Titel: Bericht, welchen Hr. Baillet, General-Bergwerk-Inspector, über den Concurs erstattete, den die Société d'encouragement pour l'industrie nationale auf das Jahr 1832 für Sicherungsmittel gegen die Explosionen der Dampfmaschinen und der Dampfkessel eröffnet hatte.
Fundstelle: Band 48, Jahrgang 1833, Nr. LXV., S. 322
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LXV. Bericht, welchen Hr. Baillet, General-Bergwerk-Inspector, uͤber den Concurs erstattete, den die Société d'encouragement pour l'industrie nationale auf das Jahr 1832 fuͤr Sicherungsmittel gegen die Explosionen der Dampfmaschinen und der Dampfkessel eroͤffnet hatte. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. December 1832, S. 452. (Im Auszuge.) Baillet, Bericht uͤber die Explosionen. Die Gesellschaft hat seit dem Jahr 1829 bereits zum zweiten Male zwei Preise, jeden zu 12,000 Franken, auf die Erfindung oder Vervollkommnung der Sicherungsmittel gegen die Explosionen der Dampfmaschinen und Dampfkessel, und auf die Ausmittelung einer selchen Form oder eines solchen Baues der Dampfkessel, bei welchem gar keine Gefahr des Berstens moͤglich ist, ausgeschrieben. Im Jahr 1832 traten nun abermals neun Concurrenten auf, deren Arbeiten saͤmmtlich die Loͤsung der ersten der beiden eben erwaͤhnten Aufgaben zum Zweke hatten, und uͤber deren Leistungen das Comité der mechanischen Kuͤnste folgenden Bericht zu erstatten die Ehre hat. §. 1. Der Concurrent No. 1 hat zwei Sicherungsmittel vorgeschlagen, von denen das eine in einem der freien Luft offenen Queksilber-Manometer besteht, welches nicht nur den Heizer benachrichtigt, daß der Dampf eine bestimmte Spannung erlangt hat, sondern das auch eine große Klappe oͤffnet, wenn man die zu rasche Erzeugung des Dampfes und das zu schnelle Zunehmen seiner Spannkraft nicht bereits fruͤher zu vermindern im Stande war. Den ersten dieser beiden Zweke sucht der Concurrent durch einen Schwimmer zu erreichen, welcher auf der Oberflaͤche der Queksilbersaͤule schwimmt, und der, wenn er bis auf eine bestimmte Hoͤhe emporgehoben worden, einen Aushebhalsring losmacht, und dadurch ein Gegengewicht veranlaßt, ein Schlagwerk in Bewegung zu sezen. Den zweiten hingegen erlangt er durch das Gewicht des Queksilbers, welches durch eine Seitenroͤhre abfließt, die etwas uͤber der gewoͤhnlichen Stellung des Schwimmers an der Hauptroͤhre des Manometers angebracht ist, indem dieses Queksilber von einem Behaͤlter aufgenommen wird, der sich an jenem Ende des Hebels einer großen Sicherheitsklappe befindet, welches dem Gewichte, wodurch die Klappe geschlossen erhalten wird, gegenuͤber steht. Dieser Apparat nun, der allerdings einige Aehnlichkeit mit einigen jener Vorrichtungen hat, die der Gesellschaft bereits im vorigen Jahre vorgelegt worden, wurde an einer Hochdruk-Dampfmaschine von 12 Pferdekraͤften angebracht. Er gewaͤhrt unstreitig den Vortheil, daß er, wenn der Dampf ein vorher bestimmtes Maximum von Spannung erreicht hat, durch ein Manometer von geringem Durchmesser eine Sicherheitsklappe von großem Durchmesser oͤffnen und so lange offen erhalten kann, bis man dieselbe wieder verschlossen haben will. Er kann daher jenen Unfaͤllen vorbeugen, die durch ein langsames und allmaͤhlich fortschreitendes Zunehmen der Spannung des Dampfes veranlaßt werden. Dagegen duͤrfte seine Wirksamkeit wohl mit Recht in allen jenen Faͤllen bezweifelt werden, in welchen nach Perkins's Erklaͤrung zuweilen, jedoch zum Gluͤke selten, Explosionen erfolgen, in welchen der Kessel eine außerordentlich hohe Temperatur erreicht, in welchem sich die Wassermasse von den Waͤnden des Kessels zu isoliren scheint, in welchen die Verdampfung geringer, die Bewegung der Maschine langsamer und die Spannkraft des Dampfes schwaͤcher wird, und in denen das ploͤzliche Abkuͤhlen oder das ploͤzliche Entweichen des Dampfes durch einen Sprung, eine Klappe oder einen Hahn, eine so zu sagen unvermeidliche Explosion veranlaßt. Der Erfinder hat seinen Apparat mit groͤßter Sorgfalt und mit einer Art von Luxus ausgefuͤhrt; er hat denselben mit einem Hahne ausgestattet, durch welchen die Verbindung oder Communication zwischen dem Kessel und dem Manometer nach Belieben geoͤffnet oder geschlossen werden kann. Eben so hat er ihn mit einer Roͤhre versehen, durch die der Dampf, wenn er bei der großen Sicherheitsklappe austritt, entweicht. Die Commission sah den Apparat in den Gießereien von Chaillot bei einem Druke von 3 1/2 und 4 1/2 Atmosphaͤren arbeiten, und uͤberzeugte sich, daß er, wenn der Druk des Dampfes einen gewissen Grad erreicht hat, den Heizer wekt, und bald darauf, wenn sich dieser Druk noch vermehren sollte, die Klappe oͤffnet, um auf diese Weise die Spannung des Dampfes sogleich wieder herabzudruͤken. Sein zweites Sicherungsmittel deutet der Concurrent nur durch wenige Worte an, indem er sagt: „um das Wasser bestaͤndig mit den Waͤnden des Kessels in Beruͤhrung zu erhalten, schlage ich vor, dasselbe durch irgend eine Vorrichtung fortwaͤhrend umruͤhren zu lassen.“ Er gibt jedoch keine weiteren Nachweisungen uͤber diese Vorrichtung, und erwaͤhnt auch keiner Versuche, die damit angestellt wurden. Die Commission glaubt daher, diesen Concurrenten, Hrn. Edwards, Ingenieur zu Chaillot, obschon dessen Apparat den Preis-Anforderungen nicht entspricht, in Betracht des Nuzens, den derselbe gewaͤhren koͤnnte, fuͤr die Ertheilung einer silbernen Medaille vorzuschlagen. §. 2. Der zweite Concurrent ist Hr. Carl Franz Henry, Heizer der Dampfpumpe der HH. Koechlin, der gleichfalls einen Sicherheits-Apparat erfand, uͤber welchen bereits die Société industrielle de Mulhausen einen Bericht erstattete, und welcher sich nun bereits uͤber 6 Monate lang an einer Hochdruk-Dampfmaschine von 10 Pferdekraͤften in Thaͤtigkeit befindet.Unsere Leser finden den Henry'schen Apparat bereits im Polyt. Journ. Bd. XLVII. S. 81 beschrieben und abgebildet; wir koͤnnen uns daher hier auf die Mittheilung des Urtheiles, welches die Commission uͤber denselben faͤllte, beschraͤnken. A. d. Ueb. Der Straßen- und Bruͤkenbau-Ingenieur, der diesen Apparat an Ort und Stelle untersuchte und beobachtete, sagt in seinem Berichte, daß derselbe seinem Zweke vollkommen entspreche; daß er dem Dampfe, dessen Spannung die festgesezte Graͤnze uͤbersteige, schnellen Austritt gestatte, und daß dessen Wirkung endlich eine so rasche und so vollkommene ist, daß man uͤberzeugt seyn duͤrfte, daß er in allen jenen Faͤllen, in welchen sich der Dampf nicht augenbliklich entwikle, die Sicherheitsklappen und die schmelzbaren Scheiben auf eine vollkommen sichere Weise erseze. Die Commission erkennt alle die wirklichen Vorzuͤge, welche das Manometer des Hrn. Henry gewaͤhrt; sie erkennt, daß es, obschon die in ihm enthaltene Queksilbersaͤule nur einen kleinen Durchmesser hat, dem Dampfe doch eine große Austritts-Muͤndung verschaffen koͤnne, sobald der Druk im Kessel die bestimmte Graͤnze uͤberschreitet; sie gibt zu, daß dasselbe gegen alle jene Ungluͤksfaͤlle zu schuͤzen vermag, die in Folge einer allmaͤhlich zunehmenden Spannung des Dampfes entstehen koͤnnen, und welchen auch durch gute schmelzbare Metallscheiben und vollkommene Sicherheitsklappen vorgebeugt werden kann; sie gesteht, daß dasselbe eben so nuͤzlich werden koͤnne, wie das in §. 