Titel: Ueber den Kattundruk; von Thomas Thomson, Professor der Chemie an der Universität von Glasgow.
Fundstelle: Band 58, Jahrgang 1835, Nr. VII., S. 47
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VII. Ueber den Kattundruk; von Thomas Thomson, Professor der Chemie an der Universitaͤt von Glasgow. (Aus den Records of general Science by Rob. Thomson, Januar, Maͤrz und Mai 1835.) Thomson, uͤber den Kattundruk. Die Kunst, auf Zeuge zu druken, besteht darin, eine oder mehrere Farben auf gewissen Theilen eines Zeuges anzubringen, so daß sie Blaͤtter, Blumen etc. vorstellen. Die Schoͤnheit des Fabrikats haͤngt eben so sehr von der Eleganz des Musters, als von der Lebhaftigkeit und dem Contrast der Farben ab. Die Verfahrungsarten gelten nicht bloß fuͤr die Baumwollenzeuge, sondern auch fuͤr die Leinen-, Seiden- und Wollenzeuge; da sie sich aber im Allgemeinen ziemlich gleich bleiben, so begnuͤge ich mich hier diejenigen mitzutheilen, welche fuͤr die Baumwollenzeuge angewandt werden, weil ich mit denselben am meisten vertraut bin. Meine Abhandlung ist jedoch bloß als eine Skizze dieser VerfahrungsartenIch verdanke der Guͤte meines Freundes Walter Crum, Kattunfabrikanten in der Nahe von Glasgow, alle meine Kenntnisse in diesem Industriezweige; er erklaͤrte mir seine Verfahrungsarten ohne allen Ruͤkhalt.A. d. O., so wie sie gegenwaͤrtig in den Kattundrukereien zu Glasgow und dessen Umgegend ausgeuͤbt werden, zu betrachten.Der Verfasser scheint diese Abhandlung, wovon im Maihefte der Annales de Chimie et de Physique auch eine franzoͤsische Uebersezung erschienen ist, hauptsaͤchlich in der Absicht geschrieben zu haben, wissenschaftlich gebildeten Chemikern einen Begriff von dem Verfahren beizubringen, welches man gegenwaͤrtig in den Kattundrukereien befolgt, um die verschiedenartigen Artikel darzustellen; im Original sind auch gedrukte und gefaͤrbte Zeugmuster eingeschaltet. Wir haben seine Angaben bei den Methoden, welche erst in den lezten Jahren zur Befestigung gewisser organischer und mineralischer Farbstoffe auf den Zeugen entdekt und im Großen angewandt wurden, zu ergaͤnzen versucht, und verweisen uͤbrigens diejenigen, welche sich weiter uͤber diesen Industriezweig belehren wollen, auf Bancrofts englisches Faͤrbebuch, herausgegeben von Dingler und Kurrer (Nuͤrnberg bei Schrag 1817), auf die deutsche Ausgabe von Vitalis' Faͤrbebuch (Stuttgart 1824, in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung), so wie auf die zahlreichen Abhandlungen uͤber einzelne Gegenstaͤnde der Faͤrberei und Zeugdrukerei, welche in den verschiedenen Baͤnden des Polytechn. Journals mitgetheilt wurden, woruͤber man bloß die Register nachzuschlagen braucht, und besonders noch auf den Aufsaz Laugiers uͤber die Baumwollfaͤrberei, Bd. XLVII. S. 122., und Chevreuls allgemeine Theorie der Faͤrbekunst, Bd. LIV. S. 343; ferner auf Dinglers Journal uͤber die Ziz-, Kattun- und Indiennenbrukerei. 2 Bde., dessen Neues Journal, 3 Bde.; dessen Magazin der Faͤrbekunst, 4 Bde. 1818. Empfehlenswerth ist auch das Manuel du fabricant d'indienes: par Thillaye, Paris 1834.A. d. R. Vorbereitende Operationen. Nach dem Weben nimmt man mit dem Baumwollenzeuge mehrere Operationen vor, wodurch er erst zum Druk geeignet wird. Er wird naͤmlich gesengt und gebleicht. Durch das Sengen werden die Fasern beseitigt, welche auf seiner Oberflaͤche hervorstehen; es besteht darin, daß man den Zeug schnell uͤber eine rothgluͤhende eiserne Walze passirt, die alle Haare oder hervorstehenden Fasern wegbrennt, ohne ihn sonst zu beschaͤdigen. In den lezten Jahren hat man das rothgluͤhende Eisen sowohl in Manchester als in Glasgow durch einen sehr sinnreichen Steinkohlengasapparat ersezt. Das Bleichen der Baumwolle besteht in der Hauptsache aus vier verschiedenen Operationen. 1) Kochen des Zeugs mit Kalk und Wasser, worauf er vollkommen ausgewaschen wird. 2) Eintauchen in eine Aufloͤsung von Chlorkalk waͤhrend mehrerer Stunden, worauf er rein gewaschen wird. 3) Kochen in einer Aufloͤsung von amerikanischer Potasche. Seitdem der Zoll auf Kochsalz aufgehoͤrt hat, wurde jedoch die Soda (und folglich auch das Aeznatron) so wohlfeil, daß es die Perlasche nach und nach verdraͤngte.Jezt wenden die Bleicher meistens rohe (calcinirte) Soda an, denn da die krystallisirte Soda 62 1/2 Procent Wasser enthaͤlt, so erhoͤht dieß sehr die Fracht, und der wirksame Alkaligehalt der unreinen Soda laͤßt sich ja sehr leicht bestimmen.A. d. O. Der Zeug ist nun beinahe ganz gebleicht; er braucht bloß noch durch Wasser genommen zu werden, welches ungefaͤhr vier Procent Schwefelsaͤure enthaͤlt. Man braucht im Durchschnitte zwei Tage zum Bleichen der Baumwollenzeuge; wenn aber groͤßere Eile noͤthig ist, wird das Bleichen und Calandriren nicht selten in vierundzwanzig Stunden beendigt.Diese Bleichmethode ist jedoch nur bei solchen Zeugen anwendbar, die nicht im Krapp gefaͤrbt werden. Wir verweisen in Bezug auf leztere besonders auf die neueste Abhandlung des Hrn. Schwarz im Polyt. Journal Bd. LVII. S. 290.A. d. R. Druken. Das Druken geschieht theils mit Drukformen (Kloͤzen), theils mit Walzen. Die Drukformen bestehen aus Maulbeerfeigenholz oder aus Tannenholz mit einem aufgeleimten Stuͤke des ersteren, auf welches das Muster eingeschnitten ist, so daß die abzudrukenden Stellen erhaben sind; bei sehr feinen Dessins bedient man sich kleiner Stuͤke Kupferblechs und Drahts, welche in die Form eingesezt werden.In Deutschland bedient man sich des Birnbaum- und Buxholzes und Messingdraͤhte und Bleche von Messing.A. d. R. Beim Walzendruk bedient man sich einer 3' langen und 4–5'' diken Walze, in welche das Muster gravirt ist. Diese Walze bedrukt waͤhrend ihrer Umdrehung den Zeug, und nimmt dabei auch immer von dem Mordant oder der Farbe wieder auf, so daß mehrere Zeugstuͤke ohne Unterbrechung hinter einander weggedrukt werden, und zwar geschieht dieß jezt nicht mehr bloß mit einer, sondern haͤufig mit drei Farben zugleich. Man wendet auch in den Kattundrukereien haͤufig ein dem gewoͤhnlichen Kupferdruk aͤhnliches Verfahren an; das Muster ist naͤmlich auf eine Kupfertafel vertieft eingegraben, auf welcher die Farbe ausgebreitet wird, worauf man sie durch eine genau auf der Platte hinstreichende Klinge (Streichmesser) so weit wegnimmt, daß sie nur in den Vertiefungen zuruͤkbleibt. Bei allen diesen Methoden ist die Behandlung des Zeugs in der Hauptsache dieselbe. Man wendet den Druk hauptsaͤchlich an, um die Zeuge mit Mordants zu bedruken; die bedrukten Stellen ziehen dann beim Faͤrben allein den Farbstoff an, waͤhrend die anderen weiß bleiben. Bisweilen werden auch Saͤuren oder andere Koͤrper auf schon gefaͤrbte Zeuge aufgedrukt, um entweder die Farbe von gewissen Stellen, welche weiß bleiben sollen, wegzunehmen, oder ihnen an diesen Stellen eine andere Farbe zu ertheilen. Bisweilen werden auch gewisse Substanzen (sogenannte Reservagen) auf Zeuge aufgedrukt, welche beim nachherigen Ausfaͤrben in der Indigkuͤpe das Anfaͤrben der bedrukten Stellen verhindern. Sehr haͤufig werden auch Mordants und Farbstoffe mit einander auf Zeuge aufgedrukt. Wir wollen nun vor Allem eine Skizze dieser verschiedenen Substanzen geben. I. Von den Mordants. Unter Mordants (Beizen) versteht man gewisse Substanzen, womit der Zeug vor dem Faͤrben bedrukt wird, um die Farbe zu befestigen, welche auf dem bloßen Zeuge nicht haften, sondern beim Waschen oder am Licht verschwinden wuͤrde. Dieser Name (von mordre, beißen) verdankt seinen Ursprung der aͤlteren falschen Vorstellung, daß diese Stoffe bloß mechanisch wirken, naͤmlich zerfressend, und bloß dazu dienen, die Poren des Zeuges zu oͤffnen, damit der Farbstoff in sie hineindringen kann. Jezt weiß man, daß ihre Wirkung eine chemische ist, und auf der Verwandtschaft beruht, welche diese Substanzen zugleich zur Faser des Zeugs und zu dem Farbstoff haben. Folgende drei Beizen sind die gebraͤuchlichsten in den Kattundrukereien: 1) Alaunerdemordant. Man bereitet denselben, indem man Alaun in Wasser aufloͤst und mit essigsaurem Kalk zersezt. Die Fluͤssigkeit hat ein specifisches