Titel: Verbesserung an Dampfmaschinen, worauf Walter Hancock, von Stratford in der Grafschaft Essex, Ingenieur, sich am 4. Juli 1827 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 40, Jahrgang 1831, Nr. LVI., S. 321
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LVI. Verbesserung an Dampfmaschinen, worauf Walter Hancock, von Stratford in der Grafschaft Essex, Ingenieur, sich am 4. Juli 1827 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts and Sciences. December 1830. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Hancock, uͤber Verbesserung an Dampfmaschinen. Der Gegenstand dieses Patentes moͤchte passender eine Verbesserung in der Construction der Kessel zur Dampferzeugung als eine Verbesserung der Dampfmaschinen genannt werden, da dasselbe keinen anderen Bezug auf diese Maschinen hat, als die Anwendung eines besondern Kessels, in welchem der zum Betriebe der Maschine noͤthige Dampf erzeugt wird. Der Patent-Traͤger schlaͤgt vor, seinen Kessel mit einer Reihe flacher Roͤhren von betraͤchtlicher Breite und Laͤnge, aber sehr kleiner Tiefe zu construiren, um eine sehr große Oberflaͤche fuͤr die Einwirkung des Feuers auf eine Reihe von duͤnnen Wasserschichten zu erhalten. Diese Roͤhren oder flachen Wassergefaͤße sollen in vertikaler Richtung in einem Ofen aufgestellt, und durch horizontale Roͤhren so mit einander verbunden werden, daß die ganze Reihe derselben ein Gefaͤß bildet, dessen untere Theile mit Wasser gefuͤllt sind, waͤhrend der Dampf die oberen Theile einnimmt, und von diesen durch geeignete Roͤhren zum Eintrittsventile der Maschine geleitet wird. Diese Vorrichtung wird vorzuͤglich fuͤr die Dampfwagen (locomotive carriages) empfohlen, da der kleine Inhalt der Roͤhren oder Gefaͤße, in welchen nur wenig Wasser sich befindet, den ganzen Apparat verhaͤltnißmaͤßig leicht macht, obwohl die Verdampfung bei so ausgebreiteten Oberflaͤchen sehr schnell erfolgen, und daher eine große Menge von Dampf erzeugt werden muß. Die Bauart dieser Roͤhren ist auf Tab. VI. dargestellt. Daselbst ist Fig. 3. eine perspectivische Ansicht von einem dieser Gefaͤße oder Roͤhren, als einzeln und von den uͤbrigen getrennt. Es wird aus einer langen Platte von duͤnnem Metalle gebildet, deren Enden zusammengenietet werden. Diese Platte wird in die hier dargestellte Form gebogen, und zu beiden Seiten an eiserne Stangen a, befestigt, welche an ihren Enden Oeffnungen b, b, haben, und an welche die Platten durch Nieten oder Schrauben festgemacht sind. Auf diese Art wird ein flaches Rohr mit großer Oberflaͤche und von geringer Tiefe gebildet, und das Auseinanderbiegen oder Zusammendruͤken der Platten wird durch Bolzen verhindert, welche inwendig in gewissen Entfernungen von einander angebracht und durch Schrauben oder Naͤgel befestigt werden, welche durch beide Platten gehen und von Außen vernietet werden. Die erweiterten oder cylindrischen Enden dieser Roͤhren bilden Oben und Unten die Kammern fuͤr den Durchgang des Wassers und des Dampfes, und wenn eine Reihe solcher Roͤhren mit einander verbunden ist, so stroͤmt das Wasser und der Dampf ungehindert von einem dieser Gefaͤße zum anderen. Fig. 5. zeigt eine Reihe dieser mit einander verbundenen Roͤhren mit den uͤbrigen Theilen als einen vollstaͤndigen Kessel im Durchschnitt. Jede der Seltenplatten ist bei c, c, c, c, mit vier Loͤchern durchbohrt, in welche Ringe eingelassen sind, die mit kleinen Oeffnungen versehen sind, durch welche