Titel: Auszug aus einem Berichte, welchen Hr. Dufrénoy, Ober-Bergingenieur, der Société d'encouragement in Paris über die Lagerung und Gewinnung der Mühlsteine in der Umgegend von Paris erstattete.
Fundstelle: Band 57, Jahrgang 1835, Nr. XLIII., S. 201
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XLIII. Auszug aus einem Berichte, welchen Hr. Dufrénoy, Ober-Bergingenieur, der Société d'encouragement in Paris uͤber die Lagerung und Gewinnung der Muͤhlsteine in der Umgegend von Paris erstattete. (Aus dem Bulletin de la Société d'encuragement.) Dufrénoy's Bericht uͤber die Lagerung und Gewinnung der Muͤhlsteine in der Umgegend von Paris. Hr. Vinet Buisson, Grundeigenthuͤmer zu Montmirail, hat der Gesellschaft eine Abhandlung uͤber die verschiedenen Arten von Muͤhlsteinen, die in seiner Gegend vorkommen, und uͤber die besten Methoden sie zu brechen mitgetheilt, und dieß gab Veranlassung, daß mir der Auftrag ward, die wichtigsten Muͤhlsteinbruͤche im Departement der Seine und Marne zu untersuchen, und die Documente, die ich mir in Bezug auf dieselben verschaffen koͤnnte, zusammenzustellen. Ich that dieß so viel in meinen Kraͤften stand, obwohl es schwer war uͤberall auf richtige Daten zu kommen, weil die Eigenthuͤmer aus Furcht die Arbeiter moͤchten einen hoͤheren Lohn verlangen, oder die Regierung moͤchte die Auflagen erhoͤhen, ihren Gewinn sorgfaͤltig geheim zu halten suchen. Man versteht unter dem Namen Muͤhlbruchsteine oder Muͤhlsteinquarz (pierre meulière oder Molarit) eine Art von Quarz, welche nicht nur wegen ihrer Haͤrte, sondern auch wegen der vielen kleinen Hoͤhlen, die darin enthalten sind, ganz besonders zu Muͤhlsteinen geeignet ist. Man wendete diesen Namen fruͤher bloß dann auf diese Art von Quarz an, wenn sie sich in solchen Massen vorfand, daß Muͤhlsteine daraus gebrochen werden konnten; spaͤter dehnte man ihn jedoch auch dann noch auf dieses Gestein aus, wenn dasselbe in unregelmaͤßigen Bruchstuͤken vorkam, die wegen ihrer kleinen Dimensionen nicht mehr zu Muͤhlsteinen verwendet werden konnten. In mineralogischer Hinsicht findet auch wirklich zwischen beiden Arten von Gestein eine solche Aehnlichkeit Statt, daß man sie in einzelnen Stuͤken unmoͤglich von einander unterscheiden kann; doch enthaͤlt das Gestein von La-Ferté und Montmirail beinahe nie organische Ueberreste, waͤhrend sie in dem Gesteine von Paris so haͤufig vorkommen, daß Brongniart ersteres unter dem Namen Meulièrs sans coquilles (Muͤhlsteinquarz ohne Muscheln) eigens unterschied. In oͤkonomischer Hinsicht besteht hingegen ein bedeutender Unterschied zwischen beiden Gesteinen; und dieser beruht lediglich auf der Groͤße der Massen, welche gebrochen oder geschnitten werden koͤnnen. Das in großen Massen brechende Gestein dient naͤmlich zur Fabrikation von Muͤhlsteinen, waͤhrend das andere in kleinere Stuͤke zerkluͤftete nur die vortrefflichen Bausteine liefert, deren man sich in Paris namentlich zu den Grundlagen von Bauten bedient. Die Gleichheit der aͤußeren Charaktere, welche zur Bezeichnung von Gesteinen, die zu hoͤchst verschiedenen Zweken dienen, mit einem und demselben Worte fuͤhrte, fuͤhrte auch in Hinsicht auf deren Lagerung in wesentliche Irrthuͤmer. Man glaubt naͤmlich allgemein, gleichwie dieß auch Brongniart und Cuvier in ihrem schoͤnen Werke uͤber die Geognosie der Umgegend von Paris annahmen, daß jener Quarz, aus welchem die Muͤhlsteine fabricirt werden, eben so gut, wie jener, der die Bausteine liefert, zu dem oberen Theile der tertiaͤren Gebirgsformation von Paris gehoͤre: d.h. daß beide Arten auf den Sandstein von Fontainebleau aufgelagert waͤren. Dieß hat allerdings fuͤr das zu Bausteinen dienende Gestein seine Richtigkeit; jenes Gestein hingegen, aus welchem die Muͤhlsteine gebrochen werden, gehoͤrt zu dem unteren Lager der angegebenen tertiaͤren Gebirgsformation. Dieser Unterschied muß meiner Ansicht nach nothwendig gemacht werden, wenn man uͤber die wahre geognostische Lagerung des Muͤhlsteinquarzes Aufschluß erhalten will. Das zu Bausteinen dienende Gestein trifft man in der Gegend von Paris in der That beinahe uͤberall; jenes hingegen, welches die Muͤhlsteine liefert, bildet gleichsam nur 4 Centralpunkte: und diese sind zu La-Ferté-sous-Jouarre, zu Montmirail, zu Saint-Martin-d'Ablois bei Epernay, und aux Molières zwischen Chevreuse und Limours. Die drei ersten dieser Centralpunkte bilden eine fortlaufende, von Osten gegen Westen