Gewicht von 1,08 und enthaͤlt ungefaͤhr eben so viel unzersezten Alaun, als sie aufgeloͤst enthalten kann. Fuͤr besondere Zweke bereiten sich die Kattundruker einen Mordant durch Zersezung von drei Theilen essigsauren Bleies mir vier Theilen Alaun. Derselbe ist ein Gemisch von essigsaurer Alaunerde und Alaun; denn es bleibt ungefaͤhr der dritte Theil des Alauns unzersezt. Wenn man diesen Mordant auf Zeuge aufdrukt, zersezt sich ein Theil der essigsauren Alaunerde und selbst des Alauns, und die freie Alaunerde wird von der Faser so festgehalten, daß sie durch Aufwaschen nicht entfernt werden kann. Um die Menge der Alaunerde, welche ein Baumwollenzeug zuzuhalten kann, zu bestimmen, verschaffte ich mir einen zum Tuͤrkischrothfaͤrben bestimmten Baumwollenzeug; 1000 Gran desselben lieferten (vor dem Alaunen) beim Verbrennen eine Asche, welche 0,4 Gran Alaunerde enthielt; nach dem Alaunen und Faͤrben erhielt ich aber aus dergleichen Menge Zeug 8 Gran Alaunerde. Das 1000 Gran wiegende Zeugstuͤk hatte eine Laͤnge von 1 Yard 5 2/3 Zoll und eine Breite von 33 Zoll. Ein Zeugstuͤk von 1386 Quadratzoll (oder vielmehr von 2772 Quadratzoll, weil beide Seiten desselben alaunt worden sind) hatte sich also mit 7,6 Gran Alaunerde verbunden; jeder Quadratzoll des Zeugs folglich mit ungefaͤhr 6/370 Gran. 1000 Gran desselben Zeuges wurden so blaß tuͤrkischroth gefaͤrbt, als man es nur immer zu thun pflegt, und dann verbrannt; die Asche enthielt 0,8 Gran Alaunerde; zieht man hievon die der Baumwollfaser angehoͤrigen 0,4 Gran Alaunerde ab, so bleibt 0,4 Gran fuͤr die Menge, welche sie beim Alaunen davon aufnahm. In diesem Falle hatte sich jeder Quadratzoll der Oberflaͤche des Zeuges mit 0,00012 Gran Alaunerde oder weniger als 1/8000 Gran verbunden. So klein diese Quantitaͤt Alaunerde auch ist, so reicht sie doch zur Befestigung des Farbstoffs hin, denn als ich nicht alaunten Zeug mit Krapp faͤrbte, konnte ich die Farbe leicht mit Wasser wegwaschen. Wenn der ganze Zeug gleichmaͤßig gefaͤrbt werden soll, so wird diese Beize nicht verdikt; will man aber nur bestimmte Stellen damit bedruken, so muß man sie je nach der Art des Musters mit Mehl, geroͤsteter Staͤrke oder arabischem Gummi verdiken. 2) Zinnoxyd. Das Zinnoxyd wird sehr haͤufig als Mordant angewandt. Der Farbstoff wird vorher mit ihm vermischt, und beide werden gemeinschaftlich aufgedrukt. Dergleichen Farben nennt man gewoͤhnlich Tafelfarben.Man ist allgemein der irrigen Meinung, daß die Fluͤchtigkeit der Tafelfarben von der Art herruͤhrt, wie sie aufgedrukt werden. Die wahre Ursache derselben ist aber die, daß sie aus Substanzen bestehen, die veraͤnderlicher sind und leichter angegriffen werden, als die Krappfarben. Wenn man z.B. Zeuge mit Fernambukholz faͤrbt, so wirken Licht und Seife auf die Farbe eben so, wie auf Fernambuk-Tafelroth.A. d. O. Man laͤßt das Gemisch auf dem Zeuge austroknen und waͤscht denselben dann bloß in Wasser aus. Dergleichen Farben werden von Seife, Licht etc. sehr leicht angegriffen, daher man im gemeinen Leben die Tafelfarben auch fluͤchtige Farben nennt. Auf diese Art drukt man Roth mit Fernambuk-Rothholz und Cochenille, Violett mit Blauholz und Gelb mit Kreuzbeeren. Salzsaures Zinnoxyd (Zinnchlorid) wird haͤufig bei der Darstellung der sogenannten Dampffarben angewandt. Man zersezt und verwandelt es dabei in Zinnoxydkali. Man traͤnkt naͤmlich den ganzen Zeug mit Zinnoxydkali und troknet ihn, worauf man ihn in eine Aufloͤsung von Salmiak oder schwefelsaurer Bittererde (gewoͤhnlich aber nur in sehr schwache Schwefelsaͤure) taucht, um das Zinnoxyd darauf niederzuschlagen. Dann werden die verschiedenen Farbstoffe, mit Staͤrke verdikt, auf den Zeug aufgedrukt und derselbe wird nun gedaͤmpft. Durch die gemeinschaftliche Einwirkung der Feuchtigkeit und Hize verbindet sich der Farbstoff mit dem Oxyd und wird dadurch unaufloͤslich. Es ist hiebei nie so viel Wasser zugegen, daß der Farbstoff weggefuͤhrt werden koͤnnte, ehe er sich mit dem Mordant verbunden hat. 3) Eisenoxyd. Dieses Metalloxyd wird haͤufig als Mordant angewandt, und zwar im Zustande von essigsaurem Eisenoxydul, welches man durch Aufloͤsen des Eisens in Holzsaͤure erhaͤlt. Wenige Tage nach dem Aufdruken verliert es an der Luft, besonders feuchter, seine Essigsaͤure und geht in Eisenoxyd uͤber. Essigsaures Eisen von 1,05 specifischem Gewicht liefert mit Krapp ein Schwarz. Wenn man die Staͤrke der Eisenbeize und die Quantitaͤten der Farbstoffe verschieden abaͤndert, erhaͤlt man mannigfaltige Nuͤancen von Lila's. Eben so erhaͤlt man verschiedene Nuͤancen von Roth, vom Braunroth bis zum Rosenroth, indem man den Alaunerdemordant wehr oder weniger concentrirt anwendet. Braun erhaͤlt man, wenn ein Gemisch von Alaunerde- und Eisenmordant in Krapp gefaͤrbt wird. Indigo, Manganoxyd, Katechu etc. sind Farben, welche sich mit dem Zeuge ohne Beihuͤlfe eines Beizmittels verbinden koͤnnen. II. Aezbeizen. Die meisten Pflanzenfarben befestigen sich nur durch Beizen auf dem Zeuge; die Metalloxyde, welche dieß fuͤr sich thun, behalten ihre Verwandtschaft zu denselben nur auf einer besonderen Oxydationsstufe bei.Beinahe alle Substanzen, welche in aufgeloͤstem Zustande auf Zeuge aufgetragen, entweder durch Faͤllung oder freiwillige Zersezung unaufloͤslich werden koͤnnen, bleiben in dem Zeuge zuruͤk, wenn dieser gewaschen wird. Das Wasser nimmt also das Mangan eigentlich nicht als Manganoxydul weg, sondern das salzsaure Zinnoxydul, welches man zum Wegaͤzen des braunen Manganoxyds benuzt, reducirt dasselbe und verwandelt es zugleich in aufloͤsliches salzsaures Mangan.A. d. O. So wird Krapp durch Alaunerde und Cochenille durch Zinnoxyd befestigt. Mangan bleibt mit dem Zeuge nur im Zustande von Sesquioxyd verbunden, und wird in dem Augenblike durch Wasser weggeschafft, wo es auf Oxydul reducirt worden ist. Wenn man also eine Farbe vom Zeuge wegaͤzen will, so wendet man eine Substanz an, welche den Mordant aufloͤsen oder das Oxyd (oder den Farbstoff, wenn kein Mordant vorhanden ist) desoxydiren kann. Die Aezbeizen sind also entweder Saͤuren, oder Substanzen, welche eine starke Verwandtschaft zum Sauerstoff haben. Man wendet hauptsaͤchlich folgende an: 1) Citronensaͤure wird haͤufig benuzt, um Alaunerde und Eisenoxyd an gewissen Stellen wegzuaͤzen, damit diese beim nachherigen Faͤrben weiß bleiben. Man erhaͤlt sie durch Abdampfen des Citronensaftes; fuͤr den Walzendruk verdikt man sie mit Gummi, fuͤr den Handdruk mit Gummi und Pfeifenthon. Manchmal sezt man noch, um ihre Wirkung zu erhoͤhen, doppeltschwefelsaures Kali oder Schwefelsaͤure zu. Bisweilen wird die Citronensaͤure zuerst auf den weißen Zeug gedrukt, und nachher erst der Alaunerde- oder Eisenmordant in schwach verdiktem Zustande. Der Zeug muß in diesem Falle schnell getroknet werden, damit die mit Saͤure bedrukten Desseins nicht austreten. Oefters noch wird der Zeug zuerst mit den Mordants gebeizt, worauf man die Saͤuren aufdrukt. In beiden Faͤllen muß der Zeug nachher durch heißes Wasser, worin Kuͤhkoth vertheilt ist, passirt und vor dem Troknen gut ausgewaschen werden. Hiebei werden die Mordants von allen Stellen, wo Saͤure aufgedrukt wurde, beseitigt, so daß dieselben nach dem Faͤrben des Zeuges weiß bleiben. 2) Weinsteinsaͤure wird mit Gummi verdikt, auf tuͤrkischrothe Zeuge aufgedrukt, die man dann durch eine Chlorkalkaufloͤsung nimmt; die Saͤure entwikelt an den Stellen, wo sie sich befindet, sogleich Chlor, wodurch die Farbe augenbliklich gebleicht wird, waͤhrend alles Uebrige roth bleibt. Drukt man mit der Weinsteinsaͤure zugleich Bleioxyd auf, und nimmt dann den im Chlorkalkbade gewesenen Zeug durch eine Aufloͤsung von saurem chromsaurem Kali, so faͤrben sich die sonst weiß bleibenden Stellen durch chromsaures Bleioxyd schoͤn gelb. Dieser schoͤne Proceß wird aber nicht bloß beim Tuͤrkischroth angewandt. 