Titel: Verbesserung der Schrotgewehre von Dr. Romershausen zu Acken an der Elbe.
Autor: Dr. theol. Elard Romershausen [GND]
Fundstelle: Band 52, Jahrgang 1834, Nr. XXVI., S. 110
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XXVI. Verbesserung der Schrotgewehre von Dr. Romershausen zu Acken an der Elbe. Mit Abbildungen auf Tab. II. Romershausen's Verbesserung der Schrotgewehre. So gewagt auch das Unternehmen erscheinen mag, an unseren, im Laufe der Zeit durch die fortgesezten Bestrebungen der trefflichsten Mechaniker und Kuͤnstler so hoch ausgebildeten Jagdgewehren noch eine wesentliche Verbesserung zu versuchen, so wohl begruͤndet ist dasselbe doch, nicht allein in der allgemeinen Erfahrung, daß unsere Schrotstinten, bei einer weit staͤrkern Pulverladung, der Kugelbuͤchse immer noch an Kraft und Wirksamkeit unverhaͤltnißmaͤßig nachstehen – sondern auch in dem Umstande, daß selbst unsere geschiktesten Gewehrfabrikanten, bei sorgfaͤltigster Beachtung ihrer Kunstregeln nicht immer im Stande sind, diese Gewehre von gleicher Guͤte mit Sicherheit herzustellen. Vorzuͤglich aus Lezterem geht hervor, daß eben diese Regeln der Construction immer noch schwankend und nicht auf ein allgemeines, wissenschaftlich feststehendes Princip gestuͤzt sind, welches den Kuͤnstler uͤberall mit Sicherheit leiten wuͤrde. Der Verfasser hofft daher, daß auch ein geringer Beitrag zur Feststellung dieser Regeln nicht ohne Interesse seyn wird, und daß die Resultate seiner mehrjaͤhrigen Versuche und Erfahrungen bei den Kundigen diejenige guͤnstige Aufnahme und Unterstuͤzung finden werden, welche uns uͤberhaupt bei solchen technischen Unternehmungen nur durch vereinte Kraͤfte zu hoͤherer Vollendung fuͤhren koͤnnen. I. Allgemeine Erscheinungen, welche die seither gewoͤhnliche Einrichtung der Schrotgewehre darbietet. Eine sorgfaͤltigere Beobachtung der allgemeinen Erfahrungen, welche uns der praktische Gebrauch der Schrotgewehre vorlegt, zeigt: 1) Daß oft ein altes, vom Zahne der Zeit zerfressenes und vielleicht voͤllig kunstlos ausgefuͤhrtes Gewehr das kostbarste, nach den neuesten Kunstregeln gebauete, an Scharfe und Trefflichkeit des Schusses, bei weitem uͤberbietet. 2) Daß im Allgemeinen die sogenannten damascirten oder bandfoͤrmig gewundenen Rohre, mit querlaufenden, abwechselnd mehr und minder harten Fibern, die gewoͤhnlichen Gewehrlaͤufe aus gleichfoͤrmigen Eisen nicht nur an Dauer, sondern auch an Schaͤrfe uͤbertreffen. 3) Daß im Allgemeinen alle im Innern sehr glatt polirten Laͤufe, wie auch Rohre von hartem Eisen schlecht schießen. 4) Daß das beste Schrotgewehr die Scharfe des Schusses verliert, wenn mit Talgpflastern geladene Kugeln daraus geschossen werden, oder wenn uͤberhaupt das Innere des Rohres mit irgend einer Fettigkeit uͤberzogen wird. 5) Daß lange Rohre im Ganzen weiter tragen als kurze, und daß bei der seitherigen Construction eine gewisse Graͤnze der Verkuͤrzung Statt findet, wobei sie den Schuß voͤllig verlieren. 6) Daß die nach einer neuern Einrichtung, nach dem Pulversak hin, etwas weniges konisch erweiterten Rohre schaͤrfer schießen, als die voͤllig cylindrischen; daß aber auch diese Erweiterung eine genau bestimmte Graͤnze hat, wenn nicht eine weit groͤßere Zerstreuung der Schrote Statt finden soll. 7) Daß alle die verschiedenen, zum Theil wunderlichen Proceduren, wodurch die Jaͤger ein Gewehr, welches den Schuß verloren hat oder nicht toͤdtet, zu verbessern suchen, eigentlich dahin abzweken, die Seele des Laufes auf chemischem oder mechanischem Wege zu rauhen. 