Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 43, Jahrgang 1832, Nr. XV., S. 70
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XV. Miszellen. Miszellen. Neue Eisenbahnen in England. Am 6. Decbr. v. J. fand in der London Tavern eine allgemeine Versammlung der Actionaͤre der zwischen Southampton und London vorgeschlagenen Eisenbahn Statt, in welcher der Gesellschaft von den bereits gemachten Schritten und Vorarbeiten Rechenschaft abgelegt, und die mannigfaltigen großen Vortheile dieser Unternehmung, sowohl in Hinsicht auf das oͤffentliche Wohl als auf den Gewinn der Theilnehmer, auseinandergesezt wurden. Die Herstellung dieser neuen Eisenbahn wird drei Jahre hindurch uͤber 10,000 Arbeiter beschaͤftigen. Das hiezu erforderliche Capital wird, nach den genausten Anschlaͤgen, verglichen mit dem Aufwaͤnde der Liverpool- und Manchester-Eisenbahn, nicht mehr als 900,000 Pfd. St. betragen.Da die Laͤnge dieser Bahn 75 Meilen betraͤgt, so kommt die englische Meile auf 12,000 Pfd. zu stehen! – Eine ungeheure Auslage, welche sich bei einem so lebhaften Verkehr dennoch gut verzinset. Hr. Stephenson hatte sich zu einem Contracte erboten, vermoͤge dessen der Transport von Reisenden auf die Laͤnge von 30 Meilen 3 Pence fuͤr die Person, und von Guͤtern 1 1/2 Pence fuͤr die Tonne kosten soll, mit Einrechnung aller Kosten fuͤr die Maschinen und die dabei noͤthigen Arbeiter.Dieß macht fuͤr eine gewoͤhnliche Poststation von 4 bayerischen Stundenlaͤngen oder 2 deutschen Meilen 3 4/10 Kreuzer fuͤr einen Reisenden, und 1 9/10 Kreuzer fuͤr eine Ladung von 20 Centner. Der Vorstand der Directoren der Gesellschaft, Hr. Powell, entwikelte dann noch mehrere andere Vortheile, als: die Zufuhr von Steinkohlen auf der ganzen Linie, die Versehung der Hauptstadt mit auslaͤndischem Obst, mit Fischen, mit Gemuͤsen, mit Rind-, Kalb-, Schaf- und Schweinefleisch aus den reichen Gegenden der Grafschaft Surrey, Hants und Wilts, welche Gegenstaͤnde gegenwaͤrtig wegen des zu kostbaren Transportes von den Londoner Maͤrkten ganz ausgeschlossen sind, – die Erhaltung von Menschenleben und von Guͤtern, welche jaͤhrlich an den Kuͤsten zwischen Lands End und der Muͤndung der Themse zu Grunde gehen u.s.w. (Galignani, 13. Decbr.) Eine andere sehr bedeutende Eisenbahn wird jezt von Newcastle-upon-Tyne und Carlisle zwischen der oͤstlichen und westlichen Kuͤste von England gebaut, um den deutschen Ocean mit der irischen See in directe Verbindung zu sezen. Die Laͤnge dieser Bahn wird gegen 70 Meilen betragen, und da sich zwischen den beiden Staͤdten einige bedeutende Anhoͤhen finden, so haben die Directoren der Actien-Gesellschaft die zur Ebnung des Grundes und Herstellung eines vollkommen gleichfoͤrmigen Niveaus (nach dem gegenwaͤrtig in England eingefuͤhrten Systeme) erforderlichen Erdarbeiten, deren koͤrperlicher Inhalt fuͤr zwei unterirdische Gallerien (Tunels) von 900 und von 2200 Fuß Laͤnge und 22 Fuß Breite, und mehrere offene Einschnitte uͤber eine Million Kubik-Yards betragen wird, an Unternehmer oͤffentlich ausgeboten. (The Times.) Ungluͤksfaͤlle auf englischen Eisenbahnen. Das Zeitblatt The Times vom 4. October v. J. berichtet ein trauriges Ereigniß, welches einige Tage zuvor an der Eisenbahn zwischen Avenhambrow und der hoͤlzernen Bruͤke vorgefallen ist, da auf der dortigen steilen schiefen Flaͤche, uͤber welche die beladenen Wagen mittelst einer Kette ohne Ende von einer auf der hoͤchsten Stelle vorgerichteten Dampfmaschine hinauf gezogen werden, die Kette brach, und die hiedurch los gewordenen und herabrollenden Wagen einen unter dieselben geworfenen Arbeiter auf die schreklichste Weise zermalmten. Ein noch weit schreklicheres Ungluͤk ist am 5. November auf der Eisenbahn zwischen Liverpool und Manchester nur zufaͤlliger Weise noch abgewendet worden, woruͤber Galignani's Messenger vom 10. November aus dem Liverpool Mercury Folgendes berichtet: „Am vergangenen Samstag ereignete sich auf der Liverpool- und Manchester-Eisenbahn bei dem Transporte der Briefpost mit ungefaͤhr hundert Reisenden nach Manchester ein Unfall. Der Zug war an der Newton-Seite von Chat-Moß angekommen, und lief eben uͤber den dortigen Damm mit der Geschwindigkeit von zwanzig Meilen in einer Stunde, als in Folge einer gebrochenen Achse der ganze Zug uͤber die eisernen Schienen hinausgeschleudert wurde, und in einer etwas schiefen Richtung gegen 600 Schritte weit bis zu einer Entfernung von 1 1/2 Ellen vom Rande des Dammes fortlief ehe er aufgehalten werden konnte. Waͤre der Grund durch einen kurz vorher gefallenen Regen nicht sehr weich gewesen, so waͤre wahrscheinlicher Weise der ganze Zug uͤber den hohen Damm herunter gestuͤrzt worden, mit einem schauderhaft zu denkenden Verlust von Menschenleben. Gluͤklicher Weise nahm Niemand den geringsten Schaden („den fuͤrchterlichsten Schreken ausgenommen“). Die Fahrt ward nun eine Stunde lang unterbrochen, wornach der Zug wieder in Gang gesezt wurde, und um den Zeitverlust einzubringen, forcirte man die Maschinen, und legte den noch uͤbrigen Weg von 11 Meilen in 22 Minuten zuruͤk.