3) Eisenchloruͤr oder salzsaures Eisenoxydul wird angewandt, um auf manganbraunem Grunde (Bistres) Orange hervorzubringen. Es desoxydirt naͤmlich das Mangan, welches sich mit der Saͤure des Eisensalzes dann zu salzsauren, Manganoxydul verbindet, waͤhrend das entstandene Eisenoxyd mit seiner eigenthuͤmlichen Farbe (Rostgelb oder Orange) niederfaͤllt und mir der Faser verbunden bleibt. Schwefelsaures Eisenoxydul wird zu mannigfaltigen Zweken angewandt. Es desoxydirt den Indigo in der Indigokuͤpe und macht ihn in Kalkwasser aufloͤslich. Es liefert durch Zersezung mit Alkalien verschiedene gelbe Nuancen und gibt mit Blauholz ein gutes Tafelschwarz. 4) Salzsaures Zinnoxydul (Zinnchloruͤr) desoxydirt den braunen Mangangrund, wenn man es auf denselben aufdrukt, und macht die Stelle weiß; vermischt man es noch mit anderen Farbstoffen, so erhaͤlt man an der Stelle des zerstoͤrten Manganbrauns sogleich eine andere Farbe, z.B. mit Fernambukholz oder Cochenille Rosaroth, mit Campecheholz Violett, mit Berlinerblau Blau. Um Chromgelb auf manganbraunem Grunde hervorzubringen, vermischt man das Zinnsalz mit schwefelsaurem Blei, verdikt das Gemisch mit gebrannter Staͤrke und drukt es auf. Sobald es troken ist, kann man das Stuͤk waschen, um das salzsaure Mangan wegzuschaffen; das schwefelsaure Blei bleibt hingegen in Folge seiner Verwandtschaft im Zeuge zuruͤk. Lezterer wird nun durch Kalkwasser und dann durch saures chromsaures Kali gezogen, wodurch sich alle bleioxydhaltigen Stellen gelb faͤrben. Eben so wie den Mangangrund (Bistregrund) aͤzt das salzsaure Zinnoxydul auch den mit Eisenoxyd dargestellten rostgelben Grund weg. Diese Eigenschaft des Zinnsalzes, das Eisenoxyd in ein aufloͤsliches Oxydulsalz zu verwandeln, wird bisweilen auch benuzt, um auf den dunklen Boͤden, welche man mit Eisenbeize und Quercitron erhaͤlt, gelbe Desseins zu erzeugen, indem man es aufdrukt und das entstandene salzsaure Eisenoxydul auswaͤscht; das Quercitronpigment verbindet sich nun mit dem Zinnoxyd anstatt des Eisenoxyds und gibt Gelb. Manchmal wird das salzsaure Zinnoxydul auch angewandt, um auf Boͤden, die mit doppeltchromsaurem Blei orange gefaͤrbt sind, weiß zu aͤzen. Es reducirt naͤmlich die Chromsaͤure zu Oxydul; das zuruͤkbleibende gruͤne Chromoxyd macht jedoch die geaͤzten Stellen unrein, und dieses Verfahren ist daher nur gut, wenn man das Zinnsalz mit Berlinerblau aufdrukt, um Blau, oder mit Campecheholz, um Violett zu erhalten. Durch Zersezung des salzsauren Zinnoxyduls mit kohlensaurem Natron erhaͤlt man Zinnoxydul, welches man in Verbindung mit Kali zur Desoxydation und Aufloͤsung des Indigo anwendet; das Kali dient naͤmlich dazu, den desoxydirten Indigo aufzuloͤsen. III. Reservagen. Es sind dieses Substanzen, welche die Eigenschaft haben, dem aufgeloͤsten Indigo seine blaue Farbe wieder zu ertheilen und ihn dadurch verhindern, sich auf denjenigen Stellen zu befestigen, welche mit den Reservagen bedrukt worden sind. Jede Substanz, welche leicht Sauerstoff abgibt, entspricht diesem Zweke. Bringt man schwefelsaures Kupferoxyd oder irgend ein anderes Kupferoxydsalz in die Indigokuͤpe, so stellt es augenbliklich die blaue Farbe des Indigo wieder her, indem es ihn oxydirt. Dasselbe thut das Kupferoxydhydrat, so wie das Mangansespui- und Superoxyd. Die Indigokuͤpe wird mit Indigo, schwefelsaurem Eisenoxydul und Kalk angesezt; lezterer macht das Eisenoxydul frei, welches seinerseits den Indigo reducirt, der in diesem Zustande sich mit dem Kalk verbindet und in Wasser loͤst, und zwar mit gelber Farbe. Die in dieser Fluͤssigkeit (welche sich an der Oberflaͤche durch Einfluß der Luft bald wieder zu oxydiren anfaͤngt, wie der blaue Schaum der Kuͤpe beweist) gefaͤrbten Zeuge kommen gelb heraus, oxydiren sich aber an der Luft und gehen durch Gruͤn in Blau uͤber. Bedrukt man nun vorher den Zeug an mehreren Stellen mit einer Substanz, welche Sauerstoff abzugeben und folglich den Indigo sogleich zu oxydiren und zu blaͤuen im Stande ist, noch ehe er sich mit dem Zeuge verbunden hat, so wird an diesen Stellen das Anfaͤrben des Zeugs ganz verhindert und sie bleiben weiß, denn der oxydirte Indigo kann sich mit dem Zeuge nicht chemisch verbinden. In den Kattundrukereien werden hauptsaͤchlich folgende Reservagen angewandt: 1) Blaue oder Vitriolreservage; sie besteht aus einem Gemisch von schwefelsaurem und essigsaurem Kupfer, dessen Aufloͤsung fuͤr den Handdruk mit Gummi und Pfeifenthon, fuͤr den Walzendruk hingegen mit Mehl verdikt wird. Nach dem Ausfaͤrben des damit bedrukten Zeuges in der Indigokuͤpe, nimmt man denselben durch ein schwefelsaures Bad, um das auf denselben niedergeschlagene Kupferoxyd zu entfernen. 2) Milde Reservage; sie besteht aus schwefelsaurem Zink, Gummi und Pfeifenthon, und wird fuͤr Farben angewandt, welche durch das Kupferoxyd veraͤndert oder im Schwefelsaͤurebad zerstoͤrt werden wuͤrden. Das schwefelsaure Zink hat wie alle anderen Metallsalze und Saͤuren die Eigenschaft, den Indigo aus seiner Aufloͤsung in Kalk niederzuschlagen. Es oxydirt den Indigo keineswegs wie die Kupfersalze; wenn aber der reducirte Indigo einmal niedergeschlagen ist, befestigt er sich nicht mehr so leicht auf den Zeugen, wie im aufgeloͤsten Zustande. Das niedergeschlagene Zinkoxyd nebst dem Gummi und Pfeifenthon wirkt noch mechanisch, indem es die Kuͤpenfluͤssigkeit abhaͤlt. 3) Reservage fuͤr Roth. Sie besteht aus Alaunerdebeize mit essigsaurem Kupferoxyd, Gummi und Pfeifenthon. Diese Reservage widersteht einer schwachen Kuͤpe und die Alaunerde bleibt auf den weißen Stellen des Zeugs zuruͤk, so daß diese dann mit Krapp roth oder mit Quercitronrinde gelb gefaͤrbt werden koͤnnen. 4) Neutrale Reservage. So nennt man eine aus Citronensaft, schwefelsaurem Kupfer, Gummi und Pfeifenthon bestehende Drukfarbe; sie widersteht einem kurzen Eintauchen in die Indigokuͤpe; der Citronensaft erhaͤlt die Stellen beim nachherigen Krappfaͤrben weiß, selbst wenn sie mir der vorhergehenden Reservage fuͤr Roth noch uͤberdrukt worden sind; er hindert auch den Kalk der Kuͤpe das Kupferoxyd auf den Zeug niederzuschlagen, welches beim Ausfaͤrben in Krapp diesen Stellen eine dunkelbraune Nuͤance ertheilen wuͤrde. 5) Reservage fuͤr Chromgelb. Sie ist ein Gemisch von Kupfersalz, welches das Anfaͤrben von Indigo verhindern muß, mit Bleisalz, welches beim Passiren der aus der Kuͤpe genommenen Stuͤke durch chromsaures Kali, Gelb liefert. Von der Darstellung einzelner Farben auf den Zeugen. 1) Krapproth. Man bedrukt den Zeug mit verdikter Alaunerdebeize, troknet ihn in der Waͤrme so lange, bis sich die Essigsaͤure verfluͤchtigt und die Alaunerde gehoͤrig darauf befestigt hat, und passirt ihn dann durch ein heißes Kuͤhkothbad, hierauf durch kaltes Wasser und endlich wieder durch das Kuͤhkothbad. Nun faͤrbt man mit Krapp aus. Bei der geringen Loͤslichkeit des Krappfarbstoffs in Wasser, haͤlt es schwer alle Theile ganz gleichmaͤßig zu faͤrben, und man muß daher die Hize nur sehr langsam und stufenweise erhoͤhen; da der Krapp zuerst den reinsten Theil seines Farbstoffs abgibt, so muß sich der Hizgrad nach der Schoͤnheit der Farbe richten, die man erreichen will. Nach dem Ausfaͤrben sind auch die zum Weißbleiben bestimmten Stellen des Zeugs mehr oder weniger gefaͤrbt, und man hat viele Muͤhe sie vollkommen weiß zu erhalten. Um dieses zu bezweken, siedet man die Zeuge in Kleienwasser oder mit Seife aus, sezt sie auf dem Bleichplan dem Sonnenlicht aus, oder behandelt sie mit Chlorkalk oder anderen Substanzen, welche diesen Farbstoff aufloͤsen oder zerstoͤren koͤnnen; nach Umstaͤnden wird die eine oder andere dieser Verfahrungsarten angewandt und der Zeug zu wiederholten Malen gewaschen. Manche dieser Processe dienen zugleich das Roth zu beleben, indem sie eine braune Substanz davon abziehen, die sich immer zugleich mit dem rothen Farbstoffe mir der Alaunerde verbindet. 2) Krappviolett. Man drukt verdikte Eisenbeize auf, laͤßt das Eisen durch mehrtaͤgiges Aufhaͤngen der Zeuge sich oxydiren und dadurch befestigen, worauf man die Zeuge eben so wie beim Krapproth reinigt, waͤscht, in Krapp ausfaͤrbt und den eingesalbten Grund ausbleicht. Das Violett wird nach der Staͤrke der Eisenbeize mehr oder weniger dunkel. Eine Eisenbeize von 1,04 spec. Gew. liefert mit Krapp ein Schwarz. 