Titel: Bericht des Hrn. Th. Olivier über die hölzernen Zirkel des Hrn. Robin, Kunstschreiner in Paris, rue de la Harpe, No. 10.
Fundstelle: Band 57, Jahrgang 1835, Nr. LXXIII., S. 347
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LXXIII. Bericht des Hrn. Th. Olivier uͤber die hoͤlzernen Zirkel des Hrn. Robin, Kunstschreiner in Paris, rue de la Harpe, No. 10. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. Maͤrz 1835, S. 112. Mit Abbildungen auf Tab. V. Bericht uͤber Robin's hoͤlzerne Zirkel. Hr. Robin hat der Gesellschaft hoͤlzerne Zirkel vorgelegt, die er statt der gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen eisernen und messingenen in Anwendung gebracht wissen will. Er theilt seine Fabrikate in drei Classen, wovon die erste aus 7, jede der beiden lezteren hingegen aus 6 Nummern besteht. Die Zirkel der ersten Classe haben einen sogenannten inneren Fixator, und Schenkel von einem Meter, 75, 60 und 40 Centimeter Laͤnge. Die Laͤnge der Schenkel, so wie die Verschiedenheit des Holzes, aus welchem sie gearbeitet sind, und welches entweder aus Spierlings-, Nuß- oder Buchenholz besteht, bestimmen die 7 verschiedenen Nummern dieser Classe. Jede Nummer hat ihren eigenen Preis, der von Nr. 1 abwaͤrts niedriger wird. Die Zirkel der zweiten Classe haben einen Kreisbogen, der hier dieselben Dienste vertritt, wie bei der ersten Classe der innere Fixator: d.h. er erhaͤlt die Arme auf der Entfernung, die man ihnen gibt, und bewirkt, daß sie sich, waͤhrend man sich des Zirkels bedient, weder einander naͤhern, noch von einander entfernen koͤnnen. Die Zirkel dieser Classe sind saͤmmtlich aus Nußbaumholz verfertigt. Die Zirkel der dritten Classe sind sogenannte Stangenzirkel, deren Stange bald 1 Meter 5 Centimeter, bald 75 Centimeter lang ist. Die 6 Nummern dieser Classe richten sich nach dem Unterschiede ihrer Preise, welche durch die Zahl der dazu gehoͤrigen Theile, wie z.B. einer Reißfeder, eines Bleistifthaͤlters etc. bedingt werden. Die hoͤlzernen Zirkel des Hrn. Robin sind wohlfeiler, als die eisernen und messingenen; denn ein Zirkel der ersten Classe von Nr. 1 oder einem Meter Laͤnge kostet 20 Fr., und einer von 40 Centim. Laͤnge oder von Nr. 7 nur 5 1/3 Fr. Ein Zirkel zweiter Classe von Nr. 1 oder 55 Centimeter Laͤnge kommt auf 3 1/2 Fr., und einer von Nr. 6 oder 35 Centimeter Laͤnge nur auf 1 Fr. 75 Centim. Ein Stangenzirkel von Nr. 1 und 1,05 Met. Laͤnge kostet 5 Fr., waͤhrend einer von 75 Centim. Laͤnge auf 2 Fr. zu stehen kommt. Alle diese Zirkel sind gut gearbeitet, und werden eben so gute Dienste leisten, als die metallenen; sie sind uͤberdieß auch leichter und daher bequemer zu handhaben. Besondere Beachtung von Seile der Commission fand aber auch der Erfindungs- und Ordnungsgeist, der in den Arbeiten des Hrn. Robin herrscht. Saͤmmtliche Theile der Zirkel sind naͤmlich nummerirt, und nach Modellen verfertigt, so daß, wenn ein Stuͤk verloren geht, der Arbeiter leicht ein vollkommen aͤhnliches um niedrigen Preis nachschaffen kann, indem Hr. Robin auf Verlangen auch solche einzelne Stuͤke abgibt. Die hoͤlzernen Stangen der Stangenzirkel werden mit einem Zieheisen aus starkem Eisenbleche, in welchem sich 12 bis 15 Loͤcher von verschiedenem Durchmesser befinden, verfertigt. Diese Loͤcher sind an ihrem Umfange mit Einschnitten versehen; die Groͤße der Zaͤhne vermindert und deren Zahl vermehrt sich vom ersten bis zum lezten Loche, welches selbst keine Einschnitte oder Zahne hat. Der Arbeiter zieht die Stange, welche anfangs achtekig ist, nach einander durch diese Loͤcher, wobei er sie, indem er sie gegen sich anzieht, abwechselnd nach der einen und dann nach der entgegengesezten Seite dreht, damit die im Umfange des Loches des Zieheisens befindlichen Zaͤhne auf der Oberflaͤche der hoͤlzernen Stange Spirallinien beschreiben, die sich nach entgegengesezter Richtung winden. Auf diese Weise ist es Hrn. Robin gelungen, vollkommen cylindrische und gerade, hoͤlzerne Stangen zu verfertigen. Die Charniere dieser Zirkel bestehen aus