Titel: | Chemische Untersuchung der ausgegerbten Lohbrühe und der Eichenrinde. – Vorkommen des Pectins in der Rinde der Bäume; von Hrn. Heinrich Braconnot. |
Fundstelle: | Band 47, Jahrgang 1832, Nr. XI., S. 58 |
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XI.
Chemische Untersuchung der ausgegerbten
Lohbruͤhe und der Eichenrinde. – Vorkommen des Pectins in der Rinde der
Baͤume; von Hrn. Heinrich
Braconnot.
Aus den Annales de Chimie et de Physique. August 1832, S.
376.
Braconnot, Untersuchung der ausgegerbten Lohbruͤhe und der
Eichenrinde.
Ein Gerber ersuchte mich vergleichungsweise das Lohextract und die ausgegerbte
Lohbruͤhe zu untersuchen (unter lezterer versteht man die saure
Fluͤssigkeit, welche man zum Schwellen der Haͤute anwendet und die man
bekanntlich durch Einweichen der schon durch Gerben erschoͤpften Eichenrinde
in Wasser erhaͤlt); ich that dieses um so, lieber, weil man die
Zusammensezung der ausgegerbten Lohbruͤhe und der Eichenrinde nicht
kennt.
Ueber die ausgegerbte Lohbruͤhe.
Diese braune Fluͤssigkeit schmekt bisweilen so sauer wie Essig; diejenige,
welche ich erhielt, war aber nicht so stark, denn sie lieferte bei der Destillation
nur eine geringe Menge Essigsaͤure, die nach Lohe roch. Beim Abdampfen
derselben bleibt ein syrupartiger Ruͤkstand, der einige Tage sich selbst
uͤberlassen, zu einer krystallisirten Masse erstarrt; er besteht
naͤmlich groͤßten Theils aus einem Kalksalze, welches in der
Eichenrinde selbst nicht vorkommt.
Um dieses Salz aus der krystallinischen Masse abzusondern, preßte man sie stark
zwischen Leinewand aus; es ging eine braune Fluͤssigkeit hindurch, die
neuerdings Krystalle lieferte. Gehoͤrig gereinigt, ist das Salz sehr weiß, dabei
undurchsichtig und enthaͤlt keinen essigsauren Kalk. Es hat keinen besonders
auffallenden Geschmak und krystallisirt in koͤrnigen hoͤhligen Massen
oder in blumenkohlaͤhnlichen Koͤrnern, die oft von sehr feinen Nadeln
durchspikt sind. Es schmilzt in der Waͤrme und erfordert ungefaͤhr 21
Theile kaltes Wasser zu seiner Aufloͤsung. Seine Aufloͤsung wird durch
basisch essigsaures Blei nicht gefaͤllt.
Um die Saͤure aus diesem Salze abzuscheiden, wurde es wieder in Wasser
aufgeloͤst und vorsichtig mit Kleesaͤure versezt, um den Kalk
niederzuschlagen. Die filtrirte Fluͤssigkeit lieferte beim Verdunsten eine
krystallinische Masse, von der ich glaubte, daß sie die Saͤure des fraglichen
Kalksalzes sey; ich behandelte sie mit Alkohol, welcher eine sehr herbe
Saͤure aufloͤste und ein Salz zuruͤkließ, das eine Verbindung
derselben Saͤure mit Bittererde war; das Bittererdesalz ist weniger
aufloͤslich als das Kalksalz und schmilzt in der Waͤrme nicht wie
lezteres.
Die Saͤure, welche man durch Verdampfen des Alkohols erhaͤlt, ist
farblos, klebrig und unkrystallisirbar. Mit Kali, Natron und Ammoniak gibt sie
unkrystallisirbare zerfließende Salze, selbst bei uͤberschuͤssiger
Saͤure; deßgleichen mit Baryt, Strontian, Bleioxyd und Alaunerde; mit den
Oxyden des Mangans, Kobalts, Nikels, Queksilbers, Silbers, Kupfers und Eisens
hingegen liefert sie Salze, die mit der groͤßten Leichtigkeit krystallisiren.
Das Salz, welches sie mit Zinkoxyd bildet, erfordert wenigstens 50 Theile kaltes
Wasser, um sich aufzuloͤsen.
