Titel: Ueber den Dampf-Destillir-Apparat des Hrn. Adam Kasperowsky, vom Regierungssecretär Gall in Koblenz.
Autor: Alexander Galloway
Fundstelle: Band 45, Jahrgang 1832, Nr. LXXXV., S. 340
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LXXXV. Ueber den Dampf-Destillir-Apparat des Hrn. Adam Kasperowsky, vom Regierungssecretaͤr Gall in Koblenz. Zur Ergaͤnzung der Vergleichung zweier Dampf-Destillir-Apparate, im 1. Julius-Hefte dieses Journals. Gall, uͤber den Dampf-Destillir-Apparat. Audiatur et altera pars. Am 2. November v. J. schrieb ich fuͤr das polytechnische Journal uͤber den Dampf-Destillir-Apparat des Hrn. Major Kasperowsky folgenden Aufsaz, der aber, da ich die Reinschrift davon erst am 6. November in dem Augenblik, wo ich nach Paris und London abzureisen im Begriff war, erhielt – statt auf die Post in meine Brieftasche wanderte, und darin vergraben und vergessen blieb. Erst heuteIch bezeuge, daß Hr. Gall das angefuͤhrte Heft erst heute den 1. Aug. von mir erhalten hat. J. Hoͤlscher, Buchhaͤndler. werde ich, durch den Vergleich des Brenn-Apparates des Hrn. K. mit dem von mir erfundenen, im 1sten dießjaͤhrigen Julius-Hefte des Polytechnischen Journals, wieder an jenen Aufsaz erinnert, und beeile mich nun, denselben als meine Vergleichung des Brenn-Apparates des Hrn. K. mit dem meinigen, dem Unheil des Publikums zu unterwerfen. Ueber den Dampf-Destillir-Apparat des Hrn. Adam Kasperowsky. Da der Hr. Major Kasperowsky in der S. 66–68 des XLII. Bandes des polytechn. Journals abgedrukten Notiz uͤber den von ihm erfundenen Dampf-Destillir-Apparat mir die Ehre erzeigt, auf die von mir aufgestellten bei der Construirung von Brenn-Apparaten zu beachtenden Grundsaͤze Bezug zu nehmen, so werde ich nicht als Unberufener erscheinen, wenn ich mir erlaube, den Maßstab dieser Grundsaͤze an die Erfindung des Hrn. Kasperowsky zu legen, um den oͤkonomischen Werth derselben festzustellen. Hr. Kasperowsky braucht, um taͤglich die Maische von 6000 Pfd. Schrot oder 137 Scheffel Kartoffeln abzubrennen, ein Kubik-Klafter Holz (216 Kubik-Fuß), welche 154 Kubik-Fuß Holzmasse enthalten. Nimmt man an, daß zur Haͤlfte Eichen-, zur Haͤlfte Buchenholz verbrannt werde, so ist das Durchschnittsgewicht per Kubik-Fuß im trokenen Zustande 47 Pfd.; 154 Kubik-Fuß wiegen mithin............... 7,238 Pfd. Bei der Bearbeitung der Maische wendet Hr. K. nur 4–5 Mal so viel Wasser als trokene Substanz an, was, wenn man mittelst Wasserdampf destillirt, auch nach meinen Erfahrungen vollkommen hinreicht. Das Gewicht der Maische betraͤgt also: an trokener Substanz   6000 Pfd. an Wasser à 4 1/2 Pfd. p. Pfund trokener Substanz 27000   – an Hefe etwa     200   – –––––––––– Zusammen 33200 Pfd. Mit obigen 7238 Pfd. Holz muͤssen also folgende Wirkungen hervorgebracht werden: 1) Muß das Wasser im Dampferzeuger zum Kochen gebracht, 2) muͤssen 137 Scheffel = 13,700 Pfd. Kartoffeln gahr gedaͤmpft, 3) muͤssen zum Einteigen und Gahrbruͤhen des den Kartoffeln zuzusezenden Schrotes und zum Einmaischen uͤberhaupt circa 4200 Pfd. Wasser bis zum Sieden erhizt und 4) endlich muß aus 33,200 Pfd. Maische der Alkohol durch Destillation geschieden werden. Ein nach meinen Grundsaͤzen construirter Brenn-Apparat verbraucht dazu an