Titel: Bericht des Hrn. Albert Schlumberger über die beiden von Hrn. Augustin und Hrn. Baumann erfundenen Maschinen zum Auslesen oder Sortiren des Kieses für den Straßenbau.
Fundstelle: Band 55, Jahrgang 1835, Nr. XVI., S. 85
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XVI. Bericht des Hrn. Albert Schlumberger uͤber die beiden von Hrn. Augustin und Hrn. Baumann erfundenen Maschinen zum Auslesen oder Sortiren des Kieses fuͤr den Straßenbau. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhausen, No. 33, S. 303. Mit Abbildungen auf Tab. II. Maschinen zum Auslesen oder Sortiren des Kieses fuͤr den Straßenbau. Hr. Carl Dollfus, dem die Gesellschaft schon so viele interessante Mittheilungen verdankt, hat derselben kuͤrzlich eine Notiz uͤber eine Maschine zum Sortiren des Kieses fuͤr den Straßenbau vorgelegt, welche von Hrn. Joseph Augustin, Sattler in Cernai und Straßenbau-Unternehmer an der Straße von Straßburg nach Lyon erfunden worden war. Kurze Zeit darauf legte auch Hr. Baumann, Aufseher der Steinzerklopfer in der Gemeinde von Altkirch, der Gesellschaft eine Maschine vor, die er zu gleichem Zweke erfunden hatte. Beide Maschinen wurden von der Gesellschaft an das Comité der mechanischen Kuͤnste verwiesen, um von diesem vergleichsweise Versuche mit denselben und dem gewoͤhnlichen Verfahren anstellen zu lassen. Die Commission hat sich diesem Auftrage unterzogen, und bedauert nur, daß sie diese Versuche nicht zugleich auch auf jenen Apparat ausdehnen konnte, dessen Zeichnung und Beschreibung Hr. Zuber-Karth im Jahre 1828 der Gesellschaft zur Beurtheilung vorlegte. Sie hat das Resultat ihrer Versuche, und ihre Ansicht uͤber die beiden Maschinen in einem einzigen Berichte zusammengefaßt, und am Schlusse noch einige allgemeine Bemerkungen uͤber die Straßen, welche sie der Guͤte des Straßen- und Bruͤkenbauingenieurs, Hrn. Bazaine, verdankt, beigefuͤgt. Sie ergreift diese Gelegenheit, um Lezterem zugleich fuͤr die Beihuͤlfe, die er ihr bei ihren Arbeiten leistete, und fuͤr die Aufschluͤsse, durch welche er ihr ihr Urtheil uͤber die fraglichen Apparate sehr erleichterte, zu danken. Um den Zwek, den die HH. Augustin und Naumann bei dem Baue ihrer Maschinen im Auge haben mußten, klarer in's Licht zu stellen, erlauben wir uns in wenigen Worten folgende Bemerkungen vorauszuschiken. Es ist bekanntlich ein allgemein angenommener Grundsaz, daß zur Unterhaltung guter Straßen vollkommen reine Materialien, und zwar Materialien von gleicher Große erforderlich sind. Der Kies, welcher zum Bauen oder Beschuͤtten der Straßen genommen wird, darf weder Sand, noch Erde, noch irgend andere fremdartige Koͤrper enthalten. Fuͤr die koͤniglichen sowohl als Departementsstraßen muͤssen die Steine in jeder Richtung durch einen Ring von 6 Centimetern (2 Zoll 2 1/2 Lin.) im Durchmesser gehen, so daß die Seiten dieser Steine nur 3 bis 4 Centimeter Laͤnge haben koͤnnen. Das gewoͤhnliche Verfahren, dessen man sich zur Vorbereitung des Kieses bedient, besteht darin, daß man ihn roh, so wie er aus den Gruben kommt, auf ein schief gestelltes Gitter aus Holz, Draht oder Eisenstaͤben wirft, damit der Sand hindurch faͤllt, waͤhrend der reine Kies herabrollt, und dann in Haufen zusammengeworfen wird. Aus diesen Haufen sucht dann ein anderer Arbeiter, welcher bestaͤndig gekruͤmmt ist, mit der Hand und nach dem Augenmaße die zu großen Steine aus. Daß man auf diese Weise unmoͤglich eine gute Reinigung, eine gleichmaͤßige Sortirung des Kieses zu bewerkstelligen im Stande ist, ist laͤngst anerkannt. Der Haufen, welcher sich am Fuße des Gitters bildet, und der Arbeiter, der denselben wegschaffen muß, zwingen jenen Arbeiter, welcher den Kies auf das Gitter wirft, in einer solchen Entfernung zu bleiben, daß er die Steine mit der Schaufel sehr haͤufig nicht bis an das obere Ende des Gitters zu werfen vermag, wo dann ein Theil des Sandes zugleich mit