ziehende Kette, welche beinahe von den Staͤdten La-Ferté-sous-Jouarre, Chateau-Thierry, Reims, Sézanne und Coulommiers begraͤnzt ist, und bei einer Laͤnge von 18 eine Breite von 10 Meilen hat. In der Naͤhe eines jeden dieser Centralpunkte befindet sich eine große Menge von Steinbruͤchen; so sind in der Gegend von La-Ferté ihrer 300, bei Montmirail 150, in den Bezirken von Reims und Epernay nach Blavier uͤber 200. Man wechselt jedoch haͤufig die Stellen und verlaͤßt oft manche Bruͤche unmittelbar nachdem sie eroͤffnet worden. Die wichtigsten Steinbruͤche, und zwar sowohl der Qualitaͤt, als der Quantitaͤt der Muͤhlsteine nach, die sie liefern, sind jedoch jene von Tarterel bei La-Ferté, von Villeneuve und Margny bei Montmirail und von Saint-Martin-d'Ablois bei Epernay. Der vierte der angegebenen Centralpunkte, naͤmlich der zwischen Chevreuse und Limours gelegene, ist von den drei ersteren vollkommen getrennt. Die Steinbruͤche, in welchen daselbst Muͤhlsteine gebrochen werden, haben hoͤchstens 3 Kilometer in der Laͤnge. Ein fuͤnfter, gegenwaͤrtig jedoch ganz aufgegebener und beinahe erschoͤpfter Punkt befand sich zu Sévans im Departement de l'Oise. In den uͤbrigen Theilen Frankreichs werden noch an folgenden Orten Muͤhlsteine gebrochen. Das Departement de la Dordogne besizt mehrere Bruͤche; die vorzuͤglichsten sind in der Naͤhe von Bergerac, wo in der oberen Schichte der tertiaͤren Formation ein blaͤulicher, mit kleinen Hoͤhlen und Chalcedon-Nestern ausgestatteter Quarz bricht, der ziemlich gute Muͤhlsteine gibt, welche hauptsaͤchlich in der Naͤhe von Bordeaux verwendet werden. Diese Muͤhlsteine sind jedoch meistens aus mehreren Stuͤken zusammengesezt, indem das Gestein selten in hinreichend großen Massen bricht. Auch bei Châtellerault werden in demselben Quarze einige Muͤhlsteine gebrochen. Das Dorf Savonnières an dem Eher liefert Muͤhlsteine, welche den um Paris gebrochenen an Guͤte gleichkommen. In Orbet, Departement du Calvados, bricht man in einem Puddingsteine Muͤhlsteine, die sich hauptsaͤchlich als Bodensteine eignen. Zu Moissé bei Chalons werden in dem festeren Theile eines Liassandsteins, den die Geologen auch Arkose zu nennen pflegen, Muͤhlsteine gebrochen, die ziemlich geschaͤzt sind, und im Handel unter dem Namen der Blondinen bekannt sind; man beutet ihrer jaͤhrlich 5–600 aus. In Blanzy, Departement Saône und Loire, in Figeac, Departement der Lot, und in Carcassonne liefern einige Sandsteinlager, die aus Quarz- und Feldspaththeilchen bestehen, einige Muͤhlsteine, die jedoch bloß in jenen Provinzen verbraucht werden. Auch zu Clermont im Puy-de-Dôme werden in der sogenannten Arkose Muͤhlsteine gebrochen. Die Departements de l'Herault und de l'Aube liefern weiße Muͤhlsteine, die jedoch nicht hart genug sind, oft geschaͤrft werden muͤssen, und nur 2–3 Jahre dauern. Lagerung des Muͤhlsteinquarzes. Der Muͤhlsteinquarz macht einen Theil der Grundschichte der tertiaͤren Formation aus, welche man gewoͤhnlich mit dem Namen Kieselkalk (Calcaire siliceux) belegt. Er ist auf der ganzen Oberflaͤche dieses lezteren unregelmaͤßig verbreitet, bildet aber, wie gesagt, nicht aller Orten so maͤchtige Lager, daß er zu Muͤhlsteinen gebrochen werden kann. Noch weit haͤufiger wird er aber dadurch, daß er mit dem Kieselfalke vermengt ist, zu diesem Behufe ungeeignet. Dieses Gemenge ist dann entweder ein inniges, und durch die ganze Masse gleichmaͤßiges; oder man findet in den Bloͤken mehr oder minder dike Schichten, welche aus weichem dichtem Kalksteine bestehen und mit den harten, blasigen Kieselschichten wechseln. Selbst die Muͤhlsteine von La-Ferté und Montmirail, welche doch die besten sind, haben zuweilen solche Kalkschichten, die man in Frankreich Fades nennt, und durch deren Vorhandenseyn die Steine bedeutend an Werth verlieren. – In einigen Gegenden, namentlich in der Naͤhe von gypshaltigem Mergel wird der Muͤhlsteinquarz auch schieferig. Ungeachtet des eben bemerkten unkenntlichen Ueberganges des Muͤhlsteinquarzes in den Kieselkalk bildet ersterer doch beinahe immer den oberen Theil des lezteren; weßhalb denn auch viele Personen der Ansicht sind, daß er eine eigene Formation bilde. Nach den vielfachen Beobachtungen, die ich machte, bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, daß der Muͤhlsteinquarz von La-Ferté zu dem unteren Stokwerke der tertiaͤren Formation gehoͤrt, wozu auch der plastische Thon, der grobe Kalkstein, der