Titel: Bemerkungen über die metallenen, und vorzüglich über die Perry'schen Schreibfedern, und über eine Tinte, bei deren Benuzung sich dieselben länger in gutem Zustande erhalten lassen; von Hrn. F. Dujardin dem älteren.
Fundstelle: Band 47, Jahrgang 1832, Nr. LXXXII., S. 437
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LXXXII. Bemerkungen uͤber die metallenen, und vorzuͤglich uͤber die Perry'schen Schreibfedern, und uͤber eine Tinte, bei deren Benuzung sich dieselben laͤnger in gutem Zustande erhalten lassen; von Hrn. F. Dujardin dem aͤlteren. Aus dem Journal des connaissances usuelles. Januar 1833, S. 41. Dujardin, uͤber metallene Schreibfedern. Schon seit langer Zeit ist man bemuͤht statt der Gaͤnsekiele, deren man sich gewoͤhnlich zum Schreiben bedient, eben so taugliche metallene Schreibfedern zu erfinden. Es gibt verhaͤltnißmaͤßig wenige Menschen, die ihre Federn zu schneiden verstehen, und selbst diesen widerfaͤhrt es nicht selten, daß sie manchmal keine Feder gut zu schneiden im Stande sind; bedenkt man aber ferner noch, wie kurze Zeit ein geschnittener Gaͤnsekiel fuͤr eine nur etwas huͤbsche Schrift tauglich bleibt, und wie viele Zeit mit dem bestaͤndigen Anfrischen oder wiederholten Schneiden der Kiele verloren geht, so wird man gewiß zu der Ueberzeugung gelangen, daß die Erfindung von metallenen Schreibfedern, welche allen diesen Nachtheilen abhelfen, und welche zugleich auch alle die Vortheile der Gaͤnsekiele gewaͤhren, ein fuͤr das schreibende Publikum hoͤchst schaͤzbarer Dienst seyn wuͤrde. Leider entsprachen die bisherigen Erfindungen den Anforderungen des Publikums nur wenig. Wir erhielten bisher kupferne Schreibfedern, welche nach mannigfaltigen daran angebrachten Verbesserungen endlich ziemlich gut und tauglich schienen. Allein diese Federn wurden nicht nur durch die Saͤure, welche in unserer gewoͤhnlichen schwarzen Tinte immer in groͤßerer oder geringerer Menge enthalten ist, sehr schnell angegriffen und oxydirt, sondern sie boten auch wegen der Biegsamkeit des Kupfers, die man auf den ersten Blik gerade fuͤr sehr zutraͤglich hielt, große Maͤngel dar. Wenn sich naͤmlich in dem Papiere nur eine unbedeutende Unebenheit fand, so hakte sich deren Spize in dieselbe ein, und die Folge hievon war, daß deren Schnabel der Gewalt nachgab, sich nach Innen kruͤmmte, und da das Kupfer nicht elastisch ist, auch in dieser Stellung blieb. Man war also genoͤthigt den verbogenen Schnabel entweder mit den Fingern oder mit einem Zaͤngelchen wieder zuruͤkzubiegen, und mit welcher Muͤhe und Geschiklichkeit dieß auch geschehen mochte, so war man doch fast nie im Stande, der Spize wieder vollkommen ihre fruͤhere Stellung zu geben, so daß die Feder also von diesem Augenblike an mangelhaft und in kurzer Zeit gaͤnzlich untauglich wurde. Seit mehreren Jahren verfertigte man auch aus uͤberfirnißtem Eisen Schreibfedern, welche unter dem Namen Olaye's Pens aus England kamen. Diese Federn sind ziemlich gut verfertigt, und leisten auch ziemlich gute Dienste, so lange der Firniß, mit welchem sie uͤberzogen sind, anhaͤlt; allein sie haben den Fehler, daß sie gar nicht biegsam sind, daß sich der Firniß bald abschiefert, und daß sie dann in Folge der Einwirkung der Luft und noch mehr in Folge der Wirkung der Saͤure der Tinte sehr bald oxydirt und vollkommen unbrauchbar werden. Endlich kam Hr. PerryWir haben die Perry'schen Patent-Schreibfedern bereits im Polyt. Journale Bd. XLIII. S. 226 und XLVI. S. 103 beschrieben und abgebildet. A. d. N. mit seinen