dem Kiese herabrollt. Auch bemerkt Hr. Dollfus, daß die Arbeiter, welche nach dem Gedinge verwendet werden, gewoͤhnlich auf diese Weise arbeiten. Das Aussuchen der großen Steine mit der Hand, welches beinahe gaͤnzlich der Willkuͤr des Arbeiters uͤberlassen ist, geschieht so unregelmaͤßig, daß sich die Ingenieure gewoͤhnlich vorbehalten, die zu großen Steine auf Kosten der Unternehmer zerschlagen zu lassen. Ueberdieß ist dasselbe eine der muͤhseligsten Arbeiten, indem der Koͤrper dabei immer gekruͤmmt ist, und auch die Haͤnde wund werden, wenn der Arbeiter einige Tage lang nassen Kies ausklauben muß. Die HH. Augustin und Baumann haben als taͤgliche Zeugen dieses hoͤchst unvollkommenen, muͤhseligen und doch so haͤufig angewendeten Verfahrens auf Maschinen gedacht, mit deren Huͤlfe sich eine vollkommene Sortirung und eine Abscheidung des rohen Kieses in drei verschiedene Theile, naͤmlich in Sand, Kies zum Straßenbaue, und grobe Kiesel bezweken laͤßt. Die Maschine des Hrn. Augustin besteht aus zwei Sieben von verschiedener Weite, welche einen Winkel von beilaͤufig 40 Grad mit einander bilden, nach entgegengesezten Richtungen geneigt, und durch starke Baͤnder aus Eisenblech fest mit einander verbunden sind. Das obere Sieb, welches zum Abscheiden der großen Steine dient, hat eine Neigung von 20 bis 30°, und bewegt sich an dem einen Ende in Charniergelenken, waͤhrend es an dem anderen Ende an Riemen aufgehaͤngt ist, welche an Federn aus hartem Holze befestigt sind. Durch diese Riemen wird es in groͤßerer oder geringerer Hoͤhe uͤber einem eisernen Rade mit Zahnen von excentrischer Form erhalten. Dieses Rad wird mittelst eines langen Kurbelstuͤkes, welches an der Welle des Rades angebracht ist, umgedreht; an der der Kurbel entgegengesezten Seite muß ein Flugrad angebracht werden, welches jedoch an den Maschinen, mit denen wir unsere Versuche anstellten, nicht aufgezogen war; obschon wir glauben, daß ein solches Flugrad bei laͤnger fortdauernder Arbeit von sehr großem Vortheile seyn wuͤrde, indem es der Bewegung mehr Regelmaͤßigkeit und Milde geben muͤßte. Jeder Zahn des Rades hebt das Sieb bei der Umdrehung der Welle empor und laͤßt es auch wieder fallen; und in Folge dieses bestaͤndigen Hebens und Fallens, welches durch die an den hoͤlzernen Federn befestigten Riemen gemaͤßigt wird, befindet sich das obere Sieb bestaͤndig in einer bebenden Bewegung, welche sich auch auf das untere Sieb fortpflanzt, weil dieses fest mit ersterem verbunden ist. Ueber diesen beiden Sieben ist ein hoͤlzerner Trichter angebracht, in welchen der rohe Kies geworfen wird; durch diesen gelangt er zuerst auf das obere Sieb, von dem die großen Steine abrollen, waͤhrend der sortirte Kies und der Sand auf das zweite Sieb fallen, von welchem der eigentliche Kies gleichfalls wieder abrollt, waͤhrend der Sand durchfallt. Hieraus folgt also, daß der rohe Kies durch die Maschine in die drei oben erwaͤhnten Theile sortirt wird. Die Maschine des Hrn. Baumann hat gleichfalls zwei Siebe oder Gitter von verschiedener Weite, von denen das obere zum Abscheiden der großen Steine, das untere zum Reinigen des Kieses bestimmt ist. Allein beide Siebe sind mir Riemen an einander aufgehaͤngt, und in paralleler Richtung geneigt. Das obere, welches das groͤßere ist, ruht mit seinen beiden Enden auf Walzen, und steht oben mit einem senkrechten Kniehebel in Verbindung, welcher durch ein horizontales Getrieb um seinen Mittelpunkt gedreht wird. Der Kniehebel zieht bei seiner Bewegung das große Sieb an sich, und bewirkt, daß dasselbe uͤber die Tragwalzen hingleitet; da dieses Sieb aber andererseits von einer starken hoͤlzernen Feder in Anspruch genommen wird, so strebt es immer wieder seine natuͤrliche Stellung einzunehmen, so daß beide Siebe eine bestaͤndige Hin- und Herbewegung haben, welche jedoch zugleich auch mit einer bebenden Bewegung verbunden ist. Das Getrieb