kenntnisse zu verschaffen. Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß die so nuͤzliche Errichtung dieses Lehrcurses auch fuͤr andere Kuͤnste nachgeahmt wuͤrde, indem man nur die gluͤklichsten Resultate von derselben erwarten koͤnnte: denn wenn die Wissenschaft den Fabrikanten nuͤzlich ist, so darf man andererseits auch nie vergessen, daß diese keine Gelehrten werden sollen, und daß der Unterricht, welcher fuͤr einen speciellen Zwek gegeben wird, weit besser die Bedingungen erfuͤllt, die die Belehrung der Gewerbsleute erfordert. Der Lehrer ist hier im Stande, so lang als es nothwendig ist, bei den Punkten zu verweilen, die fuͤr jene wichtig sind, zu welchen er spricht, waͤhrend sie fuͤr jedes andere Auditorium hoͤchst langweilig und laͤstig seyn, und mithin den Gang des Unterrichtes hemmen wuͤrden. Man muß aber ebenso bedenken, daß es, um irgend einen Theil der Wissenschaft in gehoͤrigem Maße zu kennen, und um faͤhig zu werden die erworbenen Kenntnisse nuͤzlich anzuwenden, nicht hinreicht mit den einzelnen Theilen bekannt zu seyn, sondern daß man dazu unumgaͤnglich nothwendig wenigstens einen allgemeinen Begriff von der Wissenschaft haben, und auch das kennen muͤsse, was mehr oder weniger direct mit dem erwaͤhlten Theile in Verbindung und Beziehung steht. Diesen Mittelweg muß man zu waͤhlen wissen, und wir muͤssen gestehen, daß er nicht jedes Mal leicht zu finden ist. Hr. Chevreul, dessen Vorlesungen schon vielen Faͤrbern aͤußerst nuͤzlich wurden, scheint uns auf einer dieser Seiten nicht ganz das Uebermaß vermieden zu haben, indem er sich mit viel zu vielen Details der Wissenschaft beschaͤftigt, die fuͤr einen großen Theil seiner Zuhoͤrer nur das Interesse der Neugierde oder Wißbegierde haben koͤnnen; besonders auffallend ist dieß da, wo er sich mit vielen chemischen Verbindungen beschaͤftigt, die fuͤr die Faͤrbekunst nicht von Wichtigkeit sind, und wo er mit Sorgfalt die atomische Zusammensezung derselben angibt. Uebrigens ist dieser Nachtheil durch die Art und Weise, wie die Geschichte derselben dargestellt ist, vollkommen aufgewogen. Der Lehrcursus ist in zwei Theile abgetheilt: im ersten untersucht Hr. Chevreul alle Arten von Koͤrpern, welche die Faͤrbekunst zur Erreichung ihres Zwekes anwendet; dieser Theil allein ist bis jezt erschienen. Der zweite Theil ist der Untersuchung des Verfahrens der Kunst gewidmet, und ist daher unstreitig der wichtigere. Die Einleitung enthaͤlt allgemeine Betrachtungen uͤber die physischen und chemischen Eigenschaften der Koͤrper, zu welchen Hr. Chevreul noch eine dritte Reihe von Eigenschaften hinzufuͤgt, welche er organoleptische nennt. Unter diesen lezteren nun versteht er jene Eigenschaften, welche wir beobachten, wenn Koͤrper unmittelbar mit unseren Sinnesorganen in Beruͤhrung kommen; hierher gehoͤrt also der Einfluß der Koͤrper auf die Haut, den Geruch, den Geschmak und ihre Wirkung auf das Innere unseres Koͤrpers. Der Grund, welcher Hrn. Chevreul veranlaßte, diese Eigenschaften eigens zu unterscheiden, ist die Unwissenheit, in welcher wir im Allgemeinen uͤber die Natur der Wirkung sind, die von den Koͤrpern ausgeuͤbt wird, wenn man eine organoleptische Eigenschaft an denselben beobachtet. Das Holz, der Marmor z.B., auf das Gefuͤhlsorgan angebracht, uͤben nur eine physische Wirkung aus, waͤhrend das Calciumchloruͤr, die Saͤuren, die Aezalkalien eine ganz verschiedene Wirkung