“ – Die Geschwindigkeit war demnach eine halbe englische Meile in jeder Minute, oder 30 Meilen (= 13 bayerische Stundenlaͤngen) in einer Stunde! –Da haben wir wieder einen neuen Beweis, wie gefaͤhrlich in dieser Hinsicht die in England jezt allgemein eingefuͤhrten und als Non plus ultra von Vollkommenheit angepriesenen erhabenen Bahnmaschinen (Edge-Rails) sind, und wie leicht bei einer sehr schnellen Bewegung die Wagen uͤber dieselben hinausgeschleudert, umgeworfen, zertruͤmmert, oder in Graben und Abgruͤnde gestuͤrzt werden koͤnnen. Wie viele solche Unfaͤlle werden sich noch ereignen muͤssen, ehe man von der eingewurzelten Vorliebe fuͤr diese Construction von Eisenbahnen zuruͤkkommen, und auf eine sicherere Bauart derselben denken wird? – Wenn die von Hrn. Ritter von Baader, in unserm Journale XLI. Bd. 1. Heft angekuͤndigte neu erfundene Bauart von Eisenbahnen, Wagen und fortschaffenden Maschinen auch nur diesen einzigen von ihm (S. 13) versprochenen Vortheil gewaͤhrt, so duͤrfte diese seine Anzeige schon die ernstlichste Beachtung aller Regierungen und aller Gesellschaften verdienen, welche gegenwaͤrtig mit Entwuͤrfen zur Anlage von Eisenbahnen sich beschaͤftigen. A. d. Red. Noch ein Unfall auf der Eisenbahn zwischen Liverpool und Manchester – neuer Beweis ihrer mangelhaften Bauart. Am 30. Novbr. brach in der Naͤhe von Chat-Moß an einem Dampfwagen, welcher eine lange Reihe an einander gehaͤngter Wagen von Manchester nach Liverpool zog, im vollsten Lauf eine Achse, durch welche, nachdem sie eine Streke lang den Grund neben den eisernen Schienen durchwuͤhlt hatte, die Maschine und mit ihr der ganze Zug von Wagen uͤber die Geleise hinausgeschleudert, und uͤber den Damm hinunter geworfen wurden. Von zwei Hundert Passagieren verlor dabei gluͤklicher Weise keiner das Leben; doch wurden mehrere beschaͤdigt und darunter einige gefaͤhrlich. (Galignani, Herald.) Belgische und hollaͤndische Eisenbahnen. Koͤnig Leopold hat die directe Verbindung der Schelde mit dem Rhein mittelst einer Eisenbahn zwischen Antwerpen und Koͤln vorlaͤufig beschlossen. Die ungeheuren Vortheile, welche hieraus fuͤr den Akerbau, Gewerbfleiß und Handel Belgiens entstehen muͤssen, werden dieses Land fuͤr alle Schmaͤlerungen an seinem Gebiete durch die Londoner Conferenz reichlich entschaͤdigen. Dieß sehen seine eifersuͤchtigen Nachbarn nur zu gut ein, und darum wollen jezt der Koͤnig und die Kaufleute von Holland, um sich von ihren Nebenbuhlern im Handel nach Deutschland nicht den Rang ablaufen zu lassen, auch eine Eisenbahn von Amsterdam nach Rotterdam, und von da laͤngs dem Rheinstrome bis nach Koͤln anlegen! – Dieß ist wohl der hoͤchste Triumph des Systems der Eisenbahnen uͤber die (selbst durch Dampfschiffe erleichterte) Schifffahrt auf Kanaͤlen und Fluͤssen; und wer nach diesem Beispiele jezt noch von schiffbaren Kanaͤlen in Bayern traͤumt, gehoͤrt zu den Inkurablen an dem Uebel der Canalomanie. Ueber die Ursachen, wegen welcher die Fahrten mit Gurney's Dampfwagen aufgegeben wurden. Hr. Alexander Gordon gibt in den Times einen Bericht uͤber die Ursachen, welche Hrn. Gurney zwangen, seine Dampffahrten zwischen Cheltenham und Gloucester einzustellen, aus dem die nachtheiligen Wirkungen der Privilegien und Monopole auch in diesem Falle hervorgehen. Die Hauptursache liegt in den vielen Privat-Schlagbaum-Bills, die vor das lezte Parlament gebracht wurden, und von denen mehrere die Dampfwagen beinahe gaͤnzlich ausschlossen, indem sie den Zoll fuͤr dieselben bei jedem Schlagbaume auf die ungeheure Summe von 2 Pfd. Sterl. steigerten. Eine solche Bill ging nun auch fuͤr die Cheltenham-Straße durch, gegen welche jedoch Hr. Gurney eine Petition einreichte, die in Berathung gezogen werden soll. Außerdem wurde die Straße absichtlich in einer solchen Hoͤhe und mehrere Yards weit mit losen Steinen uͤberfuͤhrt, daß der Dampfwagen mit einer Ladung von 20 Personen zwar zwei Mal durchkam, allein beim dritten Male eine Achse brach. Die Kutschen, die mit Pferden bespannt waren, blieben in den 18 Zoll hoch aufgefahrenen Steinen steken, so daß die Reisenden aussteigen und eine Streke weit gehen mußten, sogar der Eilwagen konnte nicht weiter, und blieb steken. Unter solchen Umstaͤnden mußte Hr. Gurney nothwendig seine Fahrten einstweilen aufgeben. (Aus dem Mechanics' Magazine N. 431 S. 111) Hiernach ist die oben S. 9 aus Galignani's Messenger mitgetheilte Nachricht zu berichtigen. Dampfschifffahrt nach Ostindien. Da die Schifffahrt auf dem rothen Meere so beschwerlich ist, so wurde in neuerer Zeit ein neuer Plan zur Dampfcommunication zwischen Europa und Ostindien entworfen, nach welchem die Schifffahrt auf dem rothen Meere aufgegeben, und dafuͤr der Tigris und der Euphrat beschifft werden soll. Der Pascha von Bagdad hat diesen Plan so gut befunden, und ist so sehr fuͤr denselben eingenommen, daß er diese beiden Fluͤsse durch einen Kanal verbinden lassen will. Die Vortheile dieser neuen Route sind: daß der Transport zu Lande bloß zwei Tage dauern wuͤrde, waͤhrend jener uͤber die Meerenge von Suez fuͤnf Tage dauert; daß die Dauer der Reise zur See um 10 bis 15 Tage