8) Daß der Zusammenhalt der Schrote gewoͤhnlich mit der Scharfe des Schusses verbunden ist- und umgekehrt, daß Gewehre, welche sehr zerstreuen, auch wenig Kraft besizen. 9) Daß die Scharfe des Schusses nicht durch ein Uebermaß des Pulvers erzwungen werden kann, sondern daß dieses vorzuͤglich nur auf groͤßere Zerstreuung der Schrote wirkt. Wenn nun auch alle Jaͤger und Gewehrkenner in diesen und mehrern anderen Hieher gehoͤrigen Erfahrungen uͤbereinstimmen werden, so sind sie doch uͤber die Gruͤnde dieser Erscheinungen sehr verschiedener Meinung, und es wird daher nothwendig seyn, zuvor eine an sich einleuchtende Erklaͤrung derselben festzustellen. II. Erklaͤrung obiger Erscheinungen aus einem einfachen Grundsaze der Mechanik. Der Grund aller dieser Erscheinungen ergibt sich nach mehrjaͤhrigen sorgfaͤltigen Versuchen des Verfassers vollkommen einleuchtend aus dem, bei dem Bau unserer Schrotgewehre seither uͤbersehene Hauptgrundsaz der wissenschaftlichen Mechanik: Daß die Wirksamkeit einer jeden gegebenen und in einer gewissen Zeitdauer erst zu voller Staͤrke anwachsenden Kraft abhaͤngig ist von dem bis zu diesem Moment vorhandenen verhaͤltnißmaͤßigen Widerstande der zu bewegenden Masse. Ein jeder Koͤrper, welcher weder durch seine Masse, noch durch einen geeigneten Stuͤzpunkt derselben, der bewegenden Kraft den zur Mittheilung der Bewegung erforderlichen Widerstand leistet, gestattet weder die volle Entwikelung und Einwirkung dieser Kraft, noch eine derselben entsprechende Bewegungsgroͤße.Vergl. Romershausen, uͤber die Kraft des Schießpulvers. Halle 1822. So wird z.B. eine volle Mannskraft, welche sich gegen eine Pflaumfeder stemmt, zur Bewegung derselben nicht mehr leisten, als der geringste Lufthauch, welcher sie trifft u.s.w. Wenden wir diesen feststehenden Grundsaz zur Beurtheilung unserer Schrotstinten an, so ergibt sich nun folgendes: In dem glatten Rohre liegen die in ihrer Gesammtmasse zersplitterten Schrote loker eingeschichtet, schon der erste Moment der beginnenden Pulverentzuͤndung wirft dieselben wie Spreu vor die Muͤndung des Rohres, ohne daß die einzelnen Koͤrner im Rohre selbst einen geeigneten Stuͤzpunkt finden, sich gegen die andringende Pulverkraft zu einer Gesammtmasse zu verdichten und so zu voller Entwikelung und Einwirkung des expandirten Gases denjenigen Widerstand zu leisten, welcher erforderlich waͤre, ihnen eine der vorhandenen Kraft entsprechende Bewegungsgroͤße zu ertheilen. Die geringe Kraft, womit dabei die Schrote die ihnen mitgetheilte geradlinigte Bewegung verfolgen, ist sodann nicht zureichend, um der ihnen erst vor der Rohrmuͤndung nachfolgenden Hauptexplosion des Pulvers widerstehen zu koͤnnen, sie werden vielmehr durch die Seitenexpansion des Gases mehr oder minder von der geraden Richtung abgebeugt, dadurch noch mehr geschwaͤcht und unwirksam zerstreut. Lezteres erfolgt aber um so mehr, je mehr das Pulvermaß verstaͤrkt wird, da in diesem Falle die nachfolgende Pulverexpansion um so staͤrker auf die Schrote wirkt. Ein Versuch im Winter auf dem Schnee lehrt sogar, daß in diesem Falle, durch das erste Moment der beginnenden Explosion, nicht allein die Schrote, sondern selbst noch unentzuͤndetes Pulver aus dem Laufe