Federn, welche nicht nur auf eine eigene fuͤr die Biegsamkeit derselben sehr taugliche Weise geformt, sondern auch aus Stahl verfertigt sind, der nicht nur Festigkeit und Biegsamkeit, sondern auch Elasticitaͤt, die vorzuͤglichste Eigenschaft der Gaͤnsekiele, die man fruͤher an den metallenen Federn so sehr vermißte, besizt. Die Schreibfedern, welche Hr. Perry in lezter Zeit lieferte, und besonders jene, die er unter dem Namen Double-Patent Pens in den Handel bringt, lassen wirklich beinahe nichts mehr zu wuͤnschen uͤbrig. Bei diesen Federn darf man nicht fuͤrchten, daß deren Schnabel je eine falsche Richtung annehme, denn so wie der Widerstand, auf welchen die Spize stoͤßt, aufhoͤrt, nimmt dieselbe in Folge ihrer Elasticitaͤt wieder ihre vorige Stellung ein, ja sie wuͤrde eher brechen, ehe sie bestaͤndig so gebogen bliebe. Wenn diese Federn uͤbrigens nach laͤngerem Gebrauche eine minder reine Schrift zu geben anfangen, so braucht man sie nur auf einem Oehlsteine, dergleichen man sich zum Abziehen der Rassirmesser bedient, abzuschleifen, um sie wieder eben so tauglich und gut zu machen, als sie es vorher waren. Diese Perry'schen Schreibfedern waͤren daher als vollkommen zu betrachten, wenn nicht auch ihnen der Vorwurf gemacht werden koͤnnte, der alle metallenen Schreibfedern trifft, und dieser ist: daß sie nach und nach von der Saͤure der Tinte angegriffen werden. Dieser Nachtheil ist bei uns in Frankreich um so merklicher, als unsere Tinte fast immer mit Eisenvitriol und Gallaͤpfeln bereitet ist, und folglich immer eine betraͤchtliche Menge Gallaͤpfelsaͤure und Schwefelsaͤure enthaͤlt. Es ist zwar wahr, daß der Stahl der Einwirkung dieser Saͤuren kraͤftiger widersteht, und daß die Perry'schen Federn selbst in dieser Hinsicht vor den uͤberfirnißten Federn den Vorzug verdienen; allein sie werden doch auch angegriffen und dann fruͤher oder spaͤter unbrauchbar. Wenn die Schwefelsaͤure naͤmlich eine gewisse Zeit uͤber mit gewisser Staͤrke auf dieselben eingewirkt hat, so werden deren Schnaͤbel ungleich und spizig, und uͤberdieß troken und mehr sproͤde, so daß sie sich selbst in das glatteste Papier oͤfter einhaken, und dasselbe zerreißen, wenn man nicht mehr Aufmerksamkeit auf die Fuͤhrung der Feder verwendet, als man darauf zu verwenden gewohnt ist. Aus diesem Grunde haben auch bereits viele, die die Perry'schen Federn anfangs mit großer Gunst aufnahmen, dieselben nach kurzer Zeit wieder aufgegeben, obschon die Nachtheile, die man ihnen vorwirft, weniger den Federn, als eigentlich unserer Tinte zuzuschreiben sind. Hr. Perry hat zwar angekuͤndigt, daß er zugleich mit seinen Federn auch eine Tinte abgebe, welche die Federn nicht angreift; allein ich konnte nur in einer einzigen Niederlage Perry'scher Federn um sehr theures Geld ein Flaͤschchen solcher Tinte erhalten, und auch diese entsprach durchaus weder meinen Erwartungen, noch den ihr zugeschriebenen Eigenschaften. Wenn diese Tinte uͤbrigens auch alle guten Eigenschaften besaͤße, so waͤre sie wegen ihres hohen Preises doch nichts weniger als allgemein anwendbar. Da ich die Vorzuͤge der Perry'schen Schreibfedern bewaͤhrt gefunden habe, und da ich mich uͤberzeugte, daß nur unsere Tinte daran Schuld ist, wenn wir dieselben nicht mit Vortheil benuzen koͤnnen, so ließ ich mir's angelegen seyn eine Tinte ausfindig zu machen, die diesen vortrefflichen Federn keinen Schaden bringt. Ich machte zu diesem Behufe einen Versuch mit einer Tinte, welche zu Rouen unter dem Namen violette Tinte van Lany (encre