Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 41, Jahrgang 1831, Nr. LIII., S. 233
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LIII. Miszellen. Miszellen. Ueber die Kunst zu fliegen. Hr. Chabrier uͤbergab der Akademie der Wissenschaften zu Paris eine Abhandlung, worin er eine neue Methode zu fliegen, und zwar in jeder beliebigen Richtung vorschlug; sein Apparat besteht aus ungeheuern Fluͤgeln, deren Hoͤhlungen mit Wasserstoffgas gefuͤllt sind, und welche der fliegende Mensch mit seinen Armen bewegen soll. Hr. Napier erstattete daruͤber den Bericht eines Ausschusses, worin gesagt wird, daß dieser und alle nach aͤhnlichem Princip eingerichteten Apparate den beabsichtigten Zwek nie erfuͤllen koͤnnen. Um diese Behauptung zu beweisen, berechnete Hr. Napier die Muskelanstrengungen der Voͤgel beim Fliegen, und verglich sie mit denjenigen, welche der Mensch zu machen im Stande ist. Nach seinen Berechnungen wendet ein Vogel, um sich bloß in der Luft zu halten, ohne zu steigen oder zu fallen, in jeder Sekunde eine Kraft an, gleich derjenigen, welche erforderlich ist, um sein eigenes Gewicht auf eine Hoͤhe von 26 Fuß 3 Zoll zu heben; will sich aber dieser Vogel mit großer Geschwindigkeit horizontal bewegen, z.B. 49 Fuß 2 Zoll weit in einer Sekunde, was oft bei wandernden Voͤgeln auf ihren jaͤhrlichen Reisen der Fall ist, so muß er in einer Sekunde so viel Kraft ausuͤben, als noͤthig ist sein eigenes Gewicht auf ungefaͤhr 1280 Fuß zu heben. In diesem Falle wuͤrde er also eine Kraft anwenden, welche beinahe fuͤnfzig Mal groͤßer ist als diejenige, welche er braucht, um sich bloß in der Luft zu halten. Es ist daher klar, daß ein Vogel, wenn er sich schwebend erhaͤlt nicht so ermuͤdet wird, als ein Mensch, wenn er auf den Beinen steht; dieß ergibt sich, wenn man vergleicht, was beide auszuhalten im Stande sind. Man hat berechnet, daß ein Mensch, welcher taͤglich 8 Stunden lang ein Rad dreht, im Durchschnitt in jeder Sekunde 15 Pfd. (Troygewicht) 39 1/2 Zoll hoch hebt. Angenommen nun, das Gewicht betrage 175 Pfund, so ist diese Wirkung nur hinreichend sein eigenes Gewicht auf eine Hoͤhe von ungefaͤhr 33 Zoll zu heben, so daß es also caeteris paribus noch nicht der zweiundneunzigste Theil von demjenigen ist, welches ein Vogel ausuͤbt, um sich in der Luft zu halten. Koͤnnte der Mensch in einem beliebig kurzen Zeitraume die ganze Kraft ausuͤben, welche er gewoͤhnlich im Verlauf von 8 Stunden ausuͤbt, so waͤre er im Stande sich taͤglich 5 Minuten lang in der Luft zu halten. (Edinburgh new Philosoph. Journal, Jan. 1831, S. 184.) Dampfbothe mit Hochdrukmaschinen. Ein Dampfboth nach dem Hochdruk-Princip (wobei der Dampf in Roͤhren anstatt in einem Kessel erzeugt wird, so daß wenn eine berstet die Explosion nicht allgemein und nicht so gefaͤhrlich ist) machte neulich auf der Themse mit gutem Erfolg eine Probefahrt. Durch diese Einrichtung wird ein bedeutender Theil des Raumes, welchen die gewoͤhnlichen Dampfmaschinen wegnehmen, erspart. (Chronicle. Galignani. N. 5087.) Perkin's Ruderraͤder, welche wir im polyt. Journ. Bd. XXXVI. S. 420. beschrieben haben, werden jezt mit dem besten Erfolg bei einem amerikanischen Dampfboth, dem Novelty angewandt. (Mechanics' Magazine. N. 401.) Großer Tunnel. Dem Praͤsidenten der Vereinigten Staaten wurde eine von 78 Mitgliedern des Congresses unterzeichnete Petition uͤbergeben, daß er 1000 Mann Militaͤr verwenden sollte, um den