abgekuͤrzt wird, und dabei viel angenehmer und ruhiger, als jene auf dem rothen Meere ist, und daß man endlich sowohl zu Bagdad, als an anderen Orten, um billigen Preis sehr gutes Brennmaterial bekommen kann. (Aus dem Mechan. Magaz. N. 432 S. 128.) Ueber die Reibung der Fluͤssigkeiten. Hr. Georg Rennie, Vicepraͤsident der Royal Society, faͤhrt in seinen interessanten Untersuchungen uͤber die Reibung verschiedener Koͤrper, von welchen wir schon im Polyt. Journ. Bd. XXXIV. S. 165 ausfuͤhrliche Nachricht gaben, fort. Neuerlich hielt derselbe in der, am 16. Jun. Statt gefundenen, Sizung dieser Gesellschaft einen Vortrag uͤber die Reibung der Fluͤssigkeiten, aus welchem das Philosophical Magazine and Annals of Philosophy September 1831 S. 228. und auch das Repertory of Patent-Inventions October 1831 S. 213 folgenden Auszug enthalten. „Der Verfasser machte es sich in dieser Abhandlung zur Aufgabe, das Verhaͤltniß zu bestimmen, welches zwischen den verschiedenen Mengen Wasser, die durch Oeffnungen und Roͤhren entleert werden, und zwischen jenen Verspaͤtungen besteht, die von der Reibung der Fluͤssigkeit herruͤhren. Die Resultate der Versuche, die er anstellte, um die Wirkungen der Reibung in Hinsicht auf die gegenseitige Bewegung der festen Koͤrper und der Fluͤssigkeiten auszumitteln, sind sehr widersprechend, und koͤnnen daher nur wenig Vertrauen einfloͤßen. Ob z.B. die, durch die Reibung bewirkte, Verspaͤtung mit den Oberflaͤchen oder den Schnelligkeiten im Verhaͤltniß steht, ist nichts weniger als genuͤgend bestimmt. – Die Versuche des Verfassers sollten die Verspaͤtung messen, welche feste Koͤrper, wenn sie sich in still stehenden Fluͤssigkeiten bewegen, und welche Fluͤssigkeiten erleiden, die sich uͤber feste Koͤrper bewegen. Er wendete zu diesen Versuchen einen Cylinder aus Holz von 11 Zoll im Durchmesser und 2 Fuß Laͤnge an, durch den eine eiserne Achse lief, an deren oberem Theile eine kleine Rolle befestigt war. Um diese Rolle war das eine Ende einer feinen seidenen Schnur gewunden, die an ihrem anderen Ende ein Gewicht trug. Ferner verschaffte er sich zu diesen Versuchen einen Rahmen, in welchem der Apparat auf und ab gleiten konnte, so daß sich der Cylinder auf verschiedene Tiefen in die Themse untertauchen ließ. Waren nun hierbei die Schnelligkeiten gering, so verhielt sich die Verspaͤtung beinahe wie die Oberflaͤche; allein bei großen Schnelligkeiten schien dieselbe nur wenig Bezug auf die Groͤße der untergetauchten Oberflaͤche zu haben. Der Widerstand, welchen eiserne Scheiben oder hoͤlzerne Kugeln beim Umdrehen im Wasser erfuhren, schien sich wie die Quadrate der Schnelligkeiten zu verhalten. – Aus den Versuchen, die mit den Mengen Wassers angestellt wurden, die durch Oeffnungen von verschiedener Form und Groͤße aus Gefaͤßen entleert wurden, die bestaͤndig gefuͤllt erhalten werden, schließt der Verfasser, daß sich dieselben, ganz unabhaͤngig von ihrer Form, beinahe wie die Flaͤchenraͤume der Oeffnungen oder wie die Quadrat-Wurzeln der Hoͤhen verhalten. An Roͤhren, die unter verschiedenen Winkeln gebogen waren, stand die durch die Kruͤmmung hervorgebrachte Verspaͤtung nicht mit der Zahl der Kruͤmmungen im Verhaͤltnisse.“ Mittel um die volle Kraft einer Magnetnadel sogleich wieder herzustellen. Es ist Jedermann bekannt, daß der Magnetismus der Magnetnadeln durch das Abfeuern von Kanonen und andere heftige Erschuͤtterungen in Unordnung geraͤth, indem die Nadeln dadurch meistens mehrere Pole bekommen. Hr. Moses Smith hat nun ein Mittel ausfindig gemacht, durch welches man solchen Nadeln, die ihre Kraft verloren haben, dieselbe sogleich wieder geben kann. Hr. Smith nahm in unserer Gegenwart eine Magnetnadel, deren Zeigekraft vollkommen unversehrt war, und gab auf beide Enden derselben der Laͤnge nach einen maͤßigen Schlag; dadurch gerieth ihre Kraft in Unordnung; er strich darauf dieselbe Nadel an beiden Seiten ihres Mittelpunktes nach der Quere, und sogleich war dadurch die Kraft derselben wieder vollkommen hergestellt. Er wiederholte dieß oͤfter mit gleichem Erfolge. Er legte ferner die Nadel auf einen Tisch, druͤkte dieselbe genau an diesen an, strich dann den Tisch, und bewirkte dadurch aͤhnliche Resultate, wie er sie durch das Streichen der Nadel selbst hervorbrachte. Hr. Smith versichert, daß seine Methode in allen Faͤllen, in welchen die magnetische Kraft einer Nadel eine Stoͤrung erlitt, gute Dienste leistet, und wenn dieß der Fall ist, so ist seine Entdekung wirklich von unberechenbarem Nuzen, und fuͤr die Erhaltung vieler Menschenleben von großer Wichtigkeit. (Aus dem Mechanics' Magazine. N. 432 S. 121.) Von Wagner's Werk uͤber praktische Dioptrik. Ein großer Theil, und wir moͤchten sagen der groͤßte Theil der gewoͤhnlichen Brillenfabrikanten ist ganz unbekannt mit den Grundsaͤzen der Theorie, auf denen die Verfertigung der Gegenstaͤnde, mit denen sie sich beschaͤftigen, beruht; und daher kommt es, daß so viele schlechte Brillen zum Nachtheile der eben so unwissenden Kaͤufer zum Verkaufe ausgeboten werden. Selbst ein großer Theil der besseren Fabrikate wird nicht nach