3) Rosenroth von Cochenille. Man bedrukt die Zeuge mit derselben Alaunerdebeize wie fuͤr Krapproth, und reinigt und faͤrbt sie dann in Cochenille gerade so, wie man fuͤr das Krapproth verfaͤhrt. Die Cochenille faͤrbt nicht wie der Krapp in den Grund ein, daher auch bei ihr die Operationen zum Ausbleichen desselben unnuͤz sind; sie wuͤrde sie auch nicht vertragen. 4) Schwarz von Campecheholz. Wenn man die Alaunerdebeize fuͤr Krapproth mit Campecheholz in Ueberschuß faͤrbt, so erhaͤlt man Schwarz. Eisenbeize liefert ebenfalls Schwarz, dasselbe hat aber eine braͤunliche und keine so gefaͤllige Nuͤance. Man braucht die Stuͤke nach dem Faͤrben bloß durch heißes Kleienwasser zu nehmen, um den schwach eingefaͤrbten Grund zu reinigen. 5) Berlinerblau. Man bedrukt den Zeug mit Eisenbeize, reinigt ihn auf angegebene Weise und faͤrbt ihn dann in einer schwachen Loͤsung von blausaurem Kali, mit Schwefelsaͤure vermischt, aus. Nach der Staͤrke der Loͤsung richtet sich die Nuͤance des Blau's. Gegenwaͤrtig wendet man aber anstatt dieses Verfahrens zur Darstellung blauer Desseins auf weißem Grunde gewoͤhnlich das Dampfblau an, wovon weiter unter die Rede seyn wird.Dabei bleibt naͤmlich der weiße Grund ganz rein.A. d. R. 6) Rostgelb. Diese beliebte Farbe besteht bloß aus Eisenoxyd. Man drukt die klare Fluͤssigkeit von einem Gemisch von schwefelsaurem Eisen und essigsaurem Blei auf, welche also aus essigsaurem (nebst schwefelsaurem) Eisen besteht; nachdem man den Zeug lange an der Luft hat haͤngen lassen, nimmt man ihn dann durch Kalkmilch oder eine Mischung von Kalk und Kalilauge, um das Eisenoxyd vollstaͤndig auszufaͤllen. Dabei schlaͤgt sich etwas schwarzes Eisenoxydul mit nieder, welches sich an der Luft und in kaltem Wasser bald in Eisenoxyd verwandelt. 7) Bronze von Mangan (Bistre). Um braune Desseins auf weißem Grunde darzustellen, bedrukt man den Zeug mit einer verbitten Aufloͤsung von schwefelsaurem Mangan, laͤßt ihn troknen, passirt durch starke Aezlauge und taucht endlich in Chlorkalkaufloͤsung, welche das Mangan in Sesquioxyd verwandelt, das sich nun chemisch mit der Faser verbindet.Gegenwaͤrtig begnuͤgt man sich die Stuͤke, nachdem sie mit Aezkali auf der Grundirmaschine impraͤgnirt worden sind, an der Luft gehoͤrig anfallen zu lassen, worauf man sie walkt und dann noch durch ein schwaches schwefelsaures Bad nimmt, damit sich der Boden leichter aͤzen laͤßt.A. d. R. 8) Fayenceblau. Es gibt mehrerlei Arten den Indigo auf Baumwolle zu befestigen. Erhizt man ihn mit Auripigment und Aezkali, so loͤst er sich auf; wird diese Fluͤssigkeit mit etwas Gummi oder gebrannter Staͤrke verdikt, so bildet sie das sogenannte Pinselblau, welches man mit Walzen oder mittelst eines Siebs von besonderer Einrichtung auch mit Formen aufdruken kann. Die Indigaufloͤsung mag nun verdikt worden seyn oder nicht, so blaͤut sich der Indigo nach dem Aufdruken bald an der Luft, wird auf diese Art unloͤslich, und bleibt dann beim Auswaschen auf dem Zeuge zuruͤk, waͤhrend sich die beigemengten Stoffe aufloͤsen. Nach einem anderen Verfahren wird ein Gemenge von Indigo mit Auripigment und Eisenvitriol aufgedrukt, und der Indigo dann durch abwechselndes Eintauchen der Zeuge in Kalkwasser und Eisenvitriolaufloͤsung desoxydirt. Bekanntlich ist der reducirte oder weiße Indigo in Alkalien aufloͤslich und bildet eine gelb gefaͤrbte Aufloͤsung. Diese sezt ihren desoxydirten Indigo durch bloße Beruͤhrung auf dem Zeuge ab, welcher sich nach und nach darauf befestigt und an der Luft wieder blau wird. Hiebei faͤllt jedoch eine bedeutende Menge Eisenoxyd auf das Tuch mit nieder, welches nur durch laͤngere Behandlung des Zeugs mit Schwefelsaͤure wieder entfernt werden kann.Bei der Darstellung des Fayenceblau verfaͤhrt man nach Thillaye folgender Maßen:Man bringt in die Indigreibmuͤhle 15 3/4 Pfd. grob gepulverten Indigo, mit 3 3/4 Pfd. gelbem Schwefelarsenik und 22 Pfd. Eisenvitriol, der in 22 1/4 Maaß Wasser aufgeloͤst wurde, das Ganze laͤßt man drei Tage lang zerreiben. Man nimmt dann das Gemenge aus der kupfernen Schale, spuͤlt sie mit 4 Maaß Wasser aus und sezt es dann ebenfalls noch zu. Um nun dieses Blau zu verdiken, bereitet man eine sehr dike Gummiaufloͤsung und vermischt 21 Maaß davon mit der vorher erhaltenen Farbe. Dadurch, daß man die Farbe mit Gummiwasser in verschiedenen Verhaͤltnissen vermischt, erhaͤlt man alle Nuͤancen von Blau. Fuͤr den Handdruk vermischt man z.B. bei kleinen Mustern 6 Maaß Farbe mit 6 Maaß Gummiwasser, fuͤr den Walzendruk 8 Maaß Farbe mit 4 Maaß Gummiwasser.Die bedrukten Stuͤke werden zwei Tage lang in einem luftigen und nicht zu trokenen Rechen aufgehaͤngt, worauf man damit in die Kuͤpen geht. Man hat deren drei; die erste enthaͤlt 300 Pfd. gebrannten Kalk auf 6000 Maaß Wasser; die zweite eine Eisenvitriol-Aufloͤsung von 7° Baumé; die dritte eine Aufloͤsung von Aeznatron von 8° Baumé. Um leztere anzusezen, loͤst man zuerst so viel calcinirtes kohlensaures Natron in der Kuͤpe auf, daß sie 8° zeigt, und sezt dann den vierten Theil vom Gewicht der Soda an gebranntem Kalk zu, worauf man die Kuͤpe waͤhrend zwei Tagen von Zeit zu Zeit aufruͤhrt.Nachdem man die Stuͤke auf den Haspel gespannt hat, geht man damit in die erste Kuͤpe und bleibt darin zehn Minuten; man zieht den Haspel dann heraus, laͤßt ihn fuͤnf Minuten lang abtropfen und taucht ihn dann zehn Minuten lang in die zweite Kuͤpe, laͤßt ihn fuͤnf Minuten abtropfen u.s.f. Wir wollen diese Operationen zu leichterer Verstaͤndniß in einer Tabelle zusammenstellen:Textabbildung Bd. 58, S. 58Man taucht in; Laͤßt abtropfen; Die Kuͤpe; MinutenDie Haspel muͤssen in den Kuͤpen immer bewegt werden, und nach dem lezten Eintauchen bringt man das Stuͤk auf dem Haspel in eine vierte Kuͤpe, die Schwefelsaͤure von 4° Baumé enthaͤlt. Diese Operation hat zum Zwek, das Eisenoxyd zu entfernen, welches sich auf den Zeugen bei den verschiedenen Passagen durch Kalk und Eisenvitriol absezte. Man haͤngt zulezt die Stuͤke noch eine Stunde lang in fließendes Wasser ein und belebt das Blau auch noch durch eine schwache Seifenpassage bei 40° R.Die Theorie dieser Operationen ist folgende: Wir haben auf dem Gewebe Indigo und schwefelsaures Eisen; wenn die Zeuge nun in die Kalkkuͤpe getaucht werden, so zersezt sich ein Theil des Eisensalzes und es faͤllt Eisenoxydul nieder, welches den Indigo zu desoxydiren und im Kalkwasser aufloͤslich zu machen sucht. In diesem Zustande kann er sich mit dem Gewebe verbinden, zieht dann an der Luft Sauerstoff an und wird wieder unaufloͤslich. Taucht man den Zeug nun in die zweite Eisenvitriolkuͤpe, so entsteht auf der ganzen Oberflaͤche desselben eine Oxydschichte, und dieses Oxyd wirkt nur auf die Stellen, wo es mit Indigo in Beruͤhrung ist, und desoxydirt einen Theil desselben, welcher alsdann bei dem zweiten Eintauchen in die Kalkkuͤpe aufloͤslich werden kann. Man sieht, daß waͤhrend der ganzen Zeit, wo diese Passagen Statt finden, dieselbe Wirkung hervorgebracht wird; die Zeuge muͤssen sich also mit einer mehr oder weniger diken Schichte von schwefelsaurem Kalk und Eisenoxyd uͤberziehen; deßwegen muß man den Haspel immer bewegen, um ersteren abzuschuͤtteln, waͤhrend man in der Eisenvitriolkuͤpe im Gegentheil auf dem Zeuge moͤglichst viel Eisenoxyd zuruͤkzuhalten suchen und daher den Haspel in Ruhe lassen muß.Bisweilen faͤllt das Blau zum Theil von den Stuͤken ab, was von zwei Ursachen herruͤhren kann:1) Wenn die Stuͤke zu troken sind, ehe man damit in die Kuͤpen geht, schwillt die Farbe darin auf und reißt sich los, indem sie mehr oder weniger Indigo mitnimmt.2) Wenn sich zu viel schwefelsaurer Kalk auf den Zeugen bildete, trennt sich die Masse stellenweise los und reißt mehr oder weniger Farbe mit sich; dadurch werden die Stuͤke oft ungleich. Bisweilen erhaͤlt auch der Rand der Stuͤke eine andere Nuͤance, ein Fehler, der ebenfalls von der zu großen Menge schwefelsauren Kalks herruͤhrt, und dadurch vermieden werden kann, daß man die Stuͤke in der Kuͤpe ein oder zwei Mal umdreht, besonders nach der Passe in Kalk.Die Temperatur hat auch einen großen Einfluß auf die Wirkung der Kuͤpen; so erhaͤlt