violette de Lany) verkauft wird, und fand, daß sich die Perry'schen Federn beim Gebrauche dieser Tinte beinahe gar nicht abnuͤzen. Ich kann daher dieselbe allen denen, die sich Perry'scher Schreibfedern bedienen, um so mehr empfehlen, als sie sehr huͤbsch schwarz wird, und als sie sich mit der Zeit auch nicht mehr veraͤndert, als dieß bei der Gallaͤpfeltinte der Fall ist. So gute Dienste nun diese Tinte auch leistete, so duͤrfte deren Preis, welcher 3 Franken per Liter betraͤgt, doch Manche abschreken. Dieß bewog mich die Bestandtheile derselben zu erforschen, und zu sehen, ob sie sich nicht auch um Vieles wohlfeiler bereiten ließe. Ich glaube deren Zusammensezung gefunden zu haben, und bin uͤberzeugt, daß, wenn die Vorschrift, die ich hier fuͤr deren Bereitung gebe, dem Recept, nach welchem sie von den Fabrikanten bereitet wird, auch nicht vollkommen gleich ist, sie ihm doch aͤußerst nahe kommen muͤsse. Ich muß jedoch vorher noch bemerken, daß es falsch ist, wenn es in einem Artikel, der fruͤher uͤber die zu Rouen gebraͤuchliche violette Tinte in diesem Journale erschien, heißt: „diese violette Tinte ist nichts weiter als eine gewoͤhnliche Tinte, in welcher das Verhaͤltniß des Campeschenholzes groͤßer ist.“ Die violette Tinte, deren ich mich seit einigen Jahren bediente, enthielt kein schwefelsaures Eisen, und der Abwesenheit dieses Salzes ist gerade deren schwache Einwirkung auf die metallenen Schreibfedern zuzuschreiben. Ich empfehle nun, bis die Chemiker ein Mal eine Tinte erfunden haben werden, in welcher sich weder Saͤuren noch aͤzende Substanzen befinden, allen jenen, die mit metallenen Federn schreiben, den Gebrauch der violetten Tinte, wie sie in Ronen fabricirt wird, oder den Gebrauch einer Tinte, welche man sich selbst auf folgende Weise verfertigen kann. Man nehme zwei Liter einer Mischung von gleichen Theilen Bier und Wasser, und infundire diese auf 160 Grammen (beilaͤufig 5 1/2 Unze) geraspeltes oder gepulvertes Campeschenholz, auf welchem man sie 24 Stunden lang stehen laͤßt. Hierauf lasse man das Ganze eine Stunde lang kochen, und gieße dann schnell das Klare ab, so daß der groͤßte Theil des Holzes auf dem Boden zuruͤkbleibt. Der Fluͤssigkeit, welche man auf diese Weise erhaͤlt, sezt man, so lange sie noch heiß ist Alaun 20 Grammen (beilaͤufig 2/3 Unzen) Kandiszuker 20      – Arabischen Gummi           20      – zu, welche man, damit die Aufloͤsung schneller erfolge, vorher saͤmmtlich gepulvert hat. Um die Mischung zu erleichtern, ruͤhre man das Gemenge mehrere Male um; zulezt lasse man die Fluͤssigkeit aber ruhig stehen, um dann das Klare davon abzuziehen, ohne es jedoch zu filtriren. Sollte die auf diese Weise bereitete Tinte nicht genug fließen, so seze man derselben, da die Perry'schen Schreibfedern eine sehr fließende Tine erfordern, eine geringe Menge von jener Substanz zu, welche Hr. Perry zugleich mit seinen Federn unter dem Namen Limpidum verkauft, und welche der Tinte gewiß die gehoͤrige Fluͤssigkeit gibt. Ich habe mir Muͤhe gegeben auch die Zusammensezung dieses sogenannten Limpidums auszumitteln, fand darin aber hauptsaͤchlich nur eine nicht unbedeutende Menge schwefelsaures Eisen, welche durch eine mir unbekannte Substanz maskirt zu seyn scheint. Da man der Tinte nur eine sehr geringe Menge von diesem Limpidum zuzusezen braucht, so kann das schwefelsaure Eisen keinen großen Einfluß auf die metallenen Federn haben. Eben dieß gilt auch von der verhaͤltnißmaͤßig geringen Menge Alaun, welche zu meiner Tinte kommt.