geworfen wird. Hienach erklaͤren sich nun die obigen allgemeinen Erscheinungen leicht und genuͤgend. Alle im Innern durch Oxydation zerfressene Rohre – Rohre von weichem, frictions- und eindruksfaͤhigerem, zur Politur aber minder geeignetem Eisen – damascirte und mit abwechselnd mehr oder minder harten Querfibern durchwundene Rohre – konisch nach der Muͤndung zu sich verengernde und auf chemischem oder mechanischem Wege gerauhete Laͤufe u.s.w. schießen schaͤrfer, weil die Schrote hier an den Innenwaͤnden einigen Stuͤzpunkt finden, wodurch sie zu einer dichter verbundenen Masse zusammengedraͤngt, der sich entwikelnden Pulverkraft denjenigen Widerstand gewahren koͤnnen, welcher ihre vollkommene Wirksamkeit bedingt. Dagegen sind glatt polirte Rohre von gleichfoͤrmigem, vorzuͤglich von haͤrterem, politurfaͤhigerem Eisen – Rohre, deren Frictionsfaͤhigkeit durch einen Fettuͤberzug beseitigt wurde u.s.w., um so weniger geeignet den Schroten einen Stuͤzpunkt zu bieten und dadurch den erforderlichen Widerstand zu gewaͤhren; ihr Schuß ist daher kraftlos, ertoͤdtet nicht, d.h. er durchdringt nicht mit der Schnelligkeit und Gewalt die Koͤrpertheile des Wildes, welche eine ploͤzliche lethale Entzuͤndung zur Folge haben. Daß aber sehr fein zertheilte Koͤrper an den Innenwaͤnden rauher, wenn auch kurzer Roͤhren, den zureichenden Stuͤzpunkt finden, um sich in eine dichte, der Pulverkraft hinreichenden Widerstand bietende Masse zu verbinden, lehrt uns das Sprengen der Steine bei loker aufgeschuͤttetem Sande; dagegen sehen wir diese Wirkung bei hartem, glattem Gestein oft vereitelt. Daß indessen laͤngere Gewehrlaͤufe unter uͤbrigens gleichen Umstaͤnden weiter tragen, schaͤrfer schießen und die Schrote besser zusammenhalten, leuchtet von selbst ein, da hier die Schrote der Einwirkung des Pulvers auf laͤngerem Wege in geradliniger Richtung ausgesezt sind. Nach diesen vorangehenden Bemerkungen wird nun die folgende einfache, aber wesentliche Verbesserung unserer Schrotstinten leicht verstaͤndlich seyn. III. Die verbesserte Einrichtung der Schrotgewehre. Um den Schroten in jedem Gewehre nach dem oben entwikelten Grundsaze der Mechanik den erforderlichen Stuͤzpunkt zur Aufnahme der vollen Pulverkraft gleichfoͤrmig zu gewaͤhren, erhaͤlt die Innenflaͤche des Rohres passende Querfurchen. Ob nun gleich parallel laufende eingedrehte Ringe denselben Vortheil gestatten wuͤrden, so ist doch nach sorgfaͤltigen Versuchen in mehrfacher Hinsicht ein flachlaufender feiner Schraubenzug vorzuziehen, indem der sich selbst regulirende Gang der Schraube sowohl die regelmaͤßige Anfertigung, als auch die Reinigung dieser Zuͤge erleichtert, den Schroten zugleich, ohne rukweise Unterbrechung jenen fortdauernden Stuͤzpunkt bietet und die Haltbarkeit des Rohres weniger beeintraͤchtigt. Fig. 25 der beigefuͤgten Zeichnung zeigt die zwekmaͤßigste Einrichtung dieses Schraubenzugs an dem Durchschnitte eines solchen Rohrstuͤks in wirklicher Groͤße.Um der Deutlichkeit willen ist der Schraubenzug hier groͤber und getrennter dargestellt worden, je feiner und dichter derselbe aber liegt, desto vorzuͤglicher ist es. Er bildet eine sehr flach abgerundete Vertiefung und wird durch die ganze Laͤnge des Rohres hin gleichfoͤrmig und sauber eingeschnitten, doch bleibt der etwas sich erweiternde Pulversak davon befreit; er beginnt vielmehr an der Stelle, wo die Schrote