Diese Saͤure ist nach ihren Haupteigenschaften dieselbe, welche ich vor
ungefaͤhr 19 Jahren unter dem Namen acide
nancéique beschrieb.Diese acide nancéique ist aber nichts
Anderes, als die schon viel fruͤher von Scheele entdekte Milchsaͤure. A. d. R. Um die Milchsaͤure leicht aus der Lohbruͤhe ausscheiden zu
koͤnnen, klaͤrt man leztere mit Eiweiß, wodurch die Unreinigkeiten und
der groͤßte Theil des Gerbestoffs beseitigt werden und dampft dann die
Fluͤssigkeit zur Consistenz eines diken Syrups ab; sie erstarrt zu einer
krystallisirten Masse und nach einigen Tagen bringt man sie in Leinewand unter eine
Presse und preßt sie allmaͤhlich aus. Die so erhaltenen braunen Krystalle
versezt man dann mit etwas Wasser und erhizt sie bis sie schmelzen, und wenn die
Krystallisation beendigt ist, preßt man die Masse neuerdings aus. Diese Behandlung
wiederholt man so lange, bis das Kalk- und Bittererdesalz fast ganz
entfaͤrbt ist; man loͤst es dann wieder in heißem Wasser auf und
behandelt es mit ein wenig Alaunerdehydrat und hierauf mit
thierischerthierischrr Kohle. Heiß auf ein Filter gebracht, geht die Fluͤssigkeit klar und
farblos wie reines Wasser hindurch. Man braucht dann nur noch die Bittererde durch
Kalkhydrat abzuscheiden, um durch Abdampfen das Kalksalz sehr rein zu erhalten;
dasselbe wird dann durch Kleesaͤure zersezt.
Wird die so erhaltene Saͤure in Syrupsconsistenz uͤber den Siedepunkt
des Wassers erhizt, so faͤngt sie an sich zu zersezen und verbreitet
stechende, Husten erregende Daͤmpfe.
Ich habe keine neuen Untersuchungen uͤber diese Saͤure angestellt und
bloß das Product ihrer Destillation, welches ich fruͤher fuͤr
Essigsaͤure hielt, genauer gepruͤft, weil ich damals mit einer zu
geringen Menge arbeitete. Dieses Product besteht in einem braunen brenzlichen Oehle
und in einer sauren unkrystallisirbaren Fluͤssigkeit, welche mit Kalk
gesaͤttigt, sodann abgedampft, schwach geroͤstet, wieder in Wasser
aufgeloͤst und mit thierischer Kohle behandelt, Krystalle eines Kalksalzes
lieferte, deren Aufloͤsung durch basisch essigsaures Blei nicht
getruͤbt wurde. Durch Schwefelsaͤure zersezt, gab es eine feste
unkrystallisirbare Saͤure, die keine Milchsaͤure zu seyn scheint, weil
sie mit Zinkoxyd kein schwerloͤsliches, sondern ein klebriges Salz liefert.
Sie gibt auch mit Baryt ein unkrystallisirbares Salz, mit Bittererde aber ein leicht
krystallisirbares. Ich habe meine Versuche uͤber diese Saͤure nicht
weiter fortgesezt und wollte mich bloß uͤber zeugen, ob sie nicht
Essigsaͤure ist.
Untersuchung der unkrystallisirbaren syrupartigen
Fluͤssigkeit der Lohbruͤhe.
Diese Fluͤssigkeit enthaͤlt noch eine Quantitaͤt milchsauren
Kalk und milchsaure Bittererde. Mit ein wenig Wasser verduͤnnt, truͤbt
sie sich; behandelt man den Niederschlag mit Ammoniak, so loͤst er sich zum
Theil auf und hinterlaͤßt phosphorsauren Kalk und Kalk, Eisenoxyd und
Manganoxyd in Verbindung mit einer organischen Substanz. Filtrirt man die braune
ammoniakalische Fluͤssigkeit und versezt sie mit einer Saͤure, so
bildet sich ein brauner Niederschlag, der mir die Substanz zu seyn schien, welche
Berzelius Apothem (apothême) nennt.
