Titel: Beschreibung von Gonord's Verfahren auf Porcellan, Töpfergeschirr, Papier etc. Abdrüke von gewöhnlichen Kupferplatten so zu übertragen, daß die Dimensionen des Originals nach Belieben verkleinert oder vergrößert werden können, ohne daß die Reinheit der Zeichnung dadurch im Geringsten beeinträchtigt wird.
Fundstelle: Band 54, Jahrgang 1834, Nr. LXI., S. 337
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LXI. Beschreibung von Gonord's Verfahren auf Porcellan, Toͤpfergeschirr, Papier etc. Abdruͤke von gewoͤhnlichen Kupferplatten so zu uͤbertragen, daß die Dimensionen des Originals nach Belieben verkleinert oder vergroͤßert werden koͤnnen, ohne daß die Reinheit der Zeichnung dadurch im Geringsten beeintraͤchtigt wird.Wir haben schon im Polyt. Journ. Bd. III. S. 244 und Bd. XVII. S. 501 uͤber das Bestehen der Gonord'schen Methode Nachricht gegeben, und Bd. XLVI. S. 74 gezeigt, auf welche Weise der scharfsinnige Babbage dieses bisher geheim gehaltene Verfahren zu erklaͤren suchte. Wir erinnern hier zugleich an das Verfahren Biot's, welches wir Bd. XLIX. S. 464 mittheilten. A. d. R. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. August 1834, S. 315, und aus dem 24sten Bande der Description des machines et procédés consignés dans les brevets d'invention. Gonord's Verfahren auf Porcellan, Toͤpfergeschirr, Papier etc. Das Verfahren, welches Hr. Gonord befolgt, um die Abdruͤke der zartesten Kupferstiche in vergroͤßertem oder verkleinertem Maßstabe auf Porcellan, Toͤpferarbeiten etc. zu uͤbertragen, wird in der Erklaͤrung des Patentes, welches der Erfinder am 25. Julius 1818 fuͤr die Dauer von 15 Jahren nahm, folgender Maßen beschrieben. 1) Man gravirt zuerst auf irgend ein beliebiges Metall, und nach der Methode, deren man sich beim Stechen von Kupferplatten und Medaillen bedient, den Gegenstand, von welchem man Abdruͤke oder Gegenabdruͤke abziehen will. Von dieser gestochenen oder gravirten Arbeit verschafft man sich dann einen erhabenen Abdruk, und zwar entweder in reinen oder legirten Metallen, durch den Guß, das Pressen, das Abkuͤhlen, das Polytypiren, das Abklatschen mit Wachs oder mit anderen fetten und festen Substanzen. 2) Das Metall oder die Legirung, deren sich Hr. Gonord bedient, besteht aus 2 Theilen Bleien auf ein Theil einer aus gleichen Theilen Zinn und Wismuth bestehenden Legirung. Auch das Schriftgießermetall eignet sich sehr gut zu diesem Zweke, zu welchem sich die Metalle jedoch je nach dem Grade der Harte, den man braucht, verschieden legiren lassen. 3) Ist der erhabene Abdruk vollendet, so tragt man, nachdem er gehoͤrig beoͤhlt worden, folgenden Firniß darauf auf. 4) Man bereitet sich diesen Firniß aus Pergamentschnizeln oder aus abgehaarten Kaninchen- oder Hasenbalgen, indem man sie so lange mit Wasser kocht, bis die Fluͤssigkeit gesteht, was nach 2 bis 3 Muten der Fall ist. Man erkennt diesen Zustand der Fluͤssigkeit, indem man ein Paar Tropfen derselben auf einen Teller fallen laͤßt. Hat sie die erforderliche Consistenz erreicht, so filtrirt man sie durch mehrere Zeuge, um ihr hierauf etwas Oehl und etwas Soda oder Potasche, welche man beide gut mit einander vermengt hat, zuzusezen. Statt dieses Zusazes von Oehl und Potasche kann man auch schwarze Seife anwenden, um den Firniß weicher und weniger bruͤchig zu machen, und um zu bewirken, daß derselbe nicht zu fest an dem Abdruke klebe. Auf welche Weise man sich jedoch auch die Wette bereiten mag, so bildet dieselbe die Hauptbasis des Firnisses, man mag dieselbe fuͤr sich allein, oder bis ins Unendliche vermengt, anwenden. 