befindet sich an einer Welle mit einer Kurbel, und diese Welle ist zur Ausgleichung und Erleichterung der Bewegung zugleich auch mit einem schweren Flugrade verbunden. Aus dieser kurzen Beschreibung erhellt hinreichend, in wie fern die beiden Apparate einander aͤhnlich sind; man koͤnnte sie beide fuͤglich Kies-Beutelapparate nennen, indem sie sich den Beutelvorrichtungen in den Muͤhlen sehr naͤhern. Bei den Versuchen, die wir zu wiederholten Malen mit diesen beiden Maschinen anstellten, arbeiteten sie in einer und derselben Sandgrube, und zugleich arbeiteten daselbst auch einige Arbeiter mit dem gewoͤhnlichen Wurfgitter. Der Kies war naß; der Sand hing fest an demselben. Der Kub. Meter rohen Kieses bestand im Durchschnitte aus 0,36 Kub. Meter Steinen von gehoͤriger Groͤße; 0,11 Kub. Meter Steinen, welche zerschlagen werden mußten, und 0,53 Kub. Meter Sand, so daß der Sand also mehr als die Haͤlfte ausmachte. Die Resultate unserer Versuche waren folgende. Arbeit mit dem gewoͤhnlichen Wurfgitter. 2 Arbeiter warfen den Kies auf das schief geneigte Wurfgitter. 1 Arbeiter warf den Kies, welcher an den Fuß des Gitters herabrollte, mit einer Schaufel auf einen Haufen, welcher einige Meter davon entfernt war. 1 Arbeiter las die großen Steine aus diesem Haufen in dem Maaße aus, in welchem eine Schaufel Kies auf denselben geworfen ward. –––––– 4 Arbeiter. Nach 10stuͤndiger Arbeit waren auf diese Weise 15 Kubikmeter roher Kies auf das Wurfgitter gebracht, und diese gaben: Guten Kies von gehoͤriger Groͤße   5,40 Kies welcher zerschlagen werden mußte   1,54 Sand   8,06 ––––– Kub. Met. 15,00 Arbeit mit der Maschine des Hrn. Augustin. 3 Arbeiter warfen den rohen Kies in den Trichter; manchmal sezte jedoch einer derselben etwas aus, um den Kies in der Sandgrube durch ein Paar Hiebe mit der Haue loszumachen. 1 Arbeiter drehte die Kurbel mittelst eines Griffes. 2 Arbeiter waren beschaͤftigt den aus der Maschine herauskommenden Kies, Sand und die großen Steine wegzuschaffen. –––––––– 6 Arbeiter. Nach 10stuͤndiger Arbeit wurden 50 Kub. Met. roher Kies in den Trichter geworfen, und in folgende Theile geschieden: 18 Kub. Met. Kies von gehoͤriger Groͤße,   5     – Steine zum Zerschlagen, 27     – Sand. Arbeit mit der Maschine des Hrn. Baumann. 3 Arbeiter warfen den Kies in den Trichter, 1 Arbeiter drehte die Kurbel, 3 Arbeiter reinigten die Maschine von dem Kiese, dem Sande und den Steinen, welche aus derselben kamen. –––––––– 7 Arbeiter. Innerhalb 10 Stunden wurden 61 Kub. Met. roher Kies in den Trichter geworfen, und in folgende Theile geschieden: 21,96 Met. Kies von gehoͤriger Groͤße,   6,71 – Steine zum Zerschlagen, 32,33 – Sand. ––––––––– 61,00 Met. Stellt man diese Resultate zusammen, und theilt man sie durch die Zahl der Arbeiter, so ergibt sich auf einen Arbeiter: Textabbildung Bd. 55, S. 89 Nach dem gewoͤhnlichen Verfahren; M. d. Maschine des Hrn. Augustin; M. d. Maschine des Hrn. Baumann; Kies von gehoͤriger Groͤße; Sand; Steine zum Zerschlagen Oder, wenn man die Arbeit mit dem gewoͤhnlichen Wurfgitter zu 1,00 annimmt, so ist jene mit der Maschine Augustin's durch 2,22 oder durch etwas weniger als 2 1/4; jene mit der Maschine Baumann's durch 2,32 oder durch 2 1/3 bezeichnet. Die Versuche haben erwiesen, daß man mit Arbeitern, welche an diese Art von Arbeit gewoͤhnt sind, und welche in leicht ausbeutbaren Sandgruben nach dem Gedinge arbeiten, der Quantitaͤt nach beinahe das Dreifache erzielen kann, waͤhrend man der Qualitaͤt nach einen weit besseren und gleichartigeren Kies erhaͤlt. An dem gewoͤhnlichen Wurfgitter kann ein Arbeiter wegen der Aufmerksamkeit, die er auf seine Arbeit verwenden muß; wegen der Anstrengung, die es ihm kostet, den Kies gehoͤrig zu werfen; und wegen der Zeit, die er bei der Veraͤnderung seines Standpunktes und bei der Reinigung des Wurfgitters verliert, bei einer 10stuͤndigen taͤglichen Arbeit kaum