hervorbringen. Dieser Unterschied ist wichtig und verdient beruͤksichtigt zu werden. Die scharfsinnigen Versuche, welche Hrn. Chevreul zur Unterscheidung dieser Art von Eigenschaften veranlaßten, und aus welchen besonders hervorgeht, daß der Geschmak der Koͤrper oft von einer Wirkung derselben auf den Geruch abhaͤngt, sind bekannt. Nach diesen allegemeinen Erlaͤuterungen beschaͤftigt sich der Hr. Verfasser mit der Nomenklatur, der Bestimmung der Art und der Beschreibung der Koͤrper, auf deren Untersuchung er hierauf uͤbergeht; er beginnt hierbei mit den einfachen Koͤrpern, und nimmt ihre Nomenklatur, ihre physischen, chemischen und organoleptischen Eigenschaften, ihren Zustand, ihre Bereitung, ihren Gebrauch und ihre Geschichte durch. Bei den zusammengesezten Koͤrpern unterscheidet Hr. Chevreul immer die Faͤlle, in welchen die Koͤrper sich veraͤndern, von jenen, in welchen sie sich nicht veraͤndern; diese Unterscheidung erleichtert das Studium sehr, und classificirt einen großen Theil der chemischen Wirkungen besser; es ist dieß das erste Mal, daß dieselbe in einem Werke angewendet wird. Auf die Geschichte des Wasser- und Sauerstoffes folgt jene des Wassers. In der Folge beschaͤftigt sich Hr. Chevreul mit dem Stikstoffe, dem Silicium, dem Phosphor, dem Arsenik, wobei er die Koͤrper nach der von Ampère aufgestellten Classification ordnet, ohne uͤbrigens die Details derselben anzugeben oder ihre Abtheilungen anzunehmen. Bei den Metallen werden jedes Mal die Verbindungen mit dem Sauerstoff und den uͤbrigen bereits untersuchten Koͤrpern abgehandelt. Der zweite Abschnitt enthaͤlt die bestimmten dreifachen und vierfachen Verbindungen etc., welche durch Verbindung eines einfachen verbrennenden Koͤrpers mit einem zusammengesezten entstehen, oder umgekehrt, z.B. die gekohlstofften Wasserstoffgase, die Cyanogenchloruͤrs, die Hydrocyansaͤure etc. Der dritte Abschnitt umfaßt die dreifachen, vierfachen und mehrfachen Saͤuren und salzigen Grundlagen, welche nicht zu den vorhergehenden gehoͤren, weil man dieselben bei dem gegenwaͤrtigen Stande der Wissenschaft nicht als unmittelbare Verbindungen eines verbrennenden Koͤrpers mit einem Brennstoffe betrachten kann; hierher gehoͤren die organischen Saͤuren und Basen. Im vierten Abschnitt handelt Hr. Chevreul, von den eigentlichen Salzen, deren allgemeine Eigenschaften er zuerst beruͤksichtigt, worauf er die besonderen Charaktere derjenigen Gattungen folgen laͤßt, welche von den Saͤuren oder Basen gebildet werden. Mehrere Stunden sind den Kali-, Ammonium-, Natron-, Thonerde-, Zink-, Eisen-, Blei-, Kupfer und Spießglanzsalzen gewidmet, welche fuͤr den Faͤrber sowohl wegen ihrer Eigenschaften, als wegen ihrer Anwendung wichtig sind. Der fuͤnfte Abschnitt umfaßt die bestimmten, drei-, vier- und mehrfachen Verbindungen, welche aus einer elektronegativen, die Rolle einer Saͤure spielenden, und aus einer elektropositiven, das Alkali vertretenden, Verbindung zusammengesezt zu seyn scheinen; hierher gehoͤren der Alkohol, die verschiedenen Aether, die Stearine, die Butter etc. Hierbei verdient bemerkt zu werden, daß Hr. Chevreul zuerst die Idee aufstellte, welche man spaͤter den HH. Dumas und Prevost zuschreiben zu muͤssen glaubte, daß das gekohlstoffte Wasserstoffgas mit gewissen Saͤuren die Rolle einer Basis spiele. Der sechste Abschnitt umfaßt die drei- und vierfachen, neutralen Zusammensezungen, welche