man im Winter fast immer nur ein grauliches und wenig lebhaftes Blau. Man kann sich zwar dadurch helfen, daß man sie durch hineingeleiteten Wasserdampf erwaͤrmt; bei sehr strenger Kaͤlte thut man jedoch besser, die Operationen auszusezen.A. d. R. Ein drittes Verfahren besteht darin, daß man gepulverten Indigo in heißer Aezkalilauge aufloͤst, welche Zinnoxydul enthaͤlt, oder mit metallischem Zink versezt ist; ihn dann durch Salzsaͤure (mit weißer Farbe) ausfaͤllt, den Niederschlag mit frisch bereitetem salzsaurem Zinnoxydul vermengt und das Gemenge auf den Zeug aufdrukt; lezterer wird nach dem Troknen in eine Aufloͤsung von kohlensaurem Natron getaucht. Der Indigo wird gelb, indem er sich mit dem Natron vereinigt, und vermag sich nun haltbar auf dem Zeuge zu befestigen. Beim nachherigen Aussezen an die Luft wird er dann blau.Man findet im Polyt. Journal Bd. LVII. S. 405 das Verfahren, welches in Thomsons Kattundrukerei bei der Darstellung des Indigotafelblau's und Indigogruͤns befolgt wird.A. d. R. 9) Katechubraun. Das Katechu ist eine braune, großen Theils aus (eisenblaͤuendem) Gerbestoff und etwas Alaunerde bestehende Masse. Man loͤst es in Essigsaͤure auf, sezt eine Aufloͤsung von Gruͤnspan und Salmiak zu und drukt das Gemenge auf. Waͤhrend einiger Tage Ruhe wird die Farbe bedeutend dunkler.Nach Thillaye kocht man, um Katechutafelbraun zu erhalten, 1 Pfd. Katechu mit 4 Maaß Wasser bis auf 2 Maaß ein, passirt die Farbe durch ein sehr feines Sied, loͤst dann 4 Unzen Gruͤnspan darin auf und laͤßt erkalten. Man verdikt endlich mit 4 Unzen Staͤrke und ruͤhrt, waͤhrend die Farbe noch lauwarm ist, 5 Unzen gepulverten Salmiak ein.A. d. R. 10) Chromorange. Man schlaͤgt doppeltchromsaures Blei auf den Zeug nieder, indem man ein Bleisalz aufdrukt und dann den Zeug durch eine Aufloͤsung von chromsaurem Kali oder Kalk mit uͤberschuͤssigem Alkali nimmt (?); bisweilen erhaͤlt man das Orange auch aus dem Chromgelb (doppeltchromsaurem Blei), indem man es mit heißem Kalkwasser behandelt und ihm so die Haͤlfte der Saͤure entzieht.Um Weißboͤden mit Desseins in Chromorange darzustellen, empfiehlt Thillaye folgendes Verfahren. Man verschafft sich zuerst basisch essigsaures Blei, indem man in 2 Maaß Wasser 1 1/2 Pfund Bleizuker aufloͤst und die Fluͤssigkeit unter Umruͤhren 1/4 Stunde mit 1 Pfd. Bleiglaͤtte kocht; das Klare wird dann von dem Saze abgegossen.Die Drukfarbe erhaͤlt man, wenn man in 2 Maaß basisch essigsauren Bleies durch Erwaͤrmen 1 Pfund Bleizuker aufloͤst und die Fluͤssigkeit mit 1 1/3 Pfd. geroͤsteter Staͤrke verdikt.Die mit dieser Farbe bedrukten Stuͤke werden zuerst in einer Kufe 1/4 Stunde durch truͤbes Kalkwasser gehaspelt und dabei gut ausgebreitet, dann sorgfaͤltig gereinigt und endlich in saurem chromsaurem Kali ausgefaͤrbt, wovon man 2 bis 3 Unzen auf das Stuͤk nimmt. Um nun die chromgelben Stellen Orange zu machen, haspelt man die Stuͤke ungefaͤhr 3 bis 4 Minuten durch klares und kochendes Kalkwasser, worauf sie ausgewaschen und getroknet werden.Wir wollen bei dieser Gelegenheit auch das Verfahren, chromgruͤne Boͤden darzustellen und in dieselben weiße Desseins zu aͤzen, nach Thillaye mittheilen. Nachdem die Stuͤke in der Indigkuͤpe auf den erforderlichen Ton blau gefaͤrbt werden sind, bereitet man sich eine Aufloͤsung von 10 Unzen Bleizuker und 5 Loth Leim in 10 Maaß Wasser, und grundirt die Zeuge mit dieser Fluͤssigkeit. Nachdem sie getroknet worden sind, grundirt man sie mit einer lauwarmen Aufloͤsung von 10 Unzen saurem chromsaurem Kali in 10 Maaß Wasser, wascht und troknet sie.Um nun in die chromgruͤnen Stuͤke weiße Stellen zu aͤzen, bereitet man folgende Drukfarbe:In 2 Maaß Wasser loͤst man 1 Pfd. Kleesaͤure und 1 Pfd. Weinsteinsaͤure auf, verdikt mit 3 1/2 Pfd. Pfeifenthon, und 1 1/2 Maaß Gummiwasser (2 Pfd. Gummi per Maaß enthaltend), und sezt dann noch 9 Unzen Schwefelsaͤure zu.Nach dem Druken werden die Stuͤke bei 40° R. durch Kreidewasser gehaspelt, dann gewaschen und getroknet.Man kann sie dann auch noch mit dem S. 69 in der Anmerkung beschriebenen Tafelschwarz bedruken.Die Aezpappe zerstoͤrt das chromsaure Blei und den Indigo dadurch, daß die Saͤuren das Bleisalz zersezen und die Chromsaͤure frei machen, welche dann auf den Indigo wirken kann. 11) Weiß auf Krapproth. Man erhaͤlt es, wenn man den Zeug nur an den Stellen mit Alaunerdemordant bedrukt, welche roth ausfallen sollen, oder wenn man ihn ganz mit dem Mordant trankt und dann die Stellen, welche weiß ausfallen sollen, mit Citronensaͤure aͤzt. Unter allen Saͤuren ist die Citronensaͤure die geeignetste, um die Alaunerde (und auch das Eisenoxyd) auf den Zeugen aufzuloͤsen, weil sie bei hinreichend starker Verwandtschaft zur Basis den Zeug doch nicht im mindesten angreift, nicht auslaͤuft und dadurch die Muster in einander fließen macht, und doch mit den Basen voll: kommen aufloͤsliche Salze liefert. 12) Krapp mit Campecheholz. Man erhaͤlt einen braunrothen Grund mit weißen Desseins, wenn man den ganzen Zeug mit Alaunerdemordant traͤnkt (grundirt), dann die Stellen, welche weiß ausfallen sollen, mit Citronensaͤure bedrukt und endlich den Zeug nach gehoͤrigem Reinigen im Kuͤhkoth- oder Kleienbad, in einem Gemenge von Krapp und Campecheholz ausfaͤrbt; lezteres verwandelt das Krapp: roth in Braun. 13) Cochenille-Rosa. Um einen rosafarbigen Boden mit weißen Desseins darzustellen, traͤnkt (grundirt) man ebenfalls den ganzen Zeug mit Alaunerdemordant und aͤzt die weißen Stellen mit Citronensaͤure; der Zeug wird dann nach gehoͤriger Reinigung mit Cochenille gefaͤrbt. Man kann aus der Cochenille den rothen Farbstoff mit Alkohol ausziehen; er ist schoͤn purpurroth und laͤßt sich in kleinen Krystallen darstellen. Er schmilzt bei 40° R. und zersezt sich beim Erhizen ohne Ammoniak zu entbinden. In Wasser und Alkohol loͤst er sich leicht auf, aber nicht in Aether. Saͤuren nuͤanciren ihn in Gelb; man muß daher Weinstein zusezen, wenn man bloß mit Cochenille Scharlach faͤrben will. Schuͤttelt man frisch gefaͤllte Alaunerde mit einem Cochenille-Absud, so verbindet sich der Farbstoff damit und ertheilt ihr eine schoͤne rothe Farbe. Der sogenannte Carmin ist eine Verbindung von Alaunerde mit dem Farbstoffe der Cochenille. 14) Weiß auf schwarzem Grunde wird wie Weiß auf Roth dargestellt, nur faͤrbt man anstatt mit Krapp, mit Campecheholz zur Saͤttigung aus. Den Farbstoff des Campecheholzes hat man Haͤmatin genannt; man erhaͤlt ihn, wenn man einen Absud von Blauholz zur Trokniß abdampft, den Ruͤkstand in Alkohol aufloͤst, die geistige Aufloͤsung zur Syrupsconsistenz abdampft und stehen laͤßt; das Haͤmatin sezt sich dann daraus in nadelfoͤrmigen scharlachrothen Krystallen ab; in Wasser loͤst sich dasselbe nicht in großer Menge auf, wohl aber in Alkohol und Aether. 15) Tuͤrkischroth. Die Tuͤrkischrothfaͤrberei, welche im Orient erfunden wurde, ist erst seit 50 Jahren in Glasgow bekannt, wo Hr. Papillon in Gesellschaft mit Hrn. M'Intosh das erste Etablissement dieser Art errichtete. Im Jahre 1803 wurde das dabei zu befolgende Verfahren zum allgemeinen Besten oͤffentlich bekannt gemacht, und ist seitdem durch stete Ausuͤbung wesentlich verbessert worden. Es ist folgendes: 1) Der Zeug wird zuerst in einer schwachen alkalischen Lauge eingeweicht, um die Weberschlichte daraus zu entfernen; man rechnet dabei 4 bis 5 Pfd. Aezkali auf 100 Pfd. Zeug, und laͤßt denselben 24 Stunden lang bei einer Temperatur von 30 bis 40° R. in der Laugkufe, worauf er gut gewaschen wird. 2) Man nimmt auf 100 Pfd. Zeug 7 bis 10 Pfd. kohlensaures Natron, loͤst es in gerade so viel Wasser auf, als zum Traͤnken von 100 Pfd. Zeug noͤthig ist, und kocht denselben einige Zeit damit. 