1 beschriebene Manometer. Sie bemerkt ferner noch, daß das Henry'sche Manometer, so wie alle Manometer mit freier Luft die Eigenschaft hat, daß es durch einen Zeiger immer alle die Veraͤnderungen anzeigt, welche jeden Augenblik im Kessel in Hinsicht auf den Druk vorgehen; daß sich die Bewegung des Ventilators, der dem Herde die Luft zufuͤhrt, sehr leicht durch Vermehrung des Apparates mit einigen Stangen, deren Spiel durch den Schlag des Hammers bedingt wuͤrde, unterbrechen ließe, waͤhrend dadurch zugleich auch das Register des Rauchfanges geschlossen werden koͤnnte, so daß die Einwirkung des Herdes auf das Wasser des Kessels in dem Augenblike, in welchem sich der Dampf in die atmosphaͤrische Luft ergießt, vermindert oder ganz unterbrochen wuͤrde. Sie bemerkt endlich, daß der ganze Mechanismus, wie dieß der Erfinder selbst schon andeutete, sehr leicht dadurch vereinfacht werden koͤnnte, daß man statt der beiden Haͤhne einen einzigen mit drei Oeffnungen anbraͤchte. Da Hr. Henry uͤbrigens aller dieser Vorzuͤge seiner Erfindung ungeachtet, die Aufgabe der Gesellschaft nicht geloͤst hat, so schlaͤgt die Commission vor, ihm in Anerkennung seiner Verdienste wenigstens eine silberne Medaille zu ertheilen. §. 3. Der dritte Concurrent, Hr. Felix Midy von Saint-Quentin, sezte es sich zum Ziele allen Explosionen, welche durch ein Sinken des Wasserstandes im Kessel und durch, eine zu starke Erhizung der Waͤnde des Kessels entstehen koͤnnten, vorzubeugen. Die Mittel, die er hiezu in Vorschlag bringt, sind: 1) ein Speisungs-Apparat, bei welchem das Niveau des Wassers, wie der Erfinder glaubt, nie unter eine bestimmte Graͤnze herabsinken kann; 2) eine Vorrichtung, in Folge deren die Waͤnde des Kessels nie zum Rothgluͤhen kommen koͤnnen, und durch welche deren Temperatur einige Grade unter jener Temperatur erhalten wird, die der gewoͤhnlichen Spannung des Dampfes im Kessel entspricht; 3) endlich ein Mittel, in Folge dessen diese Temperatur nie ihre Graͤnze uͤbersteigen kann, ohne sogleich wieder auf den fruͤheren Grad zuruͤkgefuͤhrt zu werden, und zwar auf eine Weise, ohne daß Dampf in die Luft uͤbertritt. 1. Von dem Speisungs-Apparate. Dieser Apparat besteht a) aus einem mit Wasser gefuͤllten Troge; b) aus einer Speisungs-Saugpumpe; c) aus einem geschlossenen Behaͤlter; und d) aus einem Pyrometer oder metallenen Thermometer, den der Erfinder das Sensorium nennt, und der zur Regulirung der Speisung dient. a) Der Trog, in welchem das zur Speisung des Kessels dienende Wasser enthalten ist, ist cylindrisch und besteht aus Gußeisen. In diesem Troge befinden sich zwei concentrische Behaͤlter aus Eisenblech mit ringfoͤrmiger Basis, deren Waͤnde zum Behufe des Durchtrittes des Wassers mit vielen Loͤchern versehen sind. Der groͤßere dieser beiden Behaͤlter wird mit Marmorstuͤken oder Stuͤken eines sonstigen festen Kalksteines gefuͤllt, damit auf diese Weise das Fett, welches in dem Wasser des Verdichters schwebend enthalten ist, und das Werg, welches dieses Wasser allenfalls mit sich fuͤhrt, zuruͤkgehalten werde. Der kleinere Behaͤlter wird mit Holzkohlen-Stuͤken gefuͤllt, um die Reinigung des Wassers, welches zur Speisung dienen soll, noch vollkommener zu bewirken, und um auf diese Weise allem Verlegen und Verstopfen der Saugroͤhre und der Klappen der Pumpe vorzubeugen. Diese beiden Behaͤlter stehen nicht mit einander in Verbindung, und sind mit Griffen versehen, damit man sie leicht herausnehmen kann, um die Steine und Kohlen nach Bedarf erneuern zu koͤnnen. Das Wasser gelangt von dem Verdichter bestaͤndig außer den Behaͤltern aus Eisenblech in den gußeisernen Trog; das Saugrohr der Speisepumpe schoͤpft das geklaͤrte Wasser beilaͤufig in der Mitte des Troges. b) Die Speisungspumpe gleicht in Hinsicht auf den Stiefel, den Kolben und die Saug- und Einspriz-Klappen den gewoͤhnlichen Drukpumpen der Hochdruk-Dampfmaschinen; sie unterscheidet sich aber durch ihre weitere Saugroͤhre, und dadurch, daß sie das Wasser nicht aus dem Verdichtungsgefaͤße, sondern aus dem eben beschriebenen Troge schoͤpft. Das aufgesaugte Wasser wird je nach Umstaͤnden, in den Kessel, in den gleich zu beschreibenden Wasserbehaͤlter oder in eine Entleerungswanne getrieben, aus der es in den Trog gelangt. c) Der Wasserbehaͤlter besteht aus Gußeisen und ist verschlossen; sein Rauminhalt ist beinahe um die Haͤlfte geringer, als jener des Kessels. In dem Maße, als Wasser in diesen Behaͤlter dringt, in dem Maße wird die darin enthaltene Luft comprimirt, bis deren Druk uͤber 2 Atmosphaͤren (welches der Druk ist, den der Dampf gewoͤhnlich im Kessel besizt) betraͤgt. d) Das metallene Thermometer, Sensorium genannt, besteht hauptsaͤchlich aus einer Messingstange, welche mit dem einen Ende an der inneren Oberflaͤche einer der Seitenwaͤnde des Kessels in der gewoͤhnlichen Hoͤhe des Wassers befestigt ist. Diese Stange steht ihrer ganzen Laͤnge nach mit dieser Wand in Beruͤhrung, und nimmt folglich deren Temperatur an. Ihr freies Ende stemmt sich hingegen auf den kurzen Arm eines Hebels erster Art, dessen anderer, 15 Mal laͤngere Arm die Bewegung entweder unmittelbar oder durch gehoͤrige Zwischenstuͤke an zwei kleine Kolben fortpflanzt, durch welche dem Wasser der Speisepumpe sowohl als jenem des Wasserbehaͤlters der Eintritt in den Kessel geoͤffnet oder verschlossen wird. So lange das Wasser in dem Kessel auf seiner gewoͤhnlichen Hoͤhe steht und die Messingstange bedekt, befinden sich die beiden kleinen Kolben in einer Stellung, in welcher sie das Pumpenwasser und das Wasser des Behaͤlters an dem Eintritte in den Kessel hindern. Das von der Pumpe aufgesaugte Wasser wird also dann in den Behaͤlter getrieben; und wenn der Druk der Luft, die dadurch in diesem Behaͤlter comprimirt wird, uͤber 2 Atmosphaͤren betraͤgt, so hebt das Pumpenwasser die am Grunde der Entleerungswanne befindliche Klappe empor, so daß das Wasser in den Trog abfließt. Sinkt hingegen das Wasser in dem Kessel, so nimmt jener Theil der Wand, der mit der Messingstange in Beruͤhrung steht, und diese Stange selbst eine hoͤhere Temperatur an; die Stange dehnt sich dann mehr als die Wand aus, und der Hebel bewegt sich, so daß die Kolben ihre Stellung veraͤndern, und daß folglich sowohl das Pumpenwasser, als das Wasser des Behaͤlters zugleich in den Kessel eintreten koͤnnen. Die entgegengesezte Wirkung tritt dafuͤr sogleich wieder ein, sobald das Wasser wieder auf seine gewoͤhnliche Hoͤhe gestiegen. Dieses Thermometer laͤßt sich an den Maschinen mit niederem Druke und an den Verdampfungskesseln anwenden; fuͤr die Hochdruk-Maschinen, deren gußeiserne Kessel aus mehreren Stuͤken bestehen, deren Raͤnder nach Innen hervorragen, schlaͤgt der Erfinder etwas complicirtere und mehr oder weniger empfindliche pyrometrische Apparate vor, uͤber welche wir uns mit folgenden Mittheilungen begnuͤgen: 1) Man kann die Messingstange nur so lang machen, als es die Entfernung der im Inneren des Kessels hervorragenden Raͤnder von einander gestattet; und dabei dem Instrumente durch eine Veraͤnderung des Verhaͤltnisses der Hebelarme oder durch eine Vermehrung der Hebel all die noͤthige Empfindlichkeit geben. 