Titel: Beschreibung eines neuen, acentrischen Rades, welches sich vorzüglich an Ankerwinden oder Spillen und Sägemühlen anwenden läßt, und welches von Hrn. Bertin erfunden wurde. Mit einer, vom Erfinder mitgetheilten, vergleichenden Uebersicht der Resultate mehrerer Versuche.
Fundstelle: Band 42, Jahrgang 1831, Nr. XCII., S. 341
Download: XML
XCII. Beschreibung eines neuen, acentrischen Rades, welches sich vorzuͤglich an Ankerwinden oder Spillen und Saͤgemuͤhlen anwenden laͤßt, und welches von Hrn. Bertin erfunden wurde. Mit einer, vom Erfinder mitgetheilten, vergleichenden Uebersicht der Resultate mehrerer Versuche. Aus dem Mechanics' Magazine N. 409. S. 226. Mit Abbildung auf Tab. VI. Bertin's Beschreibung eines neuen, acentrischen  Rades Acentrisch nenne ich ein Rad, welches weder eine Achse, noch Radii hat, und welches sich folglich nicht, wie dieß gewoͤhnlich bei Raͤdern der Fall ist, um einen Zapfen dreht. Dieß leitet nothwendig zu der Idee eines Rades, welches sich dreht, ohne an seinem Mittelpunkte oder Stuͤzpunkte befestigt zu bleiben. Die Construction des acentrischen Rades ist so getroffen, daß dasselbe eine neue und vortheilhafte Anwendung des gekruͤmmten Hebels in der Maschinerie gewaͤhrt; oder vielmehr, das acentrische Rad ist nichts als ein Ring, der an seiner Convexitaͤt gezaͤhnt ist, und, wenn es Noth thut, auch an seiner Concavitaͤt mit Zaͤhnen versehen werden kann, und welcher sich in seinem Inneren um einen Kreisbogen bewegt, der mit staͤhlernen Rollen versehen, und an einem starken Pfahle befestigt ist. Das acentrische Rad kann fast an jeder beliebigen Maschine mit Vortheil angewendet werden; zuerst wurde dasselbe jedoch bei Verfertigung von Ankerwinden und Saͤgemuͤhlen benuzt. Fig. 10 zeigt dieses Rad von dem Ende, Fig. 11 zeigt dasselbe von der Seite gesehen. Es wurde an einem eisernen Gestelle eine Achse angebracht, an deren einem Ende sich ein Winkelhebel A befindet, deren Radius 12 7/8 Zoll mißt; an dem entgegengesezten Ende der Achse ist ein Triebstok B von 3 2/2 Zoll im Durchmesser befestigt, den ich den Bewegungstriebstok nenne, und der in die Zaͤhne oder Ausschnitte des acentrischen Rades C eingreift, welches 25 6/8 Zoll im Durchmesser hat. Dieses Rad C greift in den Triebstok D, dessen Durchmesser 4 5/16 Zoll betraͤgt und welcher an einer besonderen Achse befestigt ist, und zwar an jenem Ende des acentrischen Rades, welches dem Bewegungstriebstoke B entgegengesezt ist. Die Achse des Triebstokes D traͤgt auch den Triebstok E von 6 7/16 Zoll im Durchmesser, und dieser greift in die Zaͤhne des Rades F, welches 17 4/16 Zoll im Durchmesser hat, und von einer Achse gefuͤhrt wird, die durch den Mittelpunkt des acentrischen Rades laͤuft. Diese leztere Achse oder Welle bewegt einen Cylinder aus Gußeisen von 4 5/16, Zoll im Durchmesser, auf welchen man die Kraft des Widerstandes einwirken laͤßt. Diese ist ein Flugrad von 3 Fuß 2 5/8 Zoll im Durchmesser. Mit diesen Daten ist es leicht das Verhaͤltnis zwischen der Kraft der Bewegung und jener des Widerstandes zu berechnen, wenn das Gleichgewicht hergestellt ist; dieses Verhaͤltnis ist naͤmlich wie 1 zu 37 2/15. Um die Ersparniß an Arbeit zu zeigen, welche man mit dem acentrischen Rade machen kann, habe ich folgende vergleichenden Angaben aufgezeichnet. Die Angaben in der Columne zur linken Hand sind aus Hachette's Traité des machines élémentaires genommen, jene in der Columne zur rechten Hand sind das Resultat