Grundsaͤzen, sondern bloß nach dem verfertigt, was eine laͤngere Erfahrung den Arbeiter lehrte. Hr. v. Wagner, russischer Marineofficier, suchte diesem Mangel dadurch abzuhelfen, daß er ein Werk schrieb, dem er den Titel: praktische Dioptrik, oder detaillirter Unterricht zur Verfertigung achromatischer Brillen gab, und welches er der Société d'encouragement zur Beurtheilung vorlegte, mit dem Antrage den Druk und die Bekanntmachung derselben zu uͤbernehmen. Diese Arbeit des Hrn. v. Wagner, fuͤr welche der Verfasser kein weiteres Honorar als 50 Freiexemplare verlangt, enthaͤlt dem Berichte des Hrn. Francoeur zu Folge (der sich im Bulletin de la Société d'encouragement Julius 1831 S. 340 befindet), zwar keine neuen Thatsachen und keine neue Theorie, allein sie soll so gut zusammengestellt seyn, daß die Industrie ohne Zweifel große Vortheile aus der Verbreitung desselben unter den Optikern ziehen duͤrfte. Es werden darin zuerst die Lehre von der Strahlenbrechung und dem Brennpunkte, die Wirkungen der Faͤrbung der Bilder und die Abirrung der sphaͤrischen Glaͤser und die Farbenzerstreuung erlaͤutert, dann die Berechnung der Kruͤmmungsstrahlen der Linsen, und die Aufhebung der Irrthuͤmer, welche durch diese Wirkungen hervorgebracht werden koͤnnen, gelehrt, und endlich eine gruͤndliche Anleitung zur Verfertigung der vollkommensten Brillen gegeben. Die Gesellschaft hat noch nicht erklaͤrt, ob sie die Publikation dieses vorzuͤglichen Werkes selbst uͤbernehmen, oder einen unternehmenden Verleger dazu aufmuntern will. Ueber die Bereitung des gephosphorten Kalkes. Dr. Coxe macht in Silliman's American Journal folgende Bereitungsart des gephosphorten Kalkes bekannt, die auch in dem Register of Arts Februar 1831, S. 287 bekannt wird. Er nimmt zwei hessische Tiegel, und zwar 2 innere Glieder eines Einsazes, bohrt durch den Boden des groͤßeren ein Loch, und kittet in dieses eine Probirroͤhre von gehoͤriger Groͤße. Der Phosphor wird in diese Probirroͤhre gebracht, deren oberes Ende leicht mit einem Tiegelscherben bedekt wird, damit die kleinen Stuͤke ungeloͤschten Kalkes nicht in denselben hinein fallen koͤnnen. Dann wird dieser Tiegel mit Kalk gefuͤllt, und ebenso zum Theile auch der obere kleinere Tiegel, der als Dekel dient, und mit etwas feinem, ein wenig befeuchteten Thone ausgekittet wird. In diesem Dekel befindet sich gleichfalls eine kleine Oeffnung, damit die Luft, und wenn es noͤthig seyn sollte, der verfluͤchtigte Phosphor, durch dieselbe entweichen kann. Dieser ganze Apparat wird nun so auf den Rost eines Ofens gebracht, daß die Probirroͤhre durch denselben geht, und unter ihm zum Vorscheine kommt, und dann ein Kohlenfeuer um denselben gegeben. Der Phosphor kann, wenn es noͤthig seyn sollte, dadurch kalt erhalten werden, daß man die Roͤhre in Wasser untertauchen laͤßt, welches in einem, an dem Ende einer Kruͤke angebrachten, zinnernen Gefaͤße enthalten ist. Ist der Tiegel und sein Inhalt durch und durch zum Rothgluͤhen gekommen, so ersezt man dieses Gefaͤß durch ein Kohlenbeken, damit der Phosphor in Daͤmpfen in den Tiegel steigt, und das verlangte Praͤparat gibt. Dieselben Tiegel koͤnnen oͤfter zu dieser Operation gebraucht werden. Bleidraht. „Der Kaufmann Hr. J. Degener in Braunschweig hat einen Bleidraht erfunden, welcher sich ganz vorzuͤglich zum Beziehen von Planken u.s.w., an welchen Wein gezogen wird, so wie zum Anbinden und Anheften der Nummern an Baͤume, Blumen und Straͤucher eignet, da er, der unguͤnstigsten Witterung Jahre lang ausgesezt, sich nicht oxydirt, und zu jeder beliebigen Form verbogen, nicht so leicht bricht als Eisendraht, auch nicht wie dieser in die Rinde der Baͤume einschneidet, sondern sich mit dem steigenden Wachsthum der Baͤume seiner Biegsamkeit wegen, leichter ausdehnt. Dieser Draht wird, je nach der Art seines Gebrauchs, in beliebigen Stuͤken von dem Zinngießermeister Hrn. E. Willecke in Braunschweig fuͤr den Handel gefertigt, und verdient seiner außerordentlichen Brauchbarkeit wegen die besondere Aufmerksamkeit aller Gartenbesizer und Baumzuͤchter.“ Das vor uns liegende Muster dieses Bleidrahtes leistet allerdings das Gesagte. A. d. R. Weeks's Apparat zur Rettung bei Feuersgefahr. Der Apparat, mit welchem Hr. Weeks, Brauer zu Stockwell, dem Mechanics' Magazine N. 428 S. 59 zu Folge, Menschen retten will, welche sich in Feuersgefahr befinden, besteht bloß aus einem breiten Stuͤke Kannevaß, an dessen Raͤndern sich zahlreiche ausgeschlungene Loͤcher befinden, durch welche es von den Huͤlfeleistenden fest gehalten werden kann. Mit dieser Vorrichtung, welche fuͤr uns Deutsche nichts Neues ist, und welche wir schon haͤufig bei Feuersbruͤnsten auf dem Continente anwenden sahen, wurden zu Bridge-road, Borough, Versuche angestellt. Mehrere beherzte, junge Leute sprangen vom 1sten und 2ten Stoke auf ein solches, von mehreren starken Leuten fest gehaltenes Tuch herab, ohne sich dabei auch nur im Geringsten zu beschaͤdigen, oder eine besonders schmerzhafte Empfindung zu erleiden. Einige stiegen selbst auf das Dach, und sprangen davon herab, ohne den geringsten Nachtheil zu erleiden. Es