Titel: Beschreibung des von Hrn. Thomas Grant erfundenen Apparates zum Baken von Zwiebak für Schiffe etc.
Fundstelle: Band 56, Jahrgang 1835, Nr. LIX., S. 325
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LIX. Beschreibung des von Hrn. Thomas Grant erfundenen Apparates zum Baken von Zwiebak fuͤr Schiffe etc. Aus den Transactions of the Society of Arts im Mechanics' Magazine, No. 606. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Grant's Apparat zum Baken von Zwiebak fuͤr Schiffe etc. Der erste Apparat dieser Art, der von Hrn. Thomas Grant, Beamten an der koͤnigl. Werfte in Portsmouth, erfunden worden war, und fuͤr welchen ihm die Regierung eine Belohnung von 2000 Pfd. Sterl. bewilligte, wurde an dem Weovill-Victualling-Etablissement errichtet.Wir haben im Polyt. Journale Bd. XLVIII. S. 420 Nachricht von der Maschine des Hrn. Grant gegeben; die neulich an derselben angebrachten Verbesserungen veranlassen uns jedoch noch ein Mal auf sie zuruͤkzukommen und auch eine Abbildung davon zu geben. Wir hoffen hiedurch Vielen einen angenehmen Dienst zu erweisen. A. d. R. Seither schafften sich auch die beruͤhmten Schiffszwiebakfabrikanten Fraser und Hullah in Wapping einen solchen Apparat an, und diesen wollen wir mit den neuerlich daran angebrachten Verbesserungen beschreiben und abbilden. Vorher erlauben wir uns jedoch folgende Bemerkungen vorauszuschiken. Die Vorzuͤge der neuen Methode vor der alten sollen in groͤßerer Wohlfeilheit und Geschwindigkeit, groͤßerer Reinlichkeit bei besserer Qualitaͤt des Fabrikates bestehen. Die bisherige Methode, nach welcher man in der koͤnigl. Baͤkerei in Portsmouth den Schiffszwiebak fabricirte, war folgende. Fuͤr den Dienst eines jeden der neun Oefen waren 5 Personen aufgestellt, so daß also im Ganzen 45 Personen beschaͤftigt waren. Der erste dieser 5 Arbeiter, der sogenannte Mischer, hatte das Mehl in gehoͤrigem Verhaͤltnisse mit Wasser zu vermengen, und diese Materialien so genau als moͤglich mit einander zu vermischen. Dieß vollbrachte er, indem er mit den nakten Armen bis zu den Ellenbogen in die Masse fuhr, sie abknetete, und endlich auch noch, indem er in den Trog sprang, und sie mit den Fuͤßen abtrat. Der zweite Arbeiter vollendete das Kneten mittelst eines Hebels, auf den er mit seinem ganzen Gewichte druͤkte; diesen Theil der Operation nannte man das Niederreiten des Teiges. Der dritte Arbeiter theilte den Teig in Klumpen, die etwas groͤßer waren, als ein Ei, und die dann in die Haͤnde seines Gehuͤlfen kamen; dieser formte sie mit der Hand in die Zwiebake, und stach sie mit einem eisernen Instrumente an, damit sich waͤhrend des Bakens im Inneren keine Blasen bildeten. Die geformten Zwiebake wurden von dem vierten Arbeiter auf die Schaufel des Schießers gelegt, der sie in den Ofen einschoß. Jeder Ofen faßte 450 Bisquite, welche zusammen einen Centner wogen, und 2 Ladungen oder 900 Bisquite wurden jedes Mal in einer Stunde gebaken. Dieses Verfahren war nicht nur sehr langsam, sondern es brachte auch noch folgende Nachtheile mit sich. Der Mischer und der Kneter konnten selbst mit aller Sorgfalt keine durchaus vollkommene und gleichfoͤrmige Mischung des Mehles und des Wassers zu Stande bringen; und die Folge davon war, daß sich in den naͤsseren Theilen Wasser aufhielt, bis es siedend heiß geworden, und daß es in diesem Zustande auf das Staͤrkmehl des Mehles wirkte, wodurch der Zwiebak beim Troknen einen glasigen Bruch und eine beinahe steinartige Haͤrte bekam. Der Schießer konnte ferner die Masse nicht in vollkommen gleiche Portionen abtheilen; die Bisquite bekamen also