Titel: Verbesserungen an den Maschinen und Apparaten zum Scheren und Zurichten von Wollenzeugen und anderen Fabrikaten, auf welche sich Georg Oldland, Tuchweber, zu Hillisley in der Pfarre Hawkesbury, Grafschaft Gloucester, am 22. Julius 1830 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 45, Jahrgang 1832, Nr. LXI., S. 253
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LXI. Verbesserungen an den Maschinen und Apparaten zum Scheren und Zurichten von Wollenzeugen und anderen Fabrikaten, auf welche sich Georg Oldland, Tuchweber, zu Hillisley in der Pfarre Hawkesbury, Grafschaft Gloucester, am 22. Julius 1830 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts and Sciences and Repertory of Patent-Inventions. Nr. 1. Mai 1832, S. 21. Mit Abbildungen auf Tab. V. Oldland, uͤber das Scheren und Zurichten von Wollenzeugen. Diese Verbesserungen an den Maschinen und Apparaten zum Scheren und Zurichten der Wollenzeuge bestehen: 1) in einem eigenen schneidenden Werkzeuge, welches bisher noch nie zum Scheren des Tuches angewendet wurde. Dieses Werkzeug besteht aus Scheiben aus Stahl oder einem anderen harten Metalle, oder aus schalenfoͤrmig ausgehoͤhlten Instrumenten, deren kreisfoͤrmiger Rand gegen einen duͤnnen Stab oder gegen ein feststehendes Blatt (ledger blade) wirkt; diese Instrumente drehen sich um eine metallene Spindel, und zugleich gegen den Rand des feststehenden Blattes hin und her, und bewirken, wenn sie in Bewegung gesezt werden, das Scheren des Tuches. 2) In der Anwendung von einem oder mehreren Rahmen, Griffen oder Haͤltern, in denen sich Karden, Drahtkarden oder Buͤrsten oder irgend andere zum Zurichten des Tuches geeignete Materiale befinden. Diese Rahmen, Griffe oder Haͤlter werden auf die Oberflaͤche des Tuches, welches aufgerauht werden soll, gebracht, wo sie sich um eine metallene Spindel drehen, oder sich durch irgend eine andere Vorrichtung in eine kreisfoͤrmige Bewegung sezen lassen, so daß durch diese kreisfoͤrmige Bewegung der Spize der Karden, Drahte oder Buͤrsten die Fasern der Wolle ausgezogen werden, oder mit anderen Worten, daß das Tuch in entgegengesezter Richtung, d.h. von der Mitte gegen die Sahlleisten hin, aufgerauht wird. Diese verbesserten Instrumente zum Scheren, Zurichten und Aufrauhen des Tuches seze ich dadurch in Thaͤtigkeit, daß ich sie an chen Gestellen und Vorrichtungen anbringe, deren man sich an den gewoͤhnlichen, bisher gebraͤuchlichen Maschinen bedient. Ich nehme daher nichts als die Anwendung meiner Scherinstrumente, Rahmen, Griffe oder Haͤlter als mein Patentrecht in Anspruch, und bringe dieselben an den Maschinen von jeder Art und Form, fuͤr die sie tauglich befunden werden sollen, in Anwendung. Fig. 5 zeigt einen der Scheibenscherer (disc cutter) von der Seite gesehen, und auf dem feststehenden Blatte ruhend. In Fig. 6 sieht man einen solchen von Oben. Fig. 7 ist die untere Flaͤche eines Scheibenscherers, dessen mittlerer Theil b ausgehoͤhlt ist, so daß der Scherer becher- oder schalenfoͤrmig wird. An dem Mittelpunkte dieser Scheibe ist an der oberen Seite eine Spindel befestigt, damit sich der Scherer, wenn er in dem Scherrahmen aufgezogen ist, umdrehen kann. Dieser Scheibenscherer kann aus gehaͤrtetem Stahle oder aus irgend einer anderen eben so harten Substanz verfertigt werden, und hat beilaͤufig 2 1/4 Zoll im Durchmesser. Der Rand der Scheibe muß auf dem Rande des feststehenden Blattes aufliegen, und denselben beilaͤufig zu 1/4 Zoll oder etwas mehr oder weniger bedeken, wie in Fig. 6 ersichtlich, so daß die Raͤnder des Scherers und des Blattes wie die Blaͤtter der Scheren spizige Winkel mit einander bilden. So wie sich nun der Scherer rasch umdreht und hin und her geht, so wird die Wolle, welche emporsteht, in dem Winkel zwischen dem Blatte und dem Scherer gefangen, und beim Vorwaͤrtsgehen des Scherers abgeschnitten. Fig. 8 ist eine Fronteansicht mit einer Schermaschine, an welcher eine ganze Reihe solcher scheibenfoͤrmiger Scherer aufgezogen ist. Fig. 9 zeigt diese Maschine im Querdurchschnitte. Ich gebe