Messing, und die beiden Stuͤke, aus denen sie zusammengesezt sind, werden in Modeln gegossen. Die zu deren Aufnahme dienenden Zapfenloͤcher werden in dem Holze der Zirkel mittelst eines Senkkolbens angebracht. Hr. Robin suchte die einzelnen Stuͤke oder Theile, aus denen seine Zirkel bestehen, auf die moͤglich einfachste, schnellste und wohlfeilste Weise zu verfertigen, unbeschadet der noͤthigen Genauigkeit derselben. Ihm verdankt man bereits die bequemen sogenannten Champignons zum Transporte der Frauenzimmerhuͤte, die nur einen Franken per Stuͤk kosten; 50 verschiedene Arten von Reisestiefelziehern, die sich in einen so kleinen Raum zusammenlegen lassen, daß man sie leicht in jedem Mantelsake unterbringen kann; die zerlegbaren Ausklopfapparate, und eine Menge anderer Vorrichtungen, welche saͤmmtlich beweisen, daß er eben so viel Geschmak als Erfindungsgeist besizt. Die Commission schlaͤgt daher vor, die Zirkel des Hrn. Robin durch den Bulletin bekannt zu machen; dem Erfinder 200 Exemplare dieses Berichtes zuzustellen, und ihm den Dank der Gesellschaft zu bezeugen. Fig. 60 zeigt einen großen Zirkel mit innerem Fixator aus Spierlingsholz geoͤffnet und von Vorne. Fig. 61 stellt einen hoͤlzernen Zirkel mit einem Kreisbogen vor. Fig. 62 ist ein Zirkel mit cylindrischer Stange. Fig. 63 zeigt den Fixator einzeln fuͤr sich von Vorne und im Profile. Fig. 64 zeigt das Ende eines Schenkels mit seiner Schaukelspize und einem Bleistifthaͤlter. Fig. 65 ist ein Schraubenring, womit der Bleistifthaͤlter der Zirkel Fig. 2 und 3 angezogen wird. Fig. 66 zeigt eine Zirkelspize fuͤr sich allein. Fig. 67 zeigt die Laufbuͤchse des Stangenzirkels von Vorne. Fig. 68 ist die Reißfeder. A, B sind die hoͤlzernen Schenkel des großen Zirkels mit innerem Fixator, welche durch das Charniergelenk C mit einander verbunden sind. D, D' ist der innere Fixator, welcher aus zwei messingenen, an den Schenkeln A, B angebrachten Staͤben besteht; sie haben einen gebogenen Falz und werden durch eine Schraube E zusammengehalten. F ist die fixirte Spize mit ihrem Sokel. G ein Zapfenband, in welchem sich der Bleistifthaͤlter H oder die Spize I schwingt, je nachdem man sich des einen oder des anderen bedienen will. K, L sind die Schenkel des Zirkels mit dem Kreisbogen, welche gleichfalls durch ein messingenes Charniergelenk mit einander verbunden sind. M ein Kreisbogen, der durch einen Schenkel des Zirkels geht, und den man mittelst einer Drukschraube in jeder beliebigen Stellung befestigen kann. N eine cylindrische Stange, in der sich unten ein Falz befindet, in welchem sich der Laͤnge nach der bewegliche Kopf O schiebt. P der an dem Ende dieser Stange angebrachte fixirte Kopf. a ist ein im Bogen laufender Falz an der Stange D' des Fixators, welcher zur Aufnahme der Drukschraube E dient. b eine Daumenschraube, womit man den Bleistifthaͤlter H oder die Spize I, welche sich in dem Zapfenbande G bewegen, beliebig feststellen kann. c das messingene Charniergelenk des Zirkels mit dem Kreisbogen. d eine Drukschraube, womit der Kreisbogen M an den Schenkel K angedruͤkt wird. e eine eiserne, in den Bleistifthaͤlter f gestekte Spize, welche man noͤthigen Falles durch einen Bleistift ersezen kann. g ein Ring, der den Bleistifthaͤlter umfaßt. h die Schraube dieses Ringes, womit der Bleistifthaͤlter angezogen wird. i die Drukschraube, womit man den beweglichen Kopf O an der cylindrischen Stange N feststellen kann. Die Schenkel des Zirkels Fig. 60 werden mittelst zweier messingener Zapfen k, k, welche den Kopf des Zirkels bilden, und in dessen Holz eingelassen sind, zusammengehalten; durch sie geht eine eiserne Spindel, und diese ist mit zwei messingenen Scheiben l ausgestattet, die sich zur Verminderung der Reibung gegen Zinkscheiben stemmen. Diese lezteren stemmen sich ihrerseits wieder gegen die hoͤlzernen Scheiben m, die unmittelbar auf den Koͤpfen k ruhen. Das Ende der Spindel ist mit einem Schraubengewinde versehen, welches zur Aufnahme der einen der Scheiben l dient; diese leztere bildet gleichsam