Titel: Anleitung um sich bei Hause die Seife zu fabriciren, die man in der Hauswirthschaft braucht. Nach den HH. d'Arcet, Pelletier und Lelièvre.
Fundstelle: Band 49, Jahrgang 1833, Nr. XV., S. 49
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XV. Anleitung um sich bei Hause die Seife zu fabriciren, die man in der Hauswirthschaft braucht. Nach den HH. d'Arcet, Pelletier und Lelièvre. Aus dem Journal des connaissances usuelles. August 1832, S. 92. Ueber die Seifenfabrikation. Wer sich seine Seife selbst bei Hause verfertigen will, muß sich vor Allem die dazu noͤthigen Substanzen und Geraͤthschaften verschaffen, was um so leichter ist, als leztere sehr einfach sind. Sie bestehen naͤmlich: 1) aus einer kleinen Wanne aus weichem Holze von beilaͤufig 9 Zoll Breite und Hoͤhe, deren Boden ein Loch haben muß. Diese Wanne dient zum Abseihen der Lauge; wuͤrde sie aus Eichenholz bestehen, so wuͤrde die Lauge nothwendig durch dieses leztere gefaͤrbt werden. 2) aus einem kleinen kupfernen Kessel mit rundem Boden von 1 Fuß im Durchmesser auf 7 bis 8 Zoll Tiefe, in welchem die Seife gesotten wird. In Ermangelung dessen kann man sich auch eines eisernen und selbst eines irdenen Kessels bedienen. 3) aus einer kleinen Kiste ohne Dekel, in welche die gesottene Seife gegossen wird. Diese Kiste soll 10 Zoll lang, 4 Zoll breit und 6 Zoll hoch seyn, und eine ihrer Seitenwaͤnde soll sich mittelst eines Charniergelenkes oͤffnen lassen, damit man die Seife leichter aus der Kiste herausnehmen kann. 4) endlich aus einem Schaumloͤffel, einer Spatel aus weichem Holze und aus ein Paar Schuͤsseln. Um sich feste Seife zu verfertigen braucht man 1) gute Soda oder kohlensaures Natron; 2) Aezkalk; 3) etwas, Kochsalz, und 4) Olivenoͤhl. Um z.B. 3 Pfunde Olivenoͤhl in Seife zu verwandeln, nehme man 3 Pfd. Soda, welche man zu Pulver zerstoßt, und 1 Pfd. Aezkalk, den man, um ihn zu loͤschen, mit etwas Wasser begießt. Wenn der Kalk ganz zerfallen ist, so vermengt man ihn dann mit der Soda, und bringt hierauf dieses Gemenge in die Wanne, uͤber deren Boden man vorher ein Stuͤk Zeug gebreitet, und deren Bodenloch man verstopft hat. Auf diese Masse gießt man nun so viel Wasser, daß sie nicht nur durch und durch mit Wasser gesaͤttigt ist, sondern daß das Wasser auch noch 3 Querfinger uͤber derselben steht. Nachdem man diese Masse gut umgeruͤhrt, lasse man sie ein Paar Stunden lang ruhig stehen, und nach dieser Zeit oͤffne man das Bodenloch, damit die erste Lauge, welche man besonders aufbewahrt, abfließen koͤnne. Ist dieß geschehen, so gieße man frisches Wasser in die Wanne, ruͤhre das Gemenge neuerdings gut um, und lasse dann die gebildete zweite Lauge, die man gleichfalls besonders aufbewahrt, nach einigen Stunden Ruhe ablaufen. Auf dieselbe Weise bereitet man sich noch eine dritte Lauge, durch deren Erzeugung man die Soda hinreichend ausgelaugt haben wird. Man bringt nun die 3 Pfd. Olivenoͤhl mit beilaͤufig 1 1/2 Pinten von der dritten Lauge in den Kessel und sezt diesen auf ein Feuer, welches so stark seyn muß, daß das Gemenge zum Sieden kommt. Das Feuer wird gleichmaͤßig unterhalten, und waͤhrend des Siedens sezt man alle 2 oder 3 Minuten ein Glas von der dritten Lauge zu, und ruͤhrt von Anfang bis zu Ende bestaͤndig mit der hoͤlzernen