2) Man kann statt des Sensoriums einen Schwimmer anbringen, dessen Schwaͤngel sich im Inneren des Kessels befindet, und der auf eben dieselbe Weise auf die beiden Kolben wirkt, durch welche dem Wasser der Pumpe und des Behaͤlters der Eintritt gestattet wird. 3) Man kann an der einen Seite eines im Inneren des Kessels hervorragenden Randes einen kupfernen, an der anderen hingegen einen Platinnastab anbringen, und beide durch einen uͤber den hervorragenden Rand selbst laufenden Kupferstab mit einander vereinigen, um auf diese Weise mit doppelter Geschwindigkeit auf den Hebel zu wirken, durch welchen die beiden Kolben in Bewegung gesezt werden. 4) Man kann auch einen einzigen, hohlen, kupfernen Stab anwenden, diesen mit dem einen rechtwinkelig gebogenen Ende an dem hervorragenden Rande befestigen, und in diesen hohlen Stab dann einen massiven staͤhlernen Stab einsenken, der in der Naͤhe des freien Endes des Kupferstabes fest angenietet wuͤrde. Das andere, in eine stumpfe Spize auslaufende Ende des Stahlstabes muͤßte sich auf den Hebelarm stemmen, der zu diesem Behufe durch eine eigene Oeffnung in den hohlen Stab eindringen muͤßte. Die hohlen Staͤbe gewaͤhren hiebei auch noch den Vortheil, daß sie sich schneller ausdehnen und zusammenziehen, als die massiven. 5) Man erhaͤlt ein weit empfindlicheres Instrument, wenn man außen an dem Kessel etwas unter der Wasserlinie eine horizontale kupferne Roͤhre so anbringt, daß das eine kniefoͤrmig gebogene Ende dieser Roͤhre durch die eine Wand in den Kessel eindringt, und an dieser Wand befestigt wird. In diese kupferne Roͤhre muß dann ein massiver Stahlstab gebracht werden, der mit dem einen Ende in der Naͤhe des freien Endes dieser Roͤhre angenietet werden muß, waͤhrend dessen anderes, dem Ellbogen oder Knie der kupfernen Roͤhre entsprechendes Ende auf den Hebel wirkt, der in dieses Knie eindringen, und die Bewegung an die uͤbrigen beweglichen Theile des Apparates fortpflanzen muß. Bei dieser Vorrichtung ist nun die Roͤhre, so lange das Wasser auf seiner gewoͤhnlichen Hoͤhe sieht, mit Wasser gefuͤllt, und folglich muͤssen der Stahl und das Kupfer die Temperatur des Wassers theilen; so wie aber das Wasser sinkt, leert sich die Roͤhre, und in Folge dieser Entleerung wird sie sich erhizen und weit schneller ausdehnen, als die massive Stahlstange. 2. Von dem Mittel zur Regulirung der Temperatur des Dampfes und der Waͤnde des Kessels. Dieses Mittel soll, dem Concurrenten zu Folge, darin bestehen, daß man einige Centimeter uͤber dem Wasser ein Sensorium anbringt, welches fuͤr eine Temperatur, die um 5 Grade hoͤher ist, als die gewoͤhnliche Temperatur des Dampfes im Kessel, regulirt ist, und welches seine Bewegung durch einen Hebel an das Register des Rauchfanges, und an den Kolben, der den Wasserzufluß regulirt, fortpflanzt. Sobald die Waͤnde des Kessels eine Temperatur erlangen, welche um 5 Grade hoͤher ist, als die gewoͤhnliche Temperatur, wird sich die Stange des Sensoriums verlaͤngern, wodurch nicht nur der Eintritt des Wassers aus dem Behaͤlter in den Kessel moͤglich gemacht, sondern, zugleich auch das Register des Rauchfanges geschlossen wird. Die Waͤnde des Kessels und der Dampf werden mithin dadurch wieder abgekuͤhlt werden, und das Register wird so lange geschlossen bleiben, bis die Stange von dem Wasser bedekt und dadurch so zusammengezogen seyn wird, daß der Eintritt des Wassers wieder gehemmt und dafuͤr das Register geoͤffnet ist. Man koͤnnte zwei solche Instrumente, an jeder Seite des Kessels eines, anbringen, wenn man zu befuͤrchten hat, daß die beiden Waͤnde allenfalls verschiedenen Temperaturen ausgesezt werden koͤnnten. Man koͤnnte, wie der Erfinder meint, fuͤr Dampfbothe sogar an der Woͤlbung des Kessels noch ein drittes Sensorium anbringen, indem hier das Rollen des Schiffes das in dem Kessel befindliche Wasser bald auf die eine, bald auf die andere Seite des Kessels wirft, so daß sich die beiden seitlichen Sensoriums nicht gehoͤrig ausdehnen koͤnnen, waͤhrend der obere Theil des Kessels, wenn er nicht mir einem aͤhnlichen Apparate versehen waͤre, eine hoͤhere Temperatur erlangen und dem Dampfe mittheilen koͤnnte. 3. Von dem Mittel, wodurch die Spannung des Dampfes vermindert werden kann, ohne daß man denselben in die Luft austreten zu lassen braucht. Der Erfinder bedient sich zu diesem Zweke nicht mehr des metallenen Thermometers, sondern der Spannung des Dampfes selbst, um eben diese Spannung wieder zu beschraͤnken und in die gehoͤrigen Graͤnzen zuruͤkzufuͤhren. Er bedient sich hiezu zweier Apparate, von denen er den einen einen Moderator mit unterbrochenem, den anderen hingegen einen Moderator mit ununterbrochenem Strome (Moderateur à jet intermittant et à jet continu) nennt. Der erstere dieser beiden Apparate besteht aus einem metallenen Kolben, der sich in einem kleinen, an der Woͤlbung des Kessels angebrachten und an seinem unteren Theile offenen Cylinder befindet. Dieser Kolben ist mittelst einer Schnellwage mit einem Gewichte belastet, und kann nur dann gehoben werden, wenn der Dampf eine Spannung erreicht hat, welche um eine halbe Atmosphaͤre großer ist, als die gewoͤhnliche Spannung. Tritt dieser Fall ein, so wird der Kolben emporgehoben, und dadurch wird eine seitliche Oeffnung frei, durch welche das Wasser in den Pumpenkoͤrper eingesprizt und der Dampf verdichtet wird. Zugleich treibt aber die Kolbenstange auch das Register um etwas weniges, und zwar mittelst eines Sperrkegels, eines Sperrrades, eines Triebstokes und einer Zahnstange. Laͤßt die Spannung nach, so sinkt der Kolben wieder herab, die Einsprizung hoͤrt auf, und das Register bleibt in der Stellung, in die es getrieben worden; haͤlt die Spannung hingegen an, so steigt der Kolben sogleich wieder empor, wodurch eine Neue Einsprizung hervorgebracht und das Register noch weiter geschlossen wird. Eine Gloke, welche der Sperrkegel bei jedem Hube des Kolbens zum Laͤuten braͤchte, wuͤrde den Heizer durch ihre wiederholten Schlaͤge darauf aufmerksam machen, daß er das Register