trokenem Buchen- und Eichenholz im unguͤnstigsten Falle 4000 Pfund. Dieser Brenn-Material-Verbrauch berechnet sich, wie folgt: Mein Dampferzeuger enthaͤlt 2000 Pfd. Wasser,um diese von 10° R. bis zum Sieden zu erhizen,werden verbraucht 2000 × 70 =    140,000 Waͤrme-Einheiten Um 13,700 Pfd. Kartoffeln gahr zu daͤmpfen,werden verwendet 13,700 × 90 1,233,000    – 4200 Pfd. Wasser von 10° zum Einteigenund Gahrbruͤhen nehmen, bis sie den Siedepunkterreichen, an Waͤrme auf 4200 × 70 =    294,000    – Von den der Destillation zu unterwerfenden33,200 Pfd. Maische kommen 5000 Pfd. kalt indie Destillirgefaͤße; diese verschluken bis zumSiedpunkt an Waͤrme 5000 × 70    350,000    – Die uͤbrigen 28,200 Pfd. Maische kommenwenigstens bis zu 60° vorerwaͤrmt in dieDestillirtonnen und beduͤrfen also, um in's Siedenzu kommen, nur noch 28,200 × 20    564,000    – Um aus 33,200 Pfd. einer so diken undalkoholreichen Maische allen Alkohol zu gewinnen,muͤssen 28 Procent, also in runder Summe 9300 Pfd.davon verdampft werden; diese bestehen aus circa1500 Pfd. Alkohol und 7800 Pfd. Wasser. 1500Alkohol erfordern zu ihrer Verdampfung 1500 × 200    300,000    – 7800 Pfd. Wasser aber erfordern 7800 × 440 = 3,432,000 Waͤrme-Einheiten. ––––––––––––– Summe der absolut erforderlichen Waͤrmemenge 6,313,000    – Nach meinen bisherigen Erfahrungen findet sichder wirkliche Brenn-Material-Bedarf meines Dampf-Destillir-Apparates, wenn man dieser Waͤrmemenge25 Procent derselben zusezt, welche theils mit demRauch entweichen, theils durch die Waͤnde derGefaͤße in die Luft ausstrahlen, hier also 1,428,250    – ––––––––––––– 7,741,250    – Ein nach meinen Grundsaͤzen erbauter Brenn-Apparat consumirt also, um 6000 Pfd. trokene Substanz einzumaischen und zu destilliren, in runder Summe 8,000,000 Waͤrme-Einheiten. Da nun mein Dampferzeuger mit 1 Pfd. Holz 30 Pfd. Wasser von 10° zum Sieden bringt, also 2100 nuzbare Waͤrme-Einheiten liefert, so werden mithin wirklich verbraucht 3798 Pfd. also gegen den Bedarf des Hrn. K. von 7238 – ––––––––– weniger 3440 – d.h. fast die Haͤlfte weniger, was mit den von mir angekuͤndigten Vorzuͤgen meines Apparates uͤbereinstimmt. –––––––––– Die Ausbeute an Branntwein von 50% Tralles gibt Hr. K. zu 1080 Quart aus 6000 Pfd. Schrot an. Ich erhalte aus derselben Menge Schrot 1350    – –––––––––– also mehr   270 Quart d.h. 25 Procent und theile allen Bestellern meines Apparates gegen ein maͤßiges Honorar das Verfahren zur Erreichung dieser Ausbeute mit. –––––––––– Wenn, wie Hr. K. anfuͤhrt, in Rußland die Schlangen gewoͤhnlich 1500 Pfd., die des Hrn. K. aber wegen ihres besondern Baues nur 600 Pfd. wiegen, so ist dieß allerdings schon eine anerkennenswerthe Verbesserung; wenn Hr. K. sich aber mit den von mir eroͤrterten Erfahrungssaͤzen, worauf es bei Construirung von Brenngeraͤthen ankommt, mehr vertraut gemacht haͤtte, so wuͤrde er sich uͤberzeugt haben, daß der beabsichtigte Zwek der Verdichtung und Abkuͤhlung vollkommen mit einer oder mehreren Schlangen von uͤberhaupt 180 bis 200 Pfd. zu erreichen ist; wie denn in der That die Schlangen meiner Apparate von gleicher Leistungsfaͤhigkeit kaum 200 Pfund schwer sind. –––––––––– Daß die „Dampfkrahnen“ an dem Apparate des Hrn. K. nur 212 Pfd. wiegen, ist