waren mehrere Magistrate und andere Leute bei den Versuchen zugegen, und alle schienen der Meinung, daß dieß das einfachste, und am leichtesten und schnellsten anwendbare Rettungsmittel bei Gefahr des Verbrennens sey. Auch wir sind dieser Meinung; muͤssen aber nur bemerken, daß viele den Muth nicht haben werden, etwas hoch herabzuspringen; daß viele von der Angst bei diesem Spunge sehr leiden duͤrften, und daß endlich doch die dadurch nothwendig entstehende Erschuͤtterung der Brust- und Unterleibs-Eingeweide haͤufig uͤble Zufaͤlle und selbst den Tod hervorbringen wird. Wir moͤchten daher diese Rettungsmethode bloß da empfehlen, wo sehr schnelle Huͤlfe dringend noͤthig ist, oder wo es an anderen zwekmaͤßigeren Mitteln fehlt, oder wo diese nicht angewendet werden koͤnnen. Ein neuer Schaͤrfungsapparat fuͤr Rasiermesser. Einsender dieses rasiert sich seit seiner Jugend selbst und hat sich von jeher bemuͤht seinen Rasiermessern eine zarte scharfe Schneide zu geben. Um diesen Zwek zu erreichen, hat er sich nicht nur stets gute Messer gehalten, sondern sich auch fast alle Arten von Schaͤrfungsapparaten und Streichriemen angeschafft. Von lezteren besizt er einen hohlliegenden elastischen, einen ganz gerade aufliegenden englischen Patent-Streichriemen, auf welchen das Leder geleimt ist, und einen convexen, nach Angabe eines vor einigen Jahren uͤber diesen Gegenstand in Berlin erschienenen Werkchens angefertigt.Man vergleiche polyt. Journal Bd. XXXIX. S. 193, wo auch Knight's Schaͤrfungsapparat fuͤr Rasiermesser beschrieben ist, welcher dem Hrn. Verfasser wahrscheinlich unbekannt ist. A. d. R. Troz aller dieser Streichriemen konnte er nie ein ihm genuͤgend scharfes zartschneidendes Messer erhalten. Er forschte der Ursache hievon nach und fand, daß wenn auch das Rasiermesser ganz regelrecht auf einem feinen Abziehsteine abgezogen wurde – naͤmlich so, daß das hohlgeschliffene Messer zu gleicher Zeit mit dem Ruͤken und der Schneide auf dem Steine ruhend hin und her gezogen wurde, es auf einem Streichriemen eben so behandelt, seine Schaͤrfe nicht vermehren kann, weil das Leder elastisch ist, also dem Druke des Messers nachgibt und gleich hinter der Schneide desselben wieder hervorquillt, wodurch die vorher erlangte Schaͤrfe wieder abgestumpft wird. Um diesen Nachtheil zu vermeiden, gerieth er auf den Gedanken sich den unten beschriebenen einfachen Schaͤrfungsapparat zu verfertigen, der wie jeder Streichriemen zu gebrauchen ist, allen Anforderungen vollkommen entspricht und auch gewiß Jedem genuͤgen wird. Er goß sich von Blei (das im fluͤssigen Zustande vor dem Ausgießen vermittelst eines Hoͤlzchens von allem oben auf schwimmenden Schmuze befreit wurde) eine Platte von 1/2 Zoll Dike, 2 Zoll Breite und 9 Zoll Laͤnge und machte dieselbe mit einem gewoͤhnlichen Hobel auf allen Seiten ganz glatt. Hierauf befeuchtete er diese Bleiplatte auf einer der breiten Seiten und trug mit dem Finger ganz fein geschlaͤmmtes Caput mortuum so duͤnn auf, daß sie nur damit bedekt war und roth aussah. Nachdem dieser Auftrag ganz getroknet war, nahm er ein gewoͤhnliches, jedoch glattes Brodmesser, und rieb das Caput mortuum so lange und so stark damit, bis sich diese Substanz ganz fest in das Blei eingedruͤkt hatte, fast schwarz aussah und die ganze Oberflaͤche der Bleiplatte fein polirt erschien, nach welcher Manipulation sie zum Gebrauch fertig war. Die dieser gegenuͤber befindliche Seite der Bleiplatte uͤberzog er mit dem feinen (vorher getrokneten) Schleime, welcher dadurch entsteht, daß man zwei angefeuchtete Abziehsteine auf einander reibt. Die Art dieses feine Pulver aufzutragen ist dieselbe wie die vorherbeschriebene; auch hat dasselbe die naͤmliche Wirkung wie das Caput mortuum, obgleich lezteres vorzuziehen ist. Wer sich nach dieser leicht ausfuͤhrbaren Methode einen Schaͤrfungsapparat fuͤr Rasiermesser verfertigt, wird gewiß die gehabte Muͤhe durch einen guten Erfolg belohnt sehen und dem Einsender fuͤr die Mittheilung dankbar seyn. E. H. . . r. Rough's sturmsichere, drehbare Haͤuser. Der lezte heftige Sturm, durch welchen Barbadoes großen Theils zerstoͤrt wurde, veranlaßte den erfindungsreichen, ehemaligen Schiffsschulmeister, Michael Rough, auf welchen wir naͤchstens wieder zu sprechen kommen werden, zu der Idee, Haͤuser zu bauen, die sich um ihre Achse drehen, und die daher den Stuͤrmen weniger Widerstand darbieten, und mithin gegen deren Zerstoͤrungen gesichert seyn sollen. Die Einrichtung, die Hr. Rough hierzu ausdachte, und die sich im Mechan. Magaz. N. 432 S. 120 abgebildet findet, ist ziemlich unvollkommen und mancher Verbesserungen faͤhig, die der Erfinder Anderen uͤberlaͤßt. Da bisher noch kein solches Haus erbaut wurde, so begnuͤgen wir uns damit, unsere Leser auf diese Erfindung aufmerksam gemacht zu haben. Das Mechan. Magaz. zweifelt zwar nicht, daß sich Hrn. Rough's Plan ausfuͤhren lasse; allein es meint, daß nicht leicht Jemand sich ein Haus bauen wird, welches sich bestaͤndig, auch bei leichtem Winde, umdreht, und das keinen anderen Zwek hat, als einer Gefahr vorzubeugen, in welche man