Chesapeake- und Ohio-Kanal durch das Aleghany-Ridge-Gebirge zu fuͤhren; dieser Tunnel soll 4 Meilen lang und also der groͤßte in der Welt werden. (Mech. Mag. N. 399.) Behandlung des Asbests zur Verfertigung von unverbrennlichen Zeugen. Wir haben unseren Lesern Alles mitgetheilt, was im Aldini's merkwuͤrdige Versuche durch Benuzung des Asbests Koͤrper gegen die Einwirkung der Flamme zu schuͤzen, bekannt geworden ist; man vergl. polyt. Journal B. XXXV. S. 364 und 389., Bd. XXXVI. S. 429. Bisher hat man aber ein Geheimniß daraus gemacht, wie der Asbest behandelt werben muß, um daraus unverbrennliche Kleider zu verfertigen. Nach einem italiaͤnischen Journal besteht das Verfahren darin, daß man ihn in einem eigens dazu gemachten Gefaͤße, welches mehr als 3000 Pfund von dem Minerale aufnehmen kann, der Einwirkung des Dampfes aussezt. Die Fasern des Asbests werden dadurch so loker und biegsam, daß man sie leicht so fein wie Seide und von beilaͤufig vier Zoll Laͤnge von einander absondern kann. (Annales d'Hygiene publique. Register of Arts. Juli 1831, S. 122.) Ueber das Verfahren des Hrn. Perkins, den Stahl weich zu machen. Das Verfahren, wie Hr. Perkins seinen Stahl behufs des Gravirens weich macht, wurde uns folgender Maßen beschrieben. Er legt den Stahl auf ein Bett von reiner Eisenfeile, bedekt ihn mit einer anderen Schichte von demselben Material und schließt das Ganze in eine luftdichte Buͤchse aus Gußeisen ein. Diese Buͤchse wird in ein starkes Feuer gebracht und vier Stunden lang fast in der Weißgluͤhhize erhalten. Man laͤßt sodann das Feuer ausgehen, so daß die Buͤchse mit ihrem Inhalt allmaͤhlich abkuͤhlt, worauf man den Stahl ganz weich finden wird, ohne Zweifel, weil er entkohlenstofft wurde; die Stahlplatte kann nun eben so leicht wie eine Kupferplatte gravirt werden. Anfangs glaubte man, daß der Stahl nach dem Stich wieder gehaͤrtet werden muͤsse, wenn man außerordentlich viele Abzuͤge von dem Stahlstich machen will; zu diesem Zwek soll Hr. Perkins folgendes Verfahren angewandt haben. Er brachte die Platte in eine Buͤchse wie oben und uͤberdekte sie ganz mit einer zolldiken Schichte gepulverter thierischer Kohle; die Buͤchse wurde dann in das Feuer gebracht und drei bis fuͤnf Stunden lang je nach der Dike des Stahles rothgluͤhend erhalten, woraus man ihn unmittelbar haͤrtete. Der verstorbene Graveur Hr. Warren, welchem die Kunst auf Stahl zu graviren, vielleicht noch mehr verdankt, als Hrn. Perkins, versicherte jedoch, daß eine entkohlenstoffte Stahlplatte ohne gehaͤrtet worden zu seyn, so viele Abdruͤke liefert, als man in den meisten Faͤllen wuͤnschen duͤrfte. Hr. Lahee, welcher eine große Erfahrung im Druken mit Stahlplatten hat und mit Recht unter den Kuͤnstlern wegen der Schoͤnheit seiner Abdruͤke beruͤhmt ist, benachrichtigt uns, daß in einem Falle eine ungehaͤrtete entkohlenstoffte Stahlplatte so gut arbeitete, daß er erst nach zwanzig tausend Abdruͤken einen Probeabzug machte. Hr. Warren befolgte beim Weichmachen des Stahles dasselbe Verfahren wie Hr. Perkins, nur mit dem Unterschiede, daß er zur Deke anstatt der Eisenfeile allein, ein Gemenge von Eisenfeile und gepulverten Austerschalen nahm. (Mechanics' Magazine. N. 411.) Kitt fuͤr eiserne Wasserroͤhren. Hr. Gueymard war mit einer Wasserleitung fuͤr Grenoble beauftragt und verschaffte sich durch seine Correspondenten von Wien, Paris, Lyon und London Recepte fuͤr einen Kitt zur Verbindung