eben auch kein Beweis, daß derselbe in der Loͤsung der Aufgabe: „an Anlage-Kapital zu ersparen,“ seht weit gekommen waͤre, da an den nach meinem System construirten Destillir-Apparaten zur taͤglichen Verarbeitung von 6000 Pfd. Schrot das Gewicht aller Haͤhne, Schrauben, Sicherheits-Vorrichtungen etc. zusammengenommen nur 160 Pfd. betraͤgt. –––––––––– Was mir die Zwekmaͤßigkeit dieses neuen Apparates gleich Anfangs verdaͤchtig machte, war der Umstand, daß Hr. K. den Maischwaͤrmer, weil er mit demselben mehr Angelegenheit und mehr complicirten Apparat gefunden habe weggelassen hat: Hr. K. scheint also nicht zu wissen, daß er dem Maischwaͤrmer allein eine taͤgliche Ersparniß von 700–800 Pfd. Holz und 15–16,000 Quart Kuͤhlwasser verdanken wuͤrde. Wer den Werth der durch die Verdichtung und Abkuͤhlung des Destillats frei werdenden Waͤrme nicht kennt, wird den Destillir-Apparat, dessen wichtigste Verbesserungen auf der Benuzung dieser Waͤrme beruhen, schwerlich weiter vervollkommnen; weßhalb allen angeblichen Verbesserungen, deren Urheber den Maischwaͤrmer beseitigen zu koͤnnen glauben, sehr zu mißtrauen ist. Koblenz den 2. Novbr. 1831. *    *    * Dem Gesagten habe ich nun, als Ergaͤnzung des im gedachten 1. Julius-Hefte dieses Journals enthaltenen „Vergleichs zweier Dampf-Destillir-Apparate“ noch Folgendes hinzuzusezen: Ob ich jemals begriffen habe, was die Aufstellung eines Apparates zu 60 Korez (135 Berl. Scheffel) Kartoffeln erfordere, moͤgen Hr. K. und der Corrector seines Aufsazes aus untenstehender Erklaͤrung entnehmen.In diesem Augenblike wird in meiner Werkstaͤtte fuͤr Rechnung der HH. Gall und Schickhausen ein nach Holland bestimmter Brenn-Apparat zum Abbrennen von 140 Scheffel Kartoffeln in 14 Stunden erbaut.Koblenz den 1. Aug. 1832.Jos. Porsue, Kupferschlaͤgermeister. Wenn der Apparat des Hrn. K. zu 60 K. Kartoffeln nur 442 Dukaten kostet, so ist er allerdings 1/3 wohlfeiler, als ein Apparat meines Systems von gleicher Groͤße, dessen Preis, einschließlich meines Honorars, 2000 Rthlr. (= 666 Dukaten) ist. Dagegen bestehen der Dampfkessel, die Dampfwasser-Vorwaͤrmer, der Dephlegmator und die Destillirblasen meines Apparates aus Kupfer, jene des Hrn. K. aus Eisen und Holz.Neuere Erfahrungen haben mich belehrt, daß die Deken der hoͤlzernen Blasen selten laͤnger als 2 Jahre der zerstoͤrenden Einwirkung der Weingeistdaͤmpfe widerstehen. Doch wer moͤchte daruͤber streiten, daß ein gewoͤhnlicher Lastwagen wohlfeiler sey, als ein Dampfwagen! Kein verstaͤndiger Transport-Unternehmer, welcher die Wahl hat, zum Guͤter-Transport einen Dampfwagen oder einen gewoͤhnlichen Karren anzuwenden, wird aber fragen: was kostet der eine oder andere Wagen, sondern: wie hoch kommt mit dem einen oder dem anderen die Fracht zu stehen? Eben so wird kein verstaͤndiger Gutsbesizer den Werth verschiedener Brenn-Apparate nach ihrem Preis, sondern nach den Betriebskosten und Resultaten, welche sie liefern, beurtheilen. Das ist die Frage, worauf es allein ankommt, und aus diesem Gesichtspunkt will ich nun einen Vergleich zwischen dem Apparat des Hrn. K. und dem meinigen aufstellen.   Rhr. Sg. Der Apparat des Hrn. K. kostet nach seiner Angabe 442Dukaten oder   1326 Die Zinsen dieses Anlage-Kapitals betragen mithin à 5%       66 – 9 6000 Pfd. Schrot, welche taͤglich verbraucht werden,kosten à 1 Rthlr. 