bei der Ladung liegen und laͤuft ohne Unterbrechung fort bis zu 2 bis 3 Zoll von der obern Rohrmuͤndung, wo sich derselbe in der glatten Cylinderflaͤche des Rohres verlaͤuft. Dieses leztere ist fuͤr den richtigen Zusammenhalt der Schrote wichtig. Ein solcher einfacher Schraubenzug ist besser als ein gedoppelter, da sich dabei der Winkel, unter welchem er die Richtungslinie des Schusses durchschneidet, so viel als moͤglich dem rechten naͤhert. Die gedoppelte Schraube, welche mehr Steigung hat, muß aber vorzuͤglich darum vermieden werden, weil sie die Schrotmasse mehr oder weniger zu einer Achsdrehung veranlassen wuͤrde, welche sie, nachdem sie das Rohr verlassen hat, in einem Kreise herum schleudert. Dieses lehrt schon ein Schrotschuß aus dem gewundenen Buͤchsenrohre. Dieser Schraubenzug bedarf nur einer sehr geringen Tiefe, um den Schroten den erforderlichen Stuͤzpunkt zu gewahren, er muß dagegen mehr in die Breite abgeflacht werden, auch muͤssen sich die Rinder desselben ohne alle Schaͤrfe in der cylindrischen Hoͤhlung des Rohres verlieren, damit sowohl die an der Wandung des Rohres laufenden Koͤrner der dicht zusammengepreßten Schrotmasse nicht gewaltsam zerrissen werden, als auch der Wischer bei der Reinigung leicht und ungehindert die Vertiefungen des Zuges durchlaufen kann. Bei dieser Einrichtung ist die gewoͤhnliche Rohrstaͤrke einer Doppelflinte schon zureichend diesen Schraubenzug aufzunehmen, ohne daß die Festigkeit des Rohres dadurch gefaͤhrdet wuͤrde. IV. Die Vorrichtung zum Einschneiden des Schraubenzuges. Das Werkzeug, womit dieser Schraubenzug auf dem einfachsten Wege und ohne Muͤhe eingeschnitten werden kann, ist in Fig. 26 und 27 der Zeichnung in wirklicher Groͤße dargestellt worden. Es ist dieses ein gewoͤhnlicher, fuͤr ein mittleres Kaliber passender, hier nur in zwei Theile zerschnittener Schraubenbohrer von gutem Stahl. Die beiden Haͤlften b und c dieses Schraubenbohrers haben die aus der Figur ersichtliche Form; sie sind mit ihren untern Wangen g in das runde, zur Aufnahme derselben mit einem wohlpassenden Einschnitt versehene cylindrische Eisenstuͤk a eingelassen und bewegen sich um den Schraubenstift x, ohne zu schlottern, nach der Richtung der dazwischen liegenden Feder, etwas zur Seite hin. Diese starte Stahlfeder de, welche vermittelst des Schwalbenschwanzes n in das Eisenstuͤk a fest eingeschoben werden kann, druͤkt naͤmlich die beiden Bohrtheile b und c gleichfoͤrmig aus einander, und bewirkt auf diese Weise im Inneren des Rohres einen sanften und sichern Eingriff der Schraubenschneiden. Um die Form dieser Bohrtheile noch deutlicher zu machen, zeigt Fig. 27 einen derselben in der Vorderansicht; die parallelen Schraubenschneiden b sind an den Seiten scharfkantig zugeschliffen; o p ist eine, wie gewoͤhnlich an solchen Schraubenzeugen zum Schnitte und zur Foͤrderung der Spaͤne eingefeilte Rinne; g ist der einseitige Wangenfortsaz zur Befestigung in a, und x der Stift, um welchen sich die beiden vereinigten Bohrtheile drehen. Die Ausarbeitung dieser Bohrtheile hat keine Schwierigkeit und bedarf nur der besondern Aufmerksamkeit, daß die Schraubenschneiden nach der Verbindung in a bei der Umdrehung genau auf einander treffen. Den Fortsaz M des sich im Gewehrlaufe mit einigem Spielraum drehenden Theiles a bildet endlich eine runde, der Laͤnge des Rohres entsprechende Eisenstange, sie