mehr als 7 Kub. Meter rohen Kies durchwerfen. Dagegen kann ein Arbeiter innerhalb derselben Zeit leicht 21 Kub. Met. Kies in einen Trichter, welcher nur 3 bis 4 Fuß von dem Boden entfernt ist, und 15 Kub. Met. in einen 6 Fuß hohen Trichter werfen. Da an den neuen Maschinen saͤmmtliche Arbeiter zugleich beschaͤftigt sind, so koͤnnen, wenn auch nur einer derselben aussezt, die uͤbrigen auch nicht lange mehr fortarbeiten, und daher werden sie, wenn sie nach dem Gedinge arbeiten, schon aus eigenem Antriebe keine Unterbrechung dulden. Und wuͤrden sie andererseits ihre Arbeit zu beschleunigen suchen, so wuͤrde dadurch das Product derselben doch keinen Schaden leiden; denn nicht sie sind es, welche das Siebgeschaͤft vollbringen, sondern die Maschine, welche weder Willen noch Laune hat; die Arbeiter sind bloß da, um der Maschine das Material zu liefern, um sie in Bewegung zu sezen, und um die Producte, die sie liefert, wegzuschaffen. Vergleicht man die beiden Maschinen mit einander, so ergibt sich, daß jene des Hrn. Augustin leichter, weniger complicirt, besser zu transportiren, und leichter wagerecht zu stellen ist; daß die Siebe an derselben eine solche Stellung haben, daß sich die aus der Maschine herausgelangenden Materialien leichter entfernen lassen, und daß sie nur halb so viel kostet. Die Maschine des Hrn. Baumann ist zwar mehr zusammengesezt, kann aber doch von jedem Landzimmermann gebaut werden. Allein das ganze Gewicht befindet sich an derselben beinahe immer an dem einen Ende, so daß man sie oft an dem entgegengesezten Ende belasten muß, um ihr die gehoͤrige Staͤtigkeit zu geben. Das untere Sieb ist nicht weit genug vom Boden entfernt, woher es denn kommt, daß man, wenn man 100 Kub. Met. Kies mit ihr behandelt hat, ihren Plaz aͤndern muß, was Verlust an Zeit und Muͤhe verursacht, und wobei man uͤberdieß Gefahr laͤuft, daß ein oder der andere Theil der Maschine in Unordnung gerathen koͤnnte. Der feine Sand, der gute Kies und die großen Steine fallen zu nahe an einander nieder, und koͤnnen sich sogar zum Theil wieder mit einander vermengen. Auch laͤßt sich die Maschine nicht wohl zu anderen Zweken verwenden: selbst wenn man deren Dimensionen vermindern wuͤrde. Dagegen ist aber an ihr der Trichter besser gebaut, auch ist die Bewegung der Gitter, welche eben so wohl eine stoßweise als gleitende ist, guͤnstiger, und zum Behufe der Sortirung des Kieses so vortheilhaft, daß dieselbe schneller und selbst auch vollkommener von Statten geht. Die Maschine liefert auch etwas mehr Arbeit; da jedoch zum Wegschaffen der gesiebten Stoffe hier drei Menschen noͤthig sind, waͤhrend an der anderen nur zwei erforderlich sind, so sind beide Maschinen in Hinsicht auf gelieferte Arbeit so ziemlich gleich. Bei allem dem zweifeln wir keinen Augenblik, daß die Maschine des Hrn. Augustin dennoch von groͤßerem Nuzen seyn duͤrfte, und zwar weil sie leichter, wohlfeiler, und bei Veraͤnderung der Dimensionen der Gittermaschen auch zu manchen anderen Zweken anwendbar ist. Wir glaubten nicht untersuchen zu muͤssen, wer der erste Erfinder dieser Maschinen ist. Wir finden naͤmlich, daß beide Maschinen sowohl der Bewegung, als der Form und dem Baue der Siebe oder Gitter nach wesentlich von einander verschieden sind, und wir glauben, daß das Verdienst nicht so sehr darin liegt, eine so einfache Maschine erfunden zu haben, als vielmehr in der Muͤhe und Sorgfalt, welche sich die HH. Augustin und Baumann gaben, um sie in praktische Anwendung zu bringen, und um deren Gebrauch allgemeiner zu verbreiten. Wir sind demnach der Meinung, daß die Gesellschaft diesen beiden Herren ihren Dank fuͤr diese hoͤchst interessanten Mittheilungen ausdruͤken, den Straßen- und Bruͤkenbau-Administrationen, so wie auch dem Praͤfecten, die beiden neuen Apparate empfehlen, und deren Erfinder den Behoͤrden zu einer angemessenen Belohnung, oder vielmehr zu einer gehoͤrigen