der eisernen Roͤhren; sie wichen alle von einander ab, aber keines genuͤgte ihm vollkommen. Er stellte daher eine Reihe von Versuchen an und fand, daß folgende Composition die Haͤrte und Dichtheit von gutem Gußeisen erlangt. Man vermengt acht und neunzig Theile Gußeisenfeile, welche durch ein grobes Sieb geschlagen wurde und nicht oxydirt ist, mit einem Theil Schwefelblumen. Nachdem sie innig gemengt sind, loͤst man einen Theil Salmiak in siedendem Wasser auf, gießt die Aufloͤsung auf das Gemenge und ruͤhrt es gut unter einander. Man nimmt so viel Wasser, daß das Ganze die Consistenz von gewoͤhnlichem Moͤrtel erhaͤlt. Dieses Caͤment erhizt sich stark und entbindet viel Ammoniak; man sollte es sogleich nach der Bereitung verbrauchen. Es wird stark in die Fugen gepreßt und wenn man es im Sommer an freier Luft zwei oder drei Tage oder im Winter sieben bis acht Tage austroknen ließ, kann man die Roͤhren bedeken und darf sicher seyn, daß sie fest verbunden sind. Er gebrauchte diesen Kitt bei allen Reservoirs in Grenoble, und die Fugen zeigten sich so dicht, als wenn Gußeisen geschmolzen und in sie gegossen oder die Cisternen aus Glas verfertigt worden waͤren. Er empfiehlt diesen Kitt beim Bau von Bruͤken, Wasserleitungen und Kanaͤlen. (Annales des Mines. Repertory of Patent-Inventions. April 1831, S. 235.) Ueber Hick's verbesserten Bakofen. Wir haben im polyt. Journal Bd. XL. S. 96. Hick's verbesserten Bakofen aus dem Mech. Mag. mitgetheilt; da aber die in jener Zeitschrift erschienene Beschreibung etwas mangelhaft ist, so tragen wir folgende Notiz aus dem Spectator nach. Dieser Ofen besteht aus Eisen, hat eine cylindrische Gestalt und ist so eingerichtet, daß man ihn luftdicht verschließen kann. Das Brennmaterial wird auf eine Platte gebracht, welche sich unter dem Ofen im Kreise herum bewegt, wodurch man die Hize mit moͤglichster Ersparung an Brennmaterial erhaͤlt. Die Temperatur im Ofen wird durch ein Thermometer angezeigt, nach welchem man die Beschikung mit Brennmaterial regulirt. Wenn das Thermometer ungefaͤhr 300° F. (119° Reaumur) anzeigt, wird der Ofen beschikt und dann durch eine einfache Vorrichtung die Thuͤre geschlossen und luftdicht gemacht. In einer Viertelstunde geht der Dampf, welcher sich aus dem Teig entwikelt, durch eine kleine Oeffnung in der Deke des Ofens, welche mit einer Kuͤhlvorrichtung in Verbindung steht. Man hat bloß darauf zu sehen, daß man die Temperatur nicht viel uͤber 300° F. erhoͤht. Wenn kein Weingeist mehr aus der Kuͤhlroͤhre abtropft, so ist dieß ein sicheres Zeichen, daß das Brod hinreichend ausgebaken ist. Die Zeit zur Vollendung einer Baͤke betraͤgt gewoͤhnlich eine und drei Viertel Stunden. Jeder Viertelsleib liefert ungefaͤhr eine Unze Probespiritus.Das heißt Branntwein von 0,916 specif. Gewicht bei 60° F. (12,44° R.) A. d. Red. Die Vortheile, welche Hrn. Hick's Erfindung darbietet, sind mannigfaltig und einleuchtend. Das Brod wird gereinigt und von besserer Qualitaͤt, indem alle Substanzen ausgetrieben werden, welche, wenn man sie zuruͤklaͤßt, es sauer und ungesund machen, und diese Substanzen selbst werden zu einer Fluͤssigkeit verdichtet, deren Alkoholgehalt Beruͤksichtigung verdient. Das auf diese Art gebakene Brod ist, nachdem es eine Woche lang aufbewahrt wurde, noch feuchter und frischer als das nach dem gewoͤhnlichen Verfahren gebakene, wenn lezteres nur zwei Tage alt ist. Es bildet sich jezt eine