Gyps und der Kieselkalk zu rechnen sind; waͤhrend das obere Stokwerk aus dem Sandsteine von Fontainebleau und aus den Bruchsteinstuͤken besteht. Was die besonderen Lagerungsverhaͤltnisse betrifft, so sind sie beinahe in jedem Bruche anders; doch laͤßt sich im Allgemeinen behaupten, daß der Muͤhlsteinquarz Bloͤke bildet, die in grobem, okerigen, zuweilen mit Sand bedekten Thone zerstreut sind. Diese Bloͤke zeigen, obwohl sie sehr unregelmaͤßig sind, in ihrem Ganzen einen gewissen Zusammenhang, so daß sie eine oder mehrere Baͤnke zu bilden scheinen, deren Zahl und Maͤchtigkeit jedoch beinahe von Klafter zu Klafter wechselt. In mehreren Steinbruͤchen haben diese Bloͤke nur die Dike von 2 Muͤhlsteinen oder 28 bis 30 Zoll; in jenen von Tarterel sind gewoͤhnlich 5 Baͤnke durch kleine Thonschichten getrennt, wo dann das Ganze eine Dike von 15 Muͤhlsteinen darbietet. In der Gegend von La-Ferté, Montmirail und Saint-Martin-d'Ablois rechnet man gewoͤhnlich auf eine Dike von 4 Muͤhlsteinen; man findet uͤbrigens seine Erwartungen nicht selten auch ganz getaͤuscht, so daß man nur auf Bruchstuͤke stoͤßt. Die in der Gemeinde Molières bei Limours brechenden Muͤhlsteine gehoͤren einer anderen Formation an; sie bilden in einer diken Thonschichte, welche sich unmittelbar unter der Dammerde befindet, mehr oder minder betraͤchtliche Nester; und dieser Thon ruht auf einem glimmer- und thonhaltigen Sandsteine, der bis in eine Tiefe von 60 Meter reicht, und dem Sande von Fontainebleau entspricht. Die ersten Bloͤke bestehen gewoͤhnlich aus kleinen Stuͤken, die nur als Bausteine dienen koͤnnen; man muß bis in eine Tiefe von 4 Meter graben, um zu den eigentlichen Muͤhlsteinen zu gelangen. Das Gestein ist weißer, leichter und nicht so dauerhaft, als jenes von La-Ferté. Methode der Ausbeutung. – Die Ausbeutung geschieht gewoͤhnlich unter freiem Himmel, und da das Gestein meistens oberflaͤchlich liegt, so ist dieß auch die einfachste und wohlfeilste Methode. In einigen Gegenden, wie z.B. bei Tarterel liegt jedoch eine 12 bis 18 Meter dike Schichte Sand auf den Muͤhlsteinen; und da das Wegschaffen einer solchen Schichte Sand sehr hoch zu stehen kommt, so sondirt man gewoͤhnlich ehe man eine Grube eroͤffnet. Man bedient sich hiezu einer großen Eisenstange, die man entweder umdreht, oder auf deren Ende man mit einem Schlaͤgel schlaͤgt; nebenbei laͤßt man etwas weniges Wasser an der Stange hinablaufen, damit der Sand nicht daran kleben bleibt. Dieses Sondiren treibt man gewoͤhnlich nur auf eine Tiefe von 20 Meter, indem dieß die groͤßte Tiefe ist, in der man in der Gegend von La-Ferté auf Baͤnke von Muͤhlsteinquarz stieß. Um sich zu uͤberzeugen, daß man nicht auf einen einzelnen Blok traf, treibt man in Entfernungen von einigen Schuhen 3–4 Sonden ein. Ein derlei Sondiren ist mit drei Arbeitern in einem halben Tage vollbracht. Hat man sich von dem Vorhandenseyn des Gesteines uͤberzeugt, so legt man es durch Entfernung des Sandes bloß, wobei man die Ausgrabungen aufsazweise veranstaltet, wenn die Sandschichte bedeutend ist. In Tarterel haben die Aufsaͤze oder Stufen 6 Meter Hoͤhe, und auf jedem derselben wird ein Schnellbalken und ein Graben angebracht, damit man das Wasser, welches sich in der Tiefe ansammelte, ausschoͤpfen kann. In den meisten Gegenden ist der Muͤhlsteinquarz jedoch nur mit einer Schichte von 10 Fuß Sand oder Thon bedekt, und in diesem Falle baut man keine regelmaͤßigen Gruben, sondern oͤffnet sie bloß in einer solchen Breite, daß man einige Muͤhlsteine herauszuschaffen im Stande ist. Auf dem Steinlager angelangt untersucht der Arbeiter mit seinem Hammer, ob die Theile gesund sind; zieht einen Kreis von der Groͤße der Muͤhlsteine, die gebrochen werden sollen; und schneidet dann einen Cylinder aus, dessen Basis der vorher gezogene Kreis ist. Da das Lager aus unregelmaͤßigen und unzusammenhaͤngenden Stuͤken besteht, so loͤsen sich die senkrechten Flaͤchen des Cylinders beinahe immer von selbst ab, so daß man sie nur gehoͤrig abzurunden braucht; dagegen muͤssen die Bloͤke, da sie gewoͤhnlich die Dike mehrerer Muͤhlsteine haben, zerschnitten werden, wozu einige Gewandtheit erforderlich ist. Der Arbeiter macht zu diesem Behufe um den unteren Theil des Muͤhlsteines mit seinem Hammer einen kreisrunden Falz oder eine Fuge von 0,45 bis 0,50 Meter Tiefe, und treibt dann in diese in gewissen Entfernungen von einander zwei Keile, die sich gegen einander