Titel: Ueber das Gerben der Häute mit Theer und Ruß, nach dem Verfahren des Hrn. Willaireberres.
Fundstelle: Band 52, Jahrgang 1834, Nr. XL., S. 217
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XL. Ueber das Gerben der Haͤute mit Theer und Ruß, nach dem Verfahren des Hrn. Willaireberres. Aus dem Journal des connaisances usuelles. Maͤrz 1834, S. 145. Ueber das Gerben der Haͤute mit Theer und Ruß. Unter den verschiedenen Methoden mit Theer oder Ruß zu gerben, duͤrfte vielleicht folgendes, von dem Englaͤnder Willaireberres vorgeschlagenes Verfahren einige allerdings zu beruͤksichtigende Details enthalten. Zubereitung der Theerfluͤssigkeit. Man gebe 18 bis 20 Pfd. guten Theer in 100 Gallons siedendes Wasser, seze hierauf so viel Kalk zu, als noͤthig ist, um das Ganze in einen diken Teig zu verwandeln, auf welchen dann wieder so viel kaltes Wasser gegossen wird, daß sich der Kalt in Pulverform abscheidet. Hierauf seze man einen Schaͤffel Theer und eben so viel Kalkpulver zu, und ruͤhre die ganze Masse um, bis sie in einen diken Teig verwandelt worden. Diese Composition vertheile man in mehrere Gefaͤße oder Bottiche, in denen man sie dann unter drei- bis viermaligem Umruͤhren mit heißem Wasser uͤbergießt. Sobald das Wasser in diese Bottiche vertheilt worden, dekt man dieselben zu. Nach 24 Stunden kann die auf diese Weise bereitete Fluͤssigkeit verbraucht werden. Zubereitung der Rußfluͤssigkeit. Man gebe in einen Kessel auf je 100 Pfd. Ruß 60 Gallons siebendes Wasser und 4 Pfd. Kalkpulver, und ruͤhre das Ganze, waͤhrend man den Kessel fuͤllt, 3 oder 4 Mal sorgfaͤltig mit einer Kelle um. Wenn der Kessel hierauf 24 Stunden zugedekt gestanden, so ist die Fluͤssigkeit zum Verbrauche geeignet; man filtrirt dieselbe jedoch vorher durch ein feines, mit feinem Sande gefuͤlltes Sieb, denn je klarer sie ist, um so besser ist sie. Behandlung der Haͤute, die zu sogenanntem Glanzleder bestimmt sind. Die gehoͤrig vorbereiteten Haͤute werden in kalte Kufen, in denen sich Gallaͤpfelsaͤure und Eichenrindenabsud befindet, gebracht, und vier bis fuͤnf Tage, oder selbst eine Woche darin gelassen. Nach Ablauf dieser Zeit nimmt man sie heraus, taucht sie taͤglich 3 bis 4 Mal in die Kufen, und bringt sie hierauf in die heiße Theerfluͤssigkeit, die anfangs zur Haͤlfte schwaͤcher seyn muß, und die man dann nach und nach verstaͤrkt, bis sie ihre urspruͤngliche Staͤrke erhalten hat. Nachdem die Haͤute 14 Tage in dieser Fluͤssigkeit zugebracht, gibt man sie neuerdings auf dieselbe Weise, wie das erste Mal, in Gallaͤpfelsaͤure und Eichenrindenabsud, und hierauf in die schwache Theerfluͤssigkeit. Wenn sie dann aus dieser kommen, so taucht man sie in den ersten 14 Tagen taͤglich 3 oder 4 Mal in die Kufen, um sie hierauf in Theerfluͤssigkeit von voller Staͤrke zu geben, wieder herauszunehmen, und so lange taͤglich 2 oder 3 Mal einzutauchen, bis sie ganz mit dieser Fluͤssigkeit durchdrungen sind. Nachdem die Haͤute auf diese Weise behandelt worden, bringt man sie eine halbe Stunde lang in eine Kufe mit warmem Wasser, und legt sie, nachdem sie aus dieser genommen worden, auf eine marmorne Bank, aͤhnlich jener, deren sich die Gerber bedienen, um, das Leder duͤnner zu arbeiten. Auf dieser Bank werden die Haͤute gebuͤrstet, gewaschen, und waͤhrend der lezten Woche, waͤhrend welcher sie sich in der Fluͤssigkeit befinden, taͤglich 3 oder 4 Mal auf der Fleischseite sowohl, als auf der Haarseite gereinigt. Nach Beendigung dieser Operation kommen die Haͤute endlich, je nach ihrer Dike und je nach dem Zweke, zu welchem sie bestimmt sind, eine Woche oder laͤnger in eine heiße, mit jungem Eichenholze oder Sumach zubereitete Fluͤssigkeit, um sie hierauf auf die gewoͤhnliche Weise zu troknen. Behandlung des Sohlenleders. Die zu Sohlenleder bestimmten Haͤute muͤssen, wie die vorhergehenden, abgehaart, abgefleischt, und wie gewoͤhnlich auf der marmornen Bank abgearbeitet worden seyn. Man bringt sie zuerst einige Tage lang in eine kalte Kufe mit Gallaͤpfelsaͤure und Eichenrindenabsud, worauf man sie auf dieselbe Weise wie die zu Glanzleder bestimmten Haͤute herausnimmt und wiederholt eintaucht, um sie dann in Kufen zu bringen, in denen sich eine schwache, heiße Rußfluͤssigkeit, deren Staͤrke beilaͤufig den dritten Theil oder die Haͤlfte der urspruͤnglichen Staͤrke betraͤgt, befindet. In diese schwache Fluͤssigkeit werden die Haͤute 14 Tage hindurch taͤglich 3 bis 4 Mal abwechselnd eingetaucht, und dann wieder herausgenommen; und nachdem dieß geschehen, gibt man sie in eine Kufe mit heißer Fluͤssigkeit von voller Kraft, in der man sie taͤglich 3 bis 4 Mal eintaucht, bis sie ganz damit durchdrungen sind. Die auf diese Weise behandelten Haͤute werden nun getroknet, und hierauf in eine mit heißem Wasser gefuͤllte Kufe eingeweicht, worauf man sie auf eine marmorne Bank bringt, reinigt, auswaͤscht, und auf beiden Seiten 3 oder 4 Mal buͤrstet. Zulezt taucht man die so zubereiteten Haͤute taͤglich 3 bis 4 Mal in einen starken, warmen Eichenrindenabsud, wobei man sie nach jedesmaligem Eintauchen troknet.Das Journal des connaisances usuelles wiederholt bei dieser Gelegenheit die Gerbemethode des Hrn. Ashmore, ohne dabei auch nur mit einer Sylbe zu gedenken, daß es dieselbe schon vor einem Jahre (vergl. Polyt. Journ. Bd. XLVIII. S. 67) bekannt gemacht hat. Der neue Aufsaz enthaͤlt durchaus kerne ausfuͤhrlicheren Mittheilungen; wohl aber ist bei der Bereitung der Theerfluͤssigkeit das Verhaͤltniß der Ingredienzien etwas anders angegeben. Es kommen naͤmlich nach der neuen Leseart auf 10 Pfd. gebrannten Kalk nicht 20 Pfd. Theer und eben so viel Salmiak, sondern 24 Pfd. Holztheer und eine gleiche Menge Salmiak. Welche Angabe die richtige ist, konnten wir nicht erforschen. A. d. R.