Gießt man eine alkalische Basis, z.B. Ammoniak in die unkrystallisirbare syrupartige
Fluͤssigkeit, nachdem sie vorher mit Wasser verduͤnnt und filtrirt
wurde, so werden die in ihr enthaltenen Kalksalze ohne Zweifel durch
Beihuͤlfe des Gerbestoffs zersezt. Daher wuͤrde man aus der
(ausgegerbten) Lohbruͤhe auch keine Krystalle erhalten, wenn man sie, in der
Absicht den Gerbestoff daraus abzuscheiden, mit Kalkhydrat oder irgend einer anderen
salzfaͤhigen Basis versezen wuͤrde.
Außer dem milchsauren Kalk und der milchsauren Bittererde, enthaͤlt die
syrupartige unkrystallisirbare Fluͤssigkeit auch milchsaures Kali und
Ammoniak, so wie essigsauren Kalk und essigsaure Bittererde, leztere durch einen
gummiartig aussehenden Extractivstoff verunreinigt. Um diesen aus der syrupartigen
Fluͤssigkeit zu erhalten, schuͤttelte man sie mit ein wenig
Kalkhydrat, das zuvor mit Wasser angeruͤhrt wurde und erhizte, wodurch sich
Ammoniak entband; der Kalk wurde aus der filtrirten Fluͤssigkeit durch
Kleesaͤure gefaͤllt; als man sie dann durch Abdampfen in die Enge
brachte, faͤllte Alkohol daraus eine braͤunliche, fast geschmaklose,
an der Luft unveraͤnderliche Substanz. In Wasser wieder aufgeloͤst,
wird sie durch schwefelsaures Eisenoxyd, Gallaͤpfelinfusion, salpetersaures
Silber und essigsaures Blei nicht veraͤndert; basisch essigsaures Blei
faͤllt sie aber reichlich gallertartig. Wird die waͤsserige
Aufloͤsung dieser Substanz mit Kali vermischt und dann Salpetersaͤure
zugesezt, so entsteht keine Gallertsaͤure (Pecticsaͤure), sie
enthaͤlt folglich kein Pectin.Braconnot's Abhandlung uͤber das Pectin
findet man im polytechn. Journal Bd.
XLIII. S. 60. A. d. R. Mit Salpetersaͤure behandelt, gab sie nur eine geringe Menge
Kleesaͤure. Uebrigens ist diese Substanz noch nicht rein, denn sie
enthaͤlt Kali und eine betraͤchtliche Menge Mangan; nach der
Verbrennung hinterließ sie naͤmlich einen geschmolzenen alkalischen
Ruͤkstand, welcher in Wasser sich mit schoͤner gruͤner Farbe
aufloͤste.
Nach meinen Versuchen enthaͤlt also die ausgegerbte Lohbruͤhe:
1) Milchsauren Kalk in sehr großer Menge;
2) Milchsaͤure an Bittererde, Kali, Ammoniak und wahrscheinlich auch Eisen und
Mangan gebunden;
3) essigsauren Kalk;
4) Gerbestoff;
5) Apothem;
6) eine Substanz von gummiartigem Aussehen;
7) freie Essigsaͤure.
Ueber die Eichenrinde.
Diese Rinde wurde nur auf ihren Gerbestoffgehalt untersucht. Nach Berzelius scheint das Wasser aus derselben
hauptsaͤchlich nur Gallussaͤure und Gerbestoff aufzuloͤsen.
Wenn man den Absud dieser Rinde mit Kali in geringem Ueberschuß versezt, so
truͤbt er sich nicht. Verduͤnnte Salpetersaͤure truͤbt
er ebenfalls nicht; versezt man ihn aber zuerst mit Kali in Ueberschuß und dann mit
Salpetersaͤure, so sezt er ein reichliches Gelée ab, das nichts Anderes als
Gallertsaͤure ist; die Eichenrinde enthaͤlt folglich eine
betraͤchtliche Menge Pectin.