entweder ganz schließen muͤsse, oder daß zur Abkuͤhlung des Kessels Wasser aus dem Behaͤlter in den Kessel gebracht werden soll. Der Erfinder glaubt, daß diese Vorrichtung zwar so lange gute Dienste leisten wuͤrde, als sich die Dampfmaschine in Thaͤtigkeit befaͤnde; daß dieselbe aber dann, wann die Maschine still steht, nicht ausreichen duͤrfte. Er schlaͤgt daher vor den ersten Moderator noch durch einen zweiten mit ununterbrochenem Strome zu vermehren. Dieser zweite Apparat erfordert, so wie der erste, an der Woͤlbung des Kessels einen kleinen Pumpenstiefel und einen Kolben, dessen Liederung aus Hanf bestehen kann. Die untere Stange dieses Kolbens ist mir einer Schnellwage verbunden, die demselben nur dann gestattet sich zu heben, wenn der Druk des Dampfes den gewoͤhnlichen Druk um eine Atmosphaͤre uͤbersteigt. Die obere Kolbenstange hingegen endigt sich in eine Gabel, in welche der horizontale Arm eines Winkeleisens, welches das Register des Rauchfanges bewegt, paßt. Der Hebelbalken der Schnellwage traͤgt an dem einen Ende ein Gewicht, an dem anderen hingegen einen gezahnten Sector, der in ein Zahnrad eingreift, welches an dem Schluͤssel eines Einsprizhahnes befestiget ist. Sobald nun dieser Kolben durch einen zu starken Dampf emporgehoben wird, tritt eine Einsprizung ein und das Register des Rauchfanges schließt sich zum Theil; laͤßt die Spannung hingegen nach, so sinkt der Kolben wieder zuruͤk, die Einsprizung hoͤrt auf, und das Register oͤffnet sich wieder. Die Einsprizung muß, wie der Erfinder bemerkt, so regulirt seyn, daß nur der uͤberschuͤssige Dampf, der unter den guͤnstigsten Umstaͤnden erzeugt wird, verdichtet wird, und daß die Spannung des Dampfes langsam und gradweise bis in die gehoͤrigen Glaͤnzen zuruͤkgefuͤhrt werde. So sinnreich nun alle diese Apparate auch zu seyn scheinen, so glaubt die Commission doch, daß sich mehrere Einwuͤrfe gegen dieselben machen lassen duͤrften. Sie beschrankt sich indessen bloß auf folgende beiden Bemerkungen. Die comprimirte Luft des Behaͤlters muß entweder bestaͤndig, oder doch von Zeit zu Zeit erneuert werden, indem diese Luft nach und nach von dem Wasser absorbirt, und mit demselben in den Kessel fortgerissen werden wird. Was die Einsprizung von kaltem Wasser zum Behufe der Verminderung der Spannung des Dampfes betrifft, so gewaͤhrt diese denselben Nachtheil, wie der Austritt des Dampfes in die atmosphaͤrische Luft, den der Erfinder doch gerade vermeiden wollte. Nach der von Perkins aufgestellten Theorie wuͤrde die Abkuͤhlung der Wassermasse im Kessel durch Einstroͤmen von Wasser aus dem Behaͤlter nicht mit derselben Gefahr verbunden seyn. Da Hr. Midy uͤbrigens seine Apparate nicht den in dem Programme geforderten Versuchen unterworfen hat, so kann die Commission denselben zu keinem Preise vorschlagen, sondern bloß darauf antragen, seiner Leistungen auf eine ehrenvolle Weise zu erwaͤhnen. §. 4. Der vierte Concurrent glaubt die fragliche Aufgabe dadurch am sichersten loͤsen zu koͤnnen, daß er ein Mittel vorschlaͤgt, durch welches man dem Dampfe des Kessels, wenn dessen Spannung das bestimmte Maximum erreicht hat, eine große Austrittsoͤffnung verschafft, die sogleich wieder verschlossen wird, sobald die Spannung wieder unter das Maximum herabgesunken. Der Apparat, den er zu diesem Behufe ersann, besteht aus zwei Cylindern, von denen der eine groͤßer, der andere kleiner ist, welche beide an dem Kessel befestigt sind, und zwischen denen sich eine Communicationsroͤhre befindet. So wie nun der Dampf jene Spannung erlangt hat, welche durch das Gewicht, womit der Kolben belastet ist, bestimmt wird, wird dieser Kolben emporgehoben und so lange emporgehoben bleiben, als der Dampf diese Spannung beibehaͤlt. Der Dampf gelangt dann durch die Communicationsroͤhre in den groͤßeren Cylinder, dessen Kolben er herabdruͤkt. Die untere Stange dieses Kolbens (welche mit einer umgekehrten, unter der Woͤlbung des Kessels angebrachten Klappe von geringerem Durchmesser, als ihn der große Kolben hat, zusammenhaͤngt) druͤkt diese Klappe herab, wo dann eine Seitenroͤhre entweicht, welche sich zwischen dem Grunde des Cylinders und der Klappe befindet. Wenn nun die Spannung des Dampfes in dem Kessel in hinreichendem Grade vermindert worden, so steigt der kleine Kolben herab, und verschließt dem Dampfe die Communication mit dem großen Cylinder. Der Kolben dieses lezteren Cylinders steigt dann durch die Wirkung einer Spiralfeder wieder empor, wobei die umgekehrte Klappe zugleich wieder geschlossen wird. Die Commission glaubt, daß diese Vorrichtung nur eine Modification der Sicherheitsklappe ist, und daß dieselbe nur in jenen Faͤllen vor Explosionen schuͤzen kann, in welchen die Sicherheitsklappen selbst davor zu sichern vermoͤgen. Sie kann den Erfinder daher um so weniger fuͤr einen Preis in Vorschlag bringen, als derselbe auch die in dem Programme vorgeschriebenen, wenigstens sechsmonatlichen Proben vernachlaͤssigt hat. §. 5. Der fuͤnfte Concurrent schlaͤgt eine sich drehende Sicherheitsklappe mit einer Aushebung vor, und will, daß diese Klappe gleichzeitig mit den gewoͤhnlichen Klappen, dem Manometer, und dem Schwimmer angewendet werde, um die schmelzbaren Metallscheiben zu ersezen, welche, wie er sagt, schon oft bei einer hoͤheren Temperatur nicht schmolzen, als dieß haͤtte seyn sollen. Diese Klappe gewaͤhrt, wie er sagt, den unendlichen Vortheil, daß sie dem Dampfe sogleich, wie er das fortgesezte Maximum von Spannung erreicht hat, eine sehr große Austrittsoͤffnung gestattet, und dadurch alles weitere Zunehmen des Drukes im Kessel verhindert. Sie unterbricht den Dienst oder Gang der Maschine nicht, indem sie alsogleich nach der Einweichung wieder an ihre Stelle gebracht werden kann. Die Vorrichtung, deren sich der Concurrent nun zu diesem Zweke bedienen will, wird aus Folgendem erhellen. Wenn die Spannung dieses Dampfes ein gewisses Maß erreicht hat, so hebt dieser Dampf einen massiven Kolben, dessen aͤußere Stange durch eine Gabel mit einem horizontalen Hebel verbunden ist, der eine Art von Rammblok aushebt und ein Gewicht herabfallen laͤßt, welches bei diesem Herabfallen bewirkt, daß eine sich drehende Klappe von großem Durchmesser den sechsten Theil einer Umdrehung vollbringt, und dadurch augenbliklich drei große Oeffnungen, durch welche der Dampf austreten kann, entbloͤßt. Vermindert sich der Druk hierauf, so sinkt der Kolben wieder herab; das Gewicht muß jedoch wieder emporgehoben und eingehaͤngt werden, wenn der Apparat wieder in Bereitschaft gesezt werden soll. Der Erfinder hat seinem Apparat in Hinsicht auf Dauerhaftigkeit, Sicherheit der Wirkung und luftdichtes Schließen der Gefuͤge einen hohen Grad von Vollendung gegeben. Die Commission glaubt jedoch, daß auch hier dieselben Bemerkungen gelten, wie bei §. 