3) Hierauf folgt die Oehlbeize, welcher auch Schafkoth zugesezt wird. Man bereitet sich naͤmlich eine Fluͤssigkeit aus folgenden Ingredienzien:   4 1/2 MaaßWir nehmen immer an, daß die Maaß Wasser 2 Pfd. wiegt.A. d. R. Oehl von Gallipoli (Olivenoͤhl),   6 3/4 Maaß weichem Schafkoth, 18 Maaß einer Loͤsung von kohlensaurem Natron von 1,06 spec. Gew.   4 1/2 Maaß einer Loͤsung von Perlasche von 1,04 spec. Gew. mit so viel kaltem Wasser vermischt, daß das Ganze 99 Maaß betraͤgt. Diese milchweiße Fluͤssigkeit, welche eine unvollkommene Seife ist, soll 1,020 bis 1,025 spec. Gew. haben. Man bringt sie in eine weite cylindrische offene Kuͤpe, ruͤhrt sie mittelst einer einfachen Maschinerie fortwaͤhrend um, damit sich nichts absezen kann, und leitet sie dann durch zinnerne Roͤhren in den Trog der Grundirmaschine (Klozmaschine), durch welche die Zeuge mit dieser Fluͤssigkeit getraͤnkt werden. Je laͤnger man die Zeuge damit getraͤnkt laͤßt, desto besser faͤrben sie sich nachher. Vierzehn Tage ist die geringste Zeit. Der Schafkoth ertheilt den Zeugen eine gruͤnliche Farbe und befoͤrdert den Bleichproceß, welchem sie spaͤter unterzogen werden, sehr, besonders wenn sie zwischen den verschiedenen Operationen auf die Wiese ausgelegt werden. 4) Bei guͤnstigem Wetter troknet man die mit der unvollkommenen Seife (Nr. 3) grundirten Zeuge auf der Wiese ab, bei Regenwetter aber in der Trokenstube. 5) Die so getrokneten Zeuge werden zum zweiten Mal mit der oͤhligen Fluͤssigkeit (Nr. 3) grundirt und dann wieder getroknet. Das Grundiren und Troknen wird zum dritten Mal wiederholt. 6) Die Zeuge werden nun mit einer schwachen Aufloͤsung von Perlasche (guter Potasche) von 1,0075 bis 1,01 spec. Gew., die auf 38° R. erwaͤrmt istIn der franzoͤsischen Uebersezung dieser Abhandlung, in den Annales de Chimie et de Physique, sind beinahe alle Fahrenheit'schen Grade des Originals bei der Umaͤnderung in Centesimalgrade verfehlt worden.A. d. R., getraͤnkt, ausgewunden und wieder getroknet. 7) Man macht nun ein Gemisch von folgenden Substanzen:   4 1/2 Maaß Olivenoͤhl, 13 1/2 Maaß Sodalauge von 1,06 spec. Gew.   4 1/2 Maaß kaustische Kalilauge von 1,04 spec. Gew. mit so viel Wasser verduͤnnt, daß das Ganze 99 Maaß betraͤgt. Mit dieser Fluͤssigkeit werden die Zeuge wie mit derjenigen Nr. 3 grundirt. Die grundirten Zeuge werden bei schoͤnem Wetter auf der Wiese, bei Regenwetter aber in der Trokenstube getroknet. 8) Die Operation Nr. 7 wird drei Mal wiederholt, und nach jedem Grundiren legt man die Zeuge einige Stunden auf die Wiese und troknet sie endlich in der Trokenstube. 9) Die Zeuge werden nun in einem Gemisch von Potasche- und Sodalauge von 1,01 bis 1,0125 spec. Gew., die auf 38° R. erwaͤrmt ist, getraͤnkt. Man laͤßt sie einige Stunden abtroknen und waͤscht sie dann gut. Der Zwek dieser Operation ist den Oehluͤberschuß von ihnen zu entfernen, welcher bei dem nachfolgenden Galliren sehr nachtheilig waͤre. 10) Zum Galliren nimmt man 18 Pfd. Gallaͤpfel von Aleppo und kocht sie 4–5 Stunden lang mit 113 Maaß Wasser bis auf etwa 90 Maaß ein. Diese Fluͤssigkeit ist nach dem Durchseihen zum Galliren von 100 Pfd. Zeug hinreichend. Seit einigen Jahren hat man anstatt der Gallaͤpfel Schmack von Sicilien angewandt. 33 Pfd. davon entsprechen 18 Pfd. Gallaͤpfeln. Bisweilen nimmt man auch ein Gemenge von 9 Pfd. Gallaͤpfeln und 16 1/2 Pfd. Schmack. Diese Fluͤssigkeit wird auf 21 bis 30° R. erwaͤrmt und die Zeuge dann darin gebeizt. Der Schmack ertheilt ihnen eine gelbliche Farbe, welche das Krapproth verbessert, indem sie es lebhafter macht. 11) Hierauf folgt das Alaunen, wozu man sich in Schottland des Alauns bedient, waͤhrend man auf dem Continent haͤufig essigsaure Alaunerde anwendet. Man versezt eine Alaunaufloͤsung von 1,04 spec. Gew. mit so viel Potasche, Soda oder Kreide, daß die Alaunerde vollstaͤndig ausgefaͤllt wird. Durch die entstandene truͤbe Fluͤssigkeit, welche auf 30–40° R. erwaͤrmt werden muß, passirt man dann den Kattun und laͤßt ihn zwoͤlf Stunden lang darin liegen. Die Alaunerde dringt in den Zeug und verbindet sich mit dessen Fasern. 12) Der so mit Alaunerde verbundene Zeug wird dann im Trokenzimmer ausgetroknet und hierauf gewaschen. 13) Der Zeug ist nun zum Rothfaͤrben fertig. Man rechnet dabei auf jedes Pfund Zeug 1–3 Pfd. Krapppulver, je nach der verlangten Nuͤance. Man faͤhrt mit den Zeugen in den Farbkessel, waͤhrend das Wasser noch kalt ist, treibt das Bad in einer Stunde zum Kochen, unterhaͤlt dieses zwei Stunden und treibt waͤhrend der ganzen Zeit die Zeuge mit dem Haspel um. Auf 25 Pfd. Zeug (die Menge, welche man auf ein Mal ausfaͤrben kann) sezt man 4 1/2 Maaß Ochsenblut zu, welches nach der Erfahrung zur Erzielung eines schoͤnen Roths unerlaͤßlich ist. Man hat viele Versuche angestellt, es wegzulassen, sie waren aber alle erfolglos. Ich vermuthe, daß sich der Farbstoff des Bluts, zum Theil wenigstens, ebenfalls auf dem Zeuge befestigt.Man vergleiche hieruͤber Polyt. Journal Bd. LVII. S. 404.A. d. R. 14) Der Krapp enthaͤlt zwei Farbstoffe, einen rothen und einen braunen, welche sich beim Faͤrben beide auf dem Zeuge befestigen und ihm dadurch eine braͤunlich-rothe, keineswegs angenehme Farbe ertheilen. Der braune Farbstoff wird aber nicht so sehr darauf befestigt, wie der rothe, und der Zwek der naͤchsten Operation, des Avivirens, ist nun, denselben fortzuschaffen und so das Roth frei auftreten zu lassen. Man kocht deßhalb die Zeuge 12–14 Stunden lang in einem Gemenge aus 5 Pfd. Soda, 8 Pfd. Seife und 72–80 Maaß der von dem unmittelbar vor dem Galliren gegebenen Laugenbade (Nr. 9) uͤbrig gebliebenen Fluͤssigkeit, mit hinlaͤnglichem Wasser. Dabei wird der groͤßte Theil des braunen Farbstoffs schon entfernt. Noch lebhafter wird das Roth aber durch die nun folgende Operation. 15) Man nimmt 5 bis 6 Pfd. Seife und 16 bis 18 Unzen krystallisirtes Zinnsalz, loͤst dieselben in einem Kessel auf, der sich durch einen Dekel verschließen laͤßt, schließt den Dekel und kocht die Zeuge in der Fluͤssigkeit unter einem Druke von 2 Atmosphaͤren, d.h. bei einer Temperatur von 250 1/2° F. (97° R.). Zu diesem Ende ist der Kessel mit einem Sicherheitsventil versehen und mit einer kegelfoͤrmigen Roͤhre, deren Ende eine Oeffnung von 3/16 Zoll im Durchmesser hat, durch welche waͤhrend der Operation der Dampf bestaͤndig ausstroͤmt. Das Zinnsalz erhoͤht die Farbe sehr. Wahrscheinlich verbindet sich das Zinnoxyd mit der auf dem Zeuge befestigten Oehlsaͤure. Diese unaufloͤsliche Seife vereinigt sich ohne Zweifel mit dem rothen Farbstoff des Krapps und aͤndert seine Nuͤance. 16) Die Zeuge werden nun noch auf die Rasenbleiche gebracht und einige Tage der Sonne ausgesezt, wodurch die Avivage vollstaͤndig wird. Dieß ist eine kurze aber genaue Beschreibung des Verfahrens, welches man in den bedeutendsten Tuͤrkischroth-Faͤrbereien von Glasgow befolgt. Man hat schon verschiedene Versuche gemacht, es abzukuͤrzen, aber bis jezt ohne Erfolg. Namentlich ist das Oehlen (oder eigentlich Seifen) unerlaͤßlich; schon wenn man eine oder zwei der drei vorgeschriebenen Oehlbeizen weglaͤßt, verliert die Farbe an Lebhaftigkeit. Ein mit Chlorkalk gebleichter Zeug gibt kein gutes Roth. Wahrscheinlich verbindet sich die Faser mit Kalk, der die Oehlseife zersezt und das Oehlen verhindert. Dagegen gelingt das Tuͤrkischroth mit den auf alte Art gebleichten Zeugen (d.h. durch Kochen mit Lauge oder Seife und Auslegen auf die Rasenbleiche) sehr gut. Die Farben werden eben so schoͤn auch ohne Gallaͤpfel, man hat jedoch, wenn man das Galliren weglaͤßt, Muͤhe den Zeug, namentlich wenn er etwas fett ist, hinreichend und gleichmaͤßig zu alaunen. 