diese beiden Zeichnungen nur, um zu versinnlichen, wie diese Scherer auf eine zwekmaͤßige Weise angebracht werden koͤnnen, damit sie gehoͤrig auf die Oberflaͤche des Tuches wirken, ohne mich uͤbrigens gerade auf diese Einrichtung beschraͤnken, und meine Anspruͤche ausschließlich auf dieselbe begruͤnden zu wollen. Die Haupt-Treibwelle aa wird auf die gewoͤhnliche Weise mittelst eines Laufbandes und Rigger's in Bewegung gesezt. b, b ist das feststehende Blatt, welches aus einer duͤnnen, laͤngs des Gestelles laufenden, staͤhlernen Platte besteht, die mittelst Schrauben an ihrem Riegel befestigt, und auf dieselbe Weise, wie an anderen bereits gebraͤuchlichen Maschinen, aufgehaͤngt ist. cc ist das Bett, ein glatter eiserner Rand, der der ganzen Laͤnge nach durch die Maschine laͤuft, und uͤber welchen das Tuch, welches geschoren werden soll, geht. d, d, d sind die Scheibenscherer. An einem jeden derselben ist, wie schon oben erwaͤhnt wurde, eine Spindel e, e, e befestigt. f, f ist ein beweglicher Leitungsrahmen, in welchem die Spindeln der Scheibenscherer mittelst Stellschrauben und Federn an der Spize aufgezogen sind, damit saͤmmtliche Scherer gehoͤrig auf das feststehende Blatt aufzuliegen kommen. An einer jeden dieser Spindeln ist eine Rolle befestigt, uͤber die nach Art eines Drehbogens eine gespannte Schnur laͤuft, durch welche die Spindeln und deren Scherer eine drehende Bewegung erhalten, so wie sich der Leitungsrahmen bewegt. Der Leitungsrahmen f, f ist in Falzen in den Pfosten hh, die an dem Scherblatt-Riegel befestigt sind, aufgezogen, und in diesen Falzen bewegt sich der Rahmen ff hin und her. Dieser Rahmen ist gegen das rechte Ende der Maschine bei g verlaͤngert, damit er buch das Spiral- oder Muschelrad k, welches sich am Ende der Haupt-Triebwelle befindet, in Bewegung gesezt werden kann. So wie sich naͤmlich diese Haupt-Triebwelle umdreht, so greift die am Umfange des Rades k gebildete Muschel mit Spiralzaͤhnen in die Aushoͤhlung am Ruͤken des Rahmens ff, die bei i durch Punkte dargestellt ist, und bewegt denselben auf diese Weise hin und her. Da die Schnur, die uͤber die Rollen laͤuft, fest angespannt, und an jedem ihrer Enden an den feststehenden Armen l, l, die an den Pfosten hh befestigt sind, fest gemacht ist, so drehen sich die Rollen in Folge der angespannten Schnur mit den Spindeln sehr schnell, waͤhrend durch das Hin- und Hergehen des Rahmens die abwechselnde drehende Bewegung der Scherer, durch welche die Wolle abgeschnitten wird, hervorgebracht wird. Ich habe diese Methode, die Scherer mittelst einer Schnur und mittelst Rollen in Bewegung zu sezen, angenommen, weil ich sie sehr vortheilhaft fand, allein ich beschraͤnke mich nicht auf diese einzige Methode die Scherer zu treiben, indem sie vielleicht eben so gut durch eine Zahnzange und Triebstoͤke, oder durch andere Mittel, in Bewegung gesezt werden koͤnnen. Ich brauche die Art und Weise, auf welche das Tuch vorwaͤrts gebracht, auf welche das Bett und die feststehende Platte zugerichtet und die uͤbrigen Theile der Maschine eingerichtet sind, nicht weiter zu beschreiben, indem dieselbe aus der Zeichnung hinreichend erhellt, und den Mechanikern von den gewoͤhnlichen Schermaschinen her ohnedieß bekannt ist. Die Rahmen, Griffe und Haͤlter, in denen sich die Karden, Drahtkarben, Buͤrsten oder anderen Geraͤthe, mit denen das Tuch aufgerauht wird, befinden, sind auf aͤhnliche Weise, wie die oben beschriebenen Scherer, eingerichtet, d.h. sie bilden kreisfoͤrmige Rahmen oder Scheiben, die sich mittelst der in ihrer Mitte angebrachten Spindel drehen, und welche, wenn sie in einem gehoͤrigen Gestelle aufgezogen sind und umgedreht werden, das Tuch mittelst der Karden oder anderen Geraͤthe aufrauhen. Fig. 10, 11 und 12 zeigen den Kardenhaͤlter oder Rahmen in verschiedenen Stellungen. Ich verfertige zuerst einen Rahmen aus mehreren hoͤlzernen Stuͤken a, a, a Fig. 10, die ich mittelst eiserner Ringe bb mit kleinen Armen zusammenhalte; durch diese Arme gehen naͤmlich Nieten, Stifte oder Schrauben, die die Hoͤlzer