Gesellschaft, welche den Namen Metropolitan Genuine Bread Company fuͤhren und gesundes Brod nach dem Patent des Hrn. Hick baken wird. (Spectator. Galignani N. 5096.) Einfaches Verfahren, um Jodsaͤure zu bereiten. Hr. Connell theilt im Edinburgh new Philosoph. Journal Jul. 1831, S. 72. folgendes Verfahren mit, um Jodsaͤure zu bereiten: Man bringt 50 Gran Jod mit einer Unze rauchender Salpetersaͤure in einen Kolben und erhizt die Fluͤssigkeit bis zum Sieden. Sobald sich etwas Jod sublimirt und an den Seiten des Gefaͤßes verdichtet, bringt man dasselbe durch Schuͤtteln des Kolbens wieder in die Fluͤssigkeit zuruͤk. Nach einiger Zeit schlagen sich weiße krystallinische Koͤrner nieder, und man sezt das Sieden und Zuruͤkwaschen des sublimirten Jods so lange fort, bis nur wenig freies Jod mehr vorhanden ist, worauf man das Ganze in einer Porcellanschale zur Trokniß verdampft, um das freie Jod zu verfluͤchtigen. Der Ruͤkstand besteht aus weißen krystallinischen Koͤrnern, welche Jodsaͤure sind; sie enthalten noch etwas Salpetersaͤure, von welcher man sie befreit, indem man sie noch ein Mal oder zwei Mal in Wasser aufloͤst und wieder abdampft; dadurch verlieren sie großen Theils ihr krystallinische Ansehen und verwandeln sich in eine weiße krystallinische Masse, welche manchmal von zersezter Jodsaͤure etwas purpurroth ist. Die so erhaltene Saͤure besizt alle Eigenschaften der auf anderem Wege dargestellten Jodsaͤure. Beim Erhizen zersezt sie sich, und es wird Jod sublimirt. Ihre Aufloͤsung in Wasser gibt mit salpetersaurem Silber einen weißen in Ammoniak aufloͤslichen Niederschlag. Saͤttigt man sie mit Kali und dampft ab, so erhaͤlt man kubische Krystalle, welche auf gluͤhenden Kohlen sich entzuͤnden. Die Jodsaͤure greift das Gold nicht an, wie auch Hr. Serullas fand; ihre Aufloͤsung scheint selbst mit Huͤlfe der Waͤrme nicht auf dieses Metall zu wirken. Eben so wenig wirkt sie auf Platin. Das Zink greift sie Anfangs mit Aufbrausen an, besonders wenn sie verduͤnnt ist; die Wirkung hoͤrt aber fast augenbliklich auf, wahrscheinlich weil sich ein schwerloͤsliches jodsaures Salz bildet. Eisenfeile brachte kein Aufbrausen hervor, die Aufloͤsung der Jodsaͤure mochte concentrirt oder verduͤnnt seyn; als man die Fluͤssigkeit zum Sieden erhizte, schlug sich ein weißes Pulver nieder. Die Aufloͤsung der Saͤure roͤthete Lackmuspermanent; da sie nach Davy die Pflanzenfarben nach und nach bleicht, so enthielt sie wahrscheinlich noch eine Spur Salpetersaͤure. Ueber den Alkoholgehalt der portugiesischen Weine. Hr. Ginjal, ein sehr wissenschaftlich gebildeter Destillateur zu Lissabon, bemerkt im Mechanics' Magazin. N. 405., daß die Bestimmungen des Alkoholgehaltes der portugiesischen Weine von Brande, Henderson und Prout sammt und sonders falsch sind, indem kein portugiesischer Wein (es sey Port-, Lissabon-, Madeira-, Sherry- oder irgend eine andere Sorte von Wein) urspruͤnglich so viel Alkohol enthaͤlt, als diese Chemiker darin fanden und alle mit einer betraͤchtlichen Quantitaͤt Branntwein versezt werden, ehe man sie nach England versendet. Der beste Wein, welchen Portugal oder Spanien hervorbringt (d.h. derjenige dessen Zukerstoff vollkommen ausgegohren hat), enthaͤlt hoͤchstens 13,6 Procent Weingeist von 0,825 spec. Gew. bei 60° F. Consumtion franzoͤsischer Weine in Irland. Bei einer Versammlung der Weinhaͤndler in Dublin gelangten folgende wichtige Thatsachen, welche aus