ungleiche Dike, und die Folge davon war, daß die duͤnneren beinahe geroͤstet wurden, waͤhrend die dikeren so wenig gebaken waren, daß sie in dem Schiffsraume bald schimmelig werden mußten. An Hrn. Grant's Apparat wird nun der groͤßte Theil der Arbeit durch Dampf verrichtet; die neun Oefen werden durch eine einzige ununterbrochene Feuerstelle geheizt, indem die Flamme mittelst eines Registers in jeden einzelnen Ofen eingelassen wird, sobald der fruͤhere Einsaz herausgeschafft worden ist. Die Oefen sind auf diese Welse in 5 Minuten gehoͤrig geheizt, und brauchen 14 bis 15 Minuten zum Ausbaken eines jeden Einsazes; es koͤnnen mithin in jeder Stunde drei Einsaͤze gebaken werden, und hiedurch wird, im Vergleiche mit der alten Methode, beinahe die Haͤlfte an Zeit erspart. Die erste der zu diesem Apparate gehoͤrigen Maschinen ist der sogenannte Mischer (mixer), den man in Fig. 20 im Endaufrisse, in Fig. 21 im Querdurchschnitte und in Fig. 22 im Laͤngendurchschnitte sieht. Er besteht aus einem gußeisernen Gehaͤuse a, a von beinahe 4 Fuß Laͤnge und 3 Fuß Durchmesser, der jedoch an dem oberen Theile um einige Zoll uͤber die Kreisform hinaus erweitert ist, wie man dieß in Fig. 21 durch Punkte angedeutet sieht. Die Halbmesser oder Radien, welche man in Fig. 20 sieht, dienen bloß dazu, dem Gehaͤuse groͤßere Festigkeit und Staͤrke zu geben. Die Thuͤre b, b oͤffnet sich nach der ganzen Laͤnge des Gehaͤuses nach Innen, so daß der Arbeiter jederzeit in das Innere schauen kann; eine andere groͤßere Thuͤre c, c oͤffnet sich nach Unten, und bei dieser wird der Inhalt des Gehaͤuses herausgeschafft. Diese leztere Thuͤre wird mit Huͤlfe eines gezaͤhnten Quadranten d geoͤffnet und geschlossen, indem in diesen eine Schraube ohne Ende e eingreift, welche ihrerseits wieder durch die beiden Winkelgetriebe f, die mittelst einer kleinen, in den Tragpfosten g, g ruhenden Kurbel umgetrieben werden, in Bewegung gesezt werden. Diese Maschine vollbringt nun folgende Arbeit. Durch den Schlauch h gelangt aus dem oberen Stokwerke die erforderliche Quantitaͤt Mehl in das Gehaͤuse herab; die noͤthige Wassermenge wird durch eine Roͤhre mit einem Hahne aus dem kleinen Wasserbehaͤlter i herbeigeschafft, und in diesem befindet sich ein Schwimmer und ein Eichmaaß mit einer Schnur und Rolle, wodurch die Menge Wassers bestimmt wird, die aus einem hoͤher gelegenen groͤßeren Wasserbehaͤlter herabgelangte. Sobald das Mehl und das Wasser eingetragen sind, laͤßt man die Dampfkraft auf die mitten durch das Gehaͤuse laufende Welle k, l wirken, indem man die Welle durch die Koppelbuͤchse k mit der Dampfmaschine in Verbindung bringt. Die Welle, welche hiedurch sehr rasch umgetrieben wird, fuͤhrt hiebei einen Rahmen mit 18 Messern oder Mischern m, m mit sich. Diese Messer, welche, wie Fig. 21 zeigt, etwas gebogen sind, sind 2 Zoll breit und am Ruͤken 3/8 Zoll dik; sie sind an ihren Enden mit aͤhnlichen, der Laͤnge nach laufenden Messern verbunden, welche beim Umdrehen beinahe den Boden des Gehaͤuses beruͤhren. Auf diese Weise wird das Mehl in sehr kurzer Zeit durch und durch innig mit dem Wasser vermengt, und sobald dieß geschehen ist, wird der Teig mit den Haͤnden bei der Thuͤre c, c herausgeschafft, und auf einen Tisch gebracht, der sich so nahe als moͤglich an dem Mischer befinden muß, und der nun sogleich beschrieben werden soll. Fig. 23 ist ein Aufriß, Fig. 24 ein Grundriß und Fig. 25 ein Querdurchschnitt dieses Tisches. Er besteht aus einem gußeisernen Gestelle a, a, a mit eben solchen Fuͤßen, und aus einer gußeisernen Tafel b, b von 6 1/2 Fuß Laͤnge und 3 Fuß Breite; in