mehrerer, mit aller Sorgfalt angestellter Versuche. Vergleichende Uebersicht. Ein Mann, welcher auf die Handhabe eines Rades und der Achse    wirkte, erzeugte 116 große dynamische Einheiten. Ein Mann, der auf die Handhabe eines Rades und der Achse    wirkte, erzeugte 147 große dynamische Einheiten. Nach Coulomb betraͤgt die Kraft, welche ein Mann bei    fortgesezter Arbeit auf die Handhabe einer Kurbel ausuͤbt,    nicht uͤber 14 Pfunde. Im Allgemeinen ist die Schnelligkeit    der Umdrehung her Handhabe der Kurbel eine solche, daß    ein gegebener Punkt in derselben in einer Minute 20 bis 22    Umfange, jeden zu 7 Fuß 7 2/8 Zoll beschreibt. Ein Mann, welcher eine Gewalt von 14 Pfunden auf die    Kurbel einer Ankerwinde mit acentrischem Rade ausuͤbt,    bewirkt, daß dieselbe in einer Minute 24–26 Mal den    Umfang von 6 Fuß 7 2/8 Zoll beschreibt. Die Dauer der wirklichen Arbeit betraͤgt des Tages 6 Stunden.    Nach dieser Hypothese ist die taͤgliche Arbeit das Product    von drei Zahlen, naͤmlich: 14 Pfunde; 6 St. × 60 Min.; 20    Umfange × 7 Fuß 7 2/8 Zoll; oder 116 große dynam.    Einheiten, oder 232,000 Pfunde, auf 3 Fuß 3 5/8 Zoll    gehoben. Die Dauer der wirklichen Arbeit betraͤgt 6 Stunden. Nach    dieser Hypothese ist die taͤgliche Arbeit das Product    folgender drei Zahlen: 14 Pfunde; 6 St. × 60 Minuten; 24    Umfange × 6 Fuß 7 2/8 Zoll; oder 147 große dynamische    Einheiten, oder 294,000 Pfunde auf 3 Fuß 3 5/8 Zoll    gehoben. Der vorhergehenden Berechnung zu Folge, errichtet ein Arbeiter,     welcher an der Kurbel eines Rades und der Achse arbeitet,    Folgendes: Ein Arbeiter, welcher an der Handhabe eines acentrischenv    Rades und der Achse arbeitet, verrichtet Folgendes: 1) Mit einem Kraftaufwande von 14 Pfunden hebt er 644 Pfunde       in einer Minute, mit einer Schnelligkeit von 3 Fuß 3 5/8 Zoll,    auf 20 Umfange von 7 Fuß 7 2/8 Zoll. 1) Mit einem Kraftaufwande von 14 Pfnnden hebt er 818    Pfunde in einer Minute, mit einer Schnelligkeit von 3    Fuß 3 5/8 Zoll, auf 24 Umfange von 6 Fuß 7 2/8 Zoll. 2) Mit einem Kraftaufwands von 14 Pfunden hebt derselbe 214    Pfunde 8 Fuß 7 Zoll, in 20 Umfangen von 7 Fuß 7 2/8 Zoll. 2) Mit einem Kraftaufwande von 14 Pfunden hebt er 307    Pfunde 8 Fuß 7 Zoll, in 24 Umfangen von 6 Fuß 7 2/8 Zoll. Summe des taͤglichen Resultates bei gleichem Kraftaufwande und gleicher Schnelligkeit. Bei den alten Maschinen. Bei dem acentrischen Rade. In 6 Stunden wirklicher Arbeit hob ein Mann        mit einem bestaͤndigen Kraftaufwande von    14 Pfunden: In 6 Stunden wirklicher Arbeit hob ein Mann    mit einem bestaͤndigen Kraftaufwande von    14 Pfunden: 1) 232,000 Pfunde auf 3 Fuß 3 5/8 Zoll. 1) 294,807 Pfunde auf 3 Fuß 3 5/8 Zoll. 2) 77,000 Pfunde auf 8 Fuß 7 Zoll. 2) 98,269 Pfunde auf 8 Fuß 7 Zoll. Es muß bemerkt werden, daß bei dieser Berechnung alle Umstaͤnde, mit Ausnahme der Anwendung einer Ankerwinde mit acentrischem Rade, vollkommen gleich waren. Hieraus ergeben sich deutlich die großen Vortheile eines solchen Rades; die eben so gut in allen anderen Faͤllen, als bei der Anwendung desselben bei Ankerwinden Statt haben werden. Man kann dasselbe mit gleichem Vortheile auch auf das Rad anwenden, welches bei hydraulischen Maschinen, Dampfmaschinen:c. die Bewegungskraft fuͤhrt; ferner in Faͤllen, in welchen ein hoher Grad von Druk erfordert wird, an Wein-, Cider- und Oehlpressen, etc. etc.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    VI
Tab. VI