16) Tuͤrkischroth mit weißen Desseins auf Bandanas. Man nennt Bandanas die gedrukten baumwollenen Schnupftuͤcher. Die besten sind die tuͤrkischrothen mit weißen Mustern. Um die weißen Desseins auf die tuͤrkischroth gefaͤrbten Tuͤcher zu bringen, aͤzt man an den betreffenden Stellen das Roth mit Chlorwasser weg. Man nimmt 15 Stuͤk des tuͤrkischrothen Zeugs, legt sie platt uͤber einander auf eine Bleiplatte von der Groͤße eines Schnupftuchs, darauf wieder eine Bleiplatte, und druͤkt Alles zusammen mittelst Schrauben, oder in besser eingerichteten Fabriken mittelst einer Bramah'schen Presse von ungefaͤhr 4000 Centner Kraft. In die obere Platte sind Loͤcher von der Form des verlangten Musters eingeschnitten; man verschafft sich nun eine Chlorkalkaufloͤsung, versezt sie mit Saͤure, um das Chlor frei zu machen, und gießt sie auf die obere Platte; sie durchdringt alle 15 Stuͤke, waͤhrend der ungeheure Druk sie verhindert, uͤber die durch die Loͤcher vorgezeichneten Granzen hinaus in den Zeug einzudringen. Man muß die Raͤnder des in die obere Bleiplatte eingeschnittenen Musters nicht scharf lassen, da sie sonst bei dem großen Druke die Stuͤke aus dem Zeuge herausschneiden, wie dieß im Anfang oͤfters geschah und damals der zerfressenden Wirkung des Chlors zugeschrieben wurde. Diese Methode wurde von Henry Monteath und Comp. erfunden.Monteath's Apparat ist im polytechnischen Journal Bd. XII. S. 72 genau beschrieben und auf Tab. I abgebildet. Da derselbe sehr kostspielig ist, so werden jezt die tuͤrkischrothen Tuͤcher beinahe uͤberall dadurch weiß geaͤzt, daß man sie mit Weinsteinsaͤure bedrukt und in die Chlorkalkkuͤpe bringt.A. d. R. 17) Zwei Tuͤrkischroth mit Weiß. Man erhaͤlt die beiden rothen Farben zugleich, indem man nur die Stellen, welche dunkler werden sollen, nach dem Alaunen mit einer staͤrkeren Alaunerdebeize bedrukt. Das Weiß wird hier nach einem urspruͤnglich franzoͤsischen Verfahren hervorgebracht, naͤmlich durch Aufdruken verdikter Weinsteinsaͤure und Eintauchen der auf einen Haspel gespannten Zeuge in eine concentrirte Chlorkalkaufloͤsung. Damit die Raͤnder der Muster scharf bleiben, wascht man die Stuͤke, sobald sie aus der Chlorkalkkuͤpe kommen, in fließendem Wasser aus. 18) Chromgelb auf Tuͤrkischroth. Diejenigen Stellen der tuͤrkischrothen Zeuge, welche gelb werden sollen, werden mit einer Aufloͤsung von salpetersaurem Blei und Weinsteinsaͤure in Wasser, welche mit Gummi verdikt ist, bedrukt; die Zeuge werden nun auf dem Haspel in die Chlorkalkkuͤpe getaucht, wobei die Weinsteinsaͤure durch Chlorentbindung die Stellen, wo sie sich befindet, weiß macht, waͤhrend zugleich das Bleioxyd von seiner Saͤure getrennt und auf dem Zeuge befestigt wird. Nachdem der Zeug im fließenden Wasser ausgewaschen worden ist, faͤrbt man ihn dann in saurem chromsaurem Kali. 19) Schwarz, Blau, Gelb und Gruͤn auf Tuͤrkischroth. Fuͤr das Schwarz bereitet man sich zuerst salzsaures Eisenoxyd durch Aufloͤsen von Eisenoxyd in Salzsaͤure, und mittelst desselben loͤst man dann das Berlinerblau auf, was sehr leicht geht, wenn dasselbe fein gepulvert ist. Die Aufloͤsung wird dann mit Wasser verduͤnnt und auf den gehoͤrigen Grad von Consistenz gebracht, indem man sie mit Staͤrke vermengt und einige Zeit auf einer Temperatur von 74° R. erhaͤlt. Nach dem Erkalten ist die Farbe zum Druken brauchbar. Wenn die mit dieser Farbe bedrukten Zeuge nach dem Troknen in die Chlorkalkkuͤpe kommen, so schlaͤgt der freie Kalk Eisenoxyd auf das Berlinerblau nieder, welches eine schwarze Farbe annimmt, weil es das Roth bedekt. Man kann dieses Schwarz zu gleicher Zeit mit dem folgenden Blau oder mit der zur Aezung weißer Desseins bestimmten Weinsteinsaͤure-Pappe aufdruken. – Fuͤr Blau loͤst man Berlinerblau in salzsaurem Zinnoxyd auf, welches man erhaͤlt, wenn man eine Aufloͤsung von Zinnsalz mit Chlorgas saͤttigt. Die Berlinerblau-Aufloͤsung wird dann mit Wasser verduͤnnt, worin Weinsteinsaͤure aufgeloͤst ist, und hierauf mit geroͤsteter Staͤrke verdikt. Auf 4 1/2 Maaß Farbe kommen 4 Pfd. Weinsteinsaͤure. Wenn man nun den Zeug in die Chlorkalkkuͤpe bringt, wirkt einerseits das durch die Weinsteinsaͤure entbundene Chlor als Aezmittel, waͤhrend andererseits durch den freien Kalk das Zinnoxyd auf die Faser niedergeschlagen wird und das Blau befestigt. Das Blau erscheint als Blau, weil man das Roth darunter weggeaͤzt hat. – Gelb erhaͤlt man durch Bedruken der weiß geaͤzten Stellen mit Kreuzbeerenbruͤhe, die mit Zinnsalz und Alaun versezt und mit Dragantgummi schwach verdikt ist; Gruͤn durch Aufdruken derselben auf die blauen Stellen des Zeugs. 20) Chromgelb auf Indigblau. Um chromgelbe Desseins auf dunkelblauem Grunde darzustellen, bedrukt man die weißen Zeuge mit einer Reservage, welche aus einer gemischten Aufloͤsung von salpetersaurem und essigsaurem Blei mit salpetersaurem und essigsaurem Kupfer besteht und mit Gummi und Pfeifenthon verdikt ist. Faͤhrt man nun mit ihnen in die Indigkuͤpe ein, so schlaͤgt der freie Kalk derselben das Bleioxyd auf die mit der Reservage bedrukten Stellen der Zeuge nieder. Wenn man dieselben dann in Wasser auswaͤscht und hierauf durch saures chromsaures Kali nimmt, werden nur die Stellen, worauf sich Bleioxyd befindet, gelb. Anfangs ist das Gelb durch das mit dem Bleioxyd niedergefallene Kupferoxyd etwas schmuzig; es wird aber schoͤn, wenn man lezteres durch ein schwaches Salzsaͤurebad entfernt.Thillaye empfiehlt folgende Reservage fuͤr Chromgelb: Man loͤst in zwei Maaß Wasser 1 1/2 Pfd. salpetersaures Blei und 1/2 Pfd. neutrales essigsaures Kupfer auf, sezt 1/2 Maaß basisch essigsaures Blei (auf die in der Anmerkung Seite 59 angegebene Weise bereitet) zu und verdikt mit 1 1/2 Pfd. Gummi und 3 Pfd. Pfeifenthon. Die Farbe wird zerrieben und durch ein Sieb passirt.Die mit dieser Reservage bedrukten Stuͤke laͤßt man zwei Tage haͤngen und faͤrbt sie dann in der Indigkuͤpe. Man haͤngt sie hierauf eine halbe Stunde in fließendes Wasser ein, wascht sie aus und nimmt sie in einer Kufe eine Viertelstunde lang durch ein schwaches Sodabad von 32° R. (in 120 Maaß Wasser wird 1/2 Pfd. calcinirte Soda aufgeloͤst). Die Stuͤke werden nun wieder ausgewaschen und dann eine halbe Stunde lang in saurem chromsaurem Kali gefaͤrbt, wovon man 5 Unzen auf das Stuͤk rechnet. Nach nochmaligem Auswaschen nimmt man sie dann durch ein schwaches Salzsaͤurebad, um das Gelb zu beleben.A. d. R. 21) Gelb und Orange auf indigblauem Grunde. Man verfaͤhrt ganz wie vorher, nur daß man die Zeuge, wenn sie aus der Indigkuͤpe genommen und gewaschen worden sind, nicht in saurem, sondern in basischem chromsaurem Kali faͤrbt. Man erhaͤlt dann anstatt gelber, orangefarbige Desseins auf dem blauen Grunde.Es ist unmoͤglich auf diese Art ein schoͤnes Orange zu erzielen, obgleich man es der Theorie nach vermuthen koͤnnte. Eine zur Darstellung von Chromorange geeignete Reservage ist nach Thillaye folgende:In 2 Maaß basisch essigsaurem Blei (m. s. die Anmerkung S. 59) loͤst man 3 Pfd. salpetersaures Blei und dann 2 Pfd. schwefelsaures Kupfer auf, verdikt mit 2 Pfd. Gummi, und sezt 1 1/2 Pfd. schwefelsaures Blei zu, worauf die Farbe durch ein sehr feines Sieb getrieben wird.Die Stuͤke werden drei Tage nach dem Druken auf folgende Art weiter behandelt: man passirt sie 5 Minuten lang durch truͤbes Kalkwasser, um die Reservage mehr zusammenzuziehen, so daß sie in der Indigkuͤpe nicht austreten kann, und faͤrbt dann in lezterer auf die verlangte Nuͤance. Wenn sie aus der Indigkuͤpe kommen, passirt man sie 1/4 Stunde lang in einer Kufe durch eine auf 24° R. erwaͤrmte schwache Sodalauge (in 200 Maaß Wasser wird 1 Pfd. calcinirte Soda aufgeloͤst) und wascht sie dann aus; hierauf faͤrbt man sie 1/4 Stunde in saurem chromsaurem Kali, wovon man 5 Unzen auf das Stuͤk rechnet, und belebt dann das Gelb in einem schwachen Salzsaͤurebade. Endlich haspelt man sie durch klares kochendes Kalkwasser, um das Gelb in Orange zu verwandeln, wascht und troknet sie.A. d. R. Drukt man nun schwache mit Gummi verbitte Salpetersaͤure auf die orangefarbigen Stellen, so entzieht diese der Farbe die Haͤlfte des Bleioxyds und das Orange geht dadurch in Gelb uͤber. 22) Roth und Chocoladenbraun auf Blaßblau. Versezt man essigsaure Alaunerde mit etwas Gruͤnspan und Seife, verdikt mit Gummi und Pfeifenthon, und drukt dieß auf weißen Zeug, so kann man in die Indigkuͤpe gehen, ohne daß die bedrukten Stellen, und zwar wegen des Kupfersalzes, anfaͤrben. Passirt man nun die Zeuge durch ein Kuͤhkothbad und faͤrbt sie dann in Krapp, so erhaͤlt man Roth auf hellblauem Grunde. Versezt man in dieser Reservage die essigsaure Alaunerde uͤberdieß noch mit essigsaurem Eisen, so erhaͤlt man ein schoͤnes Chocoladenbraun. Will man bei diesen Verfahrungsarten einige Stellen ganz weiß erhalten, so bedrukt man sie mit der oben angefuͤhrten neutralen Reservage, die aus Citronensaft und schwefelsaurem Kupfer besteht und das Anfaͤrben einer jeden Farbe verhindert. Laͤßt man jedoch diese Reservage laͤnger als einige Tage auf dem Zeuge, so sezt sie so viel Kupferoxyd ab, daß man es durch kein Waschen mehr entfernen kann, daher beim Faͤrben in Krapp die weiß seyn sollenden Stellen rothbraun ausfallen. 