Parlaments-Documenten entnommen sind, zur Oeffentlichkeit: – Im Jahre 1775 wurden in Irland dreitausend Tonnen franzoͤsische Weine verbraucht und im I. 1824 nur einhundert Tonnen! Vom J. 1789 bis 1828 bezahlte man in Irland fuͤr die Tonne spanischen oder portugiesischen Wein von 22 Pfd. St. 4 Sh. 8 D. bis 78 Pfd. 18 Sh. 4 D. Abgaben, und fuͤr die Tonne franzoͤsischen Wein von 33 Pfd. St. 7 Sh. bis 139 Pfd. St. 11 Sh.! und innerhalb dieses Zeitraums verringerte sich die Consumtion franzoͤsischer Weine von 482,210 Gallons auf 24,000 Gallons – die Einnahmen der Regierung vermehrten sich bloß um 30,000 Pfd. St., obgleich die Abgaben fast vervierfacht wurden und die Bevoͤlkerung des Landes sich mehr als verdoppelt hatte! – (Dublin M. Register. Galignani N. 5096.) Amerikanisches Patent auf Rahmgewinnung aus Milch. S. Davis in New-York erhielt ein Patent auf Rahmgewinnung aus Milch, wovon er folgende Beschreibung mittheilt: – „Die Verbesserung besteht darin, daß man Zink (!) in das Gefaͤß bringt, welches die Milch erhaͤlt, oder daß man die Milch in Gefaͤßen aus Zink aufbewahrt; dieses Metall zersezt die Substanz, welche die Milch sauer oder ranzig macht. Eine solche Milch wird auch verhaͤltnißmaͤßig mehr Butter liefern.“ Diese Anwendung des Zinks, bemerkt das London Journal of Arts ist gewiß neu, muß aber der Gesundheit in hohem Grade nachtheilig seyn. Das Zink kann keine andere Wirkung haben, als daß es die in der Milch gebildete Saͤure neutralisirt und dadurch ein giftiges Salz bildet. (London Journal of Arts and Sciences. Junius 1831, S. 161.) Versuche uͤber die geeignetste Temperatur zur Verrichtung des Butterns. A. Versuche des Dr. John Barclay und Hrn. Alexander Allan. Textabbildung Bd. 41, S. 237 Datum der Versuche; Anzahl der Gallonen von Rahm; Gewicht des Gallons Rahm; Temperatur waͤhrend der Operation; Dauer der Operation; Gesammtbetrag der erhaltenen Butter; Gewicht der aus einem Gallon erhaltenen Butter; Gewicht des Gallons geschlagener Milch Die Butter, welche man beim ersten Versuche erhielt, war von der besten Qualitaͤt, fett, fest und angenehm schmekend. Der zweite Versuch lieferte eine Butter von guter Qualitaͤt, aber von geringerer Consistenz. Der vierte Versuch lieferte eine weiche und schwammige Butter.Wie die Butter vom dritten Versuche beschaffen war, werden die Autoren wohl angegeben, aber Hr. Dubrunfaut in der Uebersezung aus Versehen ausgelassen haben. A. d. R. Die Butter vom fuͤnften Versuche war offenbar geringer als alle uͤbrigen Proben. Aus diesen Versuchen geht hervor, daß man den Rahm waͤhrend des Butterns auf keiner hohen Temperatur erhalten darf. Beim ersten Versuche, wo die Temperatur am niedrigsten war, erhielt man aus der angewandten Quantitaͤt Rahm verhaͤltnißmaͤßig am meisten Butter; und mit der Zunahme der Temperatur nahm die Menge der Butter verhaͤltnißmaͤßig ab: beim lezten Versuche, wo die mittlere Temperatur des Rahmes auf 70° F. (16,8° R.) sich erhoͤhte, erhielt man nicht nur weniger Butter, sondern sie war auch von viel geringerer Qualitaͤt, sowohl hinsichtlich des Geschmakes, als des Ansehens. Auch noch aus einem anderen Umstande geht hervor, daß man die Temperatur so niedrig als moͤglich halten muß, wenn man die Butter schlaͤgt: das specifische Gewicht der geschlagenen Milch vermindert sich naͤmlich in dem Maße, als sich die Temperatur des Rahmes erhoͤht, was beweist, daß bei niedrigen Temperaturen die Butter, welche aus