vielleicht bloß alle Jahrhunderte ein Mal geraͤth. Es fragt ferner, warum der Erfinder keine Vorrichtung angebracht hat, durch die das Haus in gewoͤhnlichen Faͤllen still stehend erhalten werden koͤnnte; ob nicht ein aͤußeres Gestell angebracht werden koͤnnte, welches sich unabhaͤngig von den inneren Gemaͤchern des Hauses drehen wuͤrde; ob die Umdrehung des Hauses bei einem so heftigen Sturme, wie jener zu Barbadoes war, auch wirklich Statt haben wuͤrde, und wie lang endlich ein solches Haus sich mit einer Schnelligkeit von 100 Meilen in Einer Stunde (denn dieß ist die berechnete Schnelligkeit eines Sturmeß, welcher Baͤume und Haͤuser umwirft) bewegen koͤnnte, ohne durch die Centrifugalkraft allein schon in Truͤmmer zu gehen? Warnung fuͤr Baumeister. In der Engineer's Society zu London wurde folgender sonderbare Fall eines verungluͤkten Baues erzaͤhlt, welchen wir auch unseren Herren Baumeistern mittheilen zu muͤssen glauben, da wir leider taͤglich sehen, daß das Wissen Vieler in ein wenig Zeichenkunst, in etwas Alterthumskunde und in der Kunst sich Geld zu machen, besteht, waͤhrend ihnen die Eigenschaften ihres Baumateriales eben so fremd zu seyn scheinen, als die Zwekmaͤßigkeit der inneren Einrichtung eines Gebaͤudes. – Auch bei uns sahen wir schon oͤfter, daß man bei Bauten ohne gehoͤrige Wuͤrdigung Festeres auf Weicheres legte: was hieraus entstehen kann, mag; man nun aus Folgendem ersehen. Man sezte an einem neuen Gebaͤude in den Naͤhe von Oxford-Market eine hohle Saͤule von 7 Zoll im Durchmesser und 1 1/2 Zoll Dike auf einen steinernen Fuß von 6 Zoll Dike, welcher auf einer gemauerten Grundlage von 1 Fuß 10 Zoll im Quadrate und 2 Fuß 6 Zoll Hoͤhe ruhte, und spannte von dem Bindebalken aus, der von der Saͤule getragen wurde, einen Bogen. Nach einiger Zeit hatte sich die Saͤule in Folge der Last, die sie zu tragen hatte, und weil das Material des Fußes weicher war, als jenes der Saͤule, nicht bloß durch den Fuß und seine Unterlage einen Weg gebahnt, sondern sie war sogar noch 1 Fuß 9 Zoll tief in den Boden selbst eingedrungen! Die Grundlage blieb dabei ganz unveraͤndert in ihrer Stellung, nur war mitten durch sie ein Loch von dem Umfange der Saͤule gleichsam durchgebunzt, und von diesem Loche aus liefen einige Spruͤnge gegen die Raͤnder hin. (Aus dem Mechan. Magaz. N. 432 S. 122, wo auch eine Abbildung dieser merkwuͤrdigen Thatsache zu sehen.) Beobachtung von Thieren, eine Quelle nuͤzlicher Erfindungen. Hr. Brunel trug vor der koͤniglichen Akademie zu Rouen mehrere sehr interessante Details uͤber seine Arbeiten bei dem verungluͤkten Themse-Tunnel vor. So sagte er, „daß er durch die Beobachtung des Baues des Schiffswurmes (Teredo navalis)Das Repertory of Patent-Inventions October 1831, S. 212, welches diese Notiz aus dem Recueil industriel entlehnt, gibt fuͤr dieses, fuͤr die Marine so zerstoͤrende, Thier bloß den franzoͤsischen Namen Taret an, verweist in Hinsicht auf eine Beschreibung und Abbildung desselben auf das Dictionnaire classique d'Histoire naturelle, und gibt einen so auffallenden Beweis der englischen Unwissenheit, daß es sich nicht entbloͤdet zu sagen: „wir werden demjenigen unserer entomologischen Freunde, der uns den englischen Ramen dieses Thieres angibt, sehr verbunden seyn!“ Es ist unglaublich, und nur bei der Unzwekmaͤßigkeit der hoͤheren englischen Unterrichtsanstalten, besonders der in Wortkraͤmerei, faͤlschlich Philologie genannt, in Jurisprudenz und Theologie vermodernden Universitaͤten, einiger Maßen begreiflich, wie ein etwas gebildeter Englaͤnder, ein integrirender Theil jener, auf ihr Uebergewicht zur See so mit Eitelkeit und Hochmuth erfuͤllten Nation, nicht ein Mal den Namen jenes Thieres kennt, welches seiner Marine und seinen Daͤmmen sowohl, als jenen aller uͤbrigen an der See wohnenden Voͤlker so unendlichen Schaden und so großes Verderben brachte! Wie konnten die Beobachtungen, die der unsterbliche Linné und andere uͤber diesen Wurm machten, in England so weit vergessen werden, daß man Entomologen zu Huͤlfe ruft, um den Namen eines Wurmes kennen zu lernen! Dieß ist die Folge der Erziehung durch Philologen, und Theologen, die im Allgemeinen zu den beschraͤnktesten und unwissendsten Individuen gehoͤren, und den ganzen Zwek ihres Studiums verdreht und verkannt haben. auf die Idee seines Schildes kam, welcher bei seiner ersten Anwendung so viel Aufsehen und Gerede veranlaßte. Dieses Thier ist naͤmlich im Stande, unter dem Wasser große Stuͤke Holz und Zimmerung zu durchbohren; es hat auf seinem Kopfe eine Art von Schild, durch welchen es gegen die Wirkung der Wellen geschuͤzt wird, und unter welchem es ungestoͤrt seine zerstoͤrende Arbeiten fortsezt.