5) Dieser Firniß muß fluͤssig angewendet, und mit einem Pinsel auf den Abdruk aufgetragen werden. So wie er auf demselben fest geworden, muß der Gegenstand in eine Trokenstube gebracht werden, wo der Firniß dann leicht als ein duͤnnes, hohl gravirtes Manchen, dessen Zeichnung dem Originale gleichkommt, abgenommen werden kann. Diese Blaͤttchen bewahrt man auf, um sich ihrer nach Belieben zu bedienen; sie erleiden mit der Zeit keine Veraͤnderung. 6) Will man sich dieser Gallerteblaͤttchen zum Abdruken der Zeichnung auf Papier, Seiden-, Baumwoll- oder andere Gewebe bedienen, so traͤgt man auf dieselben nach der in der Kupferstechern gewoͤhnlichen Art und Weise eine oder mehrere Farben auf, wobei man sie sorgfaͤltig mit Terpenthin- oder Lavendelgeist oder mit anderen derlei das Papier oder die Zeuge nicht beschmuzenden Substanzen traͤnkt, bevor man dieselben unter die Presse bringt. 7) Will man die Abdruͤke auf Porcellan, Toͤpferarbeiten, Glas, Email und uͤberhaupt auf solche feste harte Koͤrper anbringen, die man nicht wohl in die Presse bringen kann, so tragt man auf das Firnißblaͤttchen metallische Farben auf, und behandelt dasselbe nicht, wie in H. 6 gesagt worden, sondern auf folgende Weise. Man weicht das Blaͤttchen naͤmlich in Wasser, und bringt es dann an jene Stelle, an welcher es abgedrukt werden soll, wobei man das uͤberschuͤssige Wasser entfernt. Tauchte man das Blaͤttchen vorher auch noch in Branntwein, so wird dasselbe viel kleiner; und tauchte man es unmittelbar in Weingeist, so wird es außerordentlich Nein werden. Man laͤßt das Blattchen endlich auf jenem Gegenstande, der damit bedrukt werden soll, troknen. 8) Sobald das Blattchen troken geworden, taucht man den Gegenstand, auf welchem sich dasselbe befindet, in heißes Wasser; der Firniß loͤst sich in diesem alsogleich auf, so daß nur mehr die Farbe in einer vollkommen reinen Zeichnung auf dem bedrukten Gegenstande zuruͤkbleibt. 9) Die auf der Oberflaͤche zuruͤkgebliebene Farbe wird je nach Umstaͤnden in einem Ofen eingebrannt, damit sie nicht ausgeloͤscht werden kann. 10) Will man Zeichnungen von außerordentlicher Groͤße erzielen, so soll man den nach §. 4 bereiteten Firniß im Sommer an der Sonne, oder sonst in einer Trokenstube bei einer Temperatur von 40 bis 60° R. auf dem nach §. 3 erhaltenen Abdruͤke troknen lassen. Dieser Abdruk wird sich naͤmlich um so mehr ausdehnen, je hoͤher die Temperatur ist, der man ihn aussezt; und umgekehrt wird derselbe um so kleiner werden, je niedriger die beim Abkuͤhlen Statt gefundene Temperatur seyn wird. Im Uebrigen wird das Firnißblaͤttchen jedoch eben so behandelt, wie in H. 7 und 8 gesagt ist. 11) Wachszeuge und uͤberfirnißte Papparbeiten werden auf dieselbe Weise wie die Toͤpferarbeiten behandelt. 12) Jene Abdruͤke, welche auf lithographische Steine uͤbertragen werden sollen, werden auf dieselbe Weise behandelt, wie jene, die auf Toͤpferarbeiten uͤbertragen werden; nur muß das Schwaͤrzen hier mit lithographischer Tinte geschehen. Will man genaue Abdruͤke von Hoͤlzern, Blaͤttern, Blumen, Geweben etc. erhalten, so brauchte man den Firniß bloß auf diesen Gegenstaͤnden selbst troknen zu lassen, um auf diese Weise genaue Abdruͤke von Allem, womit der Firniß in Beruͤhrung kam, zu bekommen. Die hiedurch erzielten Firnißblaͤttchen muͤßten dann nach §. 6 und 7 weiter behandelt werden. Zeichnungen, Pflanzenstuͤke, welche man in Glas einbrennen will, werden nach §. 7 und 8 abgedruͤkt, mit Glaspulver oder mit einem anderen Stuͤke Krystallglas bedekt, im Feuer gebrannt, und endlich polirt. Im Falle man die Zeichnungen mehr vergroͤßern oder verkleinern wollte, als es die Eigenschaft des Firnisses zulaßt, ließe sich eine unendliche Vergroͤßerung oder Verkleinerung erzielen, wenn man die hier beschriebene Operation mehrere Male wiederholte.