ist unten mit einem hoͤlzernen Quergriff, nach Art eines gewoͤhnlichen Bohrers, versehen, um die Vorrichtung vermittelst desselben bequem drehen zu koͤnnen. Wer im Besize einer Drehebank ist, kann das Ende dieser Stange in ein Futter befestigen und wird auf diese Weise noch schneller und bequemer den Zwek erreichen. Außer einer starken Zwischenfeder d e findet sich bei dem Instrumente noch eine aͤhnliche, schwaͤchere Feder und zugleich auch noch zwei aͤhnliche Bohrtheile b c, deren Außenflaͤche jedoch anstatt der Schraubenschneiden nur feilartig gehauen ist. Der Gebrauch beider wird im Folgenden angegeben werden. V. Das Verfahren des Einschneidens des Schraubenzuges vermittelst der angegebenen Instrumente. Man befestigt den Gewehrlauf auf einem starken Tische, am bequemsten vermittelst einiger Tischlerschrauben, so daß die Muͤndung etwas hervorsteht. Nun bemerkt man an der Bohrstange M genau die Tiefe, bis zu welcher der Bohrer in den Lauf eindringen darf, und gibt sowohl dem Innern des Rohres., als auch den Bohrtheilen etwas Oehl. Das anfaͤngliche Einbringen des Bohrers in die Muͤndung des Rohres geschieht dadurch, daß man die beiden Bohrtheile b c in der Gegend von g vermittelst eines gewoͤhnlichen Schraubstokes dicht zusammen preßt, worauf man die Vorrichtung in die Muͤndung einfielt und alsdann durch Wegnahme des Schraubstokes die Zwischenfeder wieder frei laͤßt. Schraubt man nun den Bohrer in der Richtung der Rohrachse bis zu dem Zeichen hinab, wobei derselbe die sichere Leitung der Schraube von selbst verfolgt, so wird sich der Zug ausbilden und ein mehrmaliges Auf- und Niederschrauben denselben vollkommen sauber darstellen. Man nimmt alsdann die Vorrichtung vermittelst des Schraubstokes eben so wie bei dem Einbringen wieder heraus, damit der obere Theil der Rohrmuͤndung von Zuͤgen frei bleibt. Um den auf diese Weise gebildeten Schraubenzug nun voͤllig zu reinigen und zu glaͤtten, veraͤndert man das Instrument auf folgende Art: Man schiebt die starke Zwischenfeder d e bei n heraus, sezt die oben erwaͤhnte schwaͤchere Feder ein und wiederholt das angezeigte Verfahren, wobei die Schraubenschneiden die Oberflaͤche des Zuges noch von allen Rauhheiten befreien und rein und sauber auspoliren. Nach Herausnahme des Instrumentes sezt man nun die beiden feilartig gehauenen Theile anstatt der Schraubenschneiden ein, und kolbt damit den Lauf durch Auf- und Niederfahren sorgfaͤltig aus, wodurch sowohl der Grad an den Raͤndern des Zuges hinweg genommen, als auch diese Raͤnder selbst etwas abgerundet werden. Durch diese Vorrichtung ist jeder Jaͤger in Stand gesezt, nicht allein seine Gewehre mit diesem Schraubenzuge versehen zu koͤnnen, sondern sie gewahrt ihm zugleich den Vortheil, diesen Zug nach dem Reinigen des gebrauchten Gewehres, bei einmaligem Durchlaufen mit der schwachen Feder, stets sauber zu erhalten und von den etwa anliegenden Bleitheilen zu befreien. Der Gewehrfabrikant ist aber im Besiz noch bequemerer Apparate, um diesen Zug einzuschneiden u.s.w., er bedarf dazu keiner weitern Anleitung. Fuͤr die Behandlung der Doppelrohre muß indessen hier noch bemerkt werden, daß es besser ist, das Einschneiden des Schraubenzuges abwechselnd in beiden Rohren zugleich vorzunehmen, indem ohne diese Vorsicht, bei geringer Eisenstaͤrke und der einseitigen Dehnung der Eisentheile, welche die Arbeit des Bohrers bewirkt, eine, wenn auch nur unbedeutende, Biegung des Rohres veranlaßt werden koͤnnte. VI. Vortheile und Vorzuͤge, welche diese neue Einrichtung der Schrotgewehre nach praktischen Erfahrungen darbietet. 