Titel: Beschreibung des in Frankreich üblichen Verfahrens, den Bleigehalt der zinnernen Geräthschaften mittelst der hydrostatischen Wage auszumitteln.
Fundstelle: Band 42, Jahrgang 1831, Nr. LXXV., S. 286
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LXXV. Beschreibung des in Frankreich uͤblichen Verfahrens, den Bleigehalt der zinnernen Geraͤthschaften mittelst der hydrostatischen Wage auszumitteln. Aus dem Dictionnaire technologique Bd. XVII. S. 338 Mit einer Abbildung auf Tab. V. Ueber das Ausmitteln des Bleigehaltes der zinnernen Geraͤthschaften Die franzoͤsische Regierung ließ bekanntlich bei Einfuͤhrung der neuen metrischen Maße fuͤr die Fluͤssigkeiten durch die HHrn. Fourcroy, Vauquelin, Darcet u.s.w. die Quantitaͤt Blei aus Mitteln, womit man das Zinn legiren kann, ohne daß die daraus verfertigten Maße und andere Geraͤthschaften, worin Nahrungsmittel aufbewahrt werden, der Gesundheit nachtheilig sind. Diese Chemiker fanden, daß man ohne Gefahr achtzehn Theile Blei mit zwei und achtzig Theilen Zinn legiren kann. Hiernach wurde der Gehalt des legirten Zinnes durch Regierungsbeschluß auf 83 1/2 Procent festgesezt, wobei man 1 1/2 Procent nachließ. Es war nun ein Verfahren noͤthig, wodurch man leicht ausmitteln konnte, ob die verfertigten Gegenstaͤnde den gesezmaͤßigen Gehalt haben; dieses gab die Physik an die Hand; es besteht darin, das specifische Gewicht des Gefaͤßes, d.h. das Gewicht desselben in Vergleich mit einem gleichen Volumen Wasser auszumitteln. Zu diesem Ende wiegt man das Gefaͤß genau in der Luft und sodann im Wasser, indem man es ganz in dasselbe taucht; und da es sodann so viel von seinem Gewichte verliert als sein gleiches Volumen Wasser wiegt, so kann man leicht durch die Vergleichung der beiden Gewichte finden, wie oft das Gewicht des Koͤrpers in der Luft das Gewicht eines gleichen Volumens Wasser in sich enthaͤlt. Man fand durch Versuche, daß eine Legirung von Zinn und Blei, welche 82 Procent Zinn enthaͤlt, im Wasser 1288 Zehntausendtheile von ihrem Gewichte verliert, d.h. wenn die Masse in der Luft 10,000 Theile wiegt, so wird sie im Wasser nur 8712 wiegen, daher das specifische Gewicht dieser Masse 7,764 ist. Jede Legirung in demselben Verhaͤltniß von Zinn und Blei, wird im Wasser eben so viel von ihrem Gewicht verlieren; sie wuͤrde mehr davon verlieren, wenn sie mehr Zinn enthielte, und weniger, wenn sie weniger Zinn enthielte. Man nimmt daher eine empfindliche Wage PQR Fig. 30, deren Balken wenigstens 3 Kilogramme auf jeder Seite tragen kann, ohne sich zu biegen. Der eiserne Fuß P dieser Wage ist auf einem starken, besonders zu diesen Operationen bestimmten Tisch K, L befestigt, auf welchen man das Gefaͤß V, V stellt, welches so groß seyn muß, daß man darin die groͤßten zinnernen Gegenstande aufhangen kann, ohne daß sie die Waͤnde beruͤhren. Das Gefaͤß V, V ist zu diesem Ende unter den Arm Q der Wage gestellt. Die Schalen dieser Wage sind nicht auf gleiche Weise aufgehaͤngt. Die Schale T haͤngt an dem Arm R wie gewoͤhnlich in geringer Entfernung von dem Tische, aber die Schale S muß so hoch uͤber dem Gefaͤße V, V haͤngen, daß sie das Wasser in diesem lezteren nicht beruͤhrt. Am Rand dieser Schale S sind in gleichen Entfernungen drei Ketten von Messingdraht mit langen Maschen angebracht, um eine andere Schale U zu halten, die aus mehreren gekreuzten Messingdrahten besteht. In diese zweite Schale kommt der Gegenstand, welcher probirt werden soll (in der Zeichnung ist es ein Maß fuͤr Fluͤssigkeiten, eine Kanne). Nachdem er naͤmlich vorher auf der Schale S in der Luft gewogen wurde, fuͤllt man das Gefaͤß V, V, um ihn im Wasser zu wiegen, mit Wasser fast ganz voll; die Schale U muß mit dem Gegenstande immer ganz in das Wasser tauchen. Man muß sich zu diesen Operationen wo moͤglich des destillirten Wassers, oder doch wenigstens filtrirten Fluß- oder Regenwassers bedienen. Auch muß man genaue Gewichte haben, welche bis auf einen halben Centigramm gehen. Nachdem Alles vorgerichtet ist, legt man die Kanne, welche man probiren will, in die Schale S und in die entgegengesezte Schale so viele Stuͤke von Blei oder anderem Metall, daß das Gleichgewicht hergestellt wird. Hierauf nimmt man die Kanne von der Schale und ersezt sie durch Gewichte, deren Summe das Gewicht der Kanne in