Entschaͤdigung fuͤr die Kosten, welche ihnen der Bau ihrer Maschinen verursachen mußte, in Vorschlag bringen sollte. Wir glauben endlich, daß sowohl dieser Bericht, als die Bemerkungen des Hrn. Bazaine, welcher fuͤr den der Commission geleisteten Vorschub besonderen Dank der Gesellschaft verdient hat, so wie auch die Beschreibung und Abbildung der beiden Maschinen durch den Druk bekannt gemacht werden sollen. Beschreibung der Maschine des Hrn. Augustin. Fig. 7 ist ein Durchschnitt nach der Linie A, B in Fig. 8. Fig. 8 ist ein Grundriß. a sind 4 Pfosten aus Tannenholz. b 4 Querhoͤlzer zwischen diesen Pfosten. c 4 andere Querhoͤlzer, welche die Seitentheile mit einander verbinden, und das Gehaͤuse der Maschine bilden. d ein hoͤlzerner, mit Eisen gefuͤtterter Trichter, in welchen der Kies geworfen wird. e 4 Stuͤzen dieses Trichters. f die untere Muͤndung desselben. g schief geneigte Gitter oder Siebe. h eine schief geneigte Flaͤche aus Holz, auf welche der Kies faͤllt, welcher durch das obere Sieb gegangen ist, und von der er auf das untere Sieb oder Gitter gelangt. i 2 Federn aus hartem Holze, welche an einem der Querhoͤlzer, wodurch die beiden Seitentheile verbunden sind, befestigt ist. k 2 an diesen Federn befestigte Riemen, durch welche die schiefen Flaͤchen auf beliebiger Hoͤhe erhalten werden. l ein Rad mit excentrischen Zaͤhnen von 18 Linien. m ein Stuͤk hartes Holz, welches unter der ersten schiefen Flaͤche befestigt ist, und auf welchem sich die Zaͤhne des Rades, die auf diese Weise die schiefen Flaͤchen emporheben, reiben. Diese Bewegung von Oben nach Unten in Verbindung mit den durch die beiden Federn bewirkten Schwingungen zwingt den Kies durch die Maschen des Siebes oder Gitters zu fallen, waͤhrend das was zu klein oder zu groß ist, an der einen oder der anderen Seite der schiefen Flaͤchen wegfaͤllt. n eine eiserne Welle, welche sich in messingenen Zapfenlagern dreht, und an der das Rad l aufgezogen ist. o die Kurbel, und p der Griff, womit die Welle umgedreht wird. Der lange Griff ist noͤthig, damit die Erschuͤtterungen weniger fuͤhlbar sind. q ein Flugrad. r 4 Stuͤke aus starkem Eisenbleche, wodurch die beiden schiefen Flaͤchen in einem Winkel von beilaͤufig 40 Graden erhalten werden. s ein Charniergelenk, wodurch die beiden schiefen Flaͤchen an einem der Querhoͤlzer befestigt sind. t Bretter, wodurch die verschiedenen Materialien von einander geschieden sind, und welche am Fuße der Pfosten angenagelt werden. u ein Haufen großer Kiesel. v ein Haufen Sand. x ein Haufen Kies von gehoͤriger Groͤße. Beschreibung der Maschine des Herrn Baumann. Fig. 9 ist ein Durchschnitt nach der Linie C, D des Grundrisses, den Fig. 10 vorstellt. a sind 4 Pfosten. b 2 Querhoͤlzer zwischen diesen Pfosten. c andere Querhoͤlzer, wodurch die beiden Seiten b mit einander verbunden sind. d ein hoͤlzerner Trichter. e das obere Sieb oder Gitter. f das untere Gitter. g lederne Riemen, mit denen das untere Gitter an dem oberen aufgehaͤngt ist. h Walzen, auf denen das obere Gitter hingleitet. i ein eiserner Haken, womit das Gitter an dem Kniehebel k angehaͤngt wird. l eine Welle, um welche sich dieser Kniehebel drehen kann. m Pfosten, durch welche die Welle l geht. n ein Getrieb, welches den Kniehebel emporhebt. Der Kniehebel zieht mittelst des Hakens i das obere Gitter, welches auf den beiden Walzen hingleitet, nach sich. o ein Flugrad. p die Welle des Flugrades und des Getriebes. q die Kurbel. r das Querholz, welches die Welle des Getriebes traͤgt. s Pfosten, welche an dem Querholze c aufgehaͤngt sind, und welche zwei Walzen, so wie auch den Kopf des oberen Gitters tragen. t hoͤlzerne, an dem oberen Gitter befestigte Federn. u Seile, welche zum Spannen dieser Federn dienen. v die Achse der Feder. w ein Pfosten, der die Feder traͤgt. x ein Sperrrad, welches dem Seile als Zaum dient. y ein Haufen grober Steine. z ein Haufen