4. Auch bei diesem Apparate wurden die vorgeschriebenen, wenigstens sechsmonatlichen Proben versaͤumt. §. 6. Der sechste Concurrent beschraͤnkt sich darauf allerlei Mittel vorzuschlagen, welche er versucht sehen moͤchte, und welche, wenn sie versucht wuͤrden, wahrscheinlich zu keinem Resultate fuͤhren duͤrften. Wir wollen daher hier bloß seines Speisungsmittels und seines Bodensaz-Eichmaßes (jauge à dépots) erwaͤhnen. Das Speisungsmittel sollte naͤmlich in einem Schwimmer bestehen, durch welchen eine Roͤhre, die bis zu einer gewissen Hoͤhe durchloͤchert waͤre, auf und nieder bewegt wuͤrde, so daß eine groͤßere oder geringere Anzahl dieser Loͤcher bloßgelegt, und folglich mehr oder weniger Wasser in den Kessel geleitet werden koͤnnte. Das Bodensaz-Eichmaß muͤßte aus zwei concentrischen, senkrechten oder wagerechten Roͤhren bestehen, welche bis an jene Stellen reichen, an denen sich der Bodensaz am gewoͤhnlichsten zu bilden pflegt. Die innere Roͤhre muͤßte befestigt seyn; beide muͤßten an der einen Seite eine mehrere Millimeter breite Laͤngenoͤffnung besizen. Der Bodensaz wuͤrde sich in der inneren Roͤhre, wie sonst am Grunde oder an der Wandung des Kessels bilden; man brauchte also diese Roͤhre nur umzukehren, um sie herauszuziehen und zu erfahren, wie dik und von welcher Beschaffenheit der Bodensaz ist. Der Erfinder glaubt, daß diese Vorrichtung am sichersten andeute, wenn die Kessel gereinigt werden muͤssen. §. 7. Das Sicherungsmittel, welches der siebente Concurrent vorschlaͤgt, ist eine Klappe von neuer Einrichtung, welche er folgender Maßen bezeichnet: „System einer Sicherheitsklappe, welche dem Dampfe unter dem bestaͤndigen Druke eines gewissen festgesezten Maximums groͤßeren oder geringeren Austritt gestattet: eine Bedingung, hie die gewoͤhnlichen Sicherheitsklappen keineswegs erfuͤllen.“ Diese Klappe, mit welcher bisher nicht nur gar keine Versuche angestellt wurden, sondern die noch nicht ein Mal in Natura verfertigt worden, soll aus zwei Haupttheilen bestehen. Der eine dieser Theile ist ein hohler, innen ausgebohrter Cylinder, dessen obere Basis geschlossen ist, waͤhrend sein unterer Rand auf dem Umfange der Austrittsmuͤndung des Dampfes ruht. Den zweiten Theil bildet eine Roͤhre, deren oberes Ende an dem Mittelpunkte einer Scheibe befestigt ist, welche denselben Durchmesser wie der hohle Cylinder hat, und welche daher auch frei in diesen lezteren paßt. Das untere Ende dieser Roͤhre steigt etwas weniges unter die Woͤlbung des Kessels, auf der es mit zwei Zapfen ruht, herab. Wenn diese Klappe geschlossen ist, so muß die Scheibe einige Millimeter weit vom Boden des Kessels entfernt seyn. Wenn nun der Dampf in dem Kessel das Maximum der Spannung erreicht hat, so wird, wie der Erfinder sagt, der Cylinder emporgehoben, und der Dampf entweicht unter dessen Raͤndern, indem er sich ausdehnt und schwaͤcher wird. Zwischen der Scheibe und dem Boden des Cylinders vermindert sich die Spannung des Dampfes hingegen keineswegs, und daher wird dieser Cylinder immer mehr und mehr emporgehoben, wodurch die Austrittsmuͤndung fuͤr den Dampf immer groͤßer und groͤßer wird. Das Innere des Cylinders und der Rand der Scheibe sind mit einem duͤnnen Silberblaͤttchen uͤberzogen, um der Oxydation der beiden, mit einander in Beruͤhrung stehenden Oberflaͤchen vorzubeugen. Aus der Zeichnung, welche der Concurrent seiner Abhandlung beifuͤgte, ersieht man ferner: 1) daß der Boden des hohlen Cylinders mittelst dreier Schrauben unter dem Wagebalken der Schnellwage, welche zum Belasten der Klappe dient, befestigt ist; 2) daß sich dieser Cylinder nothwendig neigen muß, wenn er emporsteigt; und 3) daß die Scheibe dieser Bewegung folgt, indem sie sich um die Achse der Zapfen der Roͤhre schwingt. Diese Zapfen wuͤrden, da sie oben durch keinen Zaum oder durch kein Halsband zuruͤkgehalten werden, der Scheibe gestatten, daß sie zugleich mit der Klappe emporgehoben werden koͤnnte, im Falle sie aus irgend einer Ursache an dieser festhaͤngen sollte. Die Commission muß jedoch hiezu bemerken, daß der Erfinder in diesem lezten Falle seinen Zwek nicht erreicht, sondern daß die neue Klappe hier bloß eben so wie eine gewoͤhnliche Klappe wirken wuͤrde. §. 8. Der achte Concurrent, Hr. Hauy zu Odessa, hat eine Abhandlung uͤber die Explosionen der geschlossenen Kessel, und uͤber die Mittel diesen schreklichen Unfaͤllen unter allen Umstaͤnden vorzubeugen, eingesandt. Diese Abhandlung ist in zwei Theile getheilt. In dem ersten Theile erhebt der Verfasser einige Zweifel uͤber die Perkins'sche Theorie; er glaubt, daß man zur Erklaͤrung aller Phaͤnomene, die bei den Explosionen Statt finden, weder einen großen Unterschied zwischen der Temperatur des Dampfes und jener des Wassers, welches denselben erzeugte, noch ein Sinken des Wasserstandes im Kessel, noch ein tumultuarisches Aufsieden, und ein Emporschleudern der Fluͤssigkeit anzunehmen brauche. Er begnuͤgt sich mit der Annahme, daß die Verdampfung das Zusammenwirken folgender beider Bedingungen erfordere: a) eine hinlaͤnglich erhoͤhte Temperatur des Gefaͤßes; b) eine mehr oder weniger unmittelbare Beruͤhrung des Wassers mit der inneren Oberflaͤche der Waͤnde. Er bemerkt, daß wenn eine hoͤhere Temperatur des Gefaͤßes einerseits eine raschere Verdampfung hervorbringt, die Huͤlle desselben bei einer hoͤheren Temperatur andererseits dafuͤr die Eigenschaft verliert, von dem Wasser benezt zu werden, so daß die Beruͤhrungspunkte also vermindert sind, und daß der Waͤrmestoff nur mehr in Entfernungen abgegeben werden kann. Der Verfasser stuͤzt diese Theorie auf die schoͤnen Versuche Klaproth's, Leidenfrost's, Rumford's und Pouillet's,Klaproth ließ einen Wassertropfen auf einen weißgluͤhenden Loͤffel fallen, und bemerkte, daß dieses Wasser erst dann verdampfte, als die Temperatur des Metalles bereits bedeutend gesunken war. Leidenfrost machte im Jahre 1756 eine Abhandlung bekannt, in welcher er anzeigt, daß das Wasser zwischen dem Siedepunkte und der Weißgluͤhhize des Eisens um so schwerer verdampfe, je hoͤher der Hizgrad ist. Rumford versuchte vergebens einen Tropfen Wasser in einem der Flamme eines Kerzenlichtes ausgesezten Loͤffel merklich zu erhizen; das Innere des Loͤffels wurde sogleich durch den Rauch geschwaͤrzt, so daß die Beruͤhrung zwischen dem Wasser und dem Metalle aufgehoben war. Pouillet hielt einen großen, bis zum Weißgluͤhen erhizten Platinna-Tiegel eine Viertelstunde lang zur Haͤlfte mit Wasser gefuͤllt, ohne daß das Wasser weder eine Bewegung, noch eine merkliche Verminderung zeigte. (Ann. d. Phys. et d. Chim. T. XXXVI. S. 11.) A. d. O. und zieht aus diesen den Schluß, daß zwischen dem Punkte, bei welchem das Gluͤhen des Metalles das Wasser einen gewissen Hizgrad anzunehmen hindert, und zwischen jenem Punkte, bei welchem sich die metallische Huͤlle sowohl, als das Wasser