Titel: Ueber die im Oktober 1835 in München gehaltene Industrieausstellung.
Fundstelle: Band 58, Jahrgang 1835, Nr. LIILI., S. 322
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LIILI. Ueber die im Oktober 1835 in Muͤnchen gehaltene Industrieausstellung. Ueber die im Oktober 1835 in Muͤnchen gehaltene Industrieausstellung. Wir waͤhnten, als wir unseren Bericht uͤber die vorjaͤhrige, in Muͤnchen gehaltene Industrieausstellung schlossen, keineswegs, daß wir unseren Lesern schon im naͤchstfolgenden Jahre abermals uͤber eine solche Feier der Industriewelt unseres Vaterlandes zu berichten haben wuͤrden. Die Gruͤnde, die fuͤr die etwas groͤßeren Zwischenzeiten bestehen, sind so mannigfach, daß wir vermutheten, es wuͤrde auch bei uns bei dem fruͤher ausgesprochenen und anderwaͤrts befolgten Triennium verbleiben. Unsere Staatsregierung hat es jedoch in weiser Erwaͤgung der veraͤnderten Industrieverhaͤltnisse unseres Vaterlandes sowohl, als unseres Nationalcharakters fuͤr besser gefunden, dieß Mal hievon abzugehen: wahrscheinlich um diese hoͤchst nuͤzliche Maßregel auf eine kraͤftigere und fuͤr die Zukunft mehr gesicherte Weise ins Leben zu fuͤhren, als dieß sonst bei uns zu hoffen gewesen waͤre. Dankend erkennen wir dieß mit der großen Mehrzahl der Nation; denn auch uns scheint dieser Zwek nunmehr erst auf eine Weise erreicht, welche nachhaltige Erfolge verspricht, oder vielmehr wirklich versichert. Welche schoͤnere und guͤnstigere Gelegenheit konnte sie hiezu auch waͤhlen, als jene Feier des segenreichen 25jaͤhrigen Buͤndnisses, welche unser erhabener Koͤnig (der Bayern Gluͤk und Stolz) in diesem Jahre in Mitte seiner bewahrten Nation wie im Kreise einer mit inniger Liebe an ihm haͤngenden Familie beging! Welcher Fabrikant und Gewerbsmann fuͤhlte hiebei nicht die suͤße Pflicht zu beurkunden, wie er mit Sorgfalt und Eifer bemuͤht ist, das Kindlein Industrie, welches ihm sein Koͤnig mit neuem Leben und frischerer Kraft gestaͤrkt und durchdrungen uͤbergab, zu pflegen; zu beweisen, wie er die Mittel erkennt und zu benuzen weiß, die sein fuͤr Gegenwart und Zukunft bedachter Monarch zur Foͤrderung der allgemeinen Bildung sowohl, als der industriellen Betriebsamkeit seiner Nation schuf; zu zeigen endlich, welche Gefuͤhle des Dankes ihn beseelen: Gefuͤhle des Dankes und der Liebe, die mit den Zeichen innerer Zufriedenheit und aͤußerer Behaglichkeit seines Volkes unserem vaͤterlich gesinnten Ludwig der schoͤnste Lohn sind fuͤr die hohe Sorgfalt, die er der schoͤnsten seiner großartigen Schoͤpfungen, Bayerns Industrie, so rastlos widmet. Die dießjaͤhrige Industrieausstellung hat nun nicht bloß diese Gesinnungen der Einzelnen aufs Glaͤnzendste bewahrt; sondern sie bewies ein merkliches Fortschreiten in der Mehrzahl der einzelnen Zweige des Gewerbfleißes. Sie zeigte, daß man mit dem Begriffe des Wortes Industrie, so wie mit dem Zweke der Industrieausstellungen vertrauter zu werden anfing, und daß man demnach mehr darauf bedacht war, sein Verdienst durch Lieferung guter, concurrenzfaͤhiger Handelsartikel, als durch muͤhevolle Ausarbeitung einzelner kunstvoller, fuͤr das Allgemeine aber werthloser Schaustuͤke geltend zu machen. Sie beurkundete eine weiter verbreitete und mehr auf die wirklichen Beduͤrfnisse Bedacht nehmende Theilnahme an der tausendfaͤltigen Betriebsamkeit der Kuͤnste und Gewerbe; so wie sich andererseits auch im beschauenden und untersuchenden Publicum eine groͤßere Achtung vor der producirenden Classe, eine groͤßere Anerkennung ihrer Leistungen und Verdienste, eine bisher bei uns noch kaum vorgekommene Hinneigung zu den inlaͤndischen Fabrikaten und ein patriotisches Selbstgefuͤhl zu erkennen gab, welches dem einzelnen Arbeiter eben so gut, als dem großen Fabrikanten zur Aufmunterung dienen mußte. Ein großer Theil der zur Ausstellung gebrachten Gegenstaͤnde lieferte einen sprechenden Beweis dafuͤr, daß man neben der Qualitaͤt auch die aͤußere Ausstattung der Erzeugnisse mehr beruͤksichtigte, und einzusehen anfing, daß ein gefaͤlliges Aeußeres, eine gewisse Form, ein gewisser Appret wesentlich dazu gehoͤrt, um den Absaz im Allgemeinen zu erhoͤhen, und um namentlich im Handel nach gewissen Gegenden mit anderen Staaten concurriren zu koͤnnen. Es war ferner nicht zu verkennen, daß unsere Fabrikanten sich in Hinsicht auf Geschmak auf eine merklich hoͤhere Stufe geschwungen; denn in der groͤßeren Reinheit, Leichtigkeit und Zierlichkeit der Formen und Zeichnungen, in der mehr gelungenen Benuzung der zu Gebot stehenden Farbenschattirungen, die man haͤufiger als sonst bemerkte, gaben sich unzweideutig die schoͤnen Fruͤchte des Kunstsinnes zu erkennen, den unser hierin unuͤbertroffene Ludwig uͤber seine Nation verbreitete. Man konnte sich diesem angenehmen Eindruke um so ungestoͤrter uͤberlassen, als die Veredlung der Form mit der Erhoͤhung des inneren Werthes, mit dem Streben nach groͤßerer Brauchbarkeit, Zwekmaͤßigkeit und Wohlfeilheit großen Theils gleichen Schritt hielt. Eben so schien auch der Erfindungsgeist reger erwacht zu seyn; denn wenn gleich von Seite unserer noch duͤnn gesaͤeten Mechaniker in der kurzen Zeit, die seit einem Jahre verstrich, bei der Masse von Auftragen, mit denen die ausgezeichneteren unter ihnen fuͤr Jahre im Voraus beschaͤftiget sind, nur wenig Neues zur Ausstellung gebracht werden konnte, so war doch die gesteigerte Thaͤtigkeit ihrer Werkstaͤtten und die mehr praktische Tendenz in denselben unverkennbar. Angenehmen Eindruk machte eben so die vielseitigere Benuzung und Verwendung, die man manchen Rohstoffen zu geben mußte, und die maͤchtig zur Steigerung ihres Werthes und ihres Absazes beitragen muß. Die raschere Aneignung und Verfolgung der Erfindungen und Fortschritte des Auslandes, die man mannigfach bemerkte, und die lediglich die Folge des freieren Verkehres mit den Nachbarstaaten und des groͤßeren Beduͤrfnisses sich auszubilden ist, verdiente, bei unserer nationalen Abneigung vor Neuerungen, alle Anerkennung. Am erfreulichsten fuͤr uns war es jedoch zu sehen, wie sich namentlich einige jener Fabrikate hoben, die in unserem Vaterlande, als einem Agriculturstaate, besondere Aufmerksamkeit verdienen. Denn neben einigen wenigen Industriezweigen, die durch ihr langes Bestehen mit den Bewohnern gewisser Districte gleichsam identificirt sind, sind es hauptsaͤchlich nur jene, die mit der Agricultur im innigsten Verbande stehen, in denen wir dem Auslande und den mit uns verbundenen Nachbarstaaten den Vorsprung abzugewinnen hoffen koͤnnen. So befriedigend hienach auch die dießjaͤhrige Ausstellung im Ganzen und im Vergleiche mit der vorjaͤhrigen ausfiel; zu welch freudigen Erwartungen sie zum Theil fuͤr die Zukunft zu berechtigen schien, so konnte sich doch Niemand verhehlen, wie viel noch zu thun uͤbrig ist. Die erlangten Vortheile seyen daher nur die Triebfeder zu weiteren groͤßeren Anstrengungen, und jeder Fortschritt verdopple das Streben nach jenem Ziele, welches wegen seiner derzeit noch großen Entfernung bisher nicht ein Mal allgemein deutlich erkenntlich geworden. Die Umgestaltung, die unseren Gewerbs- und Industrieverhaͤltnissen in Folge des Zollverbandes mit der Zeit werden wird; die gaͤnzliche Umwandlung, die erst unausbleiblich kommen muß, wenn die Canaͤle und Eisenbahnen in Deutschland jene Ausdehnung bekommen haben, die ihnen demnaͤchst bevorsteht, erheischen dieß dringend, wenn man nicht in Kuͤrze einen verderblichen, durch groͤßere Voraussicht allein vermeidbaren Ruͤkstoß erleiden will. Man taͤusche sich nicht mit einem Bilde, welches uns in neuerer Zeit mehrfach vorgespiegelt wurde: naͤmlich mit jener uͤber das ganze Land verbreiteten, alle Industriezweige umfasseden Gewerbsthaͤtigkeit, die ohne Fabriken und Maschinen die Haͤnde jeder einzelnen Familie in ihrem Kreise beschaͤftigen und naͤhren soll, und von der man sich die Wiederkehr des vermeintlichen Gluͤkes der fruͤheren patriarchalischen Zeiten traͤumt. Ein solcher Traum waͤre bei der Handhabung eines strengen und consequenten Prohibitivsystems zu entschuldigen gewesen; ihn aber gegenwaͤrtig noch hegen, nachdem man mit wahren Fabrikstaaten einen auf Handelsfreiheit begruͤndeten Vertrag eingegangen, heißt von Blindheit befangen seyn. Wir wissen sehr wohl, und haben dieß auch in unserem vorjaͤhrigen Berichte angedeutet, daß unser Bayern vielseitigere Industriezweige aufzuweisen hat, als vielleicht irgend ein anderer Staat. Allein wir koͤnnen uns bei allem dem auch nicht verhehlen, daß viele derselben nunmehr nothwendig in Kuͤrze werden erliegen muͤssen; und daß die wenigen Individuen, die in ihnen noch ferner arbeiten duͤrften, von Fabrikanten zu bloßen Flikern oder hoͤchstens zu sogenannten Machern (faiseurs) herabsinken muͤssen. Bei dem freien Verbande mit Staaten, die manche Rohstoffe wohlfeiler und besser beziehen koͤnnen, die eine mehr herangebildete Industriebevoͤlkerung besizen, die sich einer fesselloseren Gewerbsthaͤtigkeit erfreuen, in denen der Arbeitslohn relativ und wirklich niedriger steht, in denen der Zinsfuß wegen groͤßeren Capitalzuflusses gedruͤkter ist, und in denen bereits seit laͤngerer Zeit ein groͤßerer Geschaͤftsumschwung besteht, ist dieß eine nothwendige Folge: eine Folge, in der uͤbrigens durchaus nichts Unheilvolles liegt. Denn wir besizen der Industriezweige, in denen wir dem Auslande und den Nachbarstaaten den Vorrang wirklich abgewinnen koͤnnen, noch genug; und in diesen zu arbeiten, wird gewiß dem Einzelnen und dem ganzen Lande ersprießlicher werden, als wenn man auch jene Dinge, die man nothwendig anderwaͤrts wohlfeiler beziehen kann, selbst verfertigen wollte. Auch unter den gegenwaͤrtigen Verhaͤltnissen noch seinen ganzen Bedarf im Inlande erzeugen wollen, scheint uns eben so gut berechnet, wie die Sparsamkeit jenes schoͤpferischen Schriftstellers, der zugleich sein Copist seyn wollte. Moͤchten daher alle unsere Staatsmaͤnner, die an der Spize der Verwaltung stehen, kein Opfer und keinen Aufwand scheuen, um jenen Industriezweigen, in denen wir Großes leisten koͤnnen, und von denen sich der groͤßere Theil auf die Agricultur fußt, ein eben so kraͤftiges als rasches Emporkommen zu sichern. Vieles verdanken wir in dieser Hinsicht bereits jezt schon den weisen Maßregeln unserer Staatsregierung. Großes Vertrauen sezen wir auf unsere von ihr geschaffenen, zahlreichen technischen Unterrichtsanstalten, wenn sie ein Mal gehoͤrig ins Leben getreten seyn, und die Lehrer an denselben ihren jezt noch haͤufig verkannten praktischen Zwek erfaßt haben werden; wenn deren Cyclus durch Errichtung wirklicher landwirthschaftlicher Musterschulen geschlossen seyn wird; und wenn endlich die Staatsverwaltung sich wieder zu einem freisinnigeren Gewerbssysteme uͤberzugehen veranlaßt sieht. Ohne Lezteres ist fortan kein unseren Zeiten genuͤgendes Fortschreiten mehr zu hoffen. Was hilft es auch kuͤnftige Gewerbsleute auszubilden, wenn man ihnen nach vollendeter Bildung sagen muß: gehet hin, und uͤbet euer Wissen, eure Kenntnisse, euren Fleiß uͤberall, wo ihr wollt, nur nicht in eurem Vaterlande: ausgenommen ihr besizet im Voraus Geld, um eine sogenannte Gerechtigkeit zu kaufen, oder ihr seyd im Stande durch Connexionen eine solche zu erbeuten; oder ihr wißt es dahin zu bringen, daß die bestehende Zunft euch ihr Placet ertheilt; oder ihr habet das Gluͤk einem Meistertoͤchterlein zu gefallen; oder ihr koͤnnt euch so weit verlaͤugnen, euch in die Arme einer abgetragenen, das Gewerbe repraͤsentirenden Wittwe zu werfen; oder endlich ihr wollt euch zur ewigen Gesellenschaft verdammen lassen. Heißt dieß nicht den muͤhevoll herangebildeten Zoͤglingen zum Lohne ihres Strebens und Fleißes die Qualen eines Tantalus bereiten? Ist es im Interesse des Staates die besten Zoͤglinge, die ihrer Sache uͤberall gewiß sind, aus solche Weise ins Ausland zu treiben, nachdem sie auf Kosten des Inlandes Unterricht genossen? Und glaubt man etwa den Patriotismus, den ruhigen Sinn und die Anhaͤnglichkeit dieser Leute zu steigern, wenn man sie in eine Lage versezt, in der sie bei jeder Veraͤnderung nur zu gewinnen hoffen koͤnnen? Doch genug hievon. Jedermann sind noch die Worte erinnerlich, welche einer unserer ersten Staatsmaͤnner, den ein bayerischer Kreis an seiner Spize zu besizen das Gluͤk hat, in der lezten Staͤndeversammlung eben so wahr als unuͤbertrefflich an die Repraͤsentanten unserer Nation in dieser Beziehung richtete. Die fortschreitende Bildung, das eigene Interesse wird hoffentlich unsere Gewerbsleute von ihrem Irrwahne in Kuͤrze, und ehe das Unheil zu weit gediehen, zuruͤk bringen. Man wird einsehen, daß heut zu Tage nicht mehr der Zunftzwang das Gedeihen und die Bluͤthe des Gewerbstandes sichert; sondern daß lediglich gesteigerte Betriebsamkeit, erhoͤhter Scharfsinn und vermehrter Vorrath an Sachkenntniß denselben aufrecht zu erhalten vermag. Die Staatsverwaltung wird dann seiner Zeit nicht saͤumen eine Maßregel aufzugeben, die sie, wie wir glauben moͤchten, zum Theil nur deßwegen einschlug, um unsere Gewerbsleute fuͤr immer und auf die sicherste Weise von einem eingewurzelten Vorurtheile zu heilen. Um jedoch wieder zu unserem eigentlichen Gegenstande zuruͤk zu kehren, erlauben wir uns zu dem oben Gesagten noch Folgendes uͤber die Wirkungen der vorjaͤhrigen Ausstellung zu bemerken. Bei nicht wenigen der fruͤheren Concurrenten, namentlich unter den in Muͤnchen ansaͤssigen Gewerbsleuten, ist in Erfuͤllung gegangen, daß in dieser Maßregel eines der besten Mittel sich vortheilhaft bekannt zu machen, gelegen sey. Wir selbst kennen einige Fabrikanten und Meister, die es lediglich der lezten Industrieausstellung zu verdanken haben, daß sich nunmehr ihre Abnehmer so vermehrten, daß sie gegenwaͤrtig beinahe doppelt so viele Menschenhaͤnde beschaͤftigen, als fruͤher. Wir sahen daher neben zahlreichen neuen Concurrenten dieß Mal viele der fruͤheren mit qualitativ und quantitativ potenzirten Leistungen erscheinen, um sich wo moͤglich noch vortheilhafter auszuzeichnen. Leider war jedoch nebenbei nicht zu verkennen, daß viele Aussteller aus den Provinzen, und namentlich mehrere wirkliche Fabrikanten entmuthigt waren: so daß ihm Viele lediglich durch die besondere in diesem Jahre gebotene Gelegenheit bestimmt wurden, sich abermals zu zeigen. Nicht die Maßregel an und fuͤr sich traͤgt die Schuld hievon in sich; sondern die Gruͤnde scheinen uns vielmehr in einigen Maͤngeln bei ihrer Ausfuͤhrung gelegen. Wir haben diesen Gegenstand schon in unserem vorjaͤhrigen Berichte beruͤhrt, sehen uns aber im Interesse der Sache gezwungen neuerdings darauf zuruͤk zukommen. Ein großer Mangel war naͤmlich abermals das spaͤte Bekanntwerden der Resultate der lezten Ausstellung, d.h. des Urtheiles der Jury. Nachdem die Ausstellung nach beinahe dreimonatlicher Dauer ohne Sang