der Luft darstellt: wir wollen dieses Gewicht A nennen. Man bringt sodann die Kanne in das Wasser im Gefaͤße V, V und legt sie in die Schale U, so daß sie in dem Wasser ganz untertaucht. Alsdann muß man von der Schale S so viele Gewichte wegnehmen, daß das Gleichgewicht wieder hergestellt wird; die zuruͤkbleibenden sind die Differenz zwischen ihrem Gewicht in der Luft und ihrem Gewicht im Wasser, und zeigen somit an, wie viel die Kanne von ihrem Gewicht im Wasser verloren hat: wir wollen diesen Gewichtsverlust P nennen. Man muß nun wissen, in welchem Verhaͤltniß das Gewicht P, welches die Kanne im Wasser verlor, zu dem Gewicht A, welches sie in der Luft hatte, steht. Wenn die Zahl P 1288 Zehntausendtheils, oder bloß 129 Tausendtheile von A uͤberschreitet, ist der Gehalt gut; ist sie kleiner, so ist der Gehalt zu gering. Das einfachste Verfahren, um unmittelbar zu erfahren, wie vielen Tausendtheilen des in der Luft gefundenen Gewichtes der Gewichtsverlust im Wasser entspricht/ bestuͤnde darin, diese leztere Zahl durch die erste, also P durch A. zu dividiren. So einfach diese Operation ist, so hat man doch, um die Arbeit abzukuͤrzen, die nachfolgende Tabelle berechnet, wodurch alle diese Berechnungen in bloße Additionen verwandelt werden. Tabelle um zu erfahren, wie viel das mit Blei legirte Zinn von dem Gewicht, welches es in der Luft hat, im Wasser verlieren muß, wenn es 82 Procent reines Zinn enthaͤlt. Gewicht    inder Luft.     Verlust      im  Wasser.   Gewicht    inder Luft.     Verlust      im  Wasser.       1   0,129     400     51,513       2   0,0258     500     64,392       3   0,388     600     77,270       4   0,515     700     90,148       5   0,644     800   103,026       6   0,773     900   115,905       7   0,901   1000   128,788       8   1,030   2000   257,566       9   1,159   3000   386,349     10   1,288   4000   515,132     20   2,576   5000   643,915     30   3,863   6000   772,698     40   5,151   7000   901,481     50   6,439   8000 1030,264     60   7,727   9000 1159,047     70   9,015 10000 1287,83     80 10,303 20000 2575,66     90 11,590 30000 3863,49   100 12,878 40000 5151,32   200 25,757 50000 6439,15   300 38,635 60000 7726,98 Gewicht    inder Luft.     Verlust      im  Wasser.   Gewicht    inder Luft.     Verlust      im  Wasser.   7000   9014,81   50000   64391,5   8000 10302,64   60000   77268,8   9000 11590,47   70000   90148,1 10000   12878,3   80000 103026,4 20000   25756,6   90000 115704,7 30000   38634,9 100000 128783. 40000   51513,2 Die Anwendung dieser Tabelle ist sehr einfach, wie man aus folgenden beiden Beispielen ersieht. Erstes Beispiel. Wenn man das Gewicht eines zinnernen Gefaͤßes in der Luft gleich 7325 Grammen findet, so nimmt man in der Tabelle     Fuͤr 7000 901,481        –     300   38,635        –       20     2,576        –         5     0,644 ––––––– Die Addition ergibt als Summe 943,336 Dieß ist nun der Gewichtsverlust, welchen das Gefaͤß im Wasser erleiden muß; verliert es darin mehr, so enthaͤlt es mehr als 82 Procent reines Zinn; verliert es weniger, so ist dieß ein Beweis, daß die Legirung nicht genug Zinn enthaͤlt. Man bringt also das Gefaͤß in Wasser, zaͤhlt die Gewichte, welche in der Schale geblieben sind und wenn sich diese Gewichte z.B. zu 943,4 Gr. oder 944,6 Gr. ergeben, welche Zahlen groͤßer sind als 943,336, so schließt man daraus, daß der Gehalt gut ist; betraͤgt der Gewichtsverlust nur 943,3, so enthielte die Legirung zu wenig Zinn. Zweites Beispiel. Man finde das Gewicht eines Gefaͤßes in der Luft zu 8549 Decigrammen; so nimmt man in der Tabelle:     Fuͤr 8000 1030,264        –     500     64,392        –       40       5,151        –         9       1,159 –––––––– Summe 1100,966 Dieß wird die Anzahl von Decigrammen seyn, welche das Gefaͤß im Wasser verlieren muß, wenn sein Zinngehalt 82 Procent betraͤgt. Wenn die Gewichte, welche in der Schale 8 nach dem Abwaͤgen in Wasser bleiben, 1100,966 uͤberschreiten, so ist der Gehalt gut; wenn hingegen die Summe dieser Gewichte kleiner ist, so ist er zu gering: auf diese Art kann man also leicht finden, ob ein zinnernes Gefaͤß der Gesundheit nachtheilig ist, oder nicht.

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Tafel Tab. V
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