auf einem und demselben, weit unter dem Siedepunkte des Wassers stehenden Temperaturgrade befinden, eine gewisse Temperatur bestehen muͤsse, bei welcher das Metall ein bestimmtes Volumen Wasser in der kuͤrzesten Zeit in Dampf verwandeln kann.Die Temperatur des Maximums der Verdampfung ist keineswegs der Siedepunkt, wie Leidenfrost glaubte, sie scheint nur etwas weniges uͤber der dunklen Rothgluͤhhize zu stehen; von diesem Punkte aus nimmt die Verdampfung bis zur Weißgluͤhhize, bei welcher sie beinahe Null scheint, fortwaͤhrend ab.A. d. O. Ueber diesen Punkt hinaus isolirt sich das Wasser von dem Gefaͤße und die Verdampfung nimmt ab; unter demselben vermindert sie sich gleichfalls, allein wegen Mangel an gehoͤriger Waͤrme. Von diesen Grundsaͤzen ausgegangen, lassen sich die Explosionen, denen eine Schwaͤchung der Elasticitaͤt des Dampfes und ein Oeffnen der Sicherheitsklappe vorherging, leicht erklaͤren. Man wird naͤmlich leicht einsehen: Daß bei einem gut gebauten Kessel, an welchem bloß der Boden einem gut unterhaltenen Feuer ausgesezt ist, die Menge des innerhalb einer bestimmten Zeit erzeugten Dampfes sich so lange vermehren wird, als noch kein Theil der Waͤnde des Kessels auf jenen Punkt gerathen ist, bei welchem das Maximum der Verdampfung Statt findet. Daß wenn der heißeste Theil des Bodens des Kessels bis zu dieser Temperatur gelangt ist, diese Stelle des Bodens einen Theil ihrer Verdampfungskraft zu verlieren beginnen wird; daß die isolirte Wassermenge nach und nach an Volumen zunehmen wird, und daß die Waͤnde weniger Waͤrmestoff an die Fluͤssigkeit abgeben werden, waͤhrend deren eigene Temperatur rasch steigt. Daß, um diese Zeit, die Verdampfungskraft der uͤbrigen Theile des Kessels, welche das Maximum der Verdampfungs-Temperatur noch nicht erreicht haben, zunehmen wird, waͤhrend jene des Bodens des Kessels abnimmt. Daß bei einem lebhafteren Feuer der Boden die Temperatur des Maximums der Verdampfung schneller uͤberschreiten wird, waͤhrend sich durch ein maͤßiges Feuer die groͤßte Einfoͤrmigkeit in der Temperatur der Huͤlle erzielen laͤßt. Daß, vorausgesezt, daß wenn die Maschine allen erzeugten Dampf verbraucht, ein anfangs sehr kleiner Theil des Bodens des Kessels die Temperatur des Maximums der Verdampfung uͤbersteigt, bald mehr Dampf erzeugt, als die Maschine verbraucht. Die Sicherheitsklappe wird sich also heben; allein die Temperatur des Bodens wird sich immer mehr und mehr von jener Temperatur entfernen, die das Maximum der Verdampfung gibt; es wird eine Isolirung des Wassers entstehen, die Dampferzeugung wird abnehmen und die Sicherheitsklappe wird sich wahrscheinlich fuͤr immer schließen. Daß wenn man die Feuerung fortsezt, die Verdampfungskraft sich fortwaͤhrend vermindern, und die Bewegung der Maschine immer langsamer werden wird, bis die Isolirung des Wassers im ganzen Kessel Statt gefunden hat. Daß wenn man dann eine Entladungsklappe oder einen solchen Hahn oͤffnet, der Dampf bei der Oeffnung Herausstuͤrzen und die Temperatur des Wassers in der Naͤhe seiner Oberflaͤche ploͤzlich abnehmen wird, und daß dadurch auch die Waͤnde des Kessels in der Naͤhe der Wasserflaͤche auf jene Temperatur zuruͤkgefuͤhrt werden, die dem Maximum der Verdampfung entspricht, und daß sofort nach und nach auch der uͤbrige Theil der Waͤnde auf diesen Punkt gelangt, bei welchem das Zerspringen des Apparates unvermeidlich ist. Der Verfasser bemerkt endlich, daß der Kessel die Temperatur des Maximums der Verdampfung nur langsam erreicht und auch nur langsam uͤbersteigt; daß die retrograde Bewegung hingegen aͤußerst rasch von Statten gehe; daß die Explosion durch ein Sinken der Temperatur der Waͤnde, wenn dieselben die dem Maximum der Verdampfung entsprechende Temperatur uͤberstiegen hatten, entstehe, und daß das Oeffnen der Klappe unter dieser Temperatur die Elasticitaͤt des Dampfes schwaͤche, waͤhrend durch das Oeffnen derselben uͤber dieser Temperatur sowohl die Menge, als die Elasticitaͤtskraft des Dampfes sehr schnell rasch zunimmt. Am Schlusse dieses Theiles seiner Abhandlung theilt der Concurrent mehrere eben so sonderbare, als wichtige Bemerkungen mit, naͤmlich: a) uͤber den Unterschied, der zwischen den Resultaten, welche die HH. Tabareau und Rey zu Lyon, und die HH. Dulong und Arago beim. Oeffnen der Sicherheitsklappe erhielten, Statt findet, und welchen er der Verschiedenheit der Verhaͤltnisse zwischen dem Volumen der Kessel und der Groͤße ihres Herdes zuschreibt; b) uͤber die zunehmende Schwierigkeit, welche der Dampf beim Durchgange durch eine Oeffnung in dem Maße erfaͤhrt, als dessen Temperatur hoͤher ist; und uͤber die Analogie, welche zwischen dieser Thatsache und den Davy'schen Sicherheitslampen Statt findet, deren Metallgewebe gleichfalls den Durchgang der Flamme verhindert; c) uͤber mehrere Explosionen, die er durch das Abkuͤhlen des Kessels erklaͤrt; d) endlich uͤber die Berstungs- oder Bruchlinie eines geborstenen Kessels, welche sich nur sehr wenig von dem Durchschnitte der Oberflaͤchen des Kessels und des Wassers entfernen muß, indem die metallene Zone, welche den groͤßten Temperaturwechsel und die groͤßte Neigung zum Nachgeben erfaͤhrt, gerade diesem Niveau entspricht. Im zweiten Theile sucht Hr. Hauy seine Theorie praktisch anzuwenden. Er theilt zu diesem Behufe alle durch den Dampfkessel hervorgebrachten Explosionen in zwei Classen. Die erste Classe begreift alle die gewoͤhnlichen Explosionen, welche durch ein progressives Zunehmen der Spannung des Dampfes, ehe der Kessel noch die Temperatur des Maximums der Verdampfung uͤberschritten hat, hervorgebracht werden, und welche 1) durch einen Fehler in der Festigkeit einiger Nieten; 2) durch eine zu große Schwaͤche der Waͤnde; 3) durch Waͤnde, welche durch Oxydation geschwaͤcht wurden; 4) durch Ueberladung der Klappe; 5) durch einen Fehler in der Sicherheitsklappe bedingt seyn koͤnnen. Die zweite Classe umfaßt die von ihm sogenannten außerordentlichen Explosionen, welche seltener sind, und welche nur dann Statt finden, nachdem das Maximum des Dampfes, d.h. die Isolirung des Wassers im Kessel, erzeugt worden, und wenn die Maschine ihre Geschwindigkeit zu verlieren anfaͤngt. Die Explosionen dieser Classe koͤnnen 6) durch eine Erhoͤhung der Temperatur der Waͤnde, welche den Widerstand des Metalles vermindert, 7) durch eine freiwillige Erniedrigung der Temperatur,Diese beiden lezten Ursachen haben gleiche Wirkung, denn durch das schnelle Zuruͤkkehren zur Temperatur des Maximums der Verdampfung und die dadurch erzeugte rasche Dampfentwikelung kommen die Kessel zum Bersten.A. d. O. und 8) endlich durch eine Temperatur-Erniedrigung, welche durch das Entweichen von Dampf entsteht, hervorgebracht werden. Der Verfasser geht hierauf diese acht Veranlassungen zu Explosionen ausfuͤhrlich durch, und empfiehlt