guten Kieses. z' ein Haufen Sand und kleinen Kieses. Allgemeine Bemerkungen uͤber die Straßen. Von Hrn. Straßen- und Bruͤkenbau-Ingenieur Bazaine. Frankreich war in neueren Zeiten das erste Land in Europa, welches schoͤne und große Straßen besaß. Sie wurden durch Frohndienst gebaut, und nach ihrer Vollendung auf dieselbe Weise unterhalten, auf welche gegenwaͤrtig unsere Vicinalwege unterhalten werden, wenn man dieß ja noch eine Unterhaltung nennen kann. Alle Jahre rief naͤmlich der Frohndienst die Leute ein Mal auf die Straße; dieselbe wurde hiebei beschuͤttet, und die Loͤcher und Geleise mit Steinen ausgefuͤllt; und nachdem dieß geschehen war, war Niemand mehr auf der Straße zu sehen, bis der Dienst die Leute nach einem Jahre neuerdings wieder auf dieselbe trieb. Bei einem solchen Unterhaltungssysteme mußten die Straßen nothwendig sehr fest und sehr dik gebaut werden, damit sie lange Zeit allen moͤglichen schaͤdlichen Einwirkungen zu widerstehen im Stande waren. Denn wuͤrde man die Straßen damals eben so wie heut zu Tage erbaut haben: d.h. haͤtte man ihnen nur einen halben Fuß Dike in kleinem Kiese oder anderen kleinen, zwischen zwei Seitenwaͤnde aus Erde gebrachte Materialien gegeben, so wuͤrden sie gewiß kein Jahr lang dem Guͤtertransporte, dem Regen, dem Froste etc. widerstanden, sondern eher gaͤnzlich verschwunden seyn. Damals war daher, um Einheit in den Bau und die Unterhaltsmethode zu bringen, das, was man that, durchaus nothwendig: d.h. man brauchte große Steine von 1 1/2 Fuß Dike. Spaͤter, wo der Frohndienst gluͤklicher Weise verschwand, wurde die Unterhaltung der Straßen im Ausstreiche zuerkannt, und der Unternehmer lieferte die Arbeiter, waͤhrend ein Ingenieurcorps die oberste Aufsicht fuͤhrte. Selbst dann bestand jedoch die Unterhaltung nur in der Anwendung mehr oder weniger regelmaͤßiger Materialien, wobei weder Kunst noch Einheit Statt fand. Unter dem Kaiserreiche, unter welchem diese neuen Anordnungen eingefuͤhrt wurden, baute man mehr neue als gute Straßen; man baute mehr, als man unterhielt; und daher waren die Straßen auch im Ganzen in einem erbaͤrmlichen Zustande, was wohl zum Theil auch von den fortwaͤhrenden großen Heereszuͤgen auf denselben herruͤhrte. In den ersten Jahren der Restauration wurden sie noch schlechter, weil man gar nichts fuͤr deren Unterhalt that, und weil die dazu bewilligten Fonds zu gering waren. Erst im Jahre 1816 ersezte man die Straßenbaupaͤchter durch besoldete Wegmacher, weil man endlich die Nothwendigkeit einer regelmaͤßigen und fortwaͤhrenden Pflege der Straßen erkannt hatte; und nun erst kamen die allgemeinen Klagen gegen den schlechten Zustand der Straßen, oder vielmehr das dringende Verlangen nach guten Straßen: denn wenn gleich die bestehenden Straßen schlecht waren, so waren sie doch kaum schlechter, als die fruͤheren. Um dieselbe Zeit begann man in England, wo man erst seit einem Duzend von Jahren gute Straßen hat, wo man keine Frohndienste aufzulegen wagen durfte, und wo es keine Koͤnige gab, welche 5000 Meilen wahrhaft koͤniglicher Straßen herzustellen im Stande waren; um eben diese Zeit, sage ich, begann man in England, nicht an den koͤniglichen, sondern an anderen hinlaͤnglich breiten Straßen eine Verbesserung in Anwendung zu bringen. Man beseitigte, die Haufen großer Steine, welche man auf denselben aufzufahren gewohnt war; man zerschlug diese großen Bloͤke in kleine Steine, welche saͤmmtlich durch einen Ring von bestimmter Groͤße gehen sollten, und welche man reinigte, ja sogar abwusch. Diese zerschlagenen Steine breitete man in duͤnnen Schichten uͤber einander aus, wobei man ihnen jedes Mal Zeit ließ gehoͤrig zu erhaͤrten, und sich mit einander zu verbinden. Man stellte zahlreiche, an bestimmte Streken gebundene Arbeiter auf, welche die Loͤcher und Geleise auszufuͤllen und den Koth zu entfernen hatten; man gab die starken Woͤlbungen der Straßen, welche