zusammenhalten. Dann bringe ich die Karden c, c, c an, indem ich dem Stiele oder Koͤpfe in Fugen oder Ausschnitte, die sich am Rande des Holzes befinden, bringe, und sie durch eine Schnur, welche um den aͤußeren Rand oder Umfang des Rahmens laͤuft, in dieser Stellung befestige. Diese Methode die Karden in den Rahmen zu befestigen, ist beinahe dieselbe, wie jene, deren man sich zur Befestigung derselben an den gewoͤhnlichen Stangen oder Kardenhaͤltern bedient, nur ist hier der Kardenhaͤlter scheibenfoͤrmig. Nimmt man statt der Karden Drahtkarden, oder irgend ein anderes Geraͤth, so muͤssen diese auf eine andere geeignete Weise befestigt werden; ich bemerke nur, daß dieselben die naͤmliche Stellung, die man in Fig. 10 ersieht, erhalten, und in gleichen Entfernungen von einander in scheibenfoͤrmigen Rahmen angebracht werden muͤssen. Wenn diese Rahmen mit den Karden oder sonstigen geeigneten Materialien versehen sind, so werden sie mittelst Ringelhaken oder auf eine andere Weise an einem kreisfoͤrmigen Fuͤhrer oder Leiter d angebracht, und dann in einer gehoͤrigen Maschine aufgezogen. Die Einrichtung einer Maschine, welche sich als hierzu ganz geeignet zeigte, sieht man in Fig. 13 im Fronte-Aufrisse. Fig. 14 ist eine Endansicht derselben, und Fig. 15 ein Grundriß. dd sind die kreisfoͤrmigen Fuͤhrer oder Leiter von 16 Zoll im Durchmesser, in welchen sich die Rahmen oder Haͤlter mit den Karden befinden. In der Mitte der oberen Flaͤche eines jeden dieser Fuͤhrer sind Spindeln befestigt, welche Spindeln saͤmmtlich in der Maschine aufgezogen sind, und durch Winkelraͤder oder auf irgend eine andere zwekmaͤßige Weise getrieben werden. Das Tuch, welches geschoren werden soll, wird uͤber das Bett f gespannt, welches sich nach der ganzen Breite der Maschine erstrekt, und dann durch Walzen, wie an den gewoͤhnlichen Buͤrstmaschinen vorwaͤrts gezogen. Das Bett ist an den belasteten Hebeln g, g aufgezogen, durch die die Flaͤche des Tuches gegen die Oberflaͤche der Karden gehalten wird, so daß dadurch, so wie sich diese Karden umdrehen, das Tuch von der Mitte gegen die Sahlleisten hin aufgerauht wird. Das Bett muß nothwendig aus irgend einem elastischen Koͤrper bestehen, damit die Spizen der Karden oder Draͤhte frei ihre Wirkung aͤußern koͤnnen. Ich halte es daher fuͤr sehr zwekmaͤßig, zugleich mit dieser Art das Tuch aufzurauhen, noch eine Reihe feiner Nadelspizen oder Haͤkchen, die man in k sieht, anzuwenden, und diese mittelst des Kniehebels und der Stange i in Fig. 14 in einer kleinen Streke nach Auf- und Abwaͤrts, und mittelst eines Kegels und eines feststehenden Zahnes k, Fig. 14 und 15, seitwaͤrts hin und her zu bewegen. Diese Erfindung, welche ich einen Pionier nenne, ist dazu bestimmt, die Fasern der Wolle emporzuziehen, ehe die Flaͤche des Tuches noch unter die Karden oder Draͤhte gelangt. Ich habe in der Zeichnung die Maschine nur deßwegen dargestellt, um zu zeigen, wie meine sich drehenden, scheibenfoͤrmigen Kardenrahmen zum Behufe des Aufrauhens des Tuches auf der Oberflaͤche desselben in Bewegung gesezt werden. Ich nehme jedoch diese besondere Einrichtung nicht als meine Erfindung in Anspruch, und beschraͤnke mich auch nicht auf diese einzige Anwendung derselben, da meine verbesserten, sich umdrehenden Kardenrahmen auch an anderen Maschinerien angebracht werden koͤnnen, ohne daß sie in ihren Leistungen die geringste Beeintraͤchtigung erleiden. Ich bemerke ferner, daß mein verbesserter Scherer, den ich als scheiden- oder becherfoͤrmig beschrieben habe, weil mir diese Form die zum Scheren guͤnstigste zu seyn scheint, doch mehrere kleine Veraͤnderungen der Form zulaͤßt; ich betrachte es daher als einen Eingriff in mein Recht, wenn Jemand z.B. elliptische oder vielekige Scherer anbringt, welche auf einem feststehenden Blatte aufliegen, und welche sich nach der von mir beschriebenen Methode um eine im Mittelpunkte befindliche Spindel bewegen. Eben dieß gilt auch von den scheibenfoͤrmigen Kardenrahmen oder Kardenhaͤltern.

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