Titel: Ueber die zwekmäßigste Art von Baköfen.
Fundstelle: Band 43, Jahrgang 1832, Nr. LXIII., S. 281
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LXIII. Ueber die zwekmaͤßigste Art von Bakoͤfen. Ueber die zwekmaͤßigste Art von Bakoͤfen. Die bisherige Art unserer Bakoͤfen gehoͤrt sicher noch zu den unvollkommensten und unzwekmaͤßigsten, weil sie a) einen ungeheuren Aufwand an Brennmaterial erfordern, b) nur in einem bestimmten Zeitraum eine gewisse Quantitaͤt Brod gebaken werden kann und man den Ofen dann entweder kalt stehen lassen oder neu aushizen muß, was in beiden Faͤllen eine Verschwendung des kostbaren Brennmaterials herbeifuͤhrt, c) der Baͤker nicht Herr uͤber das Feuer ist; d) endlich, weil ein solcher Bakofen nur mit wohl ausgetroknetem Holze geheizt werden kann, nicht aber mit Torf oder Steinkohlen, wo sie ganz anders construirt seyn muͤßten: der Beschmuzung des Brodes durch Asche nicht zu gedenken, was bei der sorgfaͤltigsten Behandlung nicht immer zu vermeiden ist. Alle diese Nachtheile koͤnnten nicht nur recht leicht beseitigt, sondern sogar neue Vortheile dabei angewendet, und das Baken dem Baͤker erleichtert und wohlfeiler gemacht werden, wenn die alten Oefen neuen weichen wuͤrden, wozu wir alle verstaͤndigen Baͤker auffordern. Bekanntlich sind die bisherigen Bakoͤfen eifoͤrmige, gedruͤkte Gewoͤlbe, von Baksteinen erbaut, aus welcher lezteren Ursache sie auch von Innen geheizt werden muͤssen, und woraus denn auch alle oben angedeuteten Nachtheile entstehen. Die Ursache aber, warum man in solchen Baksteingewoͤlben Brod bakt, ist wohl die, daß in jedem anderen frei stehenden Raume, wie z.B. ein blecherner oder gußeiserner Ofen ist, der von Unten geheizt wird, das Brod unten verbrennen wuͤrde, dagegen oben noch nicht ausgebaken waͤre, wogegen die erhizten Baksteine und das gedruͤkte Gewoͤlbe dieses verhindern. Sollte denn aber nicht der Zwek des Baksteingewoͤlbes ebensowohl erreicht werden koͤnnen? Wir glauben allerdings und zwar auf folgende Weise: Man denke sich einen Kasten von starkem Eisenblech ganz in der gewoͤlbten, gedruͤkten Form eines Bakofens nur laͤnglich statt oval und uͤber diesen Kasten ein Gehaͤuse, ebenfalls von starkem, ungefaͤhr 1/2 liniendikem Eisenblech, welches rings um denselben einen Zoll Spielraum hat, und welcher Spielraum mit trokenem Flugsand ausgefuͤllt wird. Unter diesen Kasten, der ganz horizontal gestellt werden soll, denke man sich einen gewoͤhnlichen Feuer- mit Aschenheerd und denke sich diesen Feuerheerd so eingerichtet, daß das Feuer den Ofen auf allen Seiten umspielen kann, und durch mehrere Abzugskanaͤle uͤber dem Kasten den Rauch fort zum Kamine zieht, so daß ein guter Zug unterhalten wuͤrde. Man denke sich ferner, jener laͤnglichte Kasten habe hinten und vorne eine Oeffnung, beide mit doppelten Thuͤren verschlossen, naͤmlich einer einfachen Ofenthuͤre im inneren Raume und einer wohlschließenden Kapsel (bei den Baͤkern Tippel genannt) von Außen, so daß keine Hize des Ofens daraus entweichen kann. Die eine dieser Thuͤren solle in dem Zimmer des Baͤkers