man nur mehr an den großen gepflasterten Straßen in der Umgebung von Paris sieht, auf, und wollte auch keine starken Abhaͤnge im Profile der Straßen mehr. Diese große Metamorphose verdanken wir einem einfachen Straßenaufseher, dem beruͤhmten Mac Adam. Seit 8 Jahren, seit welchen die allgemeine Aufmerksamkeit in so hohem Grade auf diesen Gegenstand gerichtet ist, wurden zahlreiche Verbesserungen in diesem Fache gemacht, und nicht ein Jahr verging, in welchem sich nicht wenigstens ein Fortschritt nachweisen ließe. Die Kunst des Baues und der Unterhaltung der Straßen ist auf ganz neue Principien zuruͤkgefuͤhrt worden. Statt der grob zerschlagenen und unreinen Steine wendet man gegenwaͤrtig Steine an, welche man zerschlaͤgt, und denen man so viel als moͤglich gleiche Groͤße gibt, waͤhrend man sie zugleich sorgfaͤltig vom Sande und dergleichen reinigt. Man wirft diese Steine nicht mehr so auf die Straßen, wie diese sind, sondern man entfernt vorher den Koth von denselben; man zerschlaͤgt selbst die großen Steine, die ihnen zur Grundlage dienten, in so fern man ihrer habhaft werden kann; man unterhaͤlt die Straßengraͤben in gutem Zustande, und statt daß man die Straßen zwischen die Erdwaͤlle einzwaͤngt, erhebt man sie vielmehr uͤber diese lezteren. Die Handarbeit vermehrt sich, und darin liegt gleichfalls ein wesentlicher Vortheil; besonders wenn man bedenkt, daß sich die Zahl der Wegmacher in kurzer Zeit vermehren wird, waͤhrend die Menge der zu liefernden Straßenbaumaterialien in demselben Maßstabe abnehmen muß.Wenn wir uns auch bei vielen unserer Leser entschuldigen muͤssen, daß wir ihnen diese anerkannten Principien des Straßenbaues, die schon in so vielen Gegenden Deutschlands wirklich ins praktische Leben uͤbergegangen sind, welche in so vielen Werken uͤber den Straßenbau nachzulesen, und in unserem Journale selbst schon mannigfaltig eroͤrtert sind, abermals in's Gedaͤchtniß riefen; so halten wir diese Wiederholung oder vielmehr dieses abermalige Wiederkauen doch fuͤr manche Gegenden, und namentlich fuͤr manche Striche Suͤddeutschlands fuͤr hoͤchst nothwendig. Denn leider sehen wir hier den Straßenbau noch in seiner ganzen Kindheit, es ist, als waͤren die Verbesserungen und Fortschritte, deren er sich in anderen Staaten erfreute, gar nicht zur Welt gekommen, so wenig scheint man davon zu wissen.Wir kennen z.B. eine Residenzstadt, in welcher sich die Baukunst eines außerordentlichen Aufschwunges erfreut, und in welcher man, wenn auch nicht sehr viel Zwekmaͤßiges, doch sehr viel Schoͤnes bewundern muß. In dieser Stadt ist man – vielleicht weil man zu sehr im Sublimen schwebt, und dafuͤr weniger an die liebe gute Erde denkt, die sich ja doch geduldig mit Fuͤßen treten laͤßt – noch so weit im Straßenbaue zuruͤk, daß man die ungepflasterten Vorstaͤdte jaͤhrlich mit einem Kiese uͤberfuͤhrt, welcher aus bloßen abgerundeten Geschieben von mittlerer Groͤße bis zur Sandform besteht, und welcher nie eine feste Straße geben kann. An einigen Stellen machte man Versuche mit zerschlagenen Steinen, wobei man jedoch auch wieder Alles unter einander aufschuͤttete, und die großen Steine durchaus nicht von den vielen kleinen, beim Zerschlagen entstandenen Splittern abschied. Obwohl diese Straßenstreken selbst bei dieser Halbheit die festesten wurden, die man in irgend einer der uͤbrigen Vorstaͤdte findet, so hatte dieß doch nicht den geringsten Einfluß; sondern man beschuͤttet nach gutem altem Herkommen fortwaͤhrend mit den aus dem versandeten Flußbette genommenen rohen Geschieben! Und bei allem dem klagt man bei trokener Witterung dennoch uͤber unertraͤglichen Staub, und bei Regenwetter uͤber bodenlosen Schmuz! So viel zu unserer Entschuldigung bei allen denen, in deren Gegend man den Straßenbau besser versteht, als in dem erwaͤhnten Musensize. A. d. R. Einer der Hauptgrundsaͤze in Bezug auf die Unterhaltung guter Straßen