Wenn man den Absud derselben Rinde zuerst mit einem fixen Alkali in Ueberschuß und
dann mit Essigsaͤure versezt, so sezt sich ebenfalls eine Gallerte ab;
leztere loͤst sich aber nach dem Aussuͤßen gaͤnzlich wieder auf
und gibt eine schleimige Fluͤssigkeit, welche das Lakmus roͤthet und
beim Verbrennen einen alkalischen Ruͤkstand hinterlaͤßt.Wenn unter diesen Umstaͤnden die Essigsaͤure die
Gallertsaͤure niederschlaͤgt, so ruͤhrt dieß von
fremdartigen Substanzen her, denn ich habe mich uͤberzeugt, daß die
gallertsauren Alkalien durch die meisten Pflanzensaͤuren, wenn diese
rein sind, nicht zersezt werden. Versezt man z.B. eine Aufloͤsung von
saurem gallertsaurem Ammoniak mit Essigsaͤure, Citronensaͤure,
Aepfelsaͤure, Gallussaͤure oder Gallaͤpfelinfusion in
Ueberschuß, so gibt sie keinen Niederschlag; wenn aber dem Gemisch nur eine
geringe Menge Kalkwassers, eines erdigen Salzes oder einer
Mineralsaͤure zugesezt wird, so gerinnt es ganz zu einer
durchsichtigen Gallerte. Ich muß uͤbrigens noch bemerken, daß frisch
gefaͤllte Gallertsaͤure in den Pflanzensaͤuren nicht
viel aufloͤslicher ist, als in reinem Wasser.Ich habe das Pectin in vielen Baumrinden gefunden; dahin gehoͤren die
Rinden von acer pseudoplatanus (gemeiner Ahorn),
cytisus laburnum (Bohnenbaum), fagus sylvatica (gemeine Buche), populus alba (weiße Espe), ilex aquafolium (gemeine Stechpalme), gymnocladus canadensis (dessen Rinde viel
Saponin enthaͤlt), liquidambar
styraciflua (fließender Amberbaum) und cornus mascula (gemeine Cornelle), die eine so große Menge
Gerbestoff liefern, daß man sich wundern muß, warum man sie nicht bei der
Schwarzfaͤrberei oder zur Tintenfabrikation benuzt.Das Pectin schien mir in groͤßerer Menge in den gerbestoffhaltigen
Rinden, z.B. der Fichten, Tannen und wahrscheinlich aller Baͤume,
welche in die Familie der zapfentragenden gehoͤren, enthalten zu
seyn.Ich muß jedoch gestehen, daß es mir unmoͤglich war, Pectin oder
Gallertsaͤure in dem Saft der gelben Ruͤben und
Runkelruͤben aufzufinden, obgleich die Bildung von gallertsaurem Kalk
nach Payen bei den Processen der
Runkelruͤbenzukerfabrikation eine wichtige Rolle spielen soll.
Ueberdieß habe ich mich schon vor laͤngerer Zeit uͤberzeugt,
daß der Niederschlag, welcher bei der Laͤuterung des
Runkelruͤbensaftes mit Kalk entsteht, eine Verbindung von Kalk mit
einer eiweißartigen Substanz ist; diese eiweißartige Substanz ist derjenigen
aͤhnlich, welche ich in den Erdaͤpfeln aufgefunden habe, darf
aber nicht mit dem gewoͤhnlichen Pflanzeneiweiß verwechselt werden,
weil sie verschiedene Eigenschaften hat. Wenn man diese Substanz aus dem
Runkelruͤbensaft durch Salpetersaͤure abscheidet und dann die
Fluͤssigkeit mit uͤberschuͤssigem Kali saͤttigt,
so bringt die Salpetersaͤure keinen Niederschlag mehr hervor. Das
Mark der Runkelruͤben enthaͤlt aber sicher freie
Gallertsaͤure, denn wenn man es mit verduͤnntem Ammoniak
digerirt, so gerinnt es durch die Mineralsaͤuren zu einer
durchsichtigen Gallerte. A. d. O.