gegen die vier ersteren gesezliche und polizeiliche Maßregeln, gegen die fuͤnfte eine neue Sicherheitsklappe, und gegen die drei lezten endlich einen neuen Dampfkessel. Unter den vorgeschlagenen Polizeimaßregeln wollen wir bloß die anfuͤhren, daß jeder Kessel verschiedenen Probe-Drukgraden ausgesezt werden sollte, welche je nach der Natur des Metalles und nach der Temperatur, die der Boden des Kessels unter dem gewoͤhnlichen Druke des Dampfes erlangen kann, verschieden seyn muͤßten. Man sollte zu diesem Behufe die Zaͤhigkeiten der Metalle, welche zu Kesseln verwendet werden, bei verschiedenen Temperaturen, und die Temperaturen des Bodens der Kessel bei verschiedenem Druke des Dampfes durch Versuche ermitteln. Die von Hrn. Hauy vorgeschlagene Sicherheitsklappe besteht, um uns kurz zu fassen, aus zwei Klappen von ungleichem Durchmesser, welche durch eine Stange mit einander verbunden sind, und welche die beiden Enden einer cylindrischen Roͤhre, in die der Dampf des Kessels von der Seite eintritt, verschließen. Diese beiden Klappen werden emporgehoben, wenn der Unterschied des Drukes, den sie erleiden, groͤßer ist, als die Last, welche auf deren gemeinschaftliche Stange wirkt. Tritt nun diese Wirkung ein, so entweicht der Dampf durch die beiden Klappen in eine obere und in eine untere Roͤhre, welche beide mit einer einzigen Entleerungsroͤhre communiciren. Bei dieser Einrichtung kann man dem Dampfe einen beliebig großen Austritt gewaͤhren, und dabei das Belastungsgewicht bedeutend vermindern. Der Verfasser bemerkt, daß die Klappen, an ihren Stangen aufgezogen, bei der Temperatur, bei welcher sie angewendet werden sollen, eingerieben werden muͤssen, und daß es, zur Verhinderung des Anklebens derselben, am besten seyn duͤrfte, wenn man sie durch ein Uhrwerk alle 2 Stunden 3 bis 4 Mal luͤften ließe. Diese Klappe hat jedoch dieselben Nachtheile, wie die Klappe mit doppeltem Size, die Hr. Hornblower angab, und das Entweichen des Dampfes an der einen oder der anderen der beiden Muͤndungen ließe sich nur dadurch verhindern, wenn man statt der einen der beiden Klappen einen Kolben anbraͤchte. Was den neuen Kessel betrifft, so wurde der Erfinder bei dessen Bau durch folgende Betrachtungen geleitet. Wenn der Kessel, sagt derselbe naͤmlich, im Verhaͤltnisse zum Herde und zur Maschine hinlaͤnglich groß ist, so wird es, das Feuer mag auf was immer fuͤr eine Weise geleitet werden, nicht nur unmoͤglich seyn, das Wasser in jene Isolirung zu versezen, welche eine Verminderung der Geschwindigkeit der Maschine erzeugt, sondern die Waͤnde des Kessels werden nicht ein Mal bis zur Temperatur des Maximums der Verdampfung erhizt werden, und ein solcher Kessel wird also gewiß gegen alle die außerordentlichen Explosionen geschuͤzt seyn. Die zu kleinen Kessel koͤnnen also nie diesen Vortheil gewaͤhren, und eine groͤßere Heiz-Oberflaͤche, welche fortwaͤhrend auf einer Temperatur erhalten wird die nur etwas weniges unter jener Temperatur, bei welcher die groͤßte Verdampfung Statt findet, steht, ist einer kleineren, auf einen hoͤheren Grad erhizten Heiz-Oberflaͤche weit vorzuziehen. Hieraus folge daß man durchaus nie trachten sollte, die Wirkung einer großer Heiz-Oberflaͤche durch eine staͤrkere Erhizung einer kleineren Oberflaͤche zu ersezen. Nach Feststellung dieses ersten Punktes untersucht der Verfasser die Art und Weise, auf welche sich die Hize in einem Kessel mit großer Oberflaͤche verbreitet, wenn deren Basis kreisrund, und der Herd unter dem Mittelpunkte dieser Basis gelegen ist. Er findet hier: 1) daß wenn ein kleiner Kreis des Bodens dieses Kessels bereits durch ein heftiges Feuer auf die Temperatur des Maximums der Verdampfung gelangt ist, jeder andere, weiter von dem Mittelpunkte entfernte Punkt des Bodens eine niedrigere Temperatur haben wird; 2) daß wenn das Feuer staͤrker wird, die Linie der groͤßten Verdampfung sich entfernen und an Ausdehnung zunehmen wird, und daß folglich eine groͤßere Menge Dampf erzeugt werden wird; 3) endlich, daß wenn der Boden groß genug ist, wie groß auch die Zunahme der Hize, die ihm von dem Herde mitgetheilt wird, seyn mag, doch immer eine Linie der hoͤchsten Verdampfung entstehen wird, welche im Stande ist, eben so viel Hize zu verbrauchen, als ihr von dem Herde mitgetheilt wird. Hr. Hauy vergleicht hierauf einen großen mit einem kleinen Kessel, wenn beide so stark als moͤglich erhizt sind, und beide eine und dieselbe Menge Dampf erzeugen. Es scheint ihm, von diesem Punkte ausgegangen, offenbar, daß wenn man das Feuer zu unterhalten fortfaͤhrt, die Verdampfung in dem kleinen Kessel immer mehr und mehr abnehmen, die Hize der Waͤnde hingegen immer mehr und mehr zunehmen wird, waͤhrend bei dem großen Kessel die Verdampfung immer nur Zunehmen wird, ohne daß dessen Waͤnde jedoch je einen bestimmten Grad von Hize uͤbersteigen koͤnnten; indem dieser große Kessel dem Waͤrmestoffe des Herdes nach der Linie der groͤßten Verdampfung immer hinreichenden Abfluß gewaͤhrt. Nachdem der Verfasser auf diese Weise die Vorzuͤge der großen Kessel eroͤrtert, ist er jedoch keineswegs der Meinung, daß man auf die alten Kessel zuruͤkkommen muͤsse; er will im Gegentheile die gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen Kessel unzerspringbar machen. Um dem Kessel keine zu großen Dimensionen geben zu duͤrfen, beschraͤnkt er die Ausdehnung seines Bodens auf jene der Oberflaͤche, welche von der Flamme des Herdes erhizt wird, und um mit einem Kessel dieser Art alle Sicherheit zu erreichen, bringt er im Inneren desselben mehrere senkrechte Metallblaͤtter an, deren Hoͤhe geringer ist, als jene des Wassers, deren oberer Rand den unteren, mittelst welchem sie an dem Boden befestigt werden, an Laͤnge weit uͤbertrifft, und von deren Seitentheilen der eine, parallel mit dem mittleren Theile, nach Vorwaͤrts, der andere hingegen nach Ruͤkwaͤrts gebogen wird: mit der Vorsicht jedoch, daß diese verschiedenen Theile einander nicht beruͤhren. Diese Metallblaͤtter, deren unterer Rand in unmittelbarer Beruͤhrung mit dem Boden des Kessels steht, werden dieselbe Wirkung wie ein Boden von sehr großem Durchmesser hervorbringen; sie werden zwar nur solchen Waͤrmestoff aufnehmen, der durch Uebertragung desselben durch das Metall an sie gelangt; allein ihre beiden Flaͤchen werden dafuͤr mit dem Wasser in Beruͤhrung stehen. Die Linie der groͤßten Verdampfung wird kein horizontaler Kreis mehr seyn, der, wie an einem Kessel von kreisrunder Basis und großem Durchmesser zu- oder abnimmt; sondern sie wird aus einer Reihe von Linien bestehen, welche durch die Durchkreuzung aller der umgebogenen und senkrecht im Kessel befestigten Blaͤtter durch eine horizontale, zwischen dem Boden und der Wasserflaͤche befindliche, und je nach der groͤßeren oder geringeren Temperatur auf einem hoͤheren oder