lezterer befinden sich die 6 Loͤcher c, c etc., welche zur Aufnahme der Reibungsrollen dienen, auf denen die Bretter, auf welche der Teig gelegt wird, laufen. Fig. 26 gibt einen Durchschnitt der Seite a des Tisches in groͤßerem Maßstabe. b ist die Tafel, c eine der Reibungsrollen und d das Brett. Die Seiten a, a des Tisches tragen eine sehr schwere gußeiserne Walze e von 18 Zoll im Durchmesser, welche, wenn sie auf dem Tische aufruht, beilaͤufig 2 Zoll weit von dem Brette d entfernt ist. Diese Walze laͤuft abwechselnd und mit großer Geschwindigkeit von einem Ende des Tisches zum anderen, und zwar mittelst zweier Balken von 10 oder 11 Fuß Laͤnge, welche unter dem Boden des Tisches an einem Zapfen aufgezogen und durch einen Winkelhebel der Dampfmaschine hin und her bewegt werden. Das obere Ende des einen dieser Balken sieht man in Fig. 23 bei f; man bemerkt hier an diesem oberen Ende das Fenster, in welchem die Achse oder Welle der Walze spielt. Hieraus erhellt offenbar, daß, wenn ein Stuͤk Teig aus der Mischmaschine genommen und auf den Tisch gelegt wird, die Walzen dasselbe in einen Kuchen auswalzen, der so dik ist, als die Walze von dem Brette entfernt ist; d.h., dessen Dike hier in diesem Falle zwei Zoll betraͤgt. Waͤhrend dieses Processes wird eine bedeutende Menge trokenes Mehl auf den Teig und die Tafel gestreut, und damit nichts von diesem verloren gehen koͤnne, sind an dem Ende der Tafel die Troͤge g, g angebracht, die das Mehl aufnehmen, welches allenfalls durch die Walzen fortgeschleudert wird. Dieses Bestreuens mit trokenem Mehle ungeachtet wuͤrde zuweilen etwas Teig an der Walze haͤngen bleiben, wenn dieselbe nicht bestaͤndig rein erhalten wuͤrde. Es geschieht dieß mittelst zweier duͤnner Messer oder Klingen, die sich ihr gegenuͤber der ganzen Laͤnge nach erstreken, und welche an zwei Paaren gebogener Arme angebracht sind, von denen man den einen h, h an dem Balken f befestigt sieht. Wenn diese Operation voruͤber ist, so wird die Tafel mit dem Teige weggeschafft, und eine andere, auf der dieselbe Operation von Neuem beginnt, an deren Stelle gebracht. Die erste Tafel mit dem darauf befindlichen Teige gelangt auf einer Reihe von Reibungsrollen auf einen zweiten vollkommen aͤhnlichen Tisch; nur naͤhert sich hier die Walze der Tafel so weit, als es die Dike des Bisquits erfordert. Der Teig, der auf dem ersten Tische in Kuchen von 2 Zoll Dike ausgewalkt worden ist, wird in Stuͤke geschnitten, und in solchen auf die zweite Tafel gelegt, auf der ihm dann schnell jene Dike gegeben wird, die das Bisquit bekommen soll. Die Tafel oder das Brett, auf welchem sich diese duͤnnen Teigschichten befinden, wird hierauf, fortwaͤhrend auf Reibungsrollen laufend, in eine Maschine getrieben, die sogleich beschrieben werden soll, waͤhrend der an dem zweiten Tische beschaͤftigte Arbeiter mit einer neuen, vom ersten Tische heruͤber gelangenden Teigmasse auf gleiche Weise verfaͤhrt. Die Maschine, in welche der zur Zwiebakdike ausgewalzte Teig nunmehr laͤuft, sieht man in Fig. 27. Sie besteht aus einem starken gußeisernen Gestelle a, a, a mit Querbalken b, in welchem drei oder mehrere Walzenpaare c, c aufgezogen sind; auf lezteren laͤuft das Brett oder die Tafel. Unmittelbar oberhalb befindet sich eine dike Eisenplatte d, d von 3 Fuß im Gevierte, und diese wird durch ein Excentricum, welches auf die Stange e, den Hebel f und die Fuͤhrstange g wirkt, abwechselnd auf und nieder bewegt. In der Zeichnung sieht man die Eisenplatte d in ihrer tiefsten Stellung; in der hoͤchsten Stellung hingegen befindet sie sich, wenn der Teig und die