25 Sg. pro 100 Pfd. 110 Rthlr.;die Ausgabe dafuͤr betraͤgt jaͤhrlich also 40150 Fuͤr Hefe taͤglich 5 Rthlr. macht jaͤhrlich 1825 An Brennmaterial verbraucht Hr. K. nach seiner eigenenAngabe S. 67 des XLII. Bds. dieses Journals 1 Kubik-Klafter; den Preis derselben, einschließlich des Fuhrlohnsund des Spaltens zu 5 Rthlr. gerechnet, betraͤgt diejaͤhrliche Ausgabe dafuͤr also   1825 Der Lohn des Brenners zu 1 Rthlr. und den von 12Arbeitern zu 4 Rthlr. taͤglich angenommen, belaͤuft sichder Arbeitslohn auf   1825 Fuͤr Licht und unvorhergesehene kleine Ausgaben 1 Rthlr.taͤglich, macht     365 –––––––––– Gesammt-Jahresausgabe 46056    9 Nun erhaͤlt Hr. K. aus 6000 Pfd. Schrot 1080 Quart Branntwein von 50%, nach Tralles; die ganze Jahresausbeute betraͤgt mithin 394,200 Quart. – 100 Quart Branntwein kosten ihm also 11 Rthlr. 20 Sg. 3 pf. Die Betriebskosten einer mit meinem Apparat arbeitenden Brennerei von gleichem Umfange berechnen sich dagegen wie folgt: Das Anlage-Kapital fuͤr den Apparat betraͤgt    2000 Rthlr., die Zinsen also      100  – Fuͤr 6000 Pfd. Schrot taͤglich 40,150  – Fuͤr Hefe    1825 Rhr. Sg. pf. Der Holzbedarf betraͤgt taͤglich 5/9 Klafter, also jaͤhrlich 202 7/9 Klafter, und berechnet sich mithin à 5 Rthlr. zu    1013  – 26 8 Der Lohn eines Brenners à 1 Rthlr. und jener von 8Warum mein Apparat 4 Arbeiter weniger erfordert, wird sich in der Folge ergeben. Arbeitern à 2 Rthlr. 20 Sg. taͤglich belauft sich auf    1338 – 10 Fuͤr Licht und kleine Ausgaben 1 Pfd. taͤglich macht      365 – –––––––––––––––– Gesammt-Jahresausgabe 44,791 –   6 8 Da nun die Ausbeute aus 6000 Pfd. Schrot 1350 Quart, also die Jahresausbeute 492,750 Quart betraͤgt, so berechnet sich der Preis fuͤr 100 Quart zu          9 –   2 1 Gegen den Erzeugungspreis des Branntweins des Hrn. K. von        11 – 3 –––––––––––––––– werden also an 100 Quart gewonnen          2 – 18 2 folglich an 492,750 Quart, oder jaͤhrlich 120,84 Rthlr. 17 Sg. 3 pf. Da Hr. K. aber einwenden koͤnnte, daß man, bei Anwendung derselben Einmaischungsart, mit seinem Apparat dieselbe Ausbeute erhalten wuͤrde, welche der meinige liefert, so will ich mich darauf beschraͤnken, seine Mehrausgabe fuͤr Brennmaterial und Arbeitslohn herauszuheben, welche nach obigen Ansaͤzen sich zu 1297 Rthlr. 23 Sg. 4 pf. oder in runder Summe zu 1300 Rthlr. berechnet. Angenommen nun, daß der Apparat des Hrn. K. eben so lange als der meinige dauere – was, da jener aus Eisen und Holz, dieser aber aus Kupfer und Holz besteht, jeder Techniker wohl mit mir bezweifeln wird, so betragen die Ausgaben einer mit dem Apparat des Hrn. K. arbeitenden Brennerei in 10 Jahren: a) an Anlage-Kapital fuͤr den Apparat   1326 Rhr. b) an 10jaͤhrlichen Zinsen dieses Kapitals     663   – c) an 10jaͤhrlicher Mehrausgabe fuͤr Brennmaterialund Arbeitslohn 13000   – d) an Zinsen, welche diese jaͤhrliche Mehrausgabe, jedesJahr als Kapital angelegt, ertragen koͤnnte   2925   – ––––––––– 17920   – Die Ausgaben einer mit meinem Apparat meines Systems arbeitenden Brennerei wuͤrden hingegen betragen: a) an Anlage-Kapital 2000 Rthlr. b) an 10 jaͤhrigen Zinsen desselben 1000   – –––––––––– uͤberhaupt   3000   – –––––––– folglichweniger 14920   – Wer meinen theuern Brenn-Apparat anwendet, wird also im Durchschnitt jaͤhrlich 1492 Rthlr. weniger ausgeben, als wer den wohlfeilern des Hrn. K. in Gebrauch nimmt. Ist es aber wahr, was der Verfasser des Aufsazes des Hrn. K. behauptet, daß man mit einem Kasperowskischen Apparat von 40 Korez ebenfalls die Maische von 135 Scheffel Kartoffeln in 14 Stunden abbrennen koͤnne, so vermindern sich die oben zu 17920 Rthlr. berechneten 10jaͤhrlichen Ausgaben um 1023 Rthlr. und man wird also beim Gebrauch des Kasperowskischen Apparates nur 1390 Pfd. jaͤhrlich mehr ausgeben, als bei Anwendung des meinigen. Nun noch ein Wort uͤber die Construction des Apparates des Hrn. K., so weit sich solche nach seinen Angaben in dem mehrerwaͤhnten Aufsaze beurtheilen laͤßt.Die Beschreibung desselben habe ich mir augenbliklich nicht verschaffen koͤnnen. Hr. K. theilt die Maische von 137 Scheffel Kartoffeln, also 13,300 Quart in 2 Blasenfuͤllungen und treibt jede Blase in 4 Stunden ab. Wer nur oberflaͤchlich die wichtige Erfindung der Maischwaͤrmer, „wobei Hr. K. zu viel Angelegenheit und zu viel complicirten Apparat gefunden hat,“ zu wuͤrdigen weiß, wuͤrde aus jenen 13,300 Quart Maische wenigstens 15 Blasenfuͤllungen machen, und solche dann, mittelst des Kasperowskischen Dampfkessels, statt in 8 in 6 Stunden abtreiben und dabei 25 Procent Brennmaterial ersparen. Da nun Hr. K. 6650 Quart Maische auf Einmal fuͤllt, so muß seine Blase wenigstens 9000 Quart Rauminhalt darbieten, naͤmlich: Fuͤr die Maische 6650 Quart. Fuͤr das waͤhrend der Erhizung der Maische inDampfform hinzutretende Wasser 1/5, also 1330   – Fuͤr die Dampfentwikelung 1020   – –––––––––– uͤberhaupt 9000 Quart. Gaͤbe man dieser Riesenblase nun auch 4 Fuß Hohe im Lichten, also 5 Fuß ganze Hoͤhe, so nimmt noch immer bloß diese Blase des Hrn. K., einschließlich der Dike des Holzes, einen Raum von 90 Quadratfuß oder 10 Fuß 8 1/2 Zoll in der Laͤnge und eben so viel in der Breite ein; waͤhrend ein ganzer Apparat meines Systems von gleicher Leistungsfaͤhigkeit nur einen Raum von 8 Fuß Laͤnge und 7 Fuß Breite bedekt. Die beiden Kuͤhlfaͤsser, die beiden Rectificatoren des Apparates des Hrn. K. werden mindestens noch 1'/, Mal so viel Raum einnehmen; so daß derselbe sehr nahe 4 Mal so viel Raum zur Aufstellung erfordert, als der meinige. Hr. K. hat, wie ich schon wiederholt habe, keine Idee von der Wichtigkeit der Maischwaͤrmer. Er bewirkt daher sowohl die Entwaͤsserung, als die Verdichtung und Abkuͤhlung des Destillats durch Wasser, waͤhrend die dadurch frei werdende Waͤrme zum groͤßten Theil von der zur folgenden Blasenfuͤllung bestimmten Maische aufgenommen und also zur Vorerwaͤrmung derselben bis zu 60–70° benuzt werden koͤnnte. Berechnen wir nun das erforderliche Verdichtungs- und Kuͤhlwasser. – Um aus 13,300 Quart oder 33,250 Pfund Maische von 4 1/4 Procent Alkohol-Gehalt allen Weingeist zu scheiden, muͤssen davon wenigstens 25 Procent, also 8312 Quart abdestillirt werden. Dieses Destillat besteht aus dem Dampf von circa 1400 Quart Alkohol und von 6912 Quart Wasser. Aus dem Wasserdampf muͤssen in den Rectificatoren verdichtet und niedergeschlagen werden 5412 Quart Wasser. Dadurch