legen, und zwischen welche dann ein dritter spizigerer Keil eingetrieben wird. In einigen Gegenden bestehen die beiden ersten Keile aus Holz und der dritte aus Eisen; gewoͤhnlich bedient man sich jedoch drei eiserner Keile; nirgendwo sah ich hoͤlzerne Keile, die man durch Befeuchtung mit Wasser aufschwellen macht, anwenden, wie dieß von Guettard angegeben wird. Wenn alle diese Keile angebracht sind, so schlaͤgt der Arbeiter nach einander auf die mittleren Keile, welche viel laͤnger seyn muͤssen, als die uͤbrigen. Das Wesentlichste hiebei ist, daß die Keile weder ungleichmaͤßig, noch zu rasch eingetrieben werden; denn ein einziger falscher Schlag kann den Stein in mehrere unregelmaͤßige Stuͤke spalten, wodurch er bedeutend an Werth verliert. Die auf diese Weise losgemachten oder gebrochenen Steine werden mittelst Haspelwellen und Tauen aus den Gruben heraufgeschafft; in den tieferen Gruben bringt man auch eine schiefe Flaͤche an, auf der man die Steine heraufbewegt, indem man sie auf Walzen legt; an anderen Orten hebt man sie bloß mit Schnellbalken aus. Die aus den Gruben kommenden Steine sind nur aus dem Groben gearbeitet, und werden erst oben regelmaͤßig behauen. Dieses Geschaͤft, welches von anderen Arbeitern, als von denen, die die Steine brechen, vollbracht wird, besteht an den ganzen Steinen in einer regelmaͤßigen Behauung ihrer Oberflaͤchen; sind sie hingegen in Stuͤke zersprungen, so wird von diesen jedes einzeln behauen, und sie alle dann auf die weiter unten zu beschreibende Weise mit einander vereinigt. Seit einigen Jahren beutet man außer den Muͤhlsteinen auch noch viele Stuͤke oder Platten (carreaux) aus, aus denen man dann Muͤhlsteine zusammensezt. Man kann auf diese Weise eine Menge Steine, die bisher nur als Bausteine verwendet werden konnten, auch zur Erzeugung von Muͤhlsteinen benuzen, so daß der Handel, der zu La-Ferté mit Muͤhlsteinen betrieben wird, seit der Erfindung dieses Verfahrens bedeutend an Ausdehnung gewann. Die Werkzeuge, deren sich die Arbeiter bedienen, bestehen lediglich aus Keilen, Hebeln und Haͤmmern. Die Haͤmmer sind immer sehr stumpf, und ihre Dimensionen wechseln je nach der Haͤrte des Gesteines, und je nach den Zweken, zu denen sie bestimmt sind; sie waͤgen 5–15 Pfd., und haben 4 bis 10 Zoll Laͤnge auf 2 Zoll 6 Linien bis 5 Zoll im Gevierte. Der Handel mit den Muͤhlsteinen befindet sich in den Haͤnden einiger Compagnien, welche seit langer Zeit die meisten Gegenden, in denen sich Muͤhlsteinbruͤche befinden, gepachtet haben. Diese Compagnien betreiben jedoch wegen der bedeutenden Kosten, die das Abraͤumen veranlaßt, nur die Bruͤche von Tarterel fuͤr sich; die Ausbeutung der uͤbrigen Gruben uͤberlassen sie den Arbeitern unter der Bedingung, daß diese die gewonnenen Steine um einen im Voraus bestimmten Preis an sie abliefern. Unter diesen Umstaͤnden lassen sich die Kosten schwer genau ermitteln; doch duͤrfte folgende Schaͤzung der Wahrheit ziemlich nahe kommen. In der Gegend von La-Ferté wird den Arbeitern fuͤr einenaus dem Groben gearbeiteten Muͤhlstein von 6 Fuß imDurchmesser auf 14 Zoll Dike im Durchschnitte bezahlteine Summe von 50 Fr. Abgabe an den Grundeigentuͤmer von 15 bis 30 Fr. 23  – Vollendung der ganzen Muͤhlsteine 18  – Kosten der zur Vollendung dienenden Werkzeuge   6  – Transportkosten zu 10 Fr. per Meile und 36 Fr. fuͤr 4Meilen, im Durchschnitte 23  – ––––– Summe 220 Fr. Ein aus mehreren Stuͤken zusammengesezter Muͤhlstein kommt auf 258 Fr. zu stehen; denn das Vollenden kommt hier auf 32 statt auf 18 Fr., und ein eiserner Reifen sammt dem Gypsen kommt auf 24 Fr. zu stehen. Das 100 Stuͤk Bruchstuͤk oder Platten, aus denen man die Muͤhlsteine zusammensezt, wird zu 90 bis 150 Fr., also im Durchschnitte zu 120 Fr. bezahlt; die an den Grundeigenthuͤmer zu bezahlende Auflage betraͤgt 23 Fr. Die Groͤße der Stuͤke ist verschieden und wechselt von 14 bis 16 Zoll Laͤnge, von 8 bis 9 Zoll Breite und von 6 bis 7 Zoll Dike. Zu Montmirail schlaͤgt man die Fabrikationskosten folgender Maßen an: Abraͤumen des Sandes, der auf dem Muͤhlsteinquarzeaufliegt: 15 Tage zu 2 Fr. 50 Cent.   37 Fr. 50 C. Schneiden oder Brechen, 15 Tage zu 3 Fr.   45  –   – Abnuͤzung der Werkzeuge hiebei   25  –   – Heraufschaffen des Muͤhlsteines aus der Grube   10  –   – Abgabe an den Grundeigenthuͤmer   24  –   – Vollendung des Steines, 8 Tage zu 3 Fr.   24  –   – Abnuͤzung der Werkzeuge hiebei   15  –   – Zeichnen, Gypsen, Durchbohren des Muͤhlsteinloches   10  –   – –––––––––– Summe 186 Fr. 50 C. Die Muͤhlsteine von 5 Fuß im Durchmesser kommen beinahe eben so hoch zu stehen, wie jene deren Durchmesser 6 Fuß betraͤgt. Steine von 4 Fuß hingegen kommen nur auf 150 bis 160 Fr. Bei einem aus zwei Stuͤken zusammengesezten Muͤhlsteine muß man noch beilaͤufig 40 Fr. mehr fuͤr Arbeitslohn und 24 Fr. fuͤr den eisernen Reifen hinzuzaͤhlen, wonach sich also die Fabrikationskosten eines aus zwei Stuͤken zusammengesezten Muͤhlsteines auf 250, jene eines aus 3 bis 5 Stuͤken bestehenden auf 260, und jene eines Steines, der aus einer noch groͤßeren Anzahl von Stuͤken bestuͤnde, auf 280 Fr. beliefen. Ich habe bei diesen Berechnungen Muͤhlsteine von erster Qualitaͤt zum Grunde gelegt; die Kosten vermindern sich jedoch mit Abnahme der Qualitaͤt bedeutend, indem die schlechteren Steine mehr Kalk enthalten, und folglich nicht nur weit schneller bearbeitet werden koͤnnen, sondern auch eine weit geringere Abnuͤzung der Werkzeuge bedingen. In Saint-Martin-d'Ablois sind die Fabrikationskosten beinahe dieselben wie zu Montmirail; in Molières hingegen lassen sie sich nur auf 120 Fr. anschlagen. Zusammensezung der Muͤhlsteine aus mehreren Stuͤken. Die Bloͤke des Muͤhlsteinquarzes haben haͤufig Fehler, so zwar, daß gute aus einem Stuͤke bestehende Muͤhlsteine selten sind. Man beseitigt daher die fehlerhaften Stellen, und paßt dafuͤr sorgfaͤltig andere gute Stuͤke ein. Diese zusammengesezten Muͤhlsteine stehen mit den ganzen in gleichem Werthe: ja sie werden ihnen sogar manchmal noch vorgezogen, weil alle ihre Theile aus ausgesuchtem Quarze bestehen. Außerdem sezt man aber auch noch Muͤhlsteine aus einer bestimmten Anzahl von Stuͤken, die man in Frankreich Claveaux nennt, zusammen, und diese Steine, welche hauptsaͤchlich in Molières verfertigt werden, haben das Gute, daß sie sich leicht transportiren lassen. Man verfaͤhrt bei dieser Zusammensezung durchaus nach keiner allgemeinen Regel; sondern der Arbeiter richtet sich dabei lediglich nach den Dimensionen der ausgebeuteten Steinbloͤke. Das Einzige, was man zu beachten pflegt, ist das, daß der Theil, in welchem das Loch angebracht wird, durch welches das Korn einlaͤuft, und durch welches die Achse gestekt wird, immer aus einem einzigen Stuͤke besteht. Einige halten es fuͤr sehr vorteilhaft, wenn dieses Mittelstuͤk in dem Muͤhlsteine durch und durch geht, weil die Muͤhlsteine dann nicht so leicht, und namentlich nicht beim Aufheben zerfallen sollen; an den meisten Muͤhlsteinen findet man jedoch dieß nicht beobachtet. Die Zusammenfuͤgung der einzelnen Stuͤke geschieht gewoͤhnlich dadurch, daß man sie auf solche Weise um das Mittelstuͤk herum ansezt, daß die Winkel des lezteren mit zwei Flaͤchen an die angranzenden Stuͤke stoßen. Die Beruͤhrungsflaͤchen muͤssen einander genau angepaßt werden, weil sie sich sonst nicht genau an einander anlegen, und nothwendig Bewegungen entstehen wuͤrden, die der Festigkeit des Muͤhlsteines wesentlich schaden muͤßten. Die Vereinigung saͤmmtlicher Theile geschieht mittelst Gyps, und das Ganze wird noch durch einen eisernen Reifen von 2 1/2 bis 3 Zoll Breite zusammengehalten. Ist die Zahl der Stuͤke betraͤchtlich, wie z.B. an den englischen Muͤhlsteinen, welche aus mehreren Bruchstuͤken oder Platten (carreaux) zusammengesezt werden, so geschieht die Vereinigung durch eiserne Klammern, die an jener Flaͤche angebracht werden, welche nicht mit den Getreidekoͤrnern in Beruͤhrung kommt. Verschiedene Sorten der Muͤhlsteine. Die Guͤte der Muͤhlsteine richtet sich nach dem Verhaͤltnisse, in welchem die derben oder vollen Stellen, die man in Frankreich portans oder gardes nennt, zu den kleinen Hoͤhlen oder den sogenannten frassières stehen; so wie auch nach der Zartheit dieser lezteren, in Folge deren der Stein mehr oder weniger Widerstand leistet. Es herrscht demnach nothwendig eine so große Verschiedenheit in der Guͤte der Muͤhlsteine, daß es wohl nicht moͤglich seyn duͤrfte, auch deren nur zwei zu finden, die in jeder Hinsicht vollkommen gleich sind. Da unter diesen Umstaͤnden eine Classification der Steine mit groͤßter Schwierigkeit verbunden ist, so pflegen diejenigen, die den Handel damit betreiben, beliebige Eintheilungen zu machen, von denen sich oft eine und dieselbe auf sehr verschiedene Qualitaͤten bezieht. In La-Ferté unterscheidet man gewoͤhnlich folgende Sorten: Blaue Steine, Repphuͤhneraugen (meules œil-de perdrix). Steine mit Salzkorn (meules grain de sel), roͤthliche Steine (meules roussettes) und weiße Steine. An den blauen Steinen sind sowohl die derben, als die hohlen Stellen blaͤulich, indem der Quarz hier chalcedonartig ist. Sie sind sehr hart und daher die geschaͤztesten; sie koͤnnen in einer Muͤhle, welche taͤglich 15 Stunden lang mit 40 bis 50 Umgaͤngen in der Minute laͤuft, 35 bis 40 Jahre lang dauern, und brauchen hiebei nur selten geschaͤrft zu werden. Man darf uͤbrigens in einem Gange nicht zwei Steine von gleicher Beschaffenheit anbringen; der ruhende oder Bodenstein soll nicht so viele Hoͤhlen haben, als der Laͤufer; uͤbrigens haͤngt die Wahl der beiden Steine oder die sogenannte Verheirathung derselben von der Qualitaͤt des zu mahlenden Getreides ab. An den sogenannten Repphuͤhneraugen sind die derben Stellen schmuzig grau, die hohlen hingegen blaͤulich. Die Steine mit Salzkorn haben nur eine Farbe: naͤmlich ein schmuziges Grau, welches sich der Farbe des grauen Salzes naͤhert; man bemerkt in ihnen nichts von den chalcedonartigen blaͤulichen Theilen der beiden ersteren Sorten, und sie sind daher auch nicht so hart wie diese. Der Unterschied in der Haͤrte beruht uͤbrigens nicht auf einer eigenen Natur der Bestandtheile, sondern auf der besonderen Aggregation der einzelnen Theilchen oder Molecule. Ein guter Muͤhlstein dieser Art darf keine kalkigen Stellen enthalten. Die roͤthlichen Steine haben ihren Namen daher, weil die hohlen Stellen eine etwas okerartige Faͤrbung haben; sie sind gewoͤhnlich poroͤser als die drei vorhergehenden Sorten, und ihre Hoͤhlen sind auch viel groͤßer. Sie besizen einen weit geringeren Grad von Haͤrte und muͤssen weit oͤfter geschaͤrft werden. Man braucht bei gleicher Kraft der Muͤhle zwei rothe Steine, bis man einen blauen oder ein Repphuhnaug verbraucht; und uͤberdieß wird das Mehl mit lezterem schoͤner und feiner. Die weißen Steine gelten als die schlechtesten, denn sie verdanken ihre weiße Farbe dem beigemengten Kalke; uͤbrigens gibt es auch hier je nach dem Gehalte an Kalk sehr verschiedene Abstufungen. In Montmirail unterscheidet Hr. Binet-Buisson, der dort der einzige ist, der selbst nach dem Auslande Handel treibt, weiße, graue und rothe Muͤhlsteine, von denen er jedoch wieder Steine von erster und zweiter Haͤrte (trempe) und von 1/4, 1/3 3/4 und sehr starker Porositaͤt unterscheidet. Die weißen Steine sind hier die besten; sie bestehen ganz aus Quarz, wovon ein Theil als Achat vorhanden ist, der ihnen eine so bedeutende Haͤrte verleiht, daß sie, wie selbst einige Kaufleute von La-Ferté eingestehen, vielleicht noch die oben beschriebenen blauen Muͤhlsteine uͤbertreffen. Seine grauen Steine entsprechen den obigen Muͤhlsteinen mit Salzkorn, und seine rothen den rothen und weißen von La-Ferté; leztere enthalten haͤufig groͤßere oder kleinere Kalktheile, so daß die hohlen Stellen leicht nachgeben. Die besten Steine von Montmirail sind die weißen von erster Haͤrte und 1/4 Porositaͤt. In Saint-Martin-d'Ablois unterscheidet man bloß weiße, graue und rothe Muͤhlsteine. In Molières kennt man bloß weiße Muͤhlsteine, welche durchaus aus Quarz bestehen, allein dessen ungeachtet weder jenen von La-Ferté, noch jenen von Montmirail an Haͤrte gleichkommen. Der Grund hievon moͤchte darin liegen, daß die hohlen Raͤume so geringe Zaͤhigkeit darbieten, daß sie gegen die Reibung der Muͤhlsteine an einander keinen großen Widerstand leisten. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß in den beiden großen Centralbauten von La-Ferté und Montmirail die besten Muͤhlsteine gebrochen werden. Zu bemerken ist jedoch, daß ein großer Theil der Steinbruͤche von Montmirail fuͤr Rechnung der Kaufleute von La-Ferté ausgebeutet wird, und daß die dort gewonnenen Steine dann als Steine von La-Ferté versandt werden, weil leztere nun ein Mal einen groͤßeren Ruf genießen. Da die Marne an La-Ferté vorbei fließt, so ist von dort aus die Versendung auch leichter, besonders jene nach dem Auslande. Von Montmirail aus werden die Steine hingegen meistens zur Art nach dem Norden verfahren, wo man der hohen Transportkosten wegen lieber die wohlfeilen Steine von mittlerer Guͤte ankauft. Die Steine von erster Qualitaͤt gehen demnach beinahe alle nach La-Ferté, um von dort aus versandt zu werden; waͤhrend man zu Montmirail nur Steine von mittlerer Qualitaͤt verkauft. Dieß ist auch der Grund, warum man an