“ Wir bemerken hier nur, daß Hr. Brunel den Schweif des Thieres, welches diesen Schild traͤgt, fuͤr den Kopf hielt, und machen bei dieser Gelegenheit neuerdings aufmerksam, wie viel Nuͤzliches wir noch entdeken und erfinden duͤrften, wenn unsere Naturhistoriker bei ihren Beobachtungen mit mehr Ruͤksicht auf wirklichen Nuzen, und mit weniger sogenannter Naturphilosophie zu Werk gehen moͤchten. Zubereitung des Futters fuͤr Pferde. Einige Wirthe an den westlichen Straßen in England fingen in lezter Zeit an, das von der Bath Agricultural Society empfohlene Verfahren zu befolgen, das Getreide, womit die Pferde gefuͤttert werden, zu kochen, und denselben dann auch das abgekochte Wasser als Trank zu geben. Man will gefunden haben, daß 3 Bushel auf diese Weise zubereiteten Hafers oder Gerste ein Pferd weit besser naͤhren und gesuͤnder erhalten, als wenn man ihm die doppelte Menge desselben Futters in rohem Zustande gibt. Man konnte dieß schon der Analogie nach daraus schließen, daß alle Hausthiere, von den Huͤhnern angefangen bis zu dem Rindviehe, mit einer geringen Menge gekochten Futters besser genaͤhrt werden, als mit einer groͤßeren Menge rohen Futters. (Aus dem Mechanics' Magazine N. 426 S. 31.) Vermehrung der Schaben in London. Die Schaben, (Blatta orientalis in Deutschland haͤufig auch Schwaben genannt), haben sich dem Mechan. Magaz. N. 427 S. 48 zu Folge in vielen Haͤusern Londons so außerordentlich vermehrt, daß man bei Nacht in den Kuͤchen und Zimmern der Erdgeschosse keinen Schritt thun kann, ohne mehrere derselben zu zertreten, und daß nicht nur alle Lebensmittel und Kuͤchenabfaͤlle von denselben aufgefressen, sondern auch Kleider, Leder, Buͤcher und dgl. verzehrt und zerstoͤrt werden. Menge der Pflanzen, welche nach England eingefuͤhrt wurden. Seit der Entdekung der neuen Welt, haben die Gaͤrten Englands 2345 Varietaͤten amerikanischer Baͤume und Pflanzen, 1700 Varietaͤten vom Vorgebirge der guten Hoffnung, und außerdem so viele aus China, Ostindien, Neu-Holland und aus den verschiedenen Theilen Afrika's, Asiens und Europa's eingefuͤhrt, daß gegenwaͤrtig mehr als 120,000 Varietaͤten in England cultivirt werden. (Mechanics' Magazine N. 426 S. 32. Wir bedauern, daß diese Angabe so wenig wissenschaftlich ist, daß man aus derselben gar keinen Schluß zu ziehen vermag.) Ueber den Bau des Mays in England. Der Bau des Mays oder tuͤrkischen Weizens, der in den lezten Jahren in England so sehr empfohlen wurde, und fuͤr dessen Verbreitung sich vorzuͤglich der bekannte Cobett, dieser Reformer in so vielen Dingen, eifrigst verwendete, wurde nun beinahe uͤberall aufgegeben, und selbst von seinem Hauptvertheidiger verlassen. Der Herausgeber des Domestic Gardener's Manual sucht in einem Aufsaze, der auch in das Repertory of Patent-Inventions 1831 November S. 271 uͤberging, zu beweisen, daß man durchaus keinen Grund habe, die Cultur dieser nuͤzlichen Pflanze aufzugeben, und daß dieselbe zwekmaͤßig gedeihe, und mit großem Vortheile gebaut werden koͤnne, wenn man ihr nur die gehoͤrige Pflege schenkt, und wenn man sie nicht auf jedem Boden ziehen will. Es ging hier, wie es in der Medicin mit vielen sehr guten Mitteln geht; man wendet dieselben in allen, und selbst den verschiedensten Faͤllen an, und verwirft sie am Ende ganz, weil man nicht einsehen will, daß das, was in einem Falle gut ist, im anderen schlecht seyn kann und muß. Da der Maysbau auch in einigen Gegenden unsers Vaterlandes versucht wird, und in den milderen Gegenden mit lokeren Boden auch sehr gut gedeiht, so wollen wir hier aus obigem Aufsaze bemerken, daß der Maysbau jedes Mal fehlschlagen, oder wenigstens keinen Vortheil gewaͤhren wird, wenn man ihn auf einem Stuͤk Landes unternimmt, welches nicht den ganzen Tag uͤber der Sonne ausgesezt ist, und dessen Boden schwer und kalt ist. Zum Gedeihen ist ferner durchaus noͤthig, daß man die Samen nicht zu tief in den Boden legt, denn legt man sie z.B. in einem Boden, der eine starke bindende Kraft besizt, nur 2 Zoll tief unter die Erde, und kommen auf dieses Anbauen starke Regenguͤsse, so wird die Erde eine Rinde bilden, durch die der Keim nicht zu dringen vermag, oder durch die er sich wenigstens mit solcher Schwierigkeit durcharbeitet, daß die Pflanze sich schwer mehr erholt. Ist die Saat aufgegangen, so darf endlich mit dem Ausgaͤten und Behaken des Bodens durchaus nicht gespart werden. Wir koͤnnen diese Vorschriften des Hrn. G. J. T. in Folge mehrjaͤhriger Erfahrung nur bestaͤtigen. – Am meisten schadete der Einfuͤhrung des Maysbaues in England der Umstand, daß dessen Kolben zu ungleichen Zeiten reifen, und daher 2, 3 und mehrere Ernten erfordern. Dieß mag wohl in dem feuchten England noͤthig seyn; in vielen Gegenden Ungarns und Tyrols, wo uͤberall Mays gebaut wird, thut man dieses nicht; man laͤßt die reifen Kolben an der Pflanze bis auch die spaͤter reifenden zur Abnahme tauglich sind, und macht bloß eine einzige Ernte. Neue Methode Nelken durch Ableger zu vermehren. Hr. Thomas Fleetwood gibt in London's Gardeners Magazine folgende neue Methode zur Vermehrung der Nelken an, welche auch in das Repertory of Patent-Inventions October 1831 S. 213 uͤberging. Zur Bluͤthezeit soll man naͤmlich den Stamm auf die Weise ziehen, die gewoͤhnlich befolgt wird, wenn man Nelken zu Ablegern vorbereitet; dann soll man den alten Stamm in die eine, und den jungen Ast, den man zum Ableger machen will, in die andere Hand nehmen, und denselben bis zur Haͤlfte sorgfaͤltig dadurch theilen, daß man ihn mit den Fingern