sich noch nicht als unmittelbare Verbindungen eines einfachen oder zusammengesezten verbrennenden Koͤrpers mit einem zusammengesezten oder einfachen Brennstoffe, oder als Verbindungen zweier zusammengesezter Koͤrper betrachten lassen, von welchem der eine die Stelle der Saͤure und der andere jene des Alkali vertritt. Zu diesen Substanzen gehoͤren der Zuker, das Gummi, die Manna, der Kleber etc., welche die erste Unterabtheilung bilden, und die Faͤrbestoffe, welche man bis jezt abscheiden konnte, die die zweite Unterabtheilung ausmachen. Zu diesen lezteren gehoͤren die Indigotine, Hematine, Bresiline, Hematosine, Carmine, Carthamine, Santoline, Orcanettine, Alizarine, Purpurine. Bei der Untersuchung dieser Substanzen bemerkt Hr. Chevreul, daß, obgleich es scheinen moͤchte, daß die Faͤrbestoffe im Zustande der Reinheit vortheilhafter angewendet werden koͤnnten, als die direct aus den Farbwaaren ausgezogenen Faͤrbestoffe, doch die Modificationen, welche dieselben durch ihre Vermischung mit anderen Producten erleiden, oft sehr nuͤzlich fuͤr ihre Anwendung in der Farbekunst werden; daß, uͤberdieß, diese ausgezogenen und abgeschiedenen reinen Faͤrbestoffe oft Veraͤnderungen erleiden, die sie untauglich machen, wie die Erfahrung schon oft gezeigt hat, indem man von verschiedenen auf diese Weise bereiteten Farben, von welchen man sich großen Vortheil versprach, durchaus kein gutes Resultat erhielt. Der siebente Abschnitt endlich enthaͤlt, in der ersten Unterabtheilung die Oehle und zur Seifenbildung geeigneten Fette, die Bereitung der Seife und die Mittel zur Entdekung von Betruͤgereien bei der Bereitung dieser Verbindungen. In der zweiten Unterabtheilung findet man die Geschichte der zum Faͤrben dienenden Substanzen; dieser Artikel ist sehr wichtig fuͤr den Faͤrber, und es ist zu bedauern, daß Hr. Chevreul nur eine gewisse Zahl derselben nennt, und ohne dabei irgend etwas uͤber ihre Charaktere zu sagen. Die dritte Unterabtheilung endlich handelt von mehreren festen Koͤrpern des Thierreiches, welche mit der Faͤrbekunst in Beruͤhrung stehen, naͤmlich von der Haut, den Haaren, der Seide, dem Blute, der Galle, dem Urin, dieser leztere ist besonders wichtig fuͤr den Faͤrber, denn es ist durchaus nothwendig, daß er die Substanzen gut kenne, mit welchen er so oft arbeitet. Da Hr. Chevreul das Stenographiren seiner Vortraͤge nicht verhindern konnte, so uͤbernahm er es dieselben selbst durchzusehen, wobei er jedoch sein Bedauern ausdruͤkt, daß die Bekanntmachung derselben nicht um einige Jahre verschoben wurde. Obwohl dadurch sein Werk vielleicht mehr Vollstaͤndigkeit erhalten haͤtte, so werden doch alle, welchen an den Fortschritten der Kuͤnste liegt, nichts weniger als bedauern, daß Hr. Chevreul sich in der Nothwendigkeit befand, jezt schon seine Vorlesungen herauszugeben, indem man sonst vielleicht noch lange haͤtte auf dieselben warten muͤssen. Wir erwarten daher in Baͤlde auch den zweiten Theil, welcher wirklich der wichtigere ist, und welcher, nach den fruͤheren Arbeiten des Hrn. Verfassers, und nach der vortheilhaften Stellung zu urtheilen, in welcher er sich befindet, um sich mit Allem zu beschaͤftigt, was auf die Faͤrberei Bezug hat, gewiß eine Menge neuer Thatsachen und Vorschriften enthalten wird, die zur Foͤrderung einer Kunst beitragen werden, welche schon so viel Licht zur Erklaͤrung ihrer Operationen aus der Chemie schoͤpfte.