den leichtesten Theilen des Rahmes besteht, sich vollstaͤndiger verdichtet, als bei hoͤheren Temperaturen. Die HHrn. Barclay und Allan ziehen aus ihren Versuchen den Schluß, daß man das Schlagen des Rahmes (die Operation des Butterns) am besten bei einer Temperatur von 50 bis 55 Fahr. (8 bis 10° R.) beginnt, und daß sie waͤhrend der Operation nie uͤber 65° F. (14,6° R.) steigen darf. B. Versuche des Hrn. John Ballantyne. Die Temperatur, bei welcher die Butter von dem Rahme abgeschieden werden kann, wechselt zwischen 45 und 75° F. (5,7 und 19° R.); nach den unten folgenden Versuchen scheint es, daß man bei 60° F. (12°,4 R.) die groͤßte Menge Butter aus einer gegebenen Quantitaͤt Rahm erhaͤlt, und die beste Qualitaͤt bei 55° F. (10,°2 R.), wobei immer angenommen ist, daß man die Temperatur in dem Butterfasse in dem Augenblike bestimmt, wo die Butter sich bildet: Versuche haben naͤmlich gezeigt, daß die Waͤrme sich um vier Grad Fahr. waͤhrend der Operation des Butterns erhoͤht, obgleich die Temperatur der Stube sich gleich bleibt. Wiederholte Versuche, welche bei diesem Waͤrmegrad angestellt wurden, lieferten Butter von der schoͤnsten Farbe und besten Qualitaͤt, die Milch schied sich vollkommen von der Butter ab, welche, nachdem sie ausgewaschen und mit der Kelle durchgeknetet worden war, sich funfzehn Tage lang aufbewahren ließ, ohne weder einen uͤblen Geschmak noch Geruch zu erhalten. Bei 60° F. (12,4° R.) erhaͤlt man zwar die groͤßte Menge Butter, aber die Qualitaͤt ist viel geringer; die Butter ist weich und schwammig, und beim Salzen laͤuft eine große Quantitaͤt Milch aus ihr aus. Will man das Buttern bei hoher Temperatur vornehmen, so muß man dann die Milch aus der Butter auswaschen, weil man sie sonst weder in gesalzenem noch in ungesalzenem Zustande aufbewahren kann. Ueberstieg die Waͤrme 65° F. (14,6° R.), so kann man ohne Zusaz von Salz die Milch nicht aus der Butter auswaschen; knetet man aber eine Portion Salz in die Butter, laͤßt dieselbe 24 Stunden lang darin, legt sie dann in Quellwasser, und waͤscht sie hierauf oͤfters aus, so wird die Milch beseitigt und die Butter ist gehoͤrig gesalzen. Die Temperatur, bei welcher man die groͤßte Menge und dabei die beste Qualitaͤt Butter erhaͤlt, ist die mittlere von N. 1 und 2. (in der unten folgenden Tabelle) oder 53° F. (9,° R.), wenn man sie in dem Rahm vor dem Schlagen beobachtet, und 57° 1/2 F. (11,°2 R.) wenn man sie in dem Butterfaß mißt, noch ehe sich die Butter bildet; dieß ersieht man aus N. 6. Wenn die Stube, in welcher die Operation des Butterns vorgenommen wird, gut angelegt ist, kann man diese Temperatur leicht waͤhrend des ganzen Jahres erhalten; denn wenn die Temperatur der Luft am Tage 75° F. (19°° R.) betraͤgt, so zeigt eine mit einem Strohdach versehene Milchstube um 4 Uhr Morgens nur 50° F. (8° R.); ist die Waͤrme geringer, so kann man sie durch heißes Wasser, welches man in metallnen Roͤhren circuliren laͤßt, auf den erforderlichen Grad bringen. Aus der Butter, welche man frisch auf den Markt schikt, muß die Milch sorgfaͤltig (mit der Hand) ausgepreßt worden seyn, sie muß sodann in kaltem Wasser ausgewaschen, in walzenfoͤrmige Stuͤke umgewandelt und wieder so lange in kaltes Wasser gebracht werden, als noͤthig ist, um sie fester zu machen, ohne weder ihrem Geschmak noch ihrer Farbe zu schaden. Will man sie salzen, so treibt man die Milch sorgfaͤltig aus und knetet das Salz ein, ehe