lezterem Orte auch keine so großen Fortschritte in der Fabrikation machte, und warum man namentlich die kalkigen Stellen nicht beseitigt und durch rein kieselige Stuͤke ersezt; nur Hr. Vinet-Buisson macht eine Ausnahme, und sucht in seinen Erzeugnissen mit jenen von La-Ferté zu wetteifern; leider ist jedoch seine Niederlassung wegen der groͤßeren Entfernung von der Marne nicht so gut gelegen, wie jene der Haͤuser von La-Ferté. Was den Zwek betrifft, zu welchem sich die eine oder die andere Art von Muͤhlsteinen besonders eignet, so kann ich diese Frage nicht genuͤgend beantworten, indem nicht einmal die Muͤller hieruͤber einig sind. Man muͤßte vergleichsweise Versuche hieruͤber anstellen; denn die Dauer der Steine in unseren gewoͤhnlichen Muͤhlen gibt keinen genuͤgenden Maßstab zur Beurtheilung der Guͤte der Steine an die Hand, weil man kaum zwei Muͤhlen trifft, die unter vollkommen gleichen Umstaͤnden arbeiten. Als allgemeine Regel laͤßt sich jedoch aufstellen, daß die Steine ein um so weißeres Mehl und in einer bestimmten Zeit eine um so groͤßere Menge davon geben, je haͤrter sie sind. Verfolgt man den Handel, der mit den Muͤhlsteinen getrieben wird, so wird man finden, daß die haͤrtesten Steine fortwaͤhrend und ausschließlich nach England, Belgien und in die civilisirtesten Gegenden Frankreichs versandt werden, waͤhrend man in jenen Gegenden, wo man immer noch halbweißes oder schwarzes Brod genießt, nur Muͤhlsteine von geringer Haͤrte kauft. Die besten Muͤhlsteine von La-Fertè und Montmirail werden beinahe ausschließlich von den Muͤllern in der Naͤhe von Paris, von den Englaͤndern und Hollaͤndern aufgekauft. Im suͤdlichen Frankreich, wo man zum Theil von Mais oder tuͤrkischem Weizen lebt, gibt man den Muͤhlsteinen von Montmirail den Vorzug, was theils von ihrer groͤßeren Haͤrte, theils aber auch davon herruͤhrt, daß sie sich mit den in jenen Gegenden brechenden Muͤhlsteinen, deren man sich gewoͤhnlich als Bodensteine bedient, besser verheirathen. Preise und Menge der Muͤhlsteine, welche gebrochen werden. Ich fuͤhre in dieser Hinsicht an, was ich hieruͤber in Erfahrung bringen konnte. In Tarterel wird ein blauer Muͤhlstein von 6 Fuß 2 Zoll von erster Guͤte und erster Auswahl zu 1200 Fr. verkauft; dergleichen Steine sind aber sehr selten, indem ihrer jaͤhrlich nur 5–6 gefunden werden. Gleiche Steine von erster Qualitaͤt, aber von minderer Vollkommenheit kosten 700 bis 800 Fr.; solche Steine sind haͤufig und beilaͤufig der vierte Theil der zu La-Ferté verkauften Steine ist dieser Art. Die Steine von zweiter Qualitaͤt, z.B. jene mit Salzkorn, gelten im Durchschnitte 600 Fr., und die schlechtesten Steine werden selbst nicht unter 300 Fr. verkauft. Muͤhlsteine von 5 Fuß gelten ungefaͤhr um 1/4 weniger, und jene von 4 Fuß, d.h. die sogenannten englischen Steine, sind um die Haͤlfte wohlfeiler. Die 100 Stuͤke zur Zusammensezung von Muͤhlsteinen kosten 3–400 Fr. Die Quantitaͤt großer Muͤhlsteine, die jaͤhrlich zu La-Ferté verkauft, oder nach Belgien ausgefuͤhrt werden, belaͤuft sich auf 900; englische Muͤhlsteine von 4 Fuß werden 300 abgesezt; und der Verkauf der zusammengesezten Steine mag jaͤhrlich gegen 5000 betragen, da jaͤhrlich 180 bis 200,000 Stuͤke verbraucht werden, und zu einem Muͤhlsteine 36 bis 40 Stuͤke erforderlich sind. Laͤßt man die seltenen Muͤhlsteine von erster Qualitaͤt außer Berechnung, und nimmt man mit den Handelshaͤusern zu La-Ferté an, daß die Menge der drei vorzuͤglicheren Qualitaͤten beinahe in gleichem Verhaͤltnisse zu einander steht, so kann man den Werth der an diesem Orte allein abgesehen Steine folgender Maßen anschlagen:        300 Muͤhlsteine zu 800 Fr.    240,000 Fr.        300      – –   600 –    180,000  –        300      – –   300 –      90,000  –        300 englische Muͤhlsteine von 4 Fuß im mittlerenWerthe zu 350 Fr.    105,000  – 190,000 Stuͤke, das Hundert zu 350 Fr.    665,000  – ––––––––––– Summa 1,280,000 Fr. Diese Summe wird also an diesem Orte allein jaͤhrlich aus dem Erdboden gezogen; denn mit Ausnahme des angewendeten Eisens und Stahles, dessen Werth jaͤhrlich auf 82,500 Fr. angeschlagen werden kann, kommt der ganze große Rest auf Arbeitslohn und Gewinn der Unternehmer zu rechnen. Die Handelsleute zu Montmirail sind theils wegen der groͤßeren Schwierigkeit des Transportes, theils auch weil ihre Muͤhlsteine nicht in so hohem Rufe stehen, wie jene von La-Ferté, gezwungen ihre Producte um