1) Da dieser Schraubenzug den Schroten gleichfoͤrmig den erforderlichen Stuͤzpunkt zur Einwirkung der vollen Pulverkraft gewaͤhrt, so kann dadurch ein jedes, sonst nur richtig gebautes Gewehr, mit Sicherheit zu gleichfoͤrmiger Schaͤrfe des Schusses gebracht werden. 2) Halten diese Gewehre die Schrote weit besser zusammen, da die erhoͤhete Kraft, womit die im Rohre dichter verbundene Schrotmasse die Richtung der Schußlinie verfolgt, der durch die nachfolgende Seitenexpansion des Pulvergases bewirkten Abbeugung derselben schneller entweicht und kraͤftiger widersteht. 3) Gestatten diese Gewehre ohne Ruͤkstoß ein fast um ein Dritttheil vermehrtes Pulvermaß, indem die Kraft desselben im Inneren des Rohres vollkommener benuzt wird. 4) Koͤnnen diese Gewehre bei gleicher Kraft und Guͤte des Schusses weit kuͤrzer gebaut und ihnen also bei gleichem Gewichte eine haltbarere Rohrstaͤrke gegeben werden, wodurch dem so haͤufigen Zersprengen, vorzuͤglich der Doppelgewehre, besser vorgebeugt wird. Ein Beispiel wird alles dieses am besten erlaͤutern: Im Winter des Jahres 1828 wurde auf einem Treibjagen durch Unvorsichtigkeit ein neues gutes Doppelgewehr nahe in der Mitte seiner Rohrlaͤnge zersprengt. Da es auf gewoͤhnlichem Wege nicht mehr brauchbar erschien, so uͤbernahm es der Verfasser, um seine Theorie dadurch einer naͤhern und oͤffentlichen Pruͤfung zu unterwerfen. Es wurde zu dem Ende dicht unter dem Bruche abgeschnitten und behielt auf diese Weise nur eine Rohrlaͤnge von 1 1/2 rhein. Fuß. Wiederholte Versuche zeigten, daß dasselbe bei seiner seitherigen Pulverladung auf 50 Schritte, im guͤnstigsten Falle nur 3 Schrote von No. 5 in einen gewoͤhnlichen Papierbogen brachte, wobei diese anschlagenden Schrote voͤllig unwirksam von dem Brette abprallten – es hatte daher nach allgemeinem Erachten den Schuß voͤllig verloren. Hierauf gab der Verfasser diesem Gewehre seinen Schraubenzug, und die fortgesezten Versuche zeigten, unter uͤbrigens voͤllig gleichen Umstaͤnden, daß im Mittel 39 Schrote dieselbe Flaͤche mit einer solchen Schaͤrfe trafen, daß mehrere Koͤrner das harte 3/4 zoͤllige Brett durchschlugen. Dieses Gewehr hat sich bereits im praktischen Jagdgebrauch vollkommen bewaͤhrt und uͤbertrifft jezt die besten Gewehre von fast doppelter Laͤnge bei weitem an Zusammenhalt und Scharfe des Schusses, indessen bedarf es bei seiner fast zu sehr verkuͤrzten Ziellinie um eben dieser Vorzuͤge willen eines guten Schuͤzen. Diese Erfahrung gewahrt also einen augenscheinlichen Beweis der Richtigkeit obiger Theorie. Was die Laͤnge dieser Gewehre betrifft, so hat der Verfasser bis jezt keine bedeutende Differenz der Resultate dabei finden koͤnnen, indessen moͤchten etwa 2 Fuß lange Rohre wohl in jeder Hinsicht die bequemsten und zwekmaͤßigsten seyn. Er uͤberlaͤßt die naͤhere Ermittelung dieses Umstandes unseren mit bessern Huͤlfsquellen ausgeruͤsteten Gewehrfabriken, denen er uͤberhaupt durch diese Darstellung zunaͤchst nuͤzlich zu werden wuͤnscht, indem er ihnen die weitere Ausbildung dieses Gegenstandes bestens empfiehlt.

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Tafel Tab. II
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