man sie in das Magazin bringt. Textabbildung Bd. 41, S. 239 Datum; Schottische Pinten von Rahm; Waͤrmegrade in dem Rahm; Grade der Waͤrme, wenn die Butter sich bildet; Gewicht der erhaltenen Butter; Zeit des Schlagens; Gewicht des Rahmes von 16 Unzen; Waͤrme der Luft Bei dem Versuche No. 1. lieferte die angewandte Temperatur die groͤßte Menge Butter. Bei No. 2. erhielt man die beste Qualitaͤt von Butter. Bei No. 3. erhielt man eine Butter, deren Geschmak und Qualitaͤt unuͤbertrefflich waren. Bei No. 4. war die Butter weniger weiß und milchig. Bei No. 5. war durch das lange Schlagen die Qualitaͤt verringert worden. Bei No. 6. erhielt man eine Butter von vortrefflicher Qualitaͤt, gutem Geschmak und guter Farbe, welche fest war wie Wachs. Befoͤrderung des Unterrichts. Das Westminster Review berichtet, daß die franzoͤsische Regierung durch Fuͤrst Talleyrand der englischen Regierung den Vorschlag machen ließ, sie moͤchte von jedem in England erschienenen Werke ein Exemplar nach Paris schiken, wo es zum oͤffentlichen Gebrauch der Nationalbibliothek uͤbergeben werden soll; die franzoͤsische Regierung erbietet sich dagegen von jedem in Frankreich erschienenen Werke ein Exemplar fuͤr das Museum in London abzugeben. Die englische Regierung scheint nun auch Willens zu seyn die Abgaben auf auslaͤndische Buͤcher, welche nicht unbedeutend sind, aufzuheben. (Courier. Galignani. N. 5097.) Englische Steuerreductionen. In den lezten Jahren sind bekanntlich eine Menge Taxen zur offenbaren Erleichterung der Consumenten in England aufgehoben worden. Nun sind auch die Abgaben auf Bier, Haͤute, Cider, Kerzen und bedrukte Kattune aufgehoben; diese Abgaben betrugen vom 5. Julius 1829 bis zu demselben Monatstage 1830 folgende Summen: Pfund Sterling. Bier 2,804,000 Haͤute    371,000 Cider      44,000 Kerzen    471,000 Bedrukte Waaren    499,000 ––––––––– 4,189,000. (Courier. Galignani. N. 5092.) Oberaͤgyptische Ziegen. Hr. V. Carmignani gibt im Giornale agrario toscano 1830 N. 13. eine genaue Beschreibung und Zeichnung einer oberaͤgyptischen Ziege, welche er im Jahre 1826 zu Livours kaufte. Der große und unbestreitbare Nuzen dieses Thieres ergibt sich aus der Gelehrigkeit desselben, und aus der Quantitaͤt und Qualitaͤt der Milch, welche es gibt. Gut genaͤhrt und im Stalle gehalten, gibt naͤmlich eine solche Ziege taͤglich 6 und sogar 6 1/2 Pfund Milch, waͤhrend eine gewoͤhnliche Ziege nicht uͤber 3 Pfd. gibt. Eine oberaͤgyptische Ziege gibt mithin, dem Gewichte nach, beinahe so viel Milch, als sie des Tages Nahrung zu sich nimmt. Hr. Carmignani hat daher einen neuen Transport solcher Ziegen aus Aegypten kommen lassen, theils um diese Race in Italien zu vermehren, theils um die gewoͤhnliche Race zu veredeln. Biblioteca italiana. 1830 April S. 115. (Unsere bayerische Ziegen sind, einige Gebirgsgegenden ausgenommen, so schlecht, wie unsere bayerischen Schafe und unser Rindvieh. Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß auch bei uns solche aͤgyptische Ziegen eingefuͤhrt wuͤrden, die gewiß gut gedeihen wuͤrden, da Oberaͤgypten ein sehr gebirgiges Land ist. Allein dieß wird wohl ein bloßer Wunsch bleiben, so gut wie die Einfuͤhrung der Tibetanischen Ziege in unseren Alpen, wo sie trefflich gedeihen muͤßte. Es ist doch sonderbar, daß bei uns, wo in so vielen Zweigen der Staatswirthschaft der Bock zum Gaͤrtner gemacht ist, auch nicht ein Mal fuͤr die Ziegen etwas geschieht!)