einen weit niedrigeren Preis abzugeben. Hr. Vinet-Buisson gab mir in dieser Hinsicht folgende Preise an. Weiße Muͤhlsteine von 6 Fuß 2 Zoll, von erster Haͤrte und1/2, Porositaͤt gelten 500 Fr. Dergleichen von 5 Fuß 300  – Dergleichen von 4 Fuß 200  – Graue Muͤhlsteine von 6 Fuß, von zweiter Haͤrte und 1/2Porositaͤt gelten 350  – Muͤhlsteine von dritter Qualitaͤt 300  – Muͤhlsteine von schlechtester Sorte 200  – Bruchstuͤke, das Hundert 200  – In Montmirail kommen nur sehr wenige Muͤhlsteine von erster Qualitaͤt in den Handel, indem die Kaufleute von La-Ferté sie schon im Voraus in Beschlag nehmen; und da diese sie nur zu 500 Fr. kaufen, und da die Transportkosten nach La-Ferté nur 80 Fr. betragen, so ist die Spekulation eine fuͤr sie sehr vortheilhafte. Montmirail liefert im Durchschnitte jaͤhrlich: Muͤhlsteine von erster Qualitaͤt zu 350 bis 500 Fr.   25,000 Fr.      –     von zweiter und dritter Qualitaͤt zu 250 bis 325 Fr.   81,250  –      –     von niedrigerer Qualitaͤt zu 300 bis 200 Fr.   60,000  – Bruchstuͤke zu 200 Fr. das Hundert   12,000  – ––––––––– Summa 178,250 Fr. In der Gegend von Saint-Martin-d'Ablois laͤßt sich die jaͤhrliche Produktion folgender Maßen anschlagen: Muͤhlsteine von erster Qualitaͤt zu 80 bis 500 Fr.   40,000 Fr. Muͤhlsteine von zweiter und dritter Qualitaͤt zu 320 bis300 Fr.   96,000  – Muͤhlsteine von niedrigerer Qualitaͤt zu 600 bis 200 Fr. 120,000  – Bruchstuͤke das Hundert zu 200 Fr.     2,400  – ––––––––– Summa 258,400 Fr. In Molières beutet man jaͤhrlich 2–300 Muͤhlsteine aus, wovon man folgende Qualitaͤten unterscheidet: Erste Qualitaͤt zu     250 – 300 Fr. Zweite     –     –     200 – 250 – Dritte     –     –     100 – 150 – Da nun diese drei Qualitaͤten so ziemlich in gleichen Verhaͤltnissen zu einander stehen, so gibt dieß: 100 Muͤhlsteine von erster Qualitaͤt 30,000 Fr.  –       –   –   zweiter   – 22,500  –  –       –   –   dritter     – 12,500  – ––––––––– Summa 65,000 Fr. Stellt man diese vier Orte zusammen, so ergibt sich, daß der Handel mit Muͤhlsteinen, der in ihnen betrieben wird, jaͤhrlich folgende Summen betraͤgt: In La-Ferté 1,280,000 Fr. –  Montmirail    178,250  – –  Saint-Martin-d'Ablois    258,400  – –  Molieres      65,000  – –––––––––– – Summa 1,781,650 Fr. Diese Summe verdient um so mehr Beachtung, als wenigstens die Haͤlfte davon in die Haͤnde der arbeitenden Classe der Bevoͤlkerung gelangt. Durch das franzoͤsische Mauthgesez ist die Ausfuhr ganzer Muͤhlsteine mit folgenden Zoͤllen belegt: Muͤhlsteine von 6 Fuß zahlen per Stuͤk 30 Fr.      –     von weniger als 6 bis 4 Fuß 2 Zoll per Stuͤk 20  –      –     von geringerer Groͤße 10  – Die zur Zusammensezung von Muͤhlsteinen bestimmten Bruchstuͤke hingegen zahlen gar keinen Zoll. Dieser Zoll zugleich mit dem Einfuhrzoll, der in Belgien auf die ganzen Muͤhlsteine gelegt ist, uͤbt einen sehr unguͤnstigen Einfluß auf deren Ausfuhr. Es ist dieß um so mehr zu bedauern, als gerade diese Fabrikation den Schuz der Regierung verdiente, weil die Verfertigung ganzer Muͤhlsteine nicht nur am meisten Geld traͤgt, sondern auch einen bedeutenden Verbrauch an Eisen bedingt. Man wird sich hievon uͤberzeugen, wenn man bedenkt, daß ein vollendeter Muͤhlstein im Durchschnitte auf 258 Fr. im Fabrikationspreise zu stehen kommt, waͤhrend die zur Zusammensezung eines ganzen Steines erforderlichen Bruchstuͤke nur auf 58 Fr. zu stehen kommen. Es scheint mir daher besser gerechnet, wenn die Regierung den Ausfuhrzoll der ganzen Steine verminderte, und jenen der Bruchstuͤke dafuͤr erhoͤhte. Im Jahr 1829 wurden 393, im Jahr 1830 354, im Jahr 1831 345 vollendete Muͤhlsteine aus Frankreich ausgefuͤhrt, so daß also im Durchschnitte jaͤhrlich 364 zur Ausfuhr kamen. Nimmt man diese alle zu 6 Fuß an, so ergibt dieß einen Zoll von 10,920 Fr. In Stuͤken wurden aber jaͤhrlich gegen 5000 Steine ausgefuͤhrt; wuͤrde man hierauf nur den zehnten Theil des auf die vollendeten Steine gelegten Zolles legen, so gaͤbe dieß einen Ertrag von 15,000 Fr. Ich bin uͤbrigens weit entfernt zu behaupten, daß man die Muͤhlsteinstuͤke mit einem solchen Zoll belegen sollte, daß der Preis der ganzen und jener der zusammengesezten Steine dadurch ausgeglichen wuͤrde. Denn hiedurch muͤßte die Ausbeutung der Stuͤke beinahe aufhoͤren, wenn nicht die englischen und amerikanischen Schiffe lieber Stuͤke, als ganze Steine ausfuͤhrten, indem sie erstere leicht als Ballast unterbringen koͤnnen.