Titel: Ueber das Treiben der Erdbeeren. Von Hrn. G. Harrison, Untergärtner des Hrn. Grafen von Egremont zu Petworth House, Sussex.
Fundstelle: Band 45, Jahrgang 1832, Nr. LXXVIII., S. 299
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LXXVIII. Ueber das Treiben der Erdbeeren. Von Hrn. G. Harrison, Untergaͤrtner des Hrn. Grafen von Egremont zu Petworth House, Sussex. Im Repertory of Patent-Inventions. Mai 1832, S. 311 aus dem Horticultural Register. Harrison, uͤber das Treiben der Erdbeeren. Da ich jaͤhrlich zwischen 2 und 3000 Toͤpfen Erdbeeren treibe, und versichern kann, daß sich unter dieser großen Zahl fast nie auch nur Ein Topf befindet, der sich minder fruchtbar zeigt, so glaube ich, daß die von mir befolgte Methode eine der vorzuͤglicheren seyn duͤrfte, und erlaube mir daher sie oͤffentlich bekannt zu machen. Ich lasse im Junius kleine, 3 Zoll weite und 3 Zoll tiefe, Gartentoͤpfe mit gutem, reichem Lehmboden fuͤllen, und stelle sie dann laͤngs der Erdbeerenbeete fest auf den Boden. Die ersten Auslaͤufer, die die Mutterpflanzen austreiben, bringe ich auf diese Toͤpfe, und befestige sie mittelst hoͤlzerner Haͤkchen oder Stifte in der Erde, worauf ich sie stark begieße. In diesem Zustande lasse ich die Pflanzen, bis sie sich gut bewurzelt haben; dann schneide ich sie von der Mutterpflanze ab, und bringe die Toͤpfe hinter eine Mauer oder hinter eine Heke an einen gegen Mitternacht gekehrten Ort. Die Stoͤke werden fleißig ausgejaͤtet, von allen Auslaͤufern befreit, und immer stark begossen, wozu man manchmal auch Mistjauche nehmen kann. Wenn nun die Pflanzen in diesen Toͤpfen stark und gehoͤrig angewachsen sind, so verseze ich sie in Toͤpfe, welche um 2 Zoll groͤßer sind, wobei ich den Ballen ganz zu erhalten suche. Anfangs October bringe ich die Toͤpfe von der noͤrdlichen Lage in eine suͤdliche. Bevor ich dieselben jedoch auf den Boden stelle, bestreue ich diesen mit Steinkohlenasche, damit keine Wuͤrmer in die Toͤpfe kommen. In der ersten Woche des Januars verseze ich nun so viele Pflanzen, als ich fuͤr die erste Ernte brauche, mit ganzem Ballen in Toͤpfe, die wieder um 2 Zolle groͤßer sind, als die fruͤheren. Nach dem Versezen begieße ich die Pflanzen gut, und bringe die Toͤpfe in ein Ananas- oder Trauben-Haus, und zwar so nahe an die Fenster, als es die Umstaͤnde erlauben. Ehe sich die Blumen entfalten, besprize ich die Pflanzen tuͤchtig mit einer Mischung aus 1 Gallon Seifensiederlauge und 1 Pinte Tabakwasser, wodurch sie von Insecten frei erhalten werden. Dieses Besprizen muß wiederholt werden, wenn die Fruͤchte angesezt haben. Von der Zeit, in welcher die Pflanzen in das Treibhaus kommen bis zum Bluͤhen, soll die Temperatur 55°–60° F. (+ 10,2 bis + 12,4° R.) und spaͤter 65°–70° F. (+ 14,6 bis + 16,8° R.) betragen. Wenn die Fruͤchte angesezt haben, so lasse ich die Pflanzen jeden Abend mit lauwarmem Wasser besprizen; dieß wird aber eingestellt, wenn die Fruͤchte ein Mal sich zu faͤrben anfangen. Nie soll man die Stoͤke troken werden lassen, weil sonst sowohl Bluͤthen als Fruͤchte abfallen. Ich stelle die Toͤpfe aber auch nicht, wie es gewoͤhnlich geschieht, in Untersaͤze, in denen sich Wasser befindet, sondern ich lasse sie nur begießen, so daß alles uͤberschuͤssige Wasser abfließen kann. Dieses Begießen finde ich fuͤr den Wachsthum der Pflanzen weit zwekmaͤßiger, als das bestaͤndige Stehen im Wasser, wodurch der Boden sauer wird. In Zeitraͤumen von 14 zu 14 Tagen bringe ich jedes Mal wieder frische Pflanzen in das Glashaus. Ich erhalte bei dieser Methode nicht bloß sehr viele, sondern auch sehr schoͤne und sehr gute Fruͤchte. Manche Toͤpfe geben mir 60 bis 80 der schoͤnsten Erdbeeren.