ist daher: nur gute, gereinigte und gleich große Materialien anzuwenden. Und gerade in dieser Hinsicht scheinen mir die Maschinen der HH. Augustin und Baumann mehr zu leisten, als alle uͤbrigen fruͤher angewendeten Apparate und Methoden. Die beste Vorrichtung waͤre unstreitig jene, welche wirklich nur lauter Stuͤke von vollkommen gleicher Groͤße lieferte; die beiden angegebenen Maschinen leisten dieß nicht vollkommen, sondern sie liefern nur Materialien, deren Groͤße durch die Weite der Maschen der beiden Siebe beschraͤnkt ist. Dessen ungeachtet sind jedoch diese beiden Maschinen von außerordentlichem Nuzen, und durch eine neuere Verordnung in Frankreich beinahe unentbehrlich geworden. Die Straßen- und Bruͤkenbau-Administration fordert naͤmlich in einer fuͤr ganz Frankreich guͤltigen Verordnung, daß die zum Straßenbaue bestimmten Materialien in jeder Richtung durch einen Ring von hoͤchstens 6 Centimeter im Durchmesser gehen muͤssen; und daß sie hingegen nicht kleiner seyn duͤrfen, als ein Ring, dessen Minimum dem Ermessen der Bauingenieurs anheim gestellt ist. Die HH. Augustin und Baumann duͤrfen daher den Maschen ihrer Siebe oder Gitter nur dieses Maximum und Minimum des Durchmessers geben, und der Unternehmer sowohl, als die Administration werden sicher seyn, daß die mit diesen Maschinen behandelten Materialien die verlangte Beschaffenheit haben. Wollte man der neuen Vorschrift des Minimums der Groͤße der Steine nach der alten Methode entsprechen, so muͤßte man nicht nur die zu großen, sondern auch die zu kleinen Steine mit der Hand aussuchen lassen, was unsaͤglich muͤhevoll und kostspielig seyn, und doch nie so vollkommen zum Zweke fuͤhren wuͤrde. Die Anwendung dieser Maschinen wird endlich auch noch aus einem anderen Grunde hoͤchst wuͤnschenswerth; naͤmlich wegen der damit verbundenen Ersparung. Man zaͤhlt in unserem Gemeindebezirke fuͤr das Durchwerfen durch das Wurfgitter, das Ausgleichen des Sandes und fuͤr den Transport des Kieses bis zur Stelle, wo er auf die Wagen geladen wird, per Kubikmeter Kies beilaͤufig 80 Centimen. Mit der Maschine des Hrn. Augustin ließe sich dasselbe fuͤr 36, und mit jener des Hrn. Baumann fuͤr 34 Centimen erreichen, so daß sich also im Durchschnitte eine Ersparniß von 45 Cent. per Kubikmeter ergeben wuͤrde. Dieß gaͤbe also fuͤr 1000 Kubikmeter eine Ersparniß von 450 Franken, und fuͤr den einzigen Bezirk von Altkirch, in welchem jaͤhrlich 3 bis 4000 Kubikmeter Kies erforderlich sind, eine Ersparniß von 1500 bis 1800 Franken, wonach sich die jaͤhrliche Ersparniß hieran allein fuͤr das ganze Departement wahrscheinlich auf 4000 Franken belaufen duͤrfte. Fuͤr das Aussuchen der großen Kiesel, und fuͤr den Transport derselben an den Ort, an welchem sie geschlagen werden, zahlt man gegenwaͤrtig 50 Centimen per Kubikmeter. Bei Anwendung der Maschine wuͤrde sich nach unserer Erfahrung auch hieran per Kubikmeter eine Ersparniß von 28 Centimen ergeben. Hieraus entstuͤnde abermals eine jaͤhrliche Ersparniß von 400 bis 600 Franken, und diese zu obiger Verminderung der Kosten gerechnet, wuͤrde fuͤr den Bezirk von Altkirch allein jaͤhrlich eine Ersparniß von beilaͤufig 2000 Franken bewirken. Daß diese Berechnungen eher zu niedrig, als zu hoch ausgefallen sind, hat sich aus unseren Versuchen hinreichend erwiesen. Die Maschinen der HH. Augustin und Baumann koͤnnen aus allen diesen Gruͤnden nicht nur der Straßen- und Bruͤkenbau-Administration, sondern eben so dringend auch den Gemeinden empfohlen werden, welche sich mit deren Huͤlfe die Materialien, deren ihre Straßen so sehr beduͤrfen, verschaffen koͤnnten. Die Gemeinden koͤnnten auf diese Weise leicht veranlaßt, wenn nicht gezwungen werden, lediglich nur solche Materialien zum Straßenbau zu verwenden, durch welche die Vicinalstraßen gewiß in Kuͤrze wesentlich verbessert werden wuͤrden.

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