Spatel um. Wenn die dritte Lauge ganz verbraucht ist, so bedient man sich der zweiten auf dieselbe Weise, und ist auch diese verbraucht, so verfaͤhrt man mit der ersten ebenso, wobei man bestaͤndig zu feuern und umzuruͤhren fortfaͤhrt. Wenn man nun endlich bemerkt, daß die Fluͤssigkeit, in welcher das Oehl bisher vollkommen mit der Lauge verbunden schien, nicht mehr so innig verbunden ist, wenn sie das Aussehen von geronnener Milch erhaͤlt, so sezt man 2 bis 3 Unzen Kochsalz zu, wodurch sich der Seifenteig sogleich verdiken, und von der uͤberschuͤssigen salzigen Fluͤssigkeit abscheiden wird. Nach diesem Salzzusaze laͤßt man die Seife wenigstens noch eine halbe Stunde lang sieden; erst dann nimmt man sie vom Feuer, um sie einen Augenblik lang abkuͤhlen zu lassen, ehe man die gebildete Seifenmasse mit einem Schaumloͤffel von der darunter befindlichen salzigen Fluͤssigkeit abnimmt. Ist dieß geschehen, so reinigt man alsogleich den Kessel, und bringt die Seife mit einer geringen Menge Wasser (einem Schoppen beilaͤufig) in denselben, um sie neuerdings zu erhizen. Wenn sie nun beinahe auf den Siedepunkt gelaͤngt ist, so sezt man ihr theilweise zu, was noch von der ersten Lauge uͤbrig geblieben, und laͤßt sie noch eine Stunde lang sieden. Erst nach dieser Zeit nimmt man den Kessel vom Feuer, um ihn so wie das erste Mal abkuͤhlen zu lassen, und um die gebildete Seife auf dieselbe Weise von der salzigen Fluͤssigkeit zu scheiden. Diese Seife bringt man dann neuerdings mit einer Pinte Quellwasser in den Kessel, um sie mit diesem noch ein Mal zu erhizen und selbst einen Augenblik sieden zu lassen, damit die Seifenmasse vollkommen gleichmaͤßig werde: dieß muß aber mit sehr großer Vorsicht und unter bestaͤndigem Umruͤhren geschehen, damit die Seife nicht anbrenne. Dann erst gießt man die Seifen: masse in die Kiste, deren Waͤnde man, um das Ankleben der Seife zu verhindern, mit geloͤschtem Kalke abreibt; man kann auch auf den Boden der Kiste eine duͤnne Schichte Kalkes bringen, und auf diese dann ein Blatt Papier legen. Einen Tag spaͤter wird die Seife bereits so fest geworden seyn, daß man sie aus der Kiste nehmen kann. Sie muß, wenn man mit den oben angegebenen Quantitaͤten gearbeitet hat, beilaͤufig 6 Pfunde waͤgen; man soll sie aber so lange an einem troknen Orte aufbewahren, bis sich ihr Gewicht auf 5 Pfunde vermindert hat, wo sie dann sehr fest und hart seyn wird. In vielen Haͤusern sammelt man das Fett des Rind-, Kalb- und Hammel-Fleisches etc., um es auszulassen und zu Seife zu benuzen. Dieses Fett gibt auch wirklich sehr gute Seife; das Verfahren dabei ist dasselbe wie jenes, dessen man sich bei der Bereitung der Oehlseife bedient. Man kann auch aus der ranzig gewordenen, gesalzenen Butter Seife erzeugen, nur muß man die Butter vorher mit Wasser aussieden, um ihr das Salz zu nehmen. Man kann uͤbrigens aus dem Fette, welches gute Hauswirthinnen immer zu sammeln Gelegenheit haben, auch kalt eine sehr gute Seife erzeugen; das Verfahren hiebei, welches nicht selten sehr gute Dienste leisten duͤrfte, ist folgendes. Man bereitet sich mit Soda und Aezkalk eine Lauge, und zwar auf die oben angegebene Weise, nur daß man die Lauge nicht in drei Theile theilt, sondern daß man sich eine einzige Art von Lauge verschaffe, welche