und Klang geschlossen worden, erwartete man billig einen baldigen Bericht uͤber dieselbe. Man fand sich jedoch hierin getaͤuscht; erst nach 3/4 Jahren wurden die Preistraͤger bekannt, und bei Eroͤffnung der heurigen Ausstellung erst erschien der Bericht der Jury, der unbeschadet der in ihm entwikelten Gruͤndlichkeit und unbeschadet der an ihm auffallenden literarischen Ausfeilung fuͤglich auch um ein halbes Jahr fruͤher haͤtte zu Tage kommen koͤnnen. Die Schließung der Ausstellung durch eine entsprechende Feier, und die unmittelbare Verkuͤndung der Preistraͤger wuͤrde gewiß eine bessere Wirkung gehabt haben, als eine solche Zoͤgerung. Wenn bei der lezten großen Industrieausstellung in Paris ein so schnelles Urtheil der Jury moͤglich war, so sollte man meinen, dieß waͤre auch bei uns zu erreichen gewesen. Doch nein! Wir muͤssen hier unsere Jury in Schuz nehmen. Die Verzoͤgerung lag großen Theils in dem Mangel an Documenten, die von Seite der Aussteller nur hoͤchst spaͤrlich und wenig umfassend vorgelegt wurden. Wir duͤrfen hoffen, daß in Zukunft in den Ausschreibungen mehr hierauf hingewiesen werden wird; wir duͤrfen hoffen, daß die Kreisregierungen in Zukunft mehr zur Foͤrderung der Absichten, die unsere vaͤterliche Staatsregierung bei den Industrieausstellungen hat, mitwirken, und dem ausgezeichneten Beispiele der Regierung unseres Unterdonaukreises in dieser Hinsicht folgen werden. Von sehr guͤnstigen Folgen wird daher ohne Zweifel der Umstand seyn, daß dieß Mal saͤmmtliche Referenten uͤber Gewerbswesen bei den Kreisregierungen zur Eroͤffnung der Ausstellung einberufen waren, damit auch diese ersaͤhen, worauf hingearbeitet werden soll. Wir koͤnnen uͤbrigens bei dieser Gelegenheit den Wunsch nicht verhehlen, daß man in allen diesen Angelegenheiten doch immer die Ansichten jener vernehmen moͤchte, die am meisten damit vertraut, am meisten dabei interessirt sind: naͤmlich der Fabrikanten und Gewerbsleute. Wir dehnen diesen Wunsch sogar noch weiter aus, und deuten auf die staͤndige Errichtung berathender Commissionen oder eines sogenannten Rathes von Gewerbsverstaͤndigen an den Sizen der Kreisregierungen und der thaͤtigeren Fabrikorte. Preußen besizt aͤhnliche, den franzoͤsischen nachgebildete Institute; und deren Verpflanzung auf bayerischen Boden wuͤrde gewiß von großem Nuzen seyn. Wenn man bei den Wechselgerichten, wo doch ganz bestimmte Normen und Anhaltspunkte bestehen, Techniker zuzieht, so sollte man glauben, es waͤre ein solches Verfahren im Administrativfache, wo man an gar nichts gebunden zu seyn scheint, und wo man taͤglich weit vielseitiger mit dem wahren inneren Wesen des Gewerbstandes in Beruͤhrung kommt, um so nothwendiger. Welche billige Anforderungen kann man auch an unsere Gewerbsreferenten bei den Kreisregierungen machen, da sie gewoͤhnlich die juͤngsten Raͤthe oder Assessoren sind, und vom Gewerbswesen und Industrie meistens nicht mehr wissen, als was sie von einem theoretisirenden Professor gehoͤrt, in einigen Compendien uͤber Staatswirthschaft gelesen, und durch Studium unserer Verordnungen sich eigen gemacht haben. Durch Errichtung solcher berathenden Commissionen wuͤrden wir wahrscheinlich in Kuͤrze eine nicht unbedeutende Anzahl technischer Capacitaͤten erhalten, an denen es (mit ruͤhmlicher Ausnahme unserer Berg-Salinen- und Zoll-Administrationen) unter unseren Administrativ-Beamten sehr fehlt. Das von der Jury gefaͤllte Urtheil selbst schien ferner (wir glauben dieß ohne ihren anerkannten großen Verdiensten, ihrer Ausdauer und ihrer ruͤksichtslosen Unparteilichkeit auch nur im Geringsten zu nahe zu treten, fuͤglich sagen zu duͤrfen) nicht geeignet allgemeine Aufmunterung zu erregen. Viele fanden darin, was die Zuerkennung der Preise betrifft, ein Schwanken im Principe, eine nicht hinreichend umfassende Kenntniß der Ausdehnung mancher Fabriken und ihrer Leistungen (woran freilich oft die Aussteller selbst Schuld trugen), und ein Nichteingehen in den Geist mancher Fabrikationen. Unangenehm uͤberraschend war es auch, daß die Jury, mit ihren Vorgaͤngerinnen in allen Staaten im Widerspruche, den Mißgriff beging, allen ihren Mitgliedern, in so fern sie selbst zu den Ausstellern gehoͤrten, namhafte Preise zu votiren. Diese Betrachtungen zeigen, wie nothwendig es fuͤr die Zukunft ist, die Jury so zusammenzusezen, daß nicht bloß der Mechaniker, Optiker, Chemiker, Stahlarbeiter und Toͤpfer, sondern jedweder Fabrikant einer in jeder Hinsicht genuͤgenden Beurtheilung seiner Erzeugnisse mit voller Beruhigung entgegensehen kann. – Hoͤchst befremdend war es uns auch bei dieser Gelegenheit den Grundsaz aussprechen zu hoͤren, Fabrikanten eigneten sich nicht zu Mitgliedern der Jury, indem man Gefahr laufe durch sie ein einseitiges Urtheil zu bekommen. Wir fragen, wer kann wohl eine Sache besser beurtheilen, als der, der bestaͤndig in ihr arbeitet? Wer wird besser auf viele Details aufmerksam machen koͤnnen, die dem Auge eines jeden, ausgenommen dem Manne vom Fache entgehen, und die oft von so großer Wichtigkeit sind? Und wie kann man glauben, daß der Kaufmann bei offenbar geringerer Sachkenntniß weniger parteiisch seyn wird, als der Fabrikant? Vermuthet man dieß etwa daraus, weil der Kaufmann, selbst nichts erzeugend, gegen das Gedeihen der Industrie in seinem Vaterlande gleichguͤltig, und ihr sogar feindlich, wenn sie ihm einen nur etwas geringeren Gewinn abwirft, als jene des Auslandes, geneigt ist lediglich in dem den Verdienstvollsten zu erbliken, der ihm die hoͤchsten Procente gestattet? Ein weiterer großer Uebelstand, den besonders mancher kleinere Gewerbsmann unangenehm empfand, war der, daß er seine Waare erst nach einem halben Jahre veraltet, ihres Glanzes oder Appretes beraubt, und bedeutend im Werthe gesunken, auf seine Kosten zuruͤk erhielt. Diesem Uebelstande auf irgend eine Weise abzuhelfen, waͤre sehr zu Gunsten des kuͤnftigen Erfolges der Ausstellungen, und ein großes Verdienst der Jury. Es wird dieß uͤbrigens in Zukunft immer leichter werden; denn schon im heurigen Jahre hat das beschauende Publicum wohl drei Mal mehr von den ausgestellten Gegenstaͤnden kaͤuflich an sich gebracht, als im vergangenen; und auch die Verloosung, welche die Jury mit einer schoͤnen Auswahl von ihr angekaufter Fabrikate im vergangenen Jahre zuerst vornahm, scheint in diesem Jahre so zahlreiche Theilnehmer zu finden, daß es uns nicht Wunder nehmen wuͤrde, unsere patriotischen Kaufleute gegen diese neue Art von Messe, wie wir die Industrieausstellungen von einigen unter ihnen betiteln hoͤrten, zu Felde ziehen zu sehen. Ueber das bei den Preisen zu befolgende System, woruͤber wir uns schon im vorigen Jahre ausfuͤhrlich aussprachen, bemerken wir dieß Mal nur, wie vortheilhaft sich in ein Paar Faͤllen auch bei uns die zur Probe angestellte Abgabe von Maschinen an einige thaͤtigere Gewerbsleute beurkundete. Ein Paar Weber, denen auf allgemeine Kosten ein Jacquard'scher Stuhl geschafft wurde, lieferten schon in diesem Jahre Fabrikate, die mit den vorjaͤhrigen in gar keinen Vergleich mehr zu bringen waren. Eine Verfolgung dieser Bahn, die Verwendung einiger Fonds zu diesem Zweke duͤrfte in Kuͤrze ohne Zweifel Unglaubliches bewirken; denn die faktische Belehrung ist bei uns die einzige, welche schnell durchdringt und nachhaltig wirkt. Indem wir nach diesen fluͤchtig hingeworfenen Bemerkungen unseren Lesern nun einen Umriß der Details der dießjaͤhrigen Ausstellung zu geben versuchen wollen, erlauben wir uns nur noch vorlaͤufig zu erinnern, daß wir nur die angedeuteten Fortschritte der Gewerbe im Allgemeinen zu beleuchten streben werden; daß wir aber durchaus keine Kritik der Leistungen der Einzelnen beabsichtigen, indem dieß lediglich Sache der Jury ist. Daß wir hiebei nur im allgemeinen Interesse handeln, und weder unter Einfluß stehen, noch einen solchen uns anzumaßen traͤumen, erwaͤhnen wir bloß um allen Reklamationen im Voraus zu begegnen. 1) Mathematische, physikalische, mechanische, musikalische und chirurgische Geraͤthe und Apparate. Wir beginnen hier A mit den astronomischen und optischen Instrumenten und Apparaten, wovon die Ausstellung theils in vollendetem Zustande, theils der Vollendung nahe Einiges zeigte, welches dem ausgezeichneten Rufe der bayerischen Institute neuen Ruhm zu schaffen geeignet war. – Ein Ertl'sches Universalinstrument aus dem Atelier seines beruͤhmten Erfinders zog die Bewunderung der Kenner auf sich; wir Laien begnuͤgen uns auf die Anerkennung aufmerksam zu machen, die dieses Instrument, so viel wir wissen, bereits unter den Astronomen fand, und welche unserem hochverdienten Ertl schon so vielfach und allwaͤrts wurde. Der Preis dieses Instrumentes war auf 1000 fl. angesezt. – Von der Fabrik der HH. Woͤrle, Erich und Gebruͤder v. Ruedorffer sahen wir mehrere Marine- und Zug-Fernroͤhre, welche allen Anforderungen der Kunst vollkommen entsprachen. Die einfachen und doppelten Theater-Perspective dieser Fabrik fanden großen Beifall, obschon leztere dem eigentlichen Kenner dem Principe nach nicht genuͤgen koͤnnen. – Wie Riesen gegen die Glaͤser dieser Instrumente erschien ein achromatisches Objektiv von 15' Brennweite und 10''5 Oeffnung, welches der wuͤrdige Vorstand des v. Utzschneider'schen optischen Institutes, Georg Merz, zugleich mit einer rohen Flintglas-Linse von 12''5 und einer rohen Crownglas-Linse von 13'' Durchmesser zur Ausstellung brachte. Nicht die kleinste Makel truͤbte dieses schoͤne Kunstproduct, dessen Werth zu 10,000 fl. angeschlagen war, und welches beurkundete, daß unseres unsterblichen Frauenhofers Manen fortwaͤhrend in dem genannten Institute walten. – Als hieher gehoͤrig erwaͤhnen wir noch eines schoͤnen Diopter-Lineales und einer gelungenen Boussole, welche die polytechnische Schule in Nuͤrnberg zur Vorlage einsendete; eines Spiegel-Repartitionskreises von Mechanikus Knocke in Muͤnchen und eines messingenen Winkelspiegels von Mechanikus Scharpf in Tuͤrkheim. Hieher ziehen wir endlich auch noch die Brillenglaͤser, welche die Zwangsarbeitsanstalt in Fuͤrth in einer ausgedehnten Musterkarte vorlegte. Fuͤrth versieht bekanntlich einen großen Theil Europa's mit ordinaͤren Brillen, wie schon daraus erhellt, daß in 5 Jahren 191 Cntr. 30 Pfd. Brillen- und Uhrglaͤser aus Bayern ausgefuͤhrt wurden. B. Mathematische Instrumente. Die Zoͤglinge der polytechnischen Schule in Nuͤrnberg zeichneten sich hierin durch ein Nivellirinstrument, einen Distanzmesser, eine Kippregel und einen Stangenzirkel: saͤmmtlich gelungene Arbeiten, aus. Grabmaier hatte eine kreisfoͤrmige Wasserwaage verfertigt, und der Zimmermann Aichberger von Muͤnchen beurkundete sein Streben durch Ausstellung eines neuen hoͤlzernen Zirkels, der jedoch den neueren franzoͤsischen nachzustehen scheint. – Reißzeuge hatten drei Aussteller eingesandt; man vermißte darunter die ordinaͤren Fabrikate, welche einen bedeutenden Handelszweig Nuͤrnbergs bilden, wurde dafuͤr aber um so angenehmer durch die ausgezeichneten und billigen Erzeugnisse von J. G. Rupprecht in Nuͤrnberg, der Bruͤder Haff in Fuͤssen, und auch des Hrn. Knocke in Muͤnchen uͤberrascht. – Außerdem bemerkten wir noch zwei Reductionszirkel. C. Physikalische Instrumente und Apparate. Die Waagen, die wir unter dieser Rubrik zuerst auffuͤhren, boten dieß Mal nichts so Ausgezeichnetes, wie bei der vorjaͤhrigen Ausstellung. Wir bemerkten eine Decimalwaage, eine Doppelwaage, eine Probirwaage, eine Nationswaage, eine Waage mit Stativ, ein Modell unserer Mauthwaage und eine Muschenbroekische Hebelwaage. Leztere drei waren als Producte der Handwerker-Feiertagsschule in Muͤnchen ihrem Zweke und ihrer Ausfuͤhrung nach hoͤchst erfreuliche Gegenstaͤnde. Unter den uͤbrigen erwaͤhnen wir bloß der Waagen des Mechanikus Knocke. – Zwei Reisebarometer und zwei Thermometer von Nadlermeister Rath in Muͤnchen schienen uns ganz vortreffliche Instrumente, welche diesem wakeren Manne Ehre machten; auch Grabmaier war im Laufe eines Jahres merklich auf Vervollkommnung seiner Baro- und Thermometer bedacht gewesen. Ein Alkoholometer von ihm schien gut. – Ohne uns bei einer kleinen Elektrisirmaschine aufzuhalten, verweilen wir noch bei einem bei uns, man kann sagen, sehr beliebt gewordenen Apparate: naͤmlich bei den Zuͤndmaschinen. Unter den 8 Ausstellern, die wir zaͤhlten, stehen Hr. Gerzabeck von Muͤnchen und Hr. Boͤschl von Wuͤrzburg oben an. Die Zuͤndmaschinen des ersteren, gegenwaͤrtig mit Glaselektricitaͤt thaͤtig, wuͤrden den ersten Rang einnehmen, wenn ihr Preis sie allgemeiner zugaͤnglich machte. Hr. Boͤschl hingegen, der den Platinschwamm besonders gluͤklich darzustellen weiß, hat aus seinen Apparaten einen eben so nuͤzlichen, als zierlichen und billigen Handelsartikel zu schaffen gewußt, und erfreut sich bereits eines bedeutenden Absazes. –Erwaͤhnen muͤssen wir noch des Hrn. Bachschmid von Muͤnchen, der neben einer Platinzuͤndmaschine schoͤne Muster von Holzdraͤhten zu Zuͤndhoͤlzchen vorlegte, und des Hrn. Spengler Meusel ebendaher. D. Mechanische Vorrichtungen und Apparate. Der Zahl nach mehr, aber im Ganzen weniger Erhebliches bot die heurige Ausstellung in dieser Hinsicht; von unseren Meistern in diesem Fache trafen wir wenig oder nichts. Ein Modell eines unter dem Wasser gehenden Rades, ein solches zu einem Fahrstuhle und ein wirklicher Fahrsessel, ein Modell zu einem vierraͤderigen mechanischen Wagen, einen Apparat zum Reinigen von Getreidesamen, eine Kaffeemuͤhle, eine Winde mit doppelten Stangen, eine Buttermaschine, und eine Maschine zum Schreiben, an der durch Treten und Greifen die noͤthigen Bewegungen der Typen, des Schwaͤrzapparates und des Papieres hervorgebracht werden, uͤbergehen wir als der Vervollkommnung beduͤrftig, oder als hinlaͤnglich bekannt. Brauchbarer duͤrfte Stark's Bohrmaschine fuͤr Claviermacher, Kernaul's Apparat fuͤr Knopfmacher, Kollinger's Seidenrad fuͤr Bortenmacher, und des ersteren Schneidmaschine fuͤr Makaroni seyn. Das Modell einer Feuersprize, eine Hand- und eine Kruͤkensprize schienen uns in diesem vielfach bearbeiteten Fache der Mechanik nichts Neues zu bieten. Eine Sewalder'sche Briefsiegelpresse war gut. Ein von Mechanikus Koch gearbeitetes Modell der neuen Liebherr'schen cyloimbrischen Drukerpresse war sehr gelungen; und ein Gleiches gilt von der lithographischen Presse, welche der bekannte Mannhart nach eigener Construction gebaut hatte. Versuche werden zeigen, ob diese solid und einfach gebaute Maschine mit der Engelmann'schen Presse concurriren kann. – Die Handwerkerfeiertagsschule zeichnete sich durch ein Modell einer hydraulischen Presse aus, welches wesentlich zur allgemeineren Verbreitung dieses nuͤzlichen Apparates beigetragen haben duͤrfte. – Eine Maschine zum Schnellschneiden der Schrauben von Schoͤnberg in Legau, eine Schneidkluppe von Amali in