werden frei 5412 × 440 = 2,381,280 Waͤrme-Einheiten Die uͤbrigen Daͤmpfe von circa 1500 Pfd.Wasser und 1400 Pfd. Weingeist muͤssen indem Kuͤhlapparat verdichtet und wenigstensbis zu 13° abgekuͤhlt werden; wodurchwiederum frei werden:         aus dem Wasser 1500 × 507    760,500     –         aus dem Weingeist 1400 × 254    355,600     – –––––––––––––– uͤberhaupt 3,497,380     – Wenn man nun zugibt, daß das Kuͤhlwasser, dessen natuͤrliche Waͤrme gewoͤhnlich schon 10° betraͤgt, sich hoͤchstens nur bis 50° erhizen darf, so werden zur Entwaͤsserung, Verdichtung und Abkuͤhlung des Destillats mit einem Kasperowskischen Apparat von der angegebenen Groͤße 34,973 Quart Kuͤhlwasser erfordert, waͤhrend der meinige dessen fuͤr 1350 Quart Branntwein kaum 4000 Quart taͤglich bedarf, weil ich die Maische fuͤr die folgenden Blasenfuͤllungen zu demselben Zweke benuze, wozu man in den gewoͤhnlichen Brennereien Wasser, oder Maische doch nur theilweise verwendet, naͤmlich zur Entwaͤsserung und Verdichtung des Destillats. Wenn ich nun zum Pumpen jener 31,000 Quart Wasser, welche der Kasperowskische Apparat taͤglich mehr erfordert, als der meinige, in der obigen Kostenberechnung fuͤr erstern 4 Arbeiter mehr angesezt habe, als fuͤr den leztern, so wird das sehr maͤßig erscheinen. Berichtigen muß ich noch, daß der Verfasser des Aufsazes des Hrn. K. die Haͤhne an meinem Apparat doppelt gezaͤhlt zu haben scheint, indem deren an der ihm vorliegenden Abbildung nur 18 und nicht 30 vorkommen. Wenn derselbe an meinem Apparat kupferne Communicationsroͤhren in Menge bemerkt haben will, so ist diese Menge, einschließlich zweier Helmroͤhren, auf 10 Stuͤk zu reduciren. Fuͤnf derselben sind zur Erreichung der hoͤchstmoͤglichsten Brennmaterial-Ersparniß und zur Destillation ohne Nachlauf unentbehrlich. Zwei vertreten die Stelle solcher Roͤhren und Rinnen zum Fuͤllen der Blasen, welche in gewoͤhnlichen Brennereien an der Wand umherhaͤngen und jedes Mal erst angelegt werden muͤssen, welche ich aber vorgezogen habe, zur Erleichterung des Betriebes, gleich an dem Apparat zu befestigen. Eine dient dazu, den Lutter aufzufangen, welcher sich aus der erwaͤrmten Maische im Maischwaͤrmer erheben koͤnnte. Die zwei anderen endlich sind so wie auch zwei Haͤhne uͤberfluͤssig und bloß dazu da, um denen, die meinen Apparat anwenden, Anfangs die Ueberzeugung zu verschaffen, daß aller Alkohol wirklich vollstaͤndig ausgeschieden wird. Die angeblich „weitwendigen Drehungen vieler Haͤhne“ beschraͤnken sich darauf, daß nach jedem Blasenabtrieb vier Haͤhne umgedreht werden muͤssen, einer um, die Daͤmpfe in die andere Blase zu leiten, einer um, die Schlampe abzulassen, einer um die Blase wieder zu fuͤllen, und einer um, zur Beschleunigung der Fuͤllung, die Communication zwischen dem inneren Raum der Blase und der aͤußeren Luft herzustellen. Das Zupumpen der kalten Maische geschieht nicht auf bestimmte Zeichen, sondern bei groͤßeren Apparaten anhaltend, bei kleineren von Zeit zu Zeit, so daß das zur Aufnahme der heißen Maische zur folgenden Blasenfuͤllung bestimmte Reservoir sich in dem Maße fuͤllt, in welchem die Destillation fortschreitet. Welcher Apparat von den beiden in Rede stehenden ein groͤßerer Fortschritt in wissenschaftlicher