Ammoniak bringt in dem Absud der Eichenrinde keinen Niederschlag hervor, selbst wenn
man Salpetersaͤure in das Gemisch gießt; um das Pectin aus dem Absud der
Eichenrinde zu erhalten, dampfte ich es bis zur Syrupsconsistenz ab und
ruͤhrte die Masse mit ungefaͤhr ihrem gleichen Volumen Alkohol an,
welcher daraus gallertartige Substanz in Menge abschied. Diese Substanz wurde auf
Leinewand so lange mit Alkohol ausgesuͤßt, bis derselbe sich durch sie nicht
mehr faͤrbte und dann getroknet. In Wasser loͤste sie sich bis auf
einen Saz auf, der aus Gerbestoff, an Kalk und Bittererde gebunden, bestand. Die filtrirte
Fluͤssigkeit hinterließ nach dem Abdampfen zur Trokniß eine vollkommen
durchsichtige, an der Luft unveraͤnderliche, sehr sproͤde Substanz,
die fast geschmaklos war und sich in kaltem Wasser leicht aufloͤste. Sie
gleicht Gummi, ohne dessen leimende Eigenschaften zu besizen, denn sie trennt sich
selbst von der Abdampfschale in breiten Blaͤttern los, nach Art der
gallertsauren Alkalien. Um mich zu versichern, daß das Pectin der Eichenrinde kein
Gummi enthaͤlt, versezte ich seine Aufloͤsung mit Kalkhydrat und sezte
das Gemenge einer gelinden Waͤrme aus, um alles Pectin in gallertsauren Kalk
zu verwandeln. Es ist eigentlich unnoͤthig noch zu bemerken, daß sich kein
Niederschlag bildet, wenn die Aufloͤsung dieser Substanz mit Ammoniak und
dann mit Salpetersaͤure versezt wird, waͤhrend, wenn man Kali anstatt
des Ammoniaks anwendet, die ganze Masse in Gallertsaͤure umgeaͤndert
wird.
Das Pectin der Eichenrinde schien mir mit dem aus dem Johannisbeeren-Gelee
identisch. Ersteres loͤst sich viel leichter in kaltem Wasser auf als das
Pectin aus den meisten Fruͤchten, ist aber dennoch nicht ganz frei von
Unreinigkeiten, denn ungeachtet es einen faden Geschmak hat und Thierleim es gar
nicht truͤbt, erzeugt doch schwefelsaures Eisenoxyd dann einen
blaͤulichen gallertartigen Niederschlag. Es scheint auch eine
Pflanzensaͤure, an Kali, Kalk und Mangan gebunden, zu enthalten, denn bei der
Verbrennung hinterlaͤßt es mineralisches Chamaͤleon, welches das
Wasser schoͤn gruͤn faͤrbt und durch Salzsaͤure in Roth
uͤbergeht.
Es scheint nicht daß das Pectin zum Gerben beitraͤgt, denn es bleibt in dem
Absud der Eichenrinde nach der Faͤllung mit Thierleim zuruͤk, und da
man es in der ausgegerbten Lohbruͤhe nicht wieder findet, so ist kein
Zweifel, daß es sich von selbst in Gallertsaͤure verwandelt; in der That fand
auch Berzelius die Gallertsaͤure auf einem im
Gerben befindlichen Lederstuͤke.Polytechn. Journal Bd. XXVI. S. 130.
A. d. R.
Ueber den Theil des Eichenrinde-Extracts, welcher in Alkohol
aufloͤslich ist und hauptsaͤchlich aus Gerbestoff besteht, habe ich
wenig zu sagen; ich glaubte darin auch den Zukerstoff aufsuchen zu muͤssen,
den ich in den Gallaͤpfeln entdekte. Er war von der gerbenden Substanz durch
Alaunerde, Zinnoxyd, Bittererde oder Kalk als Hydrate angewandt, leicht zu trennen.
Behandelt man diesen Zuker der Eichenrinde mit thierischer Kohle, so wird er fast
farblos, schwaͤrzt die Eisensalze nicht mehr und schmekt rein, krystallisirt
aber nicht.
Ich komme nun auf den Theil des Eichenrinde-Extracts zuruͤk, welcher in
Alkohol aufloͤslich ist und den Gerbestoff enthaͤlt. Er schien mir in Aether
unaufloͤslich zu seyn; er enthaͤlt Kali, Kalk, Bittererde,
Eisen- und Manganoxyd in chemischer Verbindung; im Uebrigen glaube ich aber
gestehen zu muͤssen, daß ich seine wahre Natur nicht kenne. Bei der
Destillation liefert er Brenzgallussaͤure, wie die reinsten Gerbestoffe,
welche man sich verschaffen konnte; wahrscheinlich enthaͤlt er also
Gallussaͤure an eine oder mehrere noch unbekannte Substanzen gebunden. Ich
versuchte vergebens durch Bittererde die Substanz daraus abzuscheiden, welche Berzelius Apothem nenne und die ich mit dem Namen
Corticin bezeichnet habe; dieses Extract truͤbt das Wasser nicht merklich,
selbst wenn man es oͤfters abdampft und wieder aufloͤst,
waͤhrend der Gerbestoff der Gallaͤpfel durch die naͤmliche
Behandlung ganz in Apothem verwandelt wird.