Tafel unter sie geschafft werden. So wie dieß geschehen ist, steigt die Platte naͤmlich herab, um den Teig mittelst kleiner zollbreiter Messer, die an ihrer unteren Flaͤche angebracht sind, in sechsekige Stuͤke oder Zwiebake zu schneiden. Ein kleines Stuͤk der unteren Flaͤche dieser Platte a, a sieht man in Fig. 28 in groͤßerem Maßstabe; und hier sieht man außer den im Sechseke gestellten Schneidmessern auch noch eine Anzahl kleiner Punkte, welche Stifte vorstellen, mit denen die Zwiebake vor dem Baken angestochen werden. Diese Stifte sind deßhalb auch so lang, als die Messer breit sind, d.h. sie haben eine Laͤnge von 1 Zoll und 1/3 Zoll im Durchmesser; ihre Enden laufen jedoch spizig zu. Damit der Teig nicht an der Platte a haͤngen bleibe und mit ihr in die Hoͤhe gehoben werde, hat Hr. Grant eine sehr sinnreiche Vorrichtung erfunden, welche man in Fig. 28 zum Theil abgebildet sieht. In jedem Sechseke sieht man naͤmlich in der Mitte drei an einander stoßende Arme, welche aus Eisen bestehen, und mit einem kleinen senkrechten eisernen Stiele in Verbindung stehen. Diese Stiele gehen durch die Platte d, und sind an ihrem Ende mit einer eisernen Kugel von 2 Zoll im Durchmesser versehen, durch deren Gewicht der Stiel und die drei daran befindlichen Arme nach Abwaͤrts gedruͤkt werden. Eine dieser Kugeln mit ihrem Stiele und diesen Armen, so wie einen Theil der Platte d, d sieht man in Fig. 29, wo a, a die drei Arme, b den Stiel, c die Kugel, f, f ein Stuͤk Teig und g, g einen Theil der darunter befindlichen Tafel vorstellt. Man wird hieraus ersehen, daß, so wie die Platte d, d emporsteigt, der Stiel b durch das Gewicht der Kugel c herabsinken, und mit den Armen a, a so auf den Teig wirken muß, daß dieser sowohl von den Schneidmessern, als von den Stiften losgemacht wird; dagegen werden aber die Arme a, a, a, wenn die Platte d, d zum Behufe des Ausschneidens des Teiges herabsteigt, an die Platte d, d emporgedruͤkt werden. An jeder Platte von 3 Fuß im Gevierte befinden sich so viele Kugeln und Stiele mit Armen, als Zwiebake ausgeschnitten werden sollen, naͤmlich ihrer 60. Man koͤnnte die Kugeln auch in Fig. 27 an der oberen Flaͤche der Platte d sehen, wenn sie hier nicht zu groͤßerer Deutlichkeit der uͤbrigen Theile weggelassen waͤren. Die sechsekigen Schneidinstrumente zertheilen uͤbrigens die Teigplatten nicht so vollkommen, als daß dieselben nicht in einem Stuͤke in den Ofen eingeschlossen werden koͤnnten. Dieses Einschließen geschieht mittelst einer Eisenplatte, welche mit einem Bajonettgefuͤge an dem Stiele der Schaufel befestigt ist. Die gebakenen Stuͤke werden endlich mit Leichtigkeit in Zwiebake von der verlangten sechsekigen Form gebrochen. Die ganze Anordnung aller dieser Maschinen haͤngt gewisser Maßen von dem Gebaͤude, welches man zur Verfuͤgung hat, und von verschiedenen anderen Umstaͤnden ab. Jedenfalls sollen sie so nahe als moͤglich an einander angebracht werden, damit die Tafeln leicht auf Rollen aus einer Maschine in die andere geschafft werden koͤnnen. Die Mischmaschine muß sich in der Naͤhe des Wasser- und Mehlvorrathes, und die Schneidmaschine in der Naͤhe des Ofens befinden. An der Wand soll eine Reihe von Rollen oder Walzen angebracht seyn, auf denen die leeren Bretter wieder auf den ersten Tisch zuruͤkgeschafft werden koͤnnen. In Portsmouth werden diese Walzen mittelst der Dampfmaschine bestaͤndig umgedreht, damit die leeren Bretter an die Mischmaschine zuruͤklaufen, ohne daß man irgend weiter Acht darauf zu haben brauchte.

Tafeln

Tafel Tab.
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Tab. VI