eine Schraubenmutter, und ist mit zwei Loͤchern ausgestattet, in welche der Schluͤssel eingepaßt wird. Der Fixator D besteht aus zwei aus Messing gegossenen Staͤben, die sich in die Dike der Schenkel des Zirkels einsenken, und deren Enden, welche mit Zapfenbaͤndern versehen sind, durch Zapfen, um die sie sich drehen, festgehalten werden. Diese Staͤbe sind mittelst einer durch sie hindurchlaufenden Achse mit einander vereinigt; der eine hat uͤberdieß einen im Bogen laufenden Falz a, in welchen die Drukschraube E einpaßt, damit man den Zirkel solcher Maßen in seiner Stellung fixiren kann. Der andere Stab ist mit einer Schraubenmutter versehen, welche das Ende der Schraube aufnimmt. An den Enden der Schenkel sind mittelst Schrauben die beiden messingenen, vierekigen Scheiden o, o angebracht, von denen die eine fixirte eiserne Spize F, die andere hingegen ein Zapfenband fuͤhrt, in welchem ein Stuͤk angebracht ist, welches an dem einen Ende eine Spize, an dem anderen hingegen einen Bleistifthaͤlter bildet. Die Schenkel des Zirkels werden mit dem Schlichthobel, die Zapfenloͤcher seines Kopfes so wie jene, in welche der Fixator eingepaßt wird, hingegen mit dem kreisrunden Senkkolben gearbeitet. Die Zapfen werden mittelst Modellen geschnitten und die Loͤcher mittelst eines Senkkolbens, der sich auf einer im Kreise bewegten Flaͤche umdreht, ausgebohrt. Die hoͤlzernen Scheiben, welche gleiche Dike haben muͤssen, werden mittelst einer Art von Bohrspize ausgeschnitten, und eben so auch die Zinkscheiben. Die Staͤbe des Fixators werden aus dem Diken gefeilt, an den Enden abgeschliffen und mit einem Falzen versehen, der eine Bahn von 190° gibt. Die Drukschraube wird auf die gewoͤhnliche Weise verfertigt; es wird eine Schulter daran angebracht, die auf einer kleinen Zinkplatte ruht; das Ende der Schraube wird von einer eisernen Schraubenmutter aufgenommen, die in einen der Staͤbe des Fixators eingelassen ist. Die beiden zinkenen Zapfenbaͤnder werden auf einer Drehedoke ausgetieft. Die messingenen Sokel oder Scheiden werden auf der Drehebank verfertigt, damit ihre Basis und ihr Scheitel parallel werden. Sie haben unten ein Schraubengewinde, in welches die gewuͤnschten Stuͤke eingeschraubt werden. Die beiden mit Stahl besezten Spizen werden geschmiedet, geschweißt und gefeilt; ihr oberer Theil ist mit einem Schraubengange versehen, womit sie in den Sokel eingeschraubt werden koͤnnen. Der Zirkel mit dem Kreisbogen, Fig. 61, der sich auf die angegebene Weise von dem Zirkel mit innerem Fixator unterscheidet, wird auf dieselbe Weise verfertigt. Die Stangen der Stangenzirkel werden auf die bereits oben angegebene Methode mit Zieheisen verfertigt. Der Falz, in welchem sich der bewegliche Kopf zu schieben hat, wird angebracht, indem man die Stange der Wirkung eines an einem beweglichen Wagen aufgezogenen Senkkolbens aussezt. Die hoͤlzernen Koͤpfe des Zirkels werden auf der Drehebank verfertigt; man bohrt in sie unten ein Loch, welches zur Aufnahme der beiden Sokel der Spizen dient, und ein anderes seitliches Loch, durch welches die Stange gestekt wird. Der eine der Koͤpfe wird an der Stange befestigt, der andere ist beweglich, und wird innen mit einer messingenen Buͤchse p, Fig. 67, ausgefuͤttert, deren Umfang mit einer Saͤge gespalten wird, damit sie unter dem Druke der Schraube eine gewisse Biegsamkeit aͤußern kann. Ein Zapfen q, welcher in das Innere des beweglichen Kopfes dringt, tritt in den Falz der Stange, und verhindert solcher Maßen alle Abweichung der Buͤchse von der Stange. Das Loch der Drukschraube, welches oben am beweglichen Kopfe angebracht ist, ist so eingerichtet, daß es eine messingene, mit einem Hohlstempel verfertigte Schraubenmutter aufnehmen kann. An dem unbeweglichen Kopfe wird eine Spize, und an dem beweglichen ein Bleistiftsthalter, oder eine Spize oder eine Reißfeder angebracht, je nachdem man dieser oder jener bedarf.

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Tafel Tab.
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