an dem Araͤometer, dessen man sich zur Bestimmung des Salzgehaltes bedient, 10 Grade zeigt. Am sichersten erhaͤlt man Lauge von dieser Staͤrke, wenn man staͤrkere Lauge in dem, durch das Araͤometer angegebenen Verhaͤltnisse mit schwaͤcherer Lauge vermengt. Man nimmt nun 6 Pinten von dieser 10gradigen Lauge und erhizt diese; zugleich laͤßt man in einem kupfernen oder anderen Kessel 3 Pfunde von dem gesammelten Fette zerfließen. Ist dieß geschehen, so sezt man dem zerflossenen Fette nach und nach geringe Mengen von der warmen Lauge zu, mit welcher man es mit einer Art von Ruche auf eine aͤhnliche Weise abpeitscht, wie man z.B. das Eiweiß abschlaͤgt, um sogenannten Schnee zu erhalten. Man laͤßt den Kessel eine Stunde lang auf heißer Asche, und faͤhrt waͤhrend dieser Zeit ununterbrochen mit dem Schlagen fort. Nach dieser Zeit nimmt man den Kessel von der Gluth, und peitscht die Fluͤssigkeit noch eine gute halbe Stunde lang, oder so lang, bis sie einige Festigkeit erlangt hat, wo man dann die seifenartige Masse in ein Beken gießt. Den naͤchsten Tag, wo die Seife viel fester geworden seyn wird, ruͤht man sie mit einem runden Stabe um, und gießt sie dann in eine Kiste. In drei bis vier Tagen wird die Seife bei diesem Verfahren so hart geworden seyn, daß man sie aus der Kiste nehmen, und 5 bis 6 Wochen lang an der Luft lassen kann, um ihr alle uͤberschuͤssige Fluͤssigkeit zu entziehen. Die auf diese Weise bereitete Seife taugt vorzuͤglich zum Einseifen mit der Hand sehr gut. Eine der besten Methoden des Einseifens ist die Anwendung der Seife in fluͤssigem Zustande. Graf Chaptal hat schon vor langer Zeit vorgeschlagen, statt der Seifenaufloͤsungen eigene seifenhaltige Fluͤssigkeiten hiezu zu verwenden, fuͤr deren Bereitung er folgende beide sehr wohlfeile Methoden empfahl. Erstes Verfahren. Man nimmt gewoͤhnliche Asche von Holz, welches nicht getriftet worden, und bereitet sich damit, indem man sie mit ein oder zwei Handvoll gestoßenen und frisch geloͤschten Kalkes vermengt, auf die gewoͤhnliche Weist eine Lauge, die man sich sezen laͤßt, und die man dann in einem Gefaͤße aufbewahrt, damit man sich derselben nach Bedarf bedienen kann. Will man nun diese Seife anwenden, so gießt man irgend eine Quantitaͤt derselben auf 1/30 oder 1/40 Oehl. Es erzeugt sich hierdurch sogleich eine weiße, milchartige Fluͤssigkeit, welche, wenn man sie schuͤttelt und umruͤhrt, wie das beste Seifenwasser schaͤumt. Diese Fluͤssigkeit wird dann in einem Schaͤffel oder einer Wanne mit mehr oder weniger heißem Wasser verduͤnnt, und in dieser verduͤnnten Fluͤssigkeit weicht man die Waͤsche, die man waschen will, ein, in dieser reibt man sie aus, kurz in dieser waͤscht man. Bemerkungen. 1) Man soll die Lauge erst dann bereiten, wenn man sie braucht; denn wenn man sie laͤngere Zeit in offenen Gefaͤßen aufbewahrt, so verliert sie an Kraft und veraͤndert auch einige ihrer Eigenschaften. 2) Man muß mit frischer Asche arbeiten; denn alte, lange Zeit der Luft ausgesezt gewesene Asche hat nicht mehr dieselben Eigenschaften, und muß, wenn man sie dennoch benuzen will, mit einer weit groͤßeren Menge Aezkalk vermischt werden. 