sich befinden, um das Brod einzuschießen und das andere im Hausplaze, um das fertige Brod herauszunehmen. Endlich denke man sich aus dem Innern des Ofens und durch das Gehaͤuse eine Roͤhre gehend, um die Ausduͤnstung des Brodes abzufuͤhren, – und unser neuer Bakofen ist fertig; nur muͤßte im Innern des Ofens ein Thermometer angebracht werden, um die Temperatur auf rechter und gleichmaͤßiger Hoͤhe von 300° Fahrenh., (119° R.) zu halten. Dieser Ofen wuͤrde nun folgende Vortheile haben: 1) Koͤnnte man darin das Brod eben so gut und mit derselben, ja mit noch mehr Sicherheit baken, als es auf Baksteinen geschieht, weil die Sandfuͤllung diese ganz ersezt und man in jeder Minute Herr uͤber das Feuer ist. 2) Koͤnnte man ohne Unterbrechung Tag und Nacht daraus Brod baken, woraus von selbst hervorgeht, daß der Ofen nicht die Haͤlfte, nicht das Drittheil so groß zu seyn braucht, als ein gewoͤhnlicher. 3) Da das Feuer nicht inner-, sondern außerhalb des Ofens ist, so kann man darin ebensowohl mit Torf und Steinkohlen feuern, als mit Holz. 4) Da dieser Ofen sehr leicht zu heizen ist, so erfordert er aͤußerst wenig Brennmaterial, man mag nun Holz, Torf oder Steinkohlen nehmen und es wird dadurch das Brodbaken um so viel wohlfeiler werden. 5) Endlich ist unstreitig dieser Ofen fuͤr den Baͤker der allerbequemste; denn er kann von seinem Zimmer (der Bakstube) aus das Brod einschießen, nach demselben sehen u.s.w. Wenn noch uͤberdieses der Feuerheerd im Vorplaze angebracht und gegen das Zimmer zu gerichtet ist, so kann er im Zimmer, statt der Wand, eine gußeiserne Platte erhalten und wenn noch ferner die Rauchabzugskanaͤle durch das Zimmer aufwaͤrts gefuͤhrt werden, so wird dadurch das Zimmer (die Bakstube) hinlaͤnglich selbst im Winter erwaͤrmt, um den Gaͤhrungsproceß des Sauerteigs und des Brodteigs zu befoͤrdern. Wenn nun noch uͤberdieß aus der Mitte des Ofens eine Roͤhre die geistigen Daͤmpfe, die aus dem Brode entweichen, in den Vorplaz und in einen Kuͤhlapparat, wie beim Branntweinbrennen, leitet, so kann vortrefflicher Branntwein noch uͤberdieses als Nebenproduct gewonnen werden.Wir verweisen hier auf unser Journal Bd. XL. S. 96 und Bd. XLI. S. 235, wo Hick's verbesserter Bakofen beschrieben und abgebildet ist. A. d. R. Auch Feldbaͤkereien fuͤr eine Armee ließen sich auf diese Art sehr leicht einrichten, und es koͤnnte ein solcher Ofen sammt der Feuerungseinrichtung auf einem Wagen, also transportabel, eingerichtet werden, fuͤr eine Armee, ihre Beweglichkeit und Verpflegung ein großer, nicht zu berechnender Gewinn! Man uͤberlaͤßt nun das Weitere der Pruͤfung und Ausfuͤhrung denkender Maͤnner vom Fache, und wuͤnscht bloß, seiner Zeit, wenn diese Idee in's Leben eingefuͤhrt seyn sollte, hieruͤber Nachricht zu erhalten; im Falle aber in Bayern ein Privilegium darauf genommen werden wollte, nimmt man das Prioritaͤtsrecht in Anspruch, weßhalb also Jedermann davor gewarnt wird. Die Absicht des Verfassers ist, diese Idee zum Gemeingute zu machen und nicht zu einer ausschließlichen Privatspekulation herabzuwuͤrdigen. K. F. St.