niedrigeren Niveau stehende Flaͤche gebildet wird. Der Erfinder vergleicht diese in der Mitte des Wassers angebrachten Metallblaͤtter mit dem Platinna-Drahte, dessen man sich zur Befoͤrderung der Destillation der Schwefelsaͤure und zur Vermeidung der dabei Statt findenden Stoͤße bedient, und der am Grunde der Retorte eine Temperatur haben muß, welche jener des Glases nahe kommt, und jene, die dem Maximum der Verdampfung entspricht, uͤbersteigt; welche aber, wenn sie an irgend einer Stelle erhoͤht wird, die Intensitaͤt jener Temperatur, bei welcher die groͤßte Verdampfung Statt findet, erhalten muß. Er glaubt, daß die umgebogenen Metallblaͤtter kraͤftiger wirken muͤssen, als der Draht, und daß dieselben, indem sie die Isolirung der Wassermasse unmoͤglich machen, in allen Faͤllen, in welchen sonst eine außerordentliche Berstung Statt finden koͤnnte, unfehlbare Dienste leisten muͤßten. Der Kessel mag eine rechtekige Basis haben oder rund seyn, so muͤssen die Blaͤtter mit ihrem schmaͤleren Rande an dem Boden des Kessels befestigt werden und vollkommen damit in Beruͤhrung stehen; ihr Durchschnitt muß, je weiter sie sich von der Anheftungs-Linie entfernen, immer mehr und mehr zunehmen. Es handelt sich hauptsaͤchlich darum, daß man die Blaͤtter und die Anheftungspunkte vermehrt, und daß man duͤnne Blaͤtter von großer Oberflaͤche anwendet, um die Uebertragung des Waͤrmestoffes an das Wasser zu erleichtern. Das Verhaͤltniß zwischen den Graͤnzen, innerhalb welcher die Ausdehnung der Linie der groͤßten Verdampfung Statt finden kann, muß wenigstens wie 3 zu 1 seyn. Der Verfasser gesteht zwar, daß er mit dieser neuen Art von Dampfkessel noch keinen Versuch im Großen gemacht habe; allein er wiederholte in seinem Laboratorium mehrere Versuche, die er fuͤr entscheidend haͤlt, und welche ihm immer Resultate gaben, die seiner Theorie entsprachen. Er goß z.B. nach und nach und mit großer Vorsicht 3 oder 4 Tropfen Quellwasser in einen kirschroth gluͤhenden Platinna-Tiegel; hierbei entstand eine langsame und unregelmaͤßige Verdampfung, die von einer leichten oscillirenden Bewegung begleitet war, und bei welcher sich die Farbe des Tiegels nicht merklich veraͤnderte. Er nahm hierauf einen 3 Decimeter langen Platinna-Draht, der an einer Entfernung von 1 Decimeter von dem Ende gebogen war, und tauchte diesen, indem er ihn mir dem laͤngeren Ende in der Hand hielt, senkrecht in das in dem Tiegel befindliche Wasser bis auf den Boden unter: sogleich aͤnderte sich nun Alles; die vorher sehr langsame Verdampfung ging nun sehr rasch von Statten, und bald war alles Wasser verschwunden. Bei anderen aͤhnlichen Versuchen verminderte sich die Verdampfung jedes Mal sehr merklich, wenn das Feuer gut unterhalten und der Tiegel mehr als kirschroth gluͤhend war, und wenn der Draht, nachdem er 20 bis 30 Secunden lang in Beruͤhrung damit gestanden, wieder herausgenommen wurde. War das Feuer hingegen schwach und nur so stark, daß es ein kirschrothes Gluͤhen zu unterhalten im Stande war, und nahm man dann den Draht aus dem Tiegel, so waͤhrte die Verdampfung fort, ja sie vermehrte sich manchmal sogar, so daß alles Wasser schnell verdampft war. Die Commission glaubt, daß Hr. Hauy fuͤr seine Leistungen und die neuen und wichtigen Ideen, die er aufstellte, obschon sich manche Einwendungen gegen dieselben vorbringen ließen, wenigstens eine ehrenvolle Erwaͤhnung von Seite der Gesellschaft verdiene. §. 9. Der neunte Concurrent endlich sandte eine Abhandlung und ein Modell eines Apparates ein, den er Anticlaste nennt. Dieser Apparat besteht in der Hauptsache aus einer auf dem oberen Theile des Kessels befestigten Tubulirung, in welche mittelst Schraube und Schraubenmutter eine Rohre eingesezt wird, welche durch eine glaͤserne Scheibe geschlossen und mit einem abgestuzten Kegel versehen ist. Die Tubulirung und die Roͤhre haben hoͤchstens einen Durchmesser von 9–10 Centimeter im Lichten; die Laͤnge der Roͤhre kann verschieden seyn, nur muß sie sich jedenfalls in eine Muͤndung von 4 Centimeter im Durchmesser, welche mit einem horizontalen Rande ausgestattet ist, endigen. Auf diesen Rand wird ein Filzring gelegt, und auf diesen dann die Glasscheibe, welche durch drei Schrauben leicht angedruͤkt wird, und deren Anliegen durch den Druk des Dampfes selbst noch genauer gemacht wird. Der Erfinder sagt, daß, wenn die glaͤserne Scheibe brechen sollte, der Dampf, das Wasser und die Glassplitter durch den abgestuzten Kegel nach Oben gerichtet werden, daß diese Substanzen dann durch eine Klappe austreten, welche an dem Apparate angebracht werden muß, und daß die Klappe, so wie der Kessel hinlaͤnglich entladen ist, durch ihr eigenes Gewicht wieder zufallen muß, so daß die Maschine ihr Spiel fortsezen kann, bis man sie ohne Nachtheil anhalten kann, um wieder eine neue Glasscheibe anzubringen. Zu bemerken ist: 1) daß die Glasscheibe an allen Maschinen mit innerlichem Herde und zwei concentrischen Cylindern, und an allen Maschinen, an denen sich horizontale Theile, welche wegen Mangel an Wasser eine uͤbermaͤßige Hize erlangen konnten, eine horizontale Stellung haben kann; 2) daß sie aber auch senkrecht und in der Naͤhe jener Seitenwand angebracht werden kann, welche in Folge des Sinkens des Niveau's des Wassers rothgluͤhend werden kann; 3) daß sich statt derselben eine Scheibe aus einer schmelzbaren Legirung anwenden laͤßt; 4) daß sich die glaͤserne oder metallene Scheibe jedenfalls sehr nahe an der Wand befinden muß, damit die außergewoͤhnliche Hize dieser Wand sehr schnell auf dieselbe einzuwirken vermag; daß diese Entfernung jedoch nicht unter 9 bis 10 Millimeter betragen darf, damit der Dampf hinreichenden Ausweg habe, um in die Oeffnung, welche vor dem Brechen oder dem Schmelzen durch die Scheibe bedekt ist, dringen zu koͤnnen; 5) daß diese Scheibe immer unter dem Wasser an jener Stelle angebracht werden muß, welche, wenn das Wasser sinkt, zum Rothgluͤhen kommen koͤnnte; 6) daß, wenn die Scheibe zersprungen oder geschmolzen ist, der Dampf und das Wasser in die weitere Roͤhre treten, und durch eine große, am Ende dieses Theiles des Apparates befindliche Klappe entweichen; 7) daß diese Klappe waͤhrend der Arbeit der Maschine offen erhalten werden muß, damit, wenn aus irgend einer unvorhergesehenen Ursache ein leerer Raum im Kessel entstuͤnde, die aͤußere Luft durch Entfernung der Scheibe in den Kessel eindringen koͤnnte. Dieser sogenannte Anticlaste scheint, wie die Commission glaubt, durchaus nicht mehr Sicherheit zu gewaͤhren, als die im Programme der Gesellschaft angegebenen bleiernen oder zinnernen Tampons und als die schmelzbaren Metallscheiben. Die Commission kann daher den Concurrenten um so weniger zu einem Preise vorschlagen, als dessen Apparat bisher noch an keiner Dampfmaschine die sechsmonatliche Probe bestanden hat.