3) Man soll nur die Asche von hartem Holze anwenden, da die Asche des Triftholzes bei weitem nicht dieselben Vortheile gewaͤhrt. 4) Die fetten und diken Oehle taugen am besten zu diesem Verfahren; die troknenden Oehle sind ungeeignet; die im Handel unter dem Namen Faͤrber- und Hoͤllen-Oehl vorkommenden Oehle sind die vorzuͤglichsten; auch kann man sich der Oehlruͤkstaͤnde, die bei einer guten Hauswirthschaft aufbewahrt werden, hiezu bedienen. 5) Wenn das Oehl stinkt, so theilt es diesen Geruch der Waͤsche mit; diesem unangenehmen Nachtheile laͤßt sich aber abhelfen, wenn man die Waͤsche zulezt durch eine staͤrkere Lauge zieht, oder wenn man dieselbe einige Zeit in solcher Lauge belaͤßt. Beim Troknen der Waͤsche an der Luft verschwindet dann gewoͤhnlich der Geruch vollkommen. 6) Wenn das Gemenge aus Lauge und Oehl gelblich ist, so muß man die Lauge mit Wasser verduͤnnen. 7) Wenn das Oehl in Troͤpfchen auf der Oberflaͤche der Lauge schwimmen sollte, so ist das Oehl zu diesem Verfahren untauglich; entweder ist das Oehl naͤmlich in diesem Falle zu fein oder zu troknend, oder die Lauge ist zu stark oder zu schwach. 8) Damit der Kalk mit der Zeit nichts von seiner Guͤte verliere, und um im Nothfalle immer guten Kalk in Bereitschaft zu haben, braucht man denselben nur zu zerstoßen und in gut verschlossenen, trokenen Flaschen aufzubewahren. Zweites Verfahren. Das gefloͤßte oder getriftete Holz, dessen man sich in mehreren Gegenden Frankreichs als Brennholz bedient, gibt eine Asche, welche nur sehr wenig Alkali enthaͤlt, und welche folglich nur eine schwache Lauge gibt. In diesem Falle ist es daher am besten sich der Soda oder der Potasche zu bedienen. Man nimmt zu diesem Behufe Soda, welche man in kleine Stuͤke von der Groͤße einer Nuß zerstoͤßt, und welche man in einem Gefaͤße mit 20 Mal ihrem Gewichte Wasser uͤbergießt. Dieses Wasser laͤßt man so lange uͤber der Soda stehen, bis es auf der Zunge leicht salzig schmekt. Dann gießt man Oehl in ein Beken, welchem man hierauf auf einen Theil Oehl 40 Theile Lauge zusezt. Die weiße Fluͤssigkeit, die man durch Umruͤhren dieses Gemenges erhaͤlt, verduͤnnt man je nach dem Zweke, zu welchem dasselbe bestimmt ist, mit einer groͤßeren oder geringeren Menge Wasser. Man kann uͤbrigens statt der Soda auch Polasche anwenden, nur muß man in diesem Falle die Potasche mit etwas gepuͤlvertem Aezkalke vermengen. Bemerkungen. 1) Die Soda von Alicante und Carthagena erfordert keinen Zusaz von Aezkalk; die schlechte franzoͤsische Soda hingegen muß mit einer groͤßeren oder geringeren Menge Aezkalkes vermengt werden, je nach dem Grade ihrer Guͤte und ihrer Reinheit. 2) Wenn die Soda verwittert ist, so laͤßt sich dieselbe, wie gut sie auch seyn mag, nur mit einem Zusaze von Aezkalk benuzen. 3) Ist das Sodawasser zu stark, so schwimmt das Oehl auf demselben, in welchem Falle man es dann mit Wasser verduͤnnen muß. 4) Die fetten Oehle verdienen immer den Vorzug; die leichten und troknenden Oehle sind unbrauchbar. 5) Wenn die seifenartige Fluͤssigkeit oͤhlig ist, und wenn folglich auch die Waͤsche oͤhlig wird, so braucht man die Waͤsche nur durch reine Soda-Aufloͤsung zu ziehen, um sie zu entfetten. Verstaͤrkt wird die Wirkung dieser Aufloͤsung noch, wenn man sie erhizt. 6) Ist alles Sodawasser verbraucht, so kann man auf den Ruͤkstand der Soda noch ein Mal Wasser gießen; ja man kann die Soda sogar mehrmals auslaugen.