23) Weiß auf Bistres (manganbraunen Boͤden). Man grundirt die Zeuge mit einer Aufloͤsung von schwefelsaurem oder salzsaurem Mangan und nimmt sie dann durch starke Aezlauge, welche weißes Manganoxydul darauf niederschlaͤgt, das an der Luft nach und nach zu braunem Manganoxyd wird; eine Passage durch saures chromsaures Kali erhoͤht die braune Farbe noch mehr. Um in diesen Boden weiße Desseins zu aͤzen, drukt man Zinnsalz auf, wobei salzsaures Manganoxydul entsteht, welches durch Wasser ausgewaschen werden kann und Zinnoxyd auf dem Gewebe zuruͤkbleibt, wenn die Zinnaufloͤsung nicht viel freie Saͤure enthielt. 24) Chromgelb auf Bistres. Man bedrukt den braunen Grund mit einem Gemenge aus schwefelsaurem Blei und Zinnsalz. Indem das Zinnsalz das braune Manganoxyd in salzsaures Mangan verwandelt, welches ausgewaschen werden kann, tritt das Bleisalz an dessen Stelle, welches man darauf durch ein Kalkbad zersezt und durch saures chromsaures Kali in Chromgelb verwandelt. – Man kann auch ein Gemisch von chromsaurem Kali und Zinnsalz, welches sich kurze Zeit unzersezt erhaͤlt, aufdruken und so unmittelbar Gelb erhalten. Auch Fernambuk- und Campecheholz-Absud lassen sich fuͤr Roth und Violett auf diese Art anwenden, doch waschen sich die Farben leicht aus. – Drukt man salzsaures Eisenoxydul auf den manganbraunen Boden, so tauschen nach einiger Zeit das Eisen und Mangan ihre Stelle; lezteres kann als loͤsliches salzsaures Mangan ausgewaschen werden, und ersteres bleibt als Oxyd mit seiner eigenthuͤmlichen Farbe auf dem Zeuge zuruͤk. Tafelfarben und Dampffarben. Die Tafelfarben bestehen hauptsaͤchlich aus den Absuͤden verschiedener Farbhoͤlzer, welche meistens mit Zinnsalz vermischt aufgedrukt werden; da der Farbstoff dieser Hoͤlzer dem Licht, so wie den Alkalien und Saͤuren nur schwach widersteht, so nennt man die Tafelfarben auch gewoͤhnlich fluͤchtige Farben. Die Unbestaͤndigkeit dieser Farben muß aber nicht sowohl ihrer Applicationsart als vielmehr der Veraͤnderlichkeit der Farbstoffe zugeschrieben werden. Koͤnnte man sich z.B. den Farbstoff des Krapps rein und im Zustande vollkommener Aufloͤsung verschaffen, so wuͤrde hoͤchst wahrscheinlich die damit bereitete Tafelfarbe aͤcht seyn.Hier ist der Verfasser offenbar ganz im Irrthume. Wenn man den Absud eines Farbholzes mit einem Mordant vermischt aufdrukt, so nennt man dieß eine Tafelfarbe, und die Unhaltbarkeit derselben muß dem Umstande zugeschrieben werden, daß das Pigment mit der Basis des Mordants (Zinnoxyd oder Alaunerde) einen unaufloͤslichen Koͤrper (Lak) bildet, welcher nicht in die Faser eindringen kann. Wuͤrde man das Krapppigment mit Alaunerdebeize vermischt auf Zeuge aufdruken, so koͤnnte der entstandene Krapplak auf denselben durchaus nicht haltbar seyn. Dagegen ist es gewiß, daß eine Aufloͤsung des rothen Krapppigments, in Ammoniak z.B., auf Stuͤke aufgedrukt, die mit Alaunerde impraͤgnirt sind, ein eben so haltbares Roth wie die Farbeoperation liefern muͤßte, wenn man nachher durch Dampfen die Vereinigung desselben mit der Alaunerde bewirken koͤnnte. Man vergleiche hieruͤber Polytechn. Journal Bd. LVI. S. 176, wo man auch uͤber die Dampffarben das Ausfuͤhrliche findet.A. d. R. Eine mehr oder weniger vollstaͤndige Aufloͤsung ist noͤthig, wenn sich die Tafelfarben auf den Zeugen befestigen sollen. 1) Tafelschwarz. Diese Farbe wird auf mannigfaltige Art bereitet. Vor einigen Jahren nahm man fast allgemein einen Gallaͤpfelabsud, welchem man nach dem Erkalten salpetersaures Eisenoxyd zusezte, das vorher mit Mehl verdikt worden war. So erhielt man eine schiefergraue Paste, welche aufgedrukt wurde und sich an der Luft vollends schwaͤrzte. Jezt haͤlt man es fuͤr besser ein Eisenoxydulsalz anzuwenden und dasselbe an der Luft allmaͤhlich sich oxydiren zu lassen, was bei trokener Witterung mehrere Tage dauert. Die schwarze Verbindung ist unloͤslich, daher das Wasser beim Auswaschen nur das Verdikungsmittel und andere uͤberfluͤssige, nicht mit der Faser verbundene Substanzen wegnimmt. Statt der Gallaͤpfel gibt auch das Campecheholz ein Schwarz, welches aber weniger aͤcht ist.Nach Thillaye erhaͤlt man ein Schwarz, welches der Kalkkuͤpe, ferner schwachen Alkalien, dem chromsauren Kali und kochendem Kalkwasser widersteht, endlich das Kuͤhkothen und Krappfaͤrben gleich gut vertraͤgt:a) Fuͤr den Handdruk: wenn man 2 Maaß Gallaͤpfelabsud von 6° Baumé, mit 7 Unzen Mehl verkocht, in eine irdene Schuͤssel gießt, und nachdem die Farbe beinahe kalt ist, 4 Unzen neutralisirtes salpetersaures Eisen und 1/2 Unze Olivenoͤhl zusezt.b) Fuͤr den Walzendruk: wenn man 2 Maaß Gallaͤpfelabsud von 8° Baumé mit 9 Unzen Mehl verkocht und nach dem Erkalten 4 Unzen neutralisirtes salpetersaures Eisen und 1/2 Maaß holzsaures Eisen von 15° Baumé zusezt; leztere Farbe muß man mit der Austragwalze druken.A. d. R. 2) Tafelrosa. Diese schoͤne Farbe erhaͤlt man mit Fernambuk- oder mit Rothholz. Man macht einen Absud dieser Farbhoͤlzer, welcher mit Senegalgummi verdikt und dann mit salzsaurem Zinnoxyd vermischt wird. Das Salz schlaͤgt den Farbstoff als Lak nieder, der sich in einem Ueberschuß des Zinnsalzes wieder aufloͤst. In diesem Zustande von Aufloͤsung wird er auf den Zeug aufgedrukt, welcher ihn im Verlauf von wenigen Stunden zersezt, und wenn der Zeug dann gewaschen wird, bleibt folglich der Lak auf demselben zuruͤk. 3) Dampfblau. Wenn man eine Aufloͤsung von Eisenblausaͤure in Wasser kocht, entwikelt sich bekanntlich Blausaͤure und es faͤllt ein weißes Pulver nieder, welches an der Luft zu Berlinerblau wird. Dieses bildet eigentlich das sogenannte Dampfblau. Man bereitet nun diese Farbe, indem man krystallisirtes eisenblausaures Kali (Blutlaugensalz) in Wasser aufloͤst und mit Weinsteinsaͤure vermischt; es schlaͤgt sich Weinstein nieder und die uͤberstehende Fluͤssigkeit besteht zum Theil aus aufgeloͤster Blausaͤure; sie enthaͤlt aber auch das sogenannte weiße Berlinerblau. Diese Fluͤssigkeit wird mit Gummi verdikt auf die (mit Alaunerde oder Zinnoxyd impraͤgnirten) Zeuge aufgedrukt, worauf man dieselben der Einwirkung von Wafferdampf aussezt. Bisweilen stellt man das Dampfblau auch durch eine verdikte und mit Schwefelsaͤure vermischte Aufloͤsung von Blutlaugensalz dar. Wenn man die Oxydation des Dampfblaus an der Luft nicht abwarten will, kann man dieselbe auch durch Passiren der Zeuge in einer Aufloͤsung von Chlorkalk oder saurem chromsaurem Kali bewirken, vorausgesezt daß die anderen Farben hiedurch nicht leiden. 4) Dampfgruͤn. Diese Farbe entsteht in der That durch Verbindung der vorhergehenden mit dem Gelb der Kreuzbeeren, welches durch Alaunerde befestigt wird. Das BlutlaugensalzIm Original heißt es hier durch einen Drukfehler precipitate of potash anstatt prussiate of potash; in den Annales de Chimie ist dieß auch woͤrtlich le precipité donné par la potasse uͤbersezt, wodurch der ganze Paragraph sinnlos wird.A. d. R. wird in Wasser aufgeloͤst und mit einem Absud von Kreuzbeeren und Alaun vermischt. Diese Substanzen wirken in der Kaͤlte nicht merklich auf einander, wenn die Stuͤke aber nach dem Druken gedaͤmpft werden, verbindet sich die Saͤure des Alauns mit dem Kali des Blutlaugensalzes, die Alaunerde hingegen mit dem gelben Farbstoff der Kreuzbeeren und befestigt ihn auf dem Zeuge. Die Hize bewirkt zugleich die Zersezung des weißen Berlinerblaus, welches an der Luft nach und nach eine blaue Farbe annimmt. Blau und Gelb gibt aber bekanntlich Gruͤn. 5) Orange. Wird durch einfaches Aufdruken einer Aufloͤsung von Orlean in Kali oder Natron erhalten. 6) Druk mit Mahlerfarben. Man hat in der neuesten Zeit angefangen Zeuge, welche nicht gewaschen werden, mit den gewoͤhnlichen Mahler- oder Papierdrukfarben zu bedruken, welche die Farbe des Bodens ganz verdeken. Man erhaͤlt so mit wenig Kosten brillante (aber gar nicht haltbare) Farben.