Donauwoͤrth, ein Bleizug und eine Beschlagrahme von Schutze in Kaufbeuren verdienten Erwaͤhnung. Eine gußeiserne tragbare Aufzugmaschine von dem koͤnigl. Huͤttenwerke Bodenwoͤhr schien uns sehr zwekmaͤßig. – Die groͤßere Anzahl auf die Flachsspinnerei bezuͤglicher Vorrichtungen bewies den vermehrten Bedarf an solchen. Von 12 Ausstellern, welche Spinnraͤder eingesandt hatten, waren jedoch die meisten mehr auf groͤßere Zierlichkeit, als auf mechanische Vollkommenheit und Wohlfeilheit dieses nuͤzlichen Apparates bedacht. Ruͤhmliche Ausnahme hievon machte jedoch Mechanikus Weißenbach von Groͤnenbach, der ein verbessertes einspuliges Flachsspinnrad aus Messing und ein gleichfalls verbessertes aus Eichenholz verfertigt hatte; ferner das Doppelspinnrad von Andreas Maier in Muͤnchen, welches sich als sehr brauchbar bewaͤhren soll, und endlich das Doppelspinnrad von J. F. Seeser in Thurnau. Unter 4 Garnhaspeln, die wir bemerkten, fiel uns jener des J. Faͤhnle in Groͤnenbach durch eine daran angebrachte Vorrichtung zum Zwirnen, und jener des Joh. Ulmer von Straubing, welcher mit einem Apparate zum Fadenzaͤhlen ausgestattet ist, vortheilhaft auf. – Die Hofer'sche vierspulige Flachsspinnmaschine schien seit der vorjaͤhrigen Ausstellung keine Verbesserung erfahren zu haben. Ein Modell eines angeblich verbesserten Webestuhles des Schreiners Niedermaier in Hohenwart zeigte wenigstens ein aufzumunterndes Streben. – Die von Mechanikus Koch bei Muͤnchen errichtete Oehlmuͤhle, welche nach einem neuen Systeme gebaut seyn soll, ward uns bloß aus ihren Producten vortheilhaft bekannt. – Endlich erwaͤhnen wir hier noch des Destillirapparates des J. Koͤppel von der Au, welcher gut gearbeitet war, und des vom Jahre 1832 her bekannten Cholera-Sandbades des Hrn. Dr. Fronmuͤller in Fuͤrth. – Wir koͤnnen hier am Schlusse dieser summarischen Aufzaͤhlung die Bemerkung nicht unterdruͤken, daß viele unserer mechanischen Talente ihre Zeit und ihre Anstrengungen mit Erfindungen von Dingen vergeuden, die anderwaͤrts schon laͤngst besser bestehen. Diesem großen Uebelstande, dem ein Mangel an sachdienlicher Lectuͤre und zum Theil auch ein Widerwillen gegen Buͤcher zum Grunde liegt, duͤrfte fuͤr die Zukunft wohl am besten durch groͤßere Beruͤcksichtigung des Maschinenwesens in unseren technischen Zeichnungsschulen gesteuert werden. E. Erzeugnisse der Uhrmacherkunst. Von den 13 Ausstellern in diesem Felde gehoͤrten 8 dem Oberdonaukreise an, zum Beweise, daß daselbst das alte Talent noch fortglimmt, und unter guͤnstigen Verhaͤltnissen wieder emporkommen koͤnnte. – Eine astronomische Pendeluhr von A. Banradl in Friedberg schien uns eine preiswuͤrdige Arbeit; noch mehr aber die beiden Schiffschronometer von J. Biergans in Muͤnchen, zu denen noch ein dritter von B. Mahler in Oberguͤnzburg kam. – Mech. Mannhart brachte eine Thurmuhr, welche im Wesentlichen nach demselben Principe gebaut war, wie die vorjaͤhrigen, die zu so weitlaͤufigen Streitigkeiten Anlaß gaben; nur in einigen Vereinfachungen scheint Hr. Mannhart jezt noch weiter gegangen zu seyn; ob mit Vortheil erlauben wir uns nicht zu entscheiden. – Die Stokuhren von 6 Ausstellern, welche theils mit Pendel, theils mit Spiralunruhe gingen, und von denen einige nur alle 8, andere alle 14 Tage aufgezogen zu werden brauchten, ließen keine Pruͤfung von unserer Seite zu; im Aeußeren waren sie groͤßten Theils gefaͤllige Stuͤke. Eine Secundenuhr der Bruͤder Haff in Fuͤssen fiel uns guͤnstig auf, und eine Minutenuhr mit Doppelsteigrad als die Arbeit eines Lehrlinges. – Hr. Gerzabeck lieferte eine 8 Tage gehende Reiseuhr mit Weker, die wo moͤglich compendioͤser seyn sollte. – Als Fabrikat und Handelsartikel verdienen jedoch hier vor Allem Auszeichnung die Uhrbestandtheile, welche G. Leitherer in Bamberg mit einer Preßmaschine ausschneidet, und die den Genfer, Pariser und anderen Fabrikuhrwerken, wovon wir in 5 Jahren 113 Centner einfuͤhrten, und aus denen der groͤßte Theil unserer gewoͤhnlichen Uhren zusammengesezt wird, fuͤglich an die Seite gestellt werden koͤnnen. F. Musikinstrumente. Obwohl zahlreicher repraͤsentirt als im vergangenen Jahre, vermißten wir dennoch ungern die Fabrikate mehrerer unserer ausgezeichnetsten Meister. Unter 4 Fluͤgeln, die wir zaͤhlten, nahm einer des Hrn. A. Biber in Muͤnchen auch dieß Mal wieder den ersten Rang ein. Beifall erntete auch ein aufrechter Fluͤgel à la Giraffe des Hrn. Biber von Nuͤrnberg. – Fortepiano's, deren Zahl sich auf 7 belief, waren sehr gut von Hrn. A. Biber und Hrn. J. Mayer in Muͤnchen geliefert. Ein schoͤnes aufrechtes Fortepiano, Octavine genannt, worauf Hr. J. Kisselstein in Nuͤrnberg ein Patent besizt, haͤtte viele Liebhaber gefunden, wenn der auf 600 fl. angesezte Preis nicht etwas abgeschrekt haͤtte. A. Stadler von Aeschbach zeichnete sich durch zwei Fortepiano's aus, von denen das eine den Resonanzboden uͤber den Saiten und einen aus Eisen gegossenen Rahmen hatte; waͤhrend an dem anderen, gleichfalls mit einem gußeisernen Rahmen versehenen, die Hammer von Oben auf die Saiten schlugen: beide Methoden wurden in Frankreich und England bereits mehrfach mit verschiedenem Erfolge in Anwendung gebracht. – Ein Aeolodicon von Carl Frosch aus Muͤnchen bewaͤhrte den Ruf dieses verdienten Orgelbauers, und der neuen Orgel der HH. Peter Heß und Jak. Will in Toͤlz, welche bei kleinem Umfange sehr große Kraft und Modulirung der Toͤne besizt, gebuͤhrt um so mehr alles Lob, als deren Preis sehr maͤßig ist. – Die beiden Mittenwalder-Firmen Bader und Comp. und Neuner und Hornsteiner, welche Sortimente der Fabrikate ihrer Gegend einsandten, zeigten besonders in der Guitarren-Fabrikation merkliche Fortschritte. Wenn die Mittenwalder den ihnen von der Jury ertheilten Rath befolgen, und die besten Muster der Italiaͤner und Franzosen zum Grunde legen wollten, duͤrften sie gewiß großen Aufschwung ihres gesunkenen Absazes erwarten. – An Blasinstrumenten waren abermals zwei Floͤten des Hrn. Theob. Boͤhm ganz ausgezeichnet; außer ihm bemerkten wir noch 6 Aussteller mit verschiedenen Clarinetten, Floͤten, Flageolets, einem Fagot, und einer augeblich neuen Quartposaune von A. Barth in Muͤnchen. Eine Klappen- und Mundharmonica von J. A. Ramensée aus Culmbach erregte einige Aufmerksamkeit, wenigstens mehr als ein Paar Floͤten aus Marmor und aus einer Thonart. Von unseren sehr guten Instrumenten fuͤr Blechmusik war sonst leider nichts sichtbar. G. Chirurgische Instrumente. Wiewohl die Zahl der Aussteller um die Haͤlfte geringer war, als im vorigen Jahre, so ergab sich dieß Mal doch augenscheinlicher als fruͤher, daß unsere Chirurgen sich ihren Bedarf bald vollkommen im Inlande werden verschaffen koͤnnen, und daß der Absaz nach Außen groͤßerer Ausdehnung entgegensehen darf. Wickert und Scheinlein zeichneten sich sehr vortheilhaft aus: ersterer durch ein wahrhaft zur Operation einladendes Augen-Etui und durch eine Auswahl der Instrumente, die von der gewoͤhnlichen Sonde bis zu den neuesten Blasensteinzertruͤmmerungs-Apparaten in seiner Werkstaͤtte stets von trefflicher Qualitaͤt vorraͤthig sind; lezterer durch eine Hayne'sche Kettensaͤge mit einem von Walther angegebenen Stative, durch eine Augen-Douche, und viele andere gelungene Instrumente. Hammon aus Nuͤrnberg lieferte mehrere gute und billige Instrumente. Hr. Schnetter schien dieß Mal auf seinen fruͤheren Lorbeeren zu ruhen; denn das Wenige, was ihm seine angeblichen Versendungen nach dem Auslande bei uns auszustellen gestatteten, stand den Instrumenten der beiden erstgenannten Kuͤnstler nach. II. Metallarbeiten. 1) Eisenhuͤttenwerks-Producte. Mit wahrem Vergnuͤgen melden wir dieß Mal von den großen und zum Theil erfolgreichen Anstrengungen, die in neuerer Zeit namentlich von unseren koͤnigl. Huͤttenwerken gemacht wurden, um durch Vervollkommnung der Gewinnungsmethoden und des Betriebes das zu ersezen, was uns die Natur an Guͤte und Reichhaltigkeit der rohen Erze versagte. Unsere Berg- und Salinen-Administration verdient um so mehr den allgemeinen Dank der Nation fuͤr ihre Bemuͤhungen, als bei dem Aufschwunge unserer Industrie dieser Mangel immer druͤkender fuͤhlbar und um so hemmender in seinen Wirkungen geworden seyn wuͤrde. – Unter den Producten aus Gußeisen stand oben an ein Geblaͤscylinder von 6 Schuh 3 Zoll Hoͤhe und 4 Schuh im Lichten, dessen Bohrung eben so wenig zu wuͤnschen uͤbrig ließ, als die dazu gehoͤrige Kolbenstange und Leitspindel. Dieses schoͤne Kunststuͤk des Huͤttenamtes Bergen ist fuͤr die Maximilianshuͤtte bestimmt. Die Wasserleitungsroͤhren, Ueberlaßrinnen, Maschinenraͤder, Dachplatten und dergl. von demselben Huͤttenwerke zeugten gleichfalls von innerer Guͤte und wahrem praktischen Werthe. Von dem koͤnigl. Huͤttenamte Bodenwoͤhr sahen wir einen Christus in Lebensgroͤße und einen heiligen Johannes aus Gußeisen, die wegen Reinheit des Gusses auf das Angenehmste uͤberraschten, und an die beruͤhmten Berliner Eisenguͤsse erinnerten. Ein polirter Rundofen, ein bronzirtes Monument, und mehrere gußeiserne Kochgeschirre ebendaher; die abgedrehten Halb- und Wagenachsen von dem koͤnigl. Huͤttenamte Weierhamer; das Stab-, Draht- und Pruͤgeleisen, verschiedenes Puddlingeisen, die Bleche zum Dachdeken und anderen Zweken von dem koͤnigl. Huͤttenamte Fichtelberg, und die Pflugscharen, Pflugstreicher, Radschuhsohlen etc. von dem koͤnigl. Huͤttenamte Sonthofen lieferten weitere Beweise des Gesagten. Den koͤnigl. Huͤttenwerken zur Seite standen die zahlreichen Werke des beruͤhmten Hrn. v. Gienanth aus Zweibruͤcken, von denen eine Auswahl der trefflichsten Sorten Schmiedeisen und ganz ausgezeichnetes ausgewalzes Blech zur Ausstellung gesendet worden. Von 7 sonstigen Ausstellern sah man Zain-, Stab-, Reif-, Ring-, Huf-, Gitter-, Rund-, Schrauben- und Flacheisen, einen Eremitage- und einen doppelten Kochofen. Hr. Hofmusiker Theob. Boͤhm legte Proben von Schmiedeisen vor, die er nach eigener Weise im Puddlingofen gereinigt und kalt geschmiedet hatte. Dieser Kuͤnstler erhielt in England, wo er nicht bloß als Musiker, sondern auch als Mechaniker gute Aufnahme fand, von der Society of arts die silberne Medaille. – Ein Proͤbchen Gußstahl und ein Stuͤk damascirter Stahl aus Stahl und Nikel von Herrn Wolff in Schweinfurt war Alles, was die Ausstellung in lezterer Hinsicht bot. 2) Hammer-, Huf-, Waffen- und Zeugschmiedarbeiten. Auf 30 war hier die Zahl der Aussteller angewachsen; ihre Erzeugnisse lieferten im Allgemeinen Beweise des Fortschreitens und einer groͤßeren Ruͤksichtnahme auf aͤußere Vollendung. Wenn wir unter den ausgestellten Gegenstaͤnden auch beinahe keine fabrikmaͤßig erzeugten Handelsartikel bemerkten, so war doch offenbar, daß nunmehr der groͤßere Theil der alltaͤglichen Akerbaugeraͤthe und Werkzeuge mit Vortheil im Inlande verfertigt werden kann; besonders wenn die Eisenerzeugung fortwaͤhrend auf einen hoͤheren Standpunkt getrieben wird. Strohmesser, Sensen, Bohrer, Beile und Pfannen waren am zahlreichsten eingesendet worden; das am meisten veredelte Instrument war eine Strikerschlagscheere. 3) Eisen-, Drahtzieher- und Nagelschmied-Arbeiten. Auch hier finden wir Hrn. v. Gienanth wieder als großartigen Fabrikanten; denn seine Draͤhte und die mit Maschinen aus denselben erzeugten, mannigfachen Naͤgel und Stifte bilden einen ausgedehnten Handelsartikel, der selbst auf fremden Maͤrkten Concurrenz haͤlt. Unter den 5 uͤbrigen Ausstellern erwaͤhnen wir ruͤhmlich noch Reichenberger's Wittwe zu Groͤtschenreuth. 4) Feilenhauerarbeiten. Man sah hierin von 6 Ausstellern schoͤne Fabrikate, so daß man nicht glauben sollte, daß die Einfuhr aus dem Auslande selbst an groͤberer Waare noch bedeutend ist. – J. J. Meckel von Augsburg zeichnete sich nicht nur durch seine Feilen, sondern auch durch seine Uhrfedern aus, mit denen er einen bedeutenden Handel treibt. Ihm zunaͤchst stand abermals Hr. F. P. Lang aus Muͤnchen. 5) Schlosserarbeiten. Mannigfache complicirte Schloͤsser, von 21 Ausstellern vorgelegt, beurkundeten muͤhevolle und genaue Arbeit und mancherlei mehr oder weniger gelungene Vorrichtungen zur Vermehrung der Sicherheit. Nicht weniger war man im Allgemeinen darauf bedacht, die großen schweren Schluͤssel zu verbannen und Zierlichkeit mit Sicherheit zu verbinden; leider ging dieß jedoch nicht selten auf Kosten der Wohlfeilheit, da die Preise vieler dieser Kunstproducte sehr hoch gestellt waren. Zwei Schloͤsser mit Schlag- oder Glokenwerk; eines im Falle des Erbreckens eine kleine Pistole abfeuernd verdienen als Kunstproducte Erwaͤhnung. Mit Bedauern erfuhren wir, daß die fabrikmaͤßig, mit den Mannhart'schen Durchschneidmaschinen erzeugten mannigfachen Schloßsorten im Handel ihm niedrigen Preise ungeachtet noch immer wenig gesucht sind. Fz. Schoͤrg jun., der schoͤne Sortimente davon vorlegte, koͤnnte dieß vielleicht durch etwas groͤßere Ruͤksicht auf die aͤußere Ausstattung erzielen. – Hofschlosser Buͤttgen hatte eine eiserne Reisebettlade ausgestellt, fuͤr die er unglaublicher Weise 300 fl. verlangte, und die daher keine haͤufigere Anwendung erwarten darf. 6) Buͤchsenmacherarbeiten waren von 12 Ausstellern in reichlicher Menge und von wirklich ausgezeichneter aͤußerer Ausstattung zu sehen. Diese Ausstattung und die Wahl der Laͤufe bildet auch wirklich das hauptsaͤchliche Verdienst, da die Laͤufe selbst beinahe durchaus aus dem Auslande bezogen werden. Das Steinfeuer war ganz verbannt; dafuͤr bemerkten wir aber keine Nachbildung der neuesten franzoͤsischen, von der Kammer aus ladbaren Feuergewehre. Rehbichler von Muͤnchen, der abermals den ersten Rang behauptete, hatte eine Doppelflinte mit Sicherheitsschloß, von der Kammer her die Entzuͤndung bewirkend, und nebst seinen vielen, wirklich hoͤchst anziehenden Flinten, Stuzen und Pistolen auch eine schoͤne Garnitur von Schloßtheilen vorgelegt. Mond von Augsburg, und nach ihm G. Leute von Muͤnchen bewaͤhrten ihren Ruf. V. Hainlein von Bamberg sandte ein doppeltes Jagdgewehr nach neuer Erfindung, uͤber deren Werth Versuche entscheiden muͤssen. 7) Schwertfeger- und Messerschmiedarbeiten. Strobelberger von Muͤnchen, vielseitig bekannt und geschaͤzt, ließ auch dieß Mal seine vier Concurrenten an Mannigfaltigkeit und Pracht der Fabrikate, die eine wahre Zierde der Ausstellung bildeten, hinter sich zuruͤk; nur Hr. A. Bohrmann von Muͤnchen eiferte ihm ruͤhmlich nach. – Unsere Messerschmiede, die zu 11 an der Zahl erschienen, lieferten ohne Vergleich Schoͤneres als im vergangenen Jahre; und dennoch war dieses Gewerbe schwach repraͤsentirt: namentlich in Hinsicht auf ordinaͤre Waare, wovon fortwaͤhrend noch bedeutend eingefuͤhrt wird. Tischmesser von guter und geschmakvoller Arbeit waren zahlreich, und an Federmessern fand man neben Einfachem auch viel Bizarres. Die beiden Vesper von Muͤnchen und Hammon von Nuͤrnberg nahmen in jeder Hinsicht den ersten Plaz ein; neben ihnen erwaͤhnen wir Ph. C. Schroh von Speyer, K. Martin von Kempten und J. C. Reuner von Baireuth. – An Scheeren und andere dergleichen Dinge hatte man wenig oder gar nicht gedacht. 