und dem Daumen abtrennt, worauf man die verwendeten Theile sogleich mit etwas gut gesiebter, leichter Dammerde verstreicht. Alle Nelken, mit Ausnahme der gewoͤhnlichen rothen Nelke, gedeihen auf diese Weise besser, als auf irgend eine andere; dabei ist diese Methode uͤberdieß auch mit bedeutender Ersparung an Zeit verbunden. Die Verbindung zwischen den alten und jungen Theilen des Nelkenstokes ist bei dieser Methode weit haͤrter, und daher weniger den Zerstoͤrungen der Wuͤrmer ausgesezt. Uebrigens darf man nur eine geringe Menge Ruß an die verwundeten Stellen legen, um die Pflanzen vollkommen gegen diese schaͤdlichen Thiere zu schuͤzen. Groͤße und Werth einer Eiche in England. Vor Kurzem wurde zu Ludlow in Shropshire eine Eiche gefaͤllt, welche 39 Tonnen Bauholz, 55 Klafter Brennholz, 200 Park-Pfaͤhle und 5 Klafter Leisten gab. Ehe der Baum gefaͤllt wurde, brach ein Ast desselben, der 7 1/2 Tonne wog. Drei Maͤnner arbeiteten einen Monat an diesem Baume, dessen ganzer Werth auf 165 Pfd. Sterl. (1980 fl.) geschaͤzt wurde. (Mechanics' Magazine, N. 426 S. 32.) Literatur. a) Deutsche. Taschenbuch der Edelsteinkunde fuͤr Mineralogen, Techniker, Kuͤnstler und Liebhaber der Edelsteine; bearbeitet von Dr. J. Reinhard Blum, Privat-Docent der Mineralogie an der Universitaͤt zu Heidelberg etc. Stuttgart, bei Carl Hoffmann. 1832. 12. 356 S. Einer unserer ausgezeichnetsten Mineralogen, Hr. Prof. Leonhard, aͤußert sich uͤber diese kleine Schrift folgender Maßen: „Manche Vorzuͤge empfehlen dieselbe; unter den aͤltern Handbuͤchern der Edelsteinkunde liefern einige das Mineralogische nicht dem Stande der Wissenschaft entsprechend, so daß sie keineswegs als naturgemaͤße Darstellungen gelten koͤnnen; in anderen findet man das Technische zu wenig beachtet, oder ohne Ruͤksicht auf die Gesammtheit bestehender Erfahrungen und Entdekungen beschrieben. Anlage und Ausfuͤhrung dieser Schrift verdienen Billigung; namentlich wurden die mineralogischen, physikalischen und chemischen Merkmale der Edelsteine buͤndig und klar fuͤr den entwikelt, der sich in der Sache unterrichten will. Viele Sorgfalt wendete der Verfasser auf die technische Behandlung der Edelsteine; ein mehrjaͤhriger Aufenthalt in einer Stadt, wo Bijouterie-Arbeiten lebhaft getrieben werden, verschaffte ihm nicht wenige eigene Erfahrungen, die interessant und belehrend sind. Wir erachten uns darum uͤberzeugt, daß das Buch nicht allein Kuͤnstlern, die Edelsteine schneiden und schleifen, so wie Juwelirern und denen, welche Handel damit treiben, wesentlich nuͤzen werde, sondern wir glauben, daß dasselbe die Aufmerksamkeit aller Freunde der Mineralogie verdiene, besonders solcher, die jene Naturkoͤrper sammeln, welchen in mehrfacher Beziehung ein solcher Reiz verliehen ist.“ Druk und Papier lassen nichts zu wuͤnschen uͤbrig. b) Italiaͤnische. La Calcografia propriamente detta, ossia l'arte d'incidere in rame, all' acqua forte, col bulino e colla punta, etc. Ragionamenti letti etc. daGiuseppe Longhi. Vol. I. concernente la teorica dell' arte. Milano 1830, stamperia reale, in 8. (Sehr weitlaͤufig und gut recensirt in Biblioteca italiana 1831. Maggio S. 145.) Il primo libro del Trattato delle perfette proporzioni di tutte le cosi che imitare e ritrarre si possono con l'arte del disegno, diVincenzo Danti, perugino, all' illustrissimo et eccellentissimo signor Cosimo De Medici, duca di Fiorenza e di Siena. Edizione seconda dopo la rarissima de' Giunti del 1567. – Perugia 1830, nella tipografia di Francesco Boduel, da Vincenzo Bartelli librajo, in 4. Manuale dell' architetto, dell' ingegnere e del capomastro, compilato daAntonio Ascona. – Milano 1830 per Gaetano Schiepatti. (Nicht zu empfehlen.) Della pressione idrostatica a cui sono soggette le acque sotteranee anche in località non dominante da' monti superiori, ossia cause idrostatico-fisiche della forza saliente nei pozzi trivellati detti artesiani. Memoria diGiuseppe Cirini. – Milano 1831, presso Luigi Nervetti, in 8. di pag. 100. Rivista orticola, ossia Giornale de' giardinieri e degli amatori, che contiene una raccolta di tutto ciò che comparisce d'interessante in giardinaggio, come piante nuove utili e d'aggradimento; nuovi processi di coltivazione; nuovi perfezionamenti delle antiche pratiche; invenzioni di nuovi stromenti, scoperte avantaggiose, annunzj, analisi ed estratti di tutte le opere sul giardinaggio, du si pubblicano in Italia ed all' estero. – Piacenza, 1830–1831, dalla tipografia di Giuseppe Tedeschi. In 8. (Alle drei Monate erscheint ein Heft von 2 bis 3 Blaͤttern; vier Hefte bilden einen Band; fuͤnf sind erschienen.) Annali delle scienze del regno Lombardo-Veneto. Opera periodica di alcuni collaboratori. – Padova 1831. Fasc. 1 e 2. Prezzo di associazione per l'anno 1831, lir. 15 ital. (Dieses, von dem beruͤhmten Physiker Fusinieri gegruͤndete, Journal kann gleichsam als Fortsezung des erloschenen Giornale di Fisica, Chimica di Pavia betrachtet werden; es erscheint wie dieses in 4to und in zweimonatlichen Heften, von welchen die beiden ersten mehrere sehr interessante Abhandlungen enthalten.)