Beziehung sey, moͤgen die competenten Richter entscheiden. Jener des Hrn. K. ist jedenfalls nichts Anderes, als der Subow'sche mit einer großen statt mit zwei kleinen Blasen. Wenn es nicht darauf ankommt, doppelt so viel Holz, als noͤthig, zu verbrauchen, eine hoͤlzerne statt einer kupfernen Blase und einen eisernen statt eines staͤrkeren, dauerhafteren und die Waͤrme besser leitenden kupfernen Dampfkessels anzuwenden, dem bin ich erboͤtig einen Kasperowskischen Brenn-Apparat zu 135 Scheffel Kartoffeln auf 14 Stunden fuͤr 1000 Rthlr. zu liefern. Ob nun meine nur wenige Bogen enthaltende Beschreibung meines Apparates mit 10 fl., oder das aus 2 Theilen zusammengesezte Werk des Hrn. K. mit 4 fl. zu theuer bezahlt werde, unterwerfe ich der Beurtheilung des Publikums. Ich erklaͤre dabei unumwunden, daß ich dem selbstsuͤchtigen Publikum nie vorheucheln werde, daß ich frei von selbstischem Interesse, bloß zum allgemeinen Nuzen und Frommen Jahre lang mich mit Aufopferung jeden Lebensgenusses den unbeschreiblichen Schwierigkeiten der praktischen Ausfuͤhrung meiner Idee eines vollkommenen Brenn-Apparats unterzogen habe und durch keine, noch so große Kosten und Widerwaͤrtigkeiten davon habe abschreken lassen; ich bekenne vielmehr eben so freimuͤthig, daß ich von den Brennereibesizern, welche meine Verbesserungen anwenden werden, reichlichen Lohn fuͤr meine Bemuͤhungen erwarte. Das verehrliche Publikum kauft weder mein Buch noch meinen Brenn-Apparat um des allgemeinen Besten, sondern lediglich um des lieben eigenen Vortheils willen. Einem solchen Publikum umsonst dienen, waͤre doch wahrlich Thorheit! Findet sich aber ein Mann, der seinen Branntwein so viel wohlfeiler verkaufen will, als derselbe ihm durch Anwendung meines Apparates wohlfeiler zu stehen kommt, so empfange dieser Seltene hiemit Wort und Handschlag, daß ich ihm Buch und Apparat zum kostenden Preise liefern und seiner Bestellung alle anderen nachsezen will. Der theoretische Theil der Schrift uͤber meinen Brenn-Apparat wird uͤbrigens nicht vielleicht, sondern, wenn der Himmel mich gesund erhaͤlt, bestimmt nachfolgen. Ich habe denselben bisher theils, weil ich den Apparat, seit der Erscheinung des praktischen Theils, ruͤksichtlich seiner mechanischen Ausfuͤhrung sehr wesentlich vervollkommnet habe, theils aus Eigennuz noch nicht geliefert. Ich habe naͤmlich die Absicht, auf den vervollkommneten Apparat auch fuͤr Rußland, Polen, Schweden, Frankreich, Belgien und Holland Einfuͤhrungs-Patente nachzusuchen. Nach den Patent-Gesezgebungen dieser Laͤnder werden aber dergleichen Patente auf Erfindungen und Verbesserungen, welche bereits durch vollstaͤndige Beschreibungen und Abbildungen bekannt sind, nicht ertheilt. Aus diesem Grunde muß ich daher die Bekanntmachung der Ergaͤnzung des Werkes uͤber meinen Brenn-Apparat in meinem und meines Associé Interesse noch einige Zeit verschieben. Die Kaͤufer werden dadurch nichts verlieren. Wenn endlich vor dem Verfasser des Aufsazes des Hrn. K. Schwaͤrmer und Raketen aus meiner Schrift aufgestiegen sind, so habe ich doch wenigstens die Beruhigung, daß daraus keines der Irrlichter hervorgegangen ist, die den Hrn. K. auf falsche Wege verlokt haben. Koblenz den 1. August 1832. Galljun.