das Wasser und der Dampf in die langen Roͤhren d, d, d, d uͤbertitt, wenn der ganze Kessel zusammengefuͤgt und in Thaͤtigkeit ist. Die abgesonderte Fig. 4. stellt einen dieser Ringe d mit seinem Bolzen und der Schraubenmutter e, dar. Gegen jede der Oeffnungen c ist ein solcher Ring zwischen den vertikalen Roͤhren oder Gefaͤßen (wie in Fig. 5. zu sehen ist) so angebracht, daß derselbe die Oeffnung c bedekt, und durch Lederung (packing) dicht an dieselbe anschließt; und da durch jeden Ring ein Bolzen geht, welcher durch die Schraubenmuttern, ee, fest angezogen wird, so wird die ganze Reihe dieser Gefaͤße so mit einander verbunden, daß das Wasser und der Dampf von einem derselben zum andern frei circuliren kann. Auf aͤhnliche Weise werden die aͤußeren Roͤhren f, f, Fig. 5. construirt und mit einander verbunden, und sowohl diese als die Roͤhren d vereinigen sich oben in einer flachen Kammer g, in welcher der aus dem Kessel entwikelte Dampf sich sammelt, und durch die Oeffnungen h, h, zur Maschine geleitet wird. Das fuͤr die Speisung des Kessels noͤthige Wasser wird in das unterste Rohr i, i, eingepumpt, und geht von diesem in die anderen Roͤhren oder Gefaͤße uͤber. Die Roststangen des Ofens, k, k, liegen auf den unteren Roͤhren, und die Flamme und heißen Daͤmpfe steigen vom angezuͤndeten Brennmaterial aufwaͤrts, indem sie die Oberflaͤchen der Gefaͤße von allen Seiten beruͤhren, und eine haͤufige Dampferzeugung bewirken, waͤhrend der Rauch durch die Roͤhren l, l entweicht, welche durch die horizontale Kammer g, gehen. Anmerkung des Uebersezers. Diese dampferzeugende Vorrichtung unterscheidet sich von den gewoͤhnlichen (viel einfachem) Roͤhrenkesseln eigentlich nur dadurch, daß die Roͤhren nicht in horizontaler, sondern in vertikaler Stellung angebracht, und nur ihre unteren Theile mit Wasser gefuͤllt sind, und daß die Flamme nicht nur und zwischen dieselben circulirt, sondern in gerader Richtung und auf dem kuͤrzesten Wege an denselben emporsteigt. Offenbar muß aber eben hiedurch ein großer Theil der aus dem Brennmaterial entwikelten Hize unnuͤz verloren gehen, und, da auch der Rost um Vieles groͤßer als bei allen anderen Kesseln ist, der Aufwand an Brennmaterial sehr bedeutend werden. Fuͤr Dampfwagen und Dampfschiffe, wo es, außer der moͤglichsten Ersparniß an Brennmaterial, hauptsaͤchlich auf Entfernung aller Feuersgefahr ankoͤmmt, und wo daher keine anderen Kessel anwendbar sind, als solche, bei welchen der Feuerherd ganz von Wasser umgeben ist, und die Flammenzuͤge selbst durch das Wasser (nicht die Wasserroͤhren durch das Feuer) gehen, waͤre daher ein solcher Ofen vollends unbrauchbar. Die kleinen Oeffnungen in den Ringen, durch welche das Wasser in die Roͤhren d, d, dringen soll, wuͤrden durch die aus dem kochenden Wasser sich absezenden erdigen Theile sehr bald verstopft werden, und an ein Reinigen dieser Roͤhren waͤre, ohne den ganzen Apparat zu zerlegen, gar nicht zu denken. Uebrigens wuͤrde ein Kessel dieser Art auch von geringer Dauer und dabei gefaͤhrlicher als jeder andere seyn, da durch die unzaͤhligen Nieten, Schraubenloͤcher und gelederten Fugen das Wasser leicht durchdringen und, auf die gluͤhenden Kohlen fallend, in dem von allen Seiten verschlossenen Ofen ploͤzlich so viel Dampf erzeugen koͤnnte, daß die heftigste Explosion erfolgen muͤßte. –

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Tafel Tab.
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Tab. VI