8) Nadlerarbeiten. Zu wenig erblikten wir von diesen Fabrikaten, deren Ausfuhr aus Bayern jaͤhrlich mehr dann 1000 Centner betraͤgt, und in denen wir mit den Englaͤndern und Niederlaͤndern vortheilhaft concurriren. Zwar bemerkten wir unter den 8 Ausstellern eine vollstaͤndige Musterkarte des Nadlervereins zu Schwabach (dem Hauptstapelplaze der bayerischen Nadeln), in der man alle Nadlererzeugnisse dieses gewerbfleißigen Ortes findet; allein wir fuͤrchten, daß der Zwang, den dieser Verein notorisch ausuͤbt, nur dem Auslande Vorschub leisten duͤrfte. – Neben dem Vereine bot Lechner von Schwabach die reichste Auswahl an sehr guten Naͤh- und Striknadeln aller Art, die er gewoͤhnlich unter seinem Namen, aber dem deutschen Publicum zu Liebe mit englischen Aufschriften in den Handel bringt. Es fehlt hier nur noch an der Feinheit der Spize und an der Politur. – Hr. Großman von Hof zeichnete sich durch seine Strumpfwirkernadeln, die er hauptsaͤchlich fuͤr das benachbarte Sachsen liefert, aus. – Haften und Schließen sahen wir nur von zwei Ausstellern; Fischangeln und Ahlen aber beinahe gar keine. 9) Zinngießerarbeiten. Vier Aussteller verdienten kaum Erwaͤhnung, denn man sah neben einigen schweren Bierkannen nur plumpe Crucifixe und ein Paar Leuchter daran. 10) Kupferschmiedarbeiten. Unter drei Ausstellern lieferte Schaller von Muͤnchen schoͤne Kupferbleche und Bleiplatten, die wahrscheinlich nicht bloß fuͤr die Ausstellung allein erzeugt gewesen seyn werden. 11) Messing-, Draht- und Gitterfabrikate. Nur die HH. Beck und Comp. aus Augsburg, denen wir bereits im vorigen Jahre unsere Achtung vor ihren trefflichen Fabrikaten bezeugten, hatten die Ausstellung abermals beschikt, und zwar mit Erzeugnissen, welche ihrem ausgebreiteten Rufe entsprachen. Allgemein anerkannt ist es nun, daß diese Fabrik auf dem ganzen Continente die besten Messingdraͤhte liefert, was wohl auch im eigenen Vaterlande mehr Beruͤksichtigung verdient haͤtte.Der vermehrte Begehr dieser Fabrikate, die sich fortwaͤhrend durch ihre Dehnbarkeit, Reinheit und schoͤne Farbe auszeichnen, veranlaßte jene Fabrikbesizer zur Vergroͤßerung der Werke. Sie bestehen gegenwaͤrtig in 6 Walzwerken, 1 Hammerwerk mit 2 Haͤmmern und 1 Drahtzug. Diese, das Gießhaus, die Hafnerei – zur Verfertigung der erforderlichen Schmelztiegel – und ihre Zinkfabrik am Hammersbach bei Garmisch beschaͤftigen 140 Menschen, worunter die Haͤlfte Familienvaͤter sind. Es werden in dieser Fabrik 1) an Messing, Tombak und Goldmessing, gewalzt in Tafeln 10 bis 30 Zoll breit, dann 2) an dergleichen gehaͤmmertem Bleche in Rollen von 8 bis 20 Zoll breit und 20 Schuh lang und 3) an Draͤhten von diesem Metalle, sowohl in der allerstaͤrksten Form, rund, oval und ekig als bis zur Feinheit eines Haares, im Gesammtbetrag 4000 Cntr. jaͤhrlich verfertigt. Zu diesen Metallcompositionen bedienen sie sich des in ihrer Zinkfabrik gewonnenen Zinks und gegen 3000 Ctr. aus dem Auslande bezogenen Kupfers. Bei der Zinkfabrikation werden noch einige hundert Centner Blei, dessen Qualitaͤt dem Villacher Blei gleichkommt, gewonnen. Drei Viertheile des Absazes gehen uͤber die Graͤnze von Bayern, davon eine große Quantitaͤt des feinen Drahtes selbst nach Frankreich, das bis jezt Draht von dieser Feinheit noch nicht liefert, und wofuͤr daselbst ein hoher Eingangszoll bezahlt werden muß. Unsere wakeren Nuͤrnberger schienen durch die vorjaͤhrige Ausstellung nicht ermuthigt; denn nur Hr. H. M. Fuchs sandte abermals ein Sortiment seiner Drahtsaiten, die bekanntlich in bedeutender Quantitaͤt versandt werden, ein. – Der einzige Aussteller war außerdem noch Wolff von Schweinfurt, dessen gewalzte und geschabte Kunstsilberbleche sich vortheilhaft auszeichneten. – An Metallgeweben bot die Ausstellung mehr und Vorzuͤglicheres als im vergangenen Jahre, so daß von dieser Seite der Vervollkommnung der Mehl- und Papierfabrikation nicht das geringste Hinderniß mehr im Wege liegt. An der Spize standen die Fabrikate von A. Wirth aus Wuͤrzburg und J. Kaltenecker in Muͤnchen; die Feinheit und Gleichheit ihrer Gewebe (zu 9216 Loͤcher auf den Quadratzoll) erfreute eben so sehr, als das Streben ihren Producten mannigfachere Anwendung zu geben angenehm auffiel. Die Masken, Laternen, Frucht- und Speisedekel aus Stahl und Eisendraht fuͤhren wir als Beispiele an. Die Dunst- und Griesboͤden des J. J. Huber von Deggendorf duͤrfen wir nicht unerwaͤhnt lassen. Nuͤrnberg hatte nichts gesendet. 12) Blechner- und Spenglerarbeiten. So sehr einige Fabrikationszweige, die wir der Kuͤrze wegen hier zusammenziehen, auch bemuͤht sind, unseren Ruf im Auslande zu heben, so viel bleibt in anderen noch zu thun uͤbrig. Haͤtten wir lauter Denecke von Gostenhof, der mit seinen herrlichen lakirten Blechwaaren den schnupfenden, rauchenden, schluͤrfenden, schreibenden, und am Lichte sich ergoͤzenden Menschen eben so innig erfreute, als er den Kuͤnstler angenehm uͤberraschte; wuͤrde andererseits das Gemeinnuͤzige haͤufiger so beachtet, wie von J. J. Fuchs in Rebdorf, der ein vortreffliches Sortiment von Kochgeschirren aus verzinntem Schwarzblech einsandte, so bliebe uns wenig zu wuͤnschen. – Uebrigens laͤßt sich nicht laͤugnen, daß wir auch hier im Allgemeinen Fortschritte machten, und daß namentlich Hr. Marold, vom vorigen Jahre her schon bekannt, seine Kunstfertigkeit vielseitig auf nuͤzliche Gegenstaͤnde, die er zu maͤßigen Preisen abgibt, auszudehnen bedacht war. Wir zaͤhlten im Ganzen 18 Aussteller, und bemerkten unter ihren Erzeugnissen hauptsaͤchlich Wagenlaternen, Lampen (in denen jedoch unsere vorzuͤglichsten Meister nichts lieferten), Leuchter, zahlreiche Kaffee- und Theemaschinen, worunter einiges Gelungene, Punschterrinen, Pulverhoͤrner, Vogelbauer, Hundehalsbaͤnder aus Aureolik etc. G. Meusel, N. Wendleder, W. Huber, F. Flemmerer und J. Haßlauer, saͤmmtlich von Muͤnchen, muͤssen wir empfehlenswerth erwaͤhnen. Von metallenen Schreibfedern, die doch auch bei uns nicht unbedeutenden Absaz haben, lieferte nur ein Aussteller etwas, und dieß war weit zuruͤk. 13) Geschmeidmacher-, Sporer-, Guͤrtler-, Plattirer- und Gelbgießer-Arbeiten. Die Erzeugnisse der 21 unter diese Rubrik gehoͤrigen Aussteller beurkundeten manche tuͤchtige Arbeiter, denen hie und da nur ein reinerer Geschmak in den Formen und eine groͤßere Eleganz zu empfehlen gewesen waͤre, wenn sie die Fabrikate der Franzosen und Englaͤnder, wovon jaͤhrlich gegen 100 Centner eingefuͤhrt werden, entbehrlich machen wollen. Crucifixe, Rauchfaͤsser, Weihrauchschiffchen, Naͤhkissen, Sporen, Steigbuͤgel, Buͤgeleisen, Kaffeemuͤhlen, verschiedene Arten von Leuchtern waren die zahlreichsten Gegenstaͤnde. Von eigentlichen Fabrikaten (und ohne einen Fabrikbetrieb mit Maschinen ist in den gangbarsten Artikeln mit dem Auslande kaum zu concurriren) fielen uns die Brillengestelle von J. M. Hopf in Nuͤrnberg und die gewalzten und gepreßten Verzierungen von G. Kaͤufel in Muͤnchen und G. Benda in Baireuth auf. Erwaͤhnung machen wir auch der HH. A. Bilhuber von Augsburg, J. Haubl von Muͤnchen, und Zann von Passau. – Die Bronze-Arbeiten von Vouarin und Sauter, beide von Muͤnchen, machten sich abermals vortheilhaft bemerkbar. Fuͤnf Rohguͤsse in Bronze von drei Rothgießerei-Schuͤlern in Nuͤrnberg gefertigt, berechtigten zu großen Erwartungen fuͤr die Zukunft. – An Gold- und Silber-Plaqué-Waaren, in welchen die Franzosen und Englaͤnder es so weit gebracht haben, war die Ausstellung arm. Ein Aussteller hatte entsprechendes Gold- und Silber-Plaqué-Blech gesendet, und auch ein Paar plattirte Kupferstaͤbe und daraus gezogene Drahtsorten von Lochner in Fuͤrth bemerkten wir. Die Plaqué-Waren von J. W. Steurer in Nuͤrnberg repraͤsentirten mit einigen Artikeln von unserem Strobelberger dieß ausgedehnte Feld auf eine sehr vortheilhafte, aber noch zu spaͤrliche Weise. 14) Metallschlaͤger-Arbeiten. Zwei Muͤnchner Goldschlaͤger, Loͤßl und Simmerlein, traten dieß Mal mit unseren weltbekannten Nuͤrnbergern und Fuͤrthern auf der Ausstellung in Concurrenz: namentlich in geschlagenem Golde und Silber, geschlagenem Platin, geriebenem Golde und Silber. Von den Nuͤrnbergern G. L. Fuchs, B. S. Gerngroß und J. G. Lauter bemerkten wir fabrikmaͤßig erzeugt und in reichen Musterkarten vorgelegt gewalzte, gezainte, geschlagene Metalle, Silber-, Messing- und Zinn-Folie, und geriebene Metallfarben aller Art. Lauter sendete auch Proben der Anwendung dieser Farben zur Aquarell-, Oehl- und Lakmalerei, welche Anerkennung verdienen, obschon sie den chinesischen Malereien dieser Art noch weit nachstehen. 15) Gold- und Silbergespinnst-, leonische, Knopfmacher- und Crepin-Arbeiten. Welche Wichtigkeit diese Industriezweige, die wir hier ihrer Verwandtschaft wegen zusammenfassen, fuͤr uns haben, geht daraus hervor, daß nicht bloß der inlaͤndische Bedarf, der wegen der Eigenheiten der Tracht eines großen Theiles unserer Bevoͤlkerung und des großen Luxus in den Kirchen sehr bedeutend ist, selbst erzeugen; sondern daß, den Tabellen gemaͤß, welche dem vorjaͤhrigen Berichte der Jury beigegeben sind, an beiden ersteren Artikeln und geschlagenem Gold und Silber in 5 Jahren 1829 Centner ausgefuͤhrt wurden, waͤhrend die fuͤnfjaͤhrige Ausfuhr der sogenannten leonischen Fabrikate 4716 Centner betrug. Wir bedauern daher, daß die Ausstellung immer noch kein genuͤgendes Bild dieser Fabrikationen gab. – An aͤchten Gold- und Silbergespinnsten gehoͤrte die Palme abermals Hrn. v. Vogel und den HH. Troͤltsch und Hanselmann, denen sich Hr. v. Gutermann aus Augsburg ruͤhmlich beigesellt hatte. – In den leonischen Fabrikaten nennen wir Hrn. v. Gilardi aus Allersberg, die Bruͤder Aurnhammer aus Treuchtlingen und J. M. Karl aus Freistadt. – Unter den Knopfmachern sandten nur Becker von Fuͤrth und Katzenmeier von Weißenburg Muster ihrer fabrikmaͤßig erzeugten Waaren; leider muͤssen wir aber hier mit Bedauern gestehen, daß von ordinaͤren Metallknoͤpfen noch bedeutende Quantitaͤten bei uns eingefuͤhrt werden. – Von fuͤnf Crepin-Arbeitern sahen wir schoͤne Quasten, Cingulums, Levitengehaͤnge, Riegelhauben, Epauletten, Porteepées, Cordons, Schaͤrpen, Borten etc. Wir erwaͤhnen hier gleich auch der uͤbrigen Posamentirarbeiten, von denen uns die vorjaͤhrige Ausstellung groͤßere Auswahl zeigte. 16) Gold-, Silber- und Juwelierarbeiten. Zahlreichere Ausstattung traf man in diesen Faͤchern, in denen wir 23 Aussteller zaͤhlten. Die zahlreichen Loͤffel und Schaufeln, Kannen, Tassen, Pokale, Koͤrbe, Pfeifenbeschlaͤge, Leuchter, Brillen, Monstranzen beurkundeten viele Fertigkeit in gegossenen, gehaͤmmerten, getriebenen, geschnittenen und filigranartig ausgearbeiteten Gegenstaͤnden, so daß nur hie und da feinerer Geschmak in den Formen zu wuͤnschen uͤbrig blieb. Claus von Neustadt an d.h. nahm in jeder Hinsicht den ersten Rang ein, und beurkundete durch zwei Musterkarten von gepreßten Ornamenten auch den groͤßeren Umschwung in seinem Gewerbe. C. Weishaupt von Muͤnchen war in seiner Art ausgezeichnet. Als Fabrikat erwaͤhnen wir noch der Musterkarte von Gold- und Silberketten des F. A. Trost in Allersberg. – Die Juweliere B. Merk und J. Keyhl von Muͤnchen fesselten viele Augen. III. Arbeiten in Thon und Glas. 1) Porzellan-Arbeiten. Die koͤnigl. Porzellanfabrik in Nymphenburg zierte auch dieß Mal beinahe einen ganzen Saal auf das Herrlichste. Ein Service mit Gold- und Platin-Gravur, mehrere Vasen, eine große Lichtschirmplatte aus iithophanem Porzellan, mehrere ausgezeichnete Porzellanmalereien zogen besondere Aufmerksamkeit auf sich; dagegen vermißte man dieß Mal die mehr grob- und gemeinnuͤzigen Erzeugnisse dieser schoͤnen Anstalt. Von den 5 uͤbrigen Ausstellern lieferte namentlich Hr. C. F. Loͤwe von Nuͤrnberg Handelsartikel, besonders Tuͤrkenbecher fuͤr die Levante. Bei dem Reichthume unseres Vaterlandes an rohem Materiale duͤrfte dieser Fabrikationszweig, in welchem unsere Ausfuhr gegenwaͤrtig jaͤhrlich gegen 4000 Centner betraͤgt, noch bedeutende Erhoͤhung zulassen. – Eine neue Zierde der Ausstellung waren in diesem Jahre die Kunstproducte von 5 Porzellanmalern, unter denen die Gemaͤlde von J. Braͤutigam in Muͤnchen, so wie jene einiger Bamberger Kuͤnstler besonders entzuͤkten. 2) Steingut- und Steinzeug-Arbeiten. Obschon unsere Ausfuhr an diesen Artikeln, in denen wir fruͤher großen Theils dem Auslande tributaͤr waren, nunmehr jaͤhrlich beinahe auf 3600 Centner gestiegen, so war doch die diesjaͤhrige Ausstellung in diesen Faͤchern beinahe verwaist. Nur Hr. Dr. Muͤller von Aschaffenburg zeigte in seinen eingesendeten Fayencewaaren neue Veredlung seiner Fabrikate. An Steinzeug, welches noch so sehr der Vervollkommnung faͤhig seyn duͤrfte, lieferten von vier Ausstellern L. Schrenker v. Dietfurt und Hr. v. Hoͤßlin von Augsburg das Beste. Nicht vergessen duͤrfen wir hier auf eine angeblich bleifreie Glasur aufmerksam zu machen, womit J. Reitmayr von Muͤnchen die gußeisernen Kochgeschirre innen auskleidet. Wenn die Angabe richtig und die Glasur auch haltbar ist, so duͤrfte dieß von hoͤchster Wichtigkeit werden. 3) Hafnerarbeiten. Die schoͤnen Patentkacheloͤfen von M. Dirr in Bamberg, der ein wahrer Ofenfabrikant geworden, waren nebst einem der Goldglasur wegen merkwuͤrdigen Ofen des Hrn. Leibl in Muͤnchen das Einzige, was in diesem hoͤchst mangelhaft repraͤsentirten Fache hervorgehoben werden muß. Bei unseren vielen großartigen Bauten ist es wirklich merkwuͤrdig, wie weit wir in der Behandlung des Thones, von der Ziegelschlaͤgerei an bis zur feineren Hafnerarbeit, noch zuruͤk sind, und wie wenig man den reichlichen Vorrath an gutem Materiale gut, mannigfach und zierlich zu verwenden weiß. 4) Schmelztiegel. Die Fabrikate zweier Aussteller von Hafnerzell offenbarten neuerlich, daß wir von den Nacheiferungen der Boͤhmen nichts zu fuͤrchten haben, wenn unsere von 12 auf 3 herabgesunkenen Fabriken fortwaͤhrend auf Einfuͤhrung zwekmaͤßiger Verbesserungen in der Manipulation bedacht sind. 5) Arbeiten in hydraulischem Kalke. Leider koͤnnen wir hierin, der Bemuͤhungen des Hrn. Schmid in Muͤnchen ungeachtet, seit vergangenem Jahre keine Fortschritte und keine weitere Ausbreitung melden. – Bei dieser Gelegenheit erwaͤhnen wir der Dachplatten aus unserem bekannten Sohlenhofer Schiefer, die zur Probe eingesandt worden; vielleicht ließen sich auf diese Weise die bei der Gewinnung der lithographischen Steine sich ergebenden Abfaͤlle vortheilhaft verwenden. 6) Glasarbeiten. Die Stufe, die uns gleichsam von der Natur in diesem Fache angewiesen zu seyn scheint, ist noch immer lange nicht erreicht, und nur sehr langsam schreiten wir ihr entgegen, waͤhrend unser oͤstlicher Nachbar uns zu uͤberfluͤgeln droht. Moͤchte man doch bald auch in unseren Glasfabriken an die Einfuͤhrung der wesentlichsten Erfindungen des Auslandes gehen, damit wir, die wir ganz Europa mit Glas versehen koͤnnten, nicht laͤnger mehr die Schmach erdulden, daß unsere Glas- und Galanteriewaarenhandlungen jaͤhrlich beinahe 1000 Centner feinerer Glaswaaren einfuͤhren. Sechs von unseren 45 Glashuͤtten beschikten die Ausstellung und zwar mit mehr oder minder reichhaltigen Sortimenten. Die Schmid'schen Glaͤser von Rabenstein, wo unser herrlicher Rosenquarz bricht, waren den reinsten und geschmakvollsten franzoͤsischen und boͤhmischen Glaͤsern an die Seite zu stellen. v. Poschinger's zahlreiche Fabrikate zeichneten sich durch Billigkeit der Preise aus. Unter v. Voithenberg's Erzeugnissen schienen uns Tassen aus Kupferglas, die jedoch nicht sehr anziehend aussahen, bemerkenswerth. Die Uhrglaͤser von Rebholz und Berger in Pirmasens hatten namentlich in Hinsicht auf groͤßere Flachheit gewonnen. Von Glasperlen, die fruͤher einen bedeutenden Handelszweig bildeten, so wie von anderen Glasfabrikaten mit Ausnahme von Spiegelglaͤsern war wenig zu sehen; denn die farbigen Glaͤser, die unsere neuen Kirchen schmuͤken sollen, und in denen man es wirklich auf die hoͤchste Stufe gebracht, glaͤnzten nicht in der Industrie-, sondern in der Kunstausstellung. Vier Glasschneider und Glasschleifer lieferten ausgezeichnete und zum Theil geschmakvolle Kunststuͤke, gegen die bloß ihr hoher Preis sprach. Fuͤnf Glasermeister haͤtten Besseres liefern koͤnnen, mit Ausnahme eines Muͤnchner Glasbiegers. Es waͤre sehr der Muͤhe werth einige unserer jungen Glaskuͤnstler zu Hrn. Danger nach Paris in die Schule zu schiken, um die vielfachen Anwendungen, die dieser Mann dem Glase zu geben wußte, auf bayerischen Boden zu verpflanzen. – Wir haben hienach nur noch von den Spiegelglaͤsern zu sprechen, wovon die beruͤhmte Abele'sche Fabrik in Ludwigsthal geschliffene und ungeschliffene Prachtstuͤke von 93 und 100 Zoll Hoͤhe und von makelloser Reinheit einsandte. Leistungen dieser Art, die den Anforderungen der Kunst und des Handels so sehr Genuͤge leisten, duͤrften mehr Aneiferung verdienen, als in einer bronzenen Medaille fuͤglich gelegen seyn kann. – Spiegelglaͤser im Judenmaaß hatten nur zwei Fabriken geliefert; und belegte kleine Spiegel, die in Nuͤrnberg und Fuͤrth in so großer Menge fabricirt werden, hatten nur drei Fabrikanten eingesandt. Welches Feld hierin unseren Glashuͤtten noch offen steht, und wie sehr auf ausgedehntere Ausbeutung desselben hinzuarbeiten ist, erhellt daraus, daß den amtlichen Tabellen gemaͤß innerhalb fuͤnf Jahren 39,065 Centner ungeschliffene, unbelegte Spiegelglaͤser eingefuͤhrt, und 47,920 Centner belegte Spiegelglaͤser ausgefuͤhrt wurden! IV. Arbeiten in Holz, Bein, Horn, Haaren und Leder. A. Arbeiten in Holz, Bein und Horn. 1) Wagner- und Buͤttnerarbeiten. Die Wagenbauerarbeiten zu den Sattlerarbeiten verschiebend, bleiben uns hier nur ein Paar keineswegs neue Pfluͤge und ein Paar Faͤsser zu erwaͤhnen. Wollten sich unsere Saͤgemuͤhlen die Verbesserungen und Schneidapparate der Englaͤnder und Franzosen aneignen, so waͤre wohl auch in diesen Gewerben mancher Handelsartikel zu erzielen, der eintraͤglicher waͤre, als die Ausfuhr von rohem Holze. Das fuͤrstl. Wallerstein'sche Saͤgewerk in Hohenaltheim gab durch die ausgestellten Schindeln eine Andeutung hievon. 2) Tischler- und Moͤbelmacherarbeiten. Mit Vergnuͤgen ruͤhmen wir die großen Fortschritte, die unsere Schreiner und Moͤbelmacher in kurzer Zeit gemacht haben. Die Soliditaͤt ihrer Arbeiten, der Glanz und die Dauer der Politur, und das Streben die inlaͤndischen Holzarten so zu veredeln, daß die auslaͤndischen selbst dem Luxus mehr und mehr entbehrlich erscheinen, sind ruͤhmlich hervorzuheben. Noch etwas reinerer Geschmak, mehr Sinn fuͤr wahre Bequemlichkeit und Brauchbarkeit, und noch etwas niedrigere Preise sind Alles, was zu wuͤnschen uͤbrig bleibt. – 32 Aussteller hatten hauptsaͤchlich Tische, Commoden, Secretaͤre, Arbeitstische, Toiletten, Notengestelle, Lehnsessel, Schmukkaͤstchen und dgl. m. verfertigt. Ein Billard von Heitger in der Au schien uns bei seiner trefflichen Ausstattung fuͤr 600 fl. sehr billig. 3) Drechslerarbeiten. Nur 28 Aussteller zaͤhlten wir hier, und selbst von diesen lieferte die Mehrzahl nur einzelne Schaustuͤke. Die Patentpulverhoͤrner, Huͤfthoͤrner, Pfeifenkoͤpfe, Pfeifenroͤhre und Stoͤke, die von Muͤnchner Meistern kamen; die mannigfaltigen Holzgalanteriewaaren von J. G. Mayer in Nuͤnberg; die fabrikmaͤßig erzeugten Brillengehaͤuse, Spielmarken, Zahnstocher etc., die von einigen wenigen der zahlreichen Nuͤrnberger und Fuͤrther Kunstdreher eingesandt worden, machten allein hievon eine Ausnahme. – Die Paternostermacher, die ihre eigentliche Industrieausstellung an den Wallfahrtsorten halten, hatten sich dieß Mal gaͤnzlich zuruͤk gezogen. – Dafuͤr erwaͤhnen wir hier noch der Regenschirmmacher, die nur zu vier an der Zahl erschienen; ihre Erzeugnisse waren im Ganzen lobenswerth. Ein Stok mit einem verborgenen Sonnenschirme zog manche Augen auf sich. 4) Holzschnizerarbeiten und Spielwaaren. Die Schnizwerke der Lang'schen Erben von Oberammergau waren auch Heuer wieder das Vorzuͤglichste; denn die uͤbrigen von 10 Ausstellern gebrachten einzelnen Gegenstaͤnde kamen, obwohl meistens sehr kuͤnstlich gearbeitet, unserer Ansicht nach weniger in Betracht. Erwaͤhnen muͤssen wir jedoch der vorzuͤglichen Buͤchsenschaͤfterarbeiten des K. Haͤgler in Muͤnchen. Sehr zu wundern ist, daß die neuere Manie der Englaͤnder ihre gothischen Residenzen mit Holzschnizwerk zu verzieren, bei uns gar keine Spekulation erregt zu haben scheint. Von Nuͤrnberger und Berchtesgadener Schachteln und Spielzeug, wovon unsere jaͤhrliche Ausfuhr gegenwaͤrtig noch gegen 4000 Centner betraͤgt, war leider beinahe gar nichts zu sehen. 5) Kammmacher- und Beinringlerarbeiten. Die Einsendungen aus dem Rezatkreise waren in mercantilischer Hinsicht hierin das Wichtigste: Nuͤrnberg, Erlangen und Weißenburg sind in diesem Fache uͤberall bekannt. An Galanteriewaaren aus gepreßtem und verschieden behandeltem Horne haͤtten wir mehr zu sehen gewuͤnscht, indem von diesen Dingen immer noch bedeutende Quantitaͤten aus dem Auslande zu uns kommen. Neben den großen Kammsortimenten von Fleischmann, Buͤrking, Chretien, Jourdan fielen uns J. Lang's reiche Musterkarte von Knoͤpfen aus Ochsenklauen und Pferdehuf, verschiedene Dosen, Pulverhoͤrner, Wassersaͤke, und auch ein Sortiment ordinaͤrer Beinringlerarbeit aus Passau auf. 6) Bleistiftfabrikation. Beinahe verwaist war hierin die Ausstellung, obwohl Bayerns Ausfuhr in diesem Fabrikate jaͤhrlich gegen 1500 Centner betraͤgt. Von den Nuͤrnbergern erschien nur Meinetsberger; Rehbach von Regensburg legte eine sehr reichhaltige Mustersammlung vor, woraus ein Fortschreiten in der Kunst bemerkbar war. 7) Korbmacherarbeiten. Von 8 Ausstellern kamen vier auf die Au bei Muͤnchen, von wo aus die Hauptstadt ziemlich billig versehen wird. Neben der Dauerhaftigkeit und Festigkeit waͤre in diesen Erzeugnissen mehr auf Zierlichkeit und groͤßere Mannigfaltigkeit zu sehen gewesen. Aus dem Landgerichte Lichtenfels, welches hauptsaͤchlich die aus unseren Zollregistern ersichtliche jaͤhrliche Mehrausfuhr von 900 Centnern bedingt, kamen abermals nur zwei Einsendungen. B. Arbeiten in Haaren. 1) Siebmacher- und Buͤrstenbinderarbeiten. Von ersteren bleibt uns nach dem, was bei den Metallgeweben gesagt worden, nichts zu erwaͤhnen. Unter lezteren, leider nur durch drei Aussteller repraͤsentirt, muͤssen die Fabrikate von D. Pruckner in Muͤnchen, die nun unter seinem Namen gehen, waͤhrend sie fruͤher mit der Aufschrift „London“ versehen werden mußten, ruͤhmlichst hervorgehoben werden. – Von Haarpinseln, die Bayern doch in alle Welt versendet, war wieder kein Stuͤk zu sehen. 2) Hutmacherarbeiten. Nicht bloß der Zahl der Aussteller nach, die sich auf 12 belief, sondern auch in der Qualitaͤt der Fabrikate unterschied sich die heurige Ausstellung sehr vortheilhaft von der vorjaͤhrigen. Leichtigkeit, Glanz, Feinheit bei billigen Preisen und Eleganz waren offenbar gestiegen; hoͤchstens ließ hie und da die Faͤrbung noch etwas zu wuͤnschen uͤbrig. Wasserdichte Huͤte waren mehrere bemerkbar; ein lakirter Filzhut blieb aber noch weit hinter dem neueren franzoͤsischen Fabrikate dieser Art zuruͤk. Die Verwendung von feinem Filze zu Kleidungsstuͤken, wie zu Westen und Handschuhen, kann, wenn auch aus keinem anderen Grunde, doch wegen der hohen Preise, die zwei Aussteller ansezten, dermalen keinen Eingang erwarten. Groͤßere Gunst duͤrften mit der Zeit die Damenkragen und Schliefer aus feinem Filze, in denen sich besonders J. Landgraf aus Bamberg auszeichnete, erwerben. 3) Kuͤrschner- und Friseurarbeiten. Von ersteren sah man einiges Schoͤne; ein Aussteller in lezteren duͤrfte mit Vortheil einige Zeit in Paris zubringen. C. Arbeiten in Leder. 1) Wagenbauer-, Sattler- und Riemerarbeiten. Unter diese Rubrik bringen wir am zwekmaͤßigsten die Fabrikate dreier Wagenbauer, unter denen Fabrikant Lankensberger durch seine Erfindungen sowohl, als durch sein bedeutendes Etablissement und die daraus hervorgehenden Producte ruͤhmlich bekannt ist. Ein Staatswagen fuͤr Se. koͤnigl. Hoheit den Kronprinzen, eine viersizige Kalesche fuͤr Se. Hoheit den Herzog Max, und zwei Reisekaleschen, leztere von Hofsattler Hainzinger, bewiesen, daß wir hier zur Emancipation von dem Auslande beinahe reif sind, und es in Kuͤrze vollends seyn werden, wenn man fortfaͤhrt sich die Erfindungen anderer, in so fern, sie sich bewaͤhren, anzueignen, und auf Veredlung des Geschmaks eben so bedacht bleibt, wie auf Guͤte der Arbeit. – Die ausgestellten Saͤttel scheinen uns bei geringerer Anzahl den vorjaͤhrigen nachzustehen. – An Riemerarbeiten sah man neben den schoͤnen Pferdegeschirren, die der Kronprinz bei Zimmermann in Muͤnchen fertigen ließ, einiges Gute, aber auch Mehreres, was gegen Brauchbarkeit und Geschmak zu verstoßen schien. Ein Kummet, durch eine Schraubenvorrichtung enger und weiter zu machen, schien uns nicht sehr praktisch. Die Reitpeitschen ließen groͤßere Eleganz wuͤnschen. Im Ganzen bemerkten wir 12 Aussteller. 2) Schuhmacherarbeiten. Auf 27 war dieß Mal die Zahl der Aussteller, unter denen 17 von Muͤnchen, angewachsen. Bei den wesentlichen Fortschritten, die man an ihren Fabrikaten in Hinsicht auf Wahl des Leders, Guͤte der Arbeit, Eleganz, und Benuzung von Kautschuk, Schweinsblasen, Kork etc. zur Erzeugung einer gegen Naͤsse schuͤzenden Fußbekleidung bemerkte, blieb nur etwas zu ruͤgen uͤbrig, und dieß war der uͤbermaͤßig hohe Preis, zu welchem beinahe alle diese Fabrikate angesezt waren. Von jenen Fabrikaten, die hienach unsere 300 Centner betragende jaͤhrliche Ausfuhr an Schuhmacherarbeiten bilden koͤnnen, sahen wir nichts. Die Meisten Ueberschuhe und die an denselben angebrachten Vorrichtungen erschienen uns nicht praktisch genug. Eine Verbesserung, durch die das Gehen auf der Nach verhuͤtet werden soll, fiel uns auf. 3) Saͤkler- und Taschnerarbeiten. Die Jagdtaschen, Kappen, Reithosen, Reisekoffer etc., unter denen manche gute Arbeit bemerkbar war, uͤbergehend, bleiben wir nur bei den Handschuhfabrikanten stehen, deren wir unter 15 Ausstellern 6 zaͤhlten. Erlangen, welches diesen Fabrikation zweig den fruͤher eingewanderten Franzosen verdankt, lieferte eine Waare, die die franzoͤsische vollkommen entbehrlich zu machen schien; namentlich erwaͤhnen wir Gilly und Eschenbacher, so wie auch Streng von Nuͤrnberg. Es ist wirklich hoͤchst sonderbar, daß wir Lamm- und Ziegenleder nach Frankreich ausfuͤhren, und daß dessen ungeachtet und bei einem Schuzzolle von 42 fl. per Centner jaͤhrlich gegen 20 Centner Handschuhe aus Frankreich zu uns zuruͤk kommen! – Hier bei dieser Gelegenheit fuͤhren wir auch die von Jegel und Gebhard in Nuͤrnberg eingesandten, bisher bei uns noch fremden Waaren aus Kautschuk an. Bei der so mannigfachen und hoͤchst nuͤzlichen Verwendung, die der Kautschuk in neuerer Zeit in England fand, verdient die Verpflanzung dieser Fabrikation auf vaterlaͤndischen Boden großen Dank. Unter den 31 ausgestellten Gegenstaͤnden fielen die gut gearbeiteten Luftkissen vortheilhaft auf; von den uͤbrigen ließen einige nur den Wunsch uͤbrig, ihnen ihren Geruch und ihre Klebrigkeit benommen zu sehen, was wohl im Reiche der Moͤglichkeit gelegen ist. 4) Etui-, Buchbinder- und Papparbeiten. In ersteren waren unsere Nuͤrnberger mit Ausnahme des schon im vorigen Jahre hervorgehobenen Ch. Baumbach leider ausgeblieben. Dieser zeigte hingegen noch groͤßeren Reichthum an Fabrikaten, die sich von den Damen-Etuis mit silbernen Instrumenten angefangen bis zu den Saͤbel- und Patrontaschen der Kinder herab, als ein sehr billiger und currenter Handelsartikel beurkundeten. – Die Buchbinderkunst, durch 14 Aussteller repraͤsentirt, glaͤnzte mit kostbaren Einbaͤnden von Meßbuͤchern, Albums, Gebetbuͤchern, Portefeuilles etc. eben so sehr, als in einfachen, aber soliden, gefaͤlligen und doch billigen Einbaͤnden. – Die Arbeiten von Papiermaché, die 5 Aussteller vorlegten, betrafen hauptsaͤchlich Dosen, in denen wir neben Denecke's bereits erwaͤhnten Fabrikaten eine Musterkarte von 75 Dosensorten von Adt und Comp. zu Ensheim erwaͤhnen muͤssen. Von Herzen Gluͤk muͤssen wir Hrn. v. Kurz zu dem Gedeihen der unter ihm stehenden technischen Anstalt fuͤr kruͤppelhafte junge Leute wuͤnschen; denn die aus diesem Institute gelieferten 114 Stuͤke Cartonage Arbeiten lieferten einen erfreulichen Beweis von der schoͤnen Richtung, die dasselbe genommen, und von den Erwartungen, zu denen es berechtigt. Wenn sich Hr. v. Kurz mit Hrn. Romagnesi in Paris in Hinsicht auf die Fabrikate aus der sogenannten Pappsteinmasse in Benehmen sezen wuͤrde, so koͤnnte er sich durch Einfuͤhrung dieses fuͤr uns noch neuen Fabrikationszweiges vielleicht weitere große Verdienste erwerben. Anhangsweise erwaͤhnen wir hier noch der Leistungen einiger unserer Buchdruker, aus denen zwar keine neuen Erfindungen, aber ein sehr ruͤhmliches Eingeben in die Fortschritte des Auslandes zu ersehen waren. Dr. Wolf von Muͤnchen legte mehrere von seiner Drukerei ausgegangene Prachtwerke vor, und unser thaͤtiger Wirth zeigte, daß er den beliebten Congréve-Druk auf eine vollkommnere Weise nach Augsburg verpflanzte, als man ihn selbst in unserer an Ornamenten reichen Hauptstadt findet. Lithograph Rechenmacher von Noͤrdlingen lieferte mit Farben gedrukte Vaterunser; Lithograph Pol in Passau machte sich durch Dupfbogen fuͤr Damastweber verdient, und Kupferdruker Treusch von Augsburg sandte Landschaften in einer angeblich von ihm erfundenen Tuschmanier. V. Spinnerei, Weberei und andere Geflechte. 1) Flachs- und Hanfgespinnste. Es ist allgemein anerkannt, daß die Leinenfabrikation mit der Wohlfahrt unseres Vaterlandes, und ganz besonders mit jener einiger Provinzen im innigsten Verbande steht; die Administration sowohl, als die Administrirten sind uͤberzeugt, daß diesem Industriezweige bei uns der groͤßte Umschwung gegeben werden kann und muß; und von Niemand wird bezweifelt, daß, wenn auch die Hechel- und Flachsspinnmaschinen auf einen weit hoͤheren Grad von Vollkommenheit gebracht werden, als der ist, auf dem sie sich gegenwaͤrtig befinden, die Flachsspinnerei theils ihrer Eigenthuͤmlichkeiten, theils und vorzuͤglich aber der Lebensverhaͤltnisse unseres weiblichen Landvolkes wegen bei uns noch lange Zeit mit groͤßtem Vortheile mit der Hand betrieben werden wird. Wir moͤchten dem Vielen, was in neuerer Zeit gesagt, geschrieben, und an einigen Orten auch gethan wurde, um hier der guten Sache Vorschub zu leisten, noch Manches beifuͤgen; muͤssen uns aber bei dem kleinen uns gestatteten Raume auf Andeutung zweier Irrthuͤmer beschraͤnken, die sich unserer Ansicht nach in ein amtliches Dokument eingeschlichen haben. Es heißt naͤmlich daselbst, daß weniger der Flachsbauer, Spinner und Weber, als vielmehr der kaufmaͤnnische Unternehmungsgeist aufgewekt werden sollte. Wir wissen sehr gut, daß es an lezterem fehlt, und haben dieß unseren geldmaͤkelnden Capitalisten schon in unserem vorjaͤhrigen Berichte zum groͤßten Vorwurfe gemacht; allein andererseits wissen wir nicht, wie mit Vortheil Handel getrieben werden soll, bevor noch das zum Handel noͤthige Product vorhanden ist. Wer nun unsere Flachscultur beobachtet, den daraus resultirenden Rohstoff untersucht, und die gewoͤhnliche Behandlung desselben beim Roͤsten, Brechen, Hecheln verfolgt hat, dem wird gewiß nicht entgangen seyn, welche Belehrung und Aufmunterung allerdings noch dem Flachsbauer dringend Noth thut; und daß dem wirklich so ist, davon haͤtte sich auch der theoretisirende Staatsoͤkonom durch einen Blik auf die Zollregister uͤberzeugen koͤnnen. Denn aus diesen geht hervor, daß Bayerns Mehreinfuhr an ungesponnenem Flachs und Hanf in fuͤnf Jahren nicht weniger als 35,741 Centner betrug! Welcher Aufmunterung und Belehrung naͤchst dem Flachsbauer auch der Weber noch bedarf, waͤre eben so leicht nachzuweisen, wenn es auch nicht die Ausstellung selbst beurkundet haͤtte; und wie sehr ebendieß auch auf das Bleichen und Appretiren Anwendung findet, ergibt sich daraus, daß die Ausfuhr von ungebleichten Leinwanden jener von gebleichten nur wenig nachsteht, und daß wir, waͤhrend unsere Mehrausfuhr an ungebleichten Garnen in fuͤnf Jahren 8649 Centner betrug, in derselben Zeit eine Mehreinfuhr von 4010 Cntrn. an gebleichtem Garne hatten, und dieß abgesehen von den 1304 Centnern Zwirnes, die wir ebenfalls in diesen 5 Jahren mehr einfuͤhrten! – Der zweite Irrthum liegt, wie uns scheint, in dem Seufzen nach Leinwandniederlagen, die durch Magistraturen beaufsichtigt und geleitet werden sollten, und in dem Einfuͤhren einer amtlichen Beschau und amtlicher Certificate. Eine solche Maßregel muͤßte nach unserem Gutduͤnken nur hoͤchst nachtheilig wirken; denn die Industrieunternehmungen, in welche sich die Staatsverwaltung mengte, sind mit ruͤhmlicher Ausnahme einiger weniger so verrufen; der Mangel an technischen Capacitaͤten in unseren kleinen und großen Magistraturen ist im Allgemeinen so bekannt, und der amtlichen Plakereien gibt es ohnedieß schon so viele, daß es unseres nationalen Widerwillens gegen sogenannte Beaufsichtigung vollends gar nicht bedarf, um ein derlei Verfahren hoͤchst unpopulaͤr und stoͤrend in seinen Wirkungen zu machen. Unserer Ansicht nach soll sich die amtliche Schau nicht uͤber die Industrieausstellung hinaus erstreken, so wie sich ein Eingreifender Verwaltung in die industrielle Regsamkeit ihrer Unterthanen, abgesehen von den in Hinsicht auf Erleichterung des Geldverkehrs und Herstellung der guͤnstigsten Communicationsmittel zu ergreifenden Maßregeln hauptsaͤchlich nur durch Vervollkommnung und Ausbreitung des Unterrichts, durch Entfernung aller Hemmnisse und Fesseln der Industrie und des Handels, und durch wuͤrdige Anerkennung und passende Aneiferung der Leistungen der Einzelnen, nie aber durch eine ins Detail gehende und nothwendig druͤkende Bevormundschaftung offenbaren soll. – Dieß im Vorbeigehen bemerkt, kehren wir zuruͤk zu den Flachs- und Hanfgespinnsten, die auf unserer Ausstellung von 21 Ausstellern vorgelegt worden. Wir beobachteten durchaus nur Handgespinnste, welche beinahe saͤmmtlich von weiblichen Wesen aus Kallmuͤnz im Regenkreise, und aus dem Unterdonaukreise eingesandt worden. Die meisten derselben verdienten wegen der Gleichmaͤßigkeit des Fadens und der Gleichheit der Drehung, und mehrere wegen großer Feinheit alles Lob, welches ihnen auch allgemein gezollt wurde: namentlich den Proben aus dem Landgerichte Rosenheim, die zum Theil mit dem Doppelspinnrade gesponnen waren. 2) Baumwollspinnerei. Die Zeit ist zu kurz gewesen, als daß wir hierin wesentliche Fortschritte haͤtten machen koͤnnen. Es war dieß um so weniger moͤglich, als die im vorjaͤhrigen Berichte angedeuteten Schuz- und Aufmunterungsmaßregeln bisher noch nicht in Wirksamkeit getreten. Ohne diese waͤre auch wirklich die Errichtung großartiger, mit den neuesten Maschinen arbeitender Spinnmuͤhlen in unserem Vaterlande zu gewagt, als daß man sie selbst bei großem Capitaluͤberflusse, und bei groͤßerem Speculationsgeiste, als ihn unsere Capitalisten besizen, fuͤglich erwarten duͤrfte. Wir zaͤhlten daher leider nur zwei Aussteller, Hellmuth von Muͤnchen und die v. Hirsch'sche Spinnerei zu Schenkenau, die in groͤberen Nummern reelle Fabrikate lieferten. 3) Wollenspinnerei. Da man bei uns zu Lande die rohen Producte des Landmannes nur zu den landwirthschaftlichen Oktoberfesten einzusenden gewohnt ist, so darf es nicht Wunder nehmen, daß ungeachtet des notorischen, aber sehr allmaͤhlichen Fortschreitens der Veredlung unserer Schafe nur ein Aussteller rohe Schafwolle vorlegte. Dagegen uͤberraschte es sehr unangenehm auch von Wollengespinnsten beinahe nichts zu erbliken: nicht einmal in den Arrasgarnen, in denen wir doch allein einigen Activhandel treiben. Der Mangel an Maschinenspinnereien ist noch immer hoͤchst druͤkend fuͤhlbar, und neben dem viel zu niedrigen Stande unserer Schafzucht eines der groͤßten Hindernisse gegen das Emporkommen der Tuchfabrikation. Bayern bedarf dem amtlichen Berichte der Jury gemaͤß jaͤhrlich der Wolle von 4 1/2 Millionen Schafen, und haͤlt deren nur 1 1/2 Mill., obwohl es an den trefflichsten Schafweiden so reich ist, daß wuͤrtembergische Heerdenbesizer ihre Schafe nach Bayern auf die Weide schiken! Von unserem um so Vieles zu geringen Erzeugnisse an roher Wolle fuͤhren wir aber uͤberdieß noch jaͤhrlich gegen 8000 Centner aus, um dafuͤr jaͤhrlich wieder 1200 Cntr. Tuͤcher und gegen 3000 Cntr. anderer Wollenwaaren, die im Auslande zum Theil aus vaterlaͤndischer Wolle fabricirt worden, einzufuͤhren! Dieß mag genuͤgen, um zu zeigen, wie viel uns auch hier noch in landwirthschaftlicher und industrieller Beziehung zu thun uͤbrig ist. 4) Seidenspinnerei. Seidengespinnste aus fremder Seide bot die Ausstellung nicht; dagegen zeigten die inlaͤndischen filirten Seidenproben, und noch mehr die bei dem heurigen landwirthschaftlichen Oktoberfeste vorgelegten schoͤnen Rohseiden eine fortwaͤhrende gedeihliche Zunahme der Seidenzucht. Es erscheint uns dieß um so wichtiger, als wir zu der Ansicht hinneigen, daß die Seidenzeugfabrikation bei uns nur in dem Maaße Bestand gewinnen wird, als wir den Rohstoff selbst produciren. Zwekdienlich durfte es seyn, das Beispiel der Amerikaner zu befolgen, die damit begannen, sich aus ihrer inlaͤndischen Seide zuerst den Bedarf an Naͤhseide zu fabriciren, und die wenigstens in dieser Hinsicht dem Auslande bald nicht mehr zinsbar seyn werden. Daß auch wir dieß vollkommen koͤnnten, zeigte die von Ph. Oesterreicher gezwirnte inlaͤndische Naͤhseide. Die Seiden von dem Vereine in Regensburg, welche auf unserer Ausstellung zu sehen waren, unterschieden sich guͤnstig von jenen Rauch's in Baireuth, die leider in der Faͤrberei um ihr sonst schoͤnes Ansehen gebracht wurden. 5) Seilerei. Gar nichts war hierin ausgestellt worden, als eine Waschleine aus Nesselgarn und zwei Drechselsaiten ohne Knoten. 6) Lizen- und Bandweberei. In diesem wichtigen Industriezweige, der auf dem Lande leicht in Nebenstunden betrieben werden koͤnnte, wie dieß z.B. in manchen Gegenden Oesterreichs der Fall ist, beschikten nur 8 Weber die Ausstellung. Wir bemerkten hauptsaͤchlich Koͤper-, Lohr-, Zwilch-, Herrenhuter-Baͤnder, halbwollene und ganzwollene Baͤnder; eine Musterkarte der breiten, schwarzseidenen, fraͤnkischen Baͤnder; leinene, baumwollene, seidene Lizen, Schnuͤre und Nestel; ein baumwollenes Leitseil ohne Nath und einen Getreidesak ohne Nath. Willhalm von Kempten und Emmert von Marktstest waren auch dieß Mal die Ausgezeichnetsten. Besonders empfehlenswerth schienen uns die aus roher Seide erzeugten Hosentraͤger des Ph. Oesterreicher in Wertingen, die eines großen Beifalls gewiß seyn duͤrften, wenn der Erzeuger in Hinsicht auf Schnallen etc. mehr Eleganz in sein Fabrikat bringt. 7) Leinenweberei. Das Bild, welches die heurige Ausstellung in diesem Zweige bot, ließ einen angenehmeren Eindruk zuruͤk, und berechtigte zu einem erfreulicheren Blike in die Zukunft, als dieß im vergangenen Jahre der Fall war. Nicht bloß die Zahl der ausgestellten Fabrikate war namentlich an Leinwanden bedeutend groͤßer, sondern man bemerkte auch bei manchen Ausstellern einen ausgedehnteren und mehr fabrikmaͤßigen Betrieb und im Ganzen eine wirkliche Veredlung des Fabrikates, weßhalb denn auch der Beifall des beschauenden Publicums so groß war, daß der groͤßte Theil der ausgestellten Gegenstaͤnde angekauft wurde. Eine vollkommenere Bleiche, ein entsprechender Appret war das einzige, was zu wuͤnschen uͤbrig blieb, um auch den Anforderungen des Auslandes, wo die Waare ohne Appret nicht so beliebt ist, wie bei uns, Genuͤge zu leisten. Wir hoffen, daß der Vergleich, den mancher Weber auf dießjaͤhriger Ausstellung machen konnte, in ihm die Ueberzeugung hervorgerufen haben wird, daß es dieser aͤußeren Ausstattung allerdings bedarf, um seine in der That reelle Waare auch zu einem allwaͤrts currenten Handelsartikel zu machen. Wir wuͤnschen daher dem Unterdonaukreise eine solche Bleich- und Appreturanstalt, wie sie der Oberdonaukreis in jener des verdienten Hrn. Martini besizt; und wir warnen bei dieser Gelegenheit vor der Schnellbleiche der Leinen mit Chlor, die man den dortigen Webern in einer kleinen Broschuͤre so sehr empfahl. – Die bei der Ausstellung bemerkbaren Gegenstaͤnde waren gebleichte und ungebleichte Leinwande von allen Sorten, Saktuͤcher, Handtuͤcher, Tischzeuge, Damaste, Moͤbelzeuge, Kaffeetuͤcher, Gradl, mannigfache und schoͤne Leinendrills, Corsetzeuge, Segeltuch, Zwilch etc. Besonders erwaͤhnen muͤssen wir ein Stuͤk ungebleichte Leinwand aus Maschinengarn, von J. G. Kolb aus Baireuth eingesandt, welches ausgezeichnet genannt werden konnte. Abgesehen von einzelnen vortrefflichen Leinwandstuͤken, die verschiedene Weber zur Vorlage gebracht, fuͤhren wir hier als an der Spize stehend an, die Fabrikate von J. G. Krauß in Baireuth, F. S. Noͤbauer in Muͤnchen (der seit einem Jahre außerordentliche, wahrscheinlich durch Anschaffung eines Kunstwebestuhles bedingte Fortschritte machte), und Siller und Thurmwalder in Hafnerzell; ferner jene von M. Ries in Gern, der beiden Wimmer von Greifeneck und des C. Huber von Rosenheim. Die von Siller vorgelegten 162 mannigfachen Leinenzeuge zeugten von den schnellen Fortschritten, die der Unterdonaukreis in lezten Jahren in diesem Fabrikationszweige machte; man erkannte in ihnen sogleich das segenreiche Walten seines mit der Industrie so vertrauten Praͤsidenten, unseres gefeierten Hrn. v. Rudhart. Dieß Factum genuͤgt uns hier; ob Hrn. Siller die Verdienste des Fabrikanten oder jene des Verlegers gebuͤhren, woruͤber das Publicum so sehr in Streit gerieth, wird die Jury entscheiden; nur ein Paar Worte muͤssen wir jedoch noch beifuͤgen uͤber das an einem anderen Orte so gepriesene Institut der sogenannten Verleger, die, ohne das Risico des Fabrikanten zu tragen, den Gewinn des Producenten großen Theils und jenen des Kaufmannes ganz an sich ziehen. Ohne die Verdienste, die diese Maͤnner sich in einem Lande erwerben koͤnnen, wo es derzeit noch an Unternehmungsgeist fehlt, und wo die große Mehrzahl der Arbeiter auf dem Lande selbst ein Besizthum hat, und das Zusammensperren in Fabriken haßt, auch nur im Geringsten schmaͤlern zu wollen, geben wir doch auch zu bedenken, welche Bedruͤker und Aussauger solche Verleger werden, wenn sie, sey es aus Mangel an Speculanten, oder wegen gefesselter Concurrenz eine Art von Monopol an sich reißen. Wie wenig wahrer Vortheil fuͤr das Land und wie wenig Hebung der Industrie bei einer solchen Richtung dieses Institutes aus demselben erwachsen kann, davon lieferte uns z.B. unser Berchtesgaden einen Beweis. 8) Baumwollweberei. Schwer wird es hier bei unserem beschraͤnkten Raume die Leistungen der 73 dießjaͤhrigen Aussteller zu umfassen; auch nur einen allgemeinen Umriß des Ganges dieses ausgedehnten und hoͤchst wichtigen Fabrikationszweiges in unserem Vaterlande zu geben; und zu zeigen, auf welche Weise man bemuͤht ist, die 20,000 Cntr. rohes Baumwollgarn, die naͤchst 5000 Cntrn. gezwirnten und gefaͤrbten Garnes jaͤhrlich bei uns eingefuͤhrt werden, zu veredeln, und wie man strebt unsere Mehreinfuhr an Baumwollwaaren, die immer noch jaͤhrlich gegen 3000 Cntr. betraͤgt, herunter zu druͤken. Die Erfolge dieses Strebens lassen sich, ohne unserem Patriotismus auch nur im Geringsten Zwang anzuthun, nicht anders, als bedeutend und Beruhigung fuͤr die Zukunft einfloͤßend, darstellen. Denn wenn unsere Weber wegen Mangel an Kunstwebestuͤhlen auch durchaus noch nicht im Stande sind, unsere Kattundrukereien mit hinreichenden und bei gehoͤriger Qualitaͤt dennoch billigen Callico's zu versehen; wenn auch unsere Hamans, Cambrics, Shirtings, Perkale, Batiste, Musseline, Jaconnets und Molle derzeit weder den englischen, noch den schweizerischen, noch den saͤchsischen Fabrikaten dieser Art ganz gleichkommen; so hat sich doch in vielen anderen Gegenstaͤnden ein Aufschwung, eine Vervollkommnung im inneren Werthe sowohl, als im Apprete beurkundet, die uns in ihnen schon weit weniger vom Auslande abhaͤngig macht, und bei der wir sogar in einigen Stoffen auf auswaͤrtigen Markten mit Vortheil auftreten koͤnnen. Namentlich muͤssen wir hervorheben, daß sich in unserem Obermainkreise eine Industrie ausgebildet hat, die sich beinahe ebenbuͤrtig an die benachbarte saͤchsische und boͤhmische anschließt, und die man, zur allgemeinen Verstaͤndigung sey es bemerkt, in einem anderen Berichte analog einer darin vorkommenden erzgebirgigen Industrie vielleicht kuͤnftig mit dem Namen der fichtelgebirgigen belegt finden duͤrfte. Diese Concentrirung gewisser Fabrikationen scheint uns aus mannigfachen Ursachen fuͤr deren rasche und kraͤftige Entwikelung hoͤchst guͤnstig; und wir wuͤnschen nur, daß sich auch in unserem Oberdonaukreise, der zunaͤchst dem Obermainkreise am meisten in Baumwollwaaren arbeitet, eine solche heranbilden moͤge. Die ausgezeichnetsten und currentesten Artikel, die wir auf der Ausstellung bemerkten, bestanden außer den bereits oben genannten glatten weißen Zeugen in schoͤnen Baumwolldamasten, Tischzeugen, Bettzeugen, Barchenten, Gradls, Piqués, in guten und geschmakvollen Ginghams, in ebensolchen Bagdalinen, Brillantinen, Damasiennen, Bagdads, Valencias, in mannigfachen Kaffee- und Theetuͤchern, in anziehenden Moͤbel-, Parapluie-, Westen-, Mantels und Hosenzeugen, worunter die neuesten Muster von Drills, Lastings, Cords etc., in Schuͤrzen nach saͤchsischer Art, und besonders in Hals- und Kopftuͤchern, die einen sehr bedeutenden Absaz haben und in Hof, Muͤnchberg, Selbitz und Naila in erstaunlicher Menge erzeugt werden; endlich auch in Straminen, die nichts zu wuͤnschen uͤbrig ließen. Als die vorzuͤglichsten Aussteller glauben wir, ohne uͤbrigens irgend einem derselben nahe treten zu wollen, nennen zu duͤrfen: J. A. Kolb und J. G. Krauß, beide von Baireuth; Waͤchter und Lienhardt, Gebruͤder Gebhardt und Gebhardt und Sohn, saͤmmtlich von Hof; Fraaß und Comp. von Oberredwitz; P. Erhard, F. S. Noͤbauer und der Weberverein in Muͤnchen; ferner in zweiter Linie: A. Hitzler in Augsburg, Borger's Sohn von Naila, J. A. Herold in Gefrees, Trendel's Sohn in Kulmbach, Ruckdeschel und Schneider, beide von Muͤnchberg; J. E. Schaller und Schlott's Soͤhne, beide in Selbitz; endlich auch noch J. A. Langhans in Nuͤrnberg, C. Hagen in Hof, J. Geisl in Passau, A. Sandolz in Niedersonthofen. 9) Wollenweberei. Obwohl wir hier eine geringere Anzahl von Ausstellern, als im vergangenen Jahre, naͤmlich ihrer nur 55, zaͤhlten, so koͤnnen doch die Resultate der Ausstellung in Hinsicht auf den wichtigsten Theil dieser Fabrikation, naͤmlich in Hinsicht auf die Tuchfabrikation, im Ganzen als wesentlich guͤnstiger betrachtet werden. Von 32 Ausstellern sah man eine bedeutende Auswahl mittelfeiner und ganz ordinaͤrer Waare, welche sich groͤßten Theils bei billigen Preisen als ein reelles, an Wolle reiches Fabrikat bewahrte. Die Schur haͤtte hie und da etwas kuͤrzer seyn duͤrfen, und der Appret, der allerdings an mehreren Stuͤken sehr vollkommen war, ließ im Allgemeinen eine hoͤhere Stufe zu. Dieses Appretes sich zu befleißen ist heut zu Tage dringend nothwendig; 1) weil das Ausland nur dadurch einer an und fuͤr sich wenig gehaltvollen und daher auch sehr billigen Waare ein aͤußeres Ansehen gibt, welches sie im Handel weit beliebter macht, als dieß bei einer dem Wesen nach besseren, aber im Apprete unvollkommeneren Waare der Fall ist; und 2) weil man gegenwaͤrtig bei dem großen Wechsel der Mode weniger auf eine dauerhafte, als auf eine ins Auge fallende Kleidung sieht. Der englische Dampfappret schien uns noch nicht eingefuͤhrt. Die Farbe der ausgestellten Tuͤcher zeigte sich im Ganzen besser. als im vergangenen Jahre. Von ganz seinen Tuͤchern, die wenig Absaz finden, war nur sehr wenig zu bemerken. Neben den beruͤhmten Lobenhofer'schen Fabrikaten zeichneten sich jene von Lang und Henigst in Zweibruͤcken, jene der v. Utzschneider'schen Fabrik und jene von Roͤckenschuß in Muͤnchen aus; in zweiter Linie erwaͤhnen wir C. Wagner und Marx und Georg von St. Lambrecht; M. Zimmerman von Weißenburg, die beiden Korb und Caspari von Bischofsheim, Zenetti in Dillingen, J. C. Henneberg in Wuͤrzburg. Die Tuͤcher des koͤnigl. Strafarbeitshauses in Muͤnchen waren in ordinaͤrer Sorte ganz ausgezeichnet und von besonderer Guͤte; die Fabrikate der Actienmanufactur in Memmingen, die in reicher Auswahl vorlagen, zeigten sich gleichfalls vorzuͤglich. – Eine Probe blauen Casimirs war in diesem Fache Alles, was die Ausstellung bot. – Die Bibers, Castorinen und Moultons von 5 Fabrikanten, und namentlich von der Memminger Actienmanufactur in Memmingen entsprachen in Hinsicht auf innere Guͤte; ihre Preise waren jedoch zu hoch, als daß sie hoffen duͤrften neben den wohlfeilen Tuͤchern einen einiger Maßen bedeutenden Absaz zu erringen. – An Flanellen, die spaͤrlicher als im vergangenen Jahre aus dem Rezatkreise eingesandt wurden, bemerkten wir die Erzeugnisse von 10 Ausstellern, unter denen wir jene des G. F. Beyschlag von Noͤrdlingen und jene der Gluͤck's von Wassertruͤdingen hervorheben. Neben den mit Recht stark gesuchten Wollendeken unseres Strafarbeitshauses waren bloß die Fabrikate der beiden Braun von Noͤrdlingen zu finden. Die Noͤrdlinger Teppiche waren bis auf die Fabrikate J. B. Goschenhofer's und J. C. Wunsch's ganz ausgeblieben; dagegen muͤssen wir abermals berichten, daß J. Scherupp in Muͤnchen neue Fortschritte in der Fabrikation von Fuß- und Wagenteppichen beurkundete, so daß ihm bei einer groͤßeren Erweiterung seines Unternehmens nur eine schnelle Aneignung der neueren franzoͤsischen Muster zu wuͤnschen bleibt. – Von den uͤbrigen Wollenwaaren, die nicht bereits unter den Baumwollen-Fabrikaten begriffen, haben wir leider nur wenig zu berichten, indem nur ein einziger Aussteller Merinos, einer Camelotte, einer Beuteltuch und einer Westenzeuge eingesendet hatte. Ruͤhmlich erwaͤhnen muͤssen wir hier aber noch der Mantelzeuge des P. Erhard in Muͤnchen und des J. G. Kolb in Baireuth, die als sehr gelungene Leistungen zu betrachten waren. Erhard erfreut sich daher schon bedeutender Gunst, und haͤtte gewiß einen noch rascher steigenden Absaz zu erwarten, wenn er auf die Wahl der Farben und der Muster noch groͤßere Sorgfalt verwenden moͤchte. Ebendieß gilt von seinen Shawls, welche preiswuͤrdig genannt werden konnten, und neben denen sich noch ein Shawl von J. G. Fischer in Baireuth, und mehrere Shawls von dem emsigen M. Vogel in Muͤnchen auszeichneten. Lezterer sollte jedoch, wenn er ja seine Rechnung bei dieser Fabrikation findet, seinen fleißig gearbeiteten Fabrikaten etwas weniger Seide zusezen, und nur nach Vorlagen von reinem Geschmake und guter Farbenschattirung arbeiten. Uebrigens zweifeln wir sehr, daß wir in Fabrikaten von dem Preise der Vogel'schen bei dem gegenwaͤrtigen Zustande unserer Spinnerei die Concurrenz der Franzosen und des Orientes aushalten koͤnnen. 10) Seidenweberei. Die zur Ausstellung gebrachten Erzeugnisse waren Beweise, daß diese Fabrikation binnen Jahr und Tag stationaͤr geblieben. Wurz in Muͤnchen erzeugt fortwaͤhrend auf Bestellung gute schwere Seidenzeuge, und versucht sich auch in leichteren, die jedoch wegen des unvollkommenen Appretes den franzoͤsischen nicht an die Seite gestellt werden koͤnnen. Pelloux und Brentano in Lechhausen fabriciren immer noch eine Waare, die den gegenwaͤrtigen Beduͤrfnissen eines Theiles unseres Landvolkes und unserer Kirchen entspricht, und J. Langhans in Nuͤrnberg erhaͤlt sich gleichfalls in Thaͤtigkeit. Nur durch Foͤrderung der Seidenraupenzucht ist, wie es scheint, bei uns ein fabrikmaͤßiger Betrieb dieses Industriezweiges zu erzielen. 11) Strumpfwirkerarbeiten. Aus den zur Ausstellung gesendeten verschiedenen Struͤmpfen, Muͤzen, Jaken, Unterhosen, Unterroͤken etc. waͤre hoͤchstens ein Stillstand dieses Gewerbes bemerkbar gewesen. Gluͤklicher Weise ersieht man jedoch aus den Zollregistern ein schwaches Uebergewicht der Ausfuhr uͤber die Einfuhr. Immerhin genug Lob verdient es daher, wenn wir dem saͤchsischen Fleiße, der selbst schon den Englaͤnder auf manchem Markte verdraͤngte, noch nicht unterlegen sind. – Ein fuͤr unser Vaterland neues Fabrikat boten einige griechische Muͤzen des J. C. Wolf in Kempten dar, deren Erzeugung bei unseren Verbindungen mit Griechenland allerdings von Wichtigkeit werden koͤnnte. Die Walke und die Farbe ließen noch Vervollkommnung zu. 12) Spizenfabrikate. Wir bewunderten die muͤhevollen Arbeiten von 6 Spizenkloͤpplerinnen aus dem Landgerichte Hoͤchstadt. Die Ausdauer dieser unermuͤdlichen Leute in dem Ringen mit den Maschinen ist wirklich merkwuͤrdig, und um so auffallender, als unsere Mehreinfuhr an Spizen, Blonden und dergl. nach einem fuͤnfjaͤhrigen Durchschnitte in jedem Jahre an 32 Centner betraͤgt! 13) Strohflechterarbeiten waren nur in den tuͤchtigen und verbesserten Fabrikaten von Berger und Comp. in Pirmasens und von Franziska Kiefer in Oberlangenstadt zu sehen. Unser Lindenberg hatte sich abermals ausgeschlossen, obwohl wir es großen Theils ihm zu verdanken haben, daß wir in den lezten 5 Jahren gegen 1000 Cntr. Strohflechterarbeiten mehr aus- als einfuͤhrten. 14) Modewaaren. Stikereien auf Stramin bildeten die große Mehrzahl der 24 hieher gehoͤrigen Nummern, die wir bemerkten; einige derselben waren sowohl in Hinsicht auf Zeichnung, als Schattirung so gelungen, daß sie einen sehr angenehmen Eindruk machten. Die kuͤnstlichen Blumen mehrerer Ausstellerinnen kamen den franzoͤsischen nicht gleich; dagegen zeichneten sich unter mehreren Blumen- und Fruͤchtestuͤken aus Wachs sehr vortheilhaft jene des Anton Sieber von Augsburg aus. VI. Erzeugnisse der chemischen Kuͤnste. 1) Chemische Waarenfabriken. Bei der etwas stiefmuͤtterlichen Behandlung dieser Fabrikate in Hinsicht auf den ihnen gegoͤnnten Raum ist es uns unmoͤglich in die Details der von 16 Ausstellern gelieferten Producte einzugehen; daher nur eine kurze Andeutung. – Scheidgold und gekoͤrntes Scheidsilber mit Kupfer- und Eisenvitriol hatte das koͤnigl. Hauptmuͤnzamt geliefert; das Huͤttenwerk Bodenmais zeichnete sich durch Glaubersalz, Alaun, Kupfer- und Eisenvitriol aus. Fickentscher beschraͤnkte sich dieß Mal auf Proben von trokenem und aufgeloͤstem Fuchs'schen Wasserglase, denen jedoch kein Preis beigesezt war, so daß sich leider nicht abnehmen ließ, was Fickentscher zur Verbreitung der technischen Anwendbarkeit dieser Erfindung unseres gefeierten Hofraths Fuchs beigetragen. Pruͤckner von Hof lieferte Kleesaͤure, Essigsaure, kohlensaures Natron, Aeznatron, Zinnsalz, welche er saͤmmtlich als chemisch rein bezeichnete. Gleichen Anspruch machten die chemischen Producte von Strauch in Augsburg. Adam von Hemhofen hatte eine schoͤne Krystallisation von blausaurem Kali eingesendet. An Farbwaaren waren besonders ausgezeichnet die herrlichen Lake von M. Huber in Haidhausen; das feurige Pariser- und Berlinerblau, so wie die Lake der Bruͤder Muͤller von Birnbaum; die Farbmuster der beruͤhmten Fabrik des W. Sattler in Schweinfurt, neben denen wir noch die Farbwaaren von Gademann und Comp. und F. W. Wolff ebendaher anfuͤhren; die Bleiweiße von Weinmann in Muͤnchen, und die ruͤhmlich bekannten verschiedenen Schwaͤrzen von Aufschlaͤger in Muͤnchen. 2) Zukersiederei. Die Zukerraffinerie hat bei uns in lezter Zeit Fortschritte gemacht, wie man sich dieselben kaum erwartet haben duͤrfte. Die von Sattler und Comp. in Schweinfurt und von J. G. Kispert in Reuti eingesendeten Musterbrode lieferten den Beweis hiefuͤr; so wie andererseits bekannt ist, daß diese beiden Fabriken bereits einen großen Theil unserer Kaufleute und Kraͤmer mit ihrem Bedarfe versehen. Dagegen koͤnnen wir leider von dem Aufbluͤhen der unseren Landesverhaͤltnissen so angemessenen Ruͤnkelruͤben-Zukerfabrikation keine Meldung machen. Nur Sattler sandte Proben von Ruͤbenzuker; v. Utzschneider's Fabrikate vermißten wir, obschon dieser fuͤr Bayerns Wohl unermuͤdliche Mann sich durch die Unempfaͤnglichkeit des Bayern fuͤr Neuerungen, waͤren sie auch noch so nuͤzlich, nicht abschreken laͤßt. Waͤhrend man anderwaͤrts uͤber die maͤchtigen Fortschritte dieser Fabrikation staunt; waͤhrend der bisherige Zukerfabrikant in den Colonien daruͤber mit groͤßter Besorgniß erfuͤllt wird, haͤlt die große Masse unserer Oekonomen die Sache noch fuͤr ein leeres Project! Ein trauriges Bild der niederen Stufe, auf der unsere Landwirthschaft steht! 3) Staͤrkemacherei. Kein Staͤubchen zeigte die Ausstellung von einem Fabrikate, wovon wir jaͤhrlich gegen 3000 Cntr. ausfuͤhren. Nur ein Muster von Staͤrkmehl aus Roßkastanien lag vor. 4) Leimsiederei. Drei dem aͤußeren Aussehen nach gute Fabrikate waren auch hier leider der ganze Vorrath, obschon wir nicht unbedeutende Quantitaͤten Leim ausfuͤhren und eine noch weit groͤßere Menge davon erzeugen koͤnnten. 5) Seifen- und Kerzenfabrikation. Außer zwei Paketen Seife und zwei Wachskerzen war hier nichts aufzufinden. Wenn schon bei dem erbaͤrmlichen Zustande unserer Seifensiederei in 5 Jahren an Seifensiederwaaren eine Mehrausfuhr von 10,000 Cntr. Statt finden konnte, so mag man abnehmen, was geleistet werden koͤnnte, wenn in diesem Gewerbe nur auch einige chemische Kenntnisse allgemeiner verbreitet waͤren. 6) Papierfabrikation. Hier endlich gestaltet sich das Bild unserer Industrie wieder guͤnstiger. Denn ungeachtet von Bayerns Papierfabrikanten bisher nur ein einziger mit den neueren Maschinen arbeitet, so scheint doch deren Betrieb außerordentlich an Umschwung gewonnen zu haben, indem in den lezten Jahren unsere Mehrausfuhr an ungefaͤrbtem Papier auf 12,000 Cntr. stieg, waͤhrend sie noch im Jahre 1828/29 auf 1500 Cntr. beschraͤnkt war. Von den Leistungen der einzelnen der 26 Aussteller koͤnnen wir leider, obschon mehrere derselben dem Kataloge gemaͤß große Sortimente boten, nichts melden; die Art. der Ausstellung war hier so ungluͤklich gewaͤhlt, daß man beinahe nur die Raͤnder der Papiere zu Gesicht bekam. Nur die schoͤnen Fabrikate von Loͤdel und Merkel in Nuͤrnberg konnten wir besehen, und diese waren saͤmmtlich in feinen Papieren als ausgezeichnet zu betrachten. An Fabrikaten aus Lumpensurrogaten fanden wir, obgleich auch bei uns schon der Mangel an Lumpen fuͤhlbar zu werden anfaͤngt, nur ein Papier aus dem Blasenstrauche. Bei der ungeheueren Menge Schilf, womit manche Gegenden unseres Vaterlandes uͤberdekt sind, duͤrfte sich doch vielleicht einer unserer Fabrikanten in der Erzeugung von chinesischem Papiere, dessen unsere Lithographen in bedeutender Menge beduͤrfen, versuchen. – An Pappendekel und Preßspaͤnen waren gute und schoͤne Fabrikate zu finden, besonders jene von J. Roͤther in Hardenburg. – Pergamentpapier, dessen die Etuimacher in Menge beduͤrfen, hatte M. Lauchheimer von Schopfloch eingesendet. Die sogenannten Lakpapiere von Auernheimer in Regensburg kamen uns nicht zu Gesicht; dagegen weideten wir uns an dem Anblike der Buntpapiere, die zugaͤnglicher waren, und deren wir jaͤhrlich gegen 1800 Cntr. ausfuͤhren. W. Dessauer von Aschaffenburg hatte sich leider ausgeschlossen; seine Stelle nahmen die HH. Maffei und Erich von Muͤnchen ein, die wirklich Unuͤbertreffliches leisteten, und in ihrer Fabrik alle mit ihrem Industriezweige in Zusammenhang stehenden Gewerbe vereinen. Die Papiere von F. Lodter in Augsburg waren gutes billiges Fabrikat; die großen Musterkarten ordinaͤrer bunter Papiere, besonders Kattunpapiere von Ch. Schleich in Schwabach und Zertochelly in Fuͤrth, lieferten einen Beweis fuͤr die Ausdehnung des Absazes dieses Fabrikats. Endlich koͤnnen die gepreßten und bunten Papiere von Schoͤnecker und Comp. in Wuͤrzburg, die zum Theil in dem dortigen Strafarbeitshause fabricirt werden, und deren Anblik in einer reichen Musterkarte wahrlich entzuͤkte, nicht genug hervorgehoben werden. – An Spielkarten lagen bloß die Erzeugnisse eines einzigen Fabrikanten in Nuͤrnberg vor, und diese ließen Manches zu wuͤnschen, namentlich in der Zeichnung und im Colorite. 7) Bleicherei. Vier Bleichinhaber aus dem Oberdonaukreise haben dieß Mal gebleichte Waaren zur Ausstellung geliefert, naͤmlich: die HH. v. Froͤlich und Comp. in Augsburg gebleichte Baumwollengewebe, Er. Knaͤule von Unterguͤnzburg gebleichte Leinwande, Clemens Martini in Haunstetten bei Augsburg gebleichte Baumwollen- und Leinengewebe, wie Schirting, Madapollami u.s.w., und Schoͤppler und Hartmann in Augsburg gebleichte Baumwollengewebe als Cambric moiré, Jaconnet, Organtin, Schirtings, Madapolani, von beiden leztern Ausstellern als Kaufmannsgut sehr vortrefflich ausgeruͤstet. 8) Faͤrberei. Gegenstaͤnde der eigentlichen Faͤrberei lieferten sechs Aussteller, naͤmlich Ant. Baader in Friedberg verschieden gefaͤrbte seidenkattunene Saktuͤcher, Friedmann Gradmann in Augsburg gefaͤrbte Seide in 25 verschiedenfarbigen Nuancen, welche den Meister der Faͤrbekunst beurkunden, Basil Humer in Legau gefaͤrbte und gedrukte Baumwollen- und Leinenwaare, deßgleichen J. Ev. Frenholzer in Straubing, mehrere Proben gefaͤrbtes Baumwollengarn in verschiedenen Farbennuͤancen und Ad. Voͤlker in Alzenau Proben gefaͤrbter Wolle und gedruktes Baumwollenzeug. Einen erfolgreichen Aufschwung der Faͤrberei haben wir erst durch rege Theilnahme dieser zahlreichen Gewerbsklasse, von deren Kunst der Absaz der Gespinnste und Gewebe großen Theils abhaͤngig ist, an unseren Gewerbsschulen zu erwarten. 9) Drukereien. In diesem wichtigen vaterlaͤndischen Industriezweige traten dieß Mal nur die drei Augsburger Fabrikbesizer auf, naͤmlich die HH. Dingler und Comp., Chr. v. Froͤlich und Comp. und Schoͤppler und Hartmann. Wir verweisen uͤber diesen Industriezweig auf unseren vorjaͤhrigen Bericht, dem wir bloß zusezen, daß das Streben nach moͤglichst groͤßerer Vollkommenheit unverkennbar durch die in beilaͤufig 200 Stuͤken ausgestellten Drukfabrikate beurkundet wurde. 10) Tapetenfabrikation. Ein mir den Tapeten des Hrn. W. Sattler in Schweinfurt trefflich ausgeschmuͤkter Saal lieferte einen neuen Beweis der fortgesezten erfolgreichen Bemuͤhungen dieses vielseitig thaͤtigen Mannes. 11) Wachstuchfabrikation. In diesem Fache bewaͤhrten die Fabrikate des Val. Weber von Haunstetten bei Augsburg neuerdings ihren ausgebreiteten Ruf: neben ihnen bemerkten wir jene des J. L. Hoͤpfel in Bamberg und des Hr. Ad. Seltenhorn in Muͤnchen. Unter lezteren fielen uns besonders die Abdruͤke von Steinstichen auf weißem Wachstuche, Plane und Landkarten vorstellend, vortheilhaft auf; uͤberhaupt muß die Mannigfaltigkeit, die Seltenhorn der Anwendung seines Fabrikates zu geben trachtet, ruͤhmlich anerkannt werden. 12) Gerberei. Die Einsendungen von 23 Ausstellern zeigten keine wesentlichen Fortschritte in dieser fuͤr uns so hoͤchst wichtigen Fabrikation, der es leider noch an einer hinreichenden Menge wohlfeilen, im Lande selbst gewonnenen Gerbestoffes fehlt. Bei einer Mehrausfuhr an Roth- und Mißgerberleder, welche sich in 5 Jahren auf 31,000 Cntr. belief; und bei einer Mehreinfuhr an rohen Haͤuten, die sich in 5 Jahren auf beilaͤufig 14,000 Cntr. berechnete, fuͤhrten wir selbst dennoch in derselben Zeit gegen 32,800 Cntr. roher Haͤute aus. Es ist dieß um so mehr zu beruͤksichtigen, als die Ausfuhr roher Haͤute in groͤßerem Verhaͤltnisse im Steigen ist, als die Ausfuhr an Leder. Wie sehr es demnach im Interesse der Staatsverwaltung ist, durch ihre Forstbeamten auf die Herstellung ausgedehnterer Schaͤl-Eichenwaldungen hinarbeiten zu lassen, und wie guͤnstig ein durch verbesserte Landwirthschaft herbeigefuͤhrter groͤßerer Viehbestand auch auf die Gerberei zuruͤk wirken wuͤrde, erhellt von selbst. – Von den Leistungen der Einzelnen koͤnnen wir hier leider gar keine Rechenschaft geben, da die ausgestellten Leder zu chaotisch durch einander lagen, und uns auch uͤber den bei deren Fabrikation befolgten Proceß keine Nachweisungen bekannt wurden. Wir bemerken daher nur, daß wir Sohlhaͤute beinahe ganz vermißten, und daß wir uͤber die Anwendung von Eichenrindensurrogaten nur so viel erfuhren, daß ein Paar Kalbfelle mit Tannenzapfen und mit Preißelbeerkraut gegerbt worden. – An Saffian zeichnete sich auch Heuer wieder Hr. Deninger von Wuͤrzburg aus; so wie sich die lakirten Kalbfelle unseres Priegel von Augsburg abermals des groͤßten Beifalles erfreuten. An Pergamenten hatte nur Koͤstler jun. in Muͤnchen einige gute Haͤute ausgestellt. An Darmsaiten endlich war nichts Erhebliches bemerkbar. 13) Pech- und Siegellakfabrikation. Ein Stuͤk Colophonium repraͤsentirte das ganze Pechlergewerbe, welches bei uns noch außerordentlich weit zuruͤk ist. Wenige duͤrften wissen, daß Bayern in 5 Jahren 61,716 Cntr. rohes und gelaͤutertes Pech einfuͤhrte! – Die Siegellake von Elise Jung in Muͤnchen waren billig und schienen gut, obwohl den franzoͤsischen und englischen nachstehend. Auch Geist von Nuͤrnberg hatte Siegellak gesendet. 14) Parfuͤmeriewaaren. Auf das Unangenehmste uͤberraschte an diesen der beinahe gaͤnzliche Mangel an Zierlichkeit und Eleganz, auf welche es doch gerade hier so sehr ankommt. Der innere Gehalt schien den Mangel im Aeußeren uͤberdieß nicht zu ersezen; denn Truͤbheit, dike, mannigfach gefaͤrbte Bodensaͤze waren in mehreren Flaschchen eher Ekel erregend, als zum Gebrauche anreizend. Zahl der Aussteller 5. VII. Erzeugnisse der oͤkonomischen Kuͤnste. 1) Mehlige Producte. Die Vorwuͤrfe, die wir unseren Landsleuten, und namentlich jenen im Isarkreise uͤber die wirklich erstaunliche Vernachlaͤssigung der Muͤllerei machten, muͤssen wir in diesem Jahre aus neu geschoͤpfter Ueberzeugung wiederholen. Wir sehen nun gegenwaͤrtig bei dem enger gezogenen Zunftzwange auch wirklich kein anderes Mittel zur Hebung dieses Gewerbes, auf welchem ein großer Theil der kuͤnftigen Wohlfahrt unseres Vaterlandes beruht, als die Ausschreibung nahmhafter Preise fuͤr Einfuͤhrung der neueren Verbesserungen an den Muͤhlen. Das Departement des Oberrheines hierin an demselben Uebel leidend wie wir, hat dieses Mittel neuerlich mit Vortheil in Anwendung gebracht. Zur Unterstuͤzung unserer Vorwuͤrfe erwaͤhnen wir nur noch, daß Bayern in 5 Jahren 32,645 Cntr. Mehl einfuͤhrte; und daß unsere Mehlausfuhr unseres Getreidereichthumes ungeachtet in derselben Zeit nur 139,223 Cntr. betrug. – Unsere Ausstellung bot nur zwei Mehl-, ein Gries- und einige Rollgerstenmuster, huͤbsche Proben von Kartoffelsago von Vogeno in Neustadt, mehrere Schachteln Oblaten, und etwas Ulmerbrod. Von Zukerbaͤker-, Lebkuͤchner- und Chocolademacher-Erzeugnissen sahen wir gar nichts. 2) Tabak. Die großen bayerischen Tabakkoryphaͤen hatten sich saͤmmtlich von der Ausstellung entfernt gehalten. Anstatt daher von den Fabrikaten der in diesem Jahre bemerkbaren 4 Aussteller zu sprechen, wollen wir unseren Lesern lieber sagen, daß Bayerns Einfuhr an rohem und verarbeitetem Tabake aller Art vom Jahr 1828/29 bis zum Jahr 1832/33 218,392 Cntr. betrug, waͤhrend die Ausfuhr sich zu 136,908 Cntr. berechnete. 3) Oehle. Reps-, Lein-, Mohn- und Buͤcheloͤhl, in rohem und raffinirtem Zustande ward nur von 3 Ausstellern in verschlossenen Flaschen eingesendet. Große Aufmunterung bedarf der Landwirth noch im Baue von Oehlsamen; namentlich gilt dieß von dem Repsbaue, der in manchen Gegenden nur wegen der Zehentstreitigkeiten, zu denen er Anlaß gab, nicht in Aufnahme kommen kann. –––––––––– Wir glauben hiemit unseren Lesern den Beweis geliefert zu haben, fuͤr das was wir in der Einleitung uͤber das wachsende Interesse, welches unsere Gewerbetreibenden im Allgemeinen an der Industrieausstellung genommen, und uͤber die Fortschritte, die sie bei dieser Gelegenheit zeigten, gesagt hatten. Die Zahl der Aussteller, welche sich dem Kataloge mit seinen beiden Nachtraͤgen gemaͤß auf 937 belief, ergab im Vergleiche mit dem vorigen Jahre, nach Abzug der Vorlage der Schulen, die damals mitgezaͤhlt waren, ein Mehr von 221. Auf den Isarkreis kamen 246, auf den Oberdonau- 190, den Unterdonau- 83, den Rezat- 163, den Regen- 60, den Obermain- 118, den Untermain- 63 und den Rheinkreis 14. Auf die Anordnung der zur Ausstellung gebrachten Gegenstaͤnde war von Seite der Jury so viele Muͤhe und Sorgfalt verwendet worden, und das Ganze gewaͤhrte deßhalb einen so angenehmen und uͤberraschenden Eindruk, daß auch wir mit Vergnuͤgen in die allgemeine Stimme des Dankes fuͤr deren Leistungen und Aufopferungen einstimmen. Die einzelnen Ruͤgen, zu denen wir in unserem Berichte Anlaß fanden; das Unangenehme, welches daraus erwuchs, daß hie und da das Zwekmaͤßige dem Zierlichen untergeordnet, und manches zur Decoration verwendete Fabrikat der eigentlichen Beschauung entzogen ward; die scheinbare Zuruͤksezung mancher in industrieller Hinsicht nicht unwichtiger, fuͤr das Auge aber weniger anziehender Gegenstaͤnde, die Taͤuschung, die man nicht selten erfuhr, wenn man die oft schwer leserlichen Nummern der ausgestellten Gegenstaͤnde mit dem Kataloge verglich; die Unmoͤglichkeit einer naͤheren Untersuchung, weil nicht immer Jemand vorhanden war, der sie haͤtte gestatten oder allenfallsige Aufschluͤsse geben koͤnnen; der unangenehme Eindruk, den die große Anzahl der fuͤr noͤthig erachteten Gensdarmen machte; die etwas barschen Zurufe dieser Leute, wenn man auch nur eine Musterkarte durchblaͤttern wollte: Alles dieß verschwand vor dem großen Verdienste der Jury, an das man bei jedem Blike in die eben so geschmakvoll, als festlich geschmuͤkten Saͤle erinnert wurde. Die gemachten Erfahrungen werden uͤberdieß in Zukunft noch manchen Maͤngeln aus das Sicherste steuern: besonders wenn man sich entschließt sich uͤber dieß oder jenes vorher mit denen zu benehmen, die am meisten dabei betheiligt sind. Moͤge die Jury nun noch durch baldige Erstattung ihres Berichtes und Verkuͤndung ihres Unheiles, wie im vergangenen Jahre, so auch in diesem, ihren Verdiensten die Krone aufsezen! Auf dieses Urtheil verweisen wir jene, die sich in unserem Berichte fuͤr uͤbergangen oder nicht gehoͤrig erwaͤhnt halten duͤrften; da wir unsererseits nur eine Darstellung des Umrisses, den die verschiedenen Industriezweige bei der Ausstellung erkennen ließen, beabsichtigen konnten. Fuͤr unsere Pflicht halten wir es hier am Schlusse auch noch einer anderen Ausstellung zu erwaͤhnen, die zugleich mit der Industrieausstellung, aber in einem gesonderten Locale Statt fand. Diese umfaßte naͤmlich die auf allerhoͤchste Verordnung von 2 polytechnischen Schulen, 25 landwirtschaftlichen und Gewerbsschulen, 7 Schullehrerseminarien und 300 Volksschulen eingesendeten Probezeichnungen, und lieferte einen schoͤnen Beweis, daß die meisten jener hochwichtigen technischen Institute, deren Begruͤndung Bayern hauptsaͤchlich dem Walten seines durchlauchtigen Ministers des Inneren verdankt, wirklich und kraͤftig ins Leben getreten sind; und daß unseren Volksschulen mit Erfolg neben dem philologischen und moralischen Wirkungskreise auch noch eine tief eingreifende praktische Basis gegeben worden ist. Die ausgestellten Zeichnungen uͤberzeugten, daß diese neue Bahn von einem großen Theile der zu unterrichtenden Jugend auf eine Weise eingeschlagen worden ist, von der wir nicht nur eine allmaͤhliche Heranbildung tuͤchtiger, ihrer selbst bewußter, und dem kuͤnftigen industriellen Umschwunge mehr gewachsener Gewerbsleute, sondern auch eine Verminderung des großen Haufens mittelmaͤßiger Studenten und kuͤnftiger am Marke des Staates saugender Schreiber zu erwarten haben. Die Zahl der Concurrenten belief sich, wenn wir nicht irren, saͤmmtliche Schulen zusammengenommen, auf 6385, wovon auf den Oberdonaukreis allein 1909 kamen. Ueberhaupt bemerkte man an den Einsendungen dieses Kreises, daß sein fruͤherer durchlauchtiger Praͤsident hier schon vorbereitet hatte, was er spaͤter so wohlthaͤtig uͤber den ganzen Staat verbreitete. Auf 8016 vorgelegte Proben von Linearzeichnungen kamen 6605 Ornamentenzeichnungen und 7738 freie Handzeichnungen. Die Leistungen der polytechnischen Schulen entsprachen der hohen Stufe, auf der diese stehen sollen; jene der Handwerksfeiertagsschulen waren besonders in Muͤnchen ausgezeichnet zu nennen; und ebendieß gilt im Ganzen von den Kreislandwirthschafts- und Gewerbsschulen. An den aus den Schullehrerseminarien hervorgegangenen Zeichnungen haͤtten wir eine mehr praktische Tendenz gewuͤnscht, damit in Zukunft auch in den Volksschulen die Linearzeichnung und die aus dieser vorzuͤglich erwachsende allgemeinere Verbreitung technischer Intelligenz noch mehr emporkomme, als dieß bisher, wo es gar oft an entsprechenden Lehrern fehlte, moͤglich war. Die im Schooße der allerhoͤchsten Verwaltung bei Gelegenheit dieser Ausstellung mit den einberufenen Vorstaͤnden gepflogenen Berathungen lassen uͤbrigens eine baldige Beseitigung der noch bemerkbaren und bei jedem ersten Beginnen unvermeidlichen Maͤngel hoffen. Wenn daher die Industrieausstellung einerseits unverkennbar ein seit Jahr und Tag nicht unmerkliches Emporbluͤhen der vaterlaͤndischen Gewerbsthaͤtigkeit in den meisten ihrer Zweige bewies, so offenbarte die als deren Complement zu betrachtende Ausstellung der Producte des der Jugend eingepflanzten praktischen und kuͤnstlerischen Sinnes andererseits ein noch weit genuͤgenderes und fuͤr den Vaterlandsfreund innig erfreuliches Bild unserer industriellen Zukunft. Welch schoͤneren Lohn konnte der durchlauchtige Fuͤrst an der Spize der Verwaltung fuͤr die rastlose Sorge, die er der steigenden Ausbildung unserer Bevoͤlkerung und der Foͤrderung der materiellen Interessen widmet, ernten? Welche schoͤnere Feier konnte unserem erhabenen Monarchen gerade in diesem Jahre bereitet werden, als das Fest der neuen Vermaͤhlung seiner Nation mit der Kunst und der Industrie? Und dieses Fest selbst, war es nicht abermals die Frucht